Als ich vorige Woche von der Bibliothek der ungelesenen Bücher nach Hause gekommen bin, habe ich vom Tag der offenen Tür an der Hochschule für angewandte Kunst gelesen. In der Sendung „Schon gehört“ wird auch immer darauf hingewiesen, ich war aber noch nie dort, weil ich mir meine Zeit einteilen muß. Aber diesmal schaute ich nach, ob es etwas zum Studium der Sprachkunst gab und fand im Internet den Hinweis, daß um 15 Uhr Robert Schindel den Lehrgang vorstellt und anschließend die Studierenden ihre im Semester entstandenen Texte lesen.
Bei der Macht.Geld.Literatur? Diskussion habe ich ja meinen Unmut geäußert, daß von den 345 Bewerbern nur 16, heute habe ich gehört, es wären 347 gewesen, aufgenommen wurden, worauf ich mit Marietta Böning ins Gespräch kam, die an der Stabsstelle für Pressearbeit tätig ist. Sie hat gemeint, daß wir uns treffen könnten und so habe ich sie angerufen und sie im Hauptgebäude auch gleich gefunden. Sie war nur im Streß, weil sie die Studenten herumführen mußte, die dann aber in der Vorlesung über Design hängen blieben. Es gab einen Infotisch mit Glückskeksen und jede Menge Material und viele junge Leute, die sich für das, was an der Hochschule passiert, interessierten. Ich war mit Marietta Böning bei der Demonstration einiger Diplomarbeiten und da ging es nicht nur, um visuelle Poesie sondern auch darum, durch künstlerische Filme, die Leute vom unnötigen Stromverbrauch abzuhalten und die Stiegl Braukunst-Edition 2009 „Born to the wild“ gab es auch am Infotisch.
Um drei ging ich zur Vorderen Zollamtsstraße und wurde dabei von einer jungen Frau im schwarzen Kleid überholt, die sich als die Studierende Rhea Kromarova entpuppte, die später ihre Texte las. Oben sah ich gleich Gustav Ernst und Robert Schindel und erzählte ersterem, daß ich seine „Helden der Kunst“ im Literaturgeflüster besprochen habe und diskutierte mit ihm, wen ich dabei erkennen hätte sollen. Er hat mir das neue Kolik geschenkt, Texte der Studierenden sind noch nicht drinnen. Es lasen Jan Braun, Elisabeth Mundt und Rhea Kromarova, drei andere waren noch im Publikum, die einzige mir bisher bekannte, Sandra Gugic, habe ich nicht gesehen. Robert Schindel stellte den Lehrgang und die Lehrer vor, Doron Rabinovici wird im nächsten Semester neu dabei sein, Lydia Mischkulnig, ist neben Ferdinand Schmatz und Sabine Scholl ebenfalls dabei und erzählte, daß der Lehrgang nach dem Leipziger Vorbild geplant wurde. Die Studenten sollen in allen Stilen schreiben lernen und dadurch ihre eigene Stärken finden.
Die vorgelesenen Texte waren Beispiele, so hat Rhea Kromarova ihre Übung: Angst zu beschreiben ohne das Wort zu erwähnen „Durch dünne Luft“ gelesen.
Jan Braun las drei drei kurze Texte und Elisabeth Mundt die „Verschwundene“, die bei Robert Schindel entstanden ist.
Nachher gab es eine Diskussion die mit der Frage begann, ob dadurch eine Wiener Schule entsteht? Was Robert Schindel energisch bestritt, eine junge Frau fragte, wie die Studenten zufrieden sind und da sagte eine der Studierenden, daß sie in dem einen Semester mehr gelernt hat, als vorher bei drei Jahre Theaterwissenschaft, weil es natürlich toll ist, daß sich sechs bekannte Schriftsteller um sechzen Studenten kümmern, auch wenn man, wie Robert Schindel erwähnte, keine Garantie auf den Nobelpreis hat und die Bewerber bei der zweiten Aufnahmephase, wo von den dreihundert vierzig ausgewählt werden, nicht nur vor Ort einen Text schreiben, sondern auch nach ihrer Stabilität ausgesucht werden, denn nur Senisiblität ist es auch nicht. Ob ein solcher Lehrgang wirklich Sinn macht, bin ich mir nicht ganz sicher und natürlich sollten das alle können, die das wollen. Man kann sich aber jedes Jahr bewerben, bis zu fünfunddreißigmal. Altersbegrenzung gibt es keine, die Frage nach der Überqualifierung, die sich im Herbst ergeben hat, wurde nicht besprochen und es wird wieder öffentliche Lesungen und auch Publikationen geben.
Danach hat hat es gepasst in die alte Schmiede zu der Reihe „Zeit-Spiegel – europäische Boheme und die Auflösung kollektiver Identität“ zu gehen, wo Walter Grond seinen Roman „Der gelbe Divan“ vorgestellt hat, denn Walter Grond hat sich auch mit den neuen Formen des Erzählens auseinandergesetzt und das Read me Portal mitbegründet. Ich kenne ihn von einigen Diskussionen und so habe ich mich dafür entschieden, obwohl in der Szene Margareten Edith Kneifls Margareten-Krimi vorgestellt wurde.
„Der gelbe Divan“, der von Andreas Puff-Trojan eingeleitet wurde, ist ein sehr kompliziertes Werk. Fünf Jahre hat der Autor daran gearbeitet und es ist, wie er erwähnte, ein Roman in dem er die Zeit in der wir leben, beschreiben wollte. So geht es, sowohl um das Konsumieren, als auch um Globalisierung, den Orient und den Okzident, die französische Revolution, den Kaptialismus und die Kriegsführung, an Hand des Journalisten Paul Clement, der mit seinen Kindern Kleopatra und Rafael lebt und im gelben Divan sitzt, während sie seine Ex-Frau Bele, von der er später ein drittes Kind bekommt, in die Schule bringt, um den Bericht von der Orientreise Gustav Flaubert von 1849-1851 zu studieren, während der Schriftsteller Johann Selbstmord begangen hat…
Das sind nur einige Themen des monomentalen Werkes, sowohl der Autor, als auch Andreas Puff-Trojan boten noch unzählige Aspekte dazu an, obwohl Walter Grond immer wieder zwischendurch betonte, es ist gar nicht so kompliziert.
Zwei der vielen Fragen wären, was passiert, wenn das Volk, die Demokratie und der Leser die Literatur abschaffen will?
Letzteres wird sich wohl von selber klären, so waren beispielsweise nur wenige Leute in der alten Schmiede. Kurt Neumann deutete in der Einleitung an, daß die Rezensenten in unserer schnelllebigen Zeit von dem komplexen Werk überfordert waren, so daß ich fürchten würde, daß sich nicht viele Leser, die Zeit nehmen, dem komplexen Zeitroman auf die Spur zu kommen.
2010-01-28
Vom Open House zu Walter Grond
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