Literaturgefluester

2010-02-07

Farbe der Angst

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:09

Die Heldin von Corinna Antelmanns Roman „Die Farbe der Angst“, dem zweiten Buch aus dem Resistenz Weihnachtspäckchen, ist die in Hamburg lebende, bald dreißigjährige Drehbuchautorin Dana Kowalsky, der von ihrem Fernsehredakteur schon wieder einmal ein Treatment abgelehnt wird, weil dessen Vorstellung für die Vorabendserie, das „Wahnsinnig innovative Konzept“ ist, während Dana dieses nur für idiotisch hält, so stürzt sie auf das Klo, kotzt in die Muschel und entdeckt an ihrem Hals eine Hautveränderung in der Farbe Lila und der Strudel von Angst und Wahnsinn in ihrem Leben beginnt.
Sie läuft in die Wohnung, wo sie mit ihrem Lebensabschnittspartner Jan, einem erfolgreichen Architekten lebt und erlebt an ihm ihre eigene Erfolglosigkeit, fährt Tags drauf zu ihren Eltern, die sie einmal im Monat besucht, da das gerade soviel ist, um sie auszuhalten und auch etwas Geld zu bekommen, damit sie Jan nicht mit ihren Extrawünschen belästigen muß. Auch da flüchtet sie sogleich, da die Eltern, gepflegt wie immer, sie nur nach ihrer Karriere und ihrem Einkommen fragen, obwohl sich die Fabe Lila auf ihrem Hals inzwischen weiter ausgebreitet hat.
So geht Dana in die Praxis von Dr. Kammer und flüchtet auch aus dieser, als der Hausarzt das Potential moderner Diagnostik ausschöpfen will, um etwas Bösartiges auszuschließen.
Ab da beginnt die Angst vor dem Tod und die Erfolglosigkeit spielt vorerst auch noch ihre Rolle. Dana rennt und flüchtet, zuerst in das Cafe Feschak, ihres schwulen Schulfreundes Lukas, um dort an einem Tratment zu schreiben, das Lukas aber nicht gefällt. So geht sie zu Jan, der gerade mit Frau Veron einer Kundin und seinem Team einen Erfolg feiert. Dana zerstreitet sich mit ihm, packt einen Koffer und zieht in Lukas Gartenparzelle, wo es heiß ist und die Mäuse an alten Mehlsäcken nagen und Dana macht in dem stickigen Quadrat auf der Iso-Matte den ersten Anfall des Wahnsinns durch.
Purpurfarbene Soldaten überfallen sie, so daß sie mit ein paar Mirabellen aus dem Garten flüchtet, in der U- Bahn aber wieder ganze Armeen sieht und beim Schwarzfahren erwischt wird. So schwindet das Geld aus der Börse, Dana verkommt immer mehr, Lukas wirft sie aus der Parzelle, sie schüttet ihm die Wiener Melange ins Gesicht und fährt zu Jan, um ihn von ihrer Angst zu erzählen, der sie auch nicht versteht, so daß sie den Fernseher aus dem Fenster wirft und in den Stadtpark flüchtet. Dort hat sie einen Bekannten, den Quotenbehinderten Simon, einen Autisten, der die Entchen füttert und den Mist wegräumt, der ihre Geschichte zwar versteht, sie aber, weil er ähnliche Erlebnisse hat, anders auffaßt, so daß Dana wieder allein bleibt, denn der Hausarzt, der sie zur Untersuchung schicken will, nennt sie nur verrückt.
An den Stadtpark, wo sie übernachtet, grenzt die Villa der alten Frau Veron, der Psychotante, die Dana in ihre Villa läßt, ihr Tee kochen und ein Bad einlassen will, aber Dana erlebt sie als Hexe und flüchtet vor der Bibel, die auf einem Tischchen liegt, überlegt ob sie ihre Eltern anrufen soll und landet im Krankenhaus, wo sie Dr. Kammer zur Untersuchung angemeldet hat, dort geht der Strudel des Irrsinns weiter, während Dana eingecremt und verbunden im OP- Hemd auf der Bahre liegt, solange bis sie erwacht, die Dunkelheit und die Farben der Angst verschwinden, das sterile Weiß des Krankenhaushauszimmers die Oberhand übernimmt und Frau Veron sanft die Mitteilung macht, daß Dana bei dem kleinen Eingriff zwar weggediftet wäre, aber alles gut sei und die Gewebsproben nichts ergeben hätten.
Dann folgt der Epilog, der mit einem Bibeltital beginnt und das Treatment „Der Farbe der Angst“ schildert: eine junge Frau sieht sich mit ihrer Angst vor dem Tod konfrontiert, um sie schließlich als Angst vor dem Leben zu entlarven, als Angst vor dem Ich-Sein.
Auf Corinna Antelmanns Homepage steht noch etwas wie, die Konfrontation mit der Wahrheit ermöglicht es ihr Verantwortung für das Leben zu übernehmen und das Gefühl der Ohnmacht zu überwinden.
Das habe ich bei diesem beklemmenden Drahtseilakt zwar nicht herausgelesen, aber von meiner Freundin Elfi ihre erste Psychose genauso geschildert bekommen und als ich es aufschreiben wollte, ist mir das nicht so gut gelungen, wie Corinna Antelmann, die den Wahnsinn und die Irrwege, in die man sich dabei begeben kann, sehr eindringlich schildert, auch wenn sie dabei vielleicht ein bißchen überlädt und zuviel hineinpackt, so daß es nicht leicht ist sich auszukennen.
Ist der lila Fleck am Hals nun ein Melanom, das entfernt gehört oder geht es dabei um eine Psychose?
Ein bißchen mehr Erklärung, als die letzte Seite und ein wenig Beschränkung wäre vielleicht gut, um mit der Beklemmung fertig zu werden, in die der Roman einen wirft.

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