Literaturgefluester

2010-03-05

An den Schreibplätzen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:38

Den ersten Teil des Julian Schutting Colloquiums in der alten Schmiede habe ich versäumt. Da wurden nämlich gestern, moderiert von Martin Kubaczek, „Nachtseitiges“, „Jahrhundertnarben“ und „An den Mond“ mit dem Literaturwissenschaftler Klaus Amann, dem Dichter Franz Josef Czernin und der Lektorin Astrid Graf, die lange beim Residenz Verlag tätig war, erkundet.
Heute ging es um das Schutting Buch „Am Schreibplatz“, das 2010 bei Jung und Jung erschienen ist und offenbar so neu ist, daß es Franz Josef Czernin kaufte, als ich es mir beim Büchertisch angesehen habe.
Julian Schutting ist ein sehr lyrischer Dichter und einer, der über sein Schreiben auf eine sehr sympathische Art und Weise viel erzählt. Ich kenne ihn noch aus der Zeit, als er Jutta hieß und ich habe auch einige Jutta Schutting Bücher „Baum in O.“, „Der Wasserbüffel“, „Am Morgen vor der Reise“, beispielsweise, wenn ich mich nicht irre.
Hilde Schmölzer hat in ihrem „Frau sein und schreiben“ aus dem Jahre 1982, ein Jutta Schutting Interview.
Vom Julian habe ich vom „Tod meiner Mutter“ und „Jahrhundertnarben“ und ich war auch bei einigen Lesungen. Dann kann ich mich an eine GAV-GV erinnern, wo er für eine Aufnahme der neuen Mitglieder ohne Bewertung stimmte und ziemlich allein dabei war. Sonst scheint er, der an die vierzig Bücher geschrieben hat, hohe Ansprüche an sein Schreiben zu stellen und es ist bei dem Gespräch auch über den Manierismus gegangen, der laut Schutting von den Manieren kommen soll. Er ist auch so etwas, wie ein altmodischer Dichter, einer der zu Fuß die Stadt erkundet und den Seerosenteich im Pötzleinsdorfer Park beobachtet.
„Auf der Wanderschaft. Über das Vergnügen vom Gehen“ ist voriges Jahr erschienen und einer, der auf einer elektrischen Schreibmaschine schreibt oder mit den Bleistiften, rechts und links auf seinem Schreibplatz ausgelegt, dort hat er auch einige Papierbögen und an denen scheint er, wie er erklärte, seine Texte zu montieren, seine Beobachtungen, die er in Schichten aufbaut. Er sieht auch viel aus dem Fenster und hat aus dem neuen Buch ein Stück gelesen, wie er frühmorgens im Türkenschanzpark sieben oder acht Arbeiter beobachtet und dann zwölf aus ihnen macht, von der Zwölftonmusik schreibt und von einem Hinrichtungskommando, das ihm dazu eingefallen ist, wie er bei seinen Kursen für die Schule der Dichtung ausführte. Ein Dichter, der nur beobachtet und nicht erzählt, wie er betonte, obwohl Klaus Amann dabei widersprach und meinte kein Trivialgedächtnis zu haben.
Um die Liebe ging es natürlich auch und um die Frage, ob Schuttings Liebe, nun die Geliebte oder das Schreiben sei, wobei Stellen zitiert wurden, wo die Geliebte so intensiv vorgestellt wurde, daß ihre Anwesenheit nur gestört hätte und daß er, als sie angerufen hat, enttäuscht war, daß es nicht der Mechaniker war, der die Schreibmaschine reparieren sollte. Es gab auch eine Diskussion über das Politische der Texte, wobei Klaus Amann meinte, daß das die Entscheidung des Dichters zum Schreiben sei und das ist der Übergang zu meinem Schreibplatz, wo ich nicht montiere und eine erzählende Schreiberin bin, mich aber ebenfalls sehr intensiv dafür entschieden habe und da ist in der letzten Woche viel passiert.
Die Vorarbeiten zu den ungedruckten Büchern fertig, Andrea Stifts Text gekommen, das Einleitungsreferat für die Mittleren geschrieben und die Lesungstexte abgestoppt.
Frei für das Neue und da wollte ich, habe ich vorige Woche, geschrieben, mindestens ein Monat, wie Julian Schutting in Wien herumspazieren und schauen, was sich diesbezüglich beobachten läßt…
Mitnichten, das klappt bei mir natürlich nicht. Mittwochmittag war ich so weit, habe mein Paper blank hervorgeholt, die bisherigen Notizen durchgelesen und die Materialsammlung bezüglich Downsyndrom und Plagiatsgeschichten hergerichtet. Über das Downsyndrom habe ich schon im Internet recherchiert und Ludwig Lahers Buch gelesen. Gestern Nachmittag hatte ich zwei Stunden Zeit zur Hauptbücherei zu marschieren und wollte heute den ganzen Tag herumfahren, um neue Personen und Themen zu finden.
Im Uni Festsaal hab ich dann gedacht, wozu herumrennen, wenn ich schon die ersten Szenen im Kopf habe?
Die habe ich heute geschrieben, das heißt aus den ersten zwei eine gemacht, nämlich Johannes Staudingers Besuch bei der Therapeutin und seine Begegnung mit Mimi, die ihm von ihren Büchern erzählt. Den Titel „Mimis Bücher“ habe ich auch, noch ungefähr drei Szenen im Kopf und die Erkenntnis, daß ich eine schnelle Schreiberin bin. Eine, die eher spontan arbeitet und nicht viel auf dem Reißbrett skizziert, sondern wie gehabt, immer drei, vier Szenen im Voraus hat, die sich dann weiterentwickeln.
So lasse ich Frau Tunichtgut einen offenen Bücherschrank betreuen, bzw. ihre Lektüre von dort holen, dort kann sie auch mit Johannes Staudinger zusammentreffen.
Das Herumfahren schiebe ich auf später auf, wenn ich nicht mehr weiterweiß…
Den Vorsatz mir Zeit zu lassen, habe ich aber noch und meine Schreibprozesse will ich auch ernster zu nehmen, damit vielleicht wirklich etwas Neues und Besonderes entsteht.
2010 wird es wieder einen Ohrenschmaus und wahrscheinlich zwei neue Jurymitglieder, nämlich Andrea Stift und Ludwig Laher, geben. Am Welt Down Syndrom Tag, dem 21. 3. werden wir in Leipzig sein und am Tag der offenen Tür in der Karl Schubert Schule nächsten Donnerstag habe ich drei Stunden, dafür auf Elisabeth Pratschers Blog eine seltsame Diskussion mit einem Apotheker, der vehement gegen die Alternativmedizin wettert und sie als Scharlatanerie bezeichnet, was vielleicht auch eine Inspirationsquelle ist…

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