Nun kommt vermutlich, da ich es verabsäumte, den Laptop nach Leipzig mitzunehmen, der längste Eintrag im Literaturgeflüster, denn Leipzig war sehr intensiv und hat auch den Ruf viel Leserorientierter, als die Messe in Frankfurt zu sein. Ich weiß nicht genau, wie oft ich schon dort war, so an die fünf bis sechsmal, würde ich schätzen, weil wir die Familie Hundertmark kennen, die so freundlich ist, uns bei sich wohnen zu lassen.
Das erste Mal war ich, glaube ich, 1999 dort. Da haben wir in der Straßenbahn ein paar Linzer getroffen, die mich am Stand mit Kaffee und Linzer Törtchen bewirtet haben. Es gab noch die von Walter Baco organisierten Österreich Lesungen und irgendwo habe ich den Milo Dor getroffen, der mich nach der diesbezüglichen Halle fragte.
2003 habe ich die Christa Wolf fotografiert und den Günther Grass gesehen, 2007 war die Lyrik im März in Leipzig, da war die Ute mit uns im Ring-Cafe und von Rolf Schwendter sehr begeistert, vom Ernst Jandl weniger, aber der war ohnehin nicht dort.
2008 ging es sich nicht aus, denn da waren wir in Vorarlberg bei den Mittleren II und im vorigen Jahr nur sehr kurz, weil ich am Donnerstag in der alten Schmiede gelesen habe und wir daher erst Freitag fahren konnten. Diesmal habe ich die Mittleren IV um eine Woche verlegt, so daß wir schon am Mittwoch fahren konnten. Am Dienstag habe ich mit Jacqueline Vellguth von schiftsteller-werden. de bezüglich eines Treffens am Samstag gemailt und mir den Blogeintrag von Anni Bürkls Autorenstammtisch ausgedruckt.
Dann sind wir losgefahren mit dem Jörg Maurer „Föhnlage“-Krimi, ein Fundstück aus dem offenen Bücherschrank, im Handgepäck, in dem ich während der Fahrt durch Bayern gelesen habe und am Donnerstag ist es losgegangen. Wir hatten die Dauerkarten im Internet bestellt, daher freie Frahrt durch Leipzig und das geht eine Stunde lang quer durch die Stadt. Dann bin ich ziemlich planlos mit dem Vorsatz nicht jedes Prospekt einzupacken, herumspaziert. Ein Vorsatz, der sich nicht ganz durchführen ließ. Denn es gab sehr schöne Bücher zur freien Entnahme. So z.B. Kafkas „Die Verwandlung“ als librix.eu Sonderdruck, wenn man seine Mailadresse hinterließ. Aber auch zwei Bücher aus dem Alexander Verlag und eines vom Unionsverlag. Der Zuschußverlag Frieling legte in ein Körbchen kostenlose Leseexemplare und ich kam ins Gespräch mit Anka Küß von King of fool publishing. Zu Mittag habe ich den Alfred in der unteren Glashalle getroffen, da waren schon die Stühle für den Preis der Leipziger Buchmesse aufgestellt und es lief nonstop ein Film über die fünfzehn nominierten Bücher.
Ich dachte mir, ich bleib gleich sitzen und begann Chester Himes „Plan B“ zu lesen. Als ich mir überlegte, wie ich es mit der Besprechung machen sollte, begannen die schwarzgekleideten Herren vom Ordnungsdienst alles abzusperren und forderten mich auf, später durch den Eingang zu gehen, aber da konnte man nur mit Einladung hinein.
Logisch und unlogisch zugleich, weil ohnehin alles einsichtig war, nur hätten die VIPs dann keinen Platz gefunden, also sah mich die Halle 4 schon ein bißchen früher. Es gab gerade einen Empfang bei den Serben mit Cevapcici, süßen Schnitten und Milchreis. Weinflaschen standen herum, aber keine Gläser, ich mußte mir erst einen Becher organisieren und ging in die Glashalle herunter, wo es ein paar Sesselreihen im nicht abgesperrten Bereich gab und ich das Glück hatte, den letzten freien Platz zu erwischen. Neben mir nahm auf dem Boden der Helene Hegemann Fanclub Platz und stellte Mutmaßungen an, wer den Belletristikpreis gewinnen wird.
„Wer glaubst du?“, fragten sie herum um als Antwort „Ich weiß gar nicht, wer nominiert wurde?“, zu bekommen. Inzwischen strömten die VIPs herein, ich kannte nur Josef Haslinger. Die Preisträger waren bei der Übersetzung Ulrich Blumenbach für „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace an dem er sechs Jahre gearbeitet hat. Ulrich Raulffs „Kreis ohne Meister“ über Stefan George in der Sachbuchkategorie. Bei der Belletristik wurde es der Bachmannpreisträger Georg Klein mit seinem „Roman unserer Kindheit“, weil die Jury, wie Verena Auffermann später sagen sollte, Helene Hegmann nicht mit diesen Preis belasten wollte. Ich habe aber gehört von „Axelotl Roadkill“ wurden schon eine Million Bücher verkauft. Um 17 Uhr wurden die Preisträger beim blauen Sofa vorgestellt und aus war der erste Messetag.
Es gab zwar am Abend die lange Lepziger Lesenacht mit den jungen Wilden in der Moritzbastei und am Vortag habe ich im Fernsehen gehört, daß György Dalos den Leipziger Literaturpreis für europäische Verständigung bekommen hat und mir für Freitag ein Programm gemacht.
Das begann beim blauen Sofa mit Kaffee und Wasser, denn da wurde der Preisträger der Literaturhäuser Thomas Kapielski vorgestellt, der seinen Geldbetrag mit je einer Lesung in den österreichischen, deutschen und schweizer Literaturhäusern abarbeiten muß. Das Literaturhaus Wien steht nicht auf der Liste.
„Warum?“ habe ich Silvia Bartl vor Jahren einmal gefragt, die es mir nicht beantworten konnte. Danach bin ich vom 3 sat Stand zum Berliner Zimmer herumgehüpft. Bei 3 Sat gab es die Alissa Walser und den Moritz Rinke, im Berliner Zimmer wurde der Kurt Wolff Preis an Klaus Wagenbach vergeben. Dazwischen habe ich die Anni Bürkl gleich zweimal getroffen, die Lesung der Kathrin Röggla versäumt, dafür aber wieder in Halle 4 herumspaziert, bei einigen Empfängen genascht und mich nach einem Buch von Rolf Schwendter erkundigt, da sich die Ute dafür interessiert. Den Wein und die Brezeln gab es am Abend beim blauen Sofa und noch ein bißchen blaue Brause, weil es sein zehnjähriges Jubiläum feierte. Martin Walser schimpfte in seinen Tagebüchern über Marcel Reich-Ranicki und ich hatte für den Abend eine Einladung zur Party der jungen Verlage in der alten Hauptpost am Augustusplatz bekommen, die sich nicht als das, was ich besuchen wollte, entpuppte, ich bin aber ein bißchen in die Innenstadt gekommen und das war ich in den letzten Jahren nicht.
Am Samstag tauchten die Verkleideten der Cosplay-Szene auf und bei dem Gewurrel habe ich die Mitglieder der Schreibwerkstatt, die sich um elf beim Eingang treffen wollten, nicht gefunden, dafür sind wir am Abend ins Gohliser Schlösschen gefahren, weil dort Rainer Kunze gelesen hat. Wir waren da schon einmal bei einer Rainer Kunze Lesung, denn die Ute ist ein Fan von ihm und hat mit ihm Briefe gewechselt und Rainer Kunze, der im September den Thüringer Literaturpreis bekommen hat, war am Sonntag noch zweimal auf der Messe.
Ich bin am Sonntag nochmals hin, der Alfred hat schon den Samstag verweigert und ist mit Andreas Rad gefahren, es gab aber noch genug zu hören und sehen. Das neue Buch von Hans Ulrich Treichel „Grunewaldsee“ z. B. und das von Kristof Magnusson „Das war ich nicht“ u.u.u.
Der Alfred hat sich am Freitag das Buch der Nina Hagen gekauft und ich habe am Samstag Else Buschheuer kennengelernt, eine der ersten Bloggerinnen, die ursprünglich aus Leipzig kommt, die sich darüber beklagte, daß die Damenklos so voll sind, daß man zu spät zu seinen Auftritten kommt, Cornelia Travnicek, die am Sonntag im Wiener Kaffee gelesen hat, beim Milena Stand gesehen, als ich zur Rainer Kunze Lesung gegangen bin, Andrea Winkler habe ich am Freitag gegrüßt und ein bißchen was von der Andrea Grill Lesung mitbekommen, ansonsten war ich nicht soviel im Wiener Kaffeehaus und die Taschen waren auch nicht so voll, es gibt aber noch ein tolles Buch von Focus in dem fast alle Preise und Preisträger von 2009 stehen und die Heimfahrt war ebenfalls sehr angenehm.
„Föhnlage“ habe ich auf der Rückfahrt ausgelesen, bei der Raststation „Bayrischer Wald“, wo wir gegessen haben, haben wir den Novum Bus und ein Auto mit St. Pöltner Nummer stehen gesehen und als wir ausstiegen, fragten uns zwei junge Leute mit großen Rucksäcken, ob wir sie in Richtung Wien mitnehmen können? Sie wollten zwar eigentlich nach Magdeburg, haben aber umdisponiert und wollten wissen, ob wir den Bodensee kennen würden….
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