So der Titel einer Wiener Vorlesung und das mußte ich natürlich hin. Hubert Christian Ehalt hat eingeleitet, Evelyne Polt-Heinzl moderiert, der Vortrag kam von Karl Wagner, der in Wien Germanistik studierte und Professor war, seit 2003 an der Universität Zürich ist. Jetzt hat er „Weiter in Blues“ – Studien und Texte zu Peter Handke herausgegeben.
Die Einleitungsstatesments stammen aber natürlich von Thomas Bernhard „…wo wir hinkommen Mißgunst, niederträchtige Gesinnung, Fremdenfeindlichkeit, Kunsthaß, nirgendwo sonst begegnen sie der Kunst mit einer solchen Stupidität…“
Eh schon wissen, die Bernhardschen Negativismen, die mich einmal faszinierten, inzwischen aber auf die Nerven gehen, weil es ja sehr schade ist, daß die österreichische Gegenwartsliteratur von den Publikumsbeschimpfern dominiert wird.
Bernhard, Handke, Jelinek, Franzobel, Qualtinger, Menasse, Franz Schuh, Robert Schindel, diese Namen zählte Hubert Christian Ehalt in seiner Einleitung auf und viele davon schreiben kritischisch negativisch. Die Volkshalle des Rathauses war aber sehr voll und Thomas Bernhard und Peter Handke haben die Literatur der letzten Jahrzehnte auch sicher sehr geprägt.
Wo gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Es gab eine große Kokurrenz und beide sind mit Beschimpfungen berühmt geworden. Handke hat seinen Stil mehrmals verändert, die Publikumsbeschimpfung verlassen, Thomas Bernhard ist dabei geblieben, hat jahrzehntelang mit seinem Duktus die österreichische Literatur dominiert und eine Zeitlang haben viele, wie zum Beispiel Werner Kofler, der zu einer eigenen Stilvariante fand, wie er geschrieben. Peter Handke aber nicht. Er hat die Bernhardsche Manier nie nachgemacht und am Anfang Thomas Bernhard sehr bewundert.
Später scheint es zu einem Bruch gekommen zu sein. Von Thomas Bernhard hat Karl Wagner die Sehnsucht nach der Aristokratie zitiert, der immer elegant gekleidet war, während die anderen Dichter der Wiener Gruppe etwas abgesandelt waren.
Peter Handke hat sich in seinen Arbeiten mehrmals auf Thomas Bernhard bezogen. Es gibt einen Text „Als ich Verstörung von Thomas Bernhard gelesen habe“, den Dorothee Hartinger vorgetragen hat, wo Handke schreibt, daß er nach Hanover gefahren ist, dort in verschiedenen Cafes darauf wartet, daß der Freund, bei dem er schlafen will, nach Haus kommt und „ich las und las und las.“
Im Briefwechsel zwischen Bernhard und seinem Verleger Unseld kommt eine Stelle vor, wo Bernhard sich über die Gruppe 47 mokiert und sie als „Literaturtombola“ bezeichnet, der er sich nicht anbiedern will. Peter Handke hat aber in den Sechzigerjahren eine Anthologie herausgegeben, wo er eine „Horrorgeschichte“ von Bernhard haben wollte, die dieser auch geliefert hat. Dafür wollte Bernhard eine Bibliothek herausbringen, für die Handke etwas schreiben sollte, zu der es nicht gekommen ist. Es gab ein Handke Buch in Thomas Bernhard Besitz, das er mit Anmerkungen und Kritikpunkten über Peter Handke beschrieben hat. Handke hat dafür öffentlicher in seinen Texten gegen Thomas Bernhard Stellung bezogen und sich auch ein bißchen über die Beschimpfungsorgien mokiert und soll auf die Frage, was er von Bernhards musikalischer Sprache hält, geantwortet haben, daß er die gar nicht für so dafür hält, er sei aber einmal im „Theatermacher“ gewesen und hätte Voraussagungen getroffen, wo sich Bernhard wiederholen wird und sich immer geirrt und deshalb Bernhard doch sprachliche Größe zugesprochen.
Karl Wagner erwähnte die viele Gemeinsamkeiten, die Salzburg Nähe, Residenz und Suhrkamp, die Festspiele, die Peymann Inszenierungen, beide schienen auch Stiftervereher zu sein. Also interessant in zwei Stunden eine Einführung in die beiden Dichterseelen, ihre Distanz und Nähe zueinander zu bekommen.
Evelyn Polt-Heinzl stellte die Frage, ob die beiden ihre Skandale bewußt inszeniert hätten und sprach vom Humor der bei beiden eine Rolle spielt.
Ich hab von beiden einiges gelesen. Von Thomas Bernhard, die meisten Romane und wie schon beschrieben, vor zwanzig Jahren haben sie mich sehr fasziniert und über das Ende der „Alten Meister“ habe ich auch hellauf gelacht. Jetzt empfinde ich es als zu negativ und mag die ellenlangen Beschimpfungen, auch wenn sie sprachlich genial und musikalisch sind, nicht mehr hören und Peter Handkes „In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus“ hat mich zu der „Verwechslung“ angeregt. Dann hab ich noch „Am Felsfenster morgens“, „Das Gewicht der Welt“, „Der Hausierer“, „Die Fährte im Einbaum“, also ein sehr kritisiertes Buch, den „Hausierer“ von 1973, „Die Wiederholung“ und „Die linkshändige Frau“ gelesen. „Langsame Heimkehr“, was von Karl Müller mehrmals als bahnbrechend und trendwendend erwähnt wurde, aber nicht. Ich bin auch keine unbedingte Handke Verehrerin. Ein Wort- und Sprachspieler ist er jedenfalls und sein unbeirrbares Engagement für Serbien, womit er sich bei einigen ins Fettnäpfen setzte und ihn auch ein Preis aberkannt werden sollte, ist sicher interessant. Wieder sehr viel gelernt in dieser Wiener Vorlesung und das Gerücht, daß Bürgermeister Häupl Handke und Bernhard versöhnen wollte, aber gescheitert ist, hätte ich jetzt fast vergessen.
Ansonsten gibts von meiner Schreibwerkstatt einiges zu berichten. Ich bin weiter fleißig und ganz in der Nanowrimomanier bereits bei 18896 Worten, habe schon einen vagen Handlungsfaden, der die Plagiatsgeschichte mit Mimis Integrationsbemühungen zusammenbringt. Ansonsten wird sich meinen Schreibstil vermutlich wieder nicht sehr ändern, das Schreiben geht aber leicht und gut. Fast mit ein bißchen Suchtcharakter und das habe ich nicht oft.
Die Vorbereitungen für die „Mittleren“ sind abgeschloßen. Stefan Gmündner hat sein Kommen zugesagt, fein, wenn er im Standard ein bißchen was berichten könnte….
2010-03-15
Bernhard, Handke und die österreichische Literatur
2010-03-14
Anita Garibaldi
Bei „Anita Garibaldi“ von Gloria Kaiser, 2001 bei Haymon erschienen, handelt es sich um die Biografie, der 1821 in Laguna, Brasilien, geborenen, dunkelhäutigen Frau des italienischen Freiheitskämpfers Guiseppe Garibaldi, die, wie in der Literaturhaus Rezension steht, zu Unrecht in Europa kaum bekannt ist.
Es gibt aber in Rom ein Denkmal von ihr, wo sie mit erhobener Pistole in der einen Hand, den kleinen Menotti in der anderen, auf einem Pferd sitzt und für die Freiheit reitet. Sie ist auch dreiunddreißig Jahre vor Guiseppe Garibaldi gestorben und muß, wenn man der Biografie glauben darf, eine ungewöhnliche mutige starke Frau gewesen sein.
In Laguna aufgewachsen, mit fünf Jahren wurde sie von ihren Eltern in ein Kloster gegeben, weil der Vater keine Mädchen wollte, vorher hat sie sich noch sehr gewehrt, als ihr die dunklen Locken abgeschnitten wurden.
Trotzdem hat sie in diesem Kloster lesen und schreiben gelernt und eine starke Beziehung zu Pater Augusto aufgebaut. Als sie sechzehn ist, wird sie nach Rio de Janairo verheiratet, mit achtzehn lernt sie Garibaldi kennen, der ja 1833 wegen revolutionärer Tätigkeit zum Tode verurteilt und nach Brasilien geflohen ist, verläßt ihren Gatten, um mit Garibaldi in Männerkleidung zuerst durch Brasilien, später auch nach Rom zu reiten.
Daß sie eine sehr gute Reiterin war und das viel besser, als die Männer konnte, wird in dem Buch mehrmals erwähnt. Trotzdem hat sie Garibaldi vier Kinder geboren, von denen eines frühzeitig gestorben ist. Sie wird auch als liebevolle freidenkende Mutter beschrieben, überläßt aber die Kinder bald der Großmutter um mit Garibaldi für die Freiheit Italiens zu kämpfen. Für Literatur und Gedichte soll sie sich auch sehr interessiert haben.
Soweit die Beschreibung des Buchs, der 1950 in Köflach geborenen, in Graz und in Brasilien lebenden Gloria Kaiser, die schon mehrere historische Romane geschrieben hat, von denen viele in Brasilien spielen, bzw. brasilanische Persönlichkeiten zum Gegenstand haben.
Zuletzt ist vor ein paar Monaten, „Barbara“, erschienen, in dem es um eine Heilige, 300 Jahre nach Christus geht. Die Rezension des Buches, bzw. die Lesprobe auf Ö1, hat mich dazu gebracht in meinem Bücherregal zu wühlen, denn da steht ja seit 2003 „Anita Garibaldi“, das ich vom ersten Bücherturm, der Literatur im März, nach Hause brachte.
Daß es ein historischer Roman über die brasilanische Frau eines berühmten italienischen Freiheitskämpfers ist, hab ich gar nicht gewußt, den Namen Gloria Kaiser aber gekannt. Seit den späten Siebzigerjahren, glaube ich, denn damals habe ich meine Sachen zu dem noch existierenden Walter Buchebner Preis nach Mürzzuschlag geschickt, den einmal, wenn ich mich nicht falsch erinnere, Gloria Kaiser, ein andereres Mal Felix Mitterer gewonnen hat.
Namen, die ich damals beide nicht kannte. Von Felix Mitterer war seither viel zu hören, von Gloria Kaiser weniger, so habe ich zum Beispiel nicht gewußt, daß sie Forschungsbeiauftragte in Brasilien war und offenbar dort lange lebte.
Im Nachwort und in der Zeittafel gibt es viel über die historischen Daten von Anita und Guiseppe Garibaldi zu lesen, das Buch selbst ist nicht chronologisch geschrieben, sondern springt im Anitas Lebensraum herum, man erfährt viel über die brasilanische Geschichte und es ist, wie ich dem Klappentext entnehme, eine Mischung zwischen historischen Fakten und literarischer Fiktion.
2010-03-12
Autorinnentreffen
Heute war das Vorbereitungstreffen für „Die Mittleren“ in der Krongasse. Als ich 1998 die Frauenlesung mit Ruth Aspöck, Elfriede Haslehner, Hilde Langthaler und Katharina Riese in der alten Schmiede machte, habe ich mit einer Vorbereitungseinladung bei Kaffee und Kuchen, bzw. Cola und Knabbergebäck auf der Terrasse angefangen, damit die Texte durchgesehen und die offenen Fragen besprochen werden können. Ein Zusatzservice für das Gelingen. Beim Tag der Freiheit des Wortes habe ich das, da zu viele Lesende, nicht gemacht, bei den Frauenlesungen ist es aber eine gute Gelegenheit zum Tratschen. Bei den Mittleren I haben hauptsächlich Lesetheaterfrauen gelesen, so daß ich das Einleitungsreferat ins Cafe Engländer mitgenommen habe.
2007 gab es es „Arm, reich, Grundeinkommen, prekäre und andere Arbeitsverhältnisse“, eine Veranstaltung, die ich eigentlich für den Martin Potschka machte und für ihn auch zu einer Vorbereitung eingeladen habe. Er hat nur leider zwei Tage vorher abgesagt, so daß Elfriede Haslehner, Ruth Aspöck und ich allein gelesen und die Diskussion von mir geleitet wurde.
Für die Mittleren II, die in Vorarberg stattgefunden haben, gab es ein Treffen mit Anni Bürkl und Erika Kronabitter, an dem Tag, an dem Erika Kronabitter im Literaturhaus gelesen hatte. Petra Ganglbauer ließ sich entschuldigen, hat aber ohnehin Halsweh bekommen, so daß sie erst ein Jahr später gelesen hat. Da gabs auch ein Treffen mit dem inzwischen schon obligatorischen Fastenkuchen, den ich dafür backe. Ein viertel Liter Milch, ein Joghurt, hundert Gramm Vollgrieß, ein Ei und darauf kommen Äpfel, Zimt und Nüße. Schmeckt sehr gut und hat wenig Kalorien.
Dieses Treffen war sehr gut besucht. Das heutige ein bißchen weniger, da Andrea Stift in Graz zu Haus ist und Cornelia Travnicek unterwegs auf einer Lesereise zwischen Linz, Hall in Tirol und Leipzig, so daß es ein Heimspiel mit Susanne Schneider und Ruth Aspöck wurde. Aber trotzdem interessant und so lang, daß ich weder ins Literaturhaus zur Präsentation des neuen Buchs von Bernhard Strobl „Nichts, nichts“, noch ins Amerlinghaus zu Thomas Fuchs „Grenzverkehr“ gekommen ist. Obwohl ich die Lesungszettel ins Amerlinghaus legen hätte können, im Amerlinghausprogramm ist es aber ohnehin angekündigt.
Es gab viel Tratsch und interessante Gespräche. Die Honorarnoten wurden ausgefüllt, ich habe mein Einleitungsreferat herumgereicht und Ruth Aspöck hat ein paar Verbesserungen angebracht. Habe ich ja ihren Verlag um zehn Jahre älter gemacht und wann wir uns kennengelernt haben, wissen wir nicht mehr so genau. Uns aber auf die späten Siebzigerjahre geeinigt. Susanne Schneider wußte sehr viel Intereressantes über ihren literarischen Werdegang zu erzählen und es war auch noch einiges bezüglich des Osterspaziergangs zu besprechen. Da soll ich ja ein paar Gedichte von Erika Mitterer lesen, die sie an Rainer Maria Rilke geschickt hat, der ihr auch geantwortet hat.
Ansonsten gibt es zu berichten, daß die Druckfahnen zur „Sophie Hungers“, diesmal ungebunden, gekommen sind und ich prompt zwei Fehler gefunden habe.
Das Fehlerteufelchen schlägt zu und man kann ihm nicht entkommen. So habe ich letzte Woche Elisabeth Zoumboulakis-Rottenberg für die Herbst Frauenlesung den Beginn der „Heimsuchung“ geschickt, die sie mit Traude Veran besprochen hat, die mir ausrichten ließ, daß ich niemals einen Text ohne Namen aus der Hand geben soll. Habe ich auch nicht, hab ich geglaubt, denn es steht auf jeder Seite mein Name und das Copyright, als ich aber nachschaute, war die Fußzeile verschwunden….
Die Mittleren sind jetzt gut vorbereitet. Lesungszeit ist fünfzehn bis zwanzig Minuten pro Frau. Bevor ich nach Leipzig fahre, muß ich noch die Aussendung für die Tageszeitungen machen und wer wissen will, was am 24. 3. um 19 Uhr im Amerlinghaus passiert, dem rate ich hinzugehen und lade noch einmal ganz herzlich dazu ein.
Jetzt werde ich in die Badewanne gehen, hat mir doch Ruth Aspöck den neuen „Volltext“ mitgebracht.
2010-03-10
Literarischer Tag
Doch ein Studientag. Mit der großen Tasche in die Hauptbücherei, denn da gibt es Zeitungen und bequeme Lesesessel. Man kann das Drumherum beobachten und da war sehr viel zu sehen. Der etwas versandelte alte Mann, den ich immer bei Literaturveranstaltungen treffe, rief mir zu, daß es im Wienerwald schon Bärlauchspitzen gibt. Es waren überhaupt viele versandelte Männer da, die mir früher in der Hauptbücherei nicht so aufgefallen sind. Ein Beweis für die zunehmende Armut in Wien bei Kälte und bei Schneefall? Aber das Gespenst der Armut war erst Thema der Abendveranstaltung. So habe ich Charakterbögen für Mimi, Günther, Sandra, Johannes Staudinger und Frau Tunichtgut ausgefüllt und bin die Notizen durchgegangen. Die Protagonisten habe ich, den Shortlistenschriftsteller mit Plagiatsverdacht, die Minusfrau, Mimi mit dem Downsyndrom, den Bruder Günther, ihre Eltern, die Betreuerin. Die Begegnungen zwischen Mimi, Frau Tunichtgut und Johannes Staudinger. Der offene Bücherschrank und der Platz mit einer Bank davor, die es in Wirklichkeit nicht gibt, spielen ihre Rolle, viel mehr weiß ich noch nicht. Die spannende Handlung, die alle von den Sesseln reißt, muß ich erst erfinden, für Hinweise bin ich dankbar…
So habe ich mit Szene acht begonnen. Damit zum Mc Donald Mittagessen, dann zurück die Szene tippen, bevor ich mich um vier mit Susanne Schneider im Cafe Standard getroffen habe, weil die eine Vorbesprechung bezüglich des Lesetheater Osterspaziergangs einberufen hat. Da will ich, in der Erika Mitterer Gesellschaft „Was hatten wir an Literatur zu Haus“ lesen.
Dann ist mir noch eingefallen, daß ich einen Text über Helmut Eisendle, der in der Schäffergasse gewohnt hat, schreiben könnte. Der war bis jetzt ja unberücksichtig. Es gibt schon einen dichten Ablaufplan und einen Herrn, der sich wunderte, daß die Autoren Geld für ihre Lesungen wollen….
Die Besprechung war nur kurz. Dann kamen Christina Mitaroff, mit der ich einmal Psychologie studierte und Heinz Granzer um „Das Bankhaus Nuncingen“, das sie morgen im Pelikanstüberl lesen, zu proben. Ich verkaufte Heinz Granzer meine Bücher, auch das Belegexemplar „Best of II“ mit den Text über meine letzte Begegnung mit Erika Mitterer und war noch kurz in der Krongasse, bevor es zur Abendveranstaltung ging.
Da wollte ich eigentlich ins Literaturhaus zu Clemens Bergers „Streichelkonzert“. Dann lud aber der Rotpunkt zur Präsentation von Lutz Holzingers „Das Gespenst der Armut“ ein, denn der KPÖ fehlen vierundzwanzig Stimmen, um in den Bezirksrat einzuziehen. Die wollen sie sich bei der nächsten Wahl holen, deshalb sammeln sie Unterschriften für einen Margaretner Sozialmarkt, für den schon Elfriede Mayröcker unterschrieben hat…
Ansonsten „Sophie Hungers“ zweimal weggeschickt, einmal an den Digitaldruck, das zweite Mal an Paul Jaeg, der schon geantwortet hat, was zwar ein Fortschritt ist, aber von Vordrucken abriet, weil kein Verlag vorgedruckte Bücher nehmen wird. Was soll ich aber machen, wenn ich nicht bis Herbst warten will, um zu erfahren, daß sie das Buch 2011 doch nicht wollen? Ein Dilemma dem nicht zu entkommen ist. Ich kann es jedenfalls nicht, dafür kam vom Digitaldruck die Nachricht, daß das sogenannte Dummy schon weggeschickt wurde. Jetzt muß der Alfred noch die Leseprobe auf die Homepage stellen, damit man sich ein wenig einlesen kann.
2010-03-09
Zehn Jahre Frauenraum
Am Frauentag Terminkollisionen. Ich wollte in die Kammeroper zur Wiener Vorlesung mit einer lyrischen Suite von Hanna Fuchs und Alban Berg, hatte aber eine Stunde, also dachte ich, geh ich zu den wilden Worten, dann schickte mir Hilde Schmölzer ein Mail, daß sie bei der langen Nacht der Künstlerinnen im Kosmos Theater liest und am Morgen gabs was im Leporello zur Kosmos Jubiläumswoche, so habe ich mir das Programm angesehen, umdisponiert und mich erinnert…
Denn wie die Geschichte lehrt, 1997 gabs das erste Frauen Volksbegehren, ein Jahr später einen Verein für weiblichen Spielraum namens Link unter Barbara Klein, die einen Frauenraum a la Virginia Woolf forderte. Als die Anfragen bei den Politikern nichts nützten, das leerstehende Pornokino Rondell in der Riemergasse besetzte und zehn Tage lang ein Non Stop Programm bot. Es kam die Polizei und räumte, der Verein machte auf der Straße weiter. Stellte, wie am Freitag eine Bühne auf den Ballhausplatz und forderte die Frauen auf zu lesen und Programm zu machen. Das drang zu mir, so habe ich „Die Verwechslung“ mit einer tollen Lichtbeleuchtung gelesen, daß ich die Zuhörer nicht gesehen habe, Aloisie Roth kennenlernte, die glaube ich, einen Bachmann Text vortrug. Am Abend nach der Vorstellung ist Josef Hader gekommen und hat seine Solidarität erklärt. Grace M. Latigo, eine staatenlose Slowakin hat moderiert und irgendwann hat es geholfen…
Das Pornokino ist zwar an das Porgy und Bess gegangen, was Annas Schulfreundin Sarah, deren Mutter Jazzsängerin ist, selbstverständlich fand. Barbara Klein bekam das Kosmos Kino, 2000 wurde, mitten in der blau schwarzen Aufregung eröffnet, ich glaub, ich war bei dem berühmten Baustellenfest und hab der Barbara Klein geschrieben, daß ich lesen will.
Es gab Montags immer ein Frauentreffen, wo man seine Anliegen vortragen konnte, so daß ich einmal mit der Bruni eine Frauenlesung organisierte, die in ein Frauenfest der Grünen hineingepresst wurde. Das war kompliziert und mühsam, stattgefunden hat es an einem dieser Einkaufssamstage im Dezember, die Elfriede Gerstl hat unter anderen gelesen und die Bruni sich gesorgt, daß wir keine Zuhörer haben und wollte absagen.
Grace M. Latigo, eine sehr engagierte Kämpferin, hat anfangs mitgearbeitet, wurde aber irgendwann entlassen, was große Empörung auslöste und keine Unterstützung der KPÖ Betriebsrätin Heidi Ambrosch fand.
Ansonsten gabs im Kosmos Frauenraum, wie ich bei der Eröffnung hörte, engagierte Frauenkunst. Ein paar Mal bin ich dort gewesen, vor einer Wahl gab es eine politische Diskussion von welcher Partei, die Frauen am besten vertreten werden, ich glaub, es war die KPÖ, die ersten drei Jahre hieß es Frauenraum, dann wurde es in Kosmos Theater umbenannt. Die Milena Widerstandsanthologie wurde 2000, während der Poet Night vorgestellt und ich bin vom Siebenstern ins Kosmos gependelt und umgekehrt.
Frauen hatten in den ersten Jahren einen um 30 % verbilligten Eintritt, weil sie weniger verdienen, bis sich die Männer darüber beschwerten. Weil ich kaum ins Theater gehe und das mit dem Lesen nicht so recht klappte, war ich in den letzten Jahren nicht mehr dort. Das letzte Mal bei einer Aufführung der Lesefrauengruppe unter Hilde Schmölzer von Virginia Woolf.
So daß es fast ein deja vue Erlebnis war, kurz nach sieben die Stufen hinabzusteigen. Es hat aber erst um acht angefangen. Vorher gabs eine Straßeninstallation, wo Cynthia Schwertsik weiße Wäsche wusch und ich habe mich mit einer Frau vom Lesetheater unterhalten, bzw. beobachtet, wie sie mit einem der wenigen Männer flirtete.
Es gab eine Ausstellung zur Geschichte mit vielen bunten Fotos und ein Buch „Das Theater mit dem Gender“, richtig, das heißt jetzt so, das von Johanna Dohnal herausgegeben wurde. Die hätte am Mittwoch bei der Podiumsdiskussion auftreten sollen, jetzt gab es eine Schweigeminute und einen Ehrenplatz mit einer Rose und einer schwarzen Schleife.
Stadtrat Mailath-Pokorny und Stadträtin Sandra Frauenberger haben eröffnet. Barbara Klein habe ich fast nicht mehr erkannt, sie mich aber auch nicht.
In der Pause gabs ein paar Aufstrichbrote und zu wenig Sekt, ich erwischte gerade noch ein Gläschen, unterhielt mich mit Dagmar Fischer, Elfriede Haslehner und der Bruni und als ich bei Bettina Frenzl bedauerte, daß die Fotos so hoch aufgehängt waren, daß ich sie nur hüpfend betrachten konnte, antwortete sie „Der Stadtrat ist halt so groß…“
Nach der Pause wurde der Jubeläumsfilm gezeigt, in dem auf die Geschichte hingewiesen und ein paar Leute interviewt wurden: Barbara Klein, engagierte Mitarbeiterinnen, Josef Hader und als Buhmann, der Kritiker Wolfgang Kralicek vom Falter über den alle lachten, auch nicht sehr lustig.
Ansonsten aber feierlich. Barbara Klein bekam von ihrem Team eine Torte. Petra Unger präsentierte ihre neue Reihe über Pionierinnen und Zukunftsfrauen. Dann gabs noch eine Frauenband mit Life Musik, da bin ich aber schon gegangen und beim offenen Bücherschrank gabs was von Ilse und Fritz.
Von Ilse Kilic war übrigens auch etwas auf dem Ausstellungsvideo, das ich mir in der Pause angesehen habe. Bei der langen Nacht der Künstlerinnen am Samstag bin ich nicht dabei, vielleicht hätte ich aber lesen dürfen, wenn ichs gewußt und mich angemeldet hätte..?
2010-03-07
Zwischentraum
Nun die Besprechung eines Buchs aus dem offenen Bücherschrank, der in meinem neuen Roman eine Rolle spielen wird. Nämlich Reinhold Aumaiers Romanfantasie „Zwischentraum“, 2009, im Klever Verlag erschienen. Man könnte es als eines dieser Wortschwallbücher im Sinne Andrea Winklers und Richard Obermayrs bezeichnen. Aber das wär überheblich, arrogant und sicherlich ungerecht. Es ist ja auch sehr spannend, die psychoanalytisch Interessierten meiner Leser werden es bemerken, irgendetwas zieht mich an solchen Büchern an, da ich mich ja gern und freiwillig immer wieder in diese Wortduschen stelle, um mich von den schönen Worten ohne Ziel und Inhalt berauschen lassen. Und so habe ich das dünne blaue Büchlein auch sehr rasch gelesen, während Gegenständlicheres liegenbleibt…
Wenn ich mich während des Lesens auch wieder wieder etwas ratlos fragte, wie ich es besprechen soll?
Das Buch ist Wendelin Schmidt-Dengler gewidmet und wenn ich es flapsig beschreiben soll, hat es keine Handlung und das schreibt der Autor selbst auf Seite sechzehn: „Gebe hiermit zu, im buntschillernden, für meinen Geschmack zu verwirrenden Bereich am Roman gescheitert zu sein, an der Verfertigung eines oder gar mehrerer dieser Gattung. Für mich ist das Leben selber zu sehr Roman.“
Also wieder, wie es schon am Freitag Julian Schutting sagte, ein Handlungsverweigerer, der mich unter die schöne Dusche stellt.
Das Wort Zwischen(t)raum kommt in den hundertzwanzig Seiten mehrmals vor, regelmäßig wird es erwähnt, ist der rote Faden dieser Worträusche über Gott und die Welt, über das Leben und das Sterben…
Es gibt kein Thema, das nicht vorkommt in der Romanfantasie des Zwischentraums, womit sich für mich die Frage stellt, wie schreibt man sowas? Geht da einer her und setzt sich hin mit Bleistift oder Computerprogramm und notiert im Laufe des Tages, der Woche oder Monate alles, was ihm so auf- und einfällt? Philosophiert von allem über nichts?
So steht es auch auf Seite zweiundzwanzig „Kurzum dieser Zwischenzeitraum hier birgt für jeden und bringt jeden was“.
Die dreiundsiebzigjährige Mutter kommt vor und die verschiedene Geliebte im Geständnis Nr. 1: „Ich habe kurz vorm Weggang, Hinscheiden meiner Allerliebsten in die Hand versprechen müssen, ihr das eventuell weiter Erlebte schriftlich zu geben. Darum diese Zeilen hier.“
Das Ganze ist ein einziger Ich-Monolog, das Gespräch mit dem du, kommt auch manchmal vor und auch Alltägliches. Das Fußballspielen z.B. (Reinhold Aumaiers Passion? Habe ich ja auch „Rapid Rapid. Ein Match-Tage-Buch“ des Autors aus dem Resistenz Verlag), sowie die „überstandene Fahrscheinkontrolle in der U-Bahn am hellichten Sonntag – meine gezückte Wochenkarte war zwar alt, doch anscheinend immer noch gültig.“
Die Sprache ist wieder wunderschön, eine Wortdusche mit Suchtcharakter, wobei sich die bekannte Frage stellt, warum verweigern soviele Autoren Handlung und Erzählstrang? Es müßte beides sein, denke ich schon wieder und weiß natürlich, daß diese Art zu schreiben, zumindest von den Kritikern und Germanisten, als wertvoller angesehen wird. Bei den Lesern ist es vielleicht anders. Die wollen ja das Spannende und Phantastische haben. Ich frag mich auch wieviele Leute werden „Zwischentraum“ lesen? In der Buchhandlung Thalia auf der Mariahilferstraße liegt es auf dem Tisch mit den handgeschriebenen Empfehlungen der Verkäufer auf.
Ich kenne den 1953 geborenen Autor, der trotz seiner schönen Sprache vielleicht nicht so angesehen, wie Andrea Winkler ist, schon lang, habe mit ihm bei einem dieser Dichter Faschinge in der Gesellschaft für Literatur gelesen und sehe ihn manchmal bei Literaturveranstaltungen.
Ich komme nach dem Wortbad in meiner Badewanne, das ich zugegebenermaßen genossen habe, zu meinem Schreibplatz zurück, um kurz über „Mimis Bücher“ zu berichten und davon, daß ich dabei bin, dieselben Fehler auch dieses Mal zu machen. Das Wochenende also vor mich hingeschrieben. Nach der sehr erfolgreichen Szene eins am Freitag, habe ich mir mit Szene zwei und drei wieder schwer getan und stand da auch vor dem Problem, wie mache ich es mit Mimis Sprache, wie komplex und detailreich darf die sein? Michaela Königs Texte, die im Internet zu finden sind, haben mir da sehr geholfen und bei der Szene vier, der Introduktion von Günther, Mimis Bruder, ist es mir wieder besser gegangen. Dann noch ein Wortbad aus dem offenen Bücherschrank, mal sehen, ob mir das bei meiner Sprache weiterhilft?
2010-03-06
Kurzer Blick aufs neue Buch
Sophie Hungers Krisenwelt
Die freiberuflich arbeitende Lektorin Sophie Hunger sieht sich mit der Kündigung ihres Werkvertrags konfrontiert. Um nicht in depressiven Stillstand zu verfallen, beschließt sie, die Wirtschaftskrise in einer Art literarischen Winterschlaf zu verbringen und beginnt, alle Bücher zu lesen, für die sie bis dahin keine Zeit gefunden hatte. Wenn sie nicht gerade liest, geht sie spazieren und macht auf diesen Spaziergängen interessante Bekanntschaften.
Felix Baum ist ein Postbediensteter, der im Umschulungscenter seine Zeit versitzen muss, Hertha Werner, bereits in Pension, sorgt sich bis zur Erschöpfung um ihre aus den Fugen geratene Kleinfamilie. Was die Protagonisten in Eva Jancaks Buch zusammenführt, muss der Leser selbst herausfinden, denn vor dem Hintergrund der scheinbar allgegenwärtigen Wirtschaftskrise entspannt sich ein Kaleidoskop an Schicksalen und Begegnungen und leise, ganz leise auch eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Die Krise ist bewältigbar, das ist es, was uns dieses Buch sagen will. Das Leben auch.
Andrea Stift
2010-03-05
An den Schreibplätzen
Den ersten Teil des Julian Schutting Colloquiums in der alten Schmiede habe ich versäumt. Da wurden nämlich gestern, moderiert von Martin Kubaczek, „Nachtseitiges“, „Jahrhundertnarben“ und „An den Mond“ mit dem Literaturwissenschaftler Klaus Amann, dem Dichter Franz Josef Czernin und der Lektorin Astrid Graf, die lange beim Residenz Verlag tätig war, erkundet.
Heute ging es um das Schutting Buch „Am Schreibplatz“, das 2010 bei Jung und Jung erschienen ist und offenbar so neu ist, daß es Franz Josef Czernin kaufte, als ich es mir beim Büchertisch angesehen habe.
Julian Schutting ist ein sehr lyrischer Dichter und einer, der über sein Schreiben auf eine sehr sympathische Art und Weise viel erzählt. Ich kenne ihn noch aus der Zeit, als er Jutta hieß und ich habe auch einige Jutta Schutting Bücher „Baum in O.“, „Der Wasserbüffel“, „Am Morgen vor der Reise“, beispielsweise, wenn ich mich nicht irre.
Hilde Schmölzer hat in ihrem „Frau sein und schreiben“ aus dem Jahre 1982, ein Jutta Schutting Interview.
Vom Julian habe ich vom „Tod meiner Mutter“ und „Jahrhundertnarben“ und ich war auch bei einigen Lesungen. Dann kann ich mich an eine GAV-GV erinnern, wo er für eine Aufnahme der neuen Mitglieder ohne Bewertung stimmte und ziemlich allein dabei war. Sonst scheint er, der an die vierzig Bücher geschrieben hat, hohe Ansprüche an sein Schreiben zu stellen und es ist bei dem Gespräch auch über den Manierismus gegangen, der laut Schutting von den Manieren kommen soll. Er ist auch so etwas, wie ein altmodischer Dichter, einer der zu Fuß die Stadt erkundet und den Seerosenteich im Pötzleinsdorfer Park beobachtet.
„Auf der Wanderschaft. Über das Vergnügen vom Gehen“ ist voriges Jahr erschienen und einer, der auf einer elektrischen Schreibmaschine schreibt oder mit den Bleistiften, rechts und links auf seinem Schreibplatz ausgelegt, dort hat er auch einige Papierbögen und an denen scheint er, wie er erklärte, seine Texte zu montieren, seine Beobachtungen, die er in Schichten aufbaut. Er sieht auch viel aus dem Fenster und hat aus dem neuen Buch ein Stück gelesen, wie er frühmorgens im Türkenschanzpark sieben oder acht Arbeiter beobachtet und dann zwölf aus ihnen macht, von der Zwölftonmusik schreibt und von einem Hinrichtungskommando, das ihm dazu eingefallen ist, wie er bei seinen Kursen für die Schule der Dichtung ausführte. Ein Dichter, der nur beobachtet und nicht erzählt, wie er betonte, obwohl Klaus Amann dabei widersprach und meinte kein Trivialgedächtnis zu haben.
Um die Liebe ging es natürlich auch und um die Frage, ob Schuttings Liebe, nun die Geliebte oder das Schreiben sei, wobei Stellen zitiert wurden, wo die Geliebte so intensiv vorgestellt wurde, daß ihre Anwesenheit nur gestört hätte und daß er, als sie angerufen hat, enttäuscht war, daß es nicht der Mechaniker war, der die Schreibmaschine reparieren sollte. Es gab auch eine Diskussion über das Politische der Texte, wobei Klaus Amann meinte, daß das die Entscheidung des Dichters zum Schreiben sei und das ist der Übergang zu meinem Schreibplatz, wo ich nicht montiere und eine erzählende Schreiberin bin, mich aber ebenfalls sehr intensiv dafür entschieden habe und da ist in der letzten Woche viel passiert.
Die Vorarbeiten zu den ungedruckten Büchern fertig, Andrea Stifts Text gekommen, das Einleitungsreferat für die Mittleren geschrieben und die Lesungstexte abgestoppt.
Frei für das Neue und da wollte ich, habe ich vorige Woche, geschrieben, mindestens ein Monat, wie Julian Schutting in Wien herumspazieren und schauen, was sich diesbezüglich beobachten läßt…
Mitnichten, das klappt bei mir natürlich nicht. Mittwochmittag war ich so weit, habe mein Paper blank hervorgeholt, die bisherigen Notizen durchgelesen und die Materialsammlung bezüglich Downsyndrom und Plagiatsgeschichten hergerichtet. Über das Downsyndrom habe ich schon im Internet recherchiert und Ludwig Lahers Buch gelesen. Gestern Nachmittag hatte ich zwei Stunden Zeit zur Hauptbücherei zu marschieren und wollte heute den ganzen Tag herumfahren, um neue Personen und Themen zu finden.
Im Uni Festsaal hab ich dann gedacht, wozu herumrennen, wenn ich schon die ersten Szenen im Kopf habe?
Die habe ich heute geschrieben, das heißt aus den ersten zwei eine gemacht, nämlich Johannes Staudingers Besuch bei der Therapeutin und seine Begegnung mit Mimi, die ihm von ihren Büchern erzählt. Den Titel „Mimis Bücher“ habe ich auch, noch ungefähr drei Szenen im Kopf und die Erkenntnis, daß ich eine schnelle Schreiberin bin. Eine, die eher spontan arbeitet und nicht viel auf dem Reißbrett skizziert, sondern wie gehabt, immer drei, vier Szenen im Voraus hat, die sich dann weiterentwickeln.
So lasse ich Frau Tunichtgut einen offenen Bücherschrank betreuen, bzw. ihre Lektüre von dort holen, dort kann sie auch mit Johannes Staudinger zusammentreffen.
Das Herumfahren schiebe ich auf später auf, wenn ich nicht mehr weiterweiß…
Den Vorsatz mir Zeit zu lassen, habe ich aber noch und meine Schreibprozesse will ich auch ernster zu nehmen, damit vielleicht wirklich etwas Neues und Besonderes entsteht.
2010 wird es wieder einen Ohrenschmaus und wahrscheinlich zwei neue Jurymitglieder, nämlich Andrea Stift und Ludwig Laher, geben. Am Welt Down Syndrom Tag, dem 21. 3. werden wir in Leipzig sein und am Tag der offenen Tür in der Karl Schubert Schule nächsten Donnerstag habe ich drei Stunden, dafür auf Elisabeth Pratschers Blog eine seltsame Diskussion mit einem Apotheker, der vehement gegen die Alternativmedizin wettert und sie als Scharlatanerie bezeichnet, was vielleicht auch eine Inspirationsquelle ist…
2010-03-04
Bruno Kreisky Preis
Der erste Teil der Preisverleihung des Bruno Kreisky Preis für das politische Buch 2009 fand heute im großen Festsaal der Uni Wien statt und das war sehr interessant, feiern wir ja gerade 30 Jahre sozialistische Alleinregierung unter Bruno Kreisky und Johanna Dohnal ist vorige Woche auch gestorben.
Also wehmütige Erinnerungen an die Siebzigerjahre, wo alles schöner und viel besser war, die Wirtschaftskrise weitentfernt, der Hochschulzugang frei und 20 % Analphabeten haben die Schulen glaub ich, auch noch nicht erzeugt…
Morgen um vier gibt es eine Johanna Dohnal Gedenkveranstaltung auf dem Ballhausplatz und der Bruno Kreisky Preis wird seit 1993 jedes Jahr verliehen. Unter Alfred Gusenbauer, Hannes Swoboda und Christoph Mazettner werden da politische Bücher ausgezeichnet. Jetzt war ich schon länger nicht bei einer Preisverleihung, ich glaube, das letzte Mal vor zwei Jahren, als Ditha Brickwell ihn mit „Die Akte Europa“ bekommen hat und 2000 war ich ein bißchen betroffen, denn da hat die Widerstandsanthologie des Milena Verlags einen Preis bekommen und da hatte ich den Text „Widerstand beim Zwiebelschneiden“ drinnen und dafür vom Verlag ein Extrabuch bekommen.
Sonst bin ich ich auch gelegentlich hingegangen, obwohl die politischen Bücher nicht unbedingt das Meine sind. Der Preis wird immer in zwei Teilen und meistens an zwei verschiedenen Orten vergeben. Heute bekam Kurt W. Rothschild den Sonderpreis für sein publizistisches Werk und John Bunzl und Farid Hafez den Sonderpreis für „Islamophobie Österreich“ und der Passagenverlag den Sonderpreis für seine verlegerischen Leistungen.
Als ich zur Uni kam, ich war vorher kurz im Amtshaus Margareten bei einer vorverlegten Veranstaltung zum Frauentag am 8. März, war es sehr voll, der Aufgang abgesperrt, die Leute wurden auf den Lift verwiesen.
Zuerst war es ein bißchen ungewöhnlich mich unter lauter Männern, die eine höhere Position bei der SPÖ einnehmen und sich zur Begrüßung küßten, zu befinden, ich bin nämlich ziemlich vorn gesessen, eine Stammbesucherin habe ich aber schon gesehen, dann hat Alfred Gusenbauer eingeleitet und erzählt, daß Bruno Kreisky zu seiner Promotion kommen wollte und anfragen ließ, ob es einen Lift gebe, nein sagte man ihm, für Bruno Kreisky wurde aber der, den es doch gegeben hat, schließlich aufgesperrt.
Ich habe mich durch die Ketten gewutzelt und bin wahrscheinlich schneller gewesen und das Buch über die Islamphobie ist sicher interessant, genauso wie das Gespräch mit Kurt M. Rothschild, obwohl ich mich für Nationalökonomie nicht sehr interessiere, er ist aber ein sehr humorvoller fünfundneunzigjähriger alter Herr und daher die Preisverleihung höchst beeindruckend.
Nachher sind alle aufgestanden und haben geklatscht und wenn ich mir die Namen der bisherigen Preisträger so anschaue, finde ich schon ein paar literarische dabei.
Milo Dor und Kathrin Röggla z. B. Bei der Preisverleihung an Kathrin Röggla war ich auch. Das war 2005, an dem Tag, an dem die Millionenshow gezeigt wurde, in der El Awadalla gewonnen hat. Sie hat uns ins Cafe Tschocherl eingeladen, aber nicht gesagt, daß sie die Million gewonnen hat, so habe ich mich entschuldigt, weil ich zur Preisverleihung wollte. Am Nachmittag war der Jour fixe der Frauenlesegruppe im Cafe Engländer, da bin ich noch hingegangen und vorher in der U-Bahnzeitung, so hieß das damals, glaube ich, gelesen, daß sie die Gewinnerin ist und es den Frauen erzählt, die Bruni hat es mir nicht geglaubt…
Ich bin kurz zur Preisverleihung und dann doch in den fünfzehnten Bezirk gefahren und die Elfriede Haslehner und die Bruni dort getroffen. Es hatte mich ja noch nie jemand zum Ansehen der Millionschow eingeladen, der die Million gewonnen hat…
Bezüglich Johanna Dohnal ist noch zu sagen, daß der wahrscheinlich einzige große Preis den ich je gewonnen habe und der noch lang die verschiedensten Auswirkungen hatte, der zu dem rollenunsspezifischen Kinderbuch „Buben dürfen pfeifen, Mädchen dürfen weinen“, veranstaltet vom Staatssekretariat für Frauenfragen und dem Verlag Jugend und Volk war. 1980 oder 1981 ist das, glaube ich, gewesen. Ich hab in der damals noch existierenden sozialistischen Frauenzeitschrift „Die Frau“, die meine Mutter immer gelesen hat, davon erfahren und die Geschichte „Güler will kein Kopftuch mehr“ dafür geschrieben. Unter anderen war Christine Nöstlinger in der Jury und ich würde gerne wissen, ob sie mich vorgeschlagen hat. Das Buch hat mehrere Auflagen gehabt, ist als Taschenbuch erschienen, der Text war lange in Schulbüchern und eine Unesco Anthologie „Im Osten geht die Sonne auf“, gibt es mit diesem Text auch, es gab verschiedene Veranstaltungen zu denen ich diesbezüglich eingeladen wurde und den Kinder- und Jugendbuchpreis hat das Buch 1982 auch bekommen. Da habe ich ein bißchen miterleben dürfen, wie das laufen kann, leider bin ich seither nie mehr so nahe in den Literaturbetrieb hineingekommen.
2010-03-03
Flaschenpost an Josy
„Flaschenpost an Josy“ von Margot Koller ist eine nicht ganz seichte Lektüre zum Thema Wasser, wie auf dem Buchumschlag steht.
Die Schriftstellerin Sophie möchte ein Sachbuch über das virtuelle Wasser schreiben und fährt diesbezüglich, die frisch gedruckten Visitenkarten und das Manuskript in der Umhängetasche, siebenhundertfünfzig Kilometer zur berühmten Messe und stolziert von Stand zu Stand herum.
Zuerst beantwortet sie für einen imposanten Herrn mit weißer Haarmähne, die Frage eines Rundfunkreporters, was Bücher für ihn bedeuten, dann fragt sie das Verlagspersonal „Wissen Sie was virtuelles Wasser ist?, um den ratlosen Gesichtern zu erklären, daß das alles in ihrem brandneuen Manuskript „1000 Tropfen Wasser“ stehen würde.
Danach verläßt sie die Regale mit den Krimis, den Comics und den Diätratgebern und besucht einen Kopierladen, weil der neue Farb-Laserdrucker versagte, sie aber kopierte Blätter braucht und lernt den vitalen wendigen Josy kennen, den sie mit derselben Frage überrascht, um ihm zu erklären, daß man für die Produktion einer einzigen Seite Papier zehn Liter Wasser braucht, was diesen sehr beeindruckt.
Da Weihnachten naht, braucht sie Lyrik zum Verschenken, sieht also Josy wieder, der sich als Sparengel erweist und die Kunden zu doppelseitigen Kopien überredet, während die nebenberufliche Lehrerin, ihr Sachbuchmanuskript offenbar doch noch nicht beendet hat, denn sie beginnt zu recherchieren, wohl ein Trick Margot Kollers, damit wir in der spannenden Dreiecksgeschichte einen Einblick über die aktuelle globale Wassersituation kriegen.
Sophie liest Bücher über die Papiergeschichte und beginnt in ihrer Badewanne solches zu recyclen und weil sie ein paar Kilo zuviel auf der Hüfte hat, für Josy aber schlank sein will, macht sie eine Diät aus Wasser und Karotten und sündigt nur am Ende des Karnevals mit ihren Freundinnen bei einem deftigen Brunch.
Dazwischen löst sie als Kommissarin Virtuella Aqua den Wasser Krimi, um von ihrem Literaturagenten zu erfahren, daß das Themas Wasser nicht aktuell genug ist, um einen großen Leserkreis zu interessieren, um so mehr, da sie keinen durch die Medien bekannten Namen hat…
So fährt Sophie, die sich im Laufe ihres Lebens von ihrem Bernard, der sie das Wasserpaddeln lehrte, trennte, in den Osterferien zu einer Freundin, um sich bei dieser zu erkundigen, ob sie sich dem am Wasser interessierten Josy nähern soll?
Die rät ihr nachzufragen, ob er Single ist, was die Erschlankte tut, um sich mit ihm, als der Test positiv ausfällt, am Donnerstag in einem Cafe zu verabreden.
Vorher fährt sie nach Venedig, beschließt dort ihren Wasserroman umzubenennen und ihn in eine Plastikflasche zu stecken, um ihn Josy als Flaschenpost zu überreichen…
Den Zeitraum von 2005-2015 erfährt man auf der Buchrückseite haben die vereinten Nationen zur Weltdekade „Wasser – Quelle des Lebens“ ausgerufen, so daß das Buch flüßig lesbare Fakten und Daten dazu bringt. Man erfährt aber auch ein bißchen über den Frust einer Nebenerwerbsschriftstellerin, dem Literaturbetrieb und über die in Salzburg lebende Margot Koller, die eine begeisterte Wanderpaddlerin ist und schon über achtzig unterschiedliche Gewässer befahren hat und da ich sie schon lange über die GAV kenne, weiß ich noch ein bißchen mehr.
Nämlich, daß sie auch eine ist, die ihre Bücher selber macht, dieses mit einer schönen blauen Umschlagseite und zwölf Grafiken, die die Kapitel einleiten, hat sie in fünfzig Belegexemplaren herausgebracht und da ich es mir nicht verkneifen konnte, in der Badewanne mehr über das Wasser zu erfahren, ist es jetzt ein bißchen aufgelöst.
Ich weiß aber auch, daß das Thema Wasser noch andere ihrer Bücher füllt. So hat sie bei Arovell „Alles fließt wie der Fluß“ herausgebracht und da sie bei Ruth Aspöcks Donau-Rad-Karawane, ein Stückchen mitgefahren ist und in Deggendorf gelesen hat, wird sie auch in einer dieser Anthologien einen Text über das Wasser haben.
Ansonsten habe ich sie bei einer GAV-GV in den Achtzigerjahren kennengelent und gemeinsam mit ihr die GAV-Anthologie zum Selbstmord herausgegeben.
Ich sehe sie immer bei den Generalversammlungen und habe sie 2005 zu der Veranstaltung „Selbstgemacht-Die Literatur neben dem Literaturbetrieb“, die damals noch problemlos im Literaturhaus stattfinden konnte, eingeladen und besitze noch andere selbstgemachte oder fremdverlegte Bücher von ihr. Scheint sie doch viel zu schreiben und eine originelle Person zu sein, die ebenfalls unter dem Literaturbetrieb leidet, wie man auf den GAV-GVs hören kann.
Das letzte Mal habe ich sie bei der Buch-Wien getroffen, da haben wir Bücher getauscht und ich finde es sehr spannend, in einem Sachbuch über Wasser soviel über das Schreiben zu erfahren.
Und ich habe schon wieder ein Buch gewonnen und zwar bei Dietmar Füssels monatlichen Gewinnspiel und nicht bei dem des Residenz-Verlages, hätte ich da doch unbedingt geglaubt, daß das Buch das unlängst auf Hindi übersetzt wurde, von Zdenka Becker ist. Es war aber Peter Roseis „Das große Töten“.