Bei „Business Class“ von Martin Suter „Geschichten aus der Welt des Managements“, handelt es sich um ausgewählten Kolumnen des Autors, die in der Weltwoche, ab 1992 erschienen sind.
Der Schweizer Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren, machte eine Ausbildung zum Werbetexter und wurde mit sechsundzwanzig Jahren Creative Direktor einer Werbeagentur. Seit 1991 ist er literarisch tätig und erhielt für seine Kolumnen, die bis 2007 erschienen sind, 1995 den Preis der österreichischen Industrie beim Joseph Roth Wettbewerb in Klagenfurt und wurde dadurch berühmt.
Seither sind viele Romane von ihm erschienen. So z.B. „Lila lila“, „Der Teufel von Mailand“, „Der letzte Weynfeldt“ und zuletzt „Der Koch“ und von den Business Geschichten gibt es auch noch weitere Bände „Neue Geschichten aus der Welt des Managements“, „Unter Freunden“, ect.
Ich habe beim offenen Bücherschrank vor ein paar Wochen, offenbar den ersten Band erwischt und von Martin Suter noch nie etwas gelesen, wohl aber einige Interviews und Lesungen in Leipzig beispielsweise, gehört und da ich ja nicht so gerne Kurzgeschichten habe, habe ich mit dem Lesen etwas gezögert, mich jetzt aber doch darüber gemacht und es war spannend, sowie eine fremde Welt.
Ein bißchen was darüber kenne ich ja von meinen Supervisionen im Krankenhausbereich, aber die Welt des Managements ist mir nicht so vertraut, da ich mich eher unter Literaten bewege, wo es natürlich auch dieselben Muster gibt und bei den satirischen Geschichten über den Literaturbetrieb kenne ich mich auch ein bißchen aus.
Also eine fremde Welt oder eine irgendwie vertraute, auf jeden Fall geht es in den oberen Etagen ziemlich brutal und abgehoben zu und es ist auch eine Welt der Männer, die Martin Suter schildert.
Die Frauen der Männer in den oberen Etagen kommen, als Hausfrauen und Mütter oder Köchinnen für die Businessessen bzw. als Sekretärinnen vor. Schmieden dann und wann aber auch die schönsten Ränkelspiele.
So die Frau hinter Hostettler beispielsweise, von der er sich bei seinen Aufstiegsplänen beraten läßt und die Idee bekommt, daß er bei der Beförderung zum Mitglied des Direktoriums vielleicht deshalb übergangen wurde, weil er zu farblos ist. So redet ihm die schöne Maja, eine vorgespielte Freundin ein, damit Chef Wellauer ihn befördert, sie hätte nichts dagegen, so täuscht Hostettler sechs Wochen lang eine Affaire vor und bezieht dafür jeden Freitag im Hilton ein Doppelzimmer mit Champagnerimbiß für zwei, bis er sich seiner Sache so sicher ist, das fingierte Schäferstündchen abzubrechen und um halb zehn nach Hause fährt. Vor dem Gartentor parkt Wellauers BMW…
Wie Martin Suter bevorzugt Männer schildert, die alles für ihre Karriere tun, jahrelang das Firmenego mit Businessanzug, blauem oder weißen Hemd und farbiger Krawatte, verkörpern um, wenn das Management verlangt, sich am Casual Tuesday so zu kleiden, wie sie sind, verzweifelt im begehbaren Kleiderschrank zu stehen.
Eine Welt, wo die Männer sich ihren Aufstieg richten, mit den richtigen Leuten sprechen, die falschen ignorieren und auf den jeweiligen Parties im Smalltalk günstige Gelegenheiten suchen, bzw. wochenlang die Nächte in ihrem Büro verbringen, um sich für die mögliche Beförderung, die richtigen Chefmöbel auszusuchen, die den entsprechenden Eindruck machen und sie sich nichts vergeben, um durch das Licht in ihren Zimmer, wo sie doch einen guten Eindruck machen wollten, sich, um die Chance ihres Lebens bringen, denn wenn man schon als Vizedirektor Überstunden braucht, ist man nicht die richtige Entscheidung…
Hart und brutal die Welt der Macht und farblos die Männer zwischen und vor den oberen Etagen, langweilig und gestresst und wenn sie mittels teurer Abschaltkurse, das verändern wollen, bringen sie es nicht zusammen und schaffen die Entkoppelung nur mit Psychopharmaka….
Die Frauen verlieren sie an ihre Chefs oder Konkurrenten und wenn sie nicht aufpassen, werden nicht sie, sondern diese befördert, obwohl sie alles dafür machen, sich beim Überlebenstraining in die Finger schneiden, durch ungewohnten Bärlauch Durchfall bekommen, Lehm kneten, einen Unterstand bauen und im Regen übernachten, um vom zynischen Chef gesagt zu bekommen „Ich habe eine schlechte Nachricht, Sie werden es aber überleben….!“
2010-04-09
Business Class
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