Im Oktober 2008 habe ich nach einem Blogeintrag von Otto Lambauer, die er damals noch schrieb, mich in den „Wochenendrecherchen“ mit einigen jüngeren österreichischen Gegenwartsautorinnen beschäftigt. Andrea Stift, Andrea Grill, Andrea Winkler und Linda Stift, das Verwechslungspotential ist damals noch sehr groß gewesen und ich habe jede von ihnen durch eine Lesung oder ein Buch flüchtig gekannt. Andrea Grill durch ihr Familienalbum „Der gelbe Onkel“ , das ich bei einer Lesung im Literaturhaus kennenlernte, dann hat sie 2007 beim Bachmannpreis gelesen, bei Andrea Winkler war es ähnlich, da habe ich „Hanna und ich“ gekannt, auf Andrea Stift bin ich durch Otto Lambauer gestoßen und bei Linda Stift habe ich von ihren Büchern „Kingpeng“ und „Stierhunger“ mehr oder weniger viel gehört.
Der Herbst 2008 war aber sehr intensiv, so bin ich bald danach mit Andrea Stift in Kontakt gekommen, Andrea Grill hat mit „Tränenlachen“ eine Buchprämie bekommen und mit Andrea Winkler habe ich mich nach dem Bachmannpreis 2009 intensiv beschäftigt, hat mich ja ihre Sprache sehr beeindruckt und Andrea Grill habe ich immer wieder bei Veranstaltungen im Literaturhaus im Publikum gesehen, bzw. als Übersetzerin aus dem Albanischen beim Fried Symposium erlebt. In Leipzig, bin ich ich während ihrer Lesung im Österreichcafe aufgeregt herumgelaufen und habe entweder ein Weinglas oder den Wieserstand gesucht, von ihrer Lesung aber nicht viel mitbekommen, dadurch neugierig geworden, so daß es gerade richtig kam, als mir Janko Ferk, das Programm des literarischen Salons in der österreichischen Nationalbibliothek schickte. Er liest dort im Juni, Andrea Grill aber schon am 22. 4. aus „Das Schöne und das Notwendige“, das mir in Leipzig entgangen ist, so bin ich heute in das Oratorium gegangen und da war ich, nicht sehr oft.
Einmal bei einem Thomas Bernhard Symposium, dann hat Daniel Kehlmann 2003 sein „Ich und Kaminski“ dort vorgestellt und 2008 Cornelia Travnicek „Der Asche meiner Schwester“ mit der bin ich dann auch in Kontakt gekommen und die Lesung heute war ebenfalls sehr interessant. Ob sich daraus ein persönlicher Kontakt ergibt, weiß ich nicht, aber, daß es ein sehr ungewöhnliches Buch ist, daß da vorgestellt wurde.
Der junge Mann, der die Lesung eingeleitet hat, hat von einem außergewöhnlichen Talent gesprochen und den Lebenslauf als Biologin, die albanische Übersetzerin und auch die verschiedenen Wohnorte, wie Bologna und Amsterdam erwähnt.
Im Klappentext wird das Buch eine ökologische Parabel genannt, der Falter nennt es ein üppiges Märchen unserer Zeit, der junge Mann hat das Buch in blumigen Worten sehr ausführlich beschrieben, so daß man es gar nicht mehr lesen muß.
Es geht um eine Männerfreundschaft, zwei Männer von denen einer anfangs durch die Züge betteln geht, dann einen Kathedralenruhestifter kennenlernt, dessen Geld verspielt, wobei der auf die Idee kommt, den teuersten Kaffee der Welt, hergestellt als Fermentierung aus dem Dickdarm einer Schleichkatze, in seiner Wohnung zu erzeugen.
Eine Valentina spielt auch noch eine Rolle und die ist mir bekannt erschienen, bis einer aus dem Publikum fragte, ob das aus dem Bachmanntext ist?
Fiat, der eigentlich Ferdinand heißt, wird in einen Zoo, als Tierpfleger geschickt, um dort die asiatische Schleichkatze, eine Mischung aus Katze und Marder, die sehr stinkt zu stehlen, die den teuersten Kaffee der Welt ausscheißt, ein Pferd kommt auch irgendwo vor, daß sich in der Küche aufbläht, da mußte ich an Erich Kästner und den 35. Mai denken, Andrea Grill meinte, es hat sich bei ihr irgendwie so ergeben und erzählte, daß sie Teile des Buches in der Nationalbibliothek geschrieben hat. Es kommt auch ein berühmtes holländisches Buch aus dem Jahr 1901 vor, das Andrea Grill stolz präsentierte und die Stelle, wo Fiat auf der Straße die Bettlerin Valentina trifft, mit ihrer albanischen Übersetzerin von „Tränenlachen“, las.
Was mich vor allem faszinierte ist die Ungewöhnlichkeit des Buches und Andrea Grills Vielseitigkeit, denn das passt in den literarischen Trend nicht hinein, die traut sich was, könnte man denken, dieses üppige Märchen ist sehr originell und offenbar mit viel Lust geschrieben.
Es besteht aus vierzig Kapitel, wo jedes die Überschrift einer Kaffeesorte trägt, es gibt hundert Kaffeesorten, wir trinken aber nur zwei, erklärte Andrea Grill und dann noch diesen Katzenkaffee, den es wirklich gibt, aber der Roman ist offenbar doch ein Märchen und entsprechend unrealistisch, da diese Schleichkatze, ja die roten Blüten frißt, die beiden Männer kaufen den Kaffee aber im Supermarkt und setzen ihn dem asiatischen Katzenmarder nochmals vor.
Also wieder was gelernt über die Ungewöhnlichkeit der österreichischen Gegenwartsliteratur, die es offenbar doch gibt, man muß sich nur trauen. …
Was mir nicht gefällt ist das Töten vom Schmetterlingen, weder als Liebesbeweis noch zum Erstellen einer Dissertation.
2010-04-22
Andrea Grill in der Nationalbibliothek
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