In der alten Schmiede hat Ruth Aspöck heute aus ihrem „tremendo swing – die achtziger Jahre in Kuba“ gelesen. Das kenne ich schon, hat es Alfred ja einmal gekauft und die Gesellschaft für Literatur präsentierte mit dem Pen Club die Neuerscheinung von György Sebestyen „Thennberg oder Versuch einer Heimkehr“, des 1930 in Budapest geborenenen, 1956 nach Österreich geflüchteten und 1990 in Wien verstorbenen, ehemaligen PEN Präsidenten.
Von 1988 bis 1990 war er das, von daher kenne ich seinen Namen. Wie der 1969 erschienenen Roman in meinen Besitz gekommen ist und ob ich ihn gelesen habe, weiß ich nicht mehr. 1989 im Jahr des Falls der Mauer hatte ich jedenfalls die Idee über den alten und neuen Ungarnaufstand zu schreiben und habe mir diesbezüglich, ich glaube, bei Schubert in St. Pölten, „Albino“ bestellt, um einen Ungarnflüchtling und Schriftsteller als Helden zu nehmen. Das habe ich vermutlich gelesen, aus dem Ungarnroman ist nicht viel geworden, eine knappe Seite höchstwahrscheinlich nur, die, wie ich mich vage einnern kann, im Cafe Westend entstanden ist. Die beiden Bücher stehen jetzt in Harland und als ich das Programm der literarischen Gesellschaft las, habe ich mich bei der Ruth entschuldigt und bin in die Gesellschaft für Literatur gegangen. Weil Dietmar Grieser die ausgewählten Stellen gelesen hat und nachher eine Weinverkostung angekündigt war, habe ich mich beeilt nach sechs wegzugehen und bin in einem leeren Vortragssaal gestanden. Der jetzige Pen-Präsident Helmut Stefan Milletich mit dem ich vor eineinhalb Jahren gemeinsam mit Helmuth A. Niederle in dieser Buch Prämien Jury war, hat gerade mit dem Weinverkoster die Gläser in den zweiten Stock transportiert.
Dietmar Grieser ist dann bald gekommen und die älteren Damen, die sich mit begierigen Lächeln auf ihn stürzten. Peter Paul Wipplinger bin ich schon in der Herrengasse begegnet und der Wein wurde auch bald ausgeschenkt. Ich habe gleich mit dem Cuvee begonnen, nur einmal mit einer Probe Blaufränkisch gemischt, bin ich ich ja eine Rotweintrinkerin und verstehe auch ein bißchen was davon, wenn auch nicht soviel wie von Literatur.
Inzwischen haben die begeisterten Damen Dietmar Grieser mit dem Peter Paul verwechselt, was für eine Außenstehende immer amusant zu beobachten ist und eine Dietmar Grieser Geschichte habe ich auch anzubieten, die ich dem charmanten Autor ebenfalls erzählt habe. Es war, glaube ich, 2001 bei „Rund um die Burg“ zu Mittag. Dietmar Grieser war angekündigt und auf einmal hat sich das Zelt mit den älteren Damen angefüllt, es war aber noch das Literaturhaus an der Reihe und Antonio Fian hat gerade gelesen. Die alten Damen waren enttäuscht und fragten mich zehn vor eins „Wann kommt denn jetzt der Grieser?“
„Um eins!“, habe ich geantwortet, „aber vorher kommt noch die Frau Aichinger!“
Die kam dann auch und hat klein und zittrig die erste Auseinandersetzung mit nine elefen von sich gegeben, sehr beindruckend, weil sie heute, glaube ich, in einem Pflegeheim lebt und nicht mehr liest. Die alten Damen waren aber ungeduldig und wollten Dietmar Grieser hören.
Da habe ich dann schon ein wenig scharf „Seien Sie bitte still, das ist eine berühmte Dichterin!“, gesagt.
Der kam dann ein bißchen verspätet und hat von vergessenen Literaturgrößen oder was auch immer gelesen und ich habe mir gedacht, in zehn Jahren sitzt er da und wird ein Kapitel über Ilse Aichinger lesen und die dann anwesenden alten Damen werden begeistert sein.
Diesmal waren sie es über Dietmar Grieser und György Sebestyen und die Gesellschaft für Literatur war auch bald gefüllt, es waren einige sehr elegante Damen da, die ich noch nie gesehen habe und natürlich ein paar literarische Stammbesucherinnen. Ich hatte meine Jacke in der zweiten Reihe abgelegt und dann setzte sich der berühmte Autor, während Helmuth A. Niederle eröffnete, noch neben mich und der ist wirklich ein charmanter Mann. Ich bin ja nicht gerade eine Bewunderin charmanter älterer Männer, aber bei einer der Buchwochen vor vielen Jahren, bin ich mit dem Alfrend mit ihm ins Gespräch gekommen und er hat uns freundlich über ein Buchcover Auskunft gegeben, das die Beine einer Leiche zeigte und als ich 2006 mit „Amadeas kleiner Nachtmusik“ in der Bücherei Pannaschgasse gewonnen habe, war er mit Edith Waclavicek im Publikum und jetzt hat er aus dem Roman des ehemaligen Pen Präsidenten vorgetragen, den ich wahrscheinlich doch nicht gelesen habe.
Es geht um die Heimkehr aus dem KZ in das fiktive Schloß Thennberg, der Heimkehrer Richard Kranz fängt eine Liebschaft mit einer Fünfzehnjährigen an, die später tot im Wald gefunden wird.
Dietmar Grieser hat charmant quergelesen, später hat Dorothea Macheiner mir erklärt, daß György Sebestyen ganz anders gelesen hat. Danach gings mit der Weinverkostung weiter, ich habe mich sehr lang mit Dorothea Macheiner unterhalten, die mir erzählte, daß sie in den Pen Club eingetreten ist. Das ist auch Cornelia Travnicek und die Pen Mitglieder Peter Paul Wipplinger und Helmuth A. Niederle sind sehr engagiert und treten für die Menschenrechte und verfolgte Autoren ein. Ein interessanter Abend also, ob ich, wenn ich in Harland bin, das Buch heraussuchen werde, weiß ich nicht, es war aber eine Wiederentdeckung eines inzwischen vergessenen Literaten, zu dessen achtzigsten Geburtstag das Buch bei Braumüller wieder aufgelegt wurde, dann soll es auch ein Symposium in der Gesellschaft für Literatur geben und ich habe wieder etwas gelernt und bin ansonsten überzeugtes GAV Mitglied.
2010-06-07
Burgenländische Weinverkostung
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