In der alten Schmiede wird umgebaut, werden da doch, da das Haus 2008 verkauft wurde und es im Vorjahr eine große Protestaktion zur Erhaltung des literarischen Quartiers gegeben hat, die Veranstaltungen in den Keller verlegt.
Vom zweiten Stock, wo es in den Siebzigerjahren begonnen hat, über das Parterre, wo seit 1981 literarische und musikalische Veranstaltungen stattfanden, tiefer hinunter und heute wurde die Saison sozusagen mit der Präsentation des Suhrkamp-Buches „Die ganze Zeit“, des H.C. Artmann und Oskar Pastior Preisträgers Oswald Egger beendet, dessen Namen ich, glaube ich, seit 2003 kenne, denn da war ich noch in der Jury der GAV Neuaufnahmen und da hat sich Benedikt Lebedur beworben und es wurde in Neuberg an der Mürz der Ernst Jandl Preis an Felix Philipp Ingold vergeben und da hat Benedikt Lebedur die Laudatio gehalten und Owald Egger hat gelesen und ich habe auch ein paar Gedichte von ihm im „Kolik“ gefunden.
So prägen sich bei mir die Namen ein und bei den Fried Tagen im letzten Jahr hat er auch im Literaturhaus gelesen.
Ich war also auf die Lesung sehr gespannt, bin im Hof der alten Schmiede Waltraud Haas und Herbert J. Wimmer begegnet und Kurt Neumann leitete auch stilvoll ein, bzw. wurde einem vorher die neue Nummer der Alten Schmiede Zeitung mit der Laudatio von Sibylle Cramer in die Hand gedrückt, damit man sich auf den Oswald Egger Stil einstellen kann.
Denn der ist wahrhaft kompliziert und die „Ganze Zeit“ ein sehr dickes Buch, ein Gesamtwerk auf das, wie Kurt Neumann erklärte, der Dichter schon seit Beginn seines Schreibens hingearbeitet hat und das Opus Magnum oder die Universalpoesie erklärte er weiter, besteht auch aus vier Teilen oder Schreibweisen.
Einem philosophischen Einleitungs und Ausleitungszitat, Zeichnungen, Sprachstücken, Textflächen, Reflektionen und Korrespondezen, was den Verlag auch veranlaßte, wahrscheinlich um die Universalpoesie besser zu verkaufen, das Ganze Roman zu nennen, worüber Kurt Neumann ein wenig unglücklich lächelte und den künftigen Literaturwissenschaftlern vorschlug, sich damit zu beschäftigen, wie weit es mit „Den Kindern der Toten“ oder „Krieg und Welt“ zu vergleichen ist und ich dachte „Das wird eine sehr theoretische Lesung!“ und war dann sehr erstaunt, als Oswald Egger zu lesen anfing.
„Es ist wahr ich bin stark und ich habe Lunge und Arm!“, begann er nach den Dankeswortes mit eindringlicher Stimme sehr langsam vorzutragen. Dann ging es weiter mit dem wahren Tonkunststück, dem gegenüber Andrea Winkler sehr erzählend und realistisch einfach wirkt. Banal ausgedrückt ist es mit einer wahren Sprachflut, die vielleicht mit der von Verena Rossbacher zu vergleichen ist, aber viel gewaltiger wirkt, obwohl sie bedächtig vorgetragen wurde, um eine monumentale Negativbeschreibung mit vielen kunstvollen Satzschöpfungen gegangen, die mir nicht immer einsichtig waren.
„Mein Tisch ist eine Schlafpritsche mit heftigen Gestöber“, tönte es da beispielsweise ziemlich unverständlich.
„Zeit, daß ich die Lippen öffnete, doch ich kann es nicht!“, wurde das Sprachkunstwerk schließlich beendet, bei dem manchmal auch ein Funken Witz und eine lustige Wendung, in all den gewaltigen Beschreibungen aufblitzte, die philosophischen Gedanken habe ich wahrscheinlich nicht erkannt.
Von der Sprachgewalt war ich beeindruckt, auch von der intensiven Vortragsart, mit dem Sinn tue ich mir wieder etwas schwer, da ich mich nicht gern an schönen Sätzen und an l`art pour l`art berausche, auch wenn Richard Obermyr, Andrea Winkler und Verena Rossbacher, da ihren Meister gefunden haben, habe ich manchmal an den Parsifal oder einen Fantasyroman denken müßen und eine sehr männlich geprägte Literatur war es auch.
Als ich mir das Buch am Lesetisch anschauen wollte, war es aber ausverkauft. Die experimentellen Sprachkünstler der Wiener Szene saßen im Publikum, es war sehr voll und Kurt Neumann kündigte am Ende an, daß es im Herbst im „Odeon“ mit Karl-Markus Gauss und am 5. Oktober mit einer Lesung von Ilse Aichingers Werken weitergehen wird, weil die vor fünfunddreißig Jahren auch hier gelesen hat. Die Lesung war nicht sehr lang, ich bin aber trotzdem erst sehr spät nach Hause gekommen, werden vor der Oper ja die Aufführungen übertragen und da bin ich in die „Jüdin“ hineingekommen, habe einen großen Teil gesehen und es war sehr interessant.
2010-06-29
Letztes Mal Parterresaal
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