Das Wochenende war wieder Alfreds Wandergruppe angesagt. Sladky 16 heißt das, glaube ich, im internen Jargon. Denn Peter Sladky war Alfreds Mathematik- und Turnlehrer im St. Pöltner Gymnasium, der mit seinen Schülern in den Siebzigerjahren Wanderwochen machte und das auch medial auf- und vorbereitet hat.
Um 2000 ist er in Pension gegangen und hat diese Idee wieder aufgelebt, das heißt, die ehemaligen Schüler zu einem Diaabend eingeladen und dann mit ihnen, ihren Frauen und Kindern zu Sladky 1 auf die hohe Veitsch aufgebrochen.
Weil das erfolgreich war, gibt es inzwischen die Juni und die Augustwanderung und einen Diaabend dazwischen gibt es auch. Die im Juni ist immer auch ein bißchen der Kultur gewidmet, so sind wir Freitagmittag in den Böhmerwald aufgebrochen.
Geplant hat die Wanderung ins Gratzener Bergland, Benno aus Karlstift, der beim Geburtstagstreffen im Jänner die wesentlichen Punkte vorgestellt hat.
Wir sollten uns am Freitagabend in der Pension Lesnova Zofin auf der Terrasse einfinden, wo man in dem kleinen Teich vor dem Haus schwimmen kann. Weil die Tschechen aber schon Ferien haben, wurde es nichts mit dem Quartier, so hat Benno in der Nebelsteinhütte reserviert und wir haben uns, wie geplant um sechs in Harbach vor dem Moorbad getroffen.
Da war dann schon etwas von dem Gesundheitstourismus im märchenhaften Waldviertel zu sehen, Kurgäste sind vorbeigewalkt oder geskatet und langsam kamen auch die Teilnehmer an. Absagen wurden bekannt gegeben. So kam Otto Lambauer wegen seines Knies nicht, Christa hatte Zahnbeschwerden, Dunky und Anni sind irgendwie verlorengegangen u.u.u.
Um halb sieben sind wir auf die Nebelsteinhütte des österreichischen Alpenvereins, vom Parkplatz in gut fünf Minuten zu erreichen, Bergschuhe unnötig, bei dem Berg der 1000m ist, aber Ausgangspunkt eines Weitwanderwegs, ein großes Gipfelkreuz mit einer Aussichtswarte gibt es auch und vor der Hütte eine Tribüne, die aussieht, wie das Revue genannte Kunstwerk auf dem Fritz Grünwaldplatz in Mariahilf, aber wirklich eine solche ist, denn das Waldviertler Hoftheater macht hier im Sommer Station und Felix Mitterer hat ein Stück mit dem Titel „Nebelstein“ geschrieben, so weit die Kultur, die im Form des Programmheftes in der Hütte auflag. Am 7. Juli geht es los. Der Wirt hofft, daß das Wetter hält, bzw. schöner wird, denn dieses Wochenende war es das nicht sehr, wirklich geregnet hat es aber nicht.
So ist es am Samstag über die tschechische Grenze losgegangen und wir sind nach Buchers, einer ehemaligen deutschen Siedlung losgwandert. Im Gratzener Bergland gab es früher Glashütten und Orte, die durch die politischen Wirren abgetragen wurden. Jetzt ist das Grenzgebiet wieder offen und ein sehr schönes Naturschutzgebiet ist es auch. In Tschechien kann man auf den Fortstraßen radfahren und in Buchers, steht eine Kirche ohne Dach, die wieder errichtet werden soll. Wir sind an sehr schönen Blumen und orangen Schmetterlingen vorbei zu einem einsamen Gasthaus gewandert, wo es gebackenen Käse, Rehschnitzel, Obstknödel, Mohnnudeln und viele Kinder gab und auf den zweithöchsten Berg der Gegend namens Myslivna, 1040 m.
Da kamen uns die Mountainbyker entgegen und am Abend war der Wirt in der Nebelsteinhütte sauer, weil er keine Gäste hatte.
Heute ging es dann nach Hojna Voda, das ist ein Ort mit einer schönen Kirche und einem Heilbrunnen und auf einen schönen Kletterweg zum Kravni Hora mit Aussichtssturm.
Zum Mittag waren wir in dem Sophienschloß und haben den Teich gesehen. Geweihe, Auerhähne und Marder gab es ausgestopft in dem Lokal zu bewundern. Rehmedaillons mit Kroketten und Brombeeren um hundertachtzig Kronen haben wir gegessen und als Nachspeise Obstknödel mit Topfen, sehr exquisit. Dann sind wir in die Bezirksstadt Nove Hrady gefahren und haben die Burg besichtigt.
Zwar kamen wir zu der deutschsprachigen Führung zu spät, so haben sie uns eine Mappe mit dem deutschen Text in die Hand gedrückt und eine junge Frau hat uns blaue Schlapfen gegeben, uns in die verschiedenen Zimmer geführt, die Bilder, die alten Möbeln und die Namen der Familie, die die Burg errichtet und bewohnt haben, erklärt.
Schade, daß meine Großmutter, die vom Böhmerwald nach Wien gekommen ist, ihr Tschechisch nicht an ihre Kinder weitergegeben hat, so daß ich nichts verstanden habe.
Danach sind wir mit einem Zwischenstopp in Harland nach Wien zurückgekommen. Die Wanderung war sehr einfach, die Gegend aber wunderschön, auch wenn es ein bißchen kalt gewesen ist. Sehr viel Geschichte in kurzer Zeit, ein bißchen Einblick in die tschechische Vergangenheit und das Waldviertel mit seiner Märchen und Mythenwelt haben wir so nebenbei auch ein bißchen mitbekommen.