Literaturgefluester

2010-06-20

Ausflug in den Böhmerwald

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:03

Das Wochenende war wieder Alfreds Wandergruppe angesagt. Sladky 16 heißt das, glaube ich, im internen Jargon. Denn Peter Sladky war Alfreds Mathematik- und Turnlehrer im St. Pöltner Gymnasium, der mit seinen Schülern in den Siebzigerjahren Wanderwochen machte und das auch medial auf- und vorbereitet hat.
Um 2000 ist er in Pension gegangen und hat diese Idee wieder aufgelebt, das heißt, die ehemaligen Schüler zu einem Diaabend eingeladen und dann mit ihnen, ihren Frauen und Kindern zu Sladky 1 auf die hohe Veitsch aufgebrochen.
Weil das erfolgreich war, gibt es inzwischen die Juni und die Augustwanderung und einen Diaabend dazwischen gibt es auch. Die im Juni ist immer auch ein bißchen der Kultur gewidmet, so sind wir Freitagmittag in den Böhmerwald aufgebrochen.

Geplant hat die Wanderung ins Gratzener Bergland, Benno aus Karlstift, der beim Geburtstagstreffen im Jänner die wesentlichen Punkte vorgestellt hat.
Wir sollten uns am Freitagabend in der Pension Lesnova Zofin auf der Terrasse einfinden, wo man in dem kleinen Teich vor dem Haus schwimmen kann. Weil die Tschechen aber schon Ferien haben, wurde es nichts mit dem Quartier, so hat Benno in der Nebelsteinhütte reserviert und wir haben uns, wie geplant um sechs in Harbach vor dem Moorbad getroffen.
Da war dann schon etwas von dem Gesundheitstourismus im märchenhaften Waldviertel zu sehen, Kurgäste sind vorbeigewalkt oder geskatet und langsam kamen auch die Teilnehmer an. Absagen wurden bekannt gegeben. So kam Otto Lambauer wegen seines Knies nicht, Christa hatte Zahnbeschwerden, Dunky und Anni sind irgendwie verlorengegangen u.u.u.

Um halb sieben sind wir auf die Nebelsteinhütte des österreichischen Alpenvereins, vom Parkplatz in gut fünf Minuten zu erreichen, Bergschuhe unnötig, bei dem Berg der 1000m ist, aber Ausgangspunkt eines Weitwanderwegs, ein großes Gipfelkreuz mit einer Aussichtswarte gibt es auch und vor der Hütte eine Tribüne, die aussieht, wie das Revue genannte Kunstwerk auf dem Fritz Grünwaldplatz in Mariahilf, aber wirklich eine solche ist, denn das Waldviertler Hoftheater macht hier im Sommer Station und Felix Mitterer hat ein Stück mit dem Titel „Nebelstein“ geschrieben, so weit die Kultur, die im Form des Programmheftes in der Hütte auflag. Am 7. Juli geht es los. Der Wirt hofft, daß das Wetter hält, bzw. schöner wird, denn dieses Wochenende war es das nicht sehr, wirklich geregnet hat es aber nicht.

So ist es am Samstag über die tschechische Grenze losgegangen und wir sind nach Buchers, einer ehemaligen deutschen Siedlung losgwandert. Im Gratzener Bergland gab es früher Glashütten und Orte, die durch die politischen Wirren abgetragen wurden. Jetzt ist das Grenzgebiet wieder offen und ein sehr schönes Naturschutzgebiet ist es auch. In Tschechien kann man auf den Fortstraßen radfahren und in Buchers, steht eine Kirche ohne Dach, die wieder errichtet werden soll. Wir sind an sehr schönen Blumen und orangen Schmetterlingen vorbei zu einem einsamen Gasthaus gewandert, wo es gebackenen Käse, Rehschnitzel, Obstknödel, Mohnnudeln und viele Kinder gab und auf den zweithöchsten Berg der Gegend namens Myslivna, 1040 m.
Da kamen uns die Mountainbyker entgegen und am Abend war der Wirt in der Nebelsteinhütte sauer, weil er keine Gäste hatte.
Heute ging es dann nach Hojna Voda, das ist ein Ort mit einer schönen Kirche und einem Heilbrunnen und auf einen schönen Kletterweg zum Kravni Hora mit Aussichtssturm.

Zum Mittag waren wir in dem Sophienschloß und haben den Teich gesehen. Geweihe, Auerhähne und Marder gab es ausgestopft in dem Lokal zu bewundern. Rehmedaillons mit Kroketten und Brombeeren um hundertachtzig Kronen haben wir gegessen und als Nachspeise Obstknödel mit Topfen, sehr exquisit. Dann sind wir in die Bezirksstadt Nove Hrady gefahren und haben die Burg besichtigt.
Zwar kamen wir zu der deutschsprachigen Führung zu spät, so haben sie uns eine Mappe mit dem deutschen Text in die Hand gedrückt und eine junge Frau hat uns blaue Schlapfen gegeben, uns in die verschiedenen Zimmer geführt, die Bilder, die alten Möbeln und die Namen der Familie, die die Burg errichtet und bewohnt haben, erklärt.
Schade, daß meine Großmutter, die vom Böhmerwald nach Wien gekommen ist, ihr Tschechisch nicht an ihre Kinder weitergegeben hat, so daß ich nichts verstanden habe.
Danach sind wir mit einem Zwischenstopp in Harland nach Wien zurückgekommen. Die Wanderung war sehr einfach, die Gegend aber wunderschön, auch wenn es ein bißchen kalt gewesen ist. Sehr viel Geschichte in kurzer Zeit, ein bißchen Einblick in die tschechische Vergangenheit und das Waldviertel mit seiner Märchen und Mythenwelt haben wir so nebenbei auch ein bißchen mitbekommen.

2010-06-17

Shanghai Baby

Filed under: Uncategorized — jancak @ 16:21

„Shanghai Baby“, 2001 bei Ullstein erschienen, ist der erste halb autobiographische Roman, der 1973 in Ningbo bei Shanghai geborenen Wei Hui und ich denke, man kann das Buch mit dem Roman von Helene Hegemann vergleichen.
Hat hier ja auch eine sehr junge Frau über das Leben mit Sex, Drugs und Identitätsverwirrungen in einer modernen Großstadt geschrieben und hier kommt noch dazu, daß es sich um eine junge Chinesin, Tochter eines hochrangigen Militärs handelt, die von einem China schreibt, das nicht in die westlichen Klischees passt.
Das Buch ist wegen seiner sexuellen Freizügigkeit in China auch verboten worden und wurde mit 40.000 verbrannten Exemplaren zum Kultbuch und Bestseller, obwohl ich in den Blogrezensionen lesen kann, daß die Sexualität, die hier beschrieben wird, als banal und klischeehaft empfunden wird, was ich so nicht finde.
Die Ich-Erzählerin ist die fünfundzwanzigjährige Ni Ke, die von ihren Freunden Coco nach Coco Chanel genannt wird. Sie hat an der Fudan-Universität studiert, einen Erzählband mit erotischen Geschichten herausgebracht, war Journalistin und arbeitet am Beginn des Buchs als Kellnerin im Minirock im Cafe Lydi, bevor sie ihren Job kündigt, um sich ganz der Arbeit an ihrem ersten Roman hinzugeben. Dabei wird sie von ihrem Freund, dem Maler Tiantian unterstützt, bei dem sie wohnt und dessen, obwohl impotent, ganze Liebe sie ist. So leben die beiden lustig in den Tag, besuchen in dem modernen Shanghai Partys, treffen Freunde, Künstler und Ausländer, eine Freundin ist Madonna, die einen exzentrischen Lebenswandel hat, bei der lernt Coco den deutschen Mark kennen, in den sie sich rasend verliebt, obwohl der Sex mit ihm mit sadomasochistischen Vorstellungen verknüpft ist, kommen da doch Bilder von brutalen Faschisten in der Nazi Uniform auf, mit langen Stiefeln und Ledermantel, während sie am Klo wollüstig vögeln und der sanfte Tiantian, der ein Problem mit seiner Mutter hat, weil er sie für den Tod des Vaters verantwortlich macht, tut um Cocos Ambivalenz zu steigern, das Falscheste vom Falschen, er läßt sie allein zu der Vernissage gehen und fährt auch noch auf Urlaub, damit sie ihn nur ja mit ihrem flotten Deutschen betrügen kann, nur leider wird er drogensüchtig, so daß ihn Coco holen und in die Entziehungsanstalt bringen muß.
Dazwischen schreibt sie nackt ihren erotischen Roman, der von einer Liebe im Feuer handelt, wo sich zwei im wahrsten Sinn des Wortes zu Tode lieben, weil, um sie herum alles brennt und sie nicht aus dem Haus können.
Coco fährt indessen zu Weihnachten kurz nach Peking, trifft sich mit ihrer Verlegerin und hat die tollsten Vorstellungen von der Vermarktung ihres Romans, während sie in Schreibblockaden gerät. Die jungen urbanen Chinesen werden auch mal von reichen Amerikanerinnen, von ihren Wiesenpartys vertrieben und wissen sich dann nicht zu wehren, Wanderarbeiter und unangemeldete Cafebuden mit schlechten Kaffee tauchen auch immer wieder auf.
Tiantians Mutter kommt aus Spanien, wo sie inzwischen verheiratet ist, zurück und will mit ihrem Liebsten in Shanghai ein Restaurant eröffnen, desse Wände Tiantian bemalen soll, während Mark, bevor er zu seiner Frau und seinem Kind in seine deutsche Firma zurückbefördert wird, Coco wollustig blutig vögelt und sie dann mit einem Koffer voller Geschenke entläßt. Sie hat ihn auch noch seinen Ehering gestohlen und kehrt zu Tiantian zurück, der aus Verzweiflung, daß er ihr all das nicht bieten kann, in ihren Armen stirbt.
Der Roman wird schließlich fertig und Coco weiß keine Antwort auf die Frage der alten Großmutter, wer sie eigentlich ist?
Ein interessanter Roman, weil er ein Chinabild beschreibt, das ich noch nicht gelesen habe, das Bild der urbanen sexwütigen Luxuschinesen, die, wie in Helene Hegemanns „Axelotl Roadkill“ orientierungslos zwischen Sex und Drogen vorwärts taumeln und nicht recht wissen, was sie wollen und das Shanghai das hier gezeichnet wird, ist voll von westlichen Anspielungen und Klischees. Cocos Vorbilder sind Henry Miller und Milan Kundera, obwohl sie manchmal traditionelle Kleidung trägt und ich finde den Roman eigentlich sehr erotisch und kann das, was die Blogrezensenten daran bemängeln, nicht nachvollziehen. Hatte ich ja bisher ein anderes Chinabild im Kopf und die Chinesen für sehr prüd gehalten.
Daß die jungen Chinesen orientierungslos zwschen Sex, Drugs und Konsum vor sich hin taumeln finde ich erschreckend und eindrucksvoll geschildert. Interessant ist auch, welch, wie mir scheint, naive, Vorstellungen, sie von den Deutschen haben.
Im Nachwort wird beschrieben, daß das Buch von Frühjahr bis Herbst, wie in Trance geschrieben wurde und, daß die Autorin hofft, daß es vor dem Jahr 2000 und ihrem sechsundzwanzigsten Geburtstag erscheinen kann. Inzwischen ist es in einunddreißig Sprachen übersetzt und in fünfundvierzig Ländern erschienen. 2007 wurde es verfilmt und 2005 ist Wei Huis zweiter Roman „Marrying Buddha“ erschienen.

2010-06-16

Neue Texte in der Hauptbücherei

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:22

Am Bloomesday wo die ganze Welt James Joyce und den „Ulysses“ liest, in Wien zum Beispiel im Cafe Korb und einige Unentwegte höchstwahrscheinlich auch zu Hause in ihren Schlaf- und Wohnzimmern, bin ich in die Hauptbücherei marschiert, denn da präsentierte die mit fm4 Patrick Findeis „Kein schöner Land“. Zita Bereuter moderierte und das hat mich interessiert, hat der 1975 in Heidenheim geborene und in Berlin lebende, doch vor zwei Jahren in Klagenfurt gelesen und da hatte ich den Eindruck, da wird wieder einer zum Preis gepusht.
Den Hauptpreis hat bekanntlich Tilman Rammstedt gewonnen, für Patrick Findeis ist sich nur der 3Sat Preis ausgegangen, seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. Es gibt aber diese Hauptbücherei Lesereihe und da habe ich vor einigen Monaten Finn Ole Heinrich kennengelernt, wo neue gute Texte vorgestellt werden und das hat diesmal in der Zeitschriftenecke in diesen orangen Stühlen stattgefunden.
Es waren nicht besonders viele Leute da. Jessica Beer hat eingeleitet, dann gabs ein Gespräch zwischen Zita Bereuter und Patrick Findeis, bei dem ich erfahren habe, daß Patrick Findeis am Leipziger Literaturinstitut studiert hat. Zuerst wurde er dort nicht aufgenommen und hat Zahntechniker gelernt, bevor er Komparatistik, Psychologie und Kommunikationswissenschaften studierte und es doch mit Leipzig klappte. Dann hat er den Heimatroman „Kein schöner Land“ geschrieben, über den sich, wie er erzählte, kein Verlag drüber traute, so daß ihm eine Freundin empfohlen hat, damit nach Klagenfurt zu gehen, was er tat, weil er Burkhard Spinnen kannte. Wenn das immer so einfach wäre. Das Buch ist bei DVA erschienen, handelt vom Landleben, der Mutter Angelika und ihrem Sohn Uwe.
Otto Lambauer, mit dem ich mich in der Hauptbücher verabredete, um ihm „Die Heimsuchung“ zu übergeben und mit ihm über „Mimis Bücher“ zu sprechen, war vom Thema nicht so sehr begeistert. Hat er ja die „Schönen Tage“ schon gelesen, es war aber ein interessantes Gespräch in dem Dachcafe der Hauptbücherei. Wir sind bei zwei Portionen Bauernknacker zusammengesessen, dann bin ich mit dem Otto, weil die Hauptbücherei in der Nähe der Brunnengasse ist, zum neuen Bücherschrank gegangen, der anders, als der in der Zieglergasse ist.
Um das Problem, daß man warten muß, wenn auf jeder Seite einer sucht, zu umgehen, gibt es den neuen, schlank und rank in drei Ebenen. Man muß ihn aber hochklappen und den Deckel mit einer Hand festhalten, was etwas unbequem ist. Vielleicht ist das Gewöhnungssache, obwohl ich mich nicht so sehr daran gewöhnen werde, da ich wahrscheinlich öfter in die Gumpendorferstraße und in die Zieglergasse, als auf den Brunnenmarkt komme. Der Otto hat sich einen Kafka mitgenommen, den er schon lange lesen wollte und ich hatte von der Zieglergasse Marlen Haushofers Erzählungen „Begegnung mit dem Fremden“ in der Tasche, da die Freizeitbibliothek der österreichischen Nationalbibliothek entrümpelt wird. Für alle, die es wissen wollen, habe ich dafür ein Doppelexemplar von Erich Pogats „Licht in der Nacht“, mit dem er 1952, den Büchergilde Gutenberg Preis gewonnen hat, hingebracht und meine Volksstimmefestanthologien gibt es auch noch, schön mit den weißen Streifen überklebt, zu holen.
In Ottakring fand ich Peter Danzingers historischen Roman „Die gefiederte Schlange“ mit einem Autogramm des Autors. Da war ich einmal im Volkstheater bei der Buchpräsentation, weiß, daß er dafür ein Staatsstipendium bekommen hat und den Ausdruck „erfolgsfrei schreiben“, habe ich damals auch aufgeschnappt.
Trotz strömenden Regen und nasser Jacke, also ein Erfolg, obwohl ich die angepriesene fremdsprachige Literatur nicht so sehr gefunden habe, da gibts in der Zieglergasse mehr tschechische und ungarische Literatur.

2010-06-14

Mariahilfer Festwochen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:23

Da ich sehr lange in Mariahilf wohnte, von 1977 bis Ende der Achtzigerjahre in der Otto Bauergasse, bis 1997 mit Harland Unterbrechung in der Gumpendorferstraße und immer noch dort gemeldet bin, bekomme ich die Einladungen zu den Mariahilfer Bezirksveranstaltungen, seit zwei Jahren auch die zum Muttertag, obwohl ich noch nicht sechzig bin und habe auf diese Art und Weise die rührige Bezirksrätin Elisabeth Zoumboulakis-Rottenberg kennengelernt, die die Frauenlesung im Herbst organisiert und mir im Haus des Meeres die Vorschau auf das Bezirksfestwochenprogramm gegeben hat.
Da habe ich mir ein bißchen was ausgesucht, so war ich bei einer Vernissage, wo Traude Veran ihre Texte gelesen hat und beim Frühstück mit der Bezirksvorsteherin, die ihr Amt mit dem weiblichen Charme versieht, der anders, als der des Margaretners Bezirksvorstehers und heute gab es ein besonderes Schmankerl, nämlich „Der Lechner Edi wünscht sich den Weltuntergang“, eine Verknüpfung von zwei Jura Soyfer Stücken in einer Dramatisierung von Daniela Wolf, aufgeführt vom Lenautheater mit einer sehr jungen Sängerin, die in einem kurzen Rock zwei englische Lieder und ein Hallelujah darbot.
Das war eine interessante Aufführung, denn ich mag Jura Soyfer sehr, dessen in den Dreißigerjahren entstandenen Sketches eine wirklich starke Sprache haben und, wie Elisabeth Zoumboulakis-Rottenberg mir sagte und in ihrer Einleitung erwähnte, erschreckend aktuell sind.
Die Arbeitslosigkeit und die Umweltkatasthrophen zwei große Themen von 2010, in Mexiko rinnt ja das Öl davon und die Nachrichten von den Staatsbankrotts und den Wirtschaftskrisen mit denen wir täglich überschüttet werden, sind ja mit dem, worüber Jura Soyfer schrieb, durchaus zu vergleichen, so wird in Griechenland gespart und Elisabeth Zoumboulakis-Rottenbergs Schwiegervater bekommt siebzehn Prozent weniger Pension und sie wird bald dorthin fahren, um ihre Schwiegermutter zu pflegen, damit die Pflegerin Urlaub machen kann. Heute hat sie aber eingeleitet und da habe ich sie auf den offenen Bücherschrank angesprochen, der Ecke Gumpendorferstraße/Otto Bauergasse entstehen soll, da nicht nur der, in der Zieglergasse um zwei Jahre verlängert wurde, sondern auch andere folgen werden.
Am Samstag wurde der zweite beim Brunnenmarkt eröffnet, dann soll noch einer in der Nähe des AKHs und einer in Mariahilf folgen, was für mich sowohl erfreulich, als auch unerfreulich ist. Denn das wird die Chance, meine ungelesenen Bücher jemals auszulesen, erheblich schrumpfen lassen, auf der anderen Seite reizt mich das natürlich sehr und so habe ich mich bei Elisabeth Zoumbloulakis-Rottenberg, die sich neben mich setzte, um mir mitzuteilen, daß sie „Die Radiosonate“, die ich ihr und der Bezirksvorsteherin im Haus des Meeres gegeben habe, denn darin gibt es einige Szenen, die durch meinen esten Besuch vor zwei Jahren angeregt wurden, nach weiteren Details erkundigt, da die Finanzierung noch ungeklärt ist. Sie wußte aber auch nicht mehr.
Über Jura Soyer habe ich in „M. M. oder die Liebe zur Germanistik“ auch ein wenig geschrieben und mit der Eröffnung des neuen Bücherschranks habe ich mich am Wochenende via Internet beschäftigt. Dabei bin ich, da wir in Harland waren, nicht gewesen und am Brunnenmarkt komme ich normalerweise nicht vorbei, ich könnte höchstens am Donnerstag hinschauen, wenn ich mit dem Korrigieren fertig bin und einen Recherchetag, bezüglich neuer Schreibprojekte unternehme, aber das zieht sich derzeit noch hin.
Macht nicht wirklich was, da ich keinen Büchermangel habe und außerdem bei fix poetry ein Buch gewonnen habe, nämlich „Die Vulgarität der davongeschwommenen Felle“ – Poeme von Michael Arenz, was mir nicht viel sagt.
Da mache ich regelmäßig bei den wöchentlichen Gewinnspielen mit und habe am Anfang gleich zwei Bücher gewonnen, nämlich Kerstin Hensels „Lärchenau“ und eines aus dem Ritterverlag, dann wurden die Gewinne nicht mehr an die Ersten vergeben, sondern ausgelost, so daß ich fast ein Jahr auf den nächsten Treffer warten mußte.
Ansonsten gibt es außer der Fußball WM, die derzeit vorwiegend die männlichen Gemüter bewegt, in zwei Tagen ein literarisches Ereignis, nämlich den „Bloomsday“, deshalb gabs in den Tonspuren gerade eine Sendung über die Joyce Tochter Lucia, die an Schizophreinie gelitten und es daher nicht leicht hatte, zu hören.

2010-06-13

Lolita

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:35

Nun kommt die Besprechung eines Klassikers, nämlich „Lolita“, des 1899 in St. Petersburg geborenen und 1977 in Montreux verstorbenen Vladimir Nabokovs, der in mehreren Städten Europas und in Amerika lebte, ein Fund vom Stattersdorfer Flohmarkt 2008, der, obwohl schon ab 1941 geschrieben und mehrmals umgearbeitet, in den prüden USA erst 1958 erscheinen konnte.
Ein Roman mit einem heiklen Thema, der den Weltbürger und Literaturwissenschaftler bekannt werden ließ und der, wenn er auch etwas langatmig erscheint und heute überarbeitet werden würde, durchaus brillant geschrieben ist.
James N. Frey führt den Roman in seinem berühmten Schreibratgeber „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“, als eines seiner Beispiele an und die Schreibform ist auch wirklich interessant.
Beginnt es doch mit dem Vorwort des Herausgebers und zwar hat Dr. phil John Ray jr. von seinem guten Freund und Verwandten, dem Rechtsanwalt Clarence Choate Clark, ein seltsames Manuskript, eines kurz vor dem Prozeß in Untersuchungshaft Verstorbenen zugespielt bekommen.
Es folgt noch eine Anspielung, daß dem Ulysses bei der Erstausgabe brisante Szenen unterschlagen wurden, dann gehen sie los, die Bekenntnisse, des sich Humbert Humbert nennenden Lebemanns mit pädophilen Neigungen, der 1910 geboren, im Hotel seines Vaters in Nizza aufgewachsen, seine Liebe zu den Nymphchen, vierzehnjährig mit einem solchen namens Annabel entdeckte.
Er studierte daraufhin Literaturwissenschaft, heiratete, um seine Neigungen zu verdecken, die Tochter seines ponischen Hausarztes, die ihm einige Jahre später wegen eines russischen Oberst verläßt, aber da war er schon dabei, Paris zu verlassen und nach Amerika zu gehen, da er dort von einem Onkel eine Jahresrente ausgesetzt bekam. Die führt ihn in ein grün-rosa Städtchen namens Ramsdale, in das Haus der Witwe Charlotte Haze und ihrer zwölfjährigen Tochter Dolores, genannt Lolita oder Lo, der er sofort verfällt.
Hier folgen einige Beschreibungen der Blue jeans und der weißen Söckchen, die die leidenschaftlich naive Zwölfjährige bevorzugt trägt, die nach dem heißen Juni, die Missis Haze mit ihrem Mieter und der Tochter bei Ausflügen verbringt, in ein Sommercamp geschickt wird, wonach sie dem Mieter ihre Liebe gesteht.
Um in Los Nähe zu bleiben, geht Humbert auf den Handel ein, erwägt aber die Gattin, nachdem sie ihm erklärt, daß Dolores, gleich nach dem Camp, in ein Internat übersiedeln soll, beim Schwimmen im Hourglass-See zu ertränken, was er nicht schafft, aber auch nicht braucht, da der Autor Charlotte bald das Notizbuch mit den heißen Phatasien Humberts finden läßt, mit dem sie unter die Räder eines Autos gerät.
Somit sind die Bahnen frei, für den vermeintlichen Papa, der sein Töchterlein aus dem Camp, das von einer fortschrittlichen Schriftstellerin geleitet wird, abholt und mit ihr in ein Hotel namens „Zum fröhlichen Jäger“ fährt. Schlaftabletten mit denen er Dolores betäuben will, um sie danach in ihrer nackten Unschuld zu beschauen und dennoch ihre Moral zu wahren, hat er dabei.
Der Anschlag mißlingt und so wird er von Lolita verführt, die nicht einmal noch Jungfrau ist und eine zweijährige Fahrt durch sämtliche Motels Amerikas beginnt.
Autor Humbert schreibt sehr zynisch über sein kleines Nymphchen, das ihn verführt, ausbeutet, hinhält, an Eifersucht und Schuldgefühlen leiden läßt und so wird das Paar auch bald von einem anderen Pädophilen, dem Schriftsteller Quilty vefolgt, mit dem die fast Fünfzehnjährige schließlich durchbrennt, weil er sie in einem Film unterzubringen verspricht.
Ein paar Jahre vergehen, in denen Humbert, sowohl in den Motels seinen Nebenbuhler sucht, als sich auch mit der Nymphomanin Rita verbindet, bis er von der achtzehnjährigen, hochschwangeren, inzwischen verheirateten Dolores Schiller, die bald im Kindbett sterben wird, einen Brief erhält, in dem sie ihn um Geld bittet. Er gibt es ihr, nachdem er von ihr den Namen seines Nebenbuhlers erfährt, um ihm, die Pistole hat er schon dabei, zu ermorden.
Den Roman „Lolita“ oder „Die Bekenntnisse eines Witwers weißer Rasse“ schreibt er dann in sechsundfünfzig Tagen Untersuchungshaft und Vladimir Nabokov soll, entnehme ich Wikipedia, seinen Roman, an dem er seit der Emigration nach Amerika arbeitete, 1948 zu verbrennen versucht haben. Seine Frau hat das Manuskript dem Feuer entrissen und ich denke, es ist auch eine Parodie auf den amerikanischen Way of life, in einem ironisch lockeren Tonfall geschrieben, enthält es viele literarische Anspielungen und auch sehr lebendige Schilderungen des Amerikas der Neunzehnhundertvierzigerjahre. Die Jeans und das Coca Cola werden beschrieben, aber auch die Businessfrauen und die forschrittlichen Ansichten der Schulleiterin der Beardsley Mädchenschule, in die Dolores nach einem Jahr Herumziehen kommen soll, die Mr. Humbird oder Humburg erklärt, daß ihr nicht viel daran liegt, Bücherwürmer aus den Schülerinnen zu machen, sondern sie sie stattdessen mit Tanz, Theater, Redegewandheit und Rendezvous an die Gemeinschaft anpassen will und Mr. und Missis Maximowitsch, der russische Oberst und die polnische Ex-Frau Valentina, die ebenfalls nach Kalifornien emigrieren, lassen sich für ein glänzendes Gehalt zu einem einjährigen Experiment benützen, in dem es um menschlische und rassische Reaktion auf Datteln und Bananen bei konstanter Haltung auf allen Vieren, geht.
Ein wenig Traumaverarbeitung wird bei dem brillanten Roman über einen hochintelligenten Zyniker, der bei den Irrsinnsanfällen, die er ebenfalls hat, schnell lernte, die Psychoanalytiker hinters Licht zu führen, in dem er ihnen falsche Träume erzählt, bei dem bewegten Leben Vlaidmir Nabokovs, wohl auch dabei gewesen sein.
Die Psychoanalyse spielt, wie die Literaturwissenschaft, eine große Rolle, der Roman mit dem brisanten Thema, ist weltberühmt und mehrfach verfilmt geworden und wir haben sechzig Jahre später immer noch Probleme mit dem Kindesmißbrauch, so daß ich denke, daß der Roman, wenn er heute geschrieben würde, vielleicht auch Veröffentlichungsschwirigkeiten hat.

2010-06-11

Zum dritten Mal Gesellschaft für Literatur

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:26

War ich am Donnerstag in dieser Woche bei den Buchvorstellungen von Lukas Cejpek „Wo ist Elisabeth?“ und Herbert J. Wimmers Opus Magnum „kühlzack & flexer. aggregat“ beide Sonderzahl Verlag. Moderiert hat diesen Abend der dritte Gesellschaft für Literatur Germanist, wenn man so sagen kann, nämlich Manfred Müller, der für die experimentelle Literatur zuständig scheint und der Aufhänger zu beiden Büchern könnte die Frage „Was ist und wie schreibt man einen experimentellen Roman?“, sein, die Lukas Cejpek auch sogleich beantwortet hat.
Denn da hat bei ihm ein Angestellter des Möbelhauses Leiner angerufen und mitgeteilt, daß seine Frau ihre Handtasche im Geschäft vergessen hat, nun hat er keine solche, ging aber gleich auf Spurensuche und forschte akribisch einer fiktiven Elisabeth nach. Indem er Handtaschen und Container beschrieb und den Krokodilen bis ins äyptische Museum folgte, sich sozusagen detektivisch auf Elisabeths Spuren machte, um konkrete Geschichten über sie zu erzählen und die Realität zur Fiktion zu machen und umgekehrt. Der Sonderzahlverlag ist ja ein konkreter Verlag, ähnlich wie der Ritter und Dieter Bandhauer, der Verleger, der auch anwesend war, ging bei den Büchertürmen ziemlich großzügig mit den Büchern um und hat meistens sehr aktuelle Sachen hineingestellt. So habe ich von damals leider ungelesen einiges von Herbert J. Wimmer und mit Lukas Cejpek habe ich vor Jahren einmal „Vera Vera“ getauscht und „Keine Namen“, der letzte, wie Manfred Müller erwähnte, 2001 erschienene Roman, stand wohl im Bücherturm. Beide Autoren kenne ich schon lang, zählen sie ja zum Wiener Literaturbetrieb. Herbert J. Wimmer ist regelmäßiger Besucher der Alten Schmiede und ich glaube auch Stammgast im Filmmuseum, denn dafür interessiert er sich ebenfalls, wie Lukas Cejpek engagierter Hörspielregisseur ist. In dieser Funktion hat er zwei Texte von Herbert J. Wimmer inszeniert. Zusammen haben beide das letzte Mal 1992 gelesen und Herbert J. Wimmer stellte sein Opus Magnum „kühlzack&flexer“ mit der Gattungsbezeichnung „aggregat“ vor. Was wohl das Gemeinsame an beiden Texten ist, daß sie aus Montagen und Assoziationen bestehen. Herbert J. Wimmer nennt es nicht Roman, sondern hat für jeden seiner Texte ganz bestimmte Gattungsbezeichnungen.
Lukas Cejpek besteht auf die Romanbezeichnung, erzählend sind sie beide nicht und da fällt mir ein, als ich so 1999 oder 2000 meine „Wiener Verhältnisse“ an die literarische Agentur Diana Voigt geschickt habe, hat sie sie mir mit der Anmerkung, daß das kein Roman sei, zurückgeschickt, was mich lang verwirrte. Sind meine Sachen ja erzählend, realistisch und in den Wiener Verhältnissen geht es in Anlehnung an einen Roman von Ruth Aspöck über Alfred Stern, um eine junge Frau, die in der Verlassenschaft ihres Vaters ein altes Buch findet, damit nach New York fliegt und dort die Geschichte eines neunundneunzigjährigen Emigranten erzählt bekommt.

Vielleicht hat sie es nicht so literarisch empfunden, erzählend ist es jedenfalls. Ich habe aber nichts gegen experimentelle Romane und da erzählte Herbert J. Wimmer auch von einem mit dem Titel „Die goldenen Früchte“, in dem es nur um Gespräche über einen Roman mit dem Titel „Die goldenen Früchte“ geht.
Da bin ich schon beim zweiten Teil des heutigen Eintrags.
„Heimsuchung oder halb eins“ ist gekommen und so bin ich am Donnerstagnachmittag am Schreibtisch gesessen und habe wieder eine kleine Aussendung gemacht und das ist kein Roman, sondern eine Erzählung, bzw. ein „Nanowrimo-Novel“ und das Ergebnis eines interessanten Schreibexperimentes und ein drittes habe ich auch noch zu berichten und da bin ich wieder bei Lukas Cejpeks Beobachtungen, bzw. bei einem Papiercontainer, in dem ein Hausbewohner seine ganze Kriminalbibliothek aus den Siebziger- und Achtzigerjahren, also alle seine Hitchcocks, Wallaces, Simeons, Hamiltons ect. entsorgte. Darüber könnte man ebenfalls Romane schreiben, bei mir wirds sicher ein erzählender und die Idee, wie es einer geht, die den ganzen Tag zu Hause sitzt und ihre Bücher liest, schleppe ich auch schon lang mit mir herum.

2010-06-10

Freiheit des Wortes 2010

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:57
Vor der Lesung I

Vor der Lesung I

Vor der Lesung II

Vor der Lesung II

Die GAV Veranstaltung im Gedenken an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten hat heuer am 9. Juni am Uni Campus stattgefunden. Ursprünglich fand die in den Achtzigerjahren von Josef Haslinger eingeführte GAV Veranstaltung im legendären HS 1 im NIG statt, einmal im Parlament und ein paar Male in Kärnten. Danach ist sie ein paar Jahre unterm Tisch gefallen, bis ich sie bei einer GV reklamierte, dann hat sie Petra Ganglbauer im Jahr 2000 organisiert, ich 2001 mit großen Schwierigkeiten mit Konstantin Kaiser, der sie 2002 machen sollte, gemacht hat sie dann Rolf Schwendter mit dem Lesetheater, dann lange Zeit ich im Literaturhaus. Voriges Jahr habe ich mich, nachdem das mit dem Literaturhaus schwierig wurde und die GAV beschlossen hatte, daß man nur mehr eine Veranstaltung organiseren soll, für die Frauenlesung entschieden, so daß die Veranstaltung Vorstandssache und von Petra Ganglbauer und Günther Vallaster mit den Themen Scheinfreiheit – Sprachverrohung – Zensur in den Juni und in den Uni Campus verlegt wurde.

Vor der Lesung III

Vor der Lesung III

Einleitung Vallaster / Ganglbauer

Auch sonst war vieles andere. Keine alphabetische Reihenfolge, die Texte in drei Blöcke gegliedert. Günter Vallaster und Petra Ganglbauer moderierten abwechselnd, es gab Brot und Wein und die Sitze im Hörsaal waren äußerst unbequem, da sie noch einem alten AKH Hörsaal zu entstammen schienen, während die Fassade darum sehr modern war. Es war nicht so viel Publikum da, obwohl im Standard sehr gut angekündigt, aber einige Autoren, so habe ich mit Waltraud Haas, die ja meistens zu dieser Veranstaltung kommt, geplaudert, mit Ludwig Laher und Bettina Balaka. Zwanzig Autoren standen auf dem Programm. Janko Ferk und Bruni Langthaler haben abgesagt und Andrea Stift ist aus irgendeinen Grund nicht gekommen. Es gab einen Büchertisch und eine lange Danksagung an die Helfer und Sponsoren. Dann ist es mit dem Zensurblock losgegangen und da war Ruth Aspöcks Text zur Bücherverbrennung interessant. Früher war ja immer die Frage, ob man eigene Texte oder Texte der verfolgten Autoren lesen soll und es war auch immer eine interessante Mischung. Diesmal waren es eigene Texte. An die Bücherverbrennung hat nur Ruth Aspöck erinnert und auch plastisch den Platz und den Ort beschrieben, wo sie stattgefunden hat. Am 10. Mai 1933 in verschiedenen deutschen Universitätsstädten, die nationalsozialistischen Lehrer haben das organisiert und die Bücher aus Bibliotheken, Geschäften oder Wohnungen geplündert und Oskar Maria Graf, der dabei vergessen wurde, hat zwei Tage später in der Wiener Arbeiterzeitung, den berühmten Artikel „Verbrennt mich“ veröffentlicht und soll, wie Ruth ausführte, 1943 in Amerika den Tag der Freiheit des Wortes zum Gedenken an die Bücherverbrennung angeregt haben.
Bettina Balaka, die die Lesereihe eröffnete, hat aus ihrem neuen Buch eine Stelle von einem russischen Genetiker gelesen, der unter Stalin hingerichtet wurde, weil der beschloßen hat, daß es keine Gene geben darf, weil der sozialistische Mensch ein Produkt seiner Erziehung ist.

Eva Jancak

Eva Jancak

Dann folgte Adelheid Dahimene, die ich noch nie beim Tag der Freiheit des Wortes gehört habe, aber von ihrer Lesung in Klagenfurt 1996 kenne, mit einem Text, der sich gegen das narrative Schreiben und den Zwang, der auf die Autoren ausgeübt wird, spannende Texte zu verfassen richtete. Helmut Rizy schrieb über einen Journalisten, der die sexuelle Ausbeutung von Arbeiterinnen aufdeckte, nur leider konnte der Chefredakteur das Manuskript nicht brauchen, weil die Firma, in der sich das abspielte, zu den besten Inserenten zählte. Tomas Havliks Text war experimentell und hat sich mit der Werbung auseinandergesetzt. Danach kam die Sprachverrohung mit Texten von Gerhard Jaschke, Ludwig Laher, Margret Kreidl, Richard Wall und Nikolaus Scheibner. Ludwig Laher präsentierte eine Untersuchung, die aufzeigte, wie fehlerhaft und verhunzt, die Texte österreichischer Autoren in Schulbüchern dargestellt werden. Margret Kreidl hatte ein groteskes Stück mit einem Westenmaler und einen Grinshorn und Nikolaus Scheibners Sprachverrohung habe ich nicht ganz verstanden, während sich Richard Wall nach dem Motto „Der Machtlosen kann sich jeder bedienen, für die Mächtigen gilt stets die Unschuldsvermutung“, mit Asylwerbern auseinandersetzte.
Nach der Pause kam der Block mit der „Scheinfreiheit“, wo sich alle anderen Texte widerfanden.
„Meine Kätzin Murana“, die gut in einen Hörsaal passt, aber auch Julya Rabinowichs Sketch über das jüdische Theater auf der Praterstraße, den sie mit Magdalena Knapp Menzl vortrug. Gerda Sengstbratl las Auszüge aus ihrem noch nicht erschienenen Roman „Einer ist hier schon verrückt geworden“, wo es auch um das Leben ohne Papiere geht. Peter Pessl beschäftigte sich mit den tibetischen Mönchen, Helga Pregesbauer zitierterte aus Zeitungstexten den schlechten Umgang mit der Vergangenheitsbewältigung, der ihr, wie ich aus der Lesung im Read!!!ingroom weiß, ein großes Anliegen ist, Doron Rabinovici brachte eine Satire über das Parlament und Semier Insayif hatte ein langes melodisches Gedicht. Am Schluß gabs noch ein Video von Gertrude Moser-Wagner, die auch die Plakate und die Postkarten machte, die Ruth Aspöck sehr gefallen haben.

2010-06-08

Lese.Auslese statt Angriff auf die Freiheit

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:57

Die Entscheidung ist mir schwer gefallen, gabs ja heute ein Gespräch im Literaturhaus zwischen Ilija Trojanow und Martin Balluch zum Thema „Angriff auf die Freiheit und Widerstand in der Demokratie“ und in der Gesellschaft für Literatur unter Marianne Grubers Moderation, die Lese.Auslese mit Katja Gasser und Cornelius Hell.
Um es leichter zu machen, habe ich Helmuth A. Niederle nach der Liste der zu besprechenden Bücher gefragt, er war so freundlich sie mir zu geben, so daß ich mich für den Bauch entschieden habe und in die Herrengasse gegangen bin. Diesmal etwas später, als der Befund geschrieben war, für den ich länger, als für den gestrigen brauchte und so war ich fünf nach sieben im Palais Wilczek. Außer mir waren elf Damen und zwei Herren da, die von Marianne Gruber begrüßt wurden.
„Die Leserinnen sind Damen!“, meinte sie sehr freundlich und lobte den Vorteil den es hat, bei einer Veranstaltung, wie dieser mit den Rezensenten ins Gespräch zu kommen und die haben die Chance zu erfahren, wer die Leser der Bücher, die sie besprechen, sind.
Katja Gasser und Cornelius Hell haben es sich nicht leicht gemacht und das Besondere und keine Gefälligkeitsrezensionen ausgewählt, hat sie dazu gesagt und die Bücher auf der Leseliste waren wirklich interessant, obwohl ich schon einiges gekannt habe.
Gelesen noch nichts, das ist bei einer Büchertauscherin und offenen Bücherschrankbenützerin nicht möglich.
Aber die meisten Namen hatte ich zumindestens schon gehört. Katja Gasser und Cornelius Hell hatten auch keine großen Ansprüche an ihr Publikum und setzen nicht viel voraus. So hat es mit zwei Tschechen begonnen, mit Jiri Kratochvil und Jachim Topol.
Katja Gasser hat Jiri Kratochvils „Das Versprechen des Architekten“ besprochen und Cornelius Hell hat sich gewundert, wieso dieser 1940 geborene Dichter nicht weltberühmt ist und keinen großen Verlag gefunden hat?
Jachym Topol hat das inzwischen mit dem Suhrkamp und beide verwenden den tschechischen Surrealismus, wo die Realität und die Fiktion sehr eng beieinander liegen. Dann kam die große Sprachkunst. Nämlich Friederike Mayröckers „Ich bin in der Anstalt – Fußnotizen zu einem nicht geschriebenen Werk“ und Andea Winklers „Drei vier Töne, nicht mehr“.
Katja Gasser meinte, daß es Friederike Mayröcker damit gelungen ist, Ernst Jandls Tod, der sich in wenigen Tagen zum zehnten Mal jähren wird, zu überwinden. Mir ist eingefallen, daß ich endlich „Und ich schüttelte einen Liebling“ lesen will und Cornelius Hell merkte an, wie lang und schwer sein Weg zu Friederike Mayröcker war. Dem kann ich mich anschließen. Dann kam Andrea Winkler an die Reihe, die beiden Rezensenten versuchten sie dem Publikum schmackhaft zu machen, in dem sie ein Plädoyder für den Winklerischen Realismus hielten.
„Das Lesen dieser Prosa ist zwar anstrengend, wird sich aber lohnen und Sie gehen verändert aus der Lektüre hervor. Wenn Sie sich aber nicht anstrengen wollen, lassen Sie es besser bleiben!“
Obwohl die kleine Tochter von Cornelius Hell von dem Buchcover sehr fasziniert sein soll, damit immer auf Papas Lesesessel klettert und sich zwei Sätze vorlesen läßt.
Ich habe mich im letzten Jahr wirklich mit der Verwinklerung der Sprache auseinandergesetzt, halte sie für wunderschön, aber schon für weltfremd, danach kam Wolfgang Hermanns Erzählband „In Wirklichkeit sagte ich nichts“, den die beiden in eine Reihe mit Andrea Winkler und Friedeike Mayröcker stellten, da sehe ich schon Unterschiede.
Ein solcher Sprachspieler ist Wolfgang Hermann sicher nicht, obwohl er den Siemens Literaturpreis gewonnen hat. Danach kam ein völlig Unbekannter.
„Den werden Sie nicht kennen!“, sagte Cornelius Hell und hatte Recht, was mich betraf. Von Jean Matterns „Im Karoly Bad“ hatte ich noch nichts gehört. Es ist ein Nachholocaust Roman eines Ungarn, der in Frankreich aufgewachsen ist und einen Roman darüber schrieb, daß er die ungarische Sprache nicht erlernen durfte, weil ihm seine Emigranteneltern, das Fremdsein ersparen wollten, über den Tod der Schwester durfte man auch nicht reden. Da kann nur Sprachlosigkeit herauskommen oder Rechtschreibfehler.
„Kein ungarisches Wort ist richtig geschrieben“, merkte Cornelius Hell kritisch an, die Psychologin denkt sich dabei etwas. Nach Katharina Hackers „Die Erdbeeren von Antons Mutter“, den zweiten Teil einer Trilogie, mit dem sie den Verlag wechselte, bzw. vom alten empört weggegangen ist, einem einfach strukturierten Roman für alle ungeübten Leser über eine Kindheit und Demenz, wie Cornelius Hell empfahl, wurden am Schluß Elazar Benyoetz „Aphorismen“ gestellt.
Eine geballte Ladung Frühjahrsliteratur. Danach gabs Wein und Knabbergebäck und ein Gespräch in kleiner Runde. Ich unterhielt mich mit Angela Bidermann, zeigte ihr meine Bücher und dachte mir, ich muß Katja Gasser sagen, daß ich den Realismus in der Winklerischen Sprache nicht finden kann. Sie war erstaunlich freundlich, hat mich sogar gefragt, ob ich ebenfalls schreibe und sich für das „Haus“ interessiert.
„Wieviel Bücher haben Sie in diesem Jahr schon gelesen?“, fragte plötzlich eine Frau und meinte natürlich nicht mich damit.
Trotzdem kam die Antwort wie aus der Pistole geschoßen.
„Fünfundvierzig!“
Das Literaturgeflüster macht das möglich. Katja Gasser wußte es nicht. Zwei drei pro Woche vermutete sie und Marianne Gruber ergänzte eifrig, sicher mehr als fünfundvierzig. Aber das, liebe Literaturfreunde, ist schon viel, vor allem, wenn man es nicht hauptberuflich, sondern zum Vergnügen betreibt. Ich bin stolz darauf und der offene Bücherschrank bekommt neue Standorte, habe ich gelesen.
Am 12. wird einer in der Brunnengasse eröffnet, dann folgt noch einer in der Gumpendorferstraße. Da kann nichts schiefgehen und zwei der anwesenden Damen waren auch sehr ratlos, weil sie nicht wußten, wohin sie ihre gelesenen Bücher bringen sollten, das wäre ein Tip und das Lesen ist sicher schön, vor allem weil Frauen anders schreiben, wie das neue Buch von Ruth Klüger heißt, das im Tag für Tag vorgestellt wurde, aber da hat der Klient an der Tür geläutet.

2010-06-07

Burgenländische Weinverkostung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:07

In der alten Schmiede hat Ruth Aspöck heute aus ihrem „tremendo swing – die achtziger Jahre in Kuba“ gelesen. Das kenne ich schon, hat es Alfred ja einmal gekauft und die Gesellschaft für Literatur präsentierte mit dem Pen Club die Neuerscheinung von György Sebestyen „Thennberg oder Versuch einer Heimkehr“, des 1930 in Budapest geborenenen, 1956 nach Österreich geflüchteten und 1990 in Wien verstorbenen, ehemaligen PEN Präsidenten.
Von 1988 bis 1990 war er das, von daher kenne ich seinen Namen. Wie der 1969 erschienenen Roman in meinen Besitz gekommen ist und ob ich ihn gelesen habe, weiß ich nicht mehr. 1989 im Jahr des Falls der Mauer hatte ich jedenfalls die Idee über den alten und neuen Ungarnaufstand zu schreiben und habe mir diesbezüglich, ich glaube, bei Schubert in St. Pölten, „Albino“ bestellt, um einen Ungarnflüchtling und Schriftsteller als Helden zu nehmen. Das habe ich vermutlich gelesen, aus dem Ungarnroman ist nicht viel geworden, eine knappe Seite höchstwahrscheinlich nur, die, wie ich mich vage einnern kann, im Cafe Westend entstanden ist. Die beiden Bücher stehen jetzt in Harland und als ich das Programm der literarischen Gesellschaft las, habe ich mich bei der Ruth entschuldigt und bin in die Gesellschaft für Literatur gegangen. Weil Dietmar Grieser die ausgewählten Stellen gelesen hat und nachher eine Weinverkostung angekündigt war, habe ich mich beeilt nach sechs wegzugehen und bin in einem leeren Vortragssaal gestanden. Der jetzige Pen-Präsident Helmut Stefan Milletich mit dem ich vor eineinhalb Jahren gemeinsam mit Helmuth A. Niederle in dieser Buch Prämien Jury war, hat gerade mit dem Weinverkoster die Gläser in den zweiten Stock transportiert.
Dietmar Grieser ist dann bald gekommen und die älteren Damen, die sich mit begierigen Lächeln auf ihn stürzten. Peter Paul Wipplinger bin ich schon in der Herrengasse begegnet und der Wein wurde auch bald ausgeschenkt. Ich habe gleich mit dem Cuvee begonnen, nur einmal mit einer Probe Blaufränkisch gemischt, bin ich ich ja eine Rotweintrinkerin und verstehe auch ein bißchen was davon, wenn auch nicht soviel wie von Literatur.
Inzwischen haben die begeisterten Damen Dietmar Grieser mit dem Peter Paul verwechselt, was für eine Außenstehende immer amusant zu beobachten ist und eine Dietmar Grieser Geschichte habe ich auch anzubieten, die ich dem charmanten Autor ebenfalls erzählt habe. Es war, glaube ich, 2001 bei „Rund um die Burg“ zu Mittag. Dietmar Grieser war angekündigt und auf einmal hat sich das Zelt mit den älteren Damen angefüllt, es war aber noch das Literaturhaus an der Reihe und Antonio Fian hat gerade gelesen. Die alten Damen waren enttäuscht und fragten mich zehn vor eins „Wann kommt denn jetzt der Grieser?“
„Um eins!“, habe ich geantwortet, „aber vorher kommt noch die Frau Aichinger!“
Die kam dann auch und hat klein und zittrig die erste Auseinandersetzung mit nine elefen von sich gegeben, sehr beindruckend, weil sie heute, glaube ich, in einem Pflegeheim lebt und nicht mehr liest. Die alten Damen waren aber ungeduldig und wollten Dietmar Grieser hören.
Da habe ich dann schon ein wenig scharf „Seien Sie bitte still, das ist eine berühmte Dichterin!“, gesagt.
Der kam dann ein bißchen verspätet und hat von vergessenen Literaturgrößen oder was auch immer gelesen und ich habe mir gedacht, in zehn Jahren sitzt er da und wird ein Kapitel über Ilse Aichinger lesen und die dann anwesenden alten Damen werden begeistert sein.
Diesmal waren sie es über Dietmar Grieser und György Sebestyen und die Gesellschaft für Literatur war auch bald gefüllt, es waren einige sehr elegante Damen da, die ich noch nie gesehen habe und natürlich ein paar literarische Stammbesucherinnen. Ich hatte meine Jacke in der zweiten Reihe abgelegt und dann setzte sich der berühmte Autor, während Helmuth A. Niederle eröffnete, noch neben mich und der ist wirklich ein charmanter Mann. Ich bin ja nicht gerade eine Bewunderin charmanter älterer Männer, aber bei einer der Buchwochen vor vielen Jahren, bin ich mit dem Alfrend mit ihm ins Gespräch gekommen und er hat uns freundlich über ein Buchcover Auskunft gegeben, das die Beine einer Leiche zeigte und als ich 2006 mit „Amadeas kleiner Nachtmusik“ in der Bücherei Pannaschgasse gewonnen habe, war er mit Edith Waclavicek im Publikum und jetzt hat er aus dem Roman des ehemaligen Pen Präsidenten vorgetragen, den ich wahrscheinlich doch nicht gelesen habe.
Es geht um die Heimkehr aus dem KZ in das fiktive Schloß Thennberg, der Heimkehrer Richard Kranz fängt eine Liebschaft mit einer Fünfzehnjährigen an, die später tot im Wald gefunden wird.
Dietmar Grieser hat charmant quergelesen, später hat Dorothea Macheiner mir erklärt, daß György Sebestyen ganz anders gelesen hat. Danach gings mit der Weinverkostung weiter, ich habe mich sehr lang mit Dorothea Macheiner unterhalten, die mir erzählte, daß sie in den Pen Club eingetreten ist. Das ist auch Cornelia Travnicek und die Pen Mitglieder Peter Paul Wipplinger und Helmuth A. Niederle sind sehr engagiert und treten für die Menschenrechte und verfolgte Autoren ein. Ein interessanter Abend also, ob ich, wenn ich in Harland bin, das Buch heraussuchen werde, weiß ich nicht, es war aber eine Wiederentdeckung eines inzwischen vergessenen Literaten, zu dessen achtzigsten Geburtstag das Buch bei Braumüller wieder aufgelegt wurde, dann soll es auch ein Symposium in der Gesellschaft für Literatur geben und ich habe wieder etwas gelernt und bin ansonsten überzeugtes GAV Mitglied.

2010-06-06

Brunch im Hotel Strudlhof

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:45

Aufmerksamen Lesern wirds nicht entgangen sein. Letzte Woche gabs kaum Literaturveranstaltungen. Am Montag hatte ich zwar was eingetragen – „Jubiläumsbibliothek für Brigitte Salanda“ in der Alten Schmiede, aber dann wollte ich zur Diskussion über die neue WU und bin letztendlich über meiner Abrechnung gesessen.
Am Dienstag war die Margaretner Kunst- und Kulturmesse, da gabs bekanntlich nicht so viel Literatur, am 21. ist eine Nachbesprechung, wo ich nicht weiß, ob ich hingehen soll, denn wenn ich sage, ich will einen größeren Raum für die Literatur plus Honorar, wirds den Bezirksvorsteher nicht sehr rühren, andererseits lese ich ja gern und interessiere mich auch für die Sachen der anderen.
Den Rest der Woche hatte ich nur wenige Stunden und am Donnerstag war überhaupt ein Feiertag. Ich habe nachgesehen, ob es am Mittwoch oder Freitag etwas gibt, habe aber außer, daß die El Awadalla bei der Kettenbrückengasse für die KPÖ die Bittbriefe vorgelesen hat, die sie bekam, nachdem sie die Million gewonnen hat, nicht viel gefunden. Die Kulturprogrammeinsparungen sind offenbar schon spürbar.
Also bin ich zu Hause geblieben und habe mit dem Fehlerteufelchen gekämpft, das mich mit der Frage, ob das jetzt Kapitel oder Kapiteln heißt, manchmal zur Verzweiflung brachte.
Dafür ist der „Heimsuchung“ – Korrekturausdruck gekommen und die ersten Fotos für das „Mimi“-Cover sind gemacht. Ich hab auch viel gelesen, die ganze „Bücherdiebin“ und natürlich einige Blogs, so hat leselustfrust einige literarische Wien-Führer entdeckt und liest jetzt die „Strudlhofstiege“.

Da kam dann die sonntägliche Einladung zum Geburtstagsbrunch „Zwanzig Jahre Psychotherapiegesetz“ im Hotel Palais Strudlhof gerade richtig. Zwar war das keine literarische Veranstaltung, aber als die Konferenzräume des Hotel Palais Strudlhofs, noch die Gewerkschaftsakademie waren, bin ich einige Jahre am Donnerstag im vierzehntägigen Rhythmus zur Schreibwerkstatt mit Eveline Haas gegangen und dort einiges Interessantes erlebt und einige interessante Schreibimpulse, bishin zum „Literarischen Leben der Dora Faust“ bekommen. Das Hotel Palais Strudlhof, liegt ja an der berühmten Stiege und nachdem Leselustfrust die „Wiener Literatur Schauplätze“ besprochen hat, habe ich Anna Lindners literarische Entdeckungsreisen hervorgeholt und noch einmal durchgesehen.
Als mir der Alfred das Buch vor eineinhalb Jahren aus dem Souveniergeschäft in der Kettenbrückengasse oder von wo auch immer brachte, habe ich das Buch durchgeblättert und die Kurzbeschreibung der fünfundfünfzig Literaturschausplätze für die Auftragsarbeit einer Studentin gehalten, die noch dazu mit meiner Tochter Anna in dieselbe Klasse gegangen ist. Ein Buch für den schnellen Bildungstouristen halt. Nach fast zwei Jahren Literaturgeflüster ist mir viel interessant erschienen und so habe ich das Büchlein am Morgen in die Tasche gesteckt und zum psychotherapeutischen Frühstück mit Alfred Pritz, Gernot Sonneck, Gerhard Stumm, Heiner Batuska und wie die anderen Pioniere heißen, die uns in den Genuß des Psychotherapiegesetzes brachten, mitgenommen.
Da fällt mir doch ein Literaturbezug ein, zumindest habe ich an einem meiner Geburtstagsfeste in der Reinprechtsdorferstraße, 1993 oder 1994 war es wohl, nicht aus meinen Texten, sondern aus einem Briefwechsel gelesen, den ich mit dem damaligen Ärztekammerpräsident, Gernot Sonnek und dem ÖBVP über die Frage, ob auch ein Nichtmediziner Psychotherapie machen und dann noch dasselbe Honorar bekommen soll? geführt habe, was sehr lustig oder auch sehr traurig war. Die heutige Geburtstagsdiskussion war dagegen lehrreich und auf dem Weg in die Strudlhofgasse bin ich auch an einigen Literaturschauplätzen vorbeigekommen.
So ist, wo die Operngasse in den Esperantopark mündet, der Ausgangspunkt für die berühmten „3. Mann Kanaltouren“ und da standen die Führer schon startbereit und vis a vis beim Cafe Museum, das jetzt renoviert wird, leuchtete der Friedrich Torberg groß und wuchtig von der Fensterscheibe. In der Herrengasse sitzt der Peter Altenberg im Cafe Central und die Gina Kaus hatte ihren Zirkel im Cafe Herrenhof.
Die Psychotherapeutischen Reminiszenzen waren interessant und das Brunch sehr gut mit kleinen Vorspeisen, warmen Hauptspeisen, Cafe und Kuchen. Nachher bin ich bei dem wunderschönen Wetter noch die Strudlhofstiege hinuntergegangen und habe mich mit dem Buch auf eine Bank gesetzt. Den berühmten Roman habe ich nicht gelesen, nur die „Dämonen“ im Sommer 1977, als ich in die Otto Bauergasse gezogen war und am Freitagabend mit dem Willi in den Volksgarten tanzen ging, obwohl ich gar nicht tanzen kann. Die Strudlhofstiege feiert heuer ihren hundertsten Geburtstag und den Translatio, den Übersetzerpreis, der anläßlich des Bachmannslesens in Klagenfurt vergeben wird, ergeht an eine Holländerin, die die „Strudlhofstiege“ ins Niederländische übersetzte und Anna Lindner hat, wie mir die andere Anna schon länger sagte, inzwischen auch einen Wiener Krimi Führer geschrieben.
Das wars von der letzten Woche, zum Lesen habe ich „Shanghai Baby“ angefangen, das auch in der Schachtel vor dem Wien-Souveniergeschäft in der Kettenbrückengasse lag und nächste Woche gibts mehr Literaturveranstaltungen.
„Die Heimsuchung“ wird wahrscheinlich geliefert werden, ich hoffe die Korrekturen zu schaffen und als kleine Vorschau ein paar Fotos aus der Cover-Werkstatt.

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