Vor ca einem Jahr bin ich bei einer meiner Sommerfrischeaktionen beim NÖN Pressehaus gelandet, in dem auch der Residenz Verlag untergebracht ist und habe in „Spurensuche“ darüber geschrieben, worauf mich Herwig Bitsche eingeladen hat, bei meinem nächsten Besuch hinaufzukommen.
Bei der Buch Wien habe ich ihn darauf angesprochen, er konnte sich aber nicht recht erinnern und bei der GV der IG Autoren O. P. Zier davon erzählt, der seitdem das Literaturgeflüster liest und die Residenz Verlagsvorschau mit „31 Bücher in 31 Tagen“ verlinkte.
Vorigen Dienstag habe ich gedacht, daß ich um möglichen Sommerlöchern vorzubeugen, Herwig Bitsches freundliches Angebot annehmen könnte und so bin ich heute mit dem Rad wieder an der Traisen bis zum Regierungsviertel gefahren und dann zu Fuß weitergegangen. Das Wetter war leider nicht so schön, wie im vergangenen Jahr, die Gegend aber eigentlich imposant, vor allem mit Blick aus dem Fenster der vierten Etage, wo sich der Verlag befindet.
Die freundliche Sekretärin hat mir die Verlagsvorschauen in die Hand gedrückt und Herwig Bitsche hat mir viel erzählt. Zum Beispiel, daß der Schreibtisch in seinem Zimmer aus dem Salzburger Residenz Verlag stammt und er hat mir auch ein wunderbares Buch zu „Fünfzig Jahre Residenz Verlag“ gegeben, wo man die Verlagsgeschichte nachlesen kann, es sehr viele der Buchcover zu sehen gibt und Residenz Autoren und andere Größen Artikel darüber schrieben und Fotos von einem jungen Gert Jonke, einem jungen Helmut Eisendle, H. C. Artmann ect. gibt es auch und man sieht, daß sich damals das Who is Who der österreichischen Literatur im Residenz Verlag mit den graphisch so typisch gestylten Büchern, die man gleich erkannte, abgespielt hat
Ich habe viele der alten Residenz Bücher. In den späten Siebzigerjahren, wo ich anfing mich für Literatur zu interessieren, habe ich mir ja viele Bücher gekauft. Habe also die Bücher von Julian und auch Jutta Schutting, Barbara Frischmuth, Peter Henisch ect. aber auch einige der Verlagsalmanache. Ich habe auch einige aus der Verlagszwischenzeit, wo der Verlag zu Deuticke gehörte und jetzt verfolge ich die News des Residenz Verlags über facebook, wo die in kurzer Zeit eine tolle Seite mit schon 1915 Fans aufgebaut haben. Ich lese da nur passiv mit, da ich das mit der „Gefällt mir Taste“ eigentlich kindisch finde. Es ist aber sehr informativ. Zwar nicht alles Literatur natürlich oder leider, weil ja die Kinderbücher und das Kochbuch eine wichtige Nische sind und Herwig Bitsche erklärte mir den Unterschied zwischen den Büchern, die den Verlag das meiste bringen und denen, die den meisten Aufwand fordern. Es gibt aber wieder Literatur und zwar wird da Angelika Reitzers neues Buch „Unter uns“ bald erscheinen, der Krimi „Mordsonate“ von O. P. Zier und ganz besonders interessant, eine Litanei von Burkhard Spinnen übers „Auswärts Lesen“.
Herwig Bitsche war auch so freundlich mir den neuen Roman von Marketa Pilatova „Wir müssen uns irgendwie ähnlich sein“ zu geben und erzählte mir ein bißchen über das St. Pöltner Literaturleben. Da hat er nämlich bei der Literatur Arena oder beim Blätterwirbel Milena Michiko Flasar entdeckt und von Cornelia Travnicek hat er auch gesprochen. Leider habe ich nicht gefragt, ob das eine neue Verlagsautorin wird, denn dann wüßte ich wieder etwas mehr, hat die in ihrem Blog von ihrem neuen Verlag geschrieben, aber noch nicht verraten, welcher das ist.
Ich habe Herwig Bitsche die „Sophie Hungers“ gegeben, der daraufhin meinte, das Schreiben Therapie sein kann. Für mich nicht wirklich, obwohl mir das schon Elfriede Haslehner anfangs der Achtzigerjahre empfohlen hat und für eine Hobbyautorin halte ich mich noch immer nicht, obwohl das Bloggen und das Selbstverlegen eine gute Möglichkeit ist, sich nicht als verkannte Künstlerin zu fühlen. Auch darüber haben wir gesprochen. Ansonsten habe ich gefragt, ob die Bücher im Pressehaus gedruckt werden, nicht alle und Herwig Bitsche wollte meine nächsten Pläne für die St. Pöltner Highlights im Literaturgeflüster wissen.
Da habe ich schon Ideen, so könnte ich z.B. bei der nächsten Buch Wien bei Gabriele Ecker fürs nächste Jahr anfragen. Die LitGes ist im Sommer wahrscheinlich nicht so interessant und da gibts ohnehin meine Berichte von den Osterspaziergängen (hier und hier), aber Doris Kloimstein hat mir gestern einen Kommentar zur „Etcetera-Jubiläumslesung“ geschickt und da habe ich bei ihr angefragt, ob wir uns zu einer literarischen Begegnung treffen können?
Ab 13. August vielleicht, da wir ja nächste Woche in die hohe Tatra fahren, aber es gibt auch Wiener Literaturveranstaltungen, so habe ich beim Heimkommen ein Mail von Roman Gutsch gefunden, der mir schrieb, daß die KPÖ Margareten, der nur vierzehn Stimmen für den Bezirksrat fehlen, einen offenen Bücherschrank mit Leseprogramm zum Thema „Armut“ am Siebenbrunnenplatz veranstalten will und hat mich eingeladen aus „Sophie Hungers Krisenwelt“ zu lesen und acht Bücher in den Bücherschrank zu stellen.
Von den Bücherschränken habe ich Herwig Bitsche auch erzählt und in dem in der Westbahnstraße habe ich am Montag ein Residenz Buch aus den Beständen der National Bank gefunden, nämlich J. Ashebery, J. Schuyler „Ein Haufen Idioten“ und da bin ich schon bei meinem Schreiben, wo der offene Bücherschrank auch eine Rolle spielt.
Die letzten Tagen waren dem Gedenken an Brigitte Schwaiger gewidmet. Da habe ich die Portraits von ihr in dem frühen Schmölzer Buch „Frau sein und schreiben“ und in dem von Anita C. Schaub „FrauenSchreiben“, sowie die Artikel, die in Wikipedia von ihr zu finden sind, gelesen und da gibt es einen: „Reisen mit dem Neunundvierziger“ aus dem Standard von 2008, wo Brigitte Schwaiger eine krebskranke Frau beschreibt, die den ganzen Tag Straßenbahn fährt und viel aus ihrem Leben im siebenten Bezirk erzählt und da ist mir die Idee gekommen, Bernhard Listringer beim Bücherschrank auf eine Frau stoßen zu lassen, die dorthin ihre Bücher trägt, bevor sie aus dem Leben geht. Ob es ihm gelingt, sie davon abzuhalten, ist eine spannende Frage, aber das ist ja nicht so leicht….
2010-07-30
Besuch im Residenz Verlag und „Sophie Hungers“ für den offenen Bücherschrank
2010-07-28
Wie es leuchtet
„Wie es leuchtet“ von Thomas Brussig ist ein Schelmenroman der Wende oder wie die Welt am Sonntag schreibt „Ein Karneval, der sich zum Zeitroman weitet“.
Sechshundertsieben Seiten, sieben Bücher, ein Zeitrahmen zwischen den Sommern 1989 und 1990, einem Vorwort und einem Beginn am Mittag des 11. Augusts 1989 im Karl-Marx-Städter Hauptbahnhof, eine Stadt, die ein Jahr später wieder Chemnitz heißen wird und einem Ende in Thailand auf der Insel Ko Samui, wo ein ehemaliger DDR Häftling, der durch die Strahlen in der Zelle an Leukämie erkrankte, in dem Sommer, den die ganze DDR mit ihren Westmarks außerhalb der DDR verbringt, dorthin zum Sterben fährt.
Dazwischen passiert natürlich viel, wir wissen es inzwischen und haben es vielleicht in anderen dicken Wendewälzern erfahren, so habe ich mich vor zwei Jahren durch Ingo Schulzes „Neue Leben“ gelesen, jetzt war es „Wie es leuchtet“ des 1965 in Berlin geborenen Thomas Brussig, der auch „Sonnenallee“ geschrieben hat.
Das Vorwort heißt „Verschwommene Bilder“ und da wird von einem Fotografen erzählt, der mit einer Leica das Geschehen knipst und nur Lena großer Bruder genannt wird. Lena ist Physiotherapeutin, neunzehn Jahre alt und wartet an jenem 11. August am Hauptbahnhof auf ein Paulchen, der aber nicht ankommen wird, da in jenem Sommer Ungarn ja die Grenze nach Österreich öffnete.
Lena wird im Laufe des Buches mit Rollschuhen durch die Wende rasen, ein Lied erfinden, das Kultcharakter bekommen wird und von ihrem sexuellen Mißbrauch als Schulmädchen in einem Lift berichten, es passiert aber auch sonst sehr viel.
Carola Schreiter, die Tochter eines Ostbonzen wird mit ihrem Thilo ebenfalls in den Westen flüchten, dort zuerst Psychologie, Ethnologie und Publizistik studieren und sich nach der Wende im Yellowstonepark vor der Wildnis und den Bären fürchten.
Es gibt aber auch den Fünf-Sterne-Palasthotel Direktor Alfred Bunzuweit und den Devisen ins Landbringer Valentin Eich, der die Idee mit den Intershops hatte. In der Mitte des Jahres siedeln sich alle im Berliner Palasthotel ein, der Journalist Leo Lattke, der die Reportagen über die Veränderung schreibt und Lenas großer Bruder, aber auch der Albino Werner Werner Schiedel, angeblich Sonderbeauftragter von VW, ein Wort das für die sich wendenden Ostler, so verlockend klingt, daß er von Alfred Bundzuweit, der an der Wende mitnaschen will, als very impotant person behandelt wird und als Hochstapler 24670 DM Schulden macht, die die Großmutter bei der Gerichtsverhandlung, für ihn bezahlt, nachdem sie ihr Haus in der Friedrichsstraße um 25 000 DM verkaufte, während die Ossis endlich für Ostgeld im Intershop einkaufen wollen und mit der Warenvielfalt nicht zurechtkommen…
Der Übergangsgesundheitsminister Prof. Dr. Rüdiger Jürgends hält Audienztage ab, wo er die Geschichten von den Männern erzählt bekommt, die sich zu Frauen umoperieren lassen wollten, damit aber nicht zu Ende kamen, weil die Operateure vorher in den Westen verschwanden, im Aufbau Verlag stapeln sich inzwischen die Manuskripte zu Berge, während der Fontane-Kenner Dr. Erler in Waldemar Budes Manuskript das Besondere erkennt.
So gibt es endlos Geschichten in den sieben Büchern, die durch das Jahr begleiten, vom Öffnen der ungarischen Grenze, den Fall der Mauer, den Wahlen und schließlich vom Sommer 1990 erzählen, wo alle ihre DDR Mark eins zu eins, eins zu zwei oder zu was auch immer umtauschten, sich das westliche Vokablar anlernten und das des Ostens vergaßen, Wirtschaft statt Jahresplan und schließlich mit Ausnahme von Dr. Erler im Westen Urlaub machten, während der westdeutsche Architekten und Grundstückmakler auf Fontanes Spuren durch die Mark Brandenburg führt…
Ein köstliches Buch dieser Zeitroman der Wende, aufgrund seiner Personen und Handlungsfülle nicht immer leicht zu lesen und ein bißchen von der Geschichte sollte man schon wissen, um es nicht mitzuverstehen, aber ich habe mich in den letzten Jahren durch den Ingo Schulze und den Uwe Tellkamp gelesen und war auch zweimal in der DDR.
Das erste Mal 1985 ganz trist und sachlich mit Zwangsumstausch und Verwandtenbesuch, das zweite Mal genau in jenem Sommer 1990, als das Land noch so hieß, es aber schon die Westmark gab und man in Berlin zwischen Ost und West und durch die noch existierenden Mauer fahren konnte.
Inzwischen haben wir zwanzig Jahre Wende gefeiert und ich habe einige dicke Wendebücher gelesen, gab es die ja vor zwei Jahren bei Thalia in der Kremsergasse bei diesen 3.99 Abverkauf, es werden aber, wie alle wissen, die den Bachmannpreis verfolgen, noch immer neue geschrieben, so daß uns die Lektüre nicht ausgehen wird und Kerstin Hensel haben wir im Sommer 1990 auch in der Ostberliner Linienstraße besucht und im vorigen Jahr habe ich ihren Wenderoman „Lärchenau“ gelesen, den ich bei Poetry fix gewonnen habe.
2010-07-27
Inspirationsquelle
Zwischen zwei Praxistagen war ich am Montag zum ersten Mal in diesem Jahr wieder auf dem Rathausplatz, wo ich in den letzten Jahren jeden Montag war, um mir ein bißchen Gratis Wien Sommerkultur zu geben. Heuer war das „Kino unter Sternen“ mit seinen Wien Filmprogramm zwar die große Alternative, die beiden Jazz Konzerte „To Billie with love“ und Sonny Rollins „Live in Vienna“ waren aber sehr beeindruckend. Das Wetter schön, gar nicht so viele Leute und da der Alfred mit war, gabs auch ein großes Glas Erdbeerbowle und vorher gings am Bücherschrank vorbei. Erstens wegen der Inspiration und dem Szenen schreiben, zweitens hatte ich was hineinzulegen, sind ja die Poeme von Michael Arenz, die ich bei Fix Poetry gewonnen hab, zuerst sehr lange nicht und dann gleich zweimal gekommen und Julietta Fix meinte, ich solle das zweite Heftchen verschenken und dann bin ich ja vorvorigen Samstag am Karlsplatz in einen großen Regen gekommen, so daß mein „Heimsuchungsexemplar“, das ich in der Handtasche hatte, beschädigt wurde, also habe ich es hingetragen und natürlich wieder was gefunden. Die Atmosphäre zum Recherchieren ist geradezu ideal, zwar ist der der Zettel bezüglich Suche nach dem weißhaarigen älteren Herrn nicht mehr angeschlagen, aber den habe ich mir inzwischen erfunden, beziehungsweise einen pensionierten Schuldirektor aus ihn gemacht. Interessant welche Inspirationsquelle dieser relativ unscheinbare Kasten für mich ist, ist es schon der zweite Text in dem er eine Rolle spielt und er ist auch meistens, wenn ich hinkomme, sehr bevölkert, die Frequenz muß enorm sein, mal ist mehr, mal weniger darin zu finden, die Idee, daß man Studien darüber machen könnte, hatte ich auch schon mal. Jetzt räumt z. B. die Freizeitbibliothek der österreichischen Nationalbank ihre Bücher dorthin aus und die schönen alten Rororo Taschenbücher mit dem Leinenumschlag und dem interessanten Titelbild gibt es manchmal auch.
Zwar bin ich in dem Kino und schreibintensiven Juli nicht wirklich viel zum Lesen gekommen, vier Bücher waren bisher meine Statistik, in Wien habe ich im Rahmen meiner Sommerkrimis gerade mit Jakob Arjouni „Ein Mann, ein Mord“, auch ein Fund aus dem Kasten, begonnen, in Harland mich in den letzten Tagen durch Thomas Brussig „Wie es leuchtet“ gelesen und werde das demnächst besprechen. Eine Szene habe ich, während ich auf eine Klientin wartete, auch geschrieben, bin aber nicht zufrieden damit, ansonsten wieder ein kleiner Statusbericht, es sind inzwischen zweiundvierzigtausendzweiundneunzig Worte und fünfundsiebzig Seiten, mein privater Nanowrimo wird also bald geknackt.
Schade nur, daß man, wenn man sich die Namen der heurigen Preisträger der Literaturpreise der Stadt Wien so ansieht, denken muß, da hast du als realistische Schreiberin keine Chance…
Ich ergänze um eine Todesmeldung, Brigitte Schwaiger wurde gestern in einem Seitenarm der Donau tot gefunden. Die 1949 in Freistadt, OÖ, geborene, war auch eine tragische Figur des österreichischen Literaturbetriebs. 1977 hat sie mit ihren Roman „Wie kommt das Salz ins Meer“ großes Aufsehen gemacht, konnte an den Erfolg nicht anknüpfen, hatte psychische und finanzielle Probleme, so daß sie, glaube ich, ihre Vorschüße als Lektorin abarbeiten mußte. „Der Himmel ist süß“, „Lange Abwesenheit“, „Die Gallizianerin“, habe ich von ihr gelesen und den Bestseller in den Abdrücken der sozialistischen Zeitschrift „Frau“ meiner Mutter, ja damals gab es noch den Fortsetzungsroman. 2006 war sie mit ihrem Psychiatriebericht „Fallen lassen“ wieder in den Medien. Da war ich bei einer Lesung in der Gesellschaft für Literatur, zuletzt habe ich sie vor ein paar Jahren am Rathausplatz beim Maiaufmarsch gesehen, als sie sich mit Ruth Aspöck unterhalten hat.
2010-07-25
Fortschrittsbericht
Andrea Stift hat in ihrem Blog von der „Magie der Halbzeit“ gespochen. Da passiert auf Seite fünfzig eines Textes, meint sie, immer etwas ganz Wunderbares. Man sieht das Kindesköpfchen, weiß, das bald geboren werden kann und hat Angst, daß etwas schiefgegangen ist.
Dem kann ich mich nur anschließen und als ich ihren Blogeintrag gelesen habe, war ich bei „Absturzgefahr“ auch auf Seite fünfzig oder leicht darüber. Erinnern wir uns, vor etwa einem Monat, habe ich damit begonnen und nach der nochmaligen Lektüre von „Ein Roman in einem Jahr“ einen euphorischen Bericht übers Sommerschreiben verfaßt. Dann kam das Wochenende, ich schrieb und schrieb, kam zuerst auf vierundzwanzig, dann auf achtundvierzig Seiten. Vor einer Woche bin ich, glaube ich, wieder dagesessen, die Psychiater nennen das wahrscheinlich, die manisch depressive Schwankung und habe gedacht, ich kann es nicht, wiederhol mich nur, mache alles falsch, in dem ich mich fröhlich unbeholfen ins Abseits schreibe und mir die Pointen selbst zerstöre. Dann muß ich, das kenn ich schon, korrigieren, in Wien, wo mein Drucker steht, bin ich aber nur bis Szene sechs damit gekommen. Am Mittwoch habe ich es in Harland erst mal fertig gemacht, kann es aber nicht ausdrucken.
Die neuen Ideen sind aber trotzdem, nach einer ziemlich niedergeschlagenen Nacht gekommen, nachdem ich die vierundfünfzig Seiten, die ich vor einer Woche hatte, ersteinmal auf einundfünfzig verringert habe. Dann habe ich über meine Figuren nachgedacht und mir die Handlungsstänge angestrichen, die sich entwickeln lassen und begonnen eine Szene mit Margrets Traumatisierung zu schreiben. Da habe ich ja eine Vorlage, aber die will ich sehr entfremden und das ist mir, glaube ich, auch gelungen. Dann sind die Mails an Fritzi auch viel glaubhafter, die ihre Liebe zu dem polnischen Priester Janusz Warszinski entwickelt, der am Schluß die Kirche verläßt, um mit ihr nach Linz zu ziehen, wo beide Psychotherapeuten werden….
Bernhard Listringer sammelt inzwischen eifrig die Bücher vom offenen Bücherschrank und bringt sie nach Hause, eine türkische Komparatistikstudentin stellt da ihre Rezensionsexemplare, zum Beispiel Andrea Winkler, hinein, er findet aber auch einen Sack alter Krimis, soweit so gut.
Das Entwickeln neuer Handlungen ist eine schöne Sache, für mich jedenfalls, da ich damit immer noch ein wenig experimentiere und das Spannende ist, wie weit ich mich von der Vorlage entferne. Da habe ich eine Idee, zum Beispiel was gesehen, erlebt oder gehört und denke, darüber will ich schreiben. Dann fange ich an, verwende das erlebte Material und sehe, ich bin wenn ich es geschrieben habe, im off und weiß nicht weiter, denn jetzt muß ich die Handlung kommen lassen. Da hat mir Anni Bürkl, als ich am „Haus“ geschrieben habe, einmal einen guten Tip gegeben.
„Show, not tell!“, aber auch weg von der Vorlage, was Neues machen und das ist, glaube ich, am Donnerstag bei einer meiner Fritzi Szenen passiert. Denn da war ich ja im Mai bei der Muttertagseinladung der Bezirksvorstehung Mariahilf im Haus des Meeres. Das heißt, ich bin vorher im Estherhazypark gesessen und habe mich über das Verbot Tauben zu füttern, geärgert und darüber, daß die Parkwächter von den alten Frauen, die das trotzdem tun, abkassieren, aber das hatte ich schon vorher in der Bezirkszeitung gelesen. Im Park saß eine Kindergartengruppe mit einer Englisch sprechenden Betreuerin, die Knabberstangen an die Kinder mit den gelben Mützen verteilte und als diese dann den Tauben zum Opfer fielen, engagiert „No food for birds, only food for kids!“, vor sich hin trällerte.
Kann sein, daß etwas Ähnliches in „Absturzgefahr“ zu finden sein wird, dann sitzt die Fitzi im Burggarten mit ihren Laptop, liest ihre Mails von Jan und macht das Textcoaching für Harald Hoffmanns Fünffrauenroman.
Das Szenenschreiben ist wirklich spannend und macht Türen auf, ich muß es nur festhalten, daß ich es nicht verliere und nicht in Eigentore abgleite. Thomas Wollinger schreibt in seinem wunderbaren Blog „Schreiben“ auch gerade übers Szenenschreiben und macht sehr deutlich, wie das gehen kann.
Man findet ein Schweineherz in einer Fleischerei, macht ein Foto, hat aber noch keine Szene, denn dann muß man erfinden und das ist das Spannende am Schreiben. Die Schreibratgeber meinen dann, daß man übertreiben und gestalten soll, denn das Alltagsleben interessiert ja niemanden. Im Roman muß es schon ein bißchen schillender, glänzender, ungewöhnlicher sein. Mag sein, daß das stimmt, ich denke trotzdem, man muß nicht übertreiben, denn das, was mir meine Klienten so erzählen, ist spannend genug, da brauche ich keinen Mord und Totschlag, um zu zeigen, was Traumatisierung ist.
Mal sehen, wie es wird, ein Textcoach, der mich an der Schulter nimmt, wenn ich zum Eigentorschießen anfange, wär natürlich gut, aber zum Glück gibt es die Autorenblogs mit den Ratschlägen für die Schreibenden und Andrea Stift hat sicher recht, wenn sie mahnt, nicht so schnell zu sein, da gibt es einen schönen Film von ihr, in dem sie über ihr Schreiben spricht.
Zeitlassen, ein Roman kann ruhig ein zwei Jahre dauern und muß nicht in einem Monat fertig sein, wie es mir, bei meinen Erzählungen, wie meine Leser wissen, öfter mal passiert. Macht aber auch nichts, schnell sein ist kein Manko, nur kommt man weiter, beim Zeitlassen, das habe ich schon bemerkt, habe aber einige tausend Seiten gebraucht, bis ich daraufgekommen bin…
So sollte ich also diesen Sonntag zum Weiterschreiben nützen, wems interessiert, sechsundsechzig Seiten, sechzehn Szenen und einige Romankapitel sinds inzwischen schon.
2010-07-24
Dracula, Dracula und andere Ereignisse
Es geht gleich weiter mit den kulturellen Sommerevents, denn heute wurde in der Minoritenkirche in Krems, H.C. Artmanns „Dracula, Dracula“ von Erwin Steinhauer in der musikalischen Begleitung von Georg Graf und Peter Rosmanith aufgeführt.
Alfred hat mir vor ein paar Tagen ein Mail geschickt, ob ich das sehen will, da er sich immer schon für das Glatt und Verkehrt Festival interessierte und die Kunstmeile Krems und die Minoritenkirche kennen wir von der Theodor Kramer Preisverleihung, zu der wir im Mai gern fahren.
Krems Stein kenne ich schon länger, denn da bin ich, als es noch keine Kunstmeile gab, mit dem Reisebüro Huber gelegentlich mit einer dieser Bus Werbefahrten gefahren, zuerst zu der Verkaufsshow, dann zu dem angegebenen Event, am Schluß war meist ein Heurigenbesuch in Krems Stein drinnen, in dieser Zeit bin ich dort spazierengegangen.
Dann habe ich eine Zeitlang Einladungen zu den Vernissagen in der Kunsthalle bekommen, ich erinnere mich an eine, wo es um die Gugginger Künstler ging und 2003 gabs eine sehr schöne Veranstaltung im Rahmen des Krenek Forums und heute sind wir zu einem Erwin Steinhauer H.C. Artmann Abend gefahren.
„Dracula du schlimmer, komm auf mein zimmer, tu mama nicht schrecken, nicht die kinder necken, bleib bloß schön zu haus, bei der felebbermaus“, steht im Programmheft.
Ich bin ja keine besondere H.C. Artmann Spezialistin, obwohl ich ihn bei einigen Veranstaltungen erlebt habe und der Satz von ihm, daß jedermann ein Dichter ist, auch wenn er keine Zeile geschrieben hat, ist mir im Ohr.
Der bekam ja in den letzten Tagen, wo diskutiert wurde, welche Qualifaktionen man braucht, um seine Meinung sagen zu dürfen, eine besondere Bedeutung und ich denke meistens an ihn, wenn irgendwer meine Qualifikation als Schreibende in Frage stellt, denn ich schreibe ja viel.
Aber natürlich nicht experimentell und so ist mir H.C. Artmann immer ein bißchen fremdgeblieben, vielleicht ist er mir auch zu aggressiv.
Aber es hat sehr gut gepasst, denn auf der Hinfahrt gab es im Radio im „Diagonal“ eine Sendung über „Ungeheuer“, da waren zuerst die Massenmörder daran und Jack Unterweger, der ja auch in Stein gesessen ist, war wahrscheinlich einer und dann die Zeichnungen des Hieronymus Bosch, Computerspiele und Klimakatastrophen kamen auch daran. Dann waren wir schon da und wurden in das imaginäre Transsylvanien eingeführt. Es war sehr voll und die Kirche erstrahlte in einer schönen Lichtinstallation, als wir zurückgefahren sind, haben wir den zweiten Akt der Ö1 Übertragung, der Bregenzer Festspiele: „Die Passagierin“ von Mieczyslaw Weinberg gehört, was ja auch irgendwie dazupasst.
Ansonsten geht es in der Sommerfrische erfreulich zu, so habe ich gestern ein sehr liebes Mail von Stephan Eibel Erzberg aus seinem Sommerurlaub in Italien bekommen, der mit mir ein Blogfoto machen will und mir ein Gedicht schickte:
Lampedusa
Ich sitz am frühen morgen
gedankenverloren am strand
die möwen
keine zweihundert meter über dem wasser
kreischen plötzlich URSONATEN
ich schau aufs rohe meer
da steigt ein vorwurf in mir auf
den ich in hohen bogen in die wellen spuk
(wie odysseus in eisenerz gestern)
Urlaub in Italien scheint überhaupt in zu sein, so machen das auch Ruth Aspöck und Robert Egelhofer und schickten einen lieben Kommentar.
Ansonsten gibt es noch zu vermelden, daß Ferdinand Schmatz, der ebenfalls ein experimenteller Autor ist, voriges Jahr den Ernst Jandl Preis bekommen hat, am Lehrgang für Sprachkunst unterrichtet und Tutor beim Klagenfurter Literaturkus ist, den Literaturpreis der Stadt Wien bekommen wird. Der Haymon-Verlag, der mich, seit ich um Ludwig Lahers „Einleben“ gebeten habe, in seine Rezensenteninliste aufgenommen hat, hat ein schönes Info- und Gratulationsmail ausgeschickt, dem ich mich anschließe.
Michaela Falkner und Richard Obermayr bokommen die Förderungspreise.
2010-07-23
Aliens im Klangturm von St. Pölten
Das erste Sommerfrische Highlight habe ich mir heute gegeben. Ich fahre ja jeden Tag mit dem Rad ein bis zwei Mal an der Traisen, entweder zu den Seen, Ratzersdorfer oder Viehofener und über die Verbindungsbrücke dazwischen, auf der Viehofenerseite gibts einen Aussichtsturm zum Hinaufklettern, auf der anderen einen ziemlich unbenützten Naturlehrpfad, der ein herrliches Stück Landschaft in einer kurze kleine Runde ist. Die kurze kleine Runde kann man auch auf der anderen Seite machen, nämlich in Richtung Ochsenburg, das Rad nach der Brücke abgestellt und dort zum Schloß hinaufmarschiert, wo auch einmal der Schubert gewesen sein sollte, zumindest gibts eine Gedenktafel, die das behauptet und nach St. Georgen kann man zwischen den Feldern fahren, am Reiterhof vorbei, bis zu der Bahnhaltestelle und an der Traisen zurück.
Das sind so die billigen Vergnügen zwischen dem Schreiben und dem Lesen in der Badewanne. Es gibt aber noch mehr, nämlich den Klangturm im Regierungsviertel. Da ist unten eine Infostelle, wo man sich bergeweise mit Prospekten über Niederösterreichs Kultur einstellen kann, dann kann man mit dem Lift den Turm hinauffahren. Die freundlichen Damen am Infopoint fragen, ob man schon mal da war, empfehlen die Ausstellung und fordern einen auf anschließend zu Fuß hinunterzugehen.
Über die Otto M. Zykan Ausstellung vor zwei Jahren, die Olga Suchy zusammengestellt hat, war ich sehr beeindruckt, im Vorjahr war ich nicht so oft dort und heuer kann man in die unbekannten Klangwelten der Aliens reisen, wenn man sich an der wunderschönen Aussucht, die man von oben auf St. Pölten hat, sattgesehen hat. Dann gehts die Holztreppe hinunter und bei fast jeden Stock in einen Raum hinein, gibt es ja drei Klangkugeln und drei Ebenen. Das Konzept wurde von der Fachhochschule St. Pölten bzw. Hannes Raffaseder, Matthias Husinsky, Julian Rubisch, Barbara Neunteufel, Thomas Wagensommerer und Frederick Baker gemacht. Es gibt interaktive Spiele bzw. Klanginstallationen und als Höhepunkt die Pitoti, das sind Kampf- und Alltagsszenen zwischen Ötzi und Christi Geburt, die in die Felsen der Alpen geritzt wurden. Und weil man ja wenn man ja vom St. Pöltner Klangturm in der Ferne die Alpen sehen kann, wurden von Frederick Backer mit Hilfe von Animationsfilmtechniken die prähistorische Aliens künstlerisch bearbeitet. Das heißt, man sieht zwei Männer spazierengehen, die auf diese Skulpturen zeigen, ein Alphornblaskonzert wird aufgeführt und verschiedene Installationen gibt es auch.
Sehr interessant, früher war das immer mit einer Ausstellung in der Landesbibliothek zu verbinden, aber wenn ich mich an den letzten Besuch richtig erinnere, wurde die inzwischen eingespart, so bin ich mit einem Pack Prospekten und den beiden Gratiszeitungen wieder zurückgefahren und auch da gab es etwas zu sehen, nämlich Zelte auf der Klangturmseite bei der Spratzenerbrücke. Zwar nicht so arg, wie bei der Frequency vor einem Jahr, ist es ja nur das Beatpatrol-Festival, das heute abend in St. Pölten eröffnet wird. Laut wirds vermutlich also wieder werden. Die Schilder mit „Baden und Campen auf eigene Gefahr“ waren auch aufgestellt, der Weg aber zum Glück ziemlich frei und nur durch einzelne Frisbeespieler verstellt und die jungen Männer in den Securityjacken am Anfang und am Ende ließen einen auch passieren.
Mal sehen was von dem tollen Fest zu hören sein wird, die Zeitung „Heute“ schreibt von zweihundert Künstlern, die bei diesem Elektrospektakel auftreten werden und von fünfzigtausend Liter Getränken, fünftausend Würsteln, einer Tonne Fleisch und vierhundert Scheinwerfern, fünfundzwanzigtausend Besucher sogar aus Neuseeland und Russland werden auch erwartet.
2010-07-22
Sommerlöcher
Die Rezensentendiskussion bei Anni Bürkls „Texte und Tee“ , die meine beiden diesbezüglichen Kommentare inzwischen freigegeben hat, wofür ich herzlich danke, gibt Anlaß die eventuellen Sommerlöcher auf dem Land zwischen Faulenzen, Radfahren und über seinem Text brüten aufzufüllen, denn die Diskussion wirft manche widersprüchliche Frage auf, zeigt, wie heikel das Thema ist und wie schwer es fällt, damit umzugehen. Anni Bürkl fordert ein „Mindestmaß an Können, Kenntnis von Literatur, Professionalität, Objektivität und Sachlichkeit fürs Rezensieren“, sagt aber auf „Leselustfrusts“ Frage nicht, was darunter zu verstehen ist, was das Ganze schwierig macht, denn wenn man nicht weiß, was man falsch macht, kann man sich nicht verbessern. Ein Literaturstudium braucht man für das Besprechen der Bücher, die man gelesen hat, glaube ich, nicht.
Im Gegenteil, ist das ja einer der Vorzüge des Internets, daß es jedem ermöglicht seine Meinung zu sagen, natürlich muß das unter fairen Bedingungen geschehen. Objektiv und sachlich, ja, aber die Subjektivität ist natürlich nicht auszugrenzen und ich halte mich da als Psychologin an die psychologischen Regeln, die man jeder guten Kommunikation empfiehlt.
„Leselustfrust“ hats ohnehin angeführt. Wenn mir ein Buch nicht gefallen hat, sage ich „Das und das hat mir nicht gefallen!“ und vielleicht noch dazu „weil … oder was genau“ und nicht „Das ist ein schlechter Autor!“ und für den Autor gilt es umgekehrt. Das ist auch das, was man in den Schreibseminaren lernt und da hat mich Anni Bürkl vor einem Jahr durch ihre Feedbacktips, als Frau Heidegger den „Wunderschöner Tintentraum“ als „fürchterlichen Kauderwelsch“ bezeichnet hat, sehr beeindruckt.
Und wenn ich von einem Leser höre „Das und das ist schlecht“, aber alle anderen halten es für gelungen, ist es wahrscheinlich seine persönliche Meinung und ich kann es vergessen. Sagen mir aber fünf ungefähr das Gleiche, tue ich sehr gut daran, es mir in meinem Text anzusehen. Natürlich entscheidet der Autor, was er mit der Kritik anfängt, ob sie passt oder nicht. Aber ich denke, jeder Autor, jede Autorin ist gut beraten zuzuhören und sollte nicht beleidigt sein.
Das ist leicht gesagt und schwierig durchzuführen, denn wir alle sind empfindlich und wenn ich ein Jahr oder wie lange auch immer, über einen Text gesessen bin und dann kommt irgendwer daher, der vielleicht nicht einmal qualifiziert erscheint und fegt mit einem Handstrich darüber, ist das nicht leicht. Ich sage nicht, daß das bei „Leselustfrust“ so war, die hat die psychologischen Kriterien und da sie auch Schreiberatgeber und übers Rezensieren liest, auch das fachliche Know how. Trotzdem sollte man beim Kritisieren vorsichtig sein, denn man kann leicht treffen.
Das nehme ich mir zumindest zu Herzen, weil ich selber schreibe und weiß, was man damit anrichten kann. Ich habe lernen müssen, damit umzugehen, es fällt mir wahrscheinlich immer noch nicht leicht, aber ich habe nichts davon, wenn ich Kritik verbiete, dann hält der andere vielleicht den Mund, aber ich weiß nicht, was ich besser machen könnte. Deshalb sind kritische Leser wichtig und die Bücherblogs mit den engagierten Lesern, auch wenn sie nicht Literatur studiert haben und ich tue als Autorin gut daran zuzuhören und nicht gekränkt zu sein.
Das das schwer ist, sieht man an den Großen. So war ich, 2001 wird das gewesen sein, in der Alten Schmiede bei einer Lesung von Daniel Kehlmanns „Der fernste Ort“. Da waren ein paar Studenten, also Fachpublikum, die den Autor in der Diskussion mit kniffeligen Fragen angegegriffen haben, der hat einen roten Kopf bekommen und sich bemüht sehr freundlich „Ich freue mich, daß Sie sich so sehr für meine Literatur interessieren“ zu antworten, bis es dem Mann, der neben mir gesessen ist, zuviel geworden ist und er sich lautstark empörend, so was wie „Raunzt nicht kaufts und darüber brauchen wir nicht reden!“, forderte und Kurt Neumann die Diskussion abbrach, was mich sehr wunderte.
Im „Literarischen Leben der Dora Faust“, habe ich das in einer Szene verwendet und wenn ich mich nicht irre, ist es das Buch, das Anni Bürkl von mir kaufte. Das nur als Bonmot. Ich denke, es ist toll, daß es so viele Leserbesprechungen gibt, das Wort „Laienrezension“ erscheint mir nicht passend, weil ich denke, daß es ein Rückschritt ist, zu fordern, daß nur jemand mit einem Studium etwas zu einem Buch sagen darf, daß das sogar gefährlich wäre. Gut, daß es nicht so ist und daß, wie ich in der Zeitschrift „Datum“ gelesen habe, inzwischen zweihunderttausend Österreicher bloggen und durchaus etwas zu sagen haben.
Als Helmuth Schönauer „Das Haus“ besprochen hat, hat er sich „Leselustfrusts“ Besprechung angesehen und gelobt, daß es pro gelesenen Buch eine Besprechung geben kann und, daß es mit den professionellen Besprechern auch nicht so einfach ist, steht in den Kommentaren zu Anni Bürkls Artikel.
Da schreibt Frau Dr. Schramm, daß manche Rezensenten nur die Verlagsprospekte abschreiben und diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Also freuen wir uns über die engagierten Leser, die ihre Meinung sagen. Ob ich das jetzt Rezension oder Meinung nenne, ist egal, weil man ohnehin sieht, ob es auf einem privaten Blog oder in der FAZ erscheint und da wird es möglicherweise Unterschiede im Ausbildungs- und Erfahrungsgrad des Rezensenten geben.
Aber wenn eine fünfhundert Bücher gelesen und besprochen hat, versteht sie was davon und da ist die sogenannte Qualität des Lesestoffes gar nicht so wichtig. Natürlich lesen die durchschnittlichen Bücherblogger oft was anderes, als in den Buchpreislisten steht und es interessiert mich auch nicht alles, was sie lesen.
Aber wenn einer zweihundert qualifizierte Besprechungen seiner Mickey Mouse oder beispielsweise, weil ich das selber gern gelesen habe, Courths-Mahler Bücher liefert, wäre das interessant, auch wenn die sogenannten Profis stöhnen.
Also lassen wir die Leser lesen, was ihnen gefällt. Bei einem Satz von 20 % Analphabeten, die unsere Schulen angeblich produzieren, sollten wir uns über die freuen, die freiwillig und gern Bücher in Blogs besprechen, Challenges und Blogparaden darüber veranstalten und ich finde es beachtlich, wenn jemand ein zweites Buch einer Autorin liest, wenn ihr das erste nicht gefallen hat, kann das nicht masochistisch finden und wundere mich, daß Anni Bürkl auf diese Idee kommt.
Freuen wir uns über die Leser und wenn die einmal übertreiben und vielleicht unqualifizierte Urteile abgeben, kann man ja darüber reden.
So hat diese Diskussion sicher das Interesse für „Ausgetanzt“ geweckt. „Wer hat nun recht?“ „Ist es ein gutes oder schlechtes Buch?“ So werden die Bestsellerlisten ja gemacht, schade finde ich nur, daß sich eine Leserin von „Leselustfrust“ dadurch entschlossen hat, das Buch nicht mehr zu kaufen, denn vielleicht hätte es ihr gefallen.
Bevor ich mich in meine Romanwelt hineinbegebe, habe ich gestern, wenn auch nur irrtümlich, eine Einladung zu einem Sommerfest von Ditha Brickwell nach Berlin erhalten und Berlin ist ja eine sehr literarische Stadt, in der die meisten Wenderomane spielen, von denen ich gerade einen lese, mache Autoren ihre literarischen Agenturen haben und ich ein paarmal, lang lang ist her, Kerstin Hensel besucht habe und Werner Grüner hat auch angerufen und, da er mich eingeladen hat, die Eröffnungsrede bei der Ausstellung zu zwanzig Jahre Lesetheater im Bezirksamt Landstraße zu halten, meine Sommerfrische um einen Tag verkürzt.
2010-07-21
Ab in die Sommerfrische
Jetzt sitze ich wieder in der Harlander Küche, da ich mich mit meinem zerbrochenen Laptop nicht auf die Terrasse traue, ihn aber erst reparieren lassen will, wenn wir in die Slowakei fahren werden.
Durch Alfreds Polenreise hat die Sommerfrische später begonnen, durch das Kino unter Sternen ist es aber ein wunderschöner Wien Sommer geworden, mit Filmen über Wien und dem Literarischen darum herum in allen seinen Variationen.
Filme über Wien von 1896, wo die Fiaker über die Ringstraße und in den Prater fahren, bis 2010, wie zum Beispiel „Schottentor“, den es am Montag als Preview gab und der das sogenannte „Jonas-Reindl“, das ich gut kenne, da ich dort, wenn ich als Studentin zur Uni oder in die Oper wollte, vorüber mußte, in einer „lost in translation“ Form zeigt.
In den Filmen der Siebzigerjahre waren die VWs zu sehen, so daß die Nostalgie auf die Kindertage geweckt wurde, auch mein Vater hatte einen, nach seiner Beiwagenmaschine.
1934 wurden von der Kronenzeitung gesponsort, die Firmlinge in einen geschmückten Wagen gepackt und über den Karlsplatz, wo früher eine Straße war, zuerst in die Stephanskirche, dann in den Prater geführt, behelmte Polizisten bewachten, Franz Lehar spielte Klavier, die Sängerin verzog den Mund, zu hören war sie nicht und Wolfgang Kos, der Direktor des Wien Museums erklärte an dem Tag, wo es „Scorpio“ zu sehen gab, daß der Karlsplatz gar kein Platz ist und wie er früher ausgesehen hat.
Dreizehn Filme habe ich gesehen, einmal bin ich ziemlich naß geworden, die von A1 gesponserte Pelerine, hat aber gut geschützt und darunter hielt ich auf dem Schoß eine Riesenpackung Mannerschnitten, die ich bei dem davor stattgefundenen Rollenspiel-Adventure mit Albert Farkas von FM4, auch einem Sponsor, gewonnen habe. Es war zwar ziemlich peinlich, da hinauszurennen, mich von dem sehr jungen Mann mit „du“ anreden zu lassen und den Titel seines Internetromanes zu nennen, aber jetzt habe ich einen Mannerschnittenvorrat bis Weihnachten, obwohl ich Mannerschnitten gar nicht so mag, da es die in meiner Kindheit in großen Mengen gab und ich auch, wenn ich in die Volksschule ging, den Schokoduft von der naheliegenden Fabrik roch.
Am Sonntag gestaltete der Augustin das Vorprogramm, es gab gratis Bionade und gratis Waffeln und im Hauptprogramm einen Film über acht Männer, die beim „Homeless World Cup“ in Melbourne vertreten waren, sehr interessant, denn ich habe nicht gewußt, daß es so etwas gibt.
Bis Sonntag gibt es noch Programmm, heute den „Dritten Mann“ am Freitag liest Franz Schuh vor drei Experimentalfilmen von Kurt Kren, Lisl Ponger und Ferry Radax.
Wer in Wien ist, dem kann ich das Hingehen nur empfehlen, man lernt sehr viel dabei und es ist eine schöne Atmosphäre.
Aber ich habe mich mit meinem Laptop und zwei Mappen Schreibliteratur aufs Land begeben und da habe ich auch mein Programm. Heute und in den nächsten Tagen, die bisher vorhandenen vierundfünfzig Seiten korrigieren und mich dann wieder in die Welt meiner Romanfiguren hineinbegeben, sie wachsen und kommen lassen, wie sie wollen, so daß ein weiterer Eva Jancak Roman entstehen kann, womit nur noch zu klären ist, wie professionell ich bin, denn da gab es gestern, mit Anni Bürkls neuen Roman „Ausgetanzt“ Troubles.
„Leselustfrust“ hat ihn schon besprochen, ich habe einen Kommentar geschrieben, Anni Bürkl scheint sich angegriffen gefühlt zu haben und hat die „Rund um-Keule“ von nicht professionell und daher offenbar nichts sagen dürfen, geschwungen.
Da Anni Bürkl meinen Kommentar, in dem ich etwa das Gleiche, wie „Leselustfrust“ in ihrem, geschrieben habe, nicht zu veröffentlichen scheint, merke ich hier an, daß ich mich professionell als Psychologin, im Schreiben und im Äußern meiner persönlichen Meinung halte, meine Besprechungen zwar Rezensionen nenne, obwohl sie im strengen Sinn des Wortes keine sind und ich mich eigentlich immer bemühe, keine negativen Kritiken zu geben, vielleicht ist das das Nichtprofessionelle daran, weil ich niemanden kränken will und nach zwei Jahren auch herausgefunden habe, daß ich dabei trotzdem ehrlich sein kann.
Mißverstanden kann immer etwas werden und mit Anni Bürkl hatte ich ja und jetzt schreibe ich das einmal ausführlicher, im Jahr 2007 Schwierigkeiten, als ich ihren Roman „Arbeits/los“ nur tauschen wollte, obwohl sie vorher ein Buch von mir gekauft hat. Ich habe es ihr und auf meinen Blog sehr genau begründet, warum ich keine Bücher kaufen will, die mehr als einen Euro kosten und ich denke auch, das ist legitim, daß eine versucht mit möglichst wenig Geld zu leben, weil sie nur so leben kann, wie sie es sich vorstellt und gedacht, daß das Problem mit der von der GAV finanzierten Lesung, zu der ich sie 2008 nach Vorarlberg eingeladen habe, bereinigt ist.
Ich hab mich dann im Herbst auf ein Gewinnspiel in ihren Blog, den ich für sehr professionell halte, obwohl sie, soweit ich weiß, keine Schreibtrainerausbildung gemacht hat, gemeldet und wir hatten eine Zeitlang einen guten Kontakt, sie hat einige Mal auf meinen Blog interessante Kommentare gemacht, mich in ihre Artikel einbezogen, wollte eine gegenseitige Verlinkung, hat mich gebeten, auf ihre Krimi-Werkstatt hinzuweisen…
Schade, daß sie jetzt bös auf mich ist, es tut mir leid, kann es aber nicht verändern. Falsch verstanden wegen Tauschen habe ich aber nichts, denn es gibt ja keine Vorschrift, daß man ein Buch unbedingt kaufen muß und seine Meinung über Bücher darf man äußern. Da man nicht alles lesen kann, was es so gibt, plaudere ich auch gern über Ungelesenes. Da gibt es sogar ein Buch, das einem dazu ermuntert.
Aber jetzt bin ich aufs Land gekommen, werde in den nächsten sechs Wochen schreiben, Rad fahren, in der Badewanne lesen und darüber berichten, das Wetter ist zum Glück sehr schön….
2010-07-19
Und ich schüttelte einen Liebling
„Und ich schüttelte einen Liebling“, ist, glaube ich, das erste Friederike Mayröcker Buch, das ich gelesen habe, obwohl ich die Dichterin schon lange kenne und bei einigen ihrer Lesungen war, war mein Weg zu ihrer Literatur eher lang und weit. Denn am Anfang meines Schreibens habe ich ja nicht viel von der experimentellen Literatur gehalten. Ich kann mich erinnern, daß ich so Mitte der Siebzigerjahre, als ich nicht recht gewußt habe, wie ich schreiben soll, in eine Buchhandlung gegangen bin, da ein Buch von Gert Jonke gefunden und durchblättert habe und mir irgendwie dachte, so will ichs eigentlich nicht. Dann habe ich mit den Bindestrichen angefangen, die ja nicht begeistert aufgenommen wurden. Das nur als Detail am Rande.
Denn natürlich habe ich Mayröcker Bücher in meinem Besitz. „Die Abschiede“, „Ein Lesebuch“, „In langsamen Blitzen“ steht in meinen Katalog, aber ich scheine ziemlich lang gedacht zu haben, daß ich Mayröcker nicht lesen kann.
Aber wenn man in Wien lebt, seit dreißig Jahren in die Alte Schmiede geht und seit 1987 GAV-Mitglied ist, kommt man, um diesen Namen nicht herum und soll es auch nicht. Denn das ist ja die große alte Dichterin, zuerst als Paar mit Ernst Jandl wahrgenommen, obwohl ich bei den GAV-GVs von Marie Therese Kerschbaumer und Gerhard Kofler hörte, daß es die Fritzi auch nicht leicht mit ihrem Ernstl hat und der sie, wie alle Stars beim Schreiben in den Schatten stellt, so daß es gut ist, daß sie nicht mit ihm zusammenwohnt, wenn ich mich da recht erinnere.
2000 ist Ernst Jandl gestorben und das Buch ist ein Requiem darauf, obwohl mir einige Elemente daraus durch die Lesungen aus „dieses Jäckchen(nämlich) des Vogel Greif“ bekannt erschienen. Das Bild der alten Ärztin z.B. und dann die Passage der Russlandreise mit Wendelin Schmidt-Dengler, der dort mit Wörterbüchern spazierengeht und Straßennamen entziffert, was ich bei der Schmidt-Dengler Vorlesung in der Gesellschaft für Literatur hörte.
Und es hat mein Mayröcker Bild auch verändert und mich ein bißchen verwirrt, denn diese, wie in der Beschreibung steht „Erinnerungen und Träume, Gespräche und Zitate, Eindrücke und Beobachtungen auf Notizblättern gesamelt, sind eigentlich ein einziger Endlosmonolog aus dem Alltag, die ich mir zumindest sehr ehrlich und realistisch interpretiert habe und da habe ich auch an das Portrait gedacht, das beim Bachmannpreis gezeigt wurde, wo sich die Mayröcker sehr gegen das Erzählen stellt und meint, sie würde sowas nicht lesen.
Hier finde ich erzählt sie sehr viel, auch vermeintlich Banales, in einer wunderschönen Sprache und es ist vielleicht das, was ich mir bei Andrea Winkler wünschen würde und so habe ich mir gedacht, es geht also schon die Poesie mit dem Realismus zu verbinden, natürlich geht es, auch wenn Friederike Mayröcker einen Sonderstatus hat, sich wiederholen und dasselbe schreiben darf, das Wort klein Abkürzen und sz verwenden.
Es geht so interpretiert es sich die Psychologin, um den Alltag einer alten Frau, der das Schreiben sehr sehr wichtig ist, die immer noch, um die Form und den Ausdruck ringt, Angst vor dem Sterben hat, auch das hat sie, glaube ich, schon in dem Portrait geäußert, sich, was ich auch schon wußte, aber eigentlich erstaulich finde, auch bei den jüngeren Literaten auszukennen scheint, so wird Peter Pessl zweimal erwähnt und Bettina Galvagni. Bodo Hell natürlich und sehr oft Gertrude Stein, da taucht das Bild der kleinen Gerti mit der Ziege mehrmals auf und sie schreibt sehr oft vom Tod der Mutter und ihren Schuldgefühlen, die sie sich macht, dabei nicht geschickt gewesen zu sein. Was ich nicht immer verstanden habe, war, wenn sie E. J. zitierte, ob sie jetzt von dem Toten oder noch Lebenden spricht, aber die Literaturwissenschaft interpretiert das Buch ohnehin als Traumdeutung und die Übergänge von Traum und Wirklichkeit scheinen sehr fließend zu sein. Und dann immer wieder schöne Wendungen, zum Beispiel, die von „der geriatrischen Sicht der Dinge“, hat mir gut gefallen und auch, daß Ernst Jandl und Friederike Mayröcker gerne Coca Cola tranken, soviel Alltag hätte ich den beiden Großen gar nicht zugetraut.
Eine sehr interessante Lektüre also, die mir den Zugang zu der großen alte Dame wieder etwas mehr geöffnet hat, obwohl ich den ja inzwischen auch gefunden habe. So gehe ich ja ziemlich regelmäßig zu den Lesungen in die Alte Schmiede, war beim „Scardanelli“ und beim „Vogel Greif“ und wahrscheinlich auch bei der Präsentation von diesem Buch. Aus „Brütt oder die hängenden Gärten“, habe ich sie 1998 in Mürzzuschlag beim Fest für Friederike Mayröcker lesen gehört und wenn man auf Wikipedia geht, kann man über das lange Werkverzeichnis nur staunen und in der Alten Schmiede über die Mayröcker Fangemeinde. Angelika Kaumann, Bodo Hell gehören dazu und mit einer älteren Dame, die sie zu Lesungen begleitet und ihre Texte abtippt und archiviert, bin ich im Literaturhaus und in der Alten Schmiede auch ins Gespräch gekommen.
Ein sehr interessantes Buch, das ich jeden nur empfehlen kann, der so, wie ich glaubte, daß Friederike Mayröcker zu schwer, zu experimentell, zu unverständlich zu lesen ist, die Psychologin in mir hat viel gelernt dabei und die besessen Schreibende auch, denn da war ich einmal bei einer Lesung aus den „Magischen Blättern“ in der Alten Schmiede und habe mir einen Satz aufgeschrieben, der ungefähr so lautete „Da hat man sich sein ganzes Leben für Literatur eingesetzt und es ist noch immer nichts dabei herausgekommen“, was ja auch für mich zutreffen könnte.
Bei einem der Feste in Mürzzuschlag, als ich mit dem Sammeltaxi von Neuberg nach Mürzzuschlag gefahren bin, in dem Jahr, in dem Elfriede Jelinek den Büchner Preis bekommen hat, habe ich von der Mayröcker Fangemeinde, die mit mir im Taxi saß, gehört, daß der ja der Fritzi zugestanden wäre und 2004 war sie, glaube ich, ja für den Nobelpreis nominiert und da auf die Reporterfragen, auch sehr ehrlich geantwortet und die Jüngere, hat es sich sehr leicht gemacht, als sie erstaut „Also ich hätte gratuliert!“, den Reportern antwortete.
2010-07-18
Neuigkeiten
Die Überraschenste habe ich bei facebook Residenzverlag gefunden, nämlich, daß das Literaturfestival „Rund um die Burg“ das am 17. und 18. September, das neunzehnte Mal stattfinden sollte, vor dem Aus steht, weil noch keine Sponsoren gefunden werden konnten. Gerhard Ruiss hat am 15. einen diesbezüglichen offenen Brief geschrieben. Daß an Kulturveranstaltungen gespart wird, war diese Woche öfter zu hören. So hat Mathias Ruegg nach dreiunddreißig Jahren das Ende des Vienna Art Orchesters bekanntgegeben und von den Gmundner Festwochen habe ich auch etwas von Sparen gehört. Mir kann es ja egal sein, konnte ich bei „Rund um die Burg“ ohnehin nie lesen, obwohl ich das gerne wollte und auch ein paar Mal den Versuch gemacht habe und ich war auch fast jedes Mal dort, fünf, sechs, sieben Mal vielleicht, non stop und das jeweils als ziemlich Einzige, die letzten zwei Jahre habe ich im Literaturgeflüster auch darüber berichtet.
Schade also und nicht leicht zu verstehen, erlebe ich ja in diesen Sommer, wie intensiv das Sponsoring funktioniert, so komme ich gerade vom Karlsplatz und dort wurden, als es regnete, A1 Pelerinen verteilt, die auch sehr gut funktionierten. Lollis, Zeitungen und diese A1 Leuchtmonde und Sterne liegen auf und bei den O Tönen im Museumsquartier detto. Zwar wird auch am Literatur- und Amerlinghaus eingespart, wie ich hautnah erleben konnte, aber das „Rund um die Burg“- Festival ist ja eine Mainstreamveranstaltung, die immer sehr gelobt wurde. Mal sehen, ob der Aufruf hilft. Am 11. 9. findet jedenfalls die Poet Night des ersten Wiener Lesetheaters im Kulturzentrum Siebenstern statt, da kann ich lesen und das wird auch subventioniert, allerdings sehr minimal.
Die nächste Neuigkeit habe ich von Emily Waltons Blog und nicht von dem von Cornelia Travnicek. Die Shortlist des heurigen FM4 Wortlaut Literaturwettbewerb zum Thema „Ausgehen“ wurde bekanntgegeben. Von den zwanzig Namen kenne ich die von Valerie Fritsch, Emily Walton und Sara Wipauer.
Valerie Fritsch habe ich bei einer von Angelika Reitzer moderierten Textvorstellung in der Alten Schmiede gehört, Sara Wipauer hat einen Text in der „Fucking Jamal“-Anthologie, Emily Walton kenne ich durch ihren Blog.
Ansonsten habe ich die Leseprobe von Angela Leinens „Wie man den Bachmanpreis gewinnt“ gelesen, die ja genau die Kriterien beschreibt, wie man einen Text so konstruiert, daß er wettbewerbtauglich wird, was Kathrin Passig und Aleks Scholz bewiesen haben, daß das funktioniert.
Da bin ich schon bei meinem Schreiben. Vor einer Woche habe ich ja recht euphorisch von meinen Schreiberfolgen berichtet, dann kamen zwei Praxistage, am Mittwoch war ich beim Okopenko Begräbnis, Donnerstag, Freitag, Samstag habe ich weiter geschrieben und das Recherchieren gelassen, jetzt stehe ich bei vierundfünfzig Seiten, zwölf Szenen und vier Romankapiteln, bin nicht mehr so euphorisch, sondern habe wiedermal gedacht, ich kann es nicht und hatte das Gefühl, daß ich mich selbst ins Aus schreibe. Ein vages Konzept, beziehungsweise verschiedene Handlungsstränge habe ich aber, zwei Szenen weiß ich noch im Voraus. Dann werde ich das Ganze korrigieren und mich mit der Handlung weiterhanteln. Ich habe auch wieder Schreibratgeberbücher gelesen und herausgefunden, was ich so alles falsch machen könnte. So schreibe ich ja viel, sagte er, sagte sie und arbeite auch mit Adjektiven, was sehr angeprangert wird und finde die „tiefe Stille“ zum Beispiel gar nicht kitschig und das auf den Marktwert hinschreiben, liegt mir auch nicht sehr.
So bin ich derzeit unzufrieden, weil der Handlungsfaden wieder in Gefahr ist zu verblassen und ich vielleicht vor lauter Bäumen den Wald nicht sehe. In solchen Situationen denke ich immer, Material sammeln und dann gestalten und umschreiben, obwohl mir das nie gelingt.
Mal sehen, ob ich diesmal weiterkomme, habe ich ja vor am Ball zu bleiben und nicht nach sechzig siebzig Seiten vorschnell fertig zu sein. Spannend ist es sicher und das Material, das ich habe, gibt auch einiges her, selbst wenn ich bei der Riesenmaschine. de damit nicht punkten kann.