Am Mittwoch gabs in der Literaturzentrale den 2. Jour fixe zur Buch Wien 2010. Die Info mit einer Einladung an Autorinnen, Aussteller und Journalisten war auf der Seite des Hauptverbands und ich hab mir gedacht, schau ich einmal hin, denn Buch Wien News sind sicher interessant und ich war noch nie in dieser Literaturzentrale.
Es hat sich, obwohl ich um sechs mit dem Schreiben der Juni Honorarnoten noch nicht fertig war, gelohnt, denn die Grünangergasse Nummer vier, im ersten Bezirk, ist ein sehr schönes altes Haus. Ein wirklich imposantes Palais, man geht an Steinfiguren in den ersten Stock hinauf und am vorbereiteten Buffet vorbei in eine Bibliothek mit Holzverkleidung und uralten Büchern. Ich hab zwar niemanden persönlich bekannt, der Herr Schantin hat mir aber die Hand gegeben und Gabriele Madeja einen ersten Ausblick auf das Leseprogramm.
Das wird es in sich haben, denn für eine Buchmesse braucht man große Namen, also kommt Ken Follet nach Wien und Gabriele Madeja hat schon zwei Bücher von ihm gelesen und sie als sehr interessant empfunden, dafür kommt Henning Mankell leider schon im September, geht sich für einen Auftritt also nicht mehr aus und als ein paar Kleinverleger nach eigenen Lesungen fragten, erhielten sie die Antwort, daß man die großen Namen schon verstehen muß, denn für den Bachmannpreisträger bzw. Herrn Ballhausen interessiert sich das Publikum nicht.
Es wird aber schon dafür geworben und zwar soll es eine Pink Book Aktion geben, da setzen sich Leute mit einem rosa Buch auf einen Fußballplatz und sollen damit Aufmerksamkeit erregen und auf der Buch Wien lesen sie ihren Lieblingssatz daraus, außerdem soll es wie in Leipzig ein Literaturcafe geben, wo die noch nicht so bekannten Autoren lesen können.
Anschließend gab es Wein, Wasser und Brötchen und ich habe gewußt, daß ich, obwohl die Rechnungen warteten, am Parsifal nicht vorbeikommen werde, war das ja einmal meine Lieblingsoper und da habe ich noch nicht gewußt, daß das des scheidenden Direktors Ioan Holenders Abschiedsvorstellung ist. Ich kam zum zweiten Akt zurecht, saß zuerst eine Weile auf dem Boden, bis ich einen Platz fand. Das Thomas Hampson singt, habe ich dem Programm entnommen. Der Parsifal war ein großer starker Mann und in der Pause kam eine aufgeregte ältere Frau, die mir erzählte, daß sie sich schon auf den Domingo freue und herkam, obwohl sie gehbehindert ist.
Ich war ein wenig verwirrt und fragte, ob der dirigiere, worauf sie mich empört musterte und erklärte, sie wäre nur wegen dem Domingo da und ich dachte „Uje, jetzt bin ich in das Fettnäpfchen..“, habe aber ganz ehrlich nicht gewußt, daß der Domingo den Parsifal singt. Nach der Pause kam der Direktor auf die Bühne und erklärte, daß seine Direktion 1991 mit dem Parsifal mit Waltraud Meier und Placido Domingo begonnen hat und, daß es damit auch enden soll. Deshalb wird der Sänger im dritten Akt auftreten und den Speer hereinbringen, Herr Stephen Gould sei damit einverstanden und ich war wieder beruhigt, nur etwas verwirrt, daß am Schluß alle klatschten, denn als ich als Studentin wöchentlich in die Oper ging und mir in der Karwoche meistens Parsifal ansah, stand im Programm, daß Richard Wagner wünschte, daß das Bühnenweihspiel nicht durch Applaus entwürdigt wird und wenn es doch jemand versuchte, gab es ein empörtes Zischen.
Das fehlte diesmal nicht nur, es trat auch noch das gesamte Orchester mit dem Dirigenten und künftigen Direktor Franz Welser Möst auf und Placido Domingo holte noch die Frau Minister und den scheidenden Direktor, der eine Abschiedsrede hielt und den goldenen Schlüßel übergab.
Ich bin also in ein sehr festliches Ereignis hineingekommen, die Besetzung kam mit dem Direktor noch auf den Balkon, das Fanpublikum jubelte auf und ich ging nach Hause, um meine Abrechnung fertig zu schreiben und bezüglich Literatur habe ich noch zu flüstern, daß Andrea Winkler heuer den Priessnitz Preis bekommen wird.
2010-07-01
Vorausschau und Abschied
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