Jetzt kommt das Kontrastprogramm zu Oswald Egger, nämlich Sebastian Fitzeks „Amokspiel“, der zweite Thriller des 1971 in Berlin geborenen Erfolgschriftstellers, dessen Romane offenbar die Spannung haben, die man sonst nur den US-Autoren nachsagt und der seine Bücher auch noch übers Internet und Gewinnspielen mit großem Charme bewirbt. Das Buch ist über den Bücherschrank zu mir gekommen und ist der erste Fitzek Thriller, den ich gelesen habe, dennoch ist es mir bekannt erschienen, habe ich die Stelle von dem Mann, der ein Telefongespräch von einer Frau bekommt, die schon eine halbe Stunde tot sein soll, im Literaturcafe auf der letzten Buchwoche 2007, die ich mir sehr intensiv gegeben habe, gehört und damals hatte ich von Sebastian Fitzek keine Ahnung und den Namen, obwohl mich der Vortragsstil sehr beeindruckt hat, auch vergessen und bin im vorigen Jahr durch den Blog von Lillyberry auf ihn gestoßen, denn damals ist „Splitter“ erschienen und jetzt „Der Augensammler“.
Sebastian Fitzek verwendet immer spannende Themen und so habe ich mir gedacht, ich sollte das Buch lesen und wurde auch nicht enttäuscht. Spielt es doch in einem mir bekannten Milieu oder auch nicht. Denn die Psychologenszene, mit der ich zu tun habe, schaut ganz anders aus und auch das Berlin, das er beschreibt, wirkt eher, wie ein amerikanischer Tatort. Auch sonst ist höchste Spannung und Suspense angesagt. Maximale Figuren- und Handlungskapazität nennt das, glaube ich, James N. Frey.
Also die Hauptfiguren sind zwei Psychologen, erfolgreich, genial, intelligent, der eine in seiner Praxis, die andere, als Polizeiverhandlungsführerin in Geiselfragen und trotzdem sind beide am Ende.
Ist dem einen doch im Prolog, das mit seiner Geliebten passiert und dann hat ihm jemand noch Kokain im Kofferraum versteckt und eine seiner Klientinnen soll er auch geb…, nein belästigt haben, so daß er ein Jahr später auf die Idee kommt, einen Rundfunksender, bei dem der Star Markus Timber Platten auflegt und irgendwo anruft, um dem Glücklichen, der sich mit dem Satz „Ich höre 101 Punkt 5 und jetzt her mit dem Zaster“ meldet, fünfzigtausend Euro verspricht, zu besetzen, Geiseln nimmt und im Rundfunk Amok mit der Drohung, beim falschen Satz jeweils eine Geisel zu erschießen, spielt, um seine Braut, die von ihm schwanger war, zurückzubekommen, an deren Tod er nicht glaubt.
Die Polizeipsychologin Ira Samin ist nach dem Selbstmord ihrer Tochter Sara auch am Ende, wurde Alkoholikerin, beschließt sich ebenfalls umzubringen und will sich nur noch ein Cola light Zirone besorgen, damit das besser geht.
Sie kommt indessen nicht dazu, wird sie doch von der Polizei gefesselt, entführt und zur Verhandlung mit Jan May gezwungen. Außerdem ist ihre zweite Tochter Kitty, die seit Saras Selbstmord nicht mehr mit ihr spricht, die Praktikantin, die die Clubmitglieder in das Studio führte und sich dann unter der Spüle versteckte.
Zwei hohe Polizisten, von denen einer einmal Ira Samins Geliebter war und ein anderer, der vielleicht mit falschen Karten spielt, sind an der Entführung beteiligt. Ira verhandelt, eine Geisel wird erschossen, ein Staatsanwalt haut ab und der etwas verrückt erscheinende Rundfunkdirektor, der gerne mit dem Feuer spielt, findet heraus, daß Leoni Gregor, die Tochter eines ukrainischen Mafia Bosses war und für ein Zeugenschutzprogramm entführt wurde.
Die Handlung wird aber noch spannendender und mehr emotional aufgeladen. So war die Geiselnahme nur figiert, Ira wird von der Polizei verhaftet und vom Mafiaboss eingesperrt, ihr Ex-Geliebter rettet sie und sie bekommt durch kluges Kombinieren heraus, daß sich Leoni Gregor, die inzwischen Jans Kind geboren hat, auf dem Flug nach Zürich bzw. Berlin befindet. Ira Samin läßt sich gegen ihre Tochter Kitty austauschen und Jan bekommt seine Leoni zu sehen und als wir soweit sind, stellt sich heraus, daß alles anders, als man dachte, der Gute der Böse war und so rast Ira mit ihrem Ex-Geliebten dem Tod entgegen, während Kitty in der Chariete von einem falschen Psychologen zu einem Abschiedsbrief gezwungen wird und Ira, die nichts als sich umbringen will, rettet nun auch Kittys Leben, in dem sie an ihre eigenen Pulsadern in dem Glauben, daß das Götz nicht aushält, geht. Schließlich wird dann das, was noch vorhanden ist, gut und aufgeklärt.
Das Motiv war, wie immer Schulden, Jan bekommt maximal drei Jahre und kommt danach mit einer elektronischen Fußfessel in den Hausarrest zu Frau und Kind, weil er niemanden erschossen hat und er war auch noch Saras Psychologe, die ihm einen Abschiedsbrief hinterließ, in dem sie von ihrem Hirntumor schreibt und die Mutter endgültig von jeder Schuld befreit. Der neue Liebhaber hat sich in der Person des leicht verrückten Rundfunkdirektors auch schon angekündigt, nur, ob er Ira von ihrer Trinksucht befreien kann, wissen wir noch nicht.
2010-07-02
Amokspiel
2010-07-01
Vorausschau und Abschied
Am Mittwoch gabs in der Literaturzentrale den 2. Jour fixe zur Buch Wien 2010. Die Info mit einer Einladung an Autorinnen, Aussteller und Journalisten war auf der Seite des Hauptverbands und ich hab mir gedacht, schau ich einmal hin, denn Buch Wien News sind sicher interessant und ich war noch nie in dieser Literaturzentrale.
Es hat sich, obwohl ich um sechs mit dem Schreiben der Juni Honorarnoten noch nicht fertig war, gelohnt, denn die Grünangergasse Nummer vier, im ersten Bezirk, ist ein sehr schönes altes Haus. Ein wirklich imposantes Palais, man geht an Steinfiguren in den ersten Stock hinauf und am vorbereiteten Buffet vorbei in eine Bibliothek mit Holzverkleidung und uralten Büchern. Ich hab zwar niemanden persönlich bekannt, der Herr Schantin hat mir aber die Hand gegeben und Gabriele Madeja einen ersten Ausblick auf das Leseprogramm.
Das wird es in sich haben, denn für eine Buchmesse braucht man große Namen, also kommt Ken Follet nach Wien und Gabriele Madeja hat schon zwei Bücher von ihm gelesen und sie als sehr interessant empfunden, dafür kommt Henning Mankell leider schon im September, geht sich für einen Auftritt also nicht mehr aus und als ein paar Kleinverleger nach eigenen Lesungen fragten, erhielten sie die Antwort, daß man die großen Namen schon verstehen muß, denn für den Bachmannpreisträger bzw. Herrn Ballhausen interessiert sich das Publikum nicht.
Es wird aber schon dafür geworben und zwar soll es eine Pink Book Aktion geben, da setzen sich Leute mit einem rosa Buch auf einen Fußballplatz und sollen damit Aufmerksamkeit erregen und auf der Buch Wien lesen sie ihren Lieblingssatz daraus, außerdem soll es wie in Leipzig ein Literaturcafe geben, wo die noch nicht so bekannten Autoren lesen können.
Anschließend gab es Wein, Wasser und Brötchen und ich habe gewußt, daß ich, obwohl die Rechnungen warteten, am Parsifal nicht vorbeikommen werde, war das ja einmal meine Lieblingsoper und da habe ich noch nicht gewußt, daß das des scheidenden Direktors Ioan Holenders Abschiedsvorstellung ist. Ich kam zum zweiten Akt zurecht, saß zuerst eine Weile auf dem Boden, bis ich einen Platz fand. Das Thomas Hampson singt, habe ich dem Programm entnommen. Der Parsifal war ein großer starker Mann und in der Pause kam eine aufgeregte ältere Frau, die mir erzählte, daß sie sich schon auf den Domingo freue und herkam, obwohl sie gehbehindert ist.
Ich war ein wenig verwirrt und fragte, ob der dirigiere, worauf sie mich empört musterte und erklärte, sie wäre nur wegen dem Domingo da und ich dachte „Uje, jetzt bin ich in das Fettnäpfchen..“, habe aber ganz ehrlich nicht gewußt, daß der Domingo den Parsifal singt. Nach der Pause kam der Direktor auf die Bühne und erklärte, daß seine Direktion 1991 mit dem Parsifal mit Waltraud Meier und Placido Domingo begonnen hat und, daß es damit auch enden soll. Deshalb wird der Sänger im dritten Akt auftreten und den Speer hereinbringen, Herr Stephen Gould sei damit einverstanden und ich war wieder beruhigt, nur etwas verwirrt, daß am Schluß alle klatschten, denn als ich als Studentin wöchentlich in die Oper ging und mir in der Karwoche meistens Parsifal ansah, stand im Programm, daß Richard Wagner wünschte, daß das Bühnenweihspiel nicht durch Applaus entwürdigt wird und wenn es doch jemand versuchte, gab es ein empörtes Zischen.
Das fehlte diesmal nicht nur, es trat auch noch das gesamte Orchester mit dem Dirigenten und künftigen Direktor Franz Welser Möst auf und Placido Domingo holte noch die Frau Minister und den scheidenden Direktor, der eine Abschiedsrede hielt und den goldenen Schlüßel übergab.
Ich bin also in ein sehr festliches Ereignis hineingekommen, die Besetzung kam mit dem Direktor noch auf den Balkon, das Fanpublikum jubelte auf und ich ging nach Hause, um meine Abrechnung fertig zu schreiben und bezüglich Literatur habe ich noch zu flüstern, daß Andrea Winkler heuer den Priessnitz Preis bekommen wird.