Als ich am Mittwoch zur Saisoneröffnung der alten Schmiede ins Odeontheater ging, die größeren Veranstaltungen finden ja öfter auswärts statt, zum Beispiel wurde einmal mit einer Reihe von Dramoletten des Sonderzahlverlags im Theater am Petersplatz eröffnet und das neue Literarische Quatier in der Schönlaterngasse ist auch noch nicht fertig, traf ich meine ehemalige Schulkollegin Trude Kloiber, auf der Wieder Hauptstraße, die ja manchmal mit zu den literarischen Veranstaltungen geht. So einmal zu einer Glattauer-Lesung in die Landstraße und im Jänner zu Menasse in die Alte Schmiede. Diesmal war sie zu erschöpft. Die Saisoneröffnung mit Karl-Markus Gauss wäre aber interessant gewesen und sehr hochkarätig besetzt.
Schon einmal vom Publikum, strömten doch Robert Huez, Silvia Bartl, Manfred Chobot, Dine Petrik, Eveline Polt-Heinzl, Heinz R. Ungar ect. herbei. Ich saß neben einer älteren Dame, die mir erzählte, daß sie, wie Karl-Markus Gauss bzw. seine Eltern aus der Vojvodina stammt und Karl Markus Gauss ist ja eine sehr dominante Persönlichkeit.
1954 geboren, lebt er als Essayist, Kritiker und Herausgeber der Zeitschrift „Literatur und Kritik“ in Salzburg und Kurt Neumann lobte in seiner Einleitung die Vielfältigkeit der Genres in seinen Werken.
Ich kenne ihn spätestens aus dem alten Freibord-Heft – „Ausgezeichnet“, wo er mit den anderen Staatsstipendiaten, Gerhard Ruiss sitzt am Titelbild nackt am Klo, vorgestellt wurde und habe ihm, bzw. seiner Zeitschrift auch immer Texte geschickt und einmal einen ausführlichen Brief von ihm zurückgekommen, wo er mir erklärte, daß meine Texte zu wenig literarisch erhöht sind, was ich erst später verstanden habe, was er damit meinte.
Er schreibt in seinen Reisereportagen aber auch sehr realistisch und an dem Tag, an dem Gerhard Kofler begraben wurde, war in der Hauptbücherei ein Fest vom Otto Müller Verlag, wo mir auch schon sein Selbstbewußtsein aufgefallen ist. Diesmal wurde in der Einleitung, das von Daniela Strigl und Herbert Ohrlinger herausgegebene Buch „Grenzgänge – Der Schriftsteller Karl-Markus Gauss“ vorgestellt, die Beiden hielten auch einen Einleitungsdialogm bevor es zu einer Lesung aus „Im Wald der Metropolen“ kam.
Zwölf Bücher hat Herbert Ohrlinger von Karl-Markus Gauss schon im Zsolnay Verlag herausgegeben. Ich habe drei davon, nämlich „Die Vernichtung Mitteleuropas“, das ziemlich bekannt geworden ist, dann die ebenso bekannten „Hundeesser von Svinia“ und das Journal „Von nah, von fern“ und Karl-Markus Gauss erzählte in der Einleitung, daß er in den Journalen in deene er zehn Jahren sein persönliches Leben beschrieb, die Veränderung Europas widergeben wollte und Daniela Striegl fragte, wie weit er sich in seinen Essays, Reportagen ect. von dem Genre Roman abgrenzen will oder ob man einen solchen geschrieben haben muß, um Schriftsteller zu sein? Beziehungsweise wird Karl Markus Gauss oft nur als Kritiker wahrgenommen oder macht die Buchhändler ratlos, die nicht wissen, ob sie seine Bücher unter der Belletristik oder unter den Sachbüchern einreihen sollen. Karl-Markus Gauss macht es der Literaturkritik also nicht leicht, ist aber sicher als Beschreiber osteuropaischen Minderheiten bekanntgeworden, aber auch als Entdecker vergessener Schriftsteller und da ging es, soweit ich mich erinnern kann, in dem alten Freibord Heft, auch um einen solchen. Ein sehr bekannter Grenzgänger der Literatur also, der wie er sagte, so arrogant ist, um sich über die zweihundertfünfzig Seiten über ihn, wo unter anderen Robert Menasse, Drago Jancar, Andrea Grill ihre Eindrücke über Karl-Markus Gauss wiedergaben, zu freuen.
Drago Jancar las am Mittwoch auch in der Hauptbücherei aus seinem Folio Buch „Der Baum ohne Namen“. Titel und Themen also sehr ähnlich und Karl-Markus Gauss bedauerte in der Einleitung noch, daß ihm die Kritiker als Balkan Experten festlegen würden, obwohl nur vier seiner fünfzehn Texte in dem neuen Buch im Balkan spielen. Dann las er drei Geschichten vor, eine die am Hauptplatz von Siena spielt, die zweite, wo es um das Geschichtenerzählen in zwei verschiedenen Sprachen und den Beweis, daß man sich verstehen kann, auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht, geht und dann noch die über den Prager Wenzel Alois Swoboda, einen sogenanten Neulateiner, der dadurch berühmt wurde, daß er die tschechische Literatur ins Lateinische übersetzte und da ist interessant, daß ich mich in der Pause mit der Dame aus der Vojvodina darüber unterhalten habe, wie wichtig Latein ist, um andere Sprachen und Kulturen zu verstehen.
2010-09-30
36. Saisoneröffnung in der alten Schmiede
2010-09-29
Die Kinder von Eden
In Ken Folletts 1998 erschienenen Roman „Die Kinder von Eden“, geht es um eine scheinbare Idylle.
Hat sich doch eine kleine Gruppe von Aussteigern ins Silver River Valley von Kalifornien zurückgezogen, um dort Wein anzupflanzen, freie Liebe zu praktizieren, den Konsum und die Technik zu verweigern und mit den von ihrem Führer Priest erfundenen fünf Mantras glücklich zu sein.
Der Grund ist von der Regierung immer für ein Jahr gepachtet und wird, da in der Gegend ein Staudamm errichtet werden soll, gekündigt. Was die Kinder von Eden, beziehungsweise Priest auf den Plan bringt, denn der war, bevor er sich in diese Idylle zurückgezogen hat, ein berüchtigter Gangster, der schon einen Menschen umbrachte und im Alter von elf Jahren sein erstes Auto klaute.
Das beginnt er zu Beginn des Buches zu wiederholen, klaut er da doch einen seismischen Vibrator und bringt gleich, weil sich das nicht so einfach machen läßt, dessen Chauffeur um. Den seismischen Vibrator braucht er, weil die Gruppe beschloßen hat, den Gouverneur mit der Drohung ein Erdbeben auszulösen, zu erpressen. Daß das machbar ist, weiß Priest von Melanie, einer Seismologin, die ihren Mann und ehemaligen Professor mit ihrem Sohn Dusty verlassen hat, weil der in San Francisco an Allergien leidet, die er im Silver River Valley nicht bekommt.
Auf der anderen Seite steht die halbasiatische FPI Agentin Judy Maddox, die gerade die Fung Brüder hinter Schloß und Riegel brachte und Dezernatsleiterin für asiatische Bandenkriminalität werden will. Geht aber nicht, denn sie bekommt einen neuen Chef und der degradiert sie, in dem er ihr den scheinbar unwichtigen Fall der Kinder von Eden überträgt. Als sich der als spekulär erweist, nimmt er ihn wieder weg und Judy muß sich sehr durchsetzen, ihn doch übertragen zu bekommen, was ihr mit Hilfe von Michael Quercus, Melanies Ehemann gelingt.
Das Buch ist in Prolog, Epilog und drei Teilen, von denen der erste vier Wochen, der zweite sieben Tage, der dritte achtundvierzig Stunden dauert, gegliedert.
Der erste wird sehr lang und breit erzählt, man erfährt Priests und Stars Vorgeschichte unter deren Namen das Gut gepachtet ist und die mit Priest drei Kinder hat, obwohl der inzwischen Melanie vögelt und die von Judy Maddox, ihrem Vater und den Mobbingstrategien im FPI.
Priest ist Analphabet, aber sehr gerissen, so plant er alles ganz genau und ist in dem Weingut, von dem niemand weiß, daß es eine Sekte ist, eigentlich unauffindbar. Im zweiten Teil, nach dem ersten Erdbeben, als das FPI den Fall ernst zu nehmen beginnt, ändert sich das schlagartig. Priest und Judy kommen einander immer näher. Er geht auf Pressekonferenzen, entführt die rechte Hand des Gouverneurs, ruft ständig John Truths Nachrichtensender, aber auch direkt beim FPI an, so daß Judy ihm immer dichter an die Fersen kommt. Einmal kommt sie auch mit gezogener Waffe in Michaels Wohnung, in den sie sich verliebt hat, als der gerade mit Melanie im Bett liegt, die von ihm FPI Interna erfahren soll.
Trotzdem kommt es am Ende von Teil zwei zu einem weiteren Erdbeben. Menschen werden verletzt, Melanie wird als Mittäterin erkannt und Judy erfährt Priests richtigen Namen, er kann ihr aber trotzdem entkommen, so daß es nach zwei neuen abenteuerlichen Tagen, zwar zu keinem dritten Erdbeben kommt, das kann Judy gerade noch verhindern, in dem sie auf Priest schießt, der hat vorher schon Melanie erschoßen, weil sie sich um Dusties Sicherheit Sorgen machte.
Priest entkommt ihr trotzdem, läßt sich von einem heroinsüchtigen Chirurgen zusammenflicken um ins Silver Valley zurückzukehren, das von dem Stausee inzwischen schon durchflutet wird, um mit einer Flasche des selbsterzeugten Weins und einem dicken Marihuana-Joint in die ewigen Jagdgründe zurückzukehren.
Der elfte Bestseller des 1949 in Wales geborenen Ken Follet ist ohne Zweifel sehr spannend geschrieben, wenn er auch nicht ganz logisch ist. So erscheint mir die Kombination von dem analphabetischen Kriminellen, der zwanzig Jahre als Guro ohne Geld und Strom in einer Hütte lebt und plötzlich, weil ihm diese Idylle genommen werden soll, wie wild zu morden beginnt, nicht sehr realistisch und die Handlung ist eigentlich nach einem sehr einfachen Muster gestrickt, trotzdem ist sie excellent aufgebaut und ein Musterbeispiel der Spannungssteigerung.
Es steht in der Danksagung auch etwas von einem Research for Writers und, daß die Skizzen und Entwürfe von Freunden, Agenten und Lektoren gelesen und einer konstruktiven Kritik unterzogen wurden.
Und Gabriele Madeja, die Ken Follet als Stargast für die heurigen Buch Wien geholt hat, hat bei dem Jour fixe im Juni auch erzählt, daß sie zwei Bücher von ihm gelesen hat, die ihr sehr gefallen hätten und das habe ich inzwischen auch getan.
Außer „Die Kinder von Eden“ noch „Der Schlüssel zu Rebecca“, das ich vor zwei Jahren bei diesen Stattersdorfer Kirchenflohmarkt gefunden habe. Gabriele Madeja zeigte sich von dem Bestsellerautor begeistert, während ich in einer „VonTag zu Tag“- Sendung vorige Woche, als dort Michael Rohrwassers Buch „Seitenweise“ vorgestellt wurde, hören konnte, daß manche Leute sich den Buchumschlag der „Letzten Tage der Menschheit“ über einen Follet Thriller stülpen, um ihn ungestraft im Zug zu lesen.
Dazu ist jetzt wieder Gelegenheit, ist der neue Follet „Sturz der Titanen“ gestern ja erschienen. Ich habe die Bücher natürlich offen gelesen und bespreche den Bücherschrankfund auch so.
2010-09-28
Literaturhausstart mit Hanno Millesi
Die Herbstsaison im Literaturhaus habe ich mit der Präsentation von Hanno Millesis neuen Luftschachtbuch „Das innere und das äußere Sonnensystem“ begonnen. Das Literaturhaus hat sich seit Sommer optisch sehr verändert und ein neues Design bekommen. So sieht das Programm jetzt ganz anders aus, ist grün-weiß und viel breiter geworden. Ein aufgeschlagenes Buch mit zwei Zacken scheint zum Design zu gehören. Das Programm wird nur mehr von Barbara Zwiefelhofer geplant. Die Eröffnungsausstellung wurde von elffriede gestaltet und eine Zusammenarbeit mit dem Institut für Sprachkunst soll es auch geben, sowie eine mit der Zeitschrift „Datum“ die dort aufliegt.
Ansonsten scheint das Programm, das ja schon seit 2004 oder 2005 umstrukturiert wird, nicht so viel anders. Weniger Veranstaltungen, hat mir die Silvia Bartl im Frühjahr gesagt, soll es geben, das wäre mir eigentlich nicht aufgefallen. Interessant ist, daß ich Hanno Millesi von dem von Ernst Kostal organisierten Wahnssinssymposium kenne. Dort hat er seine beeindruckenden Kindergeschichten gelesen, vorher ist sein Name schon ein paar Mal bei den Stipendiaten des Staatsstipendkiums gestanden, als ich mich noch darum beworben habe. Ernst Kostal macht die Veranstaltung nicht mehr im Literaturhaus und ich bewerbe mich nicht mehr um das Staatsstipendium.
Neu war auch, daß es Bier bei den Getränken gab. Das Publikum hat hauptsächlich aus zwischen Dreißig- und Vierzigjährigen bestanden. Klaus Nüchtern habe ich gesehen, Daniela Striegl, Ann Cotton, aber auch Brigitta Falkner, die ein bißchen älter ist.
Von den elf Geschichten, die von Barbara Zwiefelhofer mit einem Vortrag über das Sonnensystem eingeleitet wurden, habe ich schon zwei gekannt. Eine von den Textvorstellungen in der alten Schmiede, die andere wurde von Hanno Millesi im Literaturhaus gelesen. Es sind mit einer Ausnahme, wie Barbara Zwiefelhofer erläuterte, Geschichten mit männlichen Ich-Erzählern, meist Schriftstellern, die in das Reich der Kunst aufbrechen und mit einer ähnlichen Beklemmung, wie die Geschichten der Kinder, die mit ihren Eltern abrechnen, von dem Protagonisten berichten, der mit der Welt irgendwie nicht zurecht kommt, beziehungsweise sich als stoischer Nachahmer an die großen Vorbilder der Vergangenheit hält.
„Als blinder Passagier reist der Autor durch eine Historie aus Kunst, Kino und Literatur“, steht im Luftschachtprogramm.
Bei „Essentielles“ verwendet der Ich-Erzähler kein eigenes Notizbuch als Merkmal des Schriftstellers, sondern bezieht sich auf das seiner Vorbilder, zitiert Sätze, die er darin findet und vergleicht sie mit der eigenen Unfähigkeit, während er sich in seinen vier Wänden betrinkt, mit dem Zwerghasen Joschi seiner Nachbarin experimentiert, den er sich zur Überwindung seiner Einsamkeit in seine Wohnung holt und ihn über seine Schreibmaschine hoppeln läßt. Das Ergebnis schmeißt er aus dem Fenster in den Suppentopf der Benützer des Schanigartens und läßt die darüber rätseln, in welcher Sprache der Text geschrieben ist.
Es dürfte das fünfte Luftschacht-Buch des 1966 in Wien geborenen sein. Gelesen habe ich noch keines, wohl aber die Bachmannpreis Geschichte und war bei einigen Lesungen, so daß mir der Autor, der inzwischen einen Bart trägt, durchaus vertraut ist, seine stark distanzierte Sprache beeindruckt mich auch sehr.
Ansonsten gibt es zu vermelden, daß ich mit dem Korrigieren von „Mimis Bücher“ fertig bin. Der Rückseitentext ist auch schon gekommen und heute habe ich die Leseliste für mein Geburtstagsfest, das am 12. 11. stattfinden wird, zusammengestellt. Ruth Aspöck, Lidio Mosca-Bustamante, Hilde Schmölzer und ich werden lesen. Vielleicht lade ich auch noch Ilse Kilic ein.
2010-09-26
Literatur in St. Pölten
Nachdem ich am Freitag nicht zur Präsentation der FM4-Wortlaut-Anthologie, sondern zum Jahresfest des H & K – Teams, des Tischlers, der Alfred ein Bett und zwei Küchen machte, gegangen bin, sind wir Samstag früh nach St. Pölten gefahren und dort fand gerade das StadtLesen, diese von der UNESCO geförderte Aktion, die die Leser zum Buch bringen will, statt.
Also bin ich mit dem Rad in die Stadt gefahren, um mir die Leselandschaft anzuschauen, aber vorerst nur zum Thalia gekommen und dort lagen die neuen Bücher von Markus Köhle, Andrea Maria Dusl, Jan Kossdorff und das Programm zum Höfefest auf.
„Spam“ von Jan Kossdorff habe ich noch nicht gekannt. Ich habe es mir öffnen lassen und da erklärte mir der freundliche Verkäufer, daß es am Nachmittag eine Lesung daraus gibt und das hat mein Programm umdisponiert. Eigentlich wollte ich ja korrigieren und erst am Abend mit dem Alfred zur Lesung von der Barbara Frischmuth fahren.
Beim Höfefest, bei dem ich noch nie gewesen ist, gab es in siebzehn Höfen ein dichtes Programm. Der Versuch sich mit Ruth Aspöck und Robert Eglhofer zu treffen, klappte nicht ganz. Denn Robert war gerade in Stift Melk bei einem Prandtauer-Symposium und wollte am Abend mit der Ruth ins Festspielhaus. Wir versprachen aber einander anzurufen. Dann gings zurück zum Mittagessen, nachher fuhr ich noch einmal in die Stadt.
Dort gings los mit einer Lesung im Sparkassenhaus von Justus Neumann aus „Die letzten Tage der Menschheit“. Danach kam ich endlich auf den Rathausplatz, um mir die StadtLese Aktion anzuschauen, war aber nicht sehr beeindruckend. Es gab einen Kasten mit Prospekte der bibliotels und Bücher, die man kaufen oder auf den vorbereiteten Sitzsäcken lesen konnte. Aber die Leute, die dort saßen, hatten kein Buch in der Hand. Das Wetter war auch nicht so besonders schön. Es gab auch einen Ö1 Wagen mit Informaterial und dort lagen Regenpelerinen, die ich später brauchen konnte.
Die nächste Station wäre Andrea Maria Dusl im Rathaus-Hof gewesen, da aber noch Zeit war, habe ich mir einen Teil des Theaters mit der Clownfrau Martha Labil angeschaut, die sich selber in einen Koffer packte, bzw. mit diesen herumturnte. Auch das war sehr voll. Bei der Gegenwartsliteratur waren dann weniger Leute und Andrea Maria Dusl hat auch erst später aus „Channel 8“ zu lesen angefangen. Die Lesung fand Rathauseingang statt, es gab keine Sessel und die Leute bogen ununderbrochen um die Ecke, so auch Robert Englhofer, denn ich nach seiner Rückkehr aus Melk ganz zufällig traf.
„Channel 8“ erzählt vom globalisierten Leben in allen seinen Varianten, von schlaflosen Leuten, die sich ihr Leben erträumen, erklärte Andrea Maria Dusl in der Einleitung und las Stellen vor, die in Paris und in Petersburg spielen. Von einer Meisterdiebin namens Anastasia etwa, die einem reichen Geogier, während er seiner Freundin fünf Paar Markenschuhe kaufen will, das Handy und die Brieftasche stiehlt und Jan Kossdorffs „Spam“, das er im Hof beim Cinema Paradiso vorstellte, schloß da gleich an. Ein Mailodram in dreihundert E-Mails, die der tolpatschige Held Alex, der in einer Internet Firma zu arbeiten scheint und sich in die schöne Judith verliebt, an alle schreibt und um ein I-PHone und ein Gewinnspiel ging es dabei auch. Leider konnte ich nicht bis zum Schluß bleiben, da ich mit dem Rad zurückfahren wollte, da ich in der Nacht weder auf der Straße noch an der Traisen gerne fahre. Da es geregnet hat, bin ich trotz Cape, um dreiviertel sieben ziemlich naß angekommen. Nur leider war der Alfred schon weg, weil er dachte, daß ich drinnen bleibe, bzw. angerufen hätte, so daß wir zu der Frischmuth Lesung im Stadtmuseum aus dem Aufbau Buch „Die Kuh, der Bock, seine Geiß und ihr Liebhaber“ zu spät kamen. Ich hörte gerade noch, daß irgendwer in Staubsaugermüllbeutel verpackt und entsorgt wurde. Dann kam eine Geschichte, die den Charakter der Katzen erklärte, die zwar ihr freies Sexualleben verloren haben, von ihren Besitzern aber meistens sehr verwöhnt werden und sie dominieren. Es folgte etwas über Schweine und dann noch das Krokodeal, das offenbar als Hotelbesitzer seine Krokodilexistenz hinter sich gelassen hat, von einer Designerin um einen Stück seines Schwanzes beraubt wurde, wofür er ihr zwei Waden abbiß. Damit habe ich mir trotz der schönen Sprache ein bißchen schwer getan, auch mit den Schweinereien, die die Spannweite zwischen Anorexie und Adipositas aufzeigen sollten, während mir die Katzengeschichte sehr nahe ging und mir die Beziehung zwischen dem Professor und seiner Katze auch sehr glaubhaft schien.
Ich bin ja eine große Verehrerin von Barbara Frischmuth, von der ich viel gelesen habe. „Die Klosterschule“, die Sophie Silber Trilogie und noch einige andere der alten Residenz Verlag Bücher. Inzwischen verlegt sie bei Aufbau, hat einige Gartenbücher geschrieben und Romane, die sich mit der Türkei und dem Islam beschäftigen, hat sie ja Turkologie und Islamkunde studierte, aber auch Hörspiele und Kinderbücher und sie lebt inzwischen wieder in Altaussee, wo sie auch geboren wurde. Als wir da 1984 mit der kleinen Anna ein paar Tage waren, haben wir sie gesehen und als sie nach der Rushdie Affaire aus der GAV ausgetreten ist, habe ich ihr einen Brief geschrieben, den sie auch ausführlich beantwortet hat.
2010-09-24
Vom Zuckerlgeschäft zur Schreibfreiheit
Am 23. 9. war Open House im neuen Writersstudio im Servitenviertel mit neun gratis Mini-Workshops und einer Einstands-Party mit lebender Schreibfreiheitsstaue und Live Musik aus New York.
Vom Writersstudio habe ich im Literaturgeflüster schon geschrieben. Ganz am Anfang war ich bei einem Portrait-Schreibseminar mit Irene Rauch im Thalia und habe einen Text über eine Figur aus der „Radiosonate“ vorgelesen. Lang, lang ists her, dann war ich im Herbst darauf bei zwei Infoveranstaltungen, ich kenne Judith Wolfsberger und ihr „Frei geschrieben“ Buch von einer Präsentation an der SFU. Dann habe ich eine Klientin mit einer Schreibhemmung zu ihr geschickt und Klaudia Zotzmann das Buch empfohlen, die damit, glaube ich, gute Erfahrungen gemacht haben und bekomme seither die Einladungen zu den Seminaren. Die waren in der Kaiserstraße, jetzt ist das Studio in die Pramergasse in ein ehemaliges Zuckerlgeschäft umgezogen und hat das mit einem großen Einstandstag gefeiert.
Da mußte ich natürlich hin, obwohl ich, wie ich immer behaupte, schreiben ja schon kann und mich auch erst danach in die Schreibwerkstätten traute. Stimmt so nicht, denn der Arbeitskreis schreibender Frauen war auch sowas und das war eine meiner ersten Schreiberfahrungen. In die Schreibwerkstatt der Eveline Haas bin ich aber erst gegangen, als ich schon schreiben konnte und das Writersstudio gibt es auch erst seit ein paar Jahren.
Judith Huber bzw. Wolfsberger, die in Amerika die Erfahrung machte, daß man das Schreiben auf der Uni lernen kann, hat es gegründet und inzwischen einen ganzen Trainerstab. Irene Rauch z.B., die jeden ersten Freitag im Monat die Schreibnächte anbietet. Die Slowakin Ana Znidar lehrt ein bißchen das literarische Schreiben. Ansonsten geht es viel um Schreibblockaden bei Studenten, Sachbuchschreiben ect.
So ist es um neun mit dem sogenannten Mindwriting losgegangen. Es gibt die Freewriting Regeln, nach denen man einfach einen Bleistift nimmt, sich ein Thema sucht und zehn Minuten schreibt ohne den Stift abzusetzen, weiß man nicht weiter, schreibt man mir, mir fällt nichts ein und schaltet so den inneren Zensor aus.
Beim Morgenschreiben ging es um ein Papiergespräch zu einer offenen Frage. Da diskutierte ich im Dialog mit Elfriede Jelinek, ob mir der Tag gelingen wird und die sagte immer „Das interessiert mich nicht!“
Dann brachte Irene Rauch ein paar Düfte und machte eine Life Writing Übung „Erinnerung an meine Nase“. Angeregt von Rosenduft entstand eine Geschichte, wo das kleine Mädchen vor dem Zug am Südbahnhof steht, weil Tante Dora und Tante Adele nach Belgrad und Skopje zurückfahren, sich fürchtet und schon so gern erwachsen sein will.
Mit Ana Znidar ging es ums Travel Writing mit allen Sinnen.
„Show not tell!“, da schrieb ich natürlich über die hohe Tatra und mit Judith Wolfsberger wurde es vor der Mittagspause pragmatischer. Ging es doch ums E-Mail Schreiben, weil sie von einer Firma eingeladen wurde, den Mitarbeitern ein diesbezügliches Seminar zu geben.
Je vierzig Minuten dauerten die Miniworkshops, dazwischen gab es Tee, Kaffee und Kekse. In der Mittagspause ging ich spazieren. Dann kam Irene Rauch mit der Gedichtfabrik, Lautgedichte mit au und ei. Das war sehr lustig, ich habe gar nicht gewußt, daß Gedicht schreiben, soviel Spaß machen kann.
Hoch oben in der Au
sitzt eine schöne Frau
wunderschön und seidenweich
genau so schlau
wie ein Pfau in der Lobau
Dann folgte wieder Ana Znidar deren Short Story Seminare sehr begehrt sind. Im Oktober kann man mit ihr in die Toskana fahren und einen Kurzurlaub für die Seele buchen. Im Miniworkshop haben wir einen Dialog, der knistern soll geschrieben, ich einen zwischen einer Alzheimer Patientin und einem Zivildiener. Sie will fort, er soll sie ins Bett bringen, lautete das Konfliktmaterial, ein paar Regeln einer guten Kurzgeschichte wurden auch erarbeitet.
Dann kamen die anderen Trainer, darunter Gundi Haigner, die glaube ich, an der Pädak Lehrer unterrichtet und deren Free Writing Buch bald erscheinen wird. Birgit Peterson kümmerte sich um die Studenten und bot Tricks fürs schnelle fachliche Lesen. Am Schluß wurde es mit Simone Leonhartsberger journalistisch. Es gab die sieben Grundregeln des journalistischen Schreibens. Dann sollten wir eine Skandalgeschichte für die Kronzenzeitung verfassen. Reportagenschreiben habe ich schon bei Eveline Haas geübt. Da ging es um eine Kindesweglegung, bei Simone Leonhartsberger um einen Kampfhund in der Kirche.
Das Fest begann, ich mußte zur Supervisionreflexion in die Lenaugasse, kam aber zurück zu den Bagels, Wein und Muffins. Die Schreibfreiheitsstatue hielt immer noch den großen Bleistift in der Hand. Dann hielt Juhu die Eröffnungsrede und die Herren, die schon seit Kindertagen in dem Haus wohnten, erzählten von der ehemaligen Fleischerei, den Eisbehältern im Keller und der Hausgeburt der Mutter.
Eine Schreibübung gab es auch. Damit konnte man Bücher und Seminargutscheine gewinnen. Leider nicht, hieß es bei mir, der Schnuppertag war aber ohnehin sehr intensiv. Die FM4 Wortlaut Preisträger stehen inzwischen auch schon fest und werden mit der neuen Anthologie heute im Phil vorgestellt. Valerie Fritsch hat den dritten Preis gewonnen und ehe ich mir das ergooglete, hätte ich es an den Suchanfragen im Literaturgeflüster merken können und Detail am Rand, bei den „Neuigkeiten des Tages“ des Deutschlehrer Free Writings, mußte man neun Sätze schreiben , daraus drei aussuchen, aus einer eine Lüge machen und der Nachbar sollte sie erraten.
„Die Neuigkeit des Tages ist, daß Robert Schindel den FM4 Wortlaut Literaturpreis gewonnen hat“, habe ich geschrieben, die Lehrerin an meiner Seite hat die Lüge nicht erkannt.
2010-09-23
Stadtrundfahrt und ein Chinese
Nachdem am Mittwoch die elf Uhr Stunde aufgefallen ist, habe ich meinen Vorsatz wahr gemacht und bin bezüglich Korrigierrecherche in der Stadt herumgefahren. So habe ich im Juni die „Absturzgefahr“ ja begonnen. Mit dem schwarzen Moleskine die schönen Gegenden Wiens angeschaut, ein bißchen was aufnotiert und am Abend hat der Bachmannpreis begonnen. Jetzt ist der Sommer vorüber. Das Rohkonzept ist fertig und die innere Stimme mir mahnt, das kann es doch nicht gewesen sein. Das muß doch schöner und besser werden, weil du so ja keine Chance hast. Also habe ich mein neues Telekom Notizbuch eingepackt und bin zum Friseur gegangen. Die Fenster habe ich schon gestern geputzt. Ich bin ja eine Freundin von Ritualen. Das Manuskript hatte ich auch dabei und weil ich, was die Änderungen betraf, skeptisch war, habe ich in das neue Buch auf jede Seite den Namen eines meiner Protagonisten geschrieben und während ich auf den Kahlenberg gefahren bin, ein bißchen was zu der Person geschrieben. Über das was sie will und ist, denkt etc.
Als ich wieder heruntergekommen bin, habe ich gewußt, es wird so bleiben und das Mannuskript durchzukorrigieren angefangen. Sprachlich ist noch viel zu ändern. Die Handlung und die Personen bleiben aber gleich. Trotzdem war der Recherchetag erfolgreich. War das Wetter ja sehr schön. Wien im Wahlkampf ist es auch und für den Nachmittag hatte ich eine Einladung zu einem Grätzelfest der ÖVP. Da lassen sich Stimmungen erhaschen, zu Essen gab es auch etwas und was ich am Abend mache werde, habe ich auch gewußt.
Da beginnt ja Frankfurt schon zu winken, heuer wird Argentinien das Gastland sein. Deshalb gab es in der Hauptbücherer eine Lesung aus Ariel Magnus „Ein Chinese auf dem Fahrrad“. Das klingt nun nicht besonders argentinisch und der 1975 in Buenos Aires Geborene spricht auch perfekt Deutsch. Hat er ja in Deutschland studiert und ist derzeit Stadtschreiber von Zürich.
Ilija Trojanow hat das Gespräch geführt und der Roman basiert auf einer wahren Begegnung. Da hat es Buenos Aires vor einigen Jahren einige Brandtstiftungen in Möbelhäusern gegeben und ein Chinese mit einem Fahrrad wurde als Brandstifter entdeckt. Ariel Magnus wollte in dieser Zeit über die Chinesen in Buenos Aires schreiben. Die Verlage wollten aber keine Sozialreportage. So hat er einen humanistischen Roman daraus gemacht, in dem sein Protagonist im Gerichtssaal von dem Chinesen entführt wird. Das Ganze ist eher eine Farce oder ein Umweg, um das chinesische Leben zu beschreiben und weil es eine Liebesgeschichte braucht, verliebt sich Ramiro in die schöne Chinesin Yintai, die Näherin von Brautkleidern ist. So wird der Leser in die Wunderwelt von Chinatown eingeführt. Einen Glaubenskrieg zwischen den Juden und den Chinesen gibt es auch, wohnen die Chinesen in Buenos Aires doch dort, wo früher die Juden wohnten. Der Humor spielt dabei auch eine wichtige Rolle und auch die Übersetzungstechnik. Und Ariel Magnus, der auch am Dienstag im Leporello war, hat erzählt, daß er einer ist, der sich den Stoff für seine Erzählungen von überall her holt. Wenn die Nachbarin über ihn zum Beispiel streiten, wird vielleicht eine Geschichte daraus.
2010-09-22
Lehrjahre
Eigentlich wollte ich Dienstags zur Litera-Tour der Basis.Kultur.Wien in die Bücherei Margareten gehen, da dort das erste Wiener Lesetheater Helmut Korrherr, Judith Gruber-Rizy, Elisabeth Perchnig und Monika Giller präsentierte, aber dann gabs im Wochenend-Standard ein Interview mit Robert Schindel über das erste Jahr Literarisches Schreiben an der Angewandten mit dem Hinweis, daß zum Wintersemester-Auftakt die Werkstätte Kunstberufe eine Podiumsdiskussion zum Thema „Lehrjahre. Zwischen Marktchancen und künstlerischen Anspruch: Ausbildungsvarianten für Schreibende“, am Dienstag macht.
Die Werkstätte Kunstberufe habe ich vor zwei Jahren gefunden, als ich die Edition Gallitzin mit dem angeblichen Thomas Glavinic Buch suchte. Jetzt gabs ein Podium mit Gustav Ernst von der Leondinger Akademie, Petra Ganglbauer vom Lehrgang Wiener Schreibpädagogik, dem Bachmann-Juror Paul Jandl, Marlen Schachinger, die in der Werkstätte literarisches Schreiben lehrt und Robert Schindel vom Hochschullehrgang, moderiert von Christa Nebenführ.
Alles Bekannte, vor einem Jahr hats im Literaturhaus eine ähnliche Veranstaltung gegeben, aber vorerst kam von der GAV die Einladung zur Generalversammlung, zum kulturpolitischen Arbeitskreis und die Liste mit den Neuaufnahmen, da habe ich zwei Veti gegen zwei Vorschläge zur Nichtaufnahme eingelegt, eines davon betrifft eine Absolventin der Leondinger Akademie und als ich in die Gallitzinstraße aufbrechen wollte, kam ein Anruf der alten Dame, die meine Nummer aus dem Margaretner Kunst-und Kulturkatalog hat und zum dritten Mal wissen wollte, wo ich meine Bücher verlege und mir erzählte, daß sie Krimis schreibt.
Im Bockkeller traf ich auf Marietta Böning, dann stellte jeder der Lehrgangsleiter seine Schule für Dichtung vor und Paul Jandl sollte erzählen, ob er, seit man das Schreiben lernen kann, einen Unterschied in den Texten merkt?
„Ja!“, sagte er, „sie sind sorgfältiger erarbeitet und haben schon das, was früher die Lektoren machten!“
Es gibt aber natürlich keinen Geniebegriff und Peter Handke hätte diese Schule nicht gebraucht. Christa Nebenführ erzählte, daß sie die Aufnahmsprüfung ins Reinhardt Seminar nicht schaffte, in eine andere Schauspielschule ging und sich lange nicht vollwertig fühlte, bis ihr Reinhardt Seminar Absolventen erzählten, daß sie dort auch nichts anderes lernten. Dann kam sie mit den Zahlen, von achthundert Bewerbern nimmt das Reinhardt Seminar neun, der Hochschullehrgang von dreihundert immerhin zwanzig, dann schwenkte es zu der Forderung über, daß alle Schreiben lernen und die Deutschlehrer einen kreativen Writingkurs besuchen sollten. Das bietet, habe ich bei „Rund um die Burg“ gehört, die Schule für Dichtung an und die Studenten sollen einen Pflichtschreibkurs machen, damit es bessere Sachbücher gibt, das gibts beim Writingstudio und die feiern am Donnerstag ein großes Eröffnungsfest.
Ein junger Mann erkundigte sich, warum ausgerechnet jetzt soviel Schreiblehrgänge eröffnet werden, weil Nachfrage in diesem Dienstleistungsbereich herrscht und die Multiplikatoren des Lehrgangs für Schreibpädagogik können auch jeden abholen, wo er steht, während Robert Schindel schätzte, daß pro Jahrgang zwei Profischreiber hervorgehen, die anderen werden gute Journalisten oder Lektoren werden und ein Herr malte noch einmal das Horrorbild, daß Kafka, Roth und Hesse in einem Schreibkurs sitzen, beziehungsweise das Schreiben unterrichten würden.
Manche Vorurteile sitzen eben tief und natürlich muß man das Schreiben lernen. Kafka und Handke haben es sicher auch einmal getan. Da bin ich übrigens vor Jahren einmal im Rathaus bei einer Wiener Vorlesung gesessen, hinter mir zwei jüngere Männer, wobei sich der eine beim anderen beschwerte, daß sie ihm auf der Pädag oder sonstwo zu einem Schreibseminar verpflichteten, obwohl er schon ein paar Bücher geschrieben hat. Man kann es eben niemanden recht machen. Es war aber sehr voll und im Internet, meiner Schule des Schreibens habe ich eine interessante Diskussion über die Frage, wer sich Autor nennen darf, verfolgt. Es gibt eben viel Konkurrenz und Thomas Wollinger, dessen Blog ich für eine sehr gute Schreibschule halte, war auch ein Leondinger Absolvent.
Am 17. November wird in der Gallitzinstraße die Anthologie „schreibSPUREN 2010“ vorgestellt, wo die Literarischen Schreiber ihre Texte präsentieren. Ein vierwöchiges Praktikum in einem Verlag, einer Zeitschrift oder im Bereich Kulturjournalismus ist bei dem sechssemestrigen Lehrgang übigens Pflicht. Ob man dazu auch ausgewählt wird, weiß ich nicht. Im Vorjahr habe ich aber einen Prospekt zu einer Romanwerkstatt gesehen, wo man nur teilnehmen durfte, wenn man seine Bücher nicht selber macht und als ich beim Heimweg am Bücherschrank vorbeigegangen bin, hing dort nicht nur eine neuerliche Warnung vor dem weißhaarigen alten Mann, es lag auch eines der kleinen Büchlein aus dem Bundesverlag „Junge Literatur aus Österreich 85/86 darin, wo eine Jury, der u.a. Michael Köhlmeier, György Sebestyen und Helmut Zenker angehörten, aus achthundertneun Einsendungen jugendlicher Texte, zweihundert in die engere Wahl brachte und siebenunddreißig Beiträge für den Band auswählte. Klaus Ebner, Margret Kreidl, Gerhard Altmann, Andre M. Leidinger, ich glaube ein Cousin vom Alfred, Cornelia Vospernik und Daniela Strigl waren dabei. Eine bunte Mischung, welche Genies nicht darin zu finden sind, wissen wir dagegen nicht und mit Gustav Ernst, den ich ja die „Heimsuchung“ schickte, in der es auch um einen Hochschullehrgang geht, erkundigte sich, ob ich wieder über ihn geschrieben hätte? Das letzte Mal, als er im Kino unter Sternen einen Polizisten in einer Helmut Zenker Verfilmung spielte.
„War ich gut?“, hat er sich erkundigt. Ich glaube, er wars auch ohne Schauspielausbildung.
2010-09-21
Die Endlichkeit des Lichts
Den 2001 im Berlin Verlag erschienenen Roman von Susanne Riedel habe ich zweimal im Bücherschrank gefunden und das war gut so, wurde ich dadurch an das Buch erinnert und habe es zu lesen begonnen, weil ich den Namen der Autorin kannte, die 2000 mit einem Auszug aus „Die Endlichkeit des Lichts“ beim Bachmannpreis gewonnen hat.
Wenn man das Buch liest, versteht man auch warum, denn es ist ein sehr typischer Bachmannpreistext.
Höchst kunstvoll und articifiell in einer Sprache geschrieben, die sich von meiner Alltagssprache sicherlich sehr unterscheidet.
„Ein hoch poetischer Text, eine ungeheurer beeindruckende Liebesgeschichte“, hat Iris Radisch in ihrer Jurybegründung geschrieben. Dann wird der Roman noch als Medienkritik benannt, es geht aber vor allem um Gedichte, nämlich um die von T. S. Eliot und Anne Sexton, denn für die haben die Helden der Liebesgeschichte eine deutliche Vorliebe.
Der einbeinige Einsiedler und Pilzspezialist Alakar Macody, der eigentlich Antonio heißt und von seiner Psychoanalytischen Mutter und seinem Physiker Vater, der ihm schon mit sechs Jahren Heisenbergs Theoreme erklären wollte und ihn dadurch in die Einsamkeit getrieben hat. Aber nicht ganz, meldet er sich doch bei einer Millionenshow, die er sofort ohne es überhaupt zu begreifen gewinnt und die Moderatorin Verna Albrecht, verliebt sich sofort in seine Stimme, weil sie sie an ihre große Liebe Izzy Stern erinnert. Außerdem schreibt sie Gedichte, wurde von ihrer Mutter in die Waldorfschule geschickt und besucht zweimal in der Woche eine Psychoanalytikerin.
Macody fährt am nächsten Tag aus dem Wald mit der Postmeisterin zur Show, denkt über sein Leben nach und stiehlt bei Brainonia der Mathematiklehrerin Vera Albert, die zu Hause eine Verna Albrecht Puppe hat, die Show, in dem er für sie die Antworten gibt.
Verna Albrecht wird von ihm nach Haus gefahren, will mit ihm schlafen, streichelt aber leider das falsche Bein, so daß er am nächsten Morgen mit hunderttausend Mark zu Vera Albert fährt und dort einzieht.
Verna wurde indessen von Brainonia gefeuert, weil sie dort weinte und man Gefühle ja nicht zeigen darf. Dafür bekommt Alakar eine eigene Show, wo er zu besten Sendezeiten Eliots Gedichte und seine eigenen verlesen darf.
Er hatte auch eine Geliebte nämlich Doris Knöchel und als sich noch herausstellt, daß die eigentlich Vernas Halbschwester ist und der Vater heißt Izzy Stern wird alles gut und aus den beiden ein Paar.
Soweit der Roman, der 2000 zu einem Bachmannpreis führte und in Wien 2010 gehäuft im Bücherschrank zu finden war. Ich habe ein unverkäufliches Leseexemplar erhalten, das man nicht vor dem 5. August 2001 rezensieren sollte.
Diese Frist ist lang vorbei und ich muß zugeben, daß ich seither nichts mehr von Susanne Riedel hörte. Wenn es aber damals schon den deutschen Buchpreis gegeben hätte, wäre sie wahrscheinlich auf einer der Listen gestanden und der Roman zu einem der Bücher geworden, das man bis Weihnachten kaufen soll und das ist ja das Spannende an den offenen Bücherkästen, daß man da auf die Bücher der vorigen Listen und Bachmannpreisträger stoßen kann, die man nicht gelesen hat.
Und während ich das schreibe, höre ich mir die Diskussion aus dem Bachmannpreis-Archiv an, wo über die schöne Sprache und die Künstlichkeit der Bilder diskutiert wird.
2010-09-20
Erinnerungen
Ich bin in einem dieser schönen alten Gemeindebauten, errichtet aus der Wohnbausteuer der Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts aufgewachsen. Der Vater Funktionär der SPÖ, Krankenkassenangesteller und in seiner Freizeit Referent der Büchergilde Gutenberg, die Mutter gelernte Stickerin, die als Kindergartenhelferin gearbeitet hat.
Zu Weihnachten gab es die Büchergaben der SPÖ. Vera Ferra-Mikura, Friedrich Feld, was damals modern für sozialistische Kinder war und auch sonst einige Buchgeschenke, die mich, wie auch der sogenannte Bücherkasten im Wohnzimmer faszinierten.
Von daher kommt meine Bücherliebe und ich kann mich auch erinnern, daß ich mir, es muß in der Pubertät gewesen sein, in meinen Erwachsenenleben ein Leben voller Bücher und das Image einer Intellektuellen wünschte. Zwar war ich, wie damals fast alle Kinder aus der Volksschulklasse in der Hauptschule, allerdings in einer guten, mit einer sehr guten Lehrerin und dann in der Straßergasse, wo die Frau Prof. Friedl auch aus der Lehrerschar herausragte und uns mit Leselisten entlassen hat, da stand zwar sehr viel Mell und Wildgans darauf, aber so war das Anfang der Siebzigerjahre.
Geschrieben habe ich schon seit der Volksschulzeit, der Wunsch es professionell zu machen, ist zwei Jahre vor der Matura gekommen.
Die war 1973, das Jahr wo auch die GAV gegründet wurde. Nur hatte ich damals nicht viel Ahnung was das und wie das mit dem österreichischen PEN so ist. Ich habe sehr schüchtern meine erste Erzählung vor mich hingeschrieben und bin viel in die Oper gegangen. Im September 1973 in den Freischütz kann ich mich erinnern und daran, daß ich mir, als ich nach Hause gekommen bin, die Frage stellte, wie das mit meinem Schreiben wird? Weil sich der Jahrestag der Frage demnächst zum siebenunddreißigsten Mal jährt oder schon gejährt hat, sollte ich mir eine Antwort geben und die ist zweideutig, wie sie gar nicht anders sein kann.
Ich habe es geschafft, denn ich habe in den siebenunddreißig Jahren nicht zu Schreiben aufgehört, sondern mich kontinuierlich durch alle Krisen durchgeschrieben und es dabei gelernt. Fünfundzwanzig Bücher, seit zwei Jahren das Literaturgeflüster, seit 1987 das literarische Geburtstagsfest. Das ist das Bleibende, der GAV Eintritt natürlich auch. Auf der anderen Seite ist nicht sehr viel herausgekommen, so daß ich mit dem Herumschicken und dem Verlaganschreiben irgendwann aufgehört habe. Der Freundes- und Förderkreis fehlte leider und ich habe mir mehr als einmal gedacht, wenn wieder ein „Leider nicht“ zurückgekommen ist, daß ich aufhören sollte. Dann habe ich mich gefragt, was ich stattdessen mache und weitergeschrieben, was auch die Psychologin rät. Es ist aber sehr frustrierend, was ich beispielsweise nach meinem heurigen „Rund um die Burg“ Besuch, wo ich gern lesen würde, wieder merken konnte. Da brauche ich ein paar Tage, um zu meinem Selbstbewußtsein zurückzukommen und denke immer, daß es so schwer ist, hätte ich 1973 nicht gedacht und warum schaffen es die anderen?
Das „Keine Chance, keine Chance!“, nagt dann sehr und ich hätte gern mehr Anerkennung. Die Literatur in allen ihren Formen fasziniert mich aber immer noch und die Beantwortung der Frage, ob ich später ein Bücherleben führen werde, fällt auch positiver aus.
Den Bücherkasten habe ich geerbt und darin befindet sich so manches Gustostückerl einer sozialistischen Arbeiterbibliothek und ich habe auch bald zu sammeln angefangen. Als Studentin mir relativ viele Bücher gekauft, so habe ich einige der literarischen Erstausgaben der Siebzigerjahre, die alten Residenzbücher der Frischmuth, des Henisch beispielsweise. Viel später gab es bei einer der Buchwochen eine Liste der angeblich hundert besten Büchern. Wenn man seine erstellte, konnte man einen Buchgutschein über 10.000 Schilling gewinnen. Das habe ich natürlich nicht, mir aber vorgestellt, was ich mir dafür bei Anna Jeller eintauschen würde. Dann kamen die Büchertürme bei der Literatur im März, die Bücherschachteln der Edith Brocza vor ein paar Jahren und jetzt die offenen Bücherschränke, so daß ich inzwischen mehr Bücher habe, als ich lesen kann und durch die Errungenschaften des Internets, kann ich auch darüber schreiben. Das habe ich aber schon ein paar Jahre füher getan, als Thalia die sogenannten Leserrezensionen suchte und für die Veröffentlichung einen zehn Euro Gutschein in Aussicht stellte.
Das Lesen und das Scheiben einer sozialistischen Arbeitertochter. Der sogenannte Brotberuf und der Konsumverzicht machen es möglich, trotzdem weiterzuschreiben, was ich für psychologisch auch wichtig halte. Leicht ist es trotzdem nicht, sondern manchmal sehr frustrierend. Ich bin auch sicher, daß ich in Zeiten, wo nur mehr die angeblich Besten eine Chance bekommen, die Aufnahmsprüfung für das Psychologiestudium nicht schaffen und auch da gesagt bekommen würde, daß nicht alle studieren können und es ja schon so viele gibt, die das tun….
Da habe ich also Glück gehabt, beim Schreiben hätte ich mir das auch gewünscht, obwohl das heute angeblich leichter ist, weil es soviele Kurse und Schreibschulen gibt und es auch sehr viele Leute tun. Im Standard gibt es ein Interview mit Robert Schindel, wo er meint, daß inzwischen mehr Leute Gedichte schreiben, als Gedichte lesen. Das trifft für mich nicht zu, denn ich schreibe keine Gedichte und lese auch anderes.
Und um nicht ganz so depressiv zu enden, Petra Ganglbauer hat mir gerade die erste Rezension der „Heimsuchung“ geschickt und daraus lese ich am 4. Oktober bei den Mariahilfer Frauenwochen, in der Amerlingstraße 11, um neunzehn Uhr.
2010-09-19
Die Nacht im Zelt
Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat es Freitag bis Samstag, die neunzehnte „Rund um die Burg“ Veranstaltung“ gegeben. Gehard Ruiss hat sich dafür eingesetzt, Sponsoren sich gefunden, die Lesungen wurden nicht mehr in die anderen Zelte übertragen und ein bißchen kleiner war es vielleicht auch.
Es gab aber wieder ein sehr schönes Klo mit einem vielleicht ein wenig kitschigen Bücherdesign und Ex-Operndirektor Ion Holender hat mit seiner Biografie, das große Opening begonnen. Deshalb saß ich Anfangs neben einen Herrn, der einer Dame sehr engagiert von guten und schlechten Stimmen erzählte und ich bin eine sehr engagierte Besucherin. Ich glaub, ich war jedes Mal dort, in den letzten Jahren habe ich es auch geschafft, non stop zu bleiben. Das ist ein Art Spleen von mir, ein anderer geht Bungeejumpen. Ich setze mich einmal im Jahr mit einem Sack voll Essen und einem Pullover ins Zelt. Jetzt weiß ich schon, wie ich mich motivieren muß und, daß außer mir nur ein Fotograf non stop bleibt, der kennt mich wahrscheinlich schon. Sonst gibts ein paar ältere Damen und einen älteren Herrn, die bis Mitternacht bleiben und am nächsten Vormittag wiederkommen. Die Zuzaks kommen auch, sonst waren außer Cornelia Travnicek nicht viele nicht lesende Autoren da.
Beim Welcome haben sich die Sponsoren aufgestellt und Gerhard Ruiss, der bis Mitternacht moderierte und am Nachmittag noch einmal, fragte nach der Wichtigkeit von Büchern und alle betonten, wie wichtig eine lesende Jugend ist und, daß sie natürlich Leseratten wären, die kein Buch auslassen würden…
Es war bei dieser von Claudia Wittrich und Andy Gaiser organisierten Mainstream-Veranstaltung erstaunlich viel österreichische Literatur dabei.
Paulus Hochgatterer mit seinem „Matratzenhaus“, der das Thema Kindesmißbrauch mit einem ausgebrannten Psychiater als Hauptperson, auf eine sehr fachkundliche realistische Art und Weise behandelt. Lydia Mischkulnig hat in „Schwesten der Angst“ die kindlichen Traumen, dann in einer sehr kunstvollen Sprache höchst beklemmend dargestellt. Monika Helfer ihr viel gepriesenes neues Buch „Bevor ich schlafen kann“, da geht es um eine Psychiaterin und eine Krebserkrankung, Bettina Balaka ihre Geschte von dem Schiffsjungen, die ich, glaube ich, schon gehört habe.
Gerhard Ruiss, den dritten Teil seiner Wolkenstein-Nachdichtungen, das, was es bei Buchlandung im Abverkauf gab, war offenbar der este Teil. Erwin Riess hat wieder ein Kapitel aus „Herr Groll und der rote Strom“ gelesen. Julian Schutting aus „Am Schreibplatz“, der junge Bernhard Strobel, von dem immer gesagt wird, daß er sich in seiner Dichtung mit Randfiguren beschäftigt, aus seinem Erzählband „Nichts, nichts“. Christoph Poschenrieder ist ein Diogenes Autor, den ich nicht kannte und hat einen Schopenhauerroman „Die Welt im Kopf“, zum Gedenkjahr geschrieben. Thomas Sautner, der Autor von „Milchblume“ und „Fuchserde“ hat mit dem bei Aufbau erschienenen „Fremdes Land“ einen Roman über die Gefahren des Sicherheitswahns geschrieben. Franzobel, der bei Rund um die Burg immer sehr prominent besetzt ist, hätte aus „Lusthaus oder die Schule der Gemeinheit“ lesen sollen, hat sich aber etwas andereres ausgesucht und ist zum Abschluß noch einmal gekommen.
Um elf hätte Erika Pluhar aus dem „Späten Tagebuch“, das ich ja gewonnen habe, lesen sollen. Da dachte ich, ziehe ich herum und schaue mir die anderen Stände an, es kam aber Robert Schindel mit seinen sehr skurrilen witzigen Geschichten.
Dann war schon Krimi-Nacht und da habe ich die vom O.P. Zier und von Eva Rossmann schon gelesen. Da habe ich mir die Autorensolidarität- und Buchkultur-Exemplare geholt und geschaut, ob ich Bekannte sehe. Die kleinen feinen Schokotropfen gab es leider nicht mehr.
Die Krimi-Nacht wurde von Susanne Ayoub eröffnet. Die sich wieder mit einem historischen Kriminalfall aus der Nazizeit beschäftigt hat, in dem es um okkulte Strömungen geht. Gerhard Loibelsberger hat auch immer historische Krimis und erzählte, daß er an einer Serie schreibt, die bis ins Jahr 1918 führen soll. Der erste Teil waren die „Naschmarktmorde“. Jetzt war Teil zwei „Reigen des Todes“ dran und es ging um die Obdachlosigkeit des Jahres 1908 und Loibelsberger beschreibt da nach historischen Fakten, die Obdachlosen, die in den Kanalsystemen lebten. Georg Haderer hat einen neuen Krimi „Ohnmachtsspiele“, der spielt in Wien, weil sich angeblich Karl Heinz Grasser bei ihm distanzierte, da der erste in Kitzbühel angesiedelt war und Thomas Raab hat einen neuen Metzger-Fall. Der erzählt eher, stellt Fragen, macht Witze und verloste Marmelade, statt viel zu lesen. Dann kam die Erotiknacht, in der diesmal Markus Köhle, Mieze Medusa und Jan Kossdorff, die „How I fucked Jamal“ Anthologie vorstellten und dafür vom Badeschiff gekommen sind, wo dreißig Jahre Milena Verlag gefeiert wurde, obwohl das nicht stimmt. Denn vor dreißig Jahren wurde der Wiener Frauenverlag gegründet und die Gründerfrauen haben, glaube ich, keine Einladung bekommen, zumindest hat mir Elfriede Haslehner sowas angedeutet.
Um diese Zeit war es wieder leer im Zelt und ziemlich kalt, aber die Anthologie scheint sehr witzig zu sein. So handelt Jan Kossdorffs Geschichte „Die Impotenz im Schoß Europas“ von osteuropaischen Stipendiaten und einem Weißrussischen Ex-Dichter, dem der goldenene Westen die Potenz raubte und Bernhard Saupe hat aus seinem Klever Band sehr gute Gedichte vorgestellt. Dann kamen wieder unbekanntere Autoren, aber auch Simone Schönett mit einem Roman über die Windischen im dritten Reich und die kenne ich vom Volksstimmefest.
Um sieben kam Christine Haidegger mit „Texas travels“ und dann ein bißchen „Unliterarisches“. So stellte Eugen Freund sein Buch über die „Brennpunkte der Weltpolitik“ vor und der Schauspieler Michael Dangl eines das „Rampenflucht“ heißt. Der Burgtheaterblock war diesmal am Vormittag, dann kam die Schule für Dichtung mit einem interessanten Schreibprojekt und einem Buch über Falcos Sprache.
Polly Adler füllte mit ihren trendigen Kolumnetexten das Zelt und ein Wissenschaftskabarett und ein Buch von Andreas Salcher, das sich mit der „letzten Stunde“, beschäftigte, gab es auch.
Ich freute mich auf Norbert Gstreins „Die ganze Wahrheit“. Leider bin ich dabei ein bißchen eingeschlafen, so daß ich mich nicht mehr an alles erinnern kann. Es kamen noch Ronald Pohl und Daniel Glattauer, der aus seinen „Theo“-Geschichten las. Am Schluß präsentierte Franzobel mit Maxi Blaha und Musikbegleitung „Der Himmel is a Eierspeis“ einige seiner älteren Texte, eine Weinheber Nachdichtung, die er nicht als solche erwähnte, war auch dabei und Schöpfungsgeschichten nach Peter Hammerschlag.
Als ich nach fünf das Zelt verließ, war es sehr schön, es gab gerade eine Demonstration am Ring, über die sich ein Besucher beschwerte und am Heldenplatz sollte um achtzehn Uhr eine Willenskundgebung zum Bleiberecht von SOS Mitmensch stattfinden. Ich war aber zu früh daran, so bin ich, weil ich sehr müde und hungrig war, nach Hause gegangen.