Jetzt bin ich endlich dazugekommen Jakoub Arjounis 1991 erschienenen Krimi „Ein Mann, ein Mord“, ein Fund aus dem offenen Bücherschrank, der schon den ganzen Sommer in der Krongasse im Badezimmer liegt, auszulesen. Der 1964 in Frankfurt am Main geborene, ist mit seinen Kayankaya-Krimis Anfang der Neunzigerjahre berühmt geworden.
Zumindest kenne ich den Namen seit dieser Zeit, als wir 2005 bei Utes Geburtstagfest in Leipzig waren, gab es bei Hugendubel eine riesige TB-Abverkaufskiste, wo mir Alfred einige Bücher kaufte, ein Jakob Arjouni war auch dabei, den hat die Verkäuferin allerdings nicht als Abverkaufsexemplar durchgehen lasen.
So ist das 1991 eschienene „Ein Mann, ein Mord“ für das Jakob Arjouni 1992 den Deutschen-Krimi-Preis bekommen hat, der erste Kayankaya Krimi, den ich gelesen habe . Das 1985 erschienene „Happy Birthday,Türke!“ ist wohl das berühmteste und der in Frankfurt geborene Kemal Kayankaya, der glaube ich, nicht einmal Türkisch spricht, ist Privatdetektiv und ein Held mit der großen Schnauze und dem Herz am rechten Fleck. Am Anfang der Geschichte sitzt er in seinem schäbigen Büro, wartet auf Klienten (das habe ich schon mal bei Agatha Christie gelesen) und telefoniert mit seinem Vermieter Herr Kunze, der von ihm die Miete für das schäbige Loch haben will, dann kommt der Künstler Manuel Weidenbusch und sucht nach seiner verschwundenen Freundin Sri Dao Rakdee. Die kommt aus Thailand, hat in einem Buff gearbeitet, wurde von ihm freigekauft und soll, nachdem ihr Visum abgelaufen ist, abgeschoben werden. Dann kommt Herr Larsson und bietet gegen dreitausend Mark falsche Papiere an und als Weidenbusch bezahlt, wird sie einem grauen VW-Bus abgeholt und ist seither verschwunden.
Da Kayankaya einflußreiche Freunde hat, kann er im Eros Center Elbestraße recherchieren, geht später zur Fremdenpolizei, dort provoziert er die Beamtin, Sri Dao Rakdees Akt wird nicht gefunden, aber der gute Inspektor Klaase informiert ihm, daß in einer Villa in Gellersheim immer wieder Ausländer einquartiert werden sollen, es gibt zwar noch eine Spur, die in ein Schwulenpuff nach Dietzenbach führen soll, aber Kayankaya findet im Keller der Villa dreißig Teller mit Eintopfresten und einen Toten, den er im Garten vergräbt, dann gibt er sich als Gärtner aus und läßt sich vom Nachtclubkönig einen Scheck ausstellen, findet eine schöne Frau in seinem Auto und gerät schließlich mitten hinein in die Asylbewerber, die sich alle für dreitausend Mark in einen Keller einsperren ließen, um schließlich direkt von der Fremdenpolizei abgeholt zu werden.
Kayankaya informiert die Presse, bringt den Genarrten Geld und Schmuck zurück und legt sich auch mit seinen Hausbewohnern an, die für eine türkenfreie Gegend Unterschriften sammeln, am Schluß bezahlt er mit dem Scheck vom Nachtclubkönig, die Schulden bei Vermieter Kunze und die Welt ist wieder einmal ein Stück besser geworden, bis zum nächsten Krimi höchstwahrscheinlich. Aber die Wirklichkeit holt uns sowieso ein, denn das war ja 1989, wo der Krimi spielt, inzwischen haben wir 2010 und während ich das Buch gelesen habe, habe ich in den Nachrichten gehört, daß sich bei uns die Roten mit den Schwarzen streiten, ob die Tatsache, daß Asylwerber das Aufnahmezentum nicht mehr verlassen dürfen, Aufenthaltspflicht oder Mithilfepflicht heißen soll?
Wenn die Anwesenheit gewährleistet ist, ist ihr das Wort, mit dem das bezeichnet wird, egal, meinte die Frau Innenminister.
Zynismus pur, da wünscht man sich die freche Schnauze eines Kemal Kayankaya her und übrigens Jakob Arjouni ist nicht der Sohn türkischer Einwanderer, sondern eines bekannten Dramatikers.
2010-09-01
Ein Mann, ein Mord
2 Kommentare »
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tolles buch – lese gerade zum zweitenmal die berühmten kayankayas. und schmunzelnd festsellend das allein aus historischen gründen bestimmte dramatische mittel nicht mehr einsetzbar wären. zwischen telefonzellen, zigaretten, opel kadetts und deutschen rotlichtfürsten.
meine eigentliche aufmerksamkeit jedoch gilt der frage whre the heck lies gellersheim ( und gibts da auch appelwein ? )
t.t.
Kommentar von v.thiel — 2011-06-08 @ 11:16 |
Ja alles ändert sich sehr schnell, das finde ich auch immer lustig und bezüglich appelwein in Gellersheim bin ich als Wienerin total überfragt
Kommentar von jancak — 2011-06-08 @ 12:50 |