Literaturgefluester

2010-09-07

Saisonstart mit Angelika Reitzer

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:16

„Woran merkt man den Herbstbeginn, außer an den Temperaturen oder wenn man in den Kalender schaut?“, fragte Herwig Bitsche zur Eröffnung der Präsentation von Angelika Reitzers neuen Buch „unter uns“.
„Das am Abend Literaturveranstaltungen stattfinden!“, war die Antwort und mein Kalender ist, nachdem ich vom Land zurückgekommen bin, auch voll davon.
Mit dem Reitzer Buch hat es, nachdem mir der Residenzverlag eine Einladung schickte und Christiane Zintzen auf Ihren Blog, die Veranstaltung unter „Neues von Freunden“ angekündigt hat, begonnen und so bin ich um halb mit leicht unguten Gefühl zum „Phil“ in die Gumpendorfer Straße 10-12 gegangen.
Denn in dieser Lokalbuchhandlung habe ich, als ich im Vorjahr zur Präsentation der Wortlaut-Anthologie wollte, eher schlechte Erfahrungen gemacht. Das heißt, die viele Jugend davor hat mich abgeschreckt. Diesmal war es besser, ist Angelika Reitzer ja schon Ende Dreißig und das zu ihr strömende Publikum auch so alt.
Einen Platz zu finden war trotzdem schwer, ich hab ein paar Mal umsonst gefragt, bis ich bei Hanno Millesi einen freien Sessel entdeckte. Linda Stift und Daniela Strigl habe ich auch noch gesehen.
Clemens J. Setz, der ein wenig jünger ist, hat eingeleitet und bei dem Familienroman ohne Familie, wie das Buch vom Verlag angekündigt wurde, von den prekären Verhältnissen gesprochen, auf die die Kritiker Angelika Reitzer festlegen würden.
Denn der zweite Roman, der 1971 in Graz geborenen Autorin beginnt mit einem Familienfest, das ein Abschied ist.
Clarissas Eltern steigen aus, verlassen ihr Wirtshaus und ihre Kinder. Clarissa, die Assistentin der Geschäftsführung tut das auch und zieht sich in den Keller des Hauses ihrer Freunde Klara und Tobias zurück.
Den Beginn des Buches hat Angelika Reitzer vorgelesen und dann noch das dritte Kapitel in dem es um zwei Personen geht, die sich um die Hauptfigur Clarissa ranken, nämlich Kevin und Marie, einem Filmemacher und einer Galeristin, die miteinander in die Volksschule gingen und sich jetzt durch ihre sozialen Netzwerke wiedertrafen.
Danach gab es ein Gespräch zwischen Clemens J. Setz und Angelika Reitzer, in dem es um mögliche Vorbilder, wie Gertrude Stein ging und darum, daß es sehr traurig ist, wenn sich eine Figur aus dem Leben zurückzieht und in den Keller geht und, daß das nur auszuhalten ist, wenn man um sie herum, ein Kaleidoskop von schillernden Gestalten, wie Kevin und Marie, Tobias und Klara, die Paradehausfrau, die in ihren zwei Kinder aufgeht, aufbaut.
Clemens J. Setz meinte, daß es sehr gütig von Angelika Reitzer wäre, daß es diese Figuren aber auch sehr schwer haben, weil sie das Leben schon aus so vielen Büchern und Filmen kennen, daß sie gar nicht mehr spontan sein können und zitierte amerikanische Elternkurse, wo Mütter lernen, wie und warum sie ihre Kinder liebhaben sollen.
Das muß schiefgehen meinte er und der hippe Freundeskeis, um die ausgestiegene Clarissa lebt auch in brüchigen Distanzverhältnissen.
Ein bißchen habe ich mir, die ich mich ja öfter mit Aussteigern beschäftigte, bei dem Gespräch schwer getan, da ich das sicher psychologischer, als die beiden Germanisten, Angelika Reitzer hat ihre Diplomarbeit über die Jandlsche Poetik geschrieben, sehe.
So hat Clemens J. Setz aus der göttlichen Komödie zitiert und Angelika Reitzer von den großen Vorbildern, die einem beim Schreiben über die Schultern sehen und, daß man das als Autor ja nicht wollen kann, gesprochen.
Interessant war es doch, bei einer Sprachkünstlerin, als die ich Angelika Reitzer kenne, soviel prekäre Psychologie zu finden, aber das ist vielleicht die Realität der Dreißig-bis Vierzigjährigen und Angelika Reitzer kenne ich sehr gut und habe schon öfter über sie geschrieben. Dann war ich im Literaturhaus, als sie den Priessnitzpreis bekommen hat und dreimal bei ihren Textvorstellungen in der alten Schmiede.

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