Die gleichnamige Serie im literaturcafe.de von der heute der vierte Teil erschienen ist, scheint mich zu beschäftigen und da sie auch meinen Widerspruch erregt, will ich mit einem Artikel darauf antworten.
„Warum es selbst die besten Manuskripte oft nicht schaffen“, lautet Teil vier, geschrieben wird die Serie von Tom Liehr, einem 1962 geborenen Berliner, der im Aufbau Verlag verlegt und auch bei den 42er Autoren mitmacht.
In den vorigen Teilen haben wir gehört, daß eine halbe Million Menschen vor ihren Laptops sitzen und mit Deutschunterricht und autobiografisch schreiben, reich und berühmt werden wollen, dann aber bei den Zuschußverlagen oder den kleinen häßlichen BoDs landen, weil sie kein gutes Expose geschrieben haben, sich nicht überlegten, warum und für wem sie schreiben und sich drittens, auch nicht die Verlage, an die sie schicken, vorher ansehen.
Im Literaturcafe gibt es noch einen Erfahrungsbericht von Kai Beisswenger „Von der Idee zum Manuskript, vom Verlagskontakt bis zum Verlagsvertrag“, der offensichtlich alles richtig machte, so daß er schließlich zwei Verlagsangebote bekam und sich für den Schenk Verlag in Passau entschied. Daran knüpfen sich viele Kommentare, einige kommen von Tom Liehr, der bemängelte, daß Kai Beisswenger sich zu billig verkauft hat und es auch falsch war, daß er sich an keine Literaturagentur wandte, denn nun hat er die erste Liga, sprich Rowohlt oder Suhrkamp verspielt und dümpelt im Mittelfeld dahin. In Teil vier werden Beispiele von Autoren angeführt, die auch alles richtig machten und trotzdem Absagen bekamen und dann kommt er auf die große Masse zu sprechen, die im stillen Kämmerlein betriebsblind und selbstverliebt sitzt, stilistische und dramaturgische Fehlentscheidungen trifft, unzeitgemäße Themen wählt ect… und meint, daß diese Autoren nicht ihre Texte ändern und ihre Marktchancen verbessern wollen, sondern in BoD Foren von der Kontrolle und der uneingeschränkten Freiheit reden, die sie so behalten.
Kein Zweifel Tom Liehr hält nichts davon und auch nichts vom „therapeutischen Schreiben“ und wenn man die Serie liest, bekommt man und das ist meine Kritik daran, das Gefühl, daß man ohnehin nichts machen kann und, wie man es macht, macht man es falsch. Nun frage ich mich, was ist richtig?
Lektor Phillipp Bobrowski erzählt in seinem Blog unter „Warum fragst du eigentlich?“, von Autoren, die sich von ihm, obwohl er ohnehin in Zeitnot ist, ihre Manuskripte lektorieren lassen, dann mit seinen Kritikpunkten nicht einverstanden sind und wünscht sich, daß die, die nur Selbstbestätigung suchen, sich mit ihren Spiegelbild beschäftigen sollen.
Selbstverliebt nennt es Tom Liehr und die Zuschußverlage heißen auch Vanity-Press, die Debatte um die Sommerlöcher hat aber gezeigt, daß auch arrivierte Autoren Schwierigkeiten haben, Kritik anzunehmen und irgendwie sind wir alle empfindlich und wollen mit unseren Texten reich und berühmt werden oder zumindestens anerkannt. Das wäre das, was ich mir wünsche.
Jetzt weiß ich aber, daß immer weniger Leute lesen, die werden mit Förderaktionen, wie eine Stadt ein Buch ect. beworben und dann gibt es die halbe Million, die vor ihren Laptops sitzt, schreiben will, Coachings und Seminare besucht, Schreibratgeber liest, alles richtig zu machen versucht und trotzdem überbleibt und wenn sie ihre Bücher selber macht, Spott und Hohn erntet.
Lösung habe ich auch keine und habe, da ich vor zwanzig Jahren ziemlich allein unterwegs war, auch sicher sehr viel falsch gemacht, gab es ja solche Artikel noch nicht. Jetzt vertraue ich nicht mehr sehr darauf, daß es mir mit einer Agentur, einem Expose und den entsprechenden Ratgebern gelingt, endlich an den richtigen Ort zu kommen, denn es wurde ja schon wirklich viel geschrieben. Die Kritiker sind übersättigt und johlen auf, wenn eine schon wieder mit einem Familienfest ihren Roman beginnt, man muß immer jünger sein und über immer intimere Themen schreiben oder einen berühmten Namen haben, den die Leser kennen und bei denen, die es zu Suhrkamp und Rohwohlt geschafft haben, fällt mir auf, daß es immer die gleichen Themen sind, die gewählt werden.
So gesehen, glaube ich schon, daß es in der BoD Szene eine Vielfalt geben kann, die man sonst nicht findet, aber natürlich stimmt auch viel von dem was Tom Liehr schreibt. Man soll sich bemühen besser zu werden, nur braucht man vielleicht auch ein bißchen Unterstützung. Das ist es, was ich mir wünsche. Anerkennung und Wertschätzung. Dese Tugenden, die man in der Psychotherapiegrundausbildung lernt, versuche ich auch den Texten anderer entgegenzubringen. Deshalb werte ich nicht, sondern schaue mir an, um was es da geht, versuche ein Grundmuster zu erkennen und lasse die Kritik mit der Selbstverliebtheit möglichst weg.
Dann war ich heute im Antiquariat Reichmann in der Schleifmühlgasse, wo es wieder einen Abverkauf gibt, da trotz Vorversuche noch tausende Bücher vorhanden sind, jedes zwei Euro, Taschenbücher fünfzig Cent und bin in einem langen Gang voller Bananenschachtel und verstaubten Büchern in Regalen gestanden, die so hoch waren, daß man Leitern benützen mußte. Es gibt also sehr sehr viel und die Bibliophilen, die dort waren, haben sich gefreut, Freunde angerufen, Stöße zur Kasse geschleppt…
Ich nenne das, was Tom Liehr Selbstverliebheit nennt, Kreativität und denke, man sollte sie fördern und die Leute auch zum Schreiben ermuntern. Die Schreibseminare und die Autoren, die Coachings machen, tun das sowieso.
Ich wünsche mir Aufmerksamkeit und Interesse und wohl auch eine dickere Haut, um mit dem Konkurrenzverhalten der Anderen besser umzugehen. Ansonsten bin ich beim zweiten Korrigierdurchgang der „Absturzgefahr“.
Sehr viel Inhaltliches habe ich noch nicht verändert und werde das wohl auch nicht tun. An der Sprache versuche ich zu arbeiten und passe auf möglichst keine patscherten Sätze drin zu haben, achte auf Details, die noch nicht stimmen…
Ansonsten wird es wieder eine leise Beziehungsgeschichte werden, die mit einem Geburtstagsfest beginnt und Themen aufgreift, die einem so im psychotherapeutischen Alltag begegnen. Bücher kommen auch darin vor, obwohl ich, für die, die es wissen wollen, mit leeren Taschen bei Reichmann hinausgegangen bin.
Ich hatte zwar schon einen Stoß in Händen.
„Chicken Christl“ von Martin Amanshauser, einen Roman von Michael Krüger, einen von Polina Daschkowa und von den Oldies, ein Buch von Bruno Brehm, eines von Klabund und ein Jahrbuch von 1942 der Stadt Linz. Zuerst habe ich das Neue weggelegt, dann das Antiquarische, will ich mir ja nicht wirklich ein Bücherregal kaufen.
2010-09-10
Warum wird mein Manuskript nicht ….
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