Literaturgefluester

2010-09-24

Vom Zuckerlgeschäft zur Schreibfreiheit

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:23
(co writersstudio)

(co writersstudio)

Am 23. 9. war Open House im neuen Writersstudio im Servitenviertel mit neun gratis Mini-Workshops und einer Einstands-Party mit lebender Schreibfreiheitsstaue und Live Musik aus New York.
Vom Writersstudio habe ich im Literaturgeflüster schon geschrieben. Ganz am Anfang war ich bei einem Portrait-Schreibseminar mit Irene Rauch im Thalia und habe einen Text über eine Figur aus der „Radiosonate“ vorgelesen. Lang, lang ists her, dann war ich im Herbst darauf bei zwei Infoveranstaltungen, ich kenne Judith Wolfsberger und ihr „Frei geschrieben“ Buch von einer Präsentation an der SFU. Dann habe ich eine Klientin mit einer Schreibhemmung zu ihr geschickt und Klaudia Zotzmann das Buch empfohlen, die damit, glaube ich, gute Erfahrungen gemacht haben und bekomme seither die Einladungen zu den Seminaren. Die waren in der Kaiserstraße, jetzt ist das Studio in die Pramergasse in ein ehemaliges Zuckerlgeschäft umgezogen und hat das mit einem großen Einstandstag gefeiert.
Da mußte ich natürlich hin, obwohl ich, wie ich immer behaupte, schreiben ja schon kann und mich auch erst danach in die Schreibwerkstätten traute. Stimmt so nicht, denn der Arbeitskreis schreibender Frauen war auch sowas und das war eine meiner ersten Schreiberfahrungen. In die Schreibwerkstatt der Eveline Haas bin ich aber erst gegangen, als ich schon schreiben konnte und das Writersstudio gibt es auch erst seit ein paar Jahren.
Judith Huber bzw. Wolfsberger, die in Amerika die Erfahrung machte, daß man das Schreiben auf der Uni lernen kann, hat es gegründet und inzwischen einen ganzen Trainerstab. Irene Rauch z.B., die jeden ersten Freitag im Monat die Schreibnächte anbietet. Die Slowakin Ana Znidar lehrt ein bißchen das literarische Schreiben. Ansonsten geht es viel um Schreibblockaden bei Studenten, Sachbuchschreiben ect.
So ist es um neun mit dem sogenannten Mindwriting losgegangen. Es gibt die Freewriting Regeln, nach denen man einfach einen Bleistift nimmt, sich ein Thema sucht und zehn Minuten schreibt ohne den Stift abzusetzen, weiß man nicht weiter, schreibt man mir, mir fällt nichts ein und schaltet so den inneren Zensor aus.
Beim Morgenschreiben ging es um ein Papiergespräch zu einer offenen Frage. Da diskutierte ich im Dialog mit Elfriede Jelinek, ob mir der Tag gelingen wird und die sagte immer „Das interessiert mich nicht!“

(co writersstudio)

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Dann brachte Irene Rauch ein paar Düfte und machte eine Life Writing Übung „Erinnerung an meine Nase“. Angeregt von Rosenduft entstand eine Geschichte, wo das kleine Mädchen vor dem Zug am Südbahnhof steht, weil Tante Dora und Tante Adele nach Belgrad und Skopje zurückfahren, sich fürchtet und schon so gern erwachsen sein will.
Mit Ana Znidar ging es ums Travel Writing mit allen Sinnen.
„Show not tell!“, da schrieb ich natürlich über die hohe Tatra und mit Judith Wolfsberger wurde es vor der Mittagspause pragmatischer. Ging es doch ums E-Mail Schreiben, weil sie von einer Firma eingeladen wurde, den Mitarbeitern ein diesbezügliches Seminar zu geben.
Je vierzig Minuten dauerten die Miniworkshops, dazwischen gab es Tee, Kaffee und Kekse. In der Mittagspause ging ich spazieren. Dann kam Irene Rauch mit der Gedichtfabrik, Lautgedichte mit au und ei. Das war sehr lustig, ich habe gar nicht gewußt, daß Gedicht schreiben, soviel Spaß machen kann.

Hoch oben in der Au
sitzt eine schöne Frau
wunderschön und seidenweich
genau so schlau
wie ein Pfau in der Lobau

Dann folgte wieder Ana Znidar deren Short Story Seminare sehr begehrt sind. Im Oktober kann man mit ihr in die Toskana fahren und einen Kurzurlaub für die Seele buchen. Im Miniworkshop haben wir einen Dialog, der knistern soll geschrieben, ich einen zwischen einer Alzheimer Patientin und einem Zivildiener. Sie will fort, er soll sie ins Bett bringen, lautete das Konfliktmaterial, ein paar Regeln einer guten Kurzgeschichte wurden auch erarbeitet.
Dann kamen die anderen Trainer, darunter Gundi Haigner, die glaube ich, an der Pädak Lehrer unterrichtet und deren Free Writing Buch bald erscheinen wird. Birgit Peterson kümmerte sich um die Studenten und bot Tricks fürs schnelle fachliche Lesen. Am Schluß wurde es mit Simone Leonhartsberger journalistisch. Es gab die sieben Grundregeln des journalistischen Schreibens. Dann sollten wir eine Skandalgeschichte für die Kronzenzeitung verfassen. Reportagenschreiben habe ich schon bei Eveline Haas geübt. Da ging es um eine Kindesweglegung, bei Simone Leonhartsberger um einen Kampfhund in der Kirche.

(co writersstudio)

(co writersstudio)

Das Fest begann, ich mußte zur Supervisionreflexion in die Lenaugasse, kam aber zurück zu den Bagels, Wein und Muffins. Die Schreibfreiheitsstatue hielt immer noch den großen Bleistift in der Hand. Dann hielt Juhu die Eröffnungsrede und die Herren, die schon seit Kindertagen in dem Haus wohnten, erzählten von der ehemaligen Fleischerei, den Eisbehältern im Keller und der Hausgeburt der Mutter.
Eine Schreibübung gab es auch. Damit konnte man Bücher und Seminargutscheine gewinnen. Leider nicht, hieß es bei mir, der Schnuppertag war aber ohnehin sehr intensiv. Die FM4 Wortlaut Preisträger stehen inzwischen auch schon fest und werden mit der neuen Anthologie heute im Phil vorgestellt. Valerie Fritsch hat den dritten Preis gewonnen und ehe ich mir das ergooglete, hätte ich es an den Suchanfragen im Literaturgeflüster merken können und Detail am Rand, bei den „Neuigkeiten des Tages“ des Deutschlehrer Free Writings, mußte man neun Sätze schreiben , daraus drei aussuchen, aus einer eine Lüge machen und der Nachbar sollte sie erraten.
„Die Neuigkeit des Tages ist, daß Robert Schindel den FM4 Wortlaut Literaturpreis gewonnen hat“, habe ich geschrieben, die Lehrerin an meiner Seite hat die Lüge nicht erkannt.

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