Nachdem ich am Freitag nicht zur Präsentation der FM4-Wortlaut-Anthologie, sondern zum Jahresfest des H & K – Teams, des Tischlers, der Alfred ein Bett und zwei Küchen machte, gegangen bin, sind wir Samstag früh nach St. Pölten gefahren und dort fand gerade das StadtLesen, diese von der UNESCO geförderte Aktion, die die Leser zum Buch bringen will, statt.
Also bin ich mit dem Rad in die Stadt gefahren, um mir die Leselandschaft anzuschauen, aber vorerst nur zum Thalia gekommen und dort lagen die neuen Bücher von Markus Köhle, Andrea Maria Dusl, Jan Kossdorff und das Programm zum Höfefest auf.
„Spam“ von Jan Kossdorff habe ich noch nicht gekannt. Ich habe es mir öffnen lassen und da erklärte mir der freundliche Verkäufer, daß es am Nachmittag eine Lesung daraus gibt und das hat mein Programm umdisponiert. Eigentlich wollte ich ja korrigieren und erst am Abend mit dem Alfred zur Lesung von der Barbara Frischmuth fahren.
Beim Höfefest, bei dem ich noch nie gewesen ist, gab es in siebzehn Höfen ein dichtes Programm. Der Versuch sich mit Ruth Aspöck und Robert Eglhofer zu treffen, klappte nicht ganz. Denn Robert war gerade in Stift Melk bei einem Prandtauer-Symposium und wollte am Abend mit der Ruth ins Festspielhaus. Wir versprachen aber einander anzurufen. Dann gings zurück zum Mittagessen, nachher fuhr ich noch einmal in die Stadt.
Dort gings los mit einer Lesung im Sparkassenhaus von Justus Neumann aus „Die letzten Tage der Menschheit“. Danach kam ich endlich auf den Rathausplatz, um mir die StadtLese Aktion anzuschauen, war aber nicht sehr beeindruckend. Es gab einen Kasten mit Prospekte der bibliotels und Bücher, die man kaufen oder auf den vorbereiteten Sitzsäcken lesen konnte. Aber die Leute, die dort saßen, hatten kein Buch in der Hand. Das Wetter war auch nicht so besonders schön. Es gab auch einen Ö1 Wagen mit Informaterial und dort lagen Regenpelerinen, die ich später brauchen konnte.
Die nächste Station wäre Andrea Maria Dusl im Rathaus-Hof gewesen, da aber noch Zeit war, habe ich mir einen Teil des Theaters mit der Clownfrau Martha Labil angeschaut, die sich selber in einen Koffer packte, bzw. mit diesen herumturnte. Auch das war sehr voll. Bei der Gegenwartsliteratur waren dann weniger Leute und Andrea Maria Dusl hat auch erst später aus „Channel 8“ zu lesen angefangen. Die Lesung fand Rathauseingang statt, es gab keine Sessel und die Leute bogen ununderbrochen um die Ecke, so auch Robert Englhofer, denn ich nach seiner Rückkehr aus Melk ganz zufällig traf.
„Channel 8“ erzählt vom globalisierten Leben in allen seinen Varianten, von schlaflosen Leuten, die sich ihr Leben erträumen, erklärte Andrea Maria Dusl in der Einleitung und las Stellen vor, die in Paris und in Petersburg spielen. Von einer Meisterdiebin namens Anastasia etwa, die einem reichen Geogier, während er seiner Freundin fünf Paar Markenschuhe kaufen will, das Handy und die Brieftasche stiehlt und Jan Kossdorffs „Spam“, das er im Hof beim Cinema Paradiso vorstellte, schloß da gleich an. Ein Mailodram in dreihundert E-Mails, die der tolpatschige Held Alex, der in einer Internet Firma zu arbeiten scheint und sich in die schöne Judith verliebt, an alle schreibt und um ein I-PHone und ein Gewinnspiel ging es dabei auch. Leider konnte ich nicht bis zum Schluß bleiben, da ich mit dem Rad zurückfahren wollte, da ich in der Nacht weder auf der Straße noch an der Traisen gerne fahre. Da es geregnet hat, bin ich trotz Cape, um dreiviertel sieben ziemlich naß angekommen. Nur leider war der Alfred schon weg, weil er dachte, daß ich drinnen bleibe, bzw. angerufen hätte, so daß wir zu der Frischmuth Lesung im Stadtmuseum aus dem Aufbau Buch „Die Kuh, der Bock, seine Geiß und ihr Liebhaber“ zu spät kamen. Ich hörte gerade noch, daß irgendwer in Staubsaugermüllbeutel verpackt und entsorgt wurde. Dann kam eine Geschichte, die den Charakter der Katzen erklärte, die zwar ihr freies Sexualleben verloren haben, von ihren Besitzern aber meistens sehr verwöhnt werden und sie dominieren. Es folgte etwas über Schweine und dann noch das Krokodeal, das offenbar als Hotelbesitzer seine Krokodilexistenz hinter sich gelassen hat, von einer Designerin um einen Stück seines Schwanzes beraubt wurde, wofür er ihr zwei Waden abbiß. Damit habe ich mir trotz der schönen Sprache ein bißchen schwer getan, auch mit den Schweinereien, die die Spannweite zwischen Anorexie und Adipositas aufzeigen sollten, während mir die Katzengeschichte sehr nahe ging und mir die Beziehung zwischen dem Professor und seiner Katze auch sehr glaubhaft schien.
Ich bin ja eine große Verehrerin von Barbara Frischmuth, von der ich viel gelesen habe. „Die Klosterschule“, die Sophie Silber Trilogie und noch einige andere der alten Residenz Verlag Bücher. Inzwischen verlegt sie bei Aufbau, hat einige Gartenbücher geschrieben und Romane, die sich mit der Türkei und dem Islam beschäftigen, hat sie ja Turkologie und Islamkunde studierte, aber auch Hörspiele und Kinderbücher und sie lebt inzwischen wieder in Altaussee, wo sie auch geboren wurde. Als wir da 1984 mit der kleinen Anna ein paar Tage waren, haben wir sie gesehen und als sie nach der Rushdie Affaire aus der GAV ausgetreten ist, habe ich ihr einen Brief geschrieben, den sie auch ausführlich beantwortet hat.
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