Literaturgefluester

2010-09-07

Saisonstart mit Angelika Reitzer

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:16

„Woran merkt man den Herbstbeginn, außer an den Temperaturen oder wenn man in den Kalender schaut?“, fragte Herwig Bitsche zur Eröffnung der Präsentation von Angelika Reitzers neuen Buch „unter uns“.
„Das am Abend Literaturveranstaltungen stattfinden!“, war die Antwort und mein Kalender ist, nachdem ich vom Land zurückgekommen bin, auch voll davon.
Mit dem Reitzer Buch hat es, nachdem mir der Residenzverlag eine Einladung schickte und Christiane Zintzen auf Ihren Blog, die Veranstaltung unter „Neues von Freunden“ angekündigt hat, begonnen und so bin ich um halb mit leicht unguten Gefühl zum „Phil“ in die Gumpendorfer Straße 10-12 gegangen.
Denn in dieser Lokalbuchhandlung habe ich, als ich im Vorjahr zur Präsentation der Wortlaut-Anthologie wollte, eher schlechte Erfahrungen gemacht. Das heißt, die viele Jugend davor hat mich abgeschreckt. Diesmal war es besser, ist Angelika Reitzer ja schon Ende Dreißig und das zu ihr strömende Publikum auch so alt.
Einen Platz zu finden war trotzdem schwer, ich hab ein paar Mal umsonst gefragt, bis ich bei Hanno Millesi einen freien Sessel entdeckte. Linda Stift und Daniela Strigl habe ich auch noch gesehen.
Clemens J. Setz, der ein wenig jünger ist, hat eingeleitet und bei dem Familienroman ohne Familie, wie das Buch vom Verlag angekündigt wurde, von den prekären Verhältnissen gesprochen, auf die die Kritiker Angelika Reitzer festlegen würden.
Denn der zweite Roman, der 1971 in Graz geborenen Autorin beginnt mit einem Familienfest, das ein Abschied ist.
Clarissas Eltern steigen aus, verlassen ihr Wirtshaus und ihre Kinder. Clarissa, die Assistentin der Geschäftsführung tut das auch und zieht sich in den Keller des Hauses ihrer Freunde Klara und Tobias zurück.
Den Beginn des Buches hat Angelika Reitzer vorgelesen und dann noch das dritte Kapitel in dem es um zwei Personen geht, die sich um die Hauptfigur Clarissa ranken, nämlich Kevin und Marie, einem Filmemacher und einer Galeristin, die miteinander in die Volksschule gingen und sich jetzt durch ihre sozialen Netzwerke wiedertrafen.
Danach gab es ein Gespräch zwischen Clemens J. Setz und Angelika Reitzer, in dem es um mögliche Vorbilder, wie Gertrude Stein ging und darum, daß es sehr traurig ist, wenn sich eine Figur aus dem Leben zurückzieht und in den Keller geht und, daß das nur auszuhalten ist, wenn man um sie herum, ein Kaleidoskop von schillernden Gestalten, wie Kevin und Marie, Tobias und Klara, die Paradehausfrau, die in ihren zwei Kinder aufgeht, aufbaut.
Clemens J. Setz meinte, daß es sehr gütig von Angelika Reitzer wäre, daß es diese Figuren aber auch sehr schwer haben, weil sie das Leben schon aus so vielen Büchern und Filmen kennen, daß sie gar nicht mehr spontan sein können und zitierte amerikanische Elternkurse, wo Mütter lernen, wie und warum sie ihre Kinder liebhaben sollen.
Das muß schiefgehen meinte er und der hippe Freundeskeis, um die ausgestiegene Clarissa lebt auch in brüchigen Distanzverhältnissen.
Ein bißchen habe ich mir, die ich mich ja öfter mit Aussteigern beschäftigte, bei dem Gespräch schwer getan, da ich das sicher psychologischer, als die beiden Germanisten, Angelika Reitzer hat ihre Diplomarbeit über die Jandlsche Poetik geschrieben, sehe.
So hat Clemens J. Setz aus der göttlichen Komödie zitiert und Angelika Reitzer von den großen Vorbildern, die einem beim Schreiben über die Schultern sehen und, daß man das als Autor ja nicht wollen kann, gesprochen.
Interessant war es doch, bei einer Sprachkünstlerin, als die ich Angelika Reitzer kenne, soviel prekäre Psychologie zu finden, aber das ist vielleicht die Realität der Dreißig-bis Vierzigjährigen und Angelika Reitzer kenne ich sehr gut und habe schon öfter über sie geschrieben. Dann war ich im Literaturhaus, als sie den Priessnitzpreis bekommen hat und dreimal bei ihren Textvorstellungen in der alten Schmiede.

2010-09-06

Evelyns Fall

Filed under: Uncategorized — jancak @ 15:38

Im zwölften Mira-Valensky-Krimi „Evelyns Fall“ greift Eva Rossmann im europäischen Jahr zur Bekämpfung der Armut und sozialen Ausgrenzung“ und in Zeiten der Wirschaftskrise ein aktuelles Thema auf.
Evelyn Maier, zweiundvierzig, Sozialhilfeempfängerin, über hundert Kilo schwer, Diabetikerin mit kaputten Gelenken, die, seit sie aus ihrer Sozialwohnung delogiert wurde, in dem Häuschen der verstorbenen Tante, das noch ein Plumpsklo hat, in Lissenberg wohnt, wofür sie bei der Cousine, die es ihr vermietete, putzen muß, ist gegen den Ofen gefallen und daran verstorben.
Für die Polizei und das „Magazin“ zu unwichtig, um sich extra damit zu beschäftigen, für Evelyns Tochter Celine, die Gesang und Psychologie studiert und mit Vesna Krainers Tochter Jana befreundet ist, ist es das nicht.
Sie ist fest davon überzeugt, daß ihre Mutter ermordet wurde, ist doch auch ihr Handy verschwunden und so bittet sie Mira Valensky und Vesna Krainer, sich mit dem Fall zu beschäftigen.
Mira Valensky läßt sich von der Polizei die Handyspeicherkarten geben und erfährt, das Evelyn Maier, die einmal jung und schön, sowie ein aufstrebendes Gesangstalent war, das sich bei den „three friends“ die ersten Loorbeeren ersungen hat, am Schluß so einsam wurde, daß sie mit ihren Handy kommunizierte, es „Liebling“ nannte und sich selbst beim Essen von Reis und Ketschup filmte.
So weit so trist, aber vielleicht nicht ungewöhnlich, die Caritas wird mehrere solcher Geschichten erzählen können, aber als Mira das kleine Häuschen nach Spuren untersucht, wird sie niedergeschlagen und zu einer toten Ratte gesperrt.
Sie läßt sich davon nicht abschrecken, spricht mit einer Nachbarin, die von vermehrten Alkoholkonsum und Männerbesuchen mit großen schicken Autos spricht. Das erstere ist erlogen, war Evelyn seit ihre Karriere durch den Tod von Hubert Osthof, einer der drei Freunde und damaliger Liebling, so geschockt, daß sie nie mehr Alkohol anrührte, ein Maybach, das ist ein Rollce Royce ähnlicher Luxus Mercedes, wie ich mir sagen ließ, ist aber mehrmals vor dem schäbigen alten Häuschen, das man eigentlich in einer Romasiedlung oder im Kosovo vermuten würde, gestanden.
Mira und Vesna finden heraus, das er dem dritten Liebling und inzwischen erfolgreichen Autohändler Hans Tobler gehört, der Evelyn zufällig in einen Supermarkt wiedertraf und ihr helfen wollte, was sie sich aber nicht ließ.
Trotzdem bekommt Mira bei einem Treffen mit einem Gerichtsvollzieher heraus, daß Evelyn in ihren letzten Tagen sehr zuversichtlich war, von plötzlichen Reichtum und einer Änderung in ihrem Leben gesprochen hat.
So weit die Handlung, die uns ein wenig in das arme Österreich führen soll, von dem die Caritas und Armutsforscher Schenk schon lange sprechen.
Das „Magazin“ beschäftigt sich in Zeiten, wie diesen mit der Wirtschaftskrise und will eine Serie über „Krisengewinner“ herausbringen. So besucht Mira schicke Secondhandboutiquen in denen Ministerinnen und andere Promis ihre fast ungebrauchten Markenkleider verkaufen und macht Interviews mit Ministern, die mit dem Fahrrad, statt mit dem Dienstwagen zur Arbeit fahren oder mindestens so tun. Währenddessen veranstaltet der Maybachfahrer Hans Tobler eine superschicke Party in seinem Autohaus, bei der man sowohl Hotdogs, als auch Hummer, Garnelen und Champagner genießen kann und Mira Valensky, die ja auch der Mittelschicht angehört, verwöhnt ihren Luxuskater Gismo mit schwarzen Oliven und kocht zum Abendessen warmen Ziegenkäse auf Fladenbrot, Trüffelnudeln und rosarot gebratenes Lamm mit Kirschparadeisern, gehört das ja zu den Markenzeichen der Valensky-Krimis.
Trotzdem ist das Buch hervorragend recherchiert, man erfährt einiges über das Leben in Österarm, obwohl das Ganze vielleicht in eine nicht sehr glaubwürdige Klischeegeschichte gepackt ist, denn die Töchter der Sozialhilfeempfängerinnen studieren üblicherweise nicht Psychologie und gewinnen auch keine Gesangswettbewerbe, Luxusautos stehen selten vor ihren Türen, Lottogewinne sind eher eine unerfüllte Illusion und das Übergewicht, meistens die Begleiterscheinung von Psychopharmaka gegen Depression und Angststörungen.
Trotzdem ist es wichtig darüber Bescheid zu wissen, der Krimi ist, auch wenn er am Klischee vorbeimarschiert, spannend zu lesen und Eva Rossmann eine sehr engagierte Autorin, die wichtige Themen in ihre Geschichten packt, dabei nur sanft andeutet und nie wirklich gewalttätig wird, was mir sehr sympathisch ist. So habe ich auch alle zwölf Mira-Valensky-Bücher gelesen und greife immer wieder gern danach, auch wenn das Schema, nachdem sie geschrieben werden, zu erkennen ist.
„Wahlkampf“ und „Freudsche Verbrechen“ haben mir am besten gefallen. „Kaltes Fleisch“ und „Leben lassen“ weniger. Bei diesen weiß ich nicht so genau. Denn die neue oder alte Armut ist ein Thema, das mich sehr interessiert, die Geschichte spannend, die Handlung ein bißchen trivial, die Figur der Evelyn sehr realistisch beschrieben.
Daß die eigentlichen Hauptpersonen dann wieder die Autohändler mit ihren Bodyguards und die Wirtschaftsforscher, die ihre Frauen schlagen und die mächtigen Ex-Minister werden, enttäuscht vielleicht und ein bißchen hat die Wirklichkeit, die Realität durch die bedarfsorientierte Grundsicherung, die es seit 1. 9. bei uns gibt, überholt. Zumindest werden jetzt alle eine E-Card haben und sich vor den Sprechstundenhilfen nicht mehr genieren müßen und das Buch wird am Mittwoch im Caritslager Carla am Mittersteig und nicht in einem superschicken Autosalon vorgestellt.
Und in Zeiten, wo nicht mehr alle studieren oder aufs Gymnasium dürfen, Unternehmensberater Betriebe durch Entlassungen gesundschrumpfen und man ab Fünfzig, sowieso keine Arbeit mehr findet, gehören übergewichtige Frauen mit kaputten Gelenken wahrscheinlich mehr zur Norm, als schicke Maybach fahrende Autohändler, zumindestens kenne ich von den ersteren mehr.

2010-09-05

Zweimal Volksstimmefest

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:18
Andrea Maria Dusl

Andrea Maria Dusl

Hilde Schmölzer

Hilde Schmölzer

Gestern und heute gab es das 64. Volksstimmefest auf der Jesuitenwiese im Wiener Prater und die linke Wort Lesung zum Thema „Abgeschoben. Rassismusrepublik Österreich“, dazu gibt es ja sehr viel zu sagen, dennoch habe ich mich für die Hochschulpolitik entschieden, da mir der nicht mehr freie Hochschulzugang sehr am Herzen liegt und mich für die „Der Schmerzansichten der Kätzin Morana“ entschieden, obwohl es Arigona Zogaj, wie man in News und Österreich lesen kann, nicht mehr schaffen wird, bis Schulanfang nach Österreich zurückzukommen und diese Woche im Parlament die Anwesenheitspflicht von Asylwerbern beschlossen wurde und sich die Schwarzen mit den Roten nur noch darüber streiten, ob das jetzt so oder Mitarbeitspflicht heißen wird.
Aus Harland zurückgekommen bin ich gestern nach vier in Richtung Siebensternbühne gegangen, die früher Jura-Soyfer-Bühne hieß und habe Hilde Schmölzer getroffen, die mir zuerst sagte, daß ich zu spät sei, um mir anschließend mitzuteilen, daß es wegen einem technischen Gebrechen erst später anfangen wird.

Ruth Aspöck

Ruth Aspöck

Erwin Riess

Erwin Riess

Die Lesung hat dann um halb fünf begonnen, ich hätte als zehnte lesen sollen. Fünfzehn Lesende standen am Programm, aber Petra Ganglbauer, Stephan Eibel-Erzberg und Traude Korosa sind nicht gekommen, so hat Güni Noggler mit einem Gedicht aus seinem neuen Gedichtband, das er Edith West widmete, die ihm dafür das Vorwort geschrieben hat, begonnen und eine Geschichte gelesen, die mit den Worten „So gesehen hat Frau Zogaj noch Glück gehabt“ begann und ein drittes Reich ähnliches Szenario des Jahres 1915 schilderte, in dem man in ein Arbeitslager kommt, wenn man länger als drei Monate arbeitslos ist und zu Hochzeiten die Memoiren der Maria Fekter verteilt werden und Andrea Maria Dusl, die eigentlich erst später lesen sollen, hat einen Text verlesen, in dem behauptet wurde, das alles nicht geschehen wäre, hätte man Franz Hebenstreit nicht 1795 beim Schottentor hingerichtet, dann verschwand sie. Hilde Schmölzer setzte mit einem Text, der die sexistische Seite des Rassismus beleuchtete fort, während Ruth Aspöck eine andere Utopie des friedlichen Zusammenlebens beleuchtete und da plötzlich auch einige andere, die nach mir lesen sollten, lasen, Erwin Riess mit einem Kapitel aus „Herr Groll und der rote Strom“, Grace Marta Latigo aus ihrem Leben in Wien, befürchtete ich schon, daß ich es nicht mehr schaffen würde, vor dem Regen dranzukommen, ich schaffte es aber, so daß ich meine „Schmerzansichten“ als vorvorletzte las, vor mir haben Helmut Rizy sein Dramolette Nummer vier von den vier Zurückgebliebenen, Wolf Goetz Jurjans der
Spitzenkanditat von Margareten aus einem Roman und Manfred Bauer gelesen, nach mir Benjamin Turecek aus einem Theaterstück und Peter Clar, der junge Dichter, den ich vor zwei Jahren beim Volksstimmefest kennenlernte, wieder zwei sprachlich anspruchsvollene Texte zum Thema.

Fritz Widhalm & Ilse Kilic

Fritz Widhalm & Ilse Kilic

Helmut Rizy, Grace Marta Latigo

Helmut Rizy, Grace Marta Latigo

Nachher gab es Kaffee und Kuchen und ein Sigi Maron Konzert auf der Jura-Soyfer-Bühne. Heute waren wir zuerst im Gartenhaus, dann auf der Mostalm Mittagessen, so daß ich durch einen Stau am Gürtel bedingt, noch später auf die Jesuitenwiese gekommen bin und die Lesungen von Eugen Bartmer, Gerald Grassl und Rudi Lasselsberger versäumte. Ich bin gerade zu der von Lale Rodgarkia-Dara zurechtgekommen, die sehr rasant und flott von einer politischen Paranoia gelesen hat, in die man geraten kann, wenn man als halbe Iranerin in Wien lebt, so habe ich es jedenfalls verstanden. Heute waren überhaupt sehr viele Utopien dran, folgte dann Mieze Medusa, die in ihrer Geschichte in Shanghai um wirtschaftliches Asyl ansuchte und in umgekehrter Weise ein ähnliches Szenario schilderte, wie Güni Noggler, dann folgte noch ein Rap auf Wien zur Wiener Wahl.

Eva Jancak

Eva Jancak

Peter Clar, Benjamin Turecek

Peter Clar, Benjamin Turecek

Mechthild Podzeit-Lütjen hat vorher in einem Text von Ernesto Cardinal von einem utopischen Havanna gelesen, in dem alle glücklich sind, weil es keinen Kapitalismus und Neoliberalismus gibt, das habe ich zwar schon anders gehört, es klang aber sehr beeindruckend und Dieter Schrage schilderte die Erlebnisse eines Piefkes mit dem Amtsrat Wopratatsch von der Fremdenpolizei mit dem er über Fußball diskutierte, weil der ihn immer hinbestellte, da seine Aufenthaltserlaubnis nur für drei Monate galt, der ihm aber durchaus Intelligenz beschied, so daß er studierte, Museumsdirektor und auch Österreicher wurde. Trotzdem bestellte man ihm auf das Amt und wollte ihn, als er nicht kam, sogar aus Österreich abschieben.
Marlene Streeuwitz hat aus einem älteren Buch gelesen und dazu gesagt, daß sich seit dem Erscheinen des Buches die Fremdengesetze verändert haben, so daß die Geschichte nicht mehr stimmt und es auch eine Aufgabe des Künstlers ist, darauf zu reagieren, dann kamen Florian Haderer und vier DialektautorInnen vom Morgenschtean, die sehr beeindruckend waren und am Schluß Rolf Schwendter mit einem Gedicht zur Abschiebepolitik.

Publikum

Publikum

Eva Jancak, Rudi Lasselsberger

Eva Jancak, Rudi Lasselsberger

Dann gab es wieder Kaffee und Kuchen und einen Festpass mit dem man sich eine CD, ein alkoholfreies Getränk und einen Ouzo holen konnte, gab es auch und weil Leselustfrust vor kurzem Michael Köhlmeiers Erzählung „Sunsrise“ besprochen hat, habe ich mir dieses Hörbuch ausgesucht.

2010-09-03

Putzen, Zdenka Becker und Thalia-Besuch

Filed under: Uncategorized — jancak @ 16:20

Nachdem wir Mittwochabend nach Harland gefahren sind, bleiben zwei Tage zum Putzen, denn Morgen ist ja das Volksstimmefest und da geht es zurück nach Wien. Zum Putzen gibt es auch eine Anekdote, denn das tue ich immer zu Weihnachten, zu Ostern und nach der Sommerfrische besonders gründlich. Also alles Aufwaschen, Bett abziehen, Bad und Klo ect. Der Alfred mag das nicht so sehr und als ich das am Ostermontag 2004 machte, bevor wir zum Osterspaziergang in den Bezirk Landstraße fuhren, gab es Streit. Wir sind ein bißchen zu spät gekommen und als wir in die Landstraße Hauptstraße einbogen, ist uns ein Radfahrer auf dem Gehsteig entgegengekommen, der meiner Meinung nach unter ziemlichen Drogeneinfluß stand, der hat sich mit dem Alfred oder der Alfred mit ihm angelegt. Ich habe den Alfred weggezogen und wir haben den Konflikt um das Putzen der Hilde Schmölzer am Abend im Gasthaus zum Silbernen Kanderl erzählt, die mich erstaunt anschaute und sagte, sie mache das nicht, aber wenn man keine Putzfrau hat…
Jetzt hab ich, um Streß zu vermeiden am Vormittag Bad und Klo geputzt und aufgewaschen, danach überlegt, wohin ich mit dem Rad fahre, da es ja ein paar Stunden dauert, bis man die Räume wieder benützen kann. Da ist mir nur St. Pölten und ein Mittagessen beim Mc Donald eingefallen, obwohl ich schon gestern in diese Richtung gefahren bin. Also das Moleskine zum Notizenmachen eingepackt, das Rad bei der Brücke im Regierungsviertel abgestellt und die Wienerstraße hineingegangen. Beim Cafe Schubert saß dort, wo ich vor vierzehn Tagen, die Doris Kloimstein getroffen habe, Zdenka Becker, die zweite in St. Pölten lebende Literatin, die ich kenne und ich habe sozusagen ein Abschlußhighlight bekommen.
Denn die in Bratislava aufgewachsene und 1974 der Liebe wegen nach Österreich emigrierte, lebt seit 1983 in St. Pölten-Radlberg und ist literarisch sehr erfolgreich. Sie hat, wie ich einen Text in der ersten auf Hindu erschienenen Österreich-Anthologie und den Kontakt zum Übersetzer Amrat Mehta aufgenommen. Seither gibt es ihre Bücher auch auf Hindu, auf Deutsch sind die „Töchter der Roza Bukovska“ bei Residenz „Taubenflug“ bei Picus erschienen. Das nächste Buch wird, hat sie mir verraten, im Frühling bei Picus erscheinen. Anschließend bin ich in die Thalia Buchhandlung gegangen und das war auch interessant. Die Buchhändlerinnen sehr freundlich, es gibt schon einen Tisch mit Büchern argentinischer Autoren, denn die werden heuer in Frankfurt Gast sein und auch sonst lag ziemlich alles auf, was Rang und Namen hat.
So habe ich mich mit Burhard Spinnens „Auswärtslesen – Mit Literatur in Schulen – Eine Litanei“, auf die runde Lesebank gesetzt und das Buch ist sehr interessant, ist der 1956 geborene Schriftsteller und langjährige Jurysprecher beim Bachmannpreis ja ein sehr selbstbewußter Mann, redegewandt und über allem Lesen und Schreiben stehend. Auch er geht auf Lesetourneen und schreibt darüber. Denn das Lesen in Schulen ist anders, als das in Literaturhäusern, wo die literarisch Interessierten freiwillig kommen und sich freiwillig den ungeschriebenen Regeln aussetzen.
Die Schüler müßen es, bzw. sind schon da, Burkhard Spinnen kommt zu ihnen und wird in neun von zehn Fällen von einer Lehrerin eingeladen. Was er bedauert, da die Schüler dadurch, wie er meint, keine männlichen Lesevorbilder haben. So lümmeln sie herum, halten sich am Händchen, wippen mit den Füßen ect und wenn sie Fragen an den Autor haben, dann nur die, „Wieviel Bücher haben Sie geschrieben, woher nehmen Sie die Ideen und kann man vom Bücherschreiben leben?“, als wenn das vorher eingeübt worden wäre. In der Pause laden die Lehrer ins Lehrerzimmer zu Brötchen und Kaffee und fragen den Autor, wie man die Schüler zum Lesen längerer Texte bringen kann?
„Man kann nicht!“, antwortet der Literaturgewaltige, man muß sie schon durch Vorbilder im Elternhaus erziehen und spricht von seinen zwei halberwachsenen Söhnen, die auch lange brauchten, bis sie begriffen haben, daß hinter Buchtiteln Menschen stehen und die Schule ist nicht dazu da, den Literaturnachwuchs zu fördern, sondern den Schülern das Sprechen beizubringen.
In ca einer halben Stunde habe ich das Buch durchblättert, denn der Inhalt war mir, die ich an Krankenpflegeschulen Psychologie unterrichtet habe, nicht sehr neu und einmal habe ich auch in einer Schule gelesen. Im Gymnasium in der Rahlgasse natürlich, eingeladen von der Frau Millner, die einige Zeit Praktikantin bei Annas Deutschlehrerin war und den Schülern ein paar Seiten Literaturauschnitte brachte. Vom Werner Kofler war etwas dabei.
„Da gibt es noch den Gerhard von der GAV!“, sagte die Anna und die Frau Millner wunderte sich, woher sie das wußte. So kam ich zu einer honorierten Schullesung und wunderte mich, daß das so einfach ging, bis ich kapierte, welche Rolle die Frau Millner im Wiener Literaturbetrieb spielte und die Lesung, sie war, glaube ich, 1998 oder so, war sehr interessant. Ich habe ein paar Stellen aus dem „Tod eines Jurymitglieds“ gelesen, die Frau Millner hat mich sehr gut eingeführt, die Schüler sind nicht herumgelümmelt, sondern haben zugehört und ein junger Mann namens Simon, hat mir, wie mir schien, sehr interessante Fragen gestellt. Die Anna meinte später zwar, er hätte mich verarscht, ich habe es aber ernst genommen.
Burkard Spinnes „Auswärtslesen“ ist sicher ein interessantes Buch, auch wenn es von dem Literaturgewaltigen, der ohnehin schon alles weiß, leicht und locker dahingeschrieben wurde. Denn die Schulen konfrontieren die Schüler im Deutschunterricht wirklich mit der Literatur und an ein paar Interessierten, die später sicher auch in Klagenfurt lesen wollen, bleibt es hängen, für die meisten anderen ist es fad und uninteressant und wenn man einen bekannten Namen oder zufällig seine Tochter in der Klasse der interessierten Deutschlehrerin hat, wird man eingeladen.
Die Thalia Buchhandlung war jedenfalls voll von interessanten Büchern und da ich auf das Trocknen der Böden wartete, habe ich mich umgeschaut. Thomas Lehr Langlistenbuch „September-Fata Morgana“ war dabei, Michael Köhlmeiers „Madalyn“, Norbert Gstreins „Die ganze Wahrheit“. Angelika Reitzers „unter uns“ ein Familienroman ohne Familie, den sie mit Hilfe des Wiener Autorenstipendiums geschrieben hat und der am Dienstag im Phil in der Gumpendorferstraße um 20 Uhr vorgestellt wird, habe ich mir aufmachen lassen, sowie Janet S. Charles „Mond über Odessa“, das einen liebevollen Blick auf Online Bräute wirft.
Eva Rossmanns „Evelyns Fall“ gab es auch in großen Stößen, das hätte ich mir auch aufmachen lassen können, da es in Wien aber schon im Badezimmer liegt, habe ich darauf verzichtet.
Das Programm von „Rund um die Burg“ gibt es auch schon. Da lesen sowohl O. P. Zier, als auch Eva Rossmann in der Kriminacht und dann gibt es noch etwas Besonderes, nämlich eine Aktion die „StadtLesen 2010“ heißt – Lesegenuß unter freiem Himmel bei freiem Eintritt in allen Landeshauptstädten www.StadtLesen.com.
Da wird in St. Pölten am Rathausplatz vom 23. – 26. September Barbara Frischmuths „Die Kuh, der Bock, seine Geiss und ihr Liebhaber“ und in Wien im Museumsquartier vom 30. September – 3. Oktober Michael Niavaranis „Vater Morgana“ vorgestellt und das Ganze scheint so etwas Ähnliches, wie die offene Bücherkastenlandschaft auf dem Siebenbrunnenplatz der KPÖ Margareten zu sein.

2010-09-02

Lesetheaterfestveranstaltung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 08:56
Publikum

Publikum

Die Eröffnungsgala zu zwanzig Jahre erstes Wiener Lesetheater hat gestern im Festsaal des Bezirksamtes Landstraße stattgefunden, in dem Bezirk, wo 2004 der Osterspaziergang war. Darüber gab es auch eine Fotoausstellung und weil Werner Grüner, der beides organiserte, gestern verhindert war, habe ich mich mit diesen Osterspaziergang, der der erste war, an dem ich teilgenommen habe, auseinandergesetzt.
Manfred Loydolt, der die Gala organisierte, hat ab 14:30 zu einem Brainstorming eingeladen und wollte mich zum Osterspaziergang und andere besondere Lesetheaterveranstaltungen, sowie die zwölfjährige Selma Oerge zu der Sicht der Jugend interviewen.
Das sollte ein bißchen vorbereitet werden, leider gab es in dem großen, schönen, alten Festsaal kein Mikrophon und ich habe eine eher leise Stimme und keine Sprechausbildung.
Ansonsten war es ein sehr schönes, vielfältiges Programm in einunddreißig Punkten, das Manfred Loydolt zusammengestellt hat. Er und Silke Rosenbüchler, die ich kenne, seit sie 1999, den Lise Meitner Preis gewonnen hat und die jetzt in Oberösterreich lebt, haben moderiert und begonnen hat es mit Manfred Loydolt am Klavier und einer Brechtadaptierung.
Dann haben Christian Schreibmüller und Elisabeth Chovanec eigene Gedichte gelesen, bevor begrüßt und für das Buffet gedankt wurde. Sehr viel Ehrengäste waren nicht zu sehen, nur eine Dame vom Kulturforum Sandleiten, aber viele Lesetheaterinteressierte. Dann kam Ottwald John mit einer großen Rolle auf die Bühne und hat über die erste Leseaufführung berichtet.

Christian Schreibmüller, Elisabeth Chovanec

Christian Schreibmüller, Elisabeth Chovanec

Manfred Loydolt wünschte sich ja Anekdoten und das Lesetheater wurde vor zwanzig Jahren von Manfed Chobot, Hansjörg Liebscher, Manfred Chobot, Brigitte Guttenbrunner, Evelyn Holloway und natürlich Rolf Schwendter gegründet und ist seither ein wichtiges Stück Wiener Untergrundkultur, wo sich Autoren, Schauspieler und interessierte Laien treffen und mit viel Engagement und wenig Geld sehr viel auf die Beine stellen, was sonst nicht möglich wäre.
Alle außer, die von rechts, können dabei mitmachen, brachte es Manfred Loydolt auf den Punkt und so kamen auch gleich vier Mitgliederinnen der Frauen lesen Frauen Gruppe und brachten Elfriede Gerstls Kurzhörspiel „Berechtigte Fragen“.
Anekdoten gab es über eine offenbar zu lange „Don Carlos“ Aufführung, wo das Publikum eingeschlafen ist, aber ich erinnere mich an einige Marathonveranstaltung, wie zum Beispiele die Lesung von Musils „Mann ohne Eigenschaften“ im WUK.
Manfred Loydolt wurde auch von einem scheinbaren Sandler zum Mitlesen aufgefordert, der sich dann als Dr.Dr.Dr. Subkulturforscher und Universitätsprofessor entpuppte.
„Rolf in der Einsamkeit bei Potz-Neusiedl“ war auch ein Punkt und die Geschichte, wo die Kronenzeitung groß mit Qualtinger Bild über eine Helmut Qualtinger Lesung berichtete. Da kam auch Publikum, nur peinlich, daß sich dieses „Und wo ist jetzt der Qualtinger?“, erkundigte.
Manfred Chobot, auch ein Gründungsmitglied des Lesetheaters, hat sich über die Männer und Frauensprache in „Eine Textin für das Sprechen“ auseinandergesetzt, war aber selbst nicht da.
Lilo Perchthold las ein Stück aus Sigmund Freuds „Das Unbehagen in der Kultur“ und Pia Taibl die Katzengeschichte „Drei Wünsche“, denn Katzen sind auch ein großes Thema beim ersten Wiener Lesetheater.
Was gehört noch dazu? Der Kaffeeklatsch und das Kuvertieren, denn Rolf Schwendter ist ja einer, der alles mit der Hand schreibt und das Programm des ersten Wiener Lesetheater ist das sogenannte „Lesezeichen“, wo die Veranstaltungen in Schnipseln angekündigt werden, einmal im Monat trifft man sich in einem Kaffeehaus und kuvertiert. Inzwischen gibt es auch das Internet und eine Homepage www.lesetheater.at, aber das ist eine Besonderheit des Lesetheaters und das „Lesezeichen“, gehört zu den Sammelstücken.

Silke Rosenbüchler, Eva Jancak, Manfred Loydolt

Silke Rosenbüchler, Eva Jancak, Manfred Loydolt

Dann hab ich ein bißchen was über den Osterspaziergang und die Ausstellung erzählt, auch, daß ich die Lesetheatergründung in der GAV mitbekommen habe, als Autorin davon angezogen wurde und meine Ersterfahrung eine „Blaue Stunde“ war, wo Eva Fillipp einen meinen Texte las, die „Blaue Stunde“ ist eine Veranstaltung, die, wie Rolf Schwendter später ausführen sollte, 1994 gegründet wurde.
Inzwischen gibt es ein Dreiergremium für die Entscheidungen, das aus Eva Fillipp, Rolf Schwendter und Susanne Schwarz-Aschner besteht, das verlas die Namen der verstorbenen Mitglieder und da waren nicht nur Rudolf Sladky, sondern auch Elfriede Gerstl, Gerd Jonke, Gerhard Kofler, Andreas Okopenko dabei und Doris Haubner, an die ich mich von der Nestroy Marathonnacht im Künstlerhaustheater erinnere, dann gab es, glaube ich, noch eine Literaturhausveranstaltung, wo es um Flüsterwitze ging, die während des dritten Reiches im BBC gesendet wurden.
Eine Anekdote, die ich fast vergessen hätte, wäre noch, daß einmal jemand, der sich sonst nicht so für Literatur interessiert, begeistert mit dem Autogrammbuch zu einer Veranstaltung kam und enttäuscht wurde, weil er diese Waltraud Haas nicht finden konnte, was ja auch ein Trauma ist, immer diesbezüglich verwechselt zu werden.
Das Gündungsmitglied Evelyn Holloway, die in England lebt und ihre Gedichte zuerst auf Englisch schreibt , hat aus ihrem neuen Band, der bei Wieser erscheinen wird, einige Proben gelesen.

Susanna Schwarz-Aschner, Eva Filipp, Hahnrei Wolf Käfer, Rolf Schwendter

Susanna Schwarz-Aschner, Eva Filipp, Hahnrei Wolf Käfer, Rolf Schwendter

Zur Vorstellung der Poetnight und des Chansonabends ist es nicht mehr gekommen, es gab aber eine Lesetheaterhymne von Ingrid Jantzen und Richard Matula und Rolf Schwendter hat natürlich wieder eine seiner berühmten Gedichtballaden auf „Zwanzig Jahre Lesetheater“ gemacht.
„Und es ist nichts los in der Kulturpolitik – in der Kulturpolitik ist nichts los..“
Im Lesetheater aber sehr viel, denn es lasen noch Susanne Schneider, es gab ein Dramolette von Hahnrei Wolf Käfer aufgeführt mit Eva Fillipp, Susanne Schwarz-Aschner und Rolf Schwendter „Die Krise im Gemüse“ und das Überraschungsfinale mit Eva Fillipp, Helga Golinger und Susanne Schwarz-Aschner, das die Verabschiedung und die Danksagung an Silke Rosenbüchler unterbrach.
Damit habe ich einiges ausgelassen, die Zeit war aber schon überzogen und Manfred Loydolt hatte seine liebe Mühe, den Besuchern einzutrichtern, daß nur im Nebenkammerl, wo das Buffet errichtet war, gegessen und getrunken werden durfte. Dort gab es ein Gedränge um Wein, Aufstriche und das Ströckgebäck, das Ausstellungskammerl, durch das ich führen sollte, war lange leer, als sich endlich der Dr. Molt dafür interessierte, waren die Fotos, die von Alfred, Thomas Fröhlich und den Makomaskis stammen, schon abgeräumt, zum Glück hatte ich ein paar eigene mit.
Es gab ein kleines Honorar, denn inzwischen hat das Lesetheater Subventionen, man sollte sich auf Ottwald Johns Rolle unterschreiben, dann drängte Manfred Loydolt schon zum Aufbruch, weil das Bezirksamt geschlosen werden mußte.
Und Judith Gruber-Rizy, die mit Hilde Langthaler, Ruth Aspöck, Elfriede Haslehner ect. im Publikum war, klärte mich darüber auf, daß die Lesetheaterveranstaltungen in den Städischen Büchereien im „Lesezeichen“ ausgeschrieben waren, man konnte sich melden und es wurde ausgelost. Selber schuld, wenn man das „Lesezeichen“ nicht genau genug studiert.

2010-09-01

Ein Mann, ein Mord

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:26

Jetzt bin ich endlich dazugekommen Jakoub Arjounis 1991 erschienenen Krimi „Ein Mann, ein Mord“, ein Fund aus dem offenen Bücherschrank, der schon den ganzen Sommer in der Krongasse im Badezimmer liegt, auszulesen. Der 1964 in Frankfurt am Main geborene, ist mit seinen Kayankaya-Krimis Anfang der Neunzigerjahre berühmt geworden.
Zumindest kenne ich den Namen seit dieser Zeit, als wir 2005 bei Utes Geburtstagfest in Leipzig waren, gab es bei Hugendubel eine riesige TB-Abverkaufskiste, wo mir Alfred einige Bücher kaufte, ein Jakob Arjouni war auch dabei, den hat die Verkäuferin allerdings nicht als Abverkaufsexemplar durchgehen lasen.
So ist das 1991 eschienene „Ein Mann, ein Mord“ für das Jakob Arjouni 1992 den Deutschen-Krimi-Preis bekommen hat, der erste Kayankaya Krimi, den ich gelesen habe . Das 1985 erschienene „Happy Birthday,Türke!“ ist wohl das berühmteste und der in Frankfurt geborene Kemal Kayankaya, der glaube ich, nicht einmal Türkisch spricht, ist Privatdetektiv und ein Held mit der großen Schnauze und dem Herz am rechten Fleck. Am Anfang der Geschichte sitzt er in seinem schäbigen Büro, wartet auf Klienten (das habe ich schon mal bei Agatha Christie gelesen) und telefoniert mit seinem Vermieter Herr Kunze, der von ihm die Miete für das schäbige Loch haben will, dann kommt der Künstler Manuel Weidenbusch und sucht nach seiner verschwundenen Freundin Sri Dao Rakdee. Die kommt aus Thailand, hat in einem Buff gearbeitet, wurde von ihm freigekauft und soll, nachdem ihr Visum abgelaufen ist, abgeschoben werden. Dann kommt Herr Larsson und bietet gegen dreitausend Mark falsche Papiere an und als Weidenbusch bezahlt, wird sie einem grauen VW-Bus abgeholt und ist seither verschwunden.
Da Kayankaya einflußreiche Freunde hat, kann er im Eros Center Elbestraße recherchieren, geht später zur Fremdenpolizei, dort provoziert er die Beamtin, Sri Dao Rakdees Akt wird nicht gefunden, aber der gute Inspektor Klaase informiert ihm, daß in einer Villa in Gellersheim immer wieder Ausländer einquartiert werden sollen, es gibt zwar noch eine Spur, die in ein Schwulenpuff nach Dietzenbach führen soll, aber Kayankaya findet im Keller der Villa dreißig Teller mit Eintopfresten und einen Toten, den er im Garten vergräbt, dann gibt er sich als Gärtner aus und läßt sich vom Nachtclubkönig einen Scheck ausstellen, findet eine schöne Frau in seinem Auto und gerät schließlich mitten hinein in die Asylbewerber, die sich alle für dreitausend Mark in einen Keller einsperren ließen, um schließlich direkt von der Fremdenpolizei abgeholt zu werden.
Kayankaya informiert die Presse, bringt den Genarrten Geld und Schmuck zurück und legt sich auch mit seinen Hausbewohnern an, die für eine türkenfreie Gegend Unterschriften sammeln, am Schluß bezahlt er mit dem Scheck vom Nachtclubkönig, die Schulden bei Vermieter Kunze und die Welt ist wieder einmal ein Stück besser geworden, bis zum nächsten Krimi höchstwahrscheinlich. Aber die Wirklichkeit holt uns sowieso ein, denn das war ja 1989, wo der Krimi spielt, inzwischen haben wir 2010 und während ich das Buch gelesen habe, habe ich in den Nachrichten gehört, daß sich bei uns die Roten mit den Schwarzen streiten, ob die Tatsache, daß Asylwerber das Aufnahmezentum nicht mehr verlassen dürfen, Aufenthaltspflicht oder Mithilfepflicht heißen soll?
Wenn die Anwesenheit gewährleistet ist, ist ihr das Wort, mit dem das bezeichnet wird, egal, meinte die Frau Innenminister.
Zynismus pur, da wünscht man sich die freche Schnauze eines Kemal Kayankaya her und übrigens Jakob Arjouni ist nicht der Sohn türkischer Einwanderer, sondern eines bekannten Dramatikers.

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