Daß das neue literarische Quartier der Alten Schmiede höchstwahrscheinlich mit einer Veranstaltung über Ilse Aichinger im Oktober eröffnet wird, hat Kurt Neumann bei der letzten Alten Schmiede Veranstaltung im Juni angekündigt und so stand es auch im Programm.
Christiane Zintzen hat in ihrem in/ad/ae/qu/at aber schon gestern darauf hingewiesen, daß die Veranstaltung im Theater des Cafe Prückls, stattfinden wird und Ilse Aichinger wurde geehrt, weil Reinhard Urbach, der das Literarische Quartier 1975 gegründet hat, Ilse Aichinger zu der ersten bzw. zweiten Veranstaltung eingeladen hat. Die erste war ein Vortrag von Friedrich Heer und die heutige Veranstaltung mit dem Titel „Wo ich wohne“, wurde wieder von Kurt Neumann eröffnet, der die Tatsache, daß es noch keinen Strom im neuen Literarischen Quartier zu geben scheint und die nächsten drei Veranstaltungen woanders stattfinden werden, mit Dislozierung und Widersetzlichkeit eingeleitet, bzw. bezieht sich das schon auf Ilse Aichingers Werk. Dann kam Reinhard Urbach auf die Bühne und erklärte, warum er 1975 Ilse Aichinger eingeladen hat.
„Es war niemand anderer da!“, aber Ilse Aichinger lebte damals auch noch in Salzburg und Wien muß 1975 ein literarisches Kaff gewesen sein, in dem es außer der Gesellschaft für Literatur und gelegentlichen Lesungen in der Buchhandlung Herzog oder Berger nichts gegeben hat. Das hat sich inzwischen geändert und Ilse Aichinger lebt, glaube ich, in einem Pflegeheim und kann nicht mehr zu Veranstaltungen kommen, obwohl sie laut Wikipedia immer noch fast täglich in ihr Stammcafe am Michaelerplatz und ins Kino gehen soll.
Dann kam Franz Schuh mit einer kommentierten Lesung zu Ilse Aichingers Werk. Das heißt, er las ein paar Gedichte, einen Dialog, ein Stück aus der größeren Hoffnung“ und dann noch die Titelerzählung „Wie ich wohne vor“ und gab dazu seine philosophisch weltanschauliche Meinungen und dann gabs noch ein Radio Feature, das Kurt Neumann zu dem 1980 stattfindenden Aichinger Symposium „Ausschnitte, Impressionen, Assoziationen, Fragment für Rundfunkprogramm mit den Stimmen von Ilse Aichinger, Erich Fried, Peter Härtling, Klaus Hoffer, Richard Reichesperger ect. zusammengestellt hat, was sehr interessant und spannend war, obwohl das Publikum reihenweise den Theatersaal verließ, was vielleicht bedeutet, daß auch die Aufmerksamkeit der Alte Schmiede Besucher nicht unendlich ist.
Kurt Neumann rühmte jedenfalls Ilse Aichinger als eine, die mit literarischen Mitteln Erkenntnis schafft und setzte hinzu, daß er wohl wisse, daß ihr Name im Literaturleben inzwischen fast vergessen ist.
Ein Eindruck, der für mich nicht stimmt, obwohl ich weder bei der ersten Lesung noch bei dem Symposium war.
„Die größere Hoffnung“, habe ich aber schon vor langer Zeit gelesen. Dann in den Siebzigerjahren, das Interview über sie in Hilde Schmölzers Buch gelesen. Daß sie mit Günter Eich verheiratet war, weiß ich auch und war bei einer Präsentation der „Aufzeichnungen aus Georgien“ von Clemens Eich, ihrem Sohn in der alten Schmiede. Da saß sie in der erste Reihe und Clemens Eich ist 1998, in der Station Kettenbrückengasse auf die U-Bahnschienen gestürzt. Seitdem hat sie sich, steht in Wikipedia aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Ich habe aber mindestens zwei beeindruckende Erlebnisse, an die ich mich noch gut erinnern kann. Hat sie ja 2001 bei Rund um die Burg, vor Dietmar Grieser gelesen und war ein bißchen verspätet, so daß sie den Unmut der alten Damen, die ihren Liebling hören wollten, erregte und ich dachte mir, da sitzt eine der größten Dichterinnen und liest mit zitternder Stimme vor und später wird Dietmar Grieser in einem Buch darüber schreiben und alle werden begeistert sein.
Es gab dann auch die „Unglaubwürdigen Reisen“, die, glaube ich, im Standard erschienen sind und die große Kinoleidenschaft der alte Dame. Dann sind zwei Bücher in der Edition Korrespodenzen erschienen, da war ich bei einer Präsentation in der Beamtenversicherung und habe mich, was ich sehr selten tue, um ein Autogramm angestellt. Allerdings habe ich mir nicht das Buch gekauft, sondern mir die Unterschrift in das Programmheftchen der Edition Korrespodenzen geben lassen, was von den hinter mir Stehenden beanstandet wurde. Ich habe die Bücher dann vom Alfred zu Weihnachten bekommen und Anita C. Schaub hat mir erzählt, daß es sehr schwierig war, Ilse Aichinger zu interviewen, so daß ihr Portrait in dem FrauenSchreiben Buch nicht enthalten ist.
Es gab dann noch in der alten Schmiede eine Veranstaltung mit Ilse Aichingers Zwillingsschwester Helga Michie. Da war sie, glaube ich, nicht mehr dabei und 2007 eine Ausstellung von Fotografien von Stefan Moses im Literaturhaus. Das Plakat auf dem man Ilse Aichinger im karierten Kleid oder Bluse schreibend im Kaffeehaus sitzen sieht, habe ich im Wohnzimmer hängen und das Hörspiel „Knöpfe“ hat mir meine Cousine Elisabeth einmal zum Geburtstag mitgebracht.
Ich habe mich also ein bißchen mit der österreichischen Nachkriegsdichterin beschäftigt und finde ihr Werk, das von Richard Reichensperger, der inzwischen auch schon gestorben ist, herausgegeben wurde, sehr vielfältig. Mit den Ereignissen von nine elfen hat sie sich, glaube ich, auch als eine der Ersten befaßt.
2010-10-05
Hommage an Ilse Aichinger
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