Literaturgefluester

2010-10-16

65. Geburtstag von Alfred Komarek

Filed under: Uncategorized — jancak @ 02:11

Seit ich ich um ein Rezensionsexemplar von Ludwig Lahers Eilnleben gebeten habe, bekomme ich Einladungen zu Buchpräsentationen des Verlags, sowie die zu Alfreds Komareks Geburtstagfest, in die Zentrale des Hauptverbandes des österreichischen Buchhandels, in das schöne alte Haus, in dem ich im Juni anläßlich eines Buch-Wien- Jour-fixes, das erste Mal war. Diesmal wurde nicht nur Alfred Komareks Geburtstag, 5. 10. 1945, gefeiert, er hat von Gerald Schantin, dem Präsidenten des Hauptverbandes, auch das goldene Buch überreicht bekommen, weil sein fünfter Polt Roman fünfundundzwanzigtausend Mal verkauft wurde. Da bekommt man diese Ehrengabe, das hat der Hauptverband vor sechzehn Jahre eingeführt.
Aber erst bin ich in den ersten Stock gegangen, wo schon der Heurigenimbiß, den es nachher geben sollte, hergerichtet war. Ich habe mir ein Glas Wein geholt und bin herumgestanden. Nicht so verloren, wie damals beim Jour fixe, denn ein paar Leute habe ich gekannt. Gerald Schantin zum Beispiel, dann Valerie Besl, die die Laudatio gehalten hat, als Angelika Reitzer den Priessnitz Preis bekommen hat, aber zu Haymon gehört. Alfred Komarek natürlich und Chris Lohner, die die Laudatio gehalten hat. Nach einer Weile ist Gustav Ernst gekommen und hat gefragt, wen er kennen sollte?
Ich habe auf Alfred Komarek gezeigt, aber er hat den Kopf geschüttelt. Die Verlagsleute, habe ich noch gemeint und war erstaunt Gustav Ernst zu sehen, ihn hätte ich nicht erwartet. Es ist aber noch Daniela Strigl gekommen und hat sich in den Vortragssaal gesetzt. Dann ist es losgegangen mit der Begrüßung von Georg Hasibeder dem Programmleiter des Haymon-Verlags. Michael Forcher, den früheren Leiter, habe ich auch gekannt, denn der hat mir, als es noch den Siemens Literaturpreis gegeben hat, den ich nie gewonnen habe, die Anthologie, die der Haymon-Verlag herausgebracht hat, ein paar Mal geschenkt. Alfred Komarek, der sehr gerührt oder auch verlegen in der ersten Reihe saß, hat seine Geschenke bekommen, ein steinernes Buch von Michael Forcher und wurde fotogafiert, dann hielt die Schauspielerin Chris Lohner eine launige Rede, in der sie vor allem ihre pesönliche Beziehungen zu Alfred Komarek betonte.
Ich habe auch eine Beziehung zu ihr, allerdings ist sie nicht persönlich, nur interessant. Hat es doch vor Jahren in der Zeitschrift „News“ einen Aufruf von irgendeiner Kosemetikfirma gegeben, man soll ihr etwas zum Thema Alter schicken, dann bekommt man eine Creme und die aktuelle CD von Chris Lohner. Ich habe die Erzählung „Letzter Versuch“ hingeschickt und das Versprochene bekommen, obwohl es gar nicht um Literatur gegangen ist. Christ Lohner gab auf der CD Tips, wie man mit den unangenehmen Gefühlen, wie Geiz, Neid, Gier ect. umgehen soll und so hat es mich erstaunt, daß sie in ihrer Laudatio Alfred Komarek empfahl, das goldene Buch aufs Klo zu hängen, denn dorthin müßen alle Gäste und man wirkt bescheiden, obwohl man es gar nicht ist.
Gerald Schantin erklärte, was es mit dem goldenen Buch auf sich hat und überreichte es sowohl an Alfred Komarek, der eine spontane Dankesrede hielt, als auch an den Verlag, dann wurde das Buffet eröffnet und ich ging an Robert Schindel vorbei, den ich auch nicht erwartet hätte, aber der war einmal in der Jury des Siemens Literaturpreises.
Ansonsten bestand das Publikum, wie Alfred Komarek erwähnte, aus Freunden aus dem Ausseerland und das Weingut Himmelbauer hat den Wein ausgeschenkt. Der Heurigenimbiß bestand seltsamerweise neben kleinen Fleischkugeln und Käsewürfeln aus Wraps, aber die waren sehr gut. Und die guten Florentiner, weiß und schwarz, offenbar eine Spezialität des Hauptverbandes, die ich schon von der Buchwoche und der Buch-Wien kenne, hat es auch gegeben.
„Wie sind Sie hergekommen?“, fragte mich Gustav Ernst und ich sagte, ich habe eine Einladung und gehe sehr oft zur Literaturveranstaltungen.
Ich habe natürlich auch meine Alfred Komarek Erinnerungen. So hat er einmal nach Mitternacht aus einem Polt Roman bei „Rund um die Burg“ gelesen und ich bin dabei eingeschlafen. Als ich aufwachte, war die Lesung aus und ich enttäuscht, hatte ich doch die Pointe versäumt und einen Polt Krimi habe ich vom Alfred auch einmal zum Geburtstag bekommen.
Inzwischen gibt es auch die Daniel Käfer Romane und beim letzten Rund um die Burg hat er seine Lebenserinnerungen vorgestellt. Ich habe ein paar Wraps gegessen, Wein getrunken und am Heimweg in die Kunsthalle am Karlsplatz geschaut, wo Sigi Maron seine neueste CD vorstellte. Alfred war noch dort und hat sich mit Lisa Seidl unterhalten, es gibt eben viele Veranstaltungen im Wiener Literaturbetrieb.

2010-10-15

Alte Schmiede im Beisl

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:07

Wunschwelten und reale Verhältnisse – Entwürfe, Befunde und Parabeln in Zusammenarbeit mit der Galerie Wechselstrom und Buch im Beisl. Die Veranstaltung mit Reinhard Wegerth und Friedrich Hahn fand am Donnerstag am Yppenplatz statt und bei Buch im Beisl gibts jeden Donnerstag literarische Veranstaltungen.
Reinhard Wegerth hat mich zur Präsentation seines neuen Buches „Damals und Dort“ eingeladen und so bin ich nach der Korrektur der „Absturzgefahr“ und des Lesens von John Irvings „Witwe für ein Jahr“, das teilweise eine Schule des erfolgreichen Romanschreibens ist, an beiden Bücherschränken vorbei zum Brunnenplatz marschiert.
Ich bekomme die Einladungen zu Buch im Beisl schon lang, war aber noch nie dort, der der Brunnenmarkt ist ja ziemlich entfernt, obwohl ich als Kind mit meiner Mutter am Freitag immer dort einkaufen war und Veranstaltungen, wo man etwas konsumieren muß, beziehungsweise jemand mit einem Körberl am Eingang steht und provokativ „Danke!“, schreit, wenn man vorübergeht, versuche ich zu meiden. Diesmal wars aber Programm der Alten Schmiede und von höchster literarischer Prominenz besucht.
So hat sich Peter Henisch neben mich in einen der bequemen braunen Ledersessel gesetzt, daneben saß Katharina Riese. Andreas Renoldner und Ludwig Roman Fleischer, den Verleger von Reinhard Wegerth, habe ich neben Kurt Neumann, August Bisinger und Petra Messner von der Alten Schmiede noch gesehen. Reinhard Wegerth und Friedrich Hahn sind beide Moderatoren der Textvorstellungen und haben mich beide schon einmal dazu eingeladen. Reinhard Wegerth 2007 mit dem Wiener Stadtroman, Friedrich Hahn 2009 mit „Und Trotzdem“.
Jetzt haben sie neue Bücher in österreichischen Kleinverlagen. Herr Manfred vom Haus hat vor Kurt Neumann eingeleitet und gemeint, daß in der alten Schmiede, die Literatur weitab von jeder Überlegung einer ökonomischen Verwertbarkeit stattfindet, wie immer man das verstehen will, Kurt Neumann hat ihn auch berichtigt, Bücher werden verkauft.
Petra Messner hielt das Einleitungsreferat für den bei Sisyphus erschienenen Stimmenroman.
Reinhard Wegerth wurde 1950 geboren, war Mitbegründer von Frischfleisch und Löwenmaul und hat als Lektor beim Bundesverlag gearbeitet, wo er, wie ich gerade Wikipedia entnahm, die Reihe „Junge Literatur aus Östereich“ mitbetreute, von der ich vor kurzem einen Band im Bücherschrank gefunden habe und diese biografischen Angaben sind auch für seinen Stimmenroman sehr interessant, kommen diese Ereignisse darin ja vor und werden von Personen oder Dingen erzählt.
Personen oder Dinge erzählen Reinhard Wegerths privates oder politisches Leben. So zum Beispiel das Leiberl einer Mitarbeiterin eines Schreibbüros bei der er die Texte für die Zeitschrift schreiben ließ und die Jahreszahlen der politischen Ereignisse eines österreichischen Angehörigen der Alternativszene werden auch beleuchtet.
1977 ein Interview mit Kreisky, das angeblich zur Volksabstimmung bezüglich Zwentendort führte, 1989 der Fall des Eisenen Vorhangs, 2000 die Angelobung der blau schwarzen Regierung, die unterirdisch in die Hofburg marschierte, um sich vor den Eiern und Tomaten aus Beamtenaktenkoffern zu schützen.
Interessant eine Autobiografie auf diese Art und Weise zu erzählen, Reinhard Wegerth las auch noch mit sehr bedächtiger Stimme vor.
Dann kam der zweite Roman, Friedrichs Hahns „Von allem Ende an“, der in der Edition Laurin erschienenen ist und von einem Buchhändler und Antiquar in der Provinz nahmens Engelbert Steller handelt, der einen Briefroman schreibt und als Sonderling in Bad Schwuchting mit mehr oder weniger schönen Frauen allerhand erlebt, Kunden aus seinem Geschäft wirft, wenn sie die Werke der hiesigen Heimatdichter kaufen wollen und sich am Ende bei der Einweihungsfeier seiner ehemaligen Gehilfin sehr betrinkt.
Aber soweit ist Friedrich Hahn beim Lesen nicht gekommen, das hat Kurt Neumann in seiner Einleitung erklärt, der einen eleganten Bogen über diesen grandiosen Roman zog. Friedrich Hahn wurde 1952 in Niederösterreich geboren, ich kenne ihn als Herausgeber verschiedener Zeitschriften, so hat er von mir einen Text im „Limes“ und ich glaube auch im „Podium“ herausgebracht. Er hat, wie er bei der Diskussion erzählte, auch in einer Bank gearbeitet, vor allem bietet er aber Schreibwerkstätten an, deshalb handelt der Roman vielleicht soviel übers Schreiben und das ist ja interessant, verschiedene literarische Anspielungen sollen auch darin vorkommen.

2010-10-13

Ohrenschmaus und Mimis Bücher

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:50

Die letzten Tage gings bei mir, was ja nicht sehr oft passiert, profimäßig literarisch zu. So ist am Montag nicht nur der neue Computer, surrt und pfaucht der alte ja sehr und droht auseinanderzufallen, so daß ich mich den ganzen Sommer damit nicht auf die Terrasse traute, als auch die Schachtel mit „Mimis Bücher“ gekommen. Anfang der Woche gehts bei mir meistens auch sehr psychologisch-psychotherapeutisch zu, so daß nicht viel Zeit war, mich darum zu kümmern. Da ich für das dritte in diesem Jahr erschienene Buch aber nur eine kleine Aussendung machte, habe ich das gestern doch geschafft, so daß ich gerade sechs Beleg- bzw. Rezensionsexemplare zur Post getragen habe. Dort konnte ich auch die gelbe Kiste mit den Ohrenschmaustexten abholen, hatte ich doch gestern einen Zettel in meinem Brieffach, daß mich der Zusteller leider nicht angetroffen hat, gar nicht wahr, habe ich doch auf meine Klienten gewartet und Stunden gemacht, aber als ich mich das letzte Mal deshalb beschwerte, bekam ich die Auskunft, daß die Zusteller nicht verpflichtet sind, eine Sendung ab einer bestimmten Größe zuzustellen, dabei sind die Ohrenschmaustexte ohnehin ein dünnes Pakerl, sind ja nur fünf Seiten pro Person zugelassen.
Jetzt habe ich die Texte und das neue Buch und das passt irgendwie zusammen, hat mich der Ohrenschmaus sicher zu der Geschichte angeregt, wie der offene Bücherschrank, der in der Erzählung auch seine Rolle spielt, so waren bei den sechs Bücher eines an dem Intitiator Frank Gassner, dem ich es sozusagen widme, wie auch den Anregern vom Ohrenschmaus, der Plagiatsskandal vom Anfang des Jahres spielt natürlich auch eine Rolle.
„Zehn Prozent Rezensionsexemplare!“, habe ich Marianne Gruber einmal geschrieben. Ein bißchen liege ich darüber. Die Nationalbibliothek verlangt ihr Pflichtexemplar und das ist gut so, komme ich dadurch in die Kataloge, so daß sich etwas später die deutsche Bibliothek von Leipzig meldet und die Buchhandlung Harrassowitz hat früher auch mal etwas angekauft.
Ansonsten habe die Alte Schmiede und den ORF ausgelassen, mahnt mich ja Kurt Neumann immer, daß ich auch die anderen lesen lassen soll und ich habe schon einen Termin mit der „Sophie Hungers“ am 6. Dezember und bei den „Texten in Ö1“ war ich auch im letzten Jahr. Dem Augustin habe ich ein Buch geschickt, Helmuth Schönauer, der ohne Zögern auch Selbstgemachtes gut bespricht, der Dokumentationsstelle für neuere Literatur im Literaturhaus und eines an die Gesellschaft für Literatur. Da versuche ich es immer wieder, obwohl mir Marianne Gruber jedesmal sehr lieb versichert, daß eine Lesung leider nicht geht.
„Aber steter Tropfen höhlt den Stein!“, denke ich und ich bin ja irgendwie stur und beharrlich. Der Otto bekommt natürlich auch ein Belegexemplar, aber der kommt vielleicht zu meinem Geburtstagsfest und da denke ich, werde ich aus „Mimis Bücher“ lesen. Den Anfang und die Stelle in der Kreativwerkstatt, wo die Mimi ihre Gefühle darstellen soll und eine schwarze Sonne malt, weil sie das Rundherum so sehr beschäftigt. Interessant, daß ich aus „Mimis Bücher“ noch nie gelesen habe. Für den Kunstmarkt Margareten hatte ich es zwar angedacht, da aber der Beginn kürzer als fünfzehn Minuten ist, habe ich es gelassen und dann hat mich der Herr Bezirksvorsteher gerügt, daß ich zu lang gelesen hätte…
Zu meinem Fest passt es gut und wenn einer meiner Leser ein Rezensionsexemplar für eine Blogbesprechung oder was auch immer möchte, bitte melden. Vor einiger Zeit habe ich gedacht, daß ich vor allem die Leserinnen aufrufen sollte, weil meine Rezensenten hauptsächlich Männer sind. Otto Lambauer, Janko Ferk, Robert Eglhofer, Helmut Schönauer, aber da hatte ich auf Petra Ganglbauer vergessen, die ja immer wieder Bücher von mir in ihrem gangway.net bespricht und Leselustfrust hat vor einem Jahr „Das Haus“ besprochen.

Jetzt kommt noch ein Foto, am besten mit der Kiste und dem Bücherstoß, dann bin ich frei für die Ohrenschmaustexte. Cornelia Travnicek tut das gerade, glaube ich, für die NÖ-Stipendien und kann sich nicht entscheiden, mal sehen, wie gut es mir gelingt, es ist aber schon das vierte Mal, daß der Ohrenschmaus zu mir kommt. Zwei gute Wochen habe ich Zeit, am 29. Oktober gibts die Jurysitzung. Die Preisverleihung findet am 30. November um 19 Uhr in der Ovalhalle des Museumsquartier statt. Vormerken, wenn man wissen will, was Menschen mit Lernbehinderungen literisch schreiben.
Die nächsten zwei Wochen werde ich sehr beschäftigt sein, die GAV-GV mit dem kulturpolitischen Arbeitskreis gibts nächste Woche auch, dann kann ich wieder zur „Absturzgefahr“ zurückkehren. Da bin ich durch meine Geburtstagsaussendung und Frankfurt schon lange mehr dazu gekommen. Die Schreibtrainer raten ja, sich nach der Rohfassung eine Auszeit zu gönnen, damit man die eigenen Schwächen und Fehler leichter erkennt.
So ist es auch, im Augenblick bin ich mit meiner Sprache wieder einmal unzufrieden und denke mir, daß ich noch viel korrigieren muß, bis es passt. Da ich dieses Jahr aber schon zwei Texte geschrieben habe, kann ich mir Zeit lassen, im November zu den Nanowrimoschreibern schauen und versuchen auf die Buch-Wien zu kommen, werde ich natürlich auch.
Heute bleibe ich aber zu Hause, gehe weder in die Alte Schmiede, ins Literaturhaus oder in die Gesellschaft für Literatur, sondern lege mich mit John Irvings „Witwe für ein Jahr“ in die Badewanne. Wenn ich morgen am offenen Bücherschrank vorbeikomme, kann ich Hermann Kants „Abspann“ hineinlegen, denn das hat der Alfred, als er in Harland George Orwells „Animal Farm“ suchte, doppelt gefunden.

2010-10-12

Argentinischer Nachschlag

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:37

Gabs heute in der Gesellschaft für Literatur, nämlich „Frauen und Macht in der argentinischen Literatur“, eine Diskussionsveranstaltung mit Maria Kodama, Ana Maria Shua und Luisa Valenzuela, so stands im Programm. Weil ich um sechs noch eine Stunde hatte, war es sehr sehr voll, als ich ankam, war das vom Pen Club veranstaltete „Writers festival – free the world“, ja eine dreisprachige Veranstaltung. So saß das Publikum schon im hinteren Raum und ich habe nur deshalb einen Platz gefunden, weil sich die Freundin einer Dame verspätet hat. Lidio Mosca-Bustamante hab ich gesehen, der mich einem Mann vom Pen vorstellte, dann erzählte Helmuth A. Niederle etwas zu der Veranstaltung, die Gwendoyn Diaz moderierte und teilte deutsche Übersetzungen aus, denn es war eine zweisprachige Lesung, der Autorinnen Reina Roffee, Luisa Valenzuela, Maria Kodama und Alicia Lozameh.
Die Texte wurden zum größten Teil von Erna Pfeiffer übersetzt und von ihr gibts auch eine Anthologie lateinamerikanischer Autorinnen zu politischer Gewalt und Folter, die im Wiener Frauenverlag erschienen ist.
Der erste Text stammte von Alicia Kozameh „Höhenlinien, flüchtig hingeworfen“, die wie ich Wikipedia entnehme, 1953 in Rosario geboren und für ihre literarische Aufarbeitung der Militädiktatur berühmt wurde. So ist der Text auch Ruben Aizcorbe gewidmet, der im Winter 1975 durch die Straßen von Rosario ging und handelt und einigen Frauen im Gefängnis.
Maria Kodoma, die 1945 in Buenos Aires geboren wurde, Assistentin und Ehefrau Jorge Luis Borges war, las die Geschichte von dem Mädchen „Leonor“.
Luisa Valenzuelas Text „Schlüßel“ wurde von Elisabeth Augustin gelesen, da die Autorin noch am Flughafen steckte. Sie wird aber morgen aus ihrem in der Edition Milo erschienen Roman „Morgen“ lesen und hat, von Erna Pfeiffer übersetzt schon einige Bücher bei Milena herausgebracht.
„Straussenbeine“ lag am Büchertisch auf. Das vorgetragene Kapitel war sehr interessant und erzählt die Frauengeschichte in einem sehr frischen Ton, kommt doch eine Ich-Erzählerin vor, die Seminare hält und den Frauen, die dorthin kommen, die Geschichte von Blaubarts Frau, die als junges Mädchen mit ihm verheiratet wurde und den Schlüßelbund mit dem kleinen goldenen Schlüßel bekam, das sie nicht aufsperren soll. Sie tut es trotzdem, findet Blut am Boden und aufgehängte Frauen an der Wand. Dann kam noch Reina Roffe von deren Text ich am wenigsten mitbekommen habe, weil ich die Übersetzung nicht hatte.
Es war aber ein sehr interessanter Abend, mit einer mir bisher unbekannten literarischen Welt, die mir mein intensives Frankfurt Hopping letzte Woche nicht eröffnet hat, weil am blauen Sofa und bei 3Sat nicht sehr viele argentinische Autoren sitzen, zum Glück gibt es aber die Gesellschaft für Literatur und den Standard, der mich auf Maria Kodoma aufmerksam machte.

2010-10-11

Werner Kofler ist „Zu spät“

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:40

So der Titel des neuen Buchs des Kärntner Autors, das heute im Ausweichquartier der Alten Schmiede vorgestellt wurde. Zum letzten Mal, wie Kurt Neumann betonte, am Mittwoch geht es dann los im Keller und ich mußte mich beeilen, nicht zu spät zu kommen. Hatte ich neben meinen Stunden doch am Nachmittag Besuch von Martin Potschka, mein neuer Computer und die Kiste mit dreiundfünfzig „Mimis Büchern“ ist auch gekommen.
Das erste Druckfrische habe ich dem Martin übergeben und mit ihm im Garten lange über Literatur diskutiert, der ja die irgendwie elitäre Ansicht vertritt, daß er nur Bücher von Leuten lesen möchte, die sich für das Schreiben Zeit gelassen haben und mir vorgerechnet hat, wie lange er für das Lesen braucht. Der Autor schreibt sechs Jahre, er liest es in drei Stunden oder so. Wie lange Werner Kofler zu „Zu spät“ und „Tiefland – Obsession“ gebraucht hat, weiß ich nicht.
Ich kenne den 1947 geborenen Autor nicht nur schon lange und habe einige Bücher von ihm gelesen, sondern hatte auch noch ein ganz besonderes Erlebnis. Bin ich doch einmal mit seinem Koffer nach Klagenfurt gefahren. Ich zu der Verantaltung der „Freiheit des Wortes“ die Gösta Maier im ORF-Theater veranstaltet wurde, er hat seinen Koffer im Zugabteil Koffer deponiert und ist, noch ehe ich fragen konnte, ob er auch zu der Veranstaltung fährt, wahrscheinlich in den Speisewagen verschwunden, ich habe ihn nicht mehr gesehen, nur eine Weile auf die Frage, ob der Platz frei ist, mit „nein“ geantwortet und als ich Alfred 2001, kurz nach „Der Freiheit des Wortes“, die ich damals das erste Mal organisiert habe, zu einer Konferzenz nach Klagenfurt begleitet habe, hat es im Stadttheater sein „Tanzcafe Treblinka“ gegeben, was wir nicht nur gesehen haben, es gab am nächsten Tag auch eine Matinee und eine Diskussion darüber. Das sind so meine Werner Kofler Erinnerungen, der ein bißchen wie Thomas Bernhard schreibt, dann wieder eine eigene unverwechselbare Sprache hat und mit den Holocaust Geschehnissen beschäftigt er sich auch sehr viel.
So beginnt „Zu spät“ mit dem Satz „Ich zündete mir eine Zigarette an und setzte mich an den Schreibtisch oder ich setzte mich an den Schreibtisch und zündete mir eine Zigartette an“ und dann geht es darum, daß er an diesen nach einen Krankenhausaufenthalt zurückkommt und quasi aus den Skandalmeldungen der Kronenzeitung eine Geschichte schreibt und diese immer wieder mit „So nicht“ oder „Halt“ ect. kommentiert.
Der zweite Text scheint an das „Tanzcafe Treblinka“ anzuknüpfen, geht es darin um den Tiefland-Film, den Leni Riefenstahl 1940 /41 drehte und sich für die Kleindarsteller Roma und Sinti aus dem Lager Maxglan holte, die nach den Dreharbeiten in Auschwitz ermordet wurden.
Der Germanist Johann Sonnleitner hat eingeleitet, weil er das erste Seminar über Werner Kofler an der Uni gehalten hat und auch an der Herausgabe des Gesamtwerkes beteiligt sein wird. Das Theater war sehr voll. Ich bin in einer Reihe mit Herbert J. Wimmer gesessen. Beim Hinausgehen habe ich Gustav Enst, Alexandra Millner und Richard Jurst gesehen und das Programm für die „Literatur im November“ mit dem Titel „Jugoslavija revisted“, das vom fünften bis siebenten November im Odeon stattfindet, ist am Büchertisch aufgelegen. Da kann ich diesmal ganz hingehen, weil mein Geburtstagsfest erst eine Woche später stattfindet.

2010-10-10

Buchmesse und Friedenspreis des deutschen Buchhandels

Filed under: Uncategorized — jancak @ 19:36

Heute morgen bin ich so früh mit dem Rad nach Ochsenburg gefahren, daß noch der Rauhreif auf dem Gras gelegen ist, wollte ich doch, wenn das blaue Sofa und die 3Sat Übertragungen des letzten Messetages beginnen, zurücksein, denn da gab es gleich ein interessantes Programm. Christian Adam und sein Buch „Lesen unter Hitler“, über das Lesen in Deutschland zwischen 1933 und 1945 und da war interessant zu hören, daß es einen Kulturstreit zwischen Goebbels, der Germanist gewesen ist und Alfred Rosenberg, dem Dogmatiker gegeben hat und Hiltler gern Karl May gelesen hat. Empirische Leseforschung gab es noch nicht, wohl aber die Bücherei Ausleihlisten und da stand Schenzinger mit seinem Rohstoffroman „Anilin“ darauf, es mußte damals alles unpolitisch und unterhaltsam sein, also keine Hakenkreuzfahnen im Inhalt. „Mein Kampf“ und „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ waren die Bestseller, ist die Kurzfassung des Buches, das mich sehr interessiert. Vielleicht kommt es einmal zu mir, so daß ich mich weiter vertiefen kann. Danach habe ich aufs blaue Sofa zurückgeschaltet, denn dort wurde die Preisträgerin des Aspekte Literaturpreises, Dorothee Elmiger, die ich schon von Klagenfurt kenne, mit ihrem Roman „Einladung an die Waghalsigen“ vorgestellt und das Buch über die beiden Schwestern über einer Polizeistation einer untergegangenen Stadt, die sich die Welt aus dem übergebliebenen Büchern erretten wollen, Margarete lesend, Fritzi durch Erkundungsspaziergänge, würde mich auch interessieren. Ich habe mir überhaupt eine Liste der Buchmessebücher erstellt, die ich gern lesen würde. Es sind sehr viele. Wawerzinek, Kohout, Grass, Grossmann, Franzen, Rachman, Nadl Abonji, Ortheil, Rabinovici ect. Ich hab dabei nur ein Platzproblem, so daß ich es beim Anhören belasse und von David Grossmann, dem diesjährigen Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels war anschließend gleich zu hören, gab es bei ARD ja einen Livestream zur Paulskirche. Die Laudatio hielt Joachim Gauck und der Roman „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“, wurde schon am Donnerstag am blauen Sofa vorgestellt. Der 1954 in Jerusalem geborene, israelische Schriftsteller hat, wie er in seiner Dankesrede ausführte, den Preis bekommen, obwohl er den Frieden nie erlebte, sondern immer im Krieg lebte. 2006 ist sein Sohn gefallen, er hat eine Woche später wieder zu schreiben angefangen und der auf der Messe vorgestellte Roman, handelt von einer Frau, die ihren Sohn zum Militäreinsatz bringt und dann nicht mehr nach Hause geht, weil sie Angst vor der Nachricht seines Todes hat.
Dann wurde es auf dem blauen Sofa wieder weniger literarisch. Ich hörte aber noch Andreas Maier, der mit seinem Roman „Das Zimmer“ auch auf der Longlist stand. Den 1967 in Bad Nauheim geborenen Autor kenne ich von seinen Kolummnen in der Zeitschrift „Volltext“, seinen Roman „Klausen“ habe ich gelesen. Beim „Zimmer“ handelt es sich um den ersten Teil von geplanten elf Bänden, in denen Andreas Maier seine nähere Umgebung erkunden will. Hauptperson ist ein behinderter Onkel und dessen Leben wird beschrieben. Ein bißchen hatte ich mit dem Autor schon bei seinen Kolumnen Schwierigkeiten, weil er mir zu aggressiv erscheint und man muß das Buch wohl lesen, um es beurteilen zu können.
Wir sind dann bald nach Wien gefahren, mußte ich ja wählen und jetzt ist die Frankfurter Buchmesse 2010 schon Geschichte.
Neunzigtausend Bücher wurden wieder vorgestellt, einen Bruchbruchteil davon kann man lesen. Ob sie ein Erfolg war, wird morgen in der Zeitung stehen. Ich habe wieder viel Interessantes erfahren und werde noch ein bißchen in den Podcasts und den Messeberichten surfen und morgen gehts zurück in den alltäglichen Literaturbetrieb. Ich habe nächste Woche ein dichtes Veranstaltungsprogramm, werde mit meiner Herbst Winterleseliste weitermachen und schon mit John Irvings „Witwe für ein Jahr“ begonnen. Die Ohrenschmaustexte sollten auch bald kommen, damit ich sie bis zur Jurysitzung durchsehen kann und „Mimis Bücher“ wurden, wie mir der Digitaldruck am Freitag mitteilte, schon abgeschickt.

2010-10-09

Frankfurt III und IV

Filed under: Uncategorized — jancak @ 19:37

Da ich gestern durch die Buchbesprechung, die ich schnell einschieben wollte, den Nachmittagsstunden und dadurch, daß wir das Wochenende doch nach Harland gefahren sind, nicht dazu gekommen bin, gibt es den Bericht von Frankfurt III und IV auf einmal und gestern fanden auf dem blauen Sofa einige Highlights statt.
So erschien zu Mittag Jonathan Franzen mit seinem neuen Buch „Freiheit“, der perfekt Deutsch spricht, weil er in Berlin studierte und erzählte in seiner sympathischen Art von dem neuen Buch, das als der Weltbestseller gilt, in der Bush-Ära spielt und von einem Ehepaar und den Ausbruchsversuchen der Frau handelt, die ihr während des Lesens von Tolstois „Krieg und Frieden“ eingefallen sind.
Dann gab es noch eine Romanneuentdeckung. Nämlich „Die Unperfekten“ von Tom Rachman, dem 1974 geborenen englisch/canadischen Autor, das im Journalistenmilieu spielt und das auf der Messe hochgelobt wurde. Vorher kam Sebastian Fitzek mit seinem „Augensammler“ bzw. dreizehn Zehn-Minutenthrillern „P.S Ich töte dich“ und der vertritt die positive Art der jüngeren Erfolgsautoren, die mit der „Was ist wenn…?“ Frage in ihre Thriller einsteigen, ein gut recherchiertes phantastisches Szenario aufbauen und es mit perfekten Internetauftritten unterstützen.
Günter Grass, der Nobelpreisträger von 1999, kam mit „Grimms Wörter“ am Abend auf das Sofa und erzählte, sowohl von den berühmten Märchensammlern, als auch von der aktuellen politischen Situation. Theo Sarrazin habe ich ausgelassen, aber sein Buch ist ohnehin der Aufreger der Buchmesse und wird von den meisten Moderatoren andiskutiert und bei 3-Sat gab es einen Schwerpunkt über bildungsferne Schichten, in den ich mich am Abend hineingehört habe, da habe ich mir auch die Podcasts und die Portraits angesehen und es gibt sogar soetwas, wie einen Messeführer, der erklärt, wo und was es zu sehen gibt.
Alles geht sich sowieso nicht aus, auch wenn man es nicht virtuell betreibt und so bin ich heute morgen als erstes mit dem Rad in die Stadt gefahren, um Brot und Milch zu besorgen.
Dann gings weiter mit Peter Wawerzinek auf dem blauen Sofa und einer Büchersendung bei 3Sat, während auf dem blauen Sofa ein dänischer Krimiautor Platz genommen hat, von dem ich noch nie etwas gehört habe.
Jussi Adler-Olsen, der eine Serie von harten Thrillern plant, von dem zwei schon auf Deutsch erschienen sind. „Erbarmen“ und „Schändung“ und der in launig selbstbewußten Ton der Moderatorin erzählte, daß er als Sohn eines Psychiaters in der Psychiatrie aufgewachsen ist, sich dort mit Mördern unterhielt, bzw. bei Elektroschocks zusehen konnte und ähnlich, wie Sebastian Fitzek auf die Frage, warum er so etwas Grausliches schreibt, antwortete, daß das die Leser so wollen und ihn dafür ja bezahlen.
Jonathan Franzen hatte am Nachmittag auch noch eine Sendung bei 3Sat, in die ich hineingehört habe, während am blauen Sofa Fußballlegenden Platz genommen haben und am Schluß kam noch Alex Rühle, der ein Buch darüber geschrieben hat, wie er sich ein halbes Jahr dem Handy und dem Internet entzogen hat.
Und das ist interessant, widmet die Buchmesse ja einen größeren Schwerpunkt den digitalen Medien und man kann auf der Homepage, die Twitter- und die Facebooknews aktuell verfolgen und dadurch bekommt man auch einiges mit, beispielsweise die Gerüchte, wer angeblich den Friedensnobelpreis bekommt, aber auch über das zweite deutsche Aufregerthema, der Protest gegen den Bahnhofbau in Stuttgart und da haben sich gestern bei einem Messestand zu dieser blauen Stunde, wo sich alle nach siebzehn Uhr besaufen, worüber sich Bret Easton Ellis am Donnerstag wunderte, sowohl die Gegner, als auch die Befürworter getroffen, ihre Buttons verteilt und Fahnen aufgehängt. Vorher wurden sie gewarnt, daß die Buchmesse in keine politische Veranstaltung umgewandelt werden darf, während sich während der Happy hour, die Verfassungsschützer am Stand gegenüber aufstellten und die Party in DDR Manier, wie das Literaturcafe beschrieb, observierten.
Die Buchmesse kann also sehr politisch sein und ich habe mich wieder einmal sehr gewundert, wer alles Bücher schreibt und sie auf dem blauen Sofa präsentiert. Da gibt es welche von Fußballern, Bergsteigern, Modeschöpfern ect, alle mit bekannten Namen, die sich dazu berufen fühlen, die Welt mit ihren Erfahrungen zu beglücken, während auf der anderen Seite, die halbe Million der erfolglosen Hobbyschreiber herumläuft und wahrscheinlich die sogenannten Zuschußverlage aufsucht, davon ist im Internet aber nichts zu finden. Wohl aber gibts das Bloggertreffen von Lovelybooks und Jacqueline Vellguth von schriftsteller.de berichtet schon auf ihrer Seite vom nächsten Nanowrimowriting. Da werde ich mich diesmal nur passiv beteiligen, habe ich ja noch sehr viel zu korigieren, zu dem ich während der intensiven Buchmessenbeobachtung ja nicht komme.

2010-10-08

Mein Frankfurt

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:32

Martin Mosebachs Insel Taschenbuch „Mein Frankfurt“ mit einem Nachwort von Rainer Weiss und Fotos von Barbara Klemm, habe ich einer Ein-Euro-Kiste der Buchlandung gefunden und es als ich den „Nebelfürst“ gelesen habe, nach Leipzig mitnehmen wollen, dann aber wieder in das Regal zurückgelegt. Jetzt erscheint es mir aber passend, ist Martin Mosebach ja ein typischer Frankfurter, der wie er schreibt, Frankfurt nie verlassen hat und von dem 1951 geborenen Dichter ist durch seinen Longlistenroman „Was davor geschah“ derzeit oft die Rede. So habe ich das Buch zwischen meinen Frankfurt-Ausflügen gelesen, denn ich kenne die Stadt, in der ich 2000 und 2002 auf der Buchmesse war und dann noch zweimal Rudolf Blazejewski besuchte, als wir von unseren Skandinavienreisen zurückgefahren sind, nicht wirklich. Als die Anna ganz klein war, haben wir bei ihm auf der Wolfsweide übernachtet und war fasziniert von der tollen Wohnung.
2000 habe ich ihn nicht mehr gefunden, so daß wir bei einer Lesung im Römer waren und dann noch einen Schoppen in einer Wirtschaft tranken. 2001 waren wir mit den Hundertmarks in Dänemark, auf der Rückreise sind wir mit ihm durch einen Wald gegangen und haben in einer Schenke den berühmten Apfelwein getrunken und das Haus, in dem die Stipendiaten wohnen, haben wir auch fotografiert.
2002 wollten wir einen Nachmittag die Stadt besichtigen und haben das Zentrum nicht wirklich gefunden. So kann ich mich nur an das Kaufhaus erinnern, in deren Tiefgarage wir das Auto parkten, dann habe ich die Schirnhalle, eine Buchhandlung, eine Brücke übern Main und einen Platz mit Springbrunnen mit ein paar Dönerbuden gefunden. Die Skyline mit den Hochhäusern habe ich natürlich auch bewundert. Das wars dann schon und jetzt bin ich ein bißchen mit Martin Mosebach durch Frankfurt geschlendert, der bestätigte, daß es kein altes Frankfurt gibt und, daß er, als in den Fünfzigerjahren
in die Schule gekommen ist, eine komplett neue Stadt erlebte.
Das Buch besteht aus vier Frankfurt Essays und drei Ausschnitten aus dem 1992 Roman „Westend“, wo der eingesessene Frankfurter Bürger Alfred Labonte mit einem Ruderboot den Main hinuntertreibt und dabei eine Kinderleiche findet. In der zweiten Stelle stellt er das Leben mit Tante Tildchen und Tante Mi im Westend vor und in der dritten, wird der alte Friedhof vorgestellt und Tante Tildchen zu Grabe getragen. Bei dem Begräbnis sind außer Tante Mi, Alfred und Fräulein Emig nur drei alte Damen der Jugendbewegung anwesend, der sich Tante Tildchen in den zwanziger Jahren angeschlossen hatte. Trotzdem sind sie es, die dem Pfarrer Informationen über die Verstorbene geben, der dann behauptet, daß Tante Tildchen für Rosen schwärmte, obwohl es doch Wicken waren und aus Alfred einen Albrecht macht.
Martin Mosebach ist, entnehme ich Wikipedia, in Frankfurt-Sachsenhausen geboren und verbrachte die ersten Lebensjahre in Königsstein im Taunus, wo der Vater als Arzt praktizierte. Als er fünf Jahre war, kehrte die Familie nach Frankfurt ins Westend zurück, wo Martin Mosebach Rechtswissenschaft studierte.
In den vier Frankfurt Geschichten gibt er in der ersten ein Portrait der Stadt, wo die Schule beschrieben wird, aber auch der Dom und der Römerberg. Dann geht es um den Struwwelpeter und die Amerikaner. Heinrich Hoffmann, der das berühmte Buch geschrieben hat, war einer der ersten Psychiater Deutschlands, der von den wohlhabenden Kaufleuten Frankfurts Geld für eine fortschrittliche Anstalt für Irre und Epileptische sammelte, so daß er auf dem Affenstein eine prächtige Krankenhausanlage, das sogenannte „Irrenschloß“ bauen ließ, das er bis zu seinem Tod leitete und sogar dort wohnte.
Der dritte Essay beschreibt den Ursprung der Vaterlandsliebe, der vierte ist dem phantasierten, beziehungsweise dem wirklichen Frankfurt gewidmet, wo Martin Mosebach erklärt, daß er Frankfurt als eine der verdorbensten und häßlichsten Städte Deutschlands erlebt, in seiner Phantasie aber an die schönste Stadt denkt, die er kennt.
Das kann ich nach meinen Kurzbesuchen natürlich nicht beurteilen, trotzdem hat mich die schnelle Lektüre der mir unbekannten Stadt nähergebracht.
Die Frankfurter Buchmesse hat den Ruf, daß sie viel unpersönlicher und weniger für die Leser, als die von Leipzig ist. Hier werden die Geschäfte gemacht und hinter verschlossenen Türen Lizenzen geschlossen und ich habe das erste Mal die Messe als sehr toll erlebt. Das zweite Mal habe ich sie nur teuer empfunden und in Erinnerung, daß ich, als ich zu einer Lesung gehen wollte, weggetrieben wurde, weil es ein Buffet gegeben hat und als ich am Fischerstand nach einem Glas Wasser fragte, wurde mir das mit der Frage, ob ich Hausautorin sei, verweigert, obwohl „Laß dir Zeit, Stottern will verlernt sein“, bei Fischer TB erschienen ist.
Auf der Messe bekommt man vom Flair der Stadt wohl nicht viel mit, egal, ob man sie vom Wohnzimmer besucht oder dort ist, so habe ich die schnelle Lektüre sehr genossen. Um mehr von Frankfurt zu erfahren, müßte man wohl außerhalb der Messe länger hinfahren. Es ist aber sicher eine gute Idee sich während eines Wohnzimmermessebesuches Martin Mosebachs „Mein Frankfurt“ zu studieren.

2010-10-07

Frankfurt und Nobelpreis

Filed under: Uncategorized — jancak @ 20:44

Als ich heute Morgen aufwachte, hörte ich als erstes in Ö1 von Haruki Murakami und den Nachsatz der Moderatorin „Zu Mittag werden wir wissen, ob er den Nobelpreis bekommt!“
Was mich ein wenig irritierte, haben die Voraussagen bezüglich Herta Müller vor einem Jahr ja auch zugetoffen und ich habe gedacht, das würde erst zu Mittag bekanntgegeben und vorher weiß es keiner.
Bei ARD las ich aber ganz andere Favoritennamen, dann begann die Buchmesse und ich fand sowohl das Eröffnungsvideo, als auch den Podcast über den ersten Messetag und bei 3Sat und am blauen Sofa ging es auch gleich los. Zwar versäumte ich Marica Bodrozic von der ich noch immer den ungelesenen Erzählband „Tito ist tot“, im Regal stehen habe, den ich mir einmal bei einem Antiquariat in der Kirchengasse um dreißig Cent kaufte, weil ich lieber die längeren Formen lese.
Bei Michael Kleeberg kam ich aber zurecht und den habe ich schon gestern am blauen Sofa gehört. Dort war heute Pavel Kohout mit seinem neuen Buch „Mein tolles Leben unter Hitler, Stalin und Havel“ und erzählte einiges Interessantes über seine Erlebnisse mit der Weltgeschichte, wie man sich nach Hitler für den falschen Kommunismus entscheiden konnte und, daß er 1977 in die Tschechei zurückkehren wollte, aber nicht hineingelassen wurde und, daß die Gewerkschaft in Wien das Volksstheater vor die Wahl stellte, entweder kein Kohout Stück oder sie kaufen nicht mehr täglich zweihundert Karten.
Kurz nach dreizehn Uhr, ich war gerade dabei herauszufinden, ob Ö1 recht behielt, unterbrach der Moderator das Programm, um bekanntzugeben, daß der 1936 geborene peruanische Autor Mario Vargas Llosa der Auserwählte ist. Ö1 weiß doch nicht alles und ich habe nachgedacht, ob und was ich von ihm gelesen habe. Der Name war mir im Gegensatz von Jean Marie Gustave Le Clezio vor zwei Jahren, bekannt. In meinem Katalog habe ich aber nichts gefunden und die Reaktionen, die via Buchmesse zu hören waren, durchaus positiv. Sogar Marcel Reich-Ranicki scheint zufrieden und Suhrkamp überrascht, hat dann aber doch ein Buch am Stand gefunden und weiter ging es mit Ferdinand von Schirach auf dem blauen Sofa, der die Moderatorin ein bißchen verwirrte, während bei 3Sat Peter Wawerzinek zu hören war. Der hat mich bei der Bachmannlesung sehr begeistert, inzwischen bin ich mir nicht mehr ganz sicher, wieviel Selbstdarstellung in dem Buch zu finden ist. Das Interview und die Textprobe waren aber interessant und Doron Rabinovici, der sowohl bei 3Sat, als auch am blauen Sofa auftrat, las genau die Stellen, die ich schon in der Hauptbücherei hörte.
Neu war für mich aber Markus Feldenkirchen mit seinem ersten Roman „Was zusammengehört“ und jetzt hätte ich fast die beiden Stars vergessen. Traten doch am blauen Sofa sowohl Bret Easten Ellis, als auch Ken Follett auf und erzählten in charmanten Englisch von ihren neuen Büchern.
So ging es, von meiner Praxis unterbrochen, bis halb sechs, wo die 3SatBuchZeit aufgezeichnet wurde und die war interessant, weil man mindestes eine halbe Stunde, die interne Kommunikation mithören konnte. Dann gabs Infos über die argentinische Literatur und da wurde ein Autor von der Moderatorin Tina Mendelsohn gefragt, welche Bedeutung der Nobelpreis für Mario Vargas Llosa auf ihn hat, der nicht recht zu wissen schien, was er darauf sagen sollte.
Es gab aber viel Informationen in der Sendung, von Bildbänden bis zu „Zettel´s Traum“, von Arno Schmidt, alles in jeweils kurzen Häppchen und am Schluß erschien noch die Buchpreisträgerin Melinda Nadj Abonji und erzählte von ihrem Buch, an dem sie sechs Jahre gearbeitet hat, was daran erfunden, was autobiografisch ist.
Dazwischen zappte ich mich durch das Eröffnungsvideo, wo einige würdige Herrn, die Zukunft des Buches lobten und die Oberbürgermeisterin mit einer Plakette ehrten und ich habe eigentlich in das Ausweichsquartier der Alten Schmiede gehen wollen und mir Peter Waterhouses Lesung aus seinem bei Jung und Jung erschienenen Buch „Der Honigverkäufer im Palastgarten und das Auditorium Maximum“, das, wie Kurt Neumann am Dienstag erläuterte, ähnlich sprachästhetisch, wie das Werk von Ilse Aichinger ist, anzuhören, aber dann dachte ich, ich muß nicht übertreiben und surfte stattdessen auf der Buchmesse herum.
„Mimis Bücher“ sind bestellt und werden ab Montag kommen.

2010-10-06

Frankfurt-Splitter I

Filed under: Uncategorized — jancak @ 20:49

Und heute auf nach Frankfurt. Da gab es zwar schon gestern den livestream zur Eröffnung zu sehen, aber da hatte ich gerade eine Stunde und dann ging es zur Ilse Aichinger Hommage, als ich zurück war, konnte ich in den Nachrichten gerade etwas von der Eröffnung durch Cristina Kirchner und wer den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bekommen wird, entnehmen. Auf www. buchmesse. de, sah es dagegen noch sehr ruhig aus. Das blaue Sofa und der Podcast waren noch vom vorigen Jahr, so habe ich mich ganz langsam, an das Mittwochprogramm herangetastet. Wenn man Frankfurt nicht live erlebt, ist man auf 3sat, zdf und ard angewiesen und natürlich auf die Messeblogger. Aber die waren schon einmal besser, leider gibt es die kleinen Filmchen nicht mehr, die mich vor zwei Jahren so begeistert haben.
Aber mit dem blauen Sofa und dem Standprogramm von 3-Sat ist man ohnehin sehr beschäftigt und da ging es bei 3Sat um 10. 30 mit Ariel Magnus, den ich schon vor einigen Wochen in der Hauptbücherei hörte und am blauen Sofam um elf mit Roger Willemsen los. Um elf sollte dorthin die Buchpreis-Gewinnerin kommen und die hätte mich sehr interessiert, aber um elf gab es auf der zdf Seite noch keine Videos und buchmesse.de war immer noch im vorigen Jahr.
Dagegen klappte es vor elf mit 3sat und mit Judith Zander und da hörte ich zuerst das interne Gespräch zwischen ihr und dem Moderator, der bedauerte, daß es nichts zu trinken gäbe und sich bei der Autorin erkundigte, ob sie vom Schreiben leben könne?
„Jetzt schon!“, antwortete sie und der Moderator erläuterte im Interview, daß man von der Lyrikerin Judith Zander vor einem Jahr noch nicht viel gewußt hätte. Aber dann kam der 3sat Preis beim Bachmannlesen, die Long- und die Shortliste. Der deutsche Buchpreis ist es dann nicht ganz geworden, aber dafür kommt bald der dreißigste Geburtstag.
Da kenne ich die Autorin um ein Stückchen mehr, habe ich ihren Namen ja durch Cornelia Travnicek gehört, da auch Judith Zander von einem der Preisträger des Bremer Preises im Februar vorgestellt wurde.
Danach ging es weiter mit Ingrid Noll, die hat auch ein neues Buch, das „Ehrenwort“ heißt, in dem es um die Betreuung alter Angehöriger geht. Ingrid Noll hat das selbst bei ihrer über hundertjährigen Mutter getan. In ihrem Krimi will der Sohn dem Vater das Sterben erleichtern, um schneller an das Erbe zu kommen, der Enkel hindert ihn aber daran. Klingt spannend, trotzdem habe ich nicht dieses Buch, sondern „Der Hahn ist tot“ auf meiner Leseliste, hinke ich dem aktuellen Buchtrend ja immer nach. Dann war es schon Zeit fürs Mittagessen. Es klappte endlich mit dem blauen Sofa und ich kam mit Michi Strausfeld, W. Kaleck und Guillermo Martinez wieder zum Argentinienschwerpunkt zurück. Während des Mittagschlafes rauschten Helme Heine und Gisela von Radowitz, sowie Ildefonso Falcones an mir vobei. Dann wurde es wieder literarischer, stand Michael Kleeberg mit seinem „Amerikanischen Hospital“ auch auf der langen Liste und dort treffen sich in Paris ein traumatisierter Irak Kämpfer und eine Frau mit Kinderwunsch und Stefan Kornelius zeigte einen Bildband über den Krieg in Afghanistian.
Franz Schätzling habe ich wieder verschlafen, bei Antje Vollmer, einer Frotfrau der Grünen, die ein Buch über Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und von Rippentrop geschrieben hat, habe ich den Kanal gewechselt, war bei 3.Sat gerade Martin Mosebach und der 1951 in Frankfurt geborene Büchnerpreisträger von 2007, stand mit seinem „Was davor geschah“ nicht nur auf der langen Liste, sein Band „Mein Frankfurt“ in dem es einige Stadtportraits bzw. Ausschnitte aus dem Roman „Westend“ gibt, steht momentan ganz oben auf der Meinen. Wenn man nicht nach Frankfurt kommt, muß man es sich in sein Wohn- bzw. Badezimmer holen und der Gesprächspartner von Martin Mosebach war von seiner Sprachkunst sehr begeistert, lobte das Buch als Jahrhundertroman, was der Autor bescheiden zurückwies, dazu hätte es nicht genügend Personen. Uwe Tellkamps „Turm“ wäre soetwas, er hätte sich eher für Stilleben interessiert und so hat er einen Kakadu beschrieben, der in dem Buch eine wichtige Rolle spielt und am Beschreiben von Tieren und Gerüchen merkte der Moderater an, läßt sich der Meisterschreiber erkennen. So habe ich mir mein dbp 10 Leseprobenbuch hervorgeholt und den „Nebelfürst“ habe ich auch vor noch nicht sehr langer Zeit gelesen.
Bei 3Sat gab es noch ein Interwiew mit Jan Weiler, über den ein Film gedreht wurde, während am blauen Sofa Wladimir Kaminer saß und sehr temperamentvoll sein neues Buch „Meine kaukasische Schwiegermutter“ vorstellte. Er hätte eigentlich nur ein Buch geschrieben, behauptete er, denn in allen seinen Büchern, geht es um die Schwiegermutter, nur der Verlag macht jedes Jahr ein neues daraus und da hat er sehr ja etwas sehr Wichtiges gesagt.
Am Schluß kam noch Lothar de Maiziere, der letzte Ministerpräsident der DDR und erzählte einiges über die Wende und über das Geige bzw. Bratsche spielen, denn das hat er sehr lange mit einem Zahnarzt getan, danach immer Nordhausner Doppelkorn getrunken und so oft auf die Haydn-Hymne angestoßen, bis die der DDR verschwunden war.
Dazwischen gab es noch ein paar Fotos und Insidernews, so findet man bei buecher.at etwas über die Präsentation des österreichischen Buchhandels und Walter Baco hat mir die Liste der vier besten Buchmessebücher geschickt.
Der Kopf raucht nicht mehr so, wie vor zwei Jahren. Interessantes habe ich trotzdem erfahren und bei ARD gab es auch ein paar Messefilmchen und Informationen über Argentinien, sowie ein älteres Video, wo sich einer von Martin Suter erklären läßt, wie man einen Bestseller schreibt.

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