Literaturgefluester

2010-11-18

Eröffnung-Buch-Wien 2010

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:12

Die Einladung ist zwar nicht gekommen, Verena Müller hat mir aber versichert, daß ich auf der Liste stehe, dann hat ohnehin niemand kontrolliert, als ich fünf nach sieben oder so, hetz, hetz, in die Halle D hineingestolpert bin, denn ich habe ja einen Beruf und berufstätige Klienten, daher um sechs noch eine Stunde und die Klientin um fünf hat mir gesagt, ich habe im Internet gesehen, daß Sie schreiben und vorige Woche hat sich ein Klient zur Diagnostik angesagt, der mich als Literatin kennt.
Da trenne ich zwar konsequent meine beiden Namen, aber irgendwann kommt es zu Überlappungen und derzeit ist überhaupt viel los. Ich weiß nicht, ist es die Buch-Wien, aber ich habe über zweihundert Aufrufe. E. A. Richter hat sich bei mir gemeldet und mich zu seiner Lesung eingeladen. Marinko Stevanovic, der bosnische Dichter, den ich bei Jugoslavija revisitend kennenlernte, hat mir ein Gedicht auf den Blog gestellt.
Die Buch-Wien ist zum dritten Mal eröffnet worden, ich bin mit der neuen U-2 hinausgefahren, da gerade ein Fußballmatsch stattfand, stürzten Rotgekleidete auf den U-Bahn Perron und die Durchsage verlautbarte, daß die Züge nur zum Stadion fahren würden. Wer bis Aspernbrücke will, bitte umsteigen oder den späteren Zug nehmen, da sieht man wieder, was im Leben wirklich wichtig ist und nur ich bin offenbar begeistert und mit Freude auf die Buch-Wien fixiert.
Dann stand ich wieder in einer kleinen Halle, bzw. fand ich einen Platz in der zweiten Reihe neben Walter Baco, der mir die Bücher aus der Albatros Reihe anbot und sagte, er stelle heuer nicht mehr aus, das habe ich auch in der Galerie Heinrich öfter gehört, weil so teuer, wie in Frankfurt, aber nicht so groß, nur 250 Verlage, aber ich gebe mir, nachdem ich meine Praxis-Woche fertighabe, drei Buchmessentage und tauche ein in die Prominenz, weil alle da. Die Frau Minister ließ sich zwar wieder durch die Frau Ministeririalrat Eckert entschuldigen, wird aber am Sonntag kommen, weil ihr das ein Anliegen ist.
Der Stadtrat Mailath-Pokorny griff in seiner Rede über Bücherliebe einen Gedanken auf, der Journalist Christian Ankowisch hielt genau zwanzig Minuten seine Eröffnungsrede.
„Nach neunzehn Minuten können Sie ungeduldig werden, bis dahin passen Sie bitte auf!“, forderte er und erzählte etwas von den verschiedenen Genres und davon, daß die Printmedien untergehen, während die Blogs hochleben. Jeder hat seinen kleinen Blog und davon weiß auch ich ein Lied zu singen. Nur dadurch bin ich in die Eröffnung gekommen und ins Gespräch mit Herwig Bitsche, der mir zulächelte, als ich ihn grüßte und „Na, an der Arbeit?“, fragte und ich hob das Achtel Rot und antwortete „Prost!“, denn ich stelle ja zu meinem eigenen Vergnügen meine Gedanken ins Internet.
Lief herum, bediente mich an den kleinen Weckerln und Semmerln, sammelte ein paar Mannerschnittenproben ein und begrüßte Cornelia Travnicek, der ich die „Heimsuchung“ übergab. Ich grüßte Manfred Chobot und Jessica Beer und dachte wieder, während ich zwischen dem Smalltalk an den zum Teil noch leeren Ständen herummarschierte „Eigentlich habe ich schon alles geschehen um bräuchte morgen nicht mehr kommen!“
Aber dann wird sich die Halle D mit Schulklassen füllen, es wird Lesungen geben, sowie ein bißchen Werbematerial und ich habe ein verlängertes Wochenende mit Smalltalk unter Büchern. Deshalb mag ich die Buch Wien, weil ich schon einige Leute kenne und sie mich, Lesungen hören und vielleicht auch ein paar Bücher schnorren kann.
Ein richtiges Programm habe ich zwar erst für Samstag, da wird der Exil Preis diesmal auf der Buch-Wien vergeben, Consens, die mir freundliche Kommentare schickt, liest in der Textbox, vielleicht kann ich sie kennenlernen, E. A. Richter kommt zu einer Verlagslesung und bringt mir sein Buch und der Residenzverlag hat mir seine Veranstaltungsliste geschickt.
Also keine Angst, ich werde mich schon unterhalten, bzw. bilden und übers Lesen geht es derzeit auch in Ö1. Das ist jetzt Schwerpunktwoche, Cornelius Hell weckt damit am frühen Morgen mit den Gedanken zum Tag. Nur Leselustfrust hat sich gerade auf Blogpause begeben, weil keine Lust zum Schreiben, ich hoffe, ich bin mit meinen Kommentaren nicht Schuld daran und würde mich freuen, wenn es etwas wird mit ihren Adventkalender, ansonsten auf zur Buch-Wien. Mal sehen, ich bin sehr gespannt….

2010-11-17

Frauenliebe

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:08
Traude Korosa

Traude Korosa

Eva Jancak

Eva Jancak

Frauensicht auf… Alter, Evolution, Vergangenheiten ect, ca seit 2004 gibt es die Frauenlesungen bei den Literaturtagen im November in der Galerie Heinrich. Die Initiatorin der Literaturtage Frau Waclawicek hat, glaube ich, bei der „Eigenen-Lesung“ im Literaturhaus Judith Gruber Rizy darauf angesprochen und seither lesen die Frauen der Frauenlesegruppe und die die sich darum gruppieren in der Thaliastraße zu einem bestimmten Thema.
2005 hat Judith Gruber-Rizy nur Marlen Schachinger und Mechthild Podzeit-Lütjen, sowie eine bildende Künstlerin eingeladen, dann waren es wieder die Frauen um den ehemaligen Arbeitskreis schreibender Frauen Elfriede Haslehner, Hilde Langthaler, Hilde Schmölzer ect, die dort gelesen haben. 2008 und 2009 habe ich davon berichtet. Heuer war das Thema Liebe dran, das viel hergibt und dazu passt die „Sophie Hungers“ glänzend, hat ja auch Renate Zuniga „Die Liebe der Frauen“ zum Thema der Textvorstellungen am 6. Dezember gemacht.
Judith Gruber-Rizy, Monika Giller, Elfriede Haslehner, Traude Korosa, Hilde Langthaler, Hilde Schmölzer und ich hätten lesen sollen. Monika Giller ist aber schon lange krank und als ich Dienstag Vormittag Judith Gruber-Rizy mailte, daß ich etwas später kommen werde, da ich bedingt durch die Buch-Wien bzw. den Ausflug, den ich am Freitag mache, noch um sechs eine Stunde habe, schrieb die zurück, daß sie ebenfalls krank sei und Hilde Langthaler, die Lesung einleiten würde.
Am Nachmittag rief noch Hilde Schmölzer an, um mitzuteilen, daß auch Elfriede Haslehner nicht kommen würde, wir also zu viert seien und ich eine Viertelstunde lesen soll. Also habe ich zu der Szene, wo Felix Baum und Valerie Oswald in Bratislava zusammenfinden noch die Einstriegsszene des Felix Baum, die ich schon öfter gelesen habe, ausgesucht, meine Büchertasche gepackt und hatte dann mit dem Bus und den U-Bahnen Glück, so daß ich schon zehn nach sieben in der Thaliastraße zwölf eintraf.
Ein paar Leute waren schon da, so zum Beispiel der bosnische Dichter, den ich bei der Literatur im Herbst kennengelernt habe. Lidio Mosca-Bustamante mit seiner Frau, Doris Nußbaumer, Grace M. Latigo und noch einige Stammbesucherinnen und die Lesung ging bald los, die von Hilde Langthaler wirklich schön eingeleitet wurde.

Hilde Langthaler

Hilde Langthaler

Hilde Schmölzer

Hilde Schmölzer

Traude Korosa, die zum ersten Mal gelesen hat, sagte, daß sie heute sehr sanft sein würde und las ein paar ihrer „Fingerübungen“, das sind Geschichten von eineinhalb Seiten, die erste hieß „Der Spieler“, da verliebt sich ein Draufgänger und zahlt einen hohen Einsatz für die Liebe, während die Frau des „Stummen“ ihn in den Keller sperrt, weil er sich nicht so schnell verflüchtigt, wie sie es sich wünscht. „Die Germanistin“ ist, wie Alfred findet, eine Geschichte für mich, nämlich von einer Frau, die in den Keller zieht, weil sie in ihrer Wohnung soviele Bücher hat, daß für sie kein Platz mehr ist und im Keller ist es kalt und feucht und daher für Bücher nicht geeignet, für Menschen aber schon und in der „Novembergeschichte“ sitzt Anna auf dem Lehnstuhl und ist böse auf ihren Mann, weil er sie verlassen hat, er kommt zwar in den Nächten sie besuchen und ist auch nicht sehr weit verzogen, so daß Anna, die das Alleineleben nicht gewohnt ist, ihn am Friedhof besucht und mit ihm schimpft und spricht. Sehr beeindruckende Geschichten des Alltagslebens, es folgten einige Gedichte, dann kam schon ich, bzw. die Begegnungen der „Sophie Hungers“.
Danach lasen Hilde Langthaler und Hilde Schmölzer Gedichte von Elfriede. Hilde Langthaler stellte ihr neues Buch „p-Attacke“ vor, in dem eine Frau, die auf einen Anruf wartet, in einem Endlosmonolog vor sich hinspricht und Hilde Schmölzer las wieder etwas aus der „Frauenliebe“, nämlich von der zwischen Bettine von Arnim und Karoline Günderrode, die sich schon mit sechsundzwanzig Jahren umgebracht hat, so daß Bettine später ihren Achim von Arnim ehelichte.
Danach gab es Rosen von Frau Waclawicek und Tratsch bei Wein, Bier oder Tee.

2010-11-16

Staatspreis und Lesefesteröffnung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 02:19

Die Buch-Wien besuche ich seit Beginn sehr regelmäßig, war vor zwei Jahren mit dem Alfred und den Poschs bei der Lesefesteröffnung im Museumsquartier und vor einem Jahr allein im Prater, diesmal wurde die Eröffnung mit der Verleihung des österreichischen Staatspreis für europäische Literatur an Paul Nizon im Palais Daun-Kinsky zusammengelegt. Dazu habe ich am Freitag doch eine Einladung bekommen. Die Buch Wien habe ich wieder um Gratiseintrittskarten für das Bloggen gebeten und da hat mich Herwig Bitsche als Messebloggerin empfohlen. Das mache ich zwar lieber fürs Literaturgeflüster, Verena Müller hat mir aber Einladungen für die Eröffnung und für den Toleranzpreis an Armin Thurnher versprochen, obwohl ich ja am Freitag eine Tagesfahrt in die Ost-Steiermark mache.
Cornelia Travnicek bloggt ab Dienstag, wie ich ihrer facebook Seite entnehme, offiziell für und von der Buch Wien und als ich überlegte, ob ich nach der Staatspreisverleihung in die Alte Schmiede gehen soll, bekam ich noch einmal Post von Verena Müller, die anfragte, ob ich auch zum Live-Kulturmontag-Spezial in die Literaturzentrale in die Grünangergasse kommen will und da ich bekanntlich ein Faible für Marathons habe und gerne literarisch herumhoppe, habe ich mir einen Eröffnungstriathlon gegeben und bin jetzt entsprechend müde und erschöpft…
Der 1929 in Bern geborene Paul Nizon ist, wie er sagte, ein sehr europäischer Mensch. Sohn eines Russens, in Paris lebend, auf Deutsch schreibend, Trauzeuge war Canetti, befreudet mit der Bachmann, eine Zeitlang mit dem Handke, den Bernhard hat er auch gekannt.
Ein Erzähler ist er, glaube ich, nicht so sehr, wohl aber ein durchaus literarischer Mensch, der Literatur nicht schreibt, sondern lebt, wie Klaus Hoffer in seiner Laudatio erwähnte und das trifft für mich ja auch ein wenig zu.
Ich wollte vor eineinhalb Jahren zu seiner Lesung in die Alte Schmiede gehen, leider bin ich vor verschlossenen Türen gestanden, so habe ich ihm erst jetzt kennengelernt.
Nachher en bißchen smallgetalkt mit Herwig Bitsche, dem ich erzählte, daß ich die Kreisky-Biografie zum Geburtstag bekommen habe, Angelika Reitzer und Doron Rabinovici. Ein paar der kleinen Happen gegessen und die Frau Minister erst beim Cocktailempfang gesehen. Danach sehr pünktlich in die Alte Schmiede gekommen, wo die Edition Korrespondenzen einen Verlagsabend im Rahmen der Lesefestwoche machte und Zsuzsanna Gahse ihren „Donauwürfel“ – 10silbige 10zeiler in 10 Quadraten präsentierte, die ich schon immer hören wollte und deren Doanugedichte mich an die Radkarawane mit der Ruth 2007 erinnerte.

Eva Jancak © Lasselsberger

Eva Jancak © Lasselsberger

E. A. Richter, Eva Jancak © Lasselsberger

E. A. Richter, Eva Jancak © Lasselsberger

E.A.Richter, den ich aus seinen Büchern kenne und der mich zu der Lesung einlud, hat aus dem Roman „Fliege“ gelesen, in dem es um Familienbeziehungen geht. Dann gabs eine zweisprachige Lesung mit Istvan Vörös aus Budapest, der ein Versgedicht „Heidegger als Postbeamter“ anzubieten hatte, wo der Philosoph, der im ersten Weltkrieg in einer Postzensurstelle arbeitete aus Vörös Sichtweise dargestellt wurde. Schwejk und Hölderlin kommen darin vor und gehen zusammen in Prag spazieren. Erich Klein hat eingeleitet und ein bißchen zu diesem Werk und der Philosophie Heideggers erzählt, das uns ja aus unserer schnelllebenden Zeit in die Langsamkeit hinunterholt. Kurt Neumann hat auf Deutsch gelesen, dann gabs ein Gespräch, das Zsuzsanna Ghase übersetzen sollte. Margret Kreidl und Lucas Cejpek saßen in der ersten Reihe, Rudi Lasselsberger, der mir schon ein paar Fotos schickte, so daß ich auch etwas zur Auflockerung anbieten kann, weiter hinten.
Dann bin ich von der Minderheitenliteratur des kleinen Spezialverlags, der Ilse Aichinger, Margret Kreidl, Mila Haugova ect. verlegt, in die Literaturzentrale gegangen, wo das Fernsehpublikum auf die Buch Wien eingestimmt werden sollte. Es gab wieder ein paar Brötchen und was zum Trinken, ich habe auch ein paar der Leute getroffen, die schon im Palais Daun Kinsky waren. Daniela Strigl, Angelika Reitzer, beispielsweise. Außerdem waren Susanne Scholl und Armin Thurnher da, dessen neues Kochbuch in einer Einspielung gezeigt wurde. Also prominent besetzt und die rosa Bücher und die Programmhefte lagen auch überall auf.
Es begann mit dem neuen Staatspreisträger, dazwischen wurde ein Film über die zwanzig Prozent funktionaler Anaphabeten gezeigt und was man dagegen tun kann. Christian Ankowitsch, der am Mittwoch die Eröffnungsrede halten wird und Konrad Paul Lissmann, dessen neues Buch präsentiert wurde, nahmen dazu Stellung. Außerdem gab es einen Bericht über die E-Rader und die Frage, ob sie das gute alte Buch ersetzen können?
„Nein!“, riefen die Experten empört. „Denn wir wollen spüren, tasten, riechen!“
Dann wurden noch ein paar Antiquariate vorgestellt, bevor es wieder zu einem Live Interview mit Doron Rabinovi und seinem Shortlistenbuch kam. Interessant wie unterschiedlich Lesefestwocheneröffnungen sein können und welch verschiedene Veranstaltungen sie anbieten, die alle ihr Publikum haben. Beim nach Hause gehen habe ich noch, weit nach Mitternacht, Erich Klein mit seinem Handy getroffen, ob er auch in der Litereraturzentrale war, weiß ich nicht und bevor ich über die Buch-Wien weiterblogge, gibts noch was Eigenes zu berichten.

2010-11-14

Was kommt

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:27

„Geschichte ist nicht nur das, was sich schon ereignet hat, Geschichte heißt, das kommt erst!“, schreibt Thomas Stangl in seinem dritten Roman „Was kommt“, mit dem er 2007 einen der Bachmannpreise bekommen, 2009 auf die Shortlist zum deutschen Buchpreis kam und vor kurzem den ersten Alpha Literaturpreis gewonnen hat.
Das Buch, das in den Rezensionen mit Andrea Winkler und sogar mit Thomas Bernhard verglichen wird, liest sich anfangs etwas schwer und zwingt zur Konzentration, denn Thomas Stangl hebt von den, wie im Klappentext steht, „zahllosen Lebenden und Toten, die Wien bevölkern“, Emilia Degen, die schon in einem seiner früheren Romane vorkommt, 1937, siebzehnjährig bei ihrer Großmutter lebt und den Jugendlichen Andreas, der in den Siebzigerjahren ebenfalls bei seiner Großmutter lebt, hervor und springt mit diesen Protagonisten mit großen historischen Kenntnissen und einer sehr genauen Beschreibung, nach vor und zurück, erzählt, was damals passierte und was wir vielleicht schon öfter gelesen haben.
Das erste Kapitel beginnt mit einer Beschreibung des Films „The Wedding March“ von Erich von Strohheim, der im Sommer im Kino unter Sternen gezeigt wurde, der in Nußdorf in einer Heurigenstube spielt und Nußdorf kommt in dem Roman mehrmals vor. Dort gehen die Protagonisten spazieren, dazu die Zirkusgasse, ein beliebter Ort für Romane, Manfred Rumpl z.B. Im „Literarischen Leben der Dora Faust“, spielt sie auch eine Rolle.
Bei Thomas Stangl dürfte Emilia Degen mit ihrer Großmutter und dem Dienstmädchen, das froh ist, bei keinem Juden zu arbeiten, im zweiten Bezirk wohnen, sie geht zur Schule um die Mautra zu machen, hört die Rufe der Händler vom Markt „wienerische, polnische und jiddische fließen dabei zusamme“, grüßt den dünnen alten Schneider mit den melancholischen Lächeln und den Tränensäcken“ und lernt Georg kennen, dessen Eltern in der Zirkusgasse eine Buchhandlung betreiben, auf deren Rolläden, wenn die Geschichte gekommen ist, in großen Lettern „ist in Dachau“, mit einem Judenstern gemalt sein, wird.
Emilia wird Georg nie mehr wieder sehen und lange darüber grübeln, ob er entkommen ist und warum er sich nicht von ihr verabschiedet hat. Vorher wird sie eine Sommerfrische im Salzkammergut, in der Villa ihres Vaters, der im Ausland lebt, von dort eine zweite Frau mitgebracht hat und die Großmutter nicht besucht, verbringen. Auch hier wird Emilia mit dem Dienstmädchen kommunizieren, das im Dirndlkleid, mager, grau im Gesicht „Grieaßgoud, gnädiges Fräulein!“, sagt und darüber grübeln, was sich das Bauernmädchen denkt, daß sie um zehn Uhr Vormittags noch „Guten Morgen!“ antwortet.
Später wird Emilia nicht studieren, sondern den Krieg in einem Fabriksbüro Schriftstücke ordnend verbringen, aber von den Nachbarn für das Kummerl und die spinnernde Frau Doktor gehalten zu werden. Mit vierzig wird sie ihre Tochter Dora auf die Welt bringen und noch später ins Wasser gehen, um das Buch Thomas Bernhard ähnlich, ohne, daß dessen Stil in Stangls Sprache zu bemerken ist, mit dem Satz „Oder brauchst du das Leben nicht, nur diesen einen Punkt, an dem du Nein sagst, zu allem, was noch kommt; und nein; und Nein-„, zu beenden.
Dazwischen gibt es den fünfzehnjährigen Andreas, der in der Schule den Kontakt nicht findet und von der Großmutter mit Rindfleisch und Schweinefleisch bekocht wird, vor dessen Fettfasern ihm graust. Die Großmutter, habe ich in einer Rezension gelesen, ist Antisemitin, ich habe nur die Aussage von der großen Nase Bruno Kreiskys, der in den Siebzigerjahren österreichischer Bundeskanzler war, gefunden. Andreas, sagt seinen Freunden und dem Mädchen, das er begehrt, diesen Satz nach und wird von ihnen ausgeschlossen. Irgendwann kommt er nach Hause, findet den Krankenwagen vor der Türe, weiß sofort, daß die Großmutter gestorben ist und das dürfte ihn schon als Fünjähriger, als er im Kinderpyjama vom Babysitter betreut, im Bett lag, bei seinen Eltern passiert sein.
Andreas interessiert sich für Bücher und malt während der Schulstunde einen RAF-Stern, ein Hakenkreuz und Hammer und Sichel ins Physikheft, alles mit dem man die Lehrer und die Erwachsenen schokieren kann. Später wird er delogiert, es zieht ihn ebenfalls an die Donau oder den Kanal mit den Rettungszillen, er kommt aus dieser, wenn ich es richtig verstanden habe, aber wieder hinaus und tarnt die nassen Kleider mit einem Hut, während Emilia, der er dabei begegnet, den umgekehrten Weg wählt.
Andere Verbindungen zwischen den beiden habe ich nicht entdeckt und mich, wie geschrieben, mit den oftmaligen Orts- und Zeitwechseln schwer getan, weil ich eine bin, die alles sehr konkret haben will, um sicher zu sein und sich auszukennen. Das scheint Thomas Stangl mit seinen „überwältigenden, auch schockierenden Bildern“, ich zitiere wieder den Klappentext, nicht gewollt zu haben, „da er die Räume des Übergangs, der Unschärfe, der Ahnungen, des deja-vus sucht und die Grenzen zwischen Innen und Außen auflöst.
Heraus ist ein hochgelobtes Buch, das die Geschichte mit einer wunderschönen Sprache erzählt, die Verwinklerung der Sprache, von der ich immer schwärme, gekommen. Es wird auch genau recherchiert, so gibt es ein Kapitel mit Zeitungsausschnitten eines Tags im Frühling 1937 und noch andere, aus dem Siebzigerjahren, die den Kampf gegen die Atomkraftwerke, die Schwierigkeiten eines traumatisierten Jugendlichen, für den Ö3 sehr wichtig ist, während die Rindfleisch kochende Großmutter in der Küche Radio Burgenland und „Autofahrer unterwegs“ hört, andeuten.
Die Kritiker sind, wie erwähnt, begeistert. Wieviele der bei der Alpha Preisverleihung ausgeteilten Bücher, gelesen werden, würde ich gern wissen. Ich bin eine davon und lege den Roman ein wenig ratlos weg. Denn die schöne Sprache und die genauen Detailkenntnisse beeindrucken natürlich, andererseits bin ich eine realistische Schreiberin, die alles gern von hinten nach vorn und verständlich erzählt bekommen will, auch wenn man damit keine Preise gewinnt. Die Titelfrage wird auch nicht sehr beantwortet, ich denke aber, es bleibt schon, wie es ist.

2010-11-13

Literarisch Geburtstag feiern

Filed under: Uncategorized — jancak @ 01:08
Ruth Aspöck

Ruth Aspöck

Lidio Mosca-Bustamante

Lidio Mosca-Bustamante

Um den Hunderteuroschein, den ich von meinen Schwiegereltern zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, hätte ich mir einige Bücher kaufen können „Rabenliebe“, „Einladung an die Waghalsigen“, „Spam“, „Grimms Wörter“, da wär mir vieles eingefallen. Da das aber nicht wirklich sinnvoll ist, habe ich es unterlassen und nur am Geburtstagstag, als ich einen Kika-Weihnachtsgutschein eingelöst habe, ein bißchen genauer bei den Bücherschränken geschaut. Natürlich was gefunden und am Abend mit dem Alfred und der Anna im Restaurant Beograd, das mich beim Lesetheater Osterspaziergang sehr beeindruckt hat, gegessen. Fischsuppe und Hühnerleber. Vom Alfred und der Anna gab es Bücher. Vom Alfred habe ich mir Norbert Gstreins „Die ganze Wahrheit“ und Angela Leinens „Wie man den Bachmannpreis gewinnt“ gewünscht und von der Anna, die sich bisher weigerte, mir Bücher zu schenken Michael Scharangs „Komödie des Alterns“ und Christopher Staningers „Haßgedichte“ bekommen. Das zweite ist eigentlich ein Geschenk des Autors, mit dem die Anna befreundet ist, eine schöne Widmung gibt es auch.
Die nächsten zwei Tage galten der psychologisch-psychotherapeutischen Fortbildung und zwar gabs am Donnerstag eine Tagung zur „Gender Medicine – Theorie und Praxis“ im Rathaus und am Abend wurde auf der SFU der siebente Marianne Ringler Forschungsförderungspreis verliehen. Am Freitag gab es, da es inzwischen zwei Psychotherapievereine gibt, die zweite Festveranstaltung zu zwanzig Jahre Psychotherapiegesetz. Das war auch ein Geburtstagsfest mit einer Fachtagung, einem Buffet und einem „Best of-Kabarett“ mit Bernhard Ludwig, aber da habe ich mich verabschiedet, gab es ja mein literarisches Geburtstagsfest, das ich seit 1987 fast jedes Jahr zu meinem Geburtstag veranstalte.
Das Geburtstagsfeiern ist mir wichtig und ich zelebriere es auch sehr. Lade meinen Bekanntenkreis, drei vier Lesende ein und lese auch selbst. Heuer haben Ruth Aspöck, Lidio Mosca-Bustamante und Hilde Schmölzer gelesen und als ich um Punkt sieben eintraf, waren schon ein paar Leute da. Alfred hat wieder das Buffet gemacht, sechzehn Personen sind gekommen und Bücher gab es auch. Vom Karli die „Bruno Kreisky-Biografie“ von Wolfgang Petritsch. Das hat der Alfred dem Karli empfohlen und das ist ein Buch, das ich wahrscheinlich nicht lesen werde, obwohl Bruno Kreisky für meinen Lebensweg sicher entscheidend war und die Siebzigerjahre sehr prägte. Ruth Aspöck hat aus drei Büchern gelesen und sie mir dann überreicht. Das „Selbstportrait“ hatte ich schon, aber „Frauen schreiben gegen Hindernisse“, das nächsten Dienstag in der Berggasse vorgestellt wird, ist sehr interessant.

Hilde Schmölzer

Hilde Schmölzer

Eva Jancak

Eva Jancak

Gibt es darin ja nicht nur einen Text von Ruth, sondern auch über Alma Johanna Koenig, Lily Körber, Vera Ferra-Mikura und Michaela König, die mir bei der „Mimi“ gewissermaßen als Vorbild diente. Hilde Schmölzer hat mir die von Manfred Chobot herausgegebene Anthologie „Genie und Arschloch“ mitgebracht, wo unter anderen von ihr und von Judith Gruber-Rizy Texte enthalten sind und die Lesung war auch sehr interessant. Ein Stückchen aus einem Roman von Lidio Mosca-Bustamante, Hilde Schmölzer hat aus der „Frauenliebe“ gelesen und ich zwei Szenen aus der „Mimi“, die gut angekommen sind. Es gab eine rege Diskussion und noch andere Geschenke, ein Bild aus der Galerie Lindner, Bonbons, Blumen, Wein, Kaffee, Marmelade und vieles mehr.
Jetzt muß ich den grünen Erde Gutschein noch dazu verwenden, ein Bücherregal zu bestellen, um die vielen neuen Bücher unterzubringen und lesen muß ich sie natürlich auch, obwohl in der nächsten Woche durch die Lesefestwoche und die Buch-Wien schon neue Ablenkung auf mich wartet.

2010-11-11

Zerfließende Identitäten, starke Charaktere

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:00

Unter diesem Titel – Textdialog: Familienmuster im Wandel“ fanden am Mittwoch zwei Lesungen in der Alten Schmiede statt und ich hatte die Gelegenheit den neuen Saal live zu erleben. Nämlich Angelika Reitzer „Unter uns“, eingeleitet von Daniela Strigl und Melinda Nadj Abonji „Tauben fliegen auf“ eingeleitet von Petra Messner.
Da ich nicht genau wußte, wieviele Leute es zu der Lesung der deutschen Buchpreisträgerin zieht, bin ich rechtzeitig hingegangen, was gut möglich war, da ich um drei meine letzte Stunde und vom Leiner einen Geburtstagsgutschein hatte und ich nicht sicher war, wie lange der offen hat. Also bin ich noch vor sechs mit einer Kerze, Zimtstangen und einem Packerl Servietten von dort weggegangen und war um halb sieben im Zeitschriftensaal.
Da war ich ein wenig verwirrt, hing an der Türe doch ein Zettel, der die Lesung Angelika Reitzers ankündigte. Daß eine Fastbuchpreisträgerin nicht kommt, habe ich im letzten Jahr erlebt und Angelika Reitzers Lesung schon gehört. Es war aber wieder eine Wechsellesung, solche habe in den letzten Jahren schon einige erlebt. Vom Parterresaal in das Museum und umgekehrt, damit die Leute sich bewegen. Diesmal vom Schmiedesaal in den Keller, was gut zu Angelika Reitzers Lesung passte, zog sich deren Clarissa ja auch dorthin zurück und führte eine Untergrundexistenz, bevor sie sich neben armseligen Feldern ins Wasser stürzte.
Aber ich hatte ein ungutes Gefühl, war ich ja so früh gekommen, um einen guten Platz zu haben, wenn ich aber bei der Lesung sitze und unten um dreiviertel Acht die Leute hineingelassen werden, bekomme ich vielleicht keinen Platz und das scheinen sich die Veranstalter auch gedacht zu haben, haben sie doch eine Leinwand in den Schmiedesaal gehängt und verkündeten zu übertragen. Ich komme aber nicht so früh, um ein Video zu sehen, zumindestens nicht gern, das habe ich dem Lehrer, der schon da war, gesagt und mich ein bißchen über den deutschen Buchpreis und das Buch, das er schon gelesen hat, mit ihm unterhalten. Jochen Jung erschien und einige andere. Von den Autorinnen war nichts zu sehen. Die warteten sicherlich in einem Büro, vom Publikum abgeschirmt, vermutete ich, der Lehrer ergänzte etwas von Bodyguards. Meine Jacke lag in der zweiten Reihe, wo diesmal nicht reserviert war, aber auch nicht gut, wie ich fürchtete, denn wenn ich warte, bis die anderen im Keller sind…
Daniela Strigl, die, glaube ich, auch bei der Erstpräsentation im Phil war, hat eingeleitet, Richard Obermayr ist zwei Plätze neben mir gesessen und Daniela Strigl, die im „Volltext“ eine Kritik über den Buchpreis geschrieben hat, erwähnte in ihrer Einleitung wieder, daß ihrer Meinung das Buch auf die Liste gehört hätte, ist es ja einer der besten Romane des letzten Jahrs und ich überlegte, ob ich nicht besser erst um acht gekommen wäre, Angelika Reitzer hat aber andere Stellen gelesen und Kurt Neumann erwähnte in seiner Einleitung das Gemeinsame an beiden Büchern, daß sie nämlich das Brüchige und Prekäre an Gesellschaften und Familie zeigen.
Es war also interessant und ich habe das Buch besser verstanden, wenn ich vielleicht auch einen etwas anderen Blick auf das Prekäre und die Arbeitslosigkeit habe, weil das die meisten meiner Klienten sind und ich auf der anderen Seite immer wieder erlebe, wieviel man in dieser Stadt umsonst bekommt. Aber und das hat Angelika Reitzer schon richtig erwähnt, es heißt zwar „Arbeit ist nicht alles“, aber lebe das erst einmal in dieser Gesellschaft, die so tut, als ob und die Leute trotzdem wegrationalisiert. Da muß man schon sehr selbstbewußt sein, um nicht depressiv zu werden.
Nachher gabs eine Diskussion über den Schreibprozeß, dann gings in den Keller.
„In einer Viertelstunde fangen wir an!“, sagte Kurt Neuman und es war nicht so schlimm, wie erwartet, sondern Platz in der zweiten Reihe und ich bin auch mit einer Dame ins Gespräch gekommen, die mir erzählte, daß sie das Buch gerade liest. Der Saal wurde voll, das Klavier war verschwunden, es war aber nicht überfüllt.
Dann kam Melinda Nadj Abonji, die, wie schon Walter Famler am Sonntag sagte, auch zu „Jugoslavia revisited“ gut gepasst hätte, stammt sie doch aus der Vojvodina, als Anghörige der ungarischen Minderheit und ist in der Schweiz aufgewachsen, wo Germanistik und Geschichte studierte und auch als Musikerin tätig ist. Der Roman „Tauben fliegen auf“ schildert an Hand der Ich-Erzählerin Ildiko diese Identität. Petra Messner sprach von der Vielschichtigkeit und Melinda Nadj Abonji las quer durch den Ronman, ein Stückchen Dorf, ein Stückchen Schweiz und wieder zurück.
Die Familie hat sich in der besten Gegend am Zürcher See ein Cafehaus eingerichtet, wo sie Croissants serviert und aus Anpassung an das neue Leben, sowohl die ungarische Sprache, als auch das Serbokroatisch verboten ist. Die Eltern müßen eine Staatsbürgerprüfung machen und sprechen schlechter Deutsch als ihre Kinder. Dann fahren sie ins Dorf auf Urlaub zu der Maminka, wo inzwischen der Krieg ausgebrochen ist und sich die Leute gegenseitig abschlachten und einen Cousin, der Taubenzüchter ist, gibt es auch.
Daher der Name des Romans, der Melina Nadj Abonji, wie sie erzählte, nicht so gut gefallen hat, weil sie ihn als etwas matt empfand. Der Jung und ihre Lektorin haben sie dazu überredet. Es gab im Anschluß eine kleine Diskussion mit den Leuten, die das Buch schon gelesen haben, zwei Sitze neben mir ist diesmal, der Pfarrer Nemeth gesessen und das ist auch ein ungarischer Emigrant.

2010-11-10

Strömung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 06:52

Die Erzählung „Strömung“ ist das dritte Buch des 1954 in Wien geborenen Martin Kubaczek, der Violine und Germanistik studierte und viele Jahre Lektor und Gastprofessor in Japan war. 1997 sind der Erzählband „Somei“, 1998 der Roman „Fantasie“ erschienen, in denen er Japan beschreibt. „Strömung“ schildert eine Nachkriegskindheit an der Donau am Stadtrand von Wien. Es geht um „Toni Löw, der in Jedlesee geboren und durch Felder gegangen ist, wo heute Industrieanlagen und Wohsiedlungen stehen.“
Das Buch ist kurze Abschnitte geglidert, in dem vom Fluß erzählt wird und vom Garten im Überschwemmungsgebiet, in dem der Vater seine Fantasiebauten stellte, Hütte an Hütte und Küchen und Klos baute, die nie benutzt wurden. Eine Jungend in Armut, denn die Familie hatte viele Kinder, die die Mutter in Verzweiflung brachte und wenn sie zum Doktor ging, riet ihr der nur „Äpfel essen, statt dessen und schickte sie wieder heim.“
Der Vater spricht nicht viel und wenn er mit seinem Sohn auf Entdeckungsreisen geht und in Erdlöchern rastet, erzählt er vom Krieg und seinen Erlebnissen bei den Russen dort. Die Kindheit ist arm, man holt den Vater, „der als Beamter am fünfzehnten sein Geld bekommt, von den Straßenbahnstationen ab, um zum Greisler und Konsum zu gehen und einmal im Monat gab es für jeden eine Semmel und echte Butter nicht Margarine. Und darauf eine dünne Scheibe Extrawurst.“
Sonst lebt man Tagelang von Kartoffeln und Milch. Es gibt aber den Wunsch nach Bildung, es wird gesungen und musiziert und der Toni hat auch Freunde. Den Henry und den Willi. Mit Henry, der hörbehindert ist, sich dadurch ausgeschlossen fühlt, lernt er Österreich kennen, weil ihn dessen Eltern in ihrem Puch mitnehmen und mit ihm auch nach Caorle fahren, um ihren Sohn etwas Normalität zu bieten. Später wendet er sich dem schnelleren Willi zu und fährt mit ihm und dem Motorrad bis nach Holland, während sich Henry umbringt, was dessen Mutter, in die Tony ein wenig verliebt ist, nicht verkraftet und täglich mit dem Taxi zum Friedhof fährt.
Toni hat noch andere früh Verstorbene, den Bruder Helmut, der aus dem Fenster fällt und es geht in der Erzählung, wie dem Klappentext zu nehmen ist, auch um Abschiede und Aufbrüche.
Da das Buch nicht chronologisch geschrieben ist, ist es ein wenig schwer zu lesen, denn plötzlich schwenkt der Erzähler um und befindet sich in Japan, wo er Abschied von dem Haus nimmt, in dem er eine Zeilang gewohnt hat, noch für einen halben Monat Miete zahlt und die beiden Schildkröten im Mizumoto Park aussetzt. Es gibt auch eine Stelle mit einem Unfall in einem Atomkraftwerk und der verseuchten Milch, die weiter getrunken wird.
Der Stil ist manchmal kindlich naiv, dort wo der kleine Toni Löw von sich erzählt, daß er in Jedlsee aufgewachsen ist und nicht gern zu Schule gegangen ist, dann wieder philosophisch, wenn an Hand der Strömung und des Flußes vom Leben, seinem Sinn und Ende geschrieben wird. Trotzdem ist alles drin, die Armut der Kindheit, die Freiheit des Lebens im Hochwassergebiet, die es nicht mehr gibt, die Kriegserlebnisse des Vaters, der Aufbruch nach Caorle, dem Arbeiterparadies der Sechzigerjahre.
Wie der Erzähler nach Japan gekommen ist, wird nicht beschrieben, man kann es sich aber aus der Biografie des Autors denken, dann irritiert vielleicht der Name des Hauptperson, weil man denkt, daß das das Leben des Autors ist und vielleicht ist auch die Form der Erzählung ein wenig verwirrend.
„Somei“ und“ Hotel Fantasie“ habe ich vor Jahren bei den Büchertürmen der Literatur im März bekommen. „Somei“ durchgeblättert,““Hotel Fantasie“ gelesen. Es ist ähnlich abstrakt, wie „Strömung“.
Den Autor kenne ich, weil er in der Alten Schmiede gelegentlich Veranstaltungen machte. Vor einem Jahr ist ebenfalls bei Folio „Sorge ein Traum“ erschienen, wo es um einen Spion geht, der in Japan hingerichtet wurde. Da war ich bei der Lesung in der Alten Schmiede und Martin Kubaczek hat auch, entnehme ich dem Klappentext, zahlreiche Publikationen zur österreichischen Gegenwartsliteratur.

2010-11-09

Wilde Landschaften

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:02

Wieder eine Textvorstellung mit Angelika Reitzer. Die unterscheidet sich ja von den anderen Moderatoren, weil hier die jungen Talente, die mit der Sprache spielen, deren Namen man sich merken sollte, vorgestellt werden. Drei Abende gab es schon, im Dezember, Februar und Mai. Alle hatten die Welt im Text, diesmal ging es um Landschaften und das Roadmovie, das die Schriftsteller brauchen, um von ihren Schreiben zu erzählen und so viel Unbekanntes war nicht dabei.
Denn Michael Stavaric habe ich schon gekannt und Constantin Göttfert, den Wiener, der in Leipzig studierte. Die 1959 geborene Judith Pouget war mir aber unbekannt und die ist auch ein bißchen älter, als die anderen Eingeladenen. Sie hat mit ihrer im Mitter-Verlag erschienenen Erzählung „Abgehoben“ begonnen und diese Reise eines Paares durch Amerika bzw. Mexiko, war für mich ein Deja vu, obwohl das erst bei Michael Stavarics Lesung vorkommen sollte.
Aber dort war ich schon, nicht als Lektorin eines Sommerkurses an einer Uni, aber 1989 das erste Mal mit Alfred und der Anna und in Mexiko sind wir in den Neunzigerjahren gewesen. Bei Judith Pouget begleitet eine Schriftstellerin, einen solchen namens Adam, wobei sie sich ihm offenbar entfremdet, aber soweit ist Judith Pouget nicht gekommen. Sie begnügte sich mit dem Frühstück in der Mensa, Obst, Brot und Kaffee, das man durch die Gegend trägt. Mit den Partys, wo die Protagonistin gefragt wird, wer ihr Lieblingsautor ist und in welchen Genre sie schreibt und sie weiß die Antwort nicht. Henry James wird erwähnt, der für uns eher unbekannt, in den amerikanischen Schreibkursen wahrscheinlich sehr gefragt ist und anschließend der Aufenthalt in einem Haus bei einem kranken Dichter, der das Paar aus diesem wirft, bevor es sich noch für den Campingurlaub eingedeckt hat.
Angelika Reitzer fragte anschließend, wie der Text entstanden ist? Während des sechswöchigen Aufenthalt, jeden Morgen ein paar Seiten in das Notizbuch über das Erlebte des vergangenen Tags. Dann wurde es verdichtet.
Da war Michael Stavaric bei seinem „Deja-vu mit Pocahontas“ anspruchsvoller, obwohl es in dem Text um die Zugfahrt eines Schriftstellers von Nürnberg nach Freudenstadt geht, hat er doch Arno Schmidts Stil verwendet. Das hat Angelika Reitzer in der Einleitung erklärt und auch, daß Michael Stavaric dadurch zu einer neuen Sprache gekommen ist und ich habe diese Sprache als sehr frisch und ungewöhnlich empfunden. Und da ich Arno Schmidt, ich gebe es zu, nicht gelesen habe, habe ich, wahrscheinlich unter dem Einfluß der letzten drei Tage, daran gedacht, daß Deutsch ja nicht Michael Stavarics Muttersprache ist und, schau, wie der frech und locker die Sprache umfunktioniert.
Der traut sich was, daß er „Miß- statt Unbehagen“ schreibt, „Sonnenstrahlen in den Zöpfen“ sieht und alles ganz anders benennt, was neugierig macht.
„Mit ihren zerbrechlichen Knieköpfchen, Kniescheibe ist doch viel zu profan…“
Die Idee jemanden mit oder ohne Netzkarte durch Deutschland fahren zu lassen, ist ja nicht so neu, daß Pocahontas dabei auftritt und zu ihren Klempner fährt, wahrscheinlich schon. Zu dem steigt sie dann auch aus und „mit ihr die Liebe – Scheiße“ endete Michael Stavaric und setzte noch ein „Vielen Dank!“, hinzu, was mich zum Lachen brachte, ähnlich wie damals in der Station Hütteldorf, als ich mit meinem Kind auf den Zug nach St. Pölten wartete und den letzten Satz der „Alten Meister“ gelesen habe und da bin ich schon bei der Überleitung zum nächsten Autor, dem 1979 geborenen Constantin Göttfert, auf dessen Namen ich über das Literaturinstitut in Leipzig gestoßen bin, beim zwölften Klagenfurter Literaturkurs hat er teilgenommen und ich habe ihn im Oktober 2008 bei einer Lesung der „Hausdurchsuchung“ in der Hauptbücherei gehört.
So hatte ich also meine Erwartungen bei „In der Wildnis“, die Angelika Reitzer auch mit der Westernanspielung einführte bzw. einen Namen erwähnte, den ich mir nicht gemerkt habe. Dann begann es aber bei der Erzählung „Versper“ mit dem Satz „Ich hätte es nicht schreiben dürfen, dachte ich wieder“ und handelte von einem, der an der Innbrücke steht und überlegt hineinzuspringen.
„Man schreibt es in der Meinung das Schönste zu schreiben und schreibt dabei nur das Schrecklichste!“
Na ja, habe ich gedacht, das habe ich doch schon gelesen. Vorgestern in Tim Parks „Schicksal“ und vor vielen Jahren „In der Auslöschung“, in den „Alten Meistern“, in „Holzfällen“ und in einigen Büchern, die andere Verfasser haben. Daß das große Vorbild auch nach Leipzig dringt, hat mich erstaunt. So habe ich diese Geschichte ein wenig antiquiert empfunden, obwohl eine Wendung drinnen war, die mich sehr beeindruckte. Der junge oder auch ältere Mann, der in den Inn springen will, reflektiert sein Leben und liest dabei Briefe seines Vaters „Mein lieber Sohn, wie geht es dir?“
„Man muß den Menschen die Liebe sauer machen, damit sie Lust aufs Sterben bekommen!“, sagte dieser Vater, aber die Mutter ist nicht gestorben,“ sie konnte es noch nicht, wollte sie doch dem Vater nicht die halbwüchsigen Töchter und die halbwüchsigen Nachbarkinder überlassen….“
Die Geschichte schließt damit, daß der junge Mann, die Mutter beim Versuch die jungen Kätzchen zu töten beobachtete, was sie nicht schaffte, so daß sie halbtot liegenblieben. Diese Brutalität habe ich vor kurzem auch in zwei Büchern gefunden und ist wohl das, was man als junger Mann am Land immer noch erlebt.
In der Diskussion stellte ich die Frage nach Thomas Bernhard und ließ mich belehren, daß der frische Stavaric Ton von Arno Schmidt kommt, den ich bisher, auch das gebe ich zu, für unlesbar gehalten habe. Zum Glück gibts den Bücherschrank und da lag vor kurzem „Kaff auch Mare Crisium“, so daß ich meine Bildungslücke aufholen und wieder sagen kann, bei den Textvorstellungen von Angelika Reitzer lernt man sehr viel.

2010-11-08

Jugoslavija revisited III

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:05

Das Werkstattgespräch über den Kosovo: Erich Rathfelder mit Wolfgang Petritsch, moderiert von Erich Klein, war sozusagen das Gustostückerl der Veranstaltung. Mit dem Kosovo hatte es nur unter anderem zu tun, es ging eher darum, wie es zu dem Krieg kam, wer was dabei falsch machte und um die Rolle Peter Handkes.
Beide Herren sind 1947 geboren und Wolfgang Petritsch, der in der Zeit, als ich das zweite Mal in Belgrad war, dort Botschafter war und vorher Kreiskys Sekretär, über den hat er auch eine Biografie geschrieben, die vor kurzem bei Residenz herausgekommen ist, ist in einem kleinen Dorf in Kärnten zweisprachig aufgewachsen. Sechzehn Häuser, eine Kirche, eine mehrklassige, zweisprachige Schule und die Unterschicht, wie es Wolfgang Petritsch nannte, hat sich für ihre slowenische Herkunft geschämt, so daß sie den Sohn Wolfgang nannte, in der Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt wurde er Tschusch genannt und der Kreisky wurde vor seinem Sekretär gewarnt. Ein Jugoslawienexperte ist er allenhalben geworden, wie auch aus Erich Rathfelder, der ein Buch über den Kosovo geschrieben hat, ein Flüchtlingskind war und dann ein Linker, aber kein Terrorist, dazu war er zu intelligent, wie er es nannte und im Jugoslawienkrieg zehn Jahre Berichterstatter.
So sind die Expertenmeinungen, wer, was, wann falsch gemacht hat, hin und hergeflogen, aber im nachhinein ist man immer klüger, wie es der Diplomat nannte und er war auch einmal in Frankreich, wo er Milosevic von dem Krieg abhalten sollte, da hat er Peter Handke auf der Straße gehen sehen und sich von ihm bekochen lassen. Der hat ihn beauftragt, Milosevic vor dem Einsatz der Nato zu bewahren, aber als Petritsch ihm das überbrachte, hat der nur verächtlich abgewinkt, obwohl Peter Handke später zu seinem Begräbnis ging, sich durch seine Serbenliebe in alle Nesseln setzte und sich auch um einige Preise brachte.
„Kasperl!“, hat es Erich Klein genannt, Wolfgang Petritsch etwas diplomatischer und fein lächelnd „naiv“, die Kroaten und die Kosovaren bezeichneten es als Matschomäßig bzw. leicht verrückt.
Am Nachmittag ging es im Odeon mit fünf Lesungen weiter und zwar begann Beqe Cufay aus dem Kosovo, der schon gestern diskutierte, ebenfalls ein Buch darüber geschrieben hat und seit 2000 in Stuttgart lebt, mit seinem Essay über „Titos Bücher“.
Dann kam Laszlo Vegel, Angehöriger der ungarischen Minderheit, der in Novi Sad lebt und das Ganze humoristisch nahm, 1941 geboren wurde und schon mit sechsundzwanzig Jahren die „Memoiren eines Zuhälters“ schrieb. Dazu wurde er von Alida Bremer befragt und meinte, daß die meisten Politiker ihre Memoiren mehrmals umschreiben würden. Dann wurde ein Stück aus einem Text gelesen, wo er sich in Budapest und in einem Spital befindet, während sein Visum abläuft, so daß er trotz Abraten der Ärzte, das Land verlassen muß.
Dragan Velikic kannte ich schon vom Vorjahr, bzw. von einigen Lesungen in der Alten Schmiede. Den Roman „Danteplatz“ habe ich auch gelesen. Er ist 1953 in Belgrad geboren und in Pula aufgewachsen. Bis 2009 war er Botschafter in Wien. Jetzt lebt er wieder in Belgrad. Im Vorjahr hat er, glaube ich, aus dem Roman „Das russische Fenster“ gelesen, jetzt hat er von einem Roman erzählt, in dem es, um einen Straßenbahnschaffner geht, der in Wien, Prag, Belgrad und Budapest gearbeitet hat und von der Zeit, in der er in Budapest lebte, weil seine Frau dort an der Universität unterrichtete.
Danach kamen noch Goran Petrovic und David Albahari. Goran Petrovic lebt ebenfalls in Belgrad und ist einer der meistgelesenen Autoren Serbiens. Der Roman „Die Villa am Rande der Zeit“ ist soeben auf Deutsch erschienen. Alida Bremer hat dafür das Gutachten geschrieben und ihn sehr gelobt. Es geht dabei um fiktive Welten und um Schriftsteller oder Leser, die interaktiv in das Geschehen eingreifen können. Bei dem Stück aus dem Robert Reinagl gelesen hat, ist es aber um ein Familienessen und ein Zerwürfnis aus dem Jahr 1943 gegangen. Dann folgte noch eine Erzählung und der 1948 in Serbien geborene David Albahari, der jetzt in Kanada lebtt, hat ebenfalls zwei Erzählungen vorgestellt. Seine Bücher sind bei Eichborn erschienen und er liebt, sagte er, die Form der Kurzgeschichten, obwohl die Verlage alle Romane wollen. Er liebt auch Thomas Bernhard und meinte, daß er in seinem Stil schreiben würde. Das ist bei den Geschichten nicht so sehr herausgekommen. Da ging es eher um die Langsamkeit. In „Der Bäcker, der Briefträger und der Mützenmacher“, wird erzählt, wie ein Mann seine Frau umbringen will, einem anderen seine Frau nach Deutschland verschwunden ist, die Tochter nichts mehr lernen möchte. Ums Briefmarkensammeln und Schachspielen ging es auch.
„Mein Mann“ ist die traurigste Geschichte, meinte David Albahari. Dabei geht es um einen Mann, der plötzlich nicht mehr aus dem Auto steigt und eine Frau, die am Fenster steht und ihm dabei zusieht. Und um Gedanken über eine verlorene Sprache geht es in seinem Essay, der im Wespennest Sonderheft enthalten ist.
Danach hat mir der Kopf geraucht und ich habe viel über den zerfallenen Vielvölkerstaat und seine Bewohner gelernt.

2010-11-07

Schicksal

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:13

Tim Parks „Schicksal“ könnte man auch „Auslöschung“ nennen, ist es doch ein Endlosmonolog eines Mannes, der seinen Sohn verlor, ganz nach Vorbild des alten Meisters, die Sätze „Das ist die Wahrheit“ kommen mehrmals vor, das Wort „Auslöschung“ wird genannt, aber vielleicht ist nur die Übersetzerin ein Bernhard-Fan, ist der 1951 in Manchester geborene Tim Parks ja Engländer und lebt als Autor und Übersetzer, unter anderen hat er Italo Calvino und Alberto Moravia übersetzt, in Verona.
So geht es auch dem Ich-Erzähler Chris, der sich am Beginn des Romans in einem Hotel in London befindet, weil die Ärzte seines Sohnes ihn und seiner Frau geraten haben, Italien zu verlassen, damit sich dieser von seiner Schizophrenie erholen kann. In der Rezeption des Hotel Knighbridges kommt die Nachricht vom Selbstmord Marcos, worauf er mit seiner Frau nach Italien zurückfliegt.
Chris monologisiert dabei endlos vor sich hin, hört Stimmen, erzählt sein Leben und uns den Roman, während Mara mit einem roten Mantel, grünen Hut und rosa geschminkt, das Flughafenpersonal veranlaßt, sie ohne Ticket ins Flugzeug zu lassen, die Überstellung des Sarges nach Rom und das Begräbnis organisiert.
Chris, der ein Buch über den italienischen Nationalcharakter schreiben will und ein Interview mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Andriotti organisiert, beschließt seine Frau zu verlassen, während er mit ihr im Flugzeug sitzt. Er ist herzkrank, hat keine Tabletten bei sich und auf dem Flughafen Schwierigkeiten zu urinieren und Stuhl zu lassen, dafür entdeckt er ein Buch über den italienischen Nationalcharakter im Flughafenshop, das sein Nebenbuhler geschrieben hat. Er hat seine Frau aber auch betrogen, im Hotel in Neapel, als seine Frau nach Rom zurückfuhr, weil der zehnjährige Marco nicht mit seiner Schwester Paola bei der Großmutter schlafen wollte.
Vielleicht ist das der Anfang der Geschichte, denn Mara hat Marco, der, wie ihr Vater heißt, sehr verwöhnt, nachdem sie glaubte keine Kinder bekommen zu können und daher die kleine Paola, die die Tochter einer Prostituierten ist, aus einem ukrainischen Waisenhaus holte.
Danach hat es, wie bei vielen Paaren geklappt, Marco wurde zum Muttersöhnchen, Paola war auf den Bruder eifersüchtig und begann ihre Adoptivmutter zu hassen. Chris wurde zum Starjournalist und begann in der Welt herumzureisen.
Der Anfang der Geschichte, als Marco die Mutter zurückholen wollte, weil die Großmutter, in deren Bett er schlafen sollte, gestorben ist oder erst nachdem sich dieser, vielleicht zehn Jahre später, mit seiner Mutter weigerte Italienisch zu reden und der Vater ihr, die nicht Englisch kann, alles übersetzen mußte.
Man sieht Tim Parks hat sich mit der Entstehungsgeschichte der Schizophrenie gründlich auseinandergesetzt, obwohl er seinen Christ zu einem biologischen Psychiater und keinen Psychotherapeuten schickt, der ihm, wofür er viertausend Lire in der Stunde verlangt, genau die biologischen Ursachen der Schizophrenie erklärt.
Marco hat sich jedenfalls mit einem Schraubenzieher erstochen, bzw. die Pulsadern aufgeschlitzt, obwohl die Ärzte, die dem Ehepaar rieten nach England zu ziehen, von einer Besserung überzeugt waren. Davor hat das Muttersöhnchen, der Mutter Schlamm, Paola Butter in die Haare geschmiert und das Geisterhaus zertrümmert.
Das alles geht Chris durch den Kopf, als er in der Totenkammer vor der Leiche seines Sohnes sitzt, Mara zu verlassen beschließt, nicht urinieren kann und keine Herztabletten hat. Er macht aber pflichtgetreu sein Interview mit Andriotti, wird nach dem Begräbnis von der Urologie weggeschickt, weil die kein Bett für ihn hat, hört die Stimme seines Sohnes und fährt ins Geisterhaus zurück, obwohl er Mara ja verlassen will. Die hat Kerzen für ihn aufgestellt und von ihrem Sohn geträumt, gesteht ihm aber ihre Liebe, so daß der Roman „Schicksal“ doch nicht „Auslöschung“ heißen kann.
Einen großartigen letzten Satz, hat es aber allemal.
„Morgen können wir anfangen, um unseren Sohn zu trauern.“
Es ist das erste Buch, das ich von dem englischen Schriftsteller gelesen habe. „Mimis Vermächtnis“ wartet aber schon, denn das habe ich vor einiger Zeit im Bücherschrank gefunden.

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