In „Fliege“ Roman eines Augenblick von E.A.Richter spielen Fliegen eine wichtige Rolle. Sie befinden sich im Auto, werden im Milchkrug gefangen oder fliegen dem Ich-Erzähler Adam Fliege auf die Nase. Ich erinnere mich an den Disput mit meiner inzwischen entschwundenen kritischen Leserin Frau Heidegger, die viel gegen sprechende Namen hatte.
Möglicherweise wird man einen Herrn Fliege als Protagonisten auch für etwas überzogen halten, der in nicht chronologischer Weise, die Augenblicke seines Lebens nachvollzieht. Am Anfang von Fliegen erzählt und am Ende von seinen zwei Lebensfrauen, um gegen seine Flugangst anzukämpfen, auf den Flughafen geführt wird.
Dazwischen schreibt er sein Leben auf und erinnert sich am Hof der Eltern mit dem Bruder im Waschtrog gebadet worden zu sein, denn ein Bad gab es dort erst, als er schon ins Gymnasium ging und Fliegen gab es auch bei den Kindheitsspielplätzen der Brüder, allerdings auch Blutegeln, die sich sich gerne an die Arme und Beine setzten. Die Fliegen ließen sie sich an die Penisse fliegen und versuchten sie in der Vorhaut zu schnappen. Dann gab es noch die Cousie mit der der Ich-Erzähler, die ersten Liebesspiele in der Badewane trieb, die beiden Freundinnen Birgit und Flora und die Ex-Frau Karla, von der er sich bald trennte.
Vorher war er der erste, der wegen seiner schönen Sprache vom Lehrer aufs Gymnasium geschickt wurde, dann finanzierte er sich sein Studium als Schaufensterdekorateur, lernte Karla und deren Vater Karl kennen, die ihn in höhere Sphären hineinbrachte, was allerdings nicht gut ging. Die Vorwürfe alles vom Schwiegervater bezahlt zu bekommen, hält kein Schwiegersohn aus und dessen Bitte den Dachboden geschenkt zu bekommen, so daß er ihn für Karla ausbauen kann, wurden auch nicht erhört. So zeigte der Schwiegervater, Direktor einer Consultingfirma, den Schwiegersohn bei der Staatspolizei an, bei der Palmersentführung beteiligt zu sein.
Adam Fliege hat aber auch bei der Familie der Cousine die Sommer verbracht. Der Onkel war gewalttätig gegen die Cousine und ihre Mutter und ist als Sechszehnjähriger in den Krieg eingezogen worden, aus diesen später desertiert und wurde von seiner Familie am Dachboden versteckt. Auch das Kriegstagebuch des Vaters fasziniert den Ich Erzähler.
Sehr viel ist in diesem Roman des Augenblicks auch vom Sterben die Rede. Das Sterben des Onkels, das des Vaters, der Mutter, des Schwiegervater Karls. Der Vater erleidet einen Schlaganfall, die Mutter hat zuerst einen Unfall, später stirbt sie in einem Krankenhaus-, das der Ich-Erzähler aufsucht, um die Spuren der toten Mutter zu suchen, als es schon geschlossen war, -vierundzwanzig Studen bevor entschieden werden sollte, ob sie eine Dialyse bekommt. Bei Karls Begräbnis wird Adam Fliege Karla nach Jahren wiedersehen und mit einem ihrer Cousins ins Gespräch kommen, der von einem dürren Jussstudenten zum übergewichtigen Scheidungsanwalt mutierte und dem er die Geschichte von der anonymen Anzeige Karls erzählt.
Der Ich Erzähler hat auch eine Therapeutin mit der er über Karl, Karla und seine Ehe spricht und während er so sein Leben durcheinanderwürfelt, sitzt er im Haus vor dem Computer, läßt sich von Fliegen ärgern und wundert sich über das Verschwinden der Nachbarin und deren Tochter Julia, zu denen er ein ambivalentes Verhältnis hatte. Dazwischen taucht die Putzfrau Jelena auf, für die er Kaffee kocht, an den Birgit ihn erinnert.
Die beiden Freundinnen Birgit, eine Archäologin und Flora, Redakteurin bei einer Zeitung, scheinen gleichzeitig in seinem Leben vorhanden zu sein, dann gibt es noch den Freund Heimo, die Flugangst, die Fliegen, die Sexualität, die Siebzigerjahre, das Sterben, ect…, die die Augenblicke des Romanes ausmachen.
Erschienen ist das Buch bei der Edition Korrespondenzen, die ja eher sprachkritische Texte verlegt, es fallen aber auch immer wieder sehr schöne Wendungen auf.
Den Namen E. A. Richter kenne ich aus den Erzählungen seiner Ex-Schwiegermutter, die ich als junge Psychologin bei meiner Verhaltenstherapieausbildung kennenlernte und habe von ihm auch zwei Bücher.
Die 1984 bei Residenz erschienene „Berliner Entscheidung“, habe ich, glaube ich, gelesen, kann mich aber nicht mehr sehr daran erinnern. Den Gedichtband „Das leere Kuvert“, der aus aus einem der Büchertürme, der Literatur im März stammt, muß ich noch lesen.
Dann gibts noch das Buch „Obachter“ 2007, ebenfalls bei Korrespondenzen erschienen und ein paar andere Gedichtbände.
E.A. Richter wurde 1941 in Tulbing geboren, war von 1970 bis 1994 Redakteur der Literaturzeitschrift Wespennest und ist zwar nicht der erste, der das Literaturgeflüster auf eine Veranstaltung aufmerksam machte, allerdings der erste, von dem ich nicht wußte, daß er das Literaturgeflüster kennt.
So bin ich im November während der Lesefestwoche bei der Buchpräsentation in der Alten Schmiede gewesen und habe den Autor ein paar Tage später auf der Buch Wien getroffen, wo er mir das Buch gegeben hat, das interessant ist, aber auch ein wenig verwirrend, weil es für mich sowohl Fremdes, als auch Vertrautes enthält.
So hat mir auch meine Mutter ein Kriegstagebuch hinterlassen und an die Zeit der Palmers Entfühurng kann ich mich als sehr junge Studentin erinnern. Es ist auch interessant einen eher realistischen Schreiber in der Edition Korrespondenzen zu finden und die Fliegenmetaphern haben mich ein wenig verwirrt.
2010-12-20
Fliege
2010-12-19
Josef stirbt
In der 1982 das erste Mal erschienen Erzählung „Josef stirbt“ von Ulla Berkewicz geht es um das Sterben des neunzigjährigen Josef „geboren im Böhmerland, vom Beruf Ackermann,seines Zeichen Flüchtling“. Die Mutter fordert die Erzählerstimme, zu kommen auf, da es nicht mehr lange, wie der Arzt sagte, dauern wird.
„Wenn die Mutter ruft, muß ich hin“, sagt die Erzählerstimme und wehrt sich trotzdem in das Haus der Alten zu fahren. Der Sohn und die Schwiegertochter, die auch noch Nachtschwester ist, sollen das tun und kommt trotzdem, weil der Vater die namenlos gebliebene Erzählerstimme noch einmal sehen will. Hat sich doch beim Vater eine Brustkrankheit ausgebildet, so daß er Blut spukt, was er für Schokolade hält und in seiner Angst zur Mutter gekrochen kommt um in ihren Armen einzuschlafen. Ansonsten verlangt der Vater nach Bier, das er wegen seines Diabetes nicht trinken soll, erkennt nicht mehr alle und sieht Gestalten im Zimmer wo keiner ist.
Der Ich Erzähler kommt also und schläft im Bett des Vaters, während die Mutter in seinem übernachtet, hört den Vater kichern und soll ihm auf das Klo begleiten oder die Flasche geben, was beides mißlingt, so daß der Vater, wie ein Fisch im Wasser liegt und trockengelegt werden muß, während die Erzählerstimme auf den Morgen wartet, damit sie die Mutter rufen kann. Es kommen dann auch der Sohn mit der Schwiegertochter und bringen Kuchen, die keine Angst vorm Sterben hat, weil sie als Nachtschwester mit dem Tod vertraut ist und die Nachbarin mit dem Kruzifix, die mit der Mutter bespricht, daß man, um sich vor den Scheintod zu bewahren, auf die Zeichen des Todes achten muß und den Toten auf keinen Fall zu früh weggeben darf. Der Ich- Erzähler bitetet sich auch an die Totenwachse zu übernehmen, wird aber vom Sohn Egbert belehrt, „daß man die Toten heute sofort aus dem Hause schaffen muß, weil man sich strafbar macht, wenn man ihn über seine Zeit im Bett läßt.“ Der Pfarrer erscheint und die Mutter holt den schwarzen Anzug des Vaters um ihn aufzubügeln, vor vierzehn Tagen hat sie ihn das letzte Mal rasiert und ist betroffen, daß seither kein Bart mehr gewachsen ist. Der Tod tritt ein, die Nachtschwester Lotte kommt mit dem Streckverband, der Sohn bricht auf, um den Sarg zu kaufen.
„Geh hinterher, sagt die Mutter deutlich, es muß ein guter Sarg sein.“
Zur Beerdigung kommen noch die anderen Söhne, am Ende geht die Mutter in ihr Ausgedinge zum Haus des Sohnes auf den Berg hinauf, die anderen zur Friedhofskantine, die Erzählerstimme zum Zug.
Auf hundertfünfzehn Seiten erzählt Ulla Berkewicz in, wie Benjamin Heinrichs im Klappentext schreibt, rauhen, farbigen, dramatischen Worten vom Sterben. Eindringlich, distanziert und doch sehr dicht wird das sehr genau beschrieben, was wir heute meist verdrängen und viellicht gerade noch am Land ausgelebt wird. So werden auch die Gegensätze genau beschrieben, die Nachbarin, die keine Scham vor dem nackten Vater hat und die Abwehr der Erzählerstimme, wo es nur an einer einzigen Stelle einen Hinweis gibt, daß es sich um die Tochter handeln könnte.
„Ich wasche mein Haar und trockne die Ohren mit diesen Stäbchen, die ich für den gesprungenen Mund von Josef gemacht habe, und ziehe mein schönstes Kleid an zum Tode und gehe kaffetrinken“.
Ansonsten spricht die Stimme von Josef, der Mutter, dem Sohn und erzählt ein bißchen vom Leben des Aussiedlers und Flüchtlings.
Und trotzdem ist das in einer Zeit, in der im Spital gestorben wird und sich die meisten aus Angst vor dem Ende, auch dort nicht mehr hintrauen, ein sehr eindrucksvoller Bericht von den letzten Tagen des Lebens, der eigentlich ein natürlicher sein soll, denn „Der Tod ist kein Mythos, er tritt tatsächlich ein.“
„Josef stirbt“ ist das erste Buch, der 1948 in Gießen geborenen Ulla Berkewicz, 1982 hat sie auch das Stipendium der Stadt Klagenfurt beim Bachmannpreis bekommen. Danach sind eine Reihe von Büchern erschienen. „Engel sind schwarz und weiß“ habe ich ebenfalls gelesen. Das 2008 erschienene „Überlebnis“ handelt auch vom Tod und Sterben, nämlich über das ihres Mannes Siegfried Unseld und darüber hat ja Norbert Gstrein vor kurzem einen Schlüsselroman geschrieben, der der Anlaß war, daß ich das vor zwei Jahren aus der Thalia Abverkaufkiste gekaufte Buch, gelesen habe.
2010-12-18
Advent in Harland
Gestern sind wir wieder nach Harland gefahren, wo wir jetzt schon länger nicht waren, da durch die Buch Wien, die GAV-GV, das Geburtstagsfest,etc., die Wochenenden besetzt waren. Vvor drei Wochen waren wir am Samstag hier, weil sich Alfreds Wandergruppe in Traisen getroffen hatte, sind Sonntag früh aber schon zurück, weil der Erich Fried Preis im Literaturhaus vergeben wurde und vorige Woche, als ich eigentlich fahren wollte, waren Alfreds Eltern im Bük, so daß Alfred nicht wollte, weil er ohnehin immer an den Wochenenden nachschauen fährt, ob etwas zu erledigen ist. Schneeschaufeln beispielsweise, daß hat er am Donnerstag getan, obwohl in Harland gar nicht so vel Schnee, als in Wien lag. Jetzt sind wir hier, die Weihnachtsdekorationen sind herausgeholt und die Weihnachtsbücher, die es auch gibt. Ein Geschichtenbuch „Als Weihnachten noch Weihnachten war“, das noch von meiner Mutter stammt und das Amadeus Weihnachtsbuch „Schöne Geschichte!“. Da erinnere ich mich genau, wie das in meinen Besitz gekommen ist. Das war vor zehn elf Jahren, als der Thalia Amadues hieß und der in der Kremsergasse eröffnet wurde. Da gab es in den Zeitungen Inserate, daß die ersten fünfzig Besucher am frühen Einkaufssamstagmorgen so ein Buch bekommen. Ich war die Erste, habe mich herumgefragt, es mir aus dem Lager holen lassen, es war gar nicht sowas Besonderes. Ein kleines blaues Büchlein mit einem Buch das Flügel hat und ein paar Weihnachtssternchen als Decor. Dann stand etwas darinnen, daß die Eltern den Kindern vorlesen sollen und sechs Auszüge aus Weihnachtsbüchern, so z.B. „Erdäpfel und Kohlen“ von Christine Nöstlinger, „Aladin und die Wunderlampe“, „Der Tannenbaum“ von Hans Christian Andersen und „Das Mikroskop“ von Mira Lobe. Also was für Kinder. Ich hole es trotzdem immer heraus, wenn ich die Weihnachtsdekorationen hervorhole und lege es im Zimmer auf den Tisch und dann habe ich, weil ich ja ein Hedwig Courthts-Mahler Fan bin, wahrscheinlich alle ihre Bücher gelesen habe und sie für eine sehr packende zeitgeschichtliche Beschreibung des Berlins der neunzehnhundertzwanziger Jahre halte, mit all der Mahlerischen Verklemmung, daß eine Frau unbedingt Jungfrau sein muß, die sie dann selbst in wenigen Fällen wieder aufhebt, ein Hedwig Courths-Mahler Kochbuch „Pflaumenmus und rote Rosen“. Da gibt es ein Kapitel „Weihnachten im Hause Courths“ mit Rezepten wie Dattelwurst und Dresdner Christstollen und in den Romanen spielt Weihnachten auch eine große Rolle. Das richtige ohne den rotbäckigen Coca Cola trinkenden Weihnachtsmann mit seinen neuen Renntieren und der Spielzeugwerkstatt am Nordpol, sondern das der armen Mädchen, die um das letzte Geld, das sie als Tippfräuleins verdienen, ein achtel Pfund Sprotten erstehen und das im Haus, der Reichen, wo gebacken und gesotten wird. In einem Roman wird eine Bürgertochter mit einem jungen Mann verheiratet, der hat aber schon ein Kind von der Gouvernante, was die Väter der Braut verschweigen, sie bekommt es aber heraus und trifft die Großmutter mit dem Kind am Grab der Gouvernante, die ins Wasser oder sonstwohin ging, weil sie ihren Ehemann jeden Donnerstag mit Geschenkpaketen, aus denen einmal eine Puppe fällt, das Haus verlassen sieht. So kleidet sie das Kind als Christkindlein ein und holt es ihrem Ehemann zu Weihnachten nach Hause. Ganz schön rührend und nicht mehr zeitgemäß. Ich lese Courths Mahler auch nicht mehr. Romantische Weihnachtserinnerungen kann man aber, wenn man sie braucht, von ihr holen. Ich brauche sie nicht so sehr. Obwohl ich, wie meine Leser sicher gemerkt haben, versuche eine Art Adventkalender aus dem Literaturgeflüster im Dezember zu machen und alles beschreibe, was irgendwie zum Thema passt. Ein entromantisiertes Weihnachten und auch eines wo der Konsumrausch fehlt, obwohl ich an den letzten beiden Einkaufssamstagen auf der Mariahilferstraße gewesen bin. Vor zwei Wochen habe ich mit Alfred das Bücherregal bei der grünen Erde bestellt. Da liefen die Leute mit Schaukelpferden aus Papier auf der Straße, die offenbar von einer Telecomfirma stammten. Vorige Woche bin ich über die Mariahilferstraße zur Jahresendausschüttung ins Weinhaus Sittl gegangen und am Rückweg im offenen Bücherschrank am Brunnenmarkt, das Kaffeehausbuch von Georg Kövary gefunden, das an sich nichts mit Weihnachten zu tun hat, aber gut zum Adventkalender der Klaudia Zotzmann passt, der ja heuer überhaupt das Adventhighlight ist. Heute bin ich etwas krank, verkühlt, Alfred und Anna haben mich, glaube ich, angesteckt und so bin ich, weil jetzt Schnee in Harland liegt und man nicht Radfahren kann, nicht aus dem Haus gegangen. Ich habe korrigiert und damit komme ich langsam langsam weiter. Jetzt bin ich bei Szene dreißig und auf Seite hundertsieben, beziehungsweise bei 60372 Worten und vorläufig mit meiner Sprache zufrieden. Obwohl sie ist wie sie ist, also grammatikalisch nicht ganz perfekt, die Themen so, wie man sie in der Therapiestunde erlebt und das Thomas Bernhard Geschimpfe mir nicht liegt. Bis jetzt finde ich „Die Absturzgefahr“ interessant, wie ich den Literaturbetrieb darauf aufmerksam machen kann, weiß ich nicht.
In Harland habe ich auch die Adventkalender, die ich im Laufe meines Lebens geschrieben habe. Das sind drei vier Schulhefte, in denen ich Tag für Tag meine Dezembereindrücke aufgeschrieben habe. Die habe ich aber noch nicht herausgesucht. Nur von dem vor zwei Wochen geschrieben, der im „Best of – Eva Jancak Geschichtenbuch“ enthalten ist. Da habe ich eins bis drei Exemplare interessierten Lesern zur Verfügung gestellt. Aber Gewinnspiele sind bei mir kein Erfolg, so werde ich auch die Idee fahren lassen, daß ich im nächsten Jahr, da ich inzwischen schon vierundzwanzig Bücher habe, jeden Tag eines verlosen könnte. Denn erstens habe ich dann schon wieder eines mehr, zweites könnten kritische Stimmen anmerken, daß ich damit meine Bücher unters Volk bringen will, wenn es schon sonst nicht geht. Also lasse ich das monomanische Gewinnspiel, bis Weihnachten jeden Tag ein Eva Jancak Buch zu verlosen. Sollte sich aber trotzdem ein Interessent finden, der erste der sich bis nächsten Freitag siebzehn Uhr bei mir meldet, bekommt „Mimis Bücher“. Das passt zwar nicht in die Jahreszeit, aber wohl zum Thema. Ich bin gespannt, wenn nicht, ist es auch egal, da es unter den Bücherbloggern, derzeit viele Gewinnspiele gibt. So habe ich mich heute für eines bei libromanie gemeldet, die verlost ein tolles Buch, in dem es in andere Zeiten geht und Zwillingsleiden liestet auch immer auf, wo man was gewinnen kann. Ich bleibe im allgemeinen bei Klaudia Zotzmanns Kaffeehausadventkalender und habe im übrigen eine lange Liste Bücher, die ich demnächst lesen will. In Harland habe ich mir Ulla Berkewicz „Josef Stirbt“ ins Bad gelegt. In Wien warten die von der Buch Wien und vom Bücherschrank. Dazu habe ich bei Anni Bürkl einen passenden Link zu einer interessanten Sendung gefunden. „Die Ungelesenen“, da bedauert ein Buch, daß es nicht gelesen wird, dazu kommen die passenden Zahlen. Nämlich hunderttausend Neuerscheinungen pro Jahr während auch Vielleser nur vierzig bis sechzig Bücher schaffen. Klar, daß da vieles überbleibt, was die Autoren sehr betrübt. Mir ist es eigentlich egal, wieviel ich gelesen werde. Schreibe ich ja hauptsächlich für mich und die jeweils fünfzig Bücher lasse ich mir drucken, um mein Tun zu dokumentieren, was in Zeiten wie diesen, ja interessant und auch möglich ist. Morgen geht es wieder nach Wien zurück, wo noch vier Arbeitstage warten. Veranstaltungen gibt es keine mehr, so daß ich lesen und vielleicht noch etwas Adventliches von mir geben kann.
2010-12-17
Weihnachten mit Maigret und Kaffeehausrätsel
Auf meinem Weihnachtsbücherstoß liegt ein Georges Simenon Sammelband „Weihnachten mit Maigret“, zwei Romane und eine Erählung. Die Erzählung dürfte die Titelgeschichte sein und ich habe nur ein paar Maigret Romane gelesen. Hin und wieder stoße ich auf einen und ich kann mich auch an die Fernsehkrimireihe aus den Sechzigerjahren erinnern und beim Bücherturm der Literatur im März gab es einmal einen Roman über den Kommissar Maigret, aber an den kann ich mich nicht mehr sehr erinnern, obwohl ich ihn gelesen habe.
Weihnachten kommt immer näher, also habe ich mir die Erzählung vorgenommen. Eine Geschichte von fünfundsiebzig Seiten, sie spielt am Weihnachtstag in Paris. Am frühen Morgen in der Wohnung von Kommissar Maigret. Madame Maigret möchte ihn mit dem Frühstück und frischen Croissants überraschen, aber er ist schon aufgestanden und bekommt auch gleich Besuch von zwei Damen, die in dem Haus gegenüber wohnen. Madame Martin und ihre Nachbarin, die erzählen, daß die kleine Nichte von Madame Martin in der Nacht den Weihnachtsmann gesehen hat, der ihr eine Puppe brachte und in den Fußbodendielen etwas suchte. Die Puppe gibt es als Beweis, daß wirklich jemand da war. Monsieur Martin ist Vertreter und hat Weihnachten außerhalb verbracht und Madame Martin geht einkaufen, obwohl ihr Kühlschrank voll ist, während sich der Kommissar mit der kleinen Colette unterhält. Offenbar haben in Paris die Geschäfte am Weihnachtstag offen und Kommissar Maigret beginnt zu ermitteln, obwohl er keinen offiziellen Auftrag hat. Auch keinen von Madame Martin, die scheint eher unwillig und wurde nur von der Nachbarin zum Kommissar geschleppt. Der ruft in seinem Büro an, offenbar sind dort die Assisenten im Dienst und bekommt von Madame Martin heraus, daß sie früher Verkäuferin bei einem Antiquitätenhändler war, der verschwunden ist. Maigret läßt nicht locker, erfährt, daß Madame Martin mit zwei Taxis herumgefahren ist und einen Koffer kaufte, schickt die Taxifahrer und den Lederhändler zu ihr und erfährt, daß in den Dielen, das Geld von ihrem früheren Chef versteckt war, der einen Kunden umbrachte und dann von der geizigen Madame aus ärmlichen Verhältnissen hingehalten wurde, es sich aber holen wollte. Ein bißchen verwirrend die Geschichte, ein wenig antiquiert und gar nicht weihnachtlich, aber ich bin kein Maigretfan. Die Krimis, die ich sonst lese, sind eher sozialkritisch und die Kommissare lange nicht so autoriär und damit möchte ich wieder zu Klaudia Zotmanns Adventkalender hinüberleiten, bei dem ich nun schon vierzehn Tage begeistert herauszufinden versuche, wo sich das kleine Schaf versteckt und das Kaffeehaus dann nicht erkenne. Obwohl ich das als Wienerin ja sollte. Als Studentin bin ich regelmäßig ins Cafe Sperl und ins Jelinek gegangen, aber auch in die Cafe Konditorei Adia in die Neubaugasse zu einem kleinen Brauen und einer Kolatsche gegeangen, ich habe ja damals in der Otto Bauergasse gewohnt. Mir das ins Kaffeehaus gehen aber inzwischen abgewöhnt. So habe ich das Cafe Hummel und das Cafe Schwarzenberg, nachdem man vorige Woche suchen mußte, nicht erkannt, obwohl ich in beiden schon war. Im Cafe Schwarzenberg vor vielen Jahren, als wir uns noch mit dem Arbeitskreis schreibender Frauen und der Valerie dort trafen. Ins Cafe Hummel hat mich vor ca zweieinhalb Jahren die Ditha Brickwell eingeladen, weil sie etwas wegen einer Lesung besprechen wollte, die nie stattgefunden hat und der Osterspaziergang des Lesetheaters durch die Josefstadt hat auch dorthin geführt. Man muß auch nicht immer Kaffeehäuser erraten, es gibt auch Hinweise mit einer Verlinkung, so daß man nur nachzuschauen braucht, wieso das Cafe Korb Cafe Korb heißt und wann das Sperl gegründet wurde? Daß Elfriede Gerstl Stammgast im Cafe Korb war, hätte ich auch ohne Nachzuschauen gewußt. Manchmal gibt es auch eine Schreibaufgabe, dann beteiligen sich gleich viel weniger Leute und man kann Schreibprogramme, Gutscheine und Bücher dabei gewinnen, so z.B. die beiden Krimis von Anni Bürkl, einer kommt noch an die Reihe, Hinweis für die, die mitmachen wollen und Andreas Pittlers „Chuzpe“, habe ich heute gewonnen, was mich freut, da ich bei der Buch Wien im vorigen Jahr auf einer Andreas Pittler Lesung war, wo sein historischer Krimi um den Major Bronstein „Ezzes“ vorgestellt wude. „Chuzpe“ ist die Fortsetzung und das Ganze spielt in Wien nach dem ersten Weltkrieg. Und als ich vorige Woche fasziniert über die Kaffeehausbegeisterung von Klaudia Zotzmann war, die mit ihrem Schaf von einem Traditionscafe zum anderen zieht, habe ich im offenen Bücherschrank auch ein Kaffeehausbuch gefunden. Nämlich Georg Kövarys „Träume deutsch mit ungarischen Untertiteln“.
Das hat mir am nächsten Tag auf der Suche nach dem Cafe Schwarzenberg zwar nicht sehr geholfen, in dem Buch des 2009 in Wien gestorbenen Georg Kövary, der 1922 in Budapest geboren und 1956 nach Wien gekommen ist, gibt es aber sowohl Ansichten von ungarischen, als auch von Wiener Kaffeehäuser zu bewundern und dazwischen immer wieder Kaffeehausgeschichten. Also passend zu Klaudia Zotzmanns Adventkalender, bei dem es noch eine ganze Woche etwas zum Raten und zu Gewinnen gibt.
2010-12-16
Die Liebe, das Glück, die Blödheit
…oder die dritte Literaturhauslesung in Zusammenarbeit mit dem Lehrgang für Sprachkunst der Angewandten. Ein bißchen habe ich schon über die neue Literaturhausschiene geschrieben, die den Studenten des Hochschullehrganges, die Möglichkeit geben soll, arrivierte Schriftsteller zu treffen und so gab es im November und Dezember drei diesbezügliche Veranstaltung, nämlich Gerhard Rühm am 8. 11., die ich versäumte, die Lesung der Fried Preisträgerin Terezia Moira am 29. 11. und jetzt den Büchnerpreisträger Wilhelm Genazino mit Lesungen aus seinen Romanen „Das Glück in glücksfernen Zeiten“ von 2009 und „Die Liebesblödigkeit“ von 2005.
Bei der Terezia Moira Lesung war ich, habe aber nur ein paar Zeilen meinem Fried Preis Artikel angefügt, so daß ich erst jetzt die Gelegenheit ergreife, meine Anmerkungen zu der Lesarten der Sprachkunst Reihe zu machen.
Das Literaturhaus hat ja jetzt ein neues Logo und wenn eine Veranstaltung der Angewandten ist, prangt auf der einen Seite das grüne Logo, auf der anderen ein rotes.
Robert Huez begrüßt, dann kommt Robert Schindel und sagt, daß die Veranstaltung dazu dient, damit die Studenten in Kontakt mit berühmten Schriftstellern kommen, was er sich als junger Autor sehr gewünscht hätte. So war es das letzte Mal, wo nur wenige Leute waren. Die beiden Klassen der Studenten höchstwahrscheinlich, also zweimal fünfzehn, so die Zahl der Zugelassenen, Robert Schindel und sonst noch ein paar Besucher.
Terezia Moira hat gelesen, nachher gabs das Gläschen Wein, Robert Schindel hat sich mit den Studenten unterhalten und ich habe mich gewundert, daß es keine Diskussion gab, ungefähr so „Warum schreiben, Sie?“
Ich weiß, das ist verpönt, schließlich lese ich ja Cornelia Travniceks Blog und habe das Burkhard Spinnen Buch durchgeblättert. Aber wenn man schon eine eigene Veranstaltungsreihe macht, man könnte ja auch sagen, daß die Studenten ohnehin Gelegenheit haben, zu den Veranstaltungen ins Literaturhaus, in die Alte Schmiede ect. zu gehen, hätte mich mir gedacht, daß nachher darüber gesprochen wird und die Studenten das Wort ergreifen, um mit dem eingeladenen Schriftsteller zu sprechen. Das letzte Mal war es nicht so. Da sind die Studenten unter sich gestanden und Terezia Moira hat sich mit einem ungarisch sprechenden Herrn unterhalten.
Diesmal war es anders, da bin ich zu spät gekommen, weil um sechs noch eine Stunde, dann ist der Bus wahrscheinlich wegen der dichten Schneelage nicht dahergekommen und so war die Lesung schon im Gang, als ich das Literaturhaus erreichte und ich habe Einleitungszeremonie versäumt. Das Literaturhaus war auch sehr voll, so daß in dem Raum, wo die Ausstellung ist, Sessel aufgestellt waren.
Wilhelm Genazino hat von einem Mann zwischen zwei Frau gelesen, dem seine Tränensäcke an den Augen, Sorgen machen, vielleicht demnächst an Krebs zu sterben und wer räumt dann die Bücherberge in seinem Arbeitszimmer aus? Ist es Judith oder Sandra? Außerdem hat er eigene Theorien über den Freizeitfaschismus erstellt, worüber er in Interlaken Seminare hält. Auch da macht er sich Gedanken, welche der zwei Frauen er mitnehmen soll? Dann geht er im Park spazieren und macht sich Gedanken über die Weltordnung an Hand eines Schlafenden auf einer Bank, während Kinder mit dessen Sandalen Fußball spielen. Das stammte, wie ich später mitbekommen habe, aus der „Liebesblödigkeit“. Dann kam „Das Glück in glücksfernen Zeiten“. Da ging es wieder über die neurotischen Sorgen eines Mannes, Angehöriger der intellektuellen Mittelschicht vielleicht, der mit seiner Frau oder Freundin ins Theater geht. Er sieht ein Stück von O Neil, wird an seinem Vater erinnern, der sich sein ganzes Leben über seine Frau, seinen Beruf, seine Kinder und sein Haus Sorgen machte und denkt, daß seine Freundin Traudl, eine Sparkassenangestellte, ein Kind von ihm wollen könnte, was ihn in Panik versetzt…
Also das Tragische, das Komische, das Absurde, das Lächerliche, das Rührende und alles andere, wie Hubert Spiegel in der FAZ über Genazino schrieb und inzwischen auch von Kristina Pfoser im Morgenjournal erwähnt wurde.
Am Büchertisch lagen noch anderen Romane, des 1949 in Mannheim geborenen und in Frankfurt lebenden Autors, der unter anderen 2004 den Büchner Preis, 2007 den Kleist Preis bekommen hat.
Ich habe noch nichts von ihm gelesen, nur im Exlibris die Rezension des 2009 erschienenen Romans gehört und wurde bei dem Vortrag an eine Lesung, die ich vor Jahren in der Alten Schmiede hörte, erinnert, wo Gustav Ernst und Helmut Eisendle aus ihren neu erschienen Büchern gelesen haben, wo es bei beiden, um die Angst vor Krankheiten und die Sexualität von älter werdenden Männern ging.
Das habe ich auch bei dieser Lesung so empfunden. Ein bißchen Bernhard Ton, glaube ich, auch entdeckt zu haben, aber den braucht es wohl, um den Büchner Preis zu bekommen, den jungen Leuten um mich herum hat es gefallen, wie an ihrem Gelächter zu merken war.
Diesmal war auch Gustav Ernst und Sabine Konrath, die Institutsmanagerin, die früher mit Silvia Bartl das Literaturhausprogramm gestaltet hat, da. Angelika Reitzer, glaube ich, gesehen zu haben und Sandra Gugic, aber die war auch das letzte Mal da und die Studenten haben sich diesmal mehr mit dem Autor unterhalten, beziehungsweise sind sie um ihn herumgestanden.
Ich habe Gustav Ernst nach seinem neuen Roman gefragt, der, glaube ich, im Februar erscheinen wird und nach dem Kolik Slam am Donnerstag in der Gesellschaft der Literatur, zu dem ich eigentlich gehen wollte, bin ich aber zu Hause geblieben, um zu lesen und zu schreiben.
Im Jänner wird es dann eine Lesung der Studenten geben, auf die ich mich schon freue, denn das ist ja das wirklich Interessante, zu hören, was in diesem Sprachlehrgang passiert, weil ich ja zu einer Genazino Lesung auch gehen würde, wenn sie nicht als Lesarten der Sprachkunst angekündigt ist, aber natürlich ist es interessant, beim Gläschen Wein, den Haufen junger Leute zu betrachten, von denen ich nur Sandra Gugic erkannte und mich zu fragen, wer von ihnen es wohl schaffen wird. Natürlich ist ein bißchen Neid dabei, obwohl ich ja auch viel schreibe….
2010-12-15
Oh du fröhliche Kleinverlagsschau
Meine Adventkalenderberichterstattung geht weiter, häufen sich zehn Tage vor Weihnachten doch die vorweihnachtlichen Highlights und so gibt es an den Dienstagen vor Weihnachten Maroni oder Bratkartoffeln im Haus der Energie auf der Mariahilferstraße, vor dem Eingang stehen zwei verkleidete Engel oder Christkinder und drücken dir eine Gutscheinkarte in die Hand, die du bei den zwei Maroniöfen drinnen eintauschen kann. So mache ich an den Adventdienstagen zwischen meinen Vor- und Nachmittagsstunden gerne einen kleinen Spaziergang auf die Mariahilferstraße und in der dritten Adventwoche gibt es, wahrscheinlich auch schon seit zehn Jahren oder länger, die von Fritz Widhalm und Ilse Kilic veranstaltete Kleinverlagschau xxx-small. Inzwischen sind die x achtfach angewachsen. Ist diesmal doch der Klever Verlag, den der ehemalige Ritter Lektor Ralph Klever gegründet hat, der beispielsweise Waltraud Haas, Robert Prosser, den Andreas Okopenko und Waltraud Seidlhofer verlegt, dazu gekommen.
Ruth Aspöcks Edition die Donau hinunter fehlt, seit sie in Pension gegangen ist, also besteht die Bücherschau der glorreichen acht aus dem fröhlichen Wohnhzimmer, der edition ch, edition exil, edition farnblüte, edition zzoo, freibord, herbstpresse und Klever Verlag. Das Ganze wird an drei Abenden abgehalten. Ab sieben kann man Bücherkaufen, um acht gibts dann eine Lesung aus dem Verlagsangebot. Weil am Montag das Adventwandern war, habe ich die Lesungen von Christian Katt, Ilse Kilic, Nikolaus Scheibner und August Staudenmayer gelesen von Daniel Kundi versäumt. Am Mittwoch stellt die Edition Exil die Preisträger des Exil Preises 2010 vor.
Zu der Edition Farnblüte, die für mich ebenfalls neu war, ist zu sagen, daß sie offenbar aus denSelene Büchern des am 16. Dezember 2001 aus einem Fenster seiner Wohnung gestürzten Christian Loidls besteht. Christian Katt hat den Stand betreut und es wird am 16. Dezember auch eine Christian Loidl Gedenkveranstaltung geben.
Ich besuche die xxx small Kleinverlagsschau regelmäßig, manchmal gehe ich jeden Abend, manchmal nur einen hin, je nach dem wie es mit dem Konkurrenzangebot steht. Diesmal wirds wieder beim Dienstag bleiben, da am Mittwoch Wilhelm Genaizino im Literaturhaus lies. und so bin ich kurz nach acht an den Punschtrinkern vorbei in die Galerie hinaufgestiegen, habe Bekannte begrüßt und mich ein ein bißchen umgesehen, bevor die Lesung mit der Einleitung von Fritz Widhalm begann der aus dem Gedichtzyklus „Das Papier und das Elend“ gelesen hat. Davon gibt es drei Fragmente. Das erste Fragment ist in der Zeitschrift Zeitzoo veröffentlicht, der zweite in dem Buch „Aroma Roma Aomore“ oder so, das in der Edition Exil erschienen ist und übermorgen in der Wohnzimmergalerie vorgestellt werden wird. Das dritte Fragment gibts erst in Fritz Widhalms Notizbuch und das Ganze enthält so eindruckvolle Sätze wie „Es ist ziemlich einfach ein Gedicht zu machen, wenn die Gedanken vorbei sind“ oder „Das Gedicht ist gereimt“ und „Das Gedicht braucht viel Liebe dann ist es einmalig schön!“.
Daran schloß sich Günter Vallaster, der die Edition CH präsentierte. Daß der Name mit Christine Huber zu tun hat, hatte ich ihn vorher erzählen gehört, jetzt zeigte er einige Bücher und Anthologien her, die man gut zu Weihnachten verschenken kann. Beispielsweise ein Buch zur vusuellen Poesie, wo sich siebenundfünfzig Autoren einen Buchstaben aussuchten, den sie beliebig gestalteten.
Günter Vallaster las dann seinen Beitrag aus dem Buch „Selbstbeschreibungen“, das Wolfgang Helmhart im fröhlichen Wohnzimmer herausgegeben hat.
„Ein Tag im Leben des Schriftstellers Günter V“ wo um sechs am Tag des Herrn der Wecker rasselt, an dem der Schriftsteller Schriftsteller sein darf und überlegt, ob er am Roman oder an den Gedichten weiterschreibt, überlegt ob er ein Jandlgedicht nach oder vordichten soll und Prof. Wendelin S.Ds. Definition über die experimentelle Literatur zitiert. Zwischendurch kocht er Rindfleischsuppe, nascht Eierschöberln und stolpert über die Bücher der Edition Ch, die sich in der Wohnung befinden, dazu reimt er fröhlich „Sind sie in der Edition CH erschienen, bleibt das Buch bei Ihnen“ nachher gibt es noch das einmalige Gelsensonett „summ summ summ“, bis der Sonntag endet und der Montag den Schriftsteller Günter V.empfängt.
Ein Text der mich sehr berührte, obwohl ich keine experimentelle Reimerin bin, wie ich Günter Vallaster anschließend erzählte. Noch kam aber Magdalena Knapp-Menzel mit einem Buch aus der Herbstpresse, das die Dreigroschenoper bzw. den Haifischsong experimentell neu erzählte und mit „Ich spreche nicht“ begann und endete. Ein Text den ich, wenn ich mich nicht täusche schon einmal hörte.
Am Schluß kam Gerhard Jaschke und las die erste Seite seines Textes aus der „Selbstbeschreibung“ und „Aroma, Roma Amore“, das glaube ich Nikolaus Scheibner herausgegeben hat. Dann folgten Gedichte und Texte aus dem „Buch zum vierten Buch“ aus der Edition Exil.
Sehr beeindruckend die Neuerscheinungen der glorreichen acht, beziehungsweise vier.
Thomas Northoff war da, ich habe versucht von Christian Katt herauszubekommen, wieso am Tisch der Edition Farnblüte nur Bücher aus der Edition Selene liegen. Alfred hat sich mit Fritz Widhalm darüber unterhalten, wieso man den Winter besser in Griechenland verbringt und, daß ihm in Kreta nicht fad werden würde. Fritz Widhalm ebenfalls nicht, aber dem wird das auch nicht in Wien, wie er erklärte und er sagte auch, daß er den Winter mag und es war ja auch sehr schön durch den Schnee nach Hause zu stapfen, obwohl der Spittelberger Weihnachtsmarkt und die dazugehörenden Punschstände schon geschlossen waren.
Und wieder ein bißchen was aus dem Archiv xxxxxxx-small 2008 und 2009. Länger gibt es ja die Literaturgeflüsteraufzeichnungen noch nicht.
2010-12-14
Adventwandern
Am Montag gabs wieder das Adventwandern durch den siebenten Bezirk, die, wie Madeleine Reisner die Grünen Bezirkskulturrätin in ihrer Einleitung betonte, Alternative zum Punschtrinken, bziehungsweise, die etwas andere Variante dazu, man geht von einer Kulturinitiative zur anderen, schaut sich sich jeweils ein Häppchen davon an, Punsch und Kekse gibt es natürlich auch.
Der Bezirk zahlt ein bißchen Geld dafür, wie Madeleine Reisner betonte, die Künstler engagieren sich und die Initiative ist ein so großer Erfolg geworden, daß sie heuer schon zum zehnten Mal stattfand.
Ich war vielleicht das fünfte oder sechste Mal dabei. An das Jahr erinnere ich mich nicht mehr genau, ich weiß nur, es gab vorher den Jour fixe, der Lesetheater Lesefrauen im Cafe Engländer, da gabs auch schon Weihnachtskekse, ich bin früher weggegangen und ins Siebenstern zurechtgekommen, wo glaube ich, Uwe Bolius einen seiner Filme zeigte, es gab Wein und Lebkuchen, dann gings in die Fleischerei, beim Mica Würstl und ich bin schon vor dem Museumsquartier nach Haus gegangen, weil ich dachte, so viel Punsch kann ich nicht trinken.
Ab da bin ich aber jedes Jahr ganz mitgegangen. Einmal hat es in der Hauptbücherei, einmal im Museumsquartier begonnen, die meisten Stationen kennt man schon, es kommt aber immer auch was Neues dazu.
Diesmal ist es wieder im Museumsquartier und zwar im Dschungel Kindertheater losgegangen und ich habe mich mit dem Otto Lambauer verabredet, weil ich ihm ja sein Belegexemplar von „Mimis Bücher“ geben wollte. Zu meinem Erstaunen habe ich auch Silvia Bartl getroffen, dachte ich doch, daß das jetzt die Barbara Zwiefelhofer organisiert, war nicht so, ist also eine über das Literaturhaus hinausgehende Intitiative. Helge Hinteregger mit dem Megafon, der, der einen von Station zu Station geleitet und immer ruft „Fürchtet euch nicht, es gibt Kultur!“, heuer hat er öfter „es gibt eine Alternative zum Punsch“,verkündet, obwohl es den fast überall gegeben hat, war wieder da, begleitet von den musikalischen Adventfeen Herwig Gradschnig, Wolfi Rainer, Julia Siedl und natürlich die Stammbesucher, denen ich eifrig mein Buch gezeigt habe, bevor ichs dem Otto zusammen mit dem neuen Freibord gab.
Begonnen hat es mit Gospelsongs beziehungsweise afrikanische Musik im Weihnachtswald, dann gings ins Tanzquartier, wo eine Tänzerin auf Englisch erzählte, daß Weihnachten für sie Bewegung ist und daß sie traurig war, als Michael Jackson gestorben ist.
Im Architekturzentrum gabs eine interessante Ausstellung zum öffentlichen Raum und im Mica, da war es wieder sehr voll, sang James Hersey. Da hat sich der Otto mit dem ich ein bißchen über den Ohrenschmaus und Art Brut unterhalten habe, verabschiedet.
In der Fleischerei gabs ein paar Texte über den Umgang mit Spiegeln, ein kurdisches Lied und ein Hintergrundvideo. Eva Brenner erzählte, daß die Fleischerei in Gefahr sei geschlossen zu werden, da gab es im Anschluß eine Protestveranstaltung mit Marlene Streruwitz. Ein gutes Buffet, Wein und kleine Weihnachtsmänner gab es auch. Ich bin weiter ins Siebenstern gegangen, wo Franzobel lesen hätte sollen. Statt ihm las Otto Brusatti aus seinem Buch über die Musik und im Literaturhaus war auch ein mir schon bekannter Gast, nämlich Robert Prosser mit seinem Buch Strom, über den ich schon viel berichtet habe.
Vorher waren wir wieder in der Medienwerkstatt in der Neubaugasse, wo es zum Thema Poesie einmal anders, drei kleine Filme gab, einen von Ide Hintze, aus dem Jahr 1985, was die Vortragende als historisch bezeichnete und einen mit dem Titel „Die Sprache wandert“ wo ein armenisches Gedicht so verändert wurde, daß es auf einmal zu verstehen war. Dann gab es eine neue Station, nämlich eine Galerie in der Westbahnstraße, die vier interessante Ausstellungen zeigte.
Im Theater Spielraum waren wir schon früher immer wieder, da wurde auf Canettis Stück „Die Befristeten“ hingewiesen und ein paar Szenen daraus vorgetragen, bevor es ins Dachcafe der Hauptbücherei ging, wo Stefan Slupetzky mit dem Trio Lepschi auftrat, das Gstanzln zur Herbergssuche mit dem H.C und der Mitzi Fekter darbot. Eine Show die über eine Stunde dauerte, dazu gab es sehr süßen Punsch Orange und Himbeer, so süß und viel, daß man gar nicht alles trinken konnte, der Stefan Slupetzky hatte auch sein Fanpublkum mitgebracht, so daß es so voll war, daß ich wegen den vor mir stehenden gar nicht auf die Bühne sehen konnte. Beim Weggehen hat mir ein Stammbesucher, der der damals bei der Buchhandlung Kuppitsch die vielen Bücher gewonnen hat, ein intensiv duftendes Räucherstäbchen und einen Sternspritzer geschenkt.
Die Alternative zum Punschtrinken hat also aus sehr viel Gratispunsch und sehr vielen süßen Sachen bestanden, man konnte wieder in das Alte und das Neue schnuppern, die Erlebnisse von 2008 und 2009 gibts hier zu lesen.
2010-12-12
Schöne neue Welt
„Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley ist ein utopischer Horrorroman, den man wie „1984“ gelesen haben sollte. Hat man es nicht, schwirren einem höchstwahrscheinlich ein paar diesbezügliche Klischees und Vorstellungsbilder im Kopf herum und so ist es gut, das Buch im offenen Bücherschrank zu finden, daß man seine Bildungslücken schließen kann.
Die Originalausgabe erschien 1932 und wurde 1948 mit einem Vorwort des Verfassers wiederaufgelegt. Und das Buch spielt in Berlin in einer konsequent verwirklichten Wohlstandsgesellschaft im Jahre 632 nach Ford, wo alle Menschen am Luxus teilhaben, Unruhe, Elend und Krankheiten überwunden sind, aber auch Freiheit, Kunst und Religion auf der Strecke blieben.
Die Menschen werden in Brutlaboratorien nach einem Kastensystem streng in Alphas, Betas, Gammas, Deltas, Epsilons genormt und aufgezogen. Die Schlafschulen lullen sie mit schönen Sprüchen ein, um sie so in Abneigung zu dem zu bringen, was nicht für sie bestimmt ist und sie das ihnen Zugedachte, lieben zu lassen. Die Worte Vater und Mutter sind streng verpönt, der freie Sex für alle ist erlaubt. Man wird dazu angehalten niemals allein zu sein und es auch nicht zu lange bei einem Menschen auszuhalten, denn jedermann ist des nächstens Eigentum und wenn es mit der Glückseligkeit nicht klappt, schluckt man etwas Soma und alles ist wieder gut.
Im ersten Kapitel werden wir in dieses Weltbild eingeführt in dem der Direktor der Brut-und Normzentrale Berlin-Dahlem, den Studenten, die Knospung, das Bokanowskyverfahren, die Konditionierung und die Schlafschulen erklärt.
Dabei lernen wir den rotbäckigen blonden Assistenten Henry Päppler, die Pflegerin Lenina Brown, die die Embryos gegen Typhus und Schlafkrankheit impfen soll und den Psychologen Sigmund Marx kennen, zwar ein Alpha plus, aber aus irgendeinen Grund, wahrscheinlich wurde er in der Prägungsphase für einen Gamma gehalten, so daß seinem Blutsurrogat Alkohol zugesetzt wurde, zu klein geraten ist, was diesen in Zweifel und Minderwertigkeitsgefühlen versetzte. Trotzdem hat er die Erlaubnis die Wildreservate zu besuchen, wo echte Indianer leben, die sogar noch Kinder bekommen und lädt Lenina ein, ihn dazu zu begleiten.
Denn am Wochenende reisen die schönen neuen Weltbewohner mit ihren Helikoptern zum Nordpol oder sonstwohin, ansonsten besuchen sie die Fühlkinos und bekommen Parfums aus Düsen gespritzt.
Sigmund Marx zeigt dem Direktor also seinen Erlaubnisschein für die neumexikanischen Reservate, worauf ihn der erzählt, obwohl das eigentlich verboten ist, daß er auch einmal mit einem Mädchen dort war, das er aber leider bei den Wilden verloren hat.
Lenina und Sigmund fliegen nach Neumexiko und lernen dort o Wunder, den Wilden Michel kennen, der der Sohn von jener Filine ist, die der Herr Direktor verloren hat. Filine ist nichts übergeblieben, als sein Kind in der Wildnis auszutragen und trotz ihres Beta Status dort zu leben, sie zog ihren Sohn auch mit Shakespeare auf und lehrte ihn das Lesen. Der komplexbehaftete Sigmund wittert die Chance seines Lebens und ruft den großen Aufsichtsrat Mustafa Mannesmann an, um von ihm die Erlaubnis zu erhalten, Michel und Filine zu Forschungszwecken in die schöne neue Welt zurückzubringen.
Dort verliebt sich Lenina in den schönen Wilden und er in sie. Nur leider haben sie sehr verschiedene Kommunikationsstrukturen, kennt man in der schönen neuen Welt ja Shakespeare nicht und auch keine Gefühle, dafür lebt man die Sexualität ungeniert aus, während Michel auf etwas anderes geprägt ist und Filine, die alt, dick und aufgedunsen in eine Welt zurückehrt, in der es kein Altern und keine Krankheit gibt, flüchtet sich solange in Somaräusche, bis sie in der Moribundenklinik landet. Die wird, wie ein Mittelding zwischen Luxushotel und Fühlfilmpalast geführt, vor jedem Bett ein großer Fernseher und alle Viertelstunden ändert sich automatisch das im Saal vorherrschende Parfum.Trotzdem wird ein Strom identischer Simultankinder auf die Station geführt, damit sie sich an das Sterben gewöhnen und stören Michel dabei, von seiner Mutter Abschied zu nehmen. Der dreht daraufhin durch und stört die Somaausteilung an das Wirtschaftspersonal, in dem er die bunten Pillen aus dem Fenster wirft. Die Polizei bringt ihn, Sigmund Marx und dessen Freund Holmes-Watson, einem der hervorragendsten Gefühlsingenieure, das sind die, die die Sprüchlein für die Schlafschulen, oh wie bin ich froh, daß ich ein Beta bin, beispielsweise, schreiben, zum Weltaufsichtsrat Mustafa Mannesmann, der Marx und Holmes-Watson auf eine der einsamen Inseln verbannt, das ist die Strafe für Dissidenten, während er Michel erklärt, daß er selbst Shakespeare liest, als Aufsichtsrat hat er einen Geheimschrank mit der Bibel und anderen Büchern, während dem Volk alles Alte aus Angst vor Unruhe vorenthalten wird.
Michel darf, um weiter als Forschungsgegenstand zu fungieren, nicht mit auf die Insel, so zieht er sich in die Einsamkeit eines Leuchtturmes zurück und beginnt sich dort zu geißeln, wenn er an Lenina denkt, er wird aber von den Paparrazis der schönen neuen Welt entdeckt, so daß ihm nichts anderes überbleibt, als sich aufzuhängen.
So weit der große utopische Roman, der 2010 gelesen, seltsam harmlos wirkt, die Wissenschaft hat das Beschriebene längst schon überholt, wenn die Manipulierungen und Konditionierungen im Handy und im Facebookzeitalter auch ganz anders und scheinbar harmloser verlaufen. Kleinfamilien gibt es immer noch, aber auch die künstliche Befruchtung und die Zahl der funktionalen Analpheten nimmt, wie Pisa uns gerade wieder lehrte, von selber zu, auch wenn es Shakespeare in jeder Bibliothek zu lesen gibt und die Schere zwischen den Eliteschulen und denen, in denen man das Lesen nicht erlernt, geht auch immer stärker auseinander.
Also trotzdem ein interessantes Buch, das ich jedem sehr empfehlen kann. Auflage über eine Million Exemplare steht auf dem Umschlag, in der Schule steht es wahrscheinlich auf der Leseliste, wieviele es wirklich gelesen haben, weiß ich nicht.
2010-12-11
Nestroy Medaille an Conny Hannes Meyer
Daß der Theatermacher am Freitag die Johann Nestroy Ehrenmedaille im Eroica Saal des Theatermuseums verliehen bekommt, hat Ottwald John am Mittwoch bei Ruth Aspöcks Adventbrunch verkündet.
„Kommt hin!“, hat er eingeladen und von einer Vorlesung erzählt, die Dieter Schrage über Conny Hannes Meyer hält.
Obwohl ich mich nicht so besonders fürs Theater interessiere, habe ich meine diesbezüglichen Erinnerungen, bin ich ja als Studentin manchmal bei den Komödianten gewesen, so erinnere ich mich an den Grillparzerabend „Alptraum ein Leben“ und habe in dieser Zeit auch Ottwald John als Schauspieler kennengelenrt.
Von Conny Hannes Mayer habe ich vor einigen Jahren auch im „Von Tag zu Tag“ über seine Autobiografie „Ab heute singst du nicht mehr mit“ und seine umstrittenen KZ-Erinnerungen gehört.
So habe ich im Internet nachgegoogelt und herausbekommen, daß um dreiviertel fünf die Generalsversammlung der Nestroyveranstaltung im Theatermuseum stattfindet und im Anschluß die Medaille verliehen wird. Da bei der GV viele Punkte angegeben waren, war ich nicht sicher, ob das wirklich schon um fünf beginnt, fand es aber in der Rathauskorrespondenz bestätigt. So bin ich prompt in die Generalversammlung geraten, so daß ich eine Stunde lang hörte, wieviele Mitglieder die Nestroy Gesellschaft hat, welche Bücher sie herausgibt, daß der Nestroyring nicht mehr in Wien, sondern in Bad Ischl vergeben wird, die Hauptschule dort nach Johann Nestroy benannt ist, vor dem Theater sein Denkmal steht und die Hofbäckerei Zauner ein Nestroy Konfekt herstellt.
Und am Morgen hörte ich im Leporello von einem Gustav Manker Bildband und wußte nicht, daß er auch von der Nestroygesellschaft herausgegeben wurde und nur zwanzig Euro kostet, so daß der Vorstand oder Generalsekretär den Kauf als Weihnachtsgeschenk sehr empfahl. Inzwischen hörte man am Gang die Stimmen, derer die auf die Preisverleihung warteten, sah Rolf Schwendter im Publikum, traf Helmut Jarosik, der bei der Dieter Schrage Vorlesung war. Ottwald John gab uns die Hand, Dieter Schrage hat sich später neben mich gesetzt.
Hubert C. Ehalt hielt die Laudatio und erzählte ein bißchen was aus dem Leben des 1931 geborenen, der 1955 die Bühne am Liechtenwerd, 1968 die Kommödianten am Börseplatz gründete, die 1974 ins Künstlerhaus übersiedelten und 1985 geschlossen wurden. Conny Hannes Mayer hat auch eigene Stücke geschrieben. „Hamlet in Mauthausen“ „Blaubart“, Die Sache mit Dornröschen“ z.B.
Hubert C. Ehalt betonte, wie wichtig es war, daß Conny Hannes Meyer die dumpfe Theaterlandschaft der Fünfziger und Sechzigerjahre revolutionierte und erwähnte die Schüler, die von ihm gelernt hätten und jetzt im Publikum säßen. Hubsi Kramar und Ottwald John beispielsweise, aber auch andere, von denen ich die meisten wahrscheinlich gar nicht kenne.
Dann trat Peter Turrini auf, der das Stück „Mein Nestroy“ geschrieben und den Nestroyring bekommen hat, betonte, wie oft er als junger Mann im Theater am Börseplatz war, dort das dramatische Schreiben lernte und las zwei Texte vor.
Beim einen soll im Jahr 2002 im Theater an der Wien der Nestroy Ring an Claus Peymann verliehen werden und Andre Heller die Laudatio halten, auf der Bühne ist aber ein Betrunkener, der wie Nestroy redet, so daß alle blaue schwarzen Politiker auf die Bühne kommen und Towabohu anrichten, während Hermann Beil mit den Nestroy Gesamtausgaben als einziger im Theatersaal sitzt und dem Treiben zusieht.
„Horvaths Gebeine“ war ähnlich makaber, da soll Ödön von Horvath ein Ehrengrab in Wien bekommen. Dafür werden seine Gebeine von Paris hertransportiert. Wieder gibt es ein Spektakel, bis der Bürgermeister am Friedhof erklärt, daß Horvath jetzt zu Hause ist.
Ottwald John hat das Brechtgedicht, das er bei Ruth Aspöck rezitierte, nicht vorgetragen, es gab aber viele Fotos und im Internet kann man eine Würdigung des Kulturstadtrats an Conny Hanes Meyer finden. Buffet gab es keines. Daß aber die Subventionen gekürzt oder eingespart werden, konnte man schon bei der Generalversammlung hören und Helmut Jarosik verabschiedete sich schnell, um zu seiner nächsten Musikveranstaltung zurechtzukommen.
Die Nobelpreise wurden am Freitag auch vergeben und Ruth Aspöck hat mir ein Weihnachtsbillet geschrieben, das auch auf Ottwald John Bezug genommen hat. Inzwischen war ich im Pelikan-Stüberl des Gasthaus Sittl, habe dort ca eine halbe Stunde bei der Jahresendaussendung des ersten Wiener Lesetheaters einsortieren geholfen und mir meinen Beitrag bei der Jahresendausschüttung bezüglich meiner Lesung beim Katzenfasching geholt, mich mit Ottwald John unterhalten und mir seine Eindrücke bezüglich der gestrigen Festveranstaltung angehört. Am Rückweg gab es einen Umweg über die beiden Bücherschränke um mich sozusagen bezüglich Weihnachtsbücher umzuschauen.
2010-12-10
Drei Männer im Schnee
Erich Kästners 1934 geschriebenen Roman „Drei Männer im Schnee“ gab es 2003 in Ö1 am Sonntagmorgen in Fortsetzungen, da habe ich den Anfang versäumt, später die Folgen begierig verfolgt (bin dabei zweimal nach Graz zum Ö1 Quiz gefahren), denn Geschichten von Millionären und armen Schluckern, die die schöne junge Erbin und einen Job in der Vorstandsetage kriegen, faszinieren immer und in meinen Bücher kommen auch solche märchenhaften Begegnungen vor, die dann der Patrick kritisiert. So habe ich also sehr bedauert, daß ich von Kästner nur einige Kinderbücher, „Fabian“ und die „Verschwundene Miniatur“, aber nicht die „Drei Männer im Schnee“ besitze, wozu gibts aber den offenen Bücherschrank und es passt auch gut in die Winterszeit, obwohl es nicht zu Weihnachten spielt.
„Drei Männer im Schnee“ ist also ein Buch über Millionäre, was in zwei Vorworten erklärt wird, wie es dazu kam, das Buch zu schreiben.
Millionäre sind aus der Mode gekommen und als künstlerisches Motiv ungeeignet, wird da behauptet, was für unsere Zeit nicht mehr stimmt, denn da werden, wie man in den Zeitungen lesen kann, die Millionäre immer mehr und die Schwere zwischen arm und reich immer größer.
1934 gab es in Deutschland aber auch eine Wirtschaftskrise und der 1899 in Dresden geborene und 1974 in München gestorbene Satiriker hat sich in seinen Bücher mit diesem Thema auch sehr auseinandergesetzt.
Es geht in dem Buch also um den innerlich Kind gebliebenen Geheimrat Tobler, den ganz Deutschland und ein bißchen mehr gehört, in seiner Villa mit dem Diener Johann, der Hausdame Frau Kunkel, dem Dienstmädchen Isolde und seiner Tochter Hilde lebt, gerne Nudelsuppe mit Rindfleisch ißt, Kognak und siamesische Katzen mag und sich bei dem Preisausschreiben seiner Putzblank-Werke beteiligt hat und dabei den zweiten Preis, zwei Wochen Aufenthalt in einem Hotel in den Alpen gewinnt. Was das Kind im Multimillionär veranlaßt sich bei einem Trödler als Sandler einzukleiden und als solcher im Grandhotel aufzukreuzen. Zur Sicherheit nimmt er seinen Diener Johann mit, der muß sich als Reeder ausgeben und das Schifahren lernen. Damit der Papa aber nicht am ersten Tag hochkantig hinausfliegt, ruft Tochter Hilde im Hotel an und erklärt, wer der arme Schlucker ist und seine Katzen, einen heißen Ziegelstein und einen Masseur im Zimmer braucht. Das tuen der Hoteldirektor und der Portier Onkel Polter auch sogleich und klären auch die Stammgäste auf. Sie verwechseln nur den ersten mit den zweiten Preisträger, denn den ersten Preis hat auch so ein arbeitsloster Schlucker gewonnen, nämlich Dr. Hagedorn, ein Reklamefachmann, der mit seiner Mutter in Berlin lebt und schon seit Jahren sämtliche Preisausschreiben mit trendigen Werbesprüchen gewinnt und in Luxushotels urlaubt, eine Stelle hat für ihn aber niemand, was wieder in unsere Zeit der Praktika und Prekariatsstellen passt.
Dr. Hagedorn wird also für den Millionär gehalten, bekommt die Luxussuite mit den siamesischen Katzen und die alleinstehenden oder auch verheirateten Stammgäste stürzen sich auf ihn, während Geheimrat Tobler der sich Eduard Schulze nennt in die ungeheizte Dachkammer ausgelagert und zu Hilfsdiensten herangezogen wird, was das Kind im Mann sehr genießt.
Der Diener Johann alias Herr Kesselhuth bügelt die versandelte Hose und treibt einen Heizstrahler auf, Herr Schulze freundet sich auch gleich mit Fritz Hagedorn an und die drei Männer bauen vergnügt den Schneemann Kasimir. Herr Schulze kommt zum Spielen mit den Katzen in die Luxussuite und nascht von Fritz Hagedorns Rindfleischsuppe, während Herr Kesselhuth verspricht Hagedorns Entwürfe zu Geheimrat Tobler zu schicken, weil er sehr initme Beziehungen zu dem Millionär hat. Johann macht sich auch Sorgen über die schlechte Behandlung des Geheimrats und schreibt an Fräulein Hilde einen Brief. E-mails und SMS gab es damals ja noch nicht, so hat auch Mutter Hagedorn den ersten Brief an ihren Fritz schon geschrieben, als sich dieser noch im Fleischerladen den Reiseproviant besorgte. Es kommt, wie es kommen muß. Hilde Tobler reist mit der Hausdame, die sie Tante Julchen nennt in die Alpen und lernt im Bus Dr. Hagedorn kennen. Die beiden verlieben und verloben sich, denn Dr. Hagedorn hat inzwischen von den Toblerwerken ein Angebot bekommen in die Reklameabteilung einzutreten. Das ist den luderlichen Damen ein Dorn im Auge, die sich den Millionär schnappen wollen, so bekommt Eduard Schulze zweihundert Mark geboten, wenn er das Hotel verläßt. Der hat indessen die Lust am Tiefstapeln verloren, verschenkt das Geld an den Kellner und den Schneeschaufler mit dem er die Eisbahn säuberte, fährt mit seiner Gefolgschaft ab und beschließt das Hotel zu kaufen, um den Direktor und den Portier zu entlassen, was aber nicht gelingt, weil es ihm schon längst gehört…
Der arbeitslose Akademiker bekommt die Prinzessin und wird die väterliche Firma leiten, weil sich der Geheimrat gemeinsam mit Mutter Hagedorn den Enkelkindern widmen will.
Ein packendes Märchen über Deutschland der Dreißigerjahre, vor allem wenn man weiß, was nachher kam, bzw. es mit unserer Wirtschaftskrise vergleicht. Ein kleines bißches hat sich inzwischen ja verändert, so werden die Frauen nicht mehr als liderliche Luxusweibchen bzw. reine Jungfrauen dargestellt. Erich Kästners etwas problematische Beziehung zu seiner Mutter, wird in der zwischen Fritz und Frau Hagedorn widergespiegelt, die übrigens ziemlich kleinkarierte Ansichten hat, aber ihren Fritz sehr liebt und Reklamefachmänner, die zwar jedes Preisausschreiben gewinnen, aber keinen Job bekommen, soll es bei uns inzwischen ebenfalls geben, nur finden die meist keine Millionärstöchter im Schnee und gebärden sich auch ein wenig moderner, weil sie ja wahrscheinlich Handies und I-Pots haben und mit Kreditkarte und Überziehungsrahmen ein wenig besser leben.