Literaturgefluester

2010-12-09

Nichts und niemand

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:33

Chistopher Stainingers Liebes- und Hassgedichte „Nichts und niemand“, habe ich von der Anna zum Geburtstag bekommen, da sie den Autor von einem ihrer Praktika kennt, hat sie das Buch über ihn bezogen, es hat auch eine handgeschriebene Widmung an die liebe Eva. Die Gedichte haben es in sich. In klaren, knappen wirklich sehr verdichteten Worten wird in wenigen Zeilen mit dem gesamten Spektrum der menschlichen Gefühlswelt gespielt. Liebe, Haß, Verzweiflung, Einsamkeit, das Aneinandergekettetsein, das Voneinanderloswollen und nicht können und vieles mehr wird in schlichten Sätzen auf höchst beklemmende Weise, die noch lange anhält, dargestellt.
Hier eine kleine Auswahl, eigentlich könnte man jedes Gedicht zitieren, man liest sie, denkt das ist doch ganz banal, der Inhalt ist aber hinterfotzig, verzweifelt, bitter usw.
Die ganze Psychologie der menschlichen Gefühle in wenigen Worten ausgedrückt.
So kann ich das Lesen des bei der Literaturedition NÖ erschienenen Buches wirklich sehr empfehlen und wünsche dem Autor nicht alles selbst erlebt zu haben oder wenigstens nur die paar schönen Gedichte.

Du willst
nichts von mir
ich nichts von dir
Diese Gemeinsamkeit
stört mich schon lange

Dich
habe ich mir
auf jeden Fall
verdient
Bescheidener
muß ich nicht sein

Ein paar Tage
hatte ich das Gefühl
dass du gern
bei mir bist
Ein paar Tage
kann ich mir
alles einreden

Wenn du schläfst
entkommst du
mir nicht
Ich umarme dich
die ganze Nacht

Nichts und niemanden
liebe ich
mehr als dich
sagst du
Verflucht
Was ist nichts
Wer ist niemand

Die Nase habe ich mir gebrochen
Wollte ich dich nicht mehr riechen
Die Haut habe ich mir abgezogen
Wollte deine Berührungen nicht mehr spüren
Die Ohren habe ich mir abgetrennt
Wollte dich nicht mehr hören
Die Augen habe ich mir ausgestochen
Wollte dich nicht mehr sehen
Die Zunge habe ich mir herausgerissen
Wollte dich nicht mehr schmecken
Den Schwanz habe ich mir abgeschnitten
Wollte nicht mehr von dir gefickt werden
Das Herz habe ich mir herausgerissen
Wollte dich nicht mehr lieben
Jetzt will ich dich zurück

Verzweiflung pur und das auf fast jeder der hundertelf Seiten. Dazwischen gibt es ein paar Illustrationen von Jürgen Hofer, wo man das Gesicht des Autors rot und schwarz umrandet sehen kann.
Christopher Staininger wurde 1970 in Wien geboren, lebt in Wien und Niederösterreich, hat mehrere niederösterreichische Literaturpreise bekommen, war eine Zeitlang im Podium Vorstand, hat mehrere Bücher bei Resistenz und anderen Verlagen herausgebracht.
Ich weiß nicht, ob man das Buch als Weihnachtsgeschenk empfehlen kann, die verzweifelte Sprache beeindruckt aber sehr und gibt Anlaß zum Nachdenken, wie man vielleicht besser kommunizieren kann.

2010-12-08

Gratisfrühstück, Adventbrunch, Punschtrinken

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:41

Maria Empfängnis ist in Österreich ein Feiertag. Seit einigen Jahren sind zum Leidweisen der katholischen Kirche die Geschäfte aber geöffnet, damit man besser einkaufen kann. Nicht alle machen mit, so inserierte die Firma Billa in großen Lettern in der Kronenzeitung, den Mitarbeitern in der hektischen Zeit ein besonderes Geschenk zu machen in dem sie die Filialen geschlossen hält, die Firma Zielpunkt lockte dagegen mit einem Gratisfrühstücksackerl ab zehn Uhr in den Zeitungen Heute und Österreich.
Da ich solchen Angeboten nur schwer widerstehen kann, bin ich um halb zehn Uhr losgezogen. Ein paar Leuten standen schon vor der Tür, als die Kassiererin öffnete. Ich packte drei Joghurtbecher und stellte mich zur Kassa, wo sich ein Ehepaar vordrängte und lautstark schimpfte, offenbar wurde die Filiale ein paar Minuten zu spät aufgemacht, die versprochenen Sackerln waren auch nicht da.
„Das ist ein Skandal, das kann ich mir in meinem Geschäft auch nicht leisten!“, schimpfte die Frau und der Gatte widersprach, als ich meinte, daß das ein Geschenk sei und sie geduldiger sein sollen.
„Kein Geschenk, sondern eine Werbeidee, wir werden uns beschweren!“

Die Realbetreuerin schleppte indessen die Kiste mit den Sackerln in denen ein Kipferl, Joghurt, Orangensaft und ein Apfel steckte herbei. Ich ging damit nach Hause und etwas später mit Alfred zu Ruth Aspöck, die zu einem vorweihnachtlichen Brunch geladen hatte oder eigentlich zu ihrem Weihnachtsfest, denn Weihnachten ist sie nicht da, fliegt sie doch zuerst ein paar Tage nach Teheran, um im Kulturinstitut einen Vortrag über die österreichische Literatur halten bzw. ihre Gedichte zu lesen und dann nach Istanbul auf Grillparzers Spuren.
Hilde Schmölzer, Brigitte Wehrl-Novotny, Helmut Jarosik, Ottwald John, Ingeborg Reisner und noch einige andere waren da. Es gab Kaffee und Kuchen, exotische Früchte, verschiedene Salate, eine Früchtebowle und Gespräche über Jazz, den Milena Frauenverlag, die Pisa Resultate und andere bewegende Ereignisse.
Der Schauspieler Ottwald John unterhielt die Runde mit verschiedenen Witzen, zitierte Joe Berger, teilte Zettel mit der gestrigen Veranstaltung zu Marc Adrians „Wunschpumpe“, bei der er aufgetreten ist, aus und rezitierte ein Brecht-Gedicht, das zu der Festveranstaltung zu Ehren des Theatermachers Conny Hannes Meyer am Freitag passt.
Am Schluß gab es noch einen „Sterz“- Text von der Ruth zum Thema „Feindschaft“ zum Geschenk und ich zog mit dem Alfred in Richtung AKH, waren wir doch mit der Anna zum Punschtrinken verabredet.
Meistens machen wir das am Spittelberg in der Nähe des Amerlinghauses, diesmal wünschte sich die Anna den Christkindlmarkt im Uni Campus über den ich manchmal am Donnerstag oder Freitagnachmittag gehe, wenn ich von den Klinik Fortbildungsveranstaltungen komme. Wir standen eine Weile in der Kälte, tranken Marzipan- und Honigpunsch bzw. Schilcherglühwein. Es gab eine Reihe von Punschkombinationen im Angebot, darunter einen Maronipunsch mit Schlagobers.
Sahen dem geschäftigen Treiben zu und ließen uns von der Anna erzählen, daß sie zu Weihnachten mit einem last minute Angebot irgendwohin weitweg fliegen, wo es warm ist, will.

2010-12-07

Holidays on Ice

Filed under: Uncategorized — jancak @ 11:56

Ein pinkelnder Weihnachtsmann in rot weiß schwarzer Samtmontur ist in den neuen Geschichten vom Autor des Bestsellers „Nackt“ David Sedaris vor einem Pissoir abgebildet und zu dem Bestseller „Nackt“ habe ich auch meine eigene Geschichte, obwohl ich ihn nicht gelesen habe. Stand der doch vor Jahren bei dem alten Libro auf der Bestsellerliste, als es diese Bestsellergarantie gegeben hat, ich bin getreulich in die Filiale Neubaugasse gegangen, habe das Buch in den Regalen nicht gefunden, die Verkäuferin hat es aber aus dem Lager geholt.
„Holidays on ice“ lag noch im Herbst oder Sommer im offenen Bücherschrank und einen Sedaris auf Englisch konnte man vor kurzem auch bei Klaudia Zotzmanns Adventkalender gewinnen, den ich wieder nur empfehlen kann.
Jetzt zu den Weihnachtsgeschichten des 1956 in Johnson City, New York, geborenen und in North Carolina aufgewachsenen David Sedaris, das von Harry Rowohlt ins Deutsche übersetzt wurde. Sie kommen gerade richtig zur stressigen Weihnachtszeit, wo am Samstag in Ö1 diskutiert wurde, ob es das Christkind oder der Weihnachtsmann sein soll. Aber der heißt in Zeiten der amerikanischen Filmkultur längst schon Santa Claus, fährt mit Renntieren über den Nordpol, neun an der Zahl, auch das konnte man bei Klaudia Zotzmann lernen und springt durch den Kamin, wo die Kinder Milch und Kekse für ihn hinlegen.
Seit man das im Fernsehen sieht, sind die Häuser und Gärten mit kletternden Santa Claus Figuren übersäht und das Christkind mit der Lametta und dem weißen Kleid gibt es nur noch bei Hedwig Courths-Mahler oder am Christkindlmarkt am Rathausplatz. Dort gibt es glaube ich Jahr für Jahr ein Casting welch schöne Studentin, diesmal das Christkind geben darf und das gibt es auch in David Sedaris erster Geschichte „Die WeihnachtsLand-Tagebücher“.
Da sucht ein Student einen Job, bekommt ihn nicht als Fahrer für die UPS-Zentrale und heuert darum beim berühmten Kaufhaus Macy am Herald Square als Weihnachtszwerg an. Der Student heißt übrigens David Sedaris und erzählt in Folge von seinen Erlebnissen im Weihnachtswunderland als Eingangszwerg, Trinkwasserspenderzwerg, Brückenzwerg, Eisenbahnzwerg, Irrgartenzwerg, Inselzwerg, Zauberfensterzwerg, Notausgangzwerg, Ladentischzwerg, Zauberbaumzwerg, Zeigezwerg, Fotozwerg, Platzanweiserzwerg, Kassenzwerg, Rennzwerg, Ausgangszwerg u.s.w. u. s. f., obwohl er, wie er schreibt, den Drogentest höchst wahrscheinlich nicht bestanden hat. So führt er die Menschenmassen mit allen ihren Gebrechen und Behinderungen zum Weihnachtsmann, der die Kinder ohne Nasen streichelt, die Mütter auf den Schoß nimmt, sich von ihnen beschimpfen oder Trinkgeld zustecken läßt.
Ironisch locker plaudert Sedaris über das, was ich in den Weihnachtsfilmen gesehen habe, als die Anna kleiner war und wir noch einen Fernseher in Harland hatten. Da gibt es ja einige schaurig schöne Geschichten über die „Wunder von Manhattan“. Weihnachten scheint in New York City oder überhaupt im schönen Amerika ein großes Geschäft zu sein.
In „Frohe Weihnachten allen Bekannten und Verwandten!!!“ schreibt Jacki Dunbar von den Schicksalschlägen, die sie dieses Jahr getroffen hat, ist doch plötzlich Que Sanh aus Vietnam mit einem Dolmetscher zu Halloween vor der Haustür aufgetaucht und behauptet die Tochter ihres Gatten Clifford zu sein, die der bei seinem Vietnameinsatz hinterlassen hat und so macht sich Que Sanh leicht bekleidet im Haus der Dunbars breit, lernt nur das Wort „Shopping“ und beginnt die männlichen Bewohner des Hauses zu verführen, bis sie während sich die erschöpfte Jacki zum Weihnachtsshopping für alle ihre Lieben macht, das drogenabhängige Baby der Tochter des Hauses in die Waschmaschine steckt.
Es geht noch besser. Vielleicht bei „Erste Reihe Mitte oder Der Kleinstadt-Großkritiker“ wo über die Weihnachtsaufführungen in den amerikanischen Schulen hergezogen wird oder in „Nach einer wahren Begebenheit“, da hat vielleicht Dürrenmatts alte Dame Pate gestanden, jedenfalls kommt ein Fernsehproduzent in eine Kleinstadtkirche und hält, während der Pfarrer im Auto wartet, seine Predigt, in dem er der armen Gemeinde Geld, Kirche, Autos, Schmuck anbietet, damit sie sich und ihren Kindern den Külschrank füllen und eine Krankenversicherung leisten kann. Sie muß nichts dafür tun, als ihm die tapfere Mutter ausliefern, die vor einem Jahr in einem Stall ihr krankes Kind mit der Bibel betäubte, sich selbst eine Niere amputierte und ihm einsetzte, sich aber weigerte der Presse davon zu erzählen, bzw. eine Fernsehshow aus ihrem Fall machen zu lassen.
„Weihnachten heißt schenken“ treibt die Farce des amerikanischen Way of life noch ein bißchen mehr auf die Spitze. Bekriegen sich zwei Familien doch bis aufs Blut, wer die besseren Schenker sind. Geben zuerst dem armen Bettler einen Dollar, dann die eigenen Kinder, bevor Augen und Nieren folgen, um am Schluß ganz selig und erblindet auf den Müllhalden zu landen um sich dort „Mit etwas Glück in die Erinnerung an die Liebe und die Großzügikkeit in einen schweren tiefen Schlaf bis zum nächsten Morgen zu versenken.“
Zum Glück ist es bei uns nicht ganz so chaotisch, da gibt es nur die Festbeleuchtung, den Weihnachtsstreß und die Weihnachtsfeiern, die an einer Freiberuflerin ziemlich vorbei gehen. Nur heute wäre die der „Auge“, da kann ich aber nicht hin, gibts doch den Kassenjourfixe bei Brigitte Gras. Dafür beteilige ich mich leidenschaftlich an Klaudia Zotzmanns Adventaufgaben und habe heute und am Sonntag ein bißchen was gedichtet, was man beim jeweiligen Tagesfenster nachlesen kann.

2010-12-06

Sophie Hungers in der Alten Schmiede

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:56
Büchertisch

Büchertisch

Karin Rick, Ilse Kilic

Karin Rick, Ilse Kilic

Heute habe ich in der Alten Schmiede gelesen, bei den Textvorstellungen war es, glaube ich, das siebente Mal, sonst habe ich wahrscheinlich zehn bis fünfzehn Mal dort gelesen. Das erste Mal 1980 in dieser Literatureck genannten Veranstaltung, die honorierte Nachfolgerin für die noch nicht so Erfolgreichen, die sich meistens selbst bewerben sind die Textvorstellungen, da habe ich 1987 – 1989 zum Teil noch im zweiten Stock unter der Moderation von Herbert J. Wimmer aus der „Gasse oder Marthas Wohnungen“, „Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt“ und den „Hierarchien“, wenn ich mich nicht irre und nichts durcheinanderbringe gelesen. Dann kam eine Pause bis 1995, da hat mich dann Ruth Aspöck eingeladen. Ich habe mit Walter Baco gelesen, das weiß ich noch, aus dem „Alternativen Leben“, dann kam wieder eine Pause. 2002 wurde ich mit Uwe Bolius zu einer „Am Werkplatz“ genannten ńeuen Reihe, mit dem halben Honorar in der Energiewoche um 17 Uhr eingeladen. Da habe ich meinen Freundeskreis mitgebracht, Christl Greller ist gekommen und ich hab schon aus einem Buch, nämlich aus der Globalisierungsnovelle gelesen, vorher waren es immer Manuskripte. Mit den „Hierarchien“ bin ich 1990, nachdem sie bei Jack Unterweger herausgekommen sind, nochmals eingeladen worden.
Dann kam wieder lange nichts, ich hab zwar meine Bücher immer hin geschickt und die „Fluchtbewegungen“ bei einer Sitzung der IG Autoren auch der Moderatorin Renata Zuniga gezeigt. Hilde Langthaler, die neben mir gestanden ist, hat ein Jahr später gelesen. InIzwischen hat es aber auch bei mir geklappt und Renata Zuniga mich mit der „Sophie Hungers“ zum Motto „Die Liebe der Frauen“ eingeladen.

Renate Zuniga

Renate Zuniga

Karin Rick

Karin Rick

Nun ist die „Sophie Hungers“ ja nicht unbedingt ein Liebesroman, habe ich sie eher als Reaktion auf die Wirtschaftskrise geschrieben. Der Roman beschreibt aber die stille leise Liebe zwischen den beiden Außenseitern Valerie Oswald und Felix Baum und diese zwei Szenen, habe ich am sechzehnten November in der Galerie Heinrich gelesen, da war Frauensicht auf Liebe auch das Thema.
Anmerken muß ich noch, daß ich inzwischen noch zweimal bei den Textvorstellungen gelesen habe und zwar hat mich Reinhard Wegerth 2007 mit dem Wiener Stadtroman eingeladen, 2009 Friedrich Hahn mit „Und Trotzdem“. Da habe ich mit Cornelia Travnicek, David Schalko und Christine Werner gelesen, also mit einer ziemlichen Prominenz. Diesmal waren, wie Renata Zuniga in ihrer Einleitung betonte, lauter Frauen angesagt, nämlich Karin Rick und Gabi Kreslehner und ich habe, als ich um dreiviertel sieben mit meiner Büchertasche durch den Morawa gegangen bin, Ilse Kilic getroffen.
„Kommst du in die Alte Schmiede?“, habe ich gefragt, sie hatte zufällig Zeit, weil sie erst etwas später im Porgy und Bess einen Gesangauftritt hatte. Außerdem sind noch Dorothea Macheiner, Marinko Stefanovic, Erika Parovsky Alfred und fünf andere Interessierte gekommen.
Karin Rick hat mit „Chaosgirl“ begonnen, aus dem sie, wenn ich mich nicht irre, bei Rund um die Burg in der Erotiknacht gelesen hat, denn Karin Rick schreibt, wie Renate Zuniga in ihrer Einleitung erklärte, erotische Romane über Frauen. Ich kenne die 1955 geborene vom Wiener Frauenverlags, dort sind auch ihre ersten erotischen Romane erschienen.

Eva Jancak

Eva Jancak

Gabi Kreslehner

Gabi Kreslehner

Mindestens eine Lesung habe ich in der Alten Schmiede schon von ihr gehört und „Chaos Girl“, das im Konkursbuchverlag erschienen ist, schildert die sexuellen Begegnungen zweier Frauen, die in einem Magistrat arbeiten und ihre erfrischenden Begegnungen in oder außerhalb des altbackenen Amts schwungvoll ausleben.
Dann kam ich und wurde in der Einleitung zu meiner Buchentstehung befragt, mit der man ja sogar in der Alten Schmiede lesen darf und habe die ersten drei Eingangszenen gelesen, da wird die Liebe zwar nur angedeutet. Valerie Oswald und Felix Baum reisen ja erst später von Wien über Graz, München, Berlin, Dresden, Bratislava bis Prag, während Sophie Hungers ja nur Bücher liest, am Donaukanal und im Rathauspark spazierengeht und trotzdem die seltsamsten Begegnungen hat, die den Roman entstehen lassen. Renate Zuniga hat die Krisenbewältigungsversuche der Sophie als sehr positiv empfunden, das würde ich nicht so sehen, die Geschichte hat aber ein Happy End, denn die beiden Außenseiter finden sich und lassen Hubert Oswald, als der zurückkommen will, im Regen stehen….
Dann folgte Gabi Kreslehner aus Oberösterreich, die ich eigentlich nicht zu kennen glaubte, Renate Zunigga erwähnte aber in der Einleitung etwas von einem erfolgreichen Kinderbuch und da ist mir eingefallen, daß ich im letzten Jahr doch von der Autorin hörte, die Lehrerin ist und wie sie erzählte, siebzehn Jahre nichts geschrieben hat, was Marinko Stefanovic im späteren Gespräch wunderte, daß man das tun kann.
Es geht in dem bei Picus erschienenen Roman „In meinem Spanienland“, um ein aus Frust essendes Mädchen Namens Carmen und ihre Mutter Steffi, die einen angeblichen Spanier als Vater hat, der in Wirklichkeit Johann heißt und in ihrem Leben inige Sonderbarkeiten erlebt, über die sie leicht und locker plaudert.
Nachher gab es keine Diskussion, ich habe aber zwei Bücher verkauft und wurde von einem jungen Mann zu der „Sophie Hungers“ angesprochen. Das Wort „Winterschlaf“ hat ihn dabei gefallen, aber das ist nur eine Metapher für den vermeintlichen Rückzug aus dem sozialen Leben. Ein Herr hat mich eingeladen Texte für die nächste Nummer der Zeitschrift „Landstrich“ was zu schicken und Marinko Stefanovic hat sich sehr euphorisch über das Projekt geäußert „Mimis Bücher“ auf bosnisch oder kroatisch zu übersetzen. Rudi Lasselsberger, den die Post inzwischen zum Horterzieher umgeschult hat, Felix Baum wurde das nur angeboten, hat sich krankheitshalber entschuldigt und auch Ruth Aspöck konnte nicht zur Lesung kommen, weil sie am Montag mmer im Vocalgestöber singt, ansonsten war die Lesung ein Erfolg und ich bin zufrieden.

2010-12-05

Wie man eine Frau vergisst

Filed under: Uncategorized — jancak @ 08:50

„Wie man eine Frau vergißt“ ist ein, könnte man sagen, leicht dahin erzählter Roman über die Hoffnungs- und Sinnlosigkeit im modernen Rumänien, des 1969 geborenen Soziologiedozenten Dan Lungu.
Er ist in drei Perspektiven geschrieben und beginnt ziemlich spritzig, in dem der Ich- Erzähler Andi mit einem ziemlichen Bärenhunger in seine Wohnung kommt und statt seiner Freundin Marga einen Abschiedsbrief findet. Zuerst hält er es für einen Scherz und beginnt sie auf allen Vieren im Glauben, sie hätte sich im Kasten versteckt, zu suchen.
Nach und nach taucht man ein in die Geschichte, die in einer rumänischen Klein- oder Großstadt zu spielen scheint, obwohl das ziemlich schwierig ist, denn einmal wird sie in der Ich-Form dann wieder in der dritten Person erzählt, auch Marga, über die man sonst nicht viel erfährt, vor allem nicht, wohin sie warum gegangen ist, bekommt ein paar Kapitel. Die Chronologie wechselt ebenfalls. Andi, der mit ein paar Brüdern am Land aufgewachsen ist und sich als Student mit seiner Freundin Luana betrank, bis sie von ihren Eltern in eine psychiatrische Klinik gesteckt wird, ist über das Verschwinden Margas aus allen Socken und denkt über seine Beziehung zu ihr nach.
Vom Beruf ist er Journalist in der Abteilung für investigativen Journalismus und hat einen vorsichtigen Artikel über die Korruption eines Herrn Direktors geschrieben, den sein Chef Bodo munter weiter enthüllt. Sonst hat er bei der Zeitung nicht sehr viel zu tun, soll aber zur Abwechslung etwas über die Bapisten schreiben. Andi hat inzwischen die Wohnung in der er mit Marga lebte, verlassen, bzw. wurde er von seinem esoterisch angehauchten Vermieter hinausgeschmissen, so daß er vorübergehend bei dem Bapistenprediger Seth unterkommt, ihn bei seiner Gemeindearbeit begleitet und über den anmutigen Egoismus Margas grübelt, die in sein Leben genauso plötzlich eintauchte, wie sie daraus verschwand.
Er lernte sie auf einer Party kennen, wo sie sich auf seinen Schoß setzte, weil sie von ihren Ex-Liebhaber verfolgt wurde, dann zieht sie mit einem Koffer teurer Kosmetika bei ihm ein und beginnt sich stundenlang für ihn schön zu machen, obwohl er eigentlich mit ihr Sex haben will.
Sie ißt auch sehr anmutig Eis, ohne auf die Idee zu kommen, es mit ihm zu teilen, bohrt ihre Zähne in Teer und kümmert sich nicht um den Mietrückstand und um Andys Schulden.
In den Kapiteln die Marga zur Ich-Erzählerin haben, kann man den Grund dafür erfahren. Marga ist die Tochter eines ehemaligen Parteibonzen und von der Allgemeinheit abgeschirmt in ziemlichen Luxus aufgewachsen, wird von ihren Eltern immer noch finanziell unterstützt, während er das Kind armer Leute ist.
Andi zieht von Seth, der immer freundlich zu ihm ist und ihn zu nichts drängt, bald aus, bekommt dann aber irgendwelche wahnhafte Erscheinungen und beginnt das Geld, das ihm für seine Enthüllungsreportagen in die Redaktion geschickt wird, einem krebskranken Kind zu spenden, am Ende lachen sich aber nur die Kollegen über seine Dummheit krumm.
Marga taucht nicht wieder auf, so daß Andi ziemlich einsam dem Jahresende entgegensieht, wenn er nicht die Chance ergreift mit Seth und der Gemeinde den Sylvester in der Kirche zu feiern.
„Wie man eine Frau vergißt“, ist er dritte Roman Dan Lungus, das „Hühnerparadies“ und „Die rote Babuschka“ waren die beiden anderen und er erzählt in einer sehr spritzigen, ironischen Weise vom Leben nach der Wende in Rumänien. Von der Hoffnungslosigkeit, der Zerrissenheit, der Getriebenheit eines Landes, wo alle nach Italien, Spanien oder Deutschland gehen und man sich nur von Gott bekehren oder zu Tode trinken kann, um das Leben zu meistern und seinen Sinn zu finden.

2010-12-04

4. Adventkalenderfenster

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:31

In unregelmäßiger Reihenfolge ein paar Adventgedanken. So werden die Ergebnisse der neuen Pisa-Studie, die das Leseverhalten unserer Schüler prüft, zwar erst am Dienstag bekanntgegeben, wurden aber schon diese Woche in den Medien diskutiert. Die Ergebnisse sind schlecht, die Zahl der beinahe funktionalen Analphabeten, die in die erste Klasse AHS kommen, steigt, so daß die ÖVP prompt wieder eine sehr geliebte Idee aus dem Nachtkastl nahm. Die Aufnahmsprüfung für das Gymnasium muß her, denn wir wollen eine Elitebildung, die anderen können ihren funktionalen Analphabetismus ja in der neuen Mittelschule ausleben. Nun weiß ich zwar nicht, was das für einen Sinn macht, nur die ohnehin schon Guten zu fördern, sehe aber, daß das auch in anderen Bereichen gut zu funktionieren scheint, beispielsweise an der Hochschule für Sprachkunst, meinem Lieblingsthema, ich weiß.
Ich würde mich dort zwar inzwischen nur als Lektorin aufnehmen lassen, denn ich habe mir das nötige Know how, wie ich wirklich glaube, selber beigebracht und bin 1964, als es noch die Aufnahmsprüfung gab, ohne überhaupt den Versuch eine solche zu machen, in eine zufälligerweise sehr gute Hauptschule gekommen, später über eine Knödelakademie zur Matura und danach zum Hochschulstudium, weil unter Kreisky der Zugang zur Bildung etwas offener war. Das Knödelkochen habe ich in der Schule nicht gelernt, kann es inzwischen aber, auch wenn ich es nur selten praktiziere, da ich keinen Schweinsbraten mache und in der Bildungsdebatte hinken wir nicht nur weiter lustig nach, sondern haben, wie Pisa zeigen wird, schon große Mißstände aufzuweisen. In den Siebzigerjahren hat niemand vom funktionalen Analphabetismus gesprochen, damals wurde die Gesamtschule diskutiert, die es inzwischen in ganz Europa gibt. Nur Österreich ist anders und die ÖVP schwärmt in Zeiten, wo der Standard eine ganze Seite den Ohrenschmaustexten von Menschen mit mentaler Behindertung bringt, der übrigens auch von einem ÖVP-Politiker intitiert wurde, von den neuen Eliten.
Mir fällt dazu ein, daß ich vor einiger Zeit Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“, ein, wie ich mir sagen ließ, dazupassendes Buch aus den Neunzehnhundertdreißigerjahren, aus dem Bücherschrank genommen habe, das ich nach den Adventbüchern endlich lesen will, wobei ich wieder beim Thema bin, denn eigentlich wollte ich in Zeiten der Adventkalender und Büchergewinnspiele einiges nachtragen.
So zum Beispiel, daß ich auch einen „Adventkalender“ geschrieben habe, nämlich jeden Tag ein paar Zeilen, die ich später zu der Geschichte „Adventkalender“ gemacht habe, die im „Best of – Das Eva Jancak Lesebuch“, enthalten ist.
Da ich noch ein paar Exemplare habe, will ich meinen Beitrag zur Leseförderung leisten und obwohl die Gewinnspiele im Literaturgeflüster kein großer Erfolg sind, ein bis drei daran Interessierten eines der Bücher zu Weihnachten oder auch schon früher schenken.
Ansonsten könnte ich noch nachtragen, daß man auch bei facebook Residenzverlag jeden Tag ein Buch gewinnen kann und Klaudia Zotzmanns Adventkalender noch einmal empfehlen. Sie macht das sehr genau und sorgfältig, man lernt viel dabei, auch wenn man nicht Tagesgewinner wird.
Das schöne weiße Winterwetter ist inzwischen eingetroffen und weil Alfred morgen nach Harland zu seinen Eltern Schneeschaufeln fährt, kann ich mich anschließen und so zum Punschtrinken bei der Familie Herzinger in Nußdorf an der Traisen kommen, was immer ein sehr schönes Advent Highlight war.
Der Standard widmet seine Wochenendbeilage unter dem Titel „Alle Jahre wieder..“, dem Thema wegwerfen. Andrea Roedig wundert sich dabei über die Warenmassen über die wir während der vier Einkaufssamstage oder auch sonst stolpern und sie haben zu müssen glauben, um sie später wegzuwerfen.
„Wo soll das hinführen?“, fragt sie an und der Standard erkundigt sich bei einigen Prominenten wie Konrad Paul Liessmann, Julya Rabinowich, Andrea Maria Dusl, Sophie Reyer, Peter Truschner und Marlene Streeuwitz, wie sie es mit dem Wegwerfen halten.
Interessant, daß sich Andrea Maria Dusl und Marlene Streeruwitz als büchersüchtig deklarieren, da kann ich mich nur anschließen. Ich werfe Bücher auch nicht weg, ganz im Gegenteil, ich bringe sie nach Hause, stelle sie auf und unternehme wenigstens den Versuch, sie zu lesen bzw die Übersicht zu behalten, in dem ich über Ungelesenes flüstere.
Wenn ich einen Weihnachtswunsch freihätte, würde ich den Elitegedanken aus den Köpfen der ÖVP-Politiker herauszaubern und auf dem Müll entsorgen. Da ich das nicht kann, werde ich mich am Nachmittag mit Alfred in den Weihnachtstrubel werfen, zur Grünen Erde gehen und endlich drei Bücherregalreihen bestellen, weil ich wirklich keinen Platz mehr habe und sich die Bücher schon im Badezimmer stapeln.

2010-12-03

Lockstoff

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:13

Lockstoff eine Literaturperformance des Podiums mit Judith Pfeifer, Stefan Abermann, Anna Weidenholzer, Thomas Havlik, Sophie Reyer, Martin Fritz und Robert Prosser, fand heute im Dschungel Wien im Museumsquartier statt. Große Namen der jungen Literatur und Literaturperformances beziehungsweise Poetry Slams sind derzeit überall in.
Die Gesellschaft für Literatur hat den Kolik Slam, das Literaturhaus seine Open Mike und Poetry Slam Veranstaltungen. Cornelia Travnicek erzählt in ihrem Blog immer wieder davon und ich habe auch schon einige dieser Performances beschrieben.
Das erste Mal bin ich aber lange vor dem Literaturgeflüster auf die Begriffe Poetry Slam und Open Mike gestoßen. Zehn bis fünfzehn Jahre ist das her, Droschl hat da einen Poetry Slam im Cafe Stein veranstaltet, um junge Talente zu suchen. Ich habe meine Texte hingeschickt, hatte aber keine Ahnung, was einen Poetry Slam von der konventionellen Literatur unterscheidet, aber die Kathrin Resetarits, Nikoloaus Scheibner und Philip Scheiner dort kennengelernt. Fast zeitgleich gabs von der Bezirkszeitung eine Open Mike Veranstaltungsreihe, wo ich einmal mitmachte und im Schikaneder gabs auch Poetry Slam, bis die ersten Bücher kamen und die Poetry Slams durch Markus Köhle, Mieze Medusa sozusagen professionell und zum Begriff wurden.
Den ersten Poetry Slam, über den ich im Literaturgeflüster geschrieben habe, habe ich in Passau erlebt und dann war ich 2009 einmal im Literaturhaus bei der Slam Sause, wo die Sieger vorgestellt wurden und ich Stefan Abermann kennenlernte und auch die anderen Talente, die heute performten sind mir durch meine Veranstaltungsbesuch ein Begriff.
So habe ich Anna Weidenholzer kennengelernt, war bei ihrer Lesung in der Alten Schmiede und Texte von ihr in der Fm4 Anthologie Wortlaut Gold und im LitArena4 Ecetera gefunden. Habe ihren Erzählband „Der Platz des Hundes“, der heute in den Beispielen in Ö1 vorgestellt wurde und GAV-Mitglied ist sie inzwischen auch.
Ebenso wie Judith Pfeifer und Sophie Reyer. Sophie Reyers Texte kenne ich aus den Manuskripten und habe sie einmal bei Rund um die Burg gehört. Judith Pfeifer habe ich bei dem Lyrikfestifal „laut lauter lyrik“, das voriges Jahr bei den Erich Fried Tagen im Literaturhaus veranstaltet wurde, kennengelernt. Sie hat bei dieser Lyrik Automaten Aktion mitgemacht und ich habe ein Bild mit einem Text von ihr im Wohnzimmer hängen. Da gab es auch „Rotten Kinck Show“ mit Ann Cotton, Monika Rinck und Sabine Scho, wo die Puppen aufgezogen wurden, Semmeln ins Publikum geworfen und dabei Lyrik rezitiert wurde. Sigrun Höllriegl, die ich bei der Ö-Slam-Sieger-Sause am 24. 1. 2009 im Literaturhaus kennenlernte, hat mir damals auch gesagt, daß für sie Literatur eine Performance und keine eintönige Lesung sein müße und sie sich von den Autoren Sprechausbildung etc. erwarte.
Das war heute auf jeden Fall gegeben und auch die anderen Autoren habe ich in den letzten zweieinhalb Jahren kennengelernt, wenn ich sie nicht schon früher kannte. Den 1982 geborenen Martin Fritz z.B, der 2009 den FM4 Preis und heuer den Rauriser Förderungspreis gewonnen hat, ich habe ihn auch bei einer von Angelika Reitzers Textvorstellungen lesen gehört. Thomas Havlik kenne ich durch die GAV, er ist auch in der Jury des LitArena Literaturpreis der Literaturzeitschrift etcetera und Roberts Prosser Namen habe ich im vorigen Oktober das erste Mal gehört, als er mit Cornelia Travnicek und Clemens J. Setz für die Österreich Sondernummer der Zeitschrift Buchkultur vorgestellt wurde. Dann wurde sein Buch „Strom“ in der Gesellschaft für Literatur präsentiert. In der Alten Schmiede hat er inzwischen auch gelesen und vor kurzem den Floriana Literaturpreis bekommen.
Diese sieben Autoren haben heute im Museumsquartier für das Podium performanct und es war wieder so eine Veranstaltung, wo ich mich zuerst nicht ganz hineintraute, dann habe ich aber Hannes Vyoral und Erich Schirhuber gesehen und später auch Christian Scheibmüller entdeckt, was nicht besonders erfreulich war, sagte er mir doch, er hätte die mit ihm bei der Lesetheaterfestveranstaltung ausgemachte Lesung im Cafe Amadeus am 5. September 2011 schon an einen anderen vergeben. Ich könne am 17. Oktober lesen, aber den Termin hat er, glaube ich, damals an Elisabeth Chovanec verteilt.
Der Saal im Dschungl-Wien war jedenfalls verdunkelt, als ich ihn erreichte. Mikrofone und zwei Lesetischchen waren aufgebaut, die Performer saßen an den beiden Seiten. Dann trat ohne Vorstellung und Einleitung Robert Prosser auf, zum Glück habe ich alle gekannt und rezitierte ein bißchen was in Poetry Slam Manier.
Dann kam Anna Weidenholzer mit einer sehr sozialkritischen Geschichte von einem alten Mann und zwei slowakischen Krankenschwestern, die nicht zum Leichenschmaus eingeladen werden, um sich die Menüs zu sparen, bevor Thomas Havlik auftrat und sich bei seiner Performance tänzerisch bewegte. Dann setzte er sich so etwas, wie einen Reifen auf und trat mit Judith Pfeifer und Sophie Reyer, die Hasenohren trugen und Busenhalter in denen sie Semmeln steckten in einer Art Bunny Show auf. Im Hintergrund gab es einen Film, wo Thomas Havlik wilde Grimassen schnitt, das Ganze verbunden mit sehr poetischen Texten.
Anna Weidenholzer las noch eine zweite Geschichte von dem Taxifahrer Tony der gerne nach New York fahren will und dafür Geld spart, die ich inzwischen in ihrem Buch gefunden habe.
Ob Robert Prossers Texte aus seinem Buch stammen, habe ich nicht herausbekommen. Stefan Aberman las vor dem Stehmikrofon einen Text, der aus einem Roman stammen könnte. Zwei Philosophen kommen vor, die zuerst einmal den Ich Erzähler eine Zeitlang begleiten, bevor sich der in eine Beziehung einläßt, um sich in wilden Grabenkämpfen zu bekriegen, bevor sie ihn wieder verläßt.
Martin Fritz las Gedichte aus einem Zyklus und spielte mit dem Publikum Lyrikbingo, eine Idee von Ann Cotton und Monika Rinck, wie er erklärte. Teilte Zettel aus, auf denen Bildchen abgebildet waren, man mußte zu den Texten irgendwelche Verbindungen herstellen und Bingo schreien. So konnte man ein Zukunftsbuch aus dem Jahr 1972 gewinnen, auch das ist Literaturperformance und Gewinnspiele sind ja in. Da ich nicht Bingospiele habe ich nicht viel davon mitbekommen, einige im Publikum waren aber sehr engagiert dabei.
Am Schluß stellten sich alle in einer Reihe auf und begannen im Chor jeder seinen eigenen Text zu lesen, bevor das Publikum klatschte, vorher war es mucksmäuschenstill, sich die Akteure verneigten und sie Stefan Abermann vorstellte.
Ich sehe gerade im Podium Werkstattheft 2010, daß es schon am 7. Dezember 2009 eine solche Literaturperformance im Dschungl Wien mit Thomas Havlik, Esther Strauss, Robert Prosser, Magdalena Sturm, Magda Woitzuck, Valerie Pachner und Kyrill Sohm gegeben hat, die in dem Heft ausführlich beschrieben ist und die man auch unter www.podiumliteratur.at downloaden kann. Vielleicht kann man das auch für diese Veranstaltung machen, das wäre sicher ein Gewinn. Ich verlinke jedenfalls ein bißchen aus dem Literaturgeflüsterarchiv.

2010-12-02

Exil Shanghai

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:35

Am 29. August 1960 ist die 1888 in Wien geborene Vicki Baum in Hollywood gestorben und ich kenne ihren Namen von der Büchergilde Gutenberg und dem Bücherschrank meiner Eltern.
„Hotel Shanghai“ und „Marion“ gab es dort zu finden und die, die meinen Blog bzw. meine Bücher regelmäßig lesen, wissen, daß der Bücherschrank meiner Eltern eine große Faszination auf mich ausübte. Die beiden Bücher habe ich, glaube ich, noch zu Lebzeiten meiner Eltern bzw. meines Vaters gelesen und damals war es eigentlich still sehr um Vicki Baum und außer in den alten Büchergilde Gutenberg Journalen, die mir mein Vater ebenfalls vererbte, gab es nicht über sie zu lesen. Später habe ich in dem Flohmarkt auf der Schönbrunnerstraße, den Goethe-Roman „Clarinda“ gefunden, Konstanze Fliedl hat mir irgendwann biografische Notizen zugesandt, denn außer, daß das eine Trivialschriftstellerin wäre, gab es damals nicht sehr viel zu hören.
Inzwischen habe ich, als ich zur letzten GAV Vollversammlung in Graz war, in einem Biografieband geblättert und im offenen Bücherschrank gibt es auch immer wieder Bücher von ihr zu finden. Sterben ja die Menschen, die die um 1950 oder früher geschriebenen Romane besessen haben, allmählich weg und so ist inzwischen auch noch „Vor Rehen wird gewarnt“ und „Flut und Flamme“ zur mir gekommen.
In meinem Katalog ersehe ich, daß in Harland auch noch „Rendezvous in Paris“ steht, also auch ein Erbe meiner Eltern, aber das habe ich wahrscheinlich nicht gelesen, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. An die Lektüre von „Hotel Shanghai“ vor ca fünfzehn Jahren aber schon und wie ich meinem Katalog entnehme, scheinen die „Menschen im Hotel“ an mir vorübergegangen sein. Danach müßte ich also im Bücherschrank suchen. Wie die erfolgreichste Schriftstellerin der Weimarer Republik, die außerdem noch Harfinistin war, überhaupt sehr viele Bücher geschrieben hat und anläßlich des fünfzigsten Todesjahrs hat sich das Literaturhaus daran erinnert und der Schriftstellerin eine Ausstellung in der Bibliothek gewidmet.
„Weekend at the Waldorf oder Menschen im Hotel“ und es gab auch (an meinem Geburtstag) eine Vicki Baum Nacht im Literaturhaus in der die „Menschen im Hotel“ Verfilmung, „Grand Hotel“ gezeigt wurde, die ich versäumt habe. Aufmerksam wurde ich auf die Ausstellung durch die Sendung Leporello und heute gab es, veranstaltet von der Exil-Bibliothek einen Vortrag und eine Lesung zu dem Thema „Exil Shanghai als Erinnerungsraum in der Gegenwartsliteratur“.
Das Shaghai ein Ort war in dem sehr viele Juden auf der Flucht vor dem dritten Reich Aufnahme fanden, weiß ich schon von Konstantin Kaisers „Zwischenwelt“, denn der hat ja, glaube ich, eine ganze Zeitschrift diesem Thema gewidmet.
Vicki Baum hat Shanghai als Exilort, aber schon 1939 beschrieben, denn da ist „Hotel Shanghai“ erschienen und der Roman schildert das Schicksal neun heimatloser Menschen, die im „Hotel Shanghai“ Aufnahme fanden und dann bei einem Bombenanschlag ums Leben kamen.
Es gibt aber auch einige andere Shanghai-Exil-Romane. Franziska Tausig, des Schauspielers Otto Tausig Mutter hat ihre Autobiografie „Shanghai-Passage“ genannt. Ulrike Ottinger hat 1997 einen Film „Exil Shanghai“ gedreht und Ursula Krechel hat 2008 den Roman „Shanghai fern von wo“ herausgebracht, für den sie, wie ich heute hörte, zehn Jahre recherchierte, der das Schicksal einiger Emigranten, darunter auch das von Franziska Tausig und einem Buchhändler nacherzählt.
Inge Stephan von der Berliner Humboldt Universität hat das in ihrem Vortrag referiert, vorher hat Alexander Strobele ein Kapitel aus „Hotel Shanghai“ gelesen und nachher in verteilten Rollen mit Otto Tausig ein Stück aus „Shanghai Passage“.
Sehr beeindruckend den alten Herrn lesen zu hören, daß er als junger Mann seine Mutter am Westbahnhof mit den Worten „Verzeihung gnädige Frau, sind Sie meine Mama?“, begrüßte.
Otto Tausig rief dann auch zu Spenden für seine Sozialprojekte auf und signierte Bücher. Ottwald John kaufte eines für seinen Freund Thomas Losch, der 2009 beim „Tag der Freiheit des Wortes“ gelesen hat.
Also wieder viel gelernt, sowohl über den Fluchtort Shaghai, als auch über Vicki Baum, die jetzt wieder als Schriftstellerin entdeckt wird, es lagen einige ihrer Bücher in aktuellen Neuausgaben am Büchertisch auf. Ich kenne ja nur die alten Büchergilde Gutenberg Ausgaben.
1943 hat sie noch einen dritten Hotel Roman „Hotel Berlin“ geschrieben, der mich auch sehr interessiert. Also Augen auf beim Bücherschrank, da wird es ja bald einen dritten im Heinz-Heger-Park geben, jedenfalls hat es da heute eine Besprechung gegeben, zu der mich Frank Gassner eingeladen hat, nachdem ich ihm „Mimis Bücher“ schickte.

2010-12-01

Adventkalender

Filed under: Uncategorized — jancak @ 14:36

Der erste Adventsonntag ist vorüber, der erste Dezember, wo sich die Adventkalender öffnen und man sich mit einem Bildchen, einem Stückchen Schokolade ect auf das Fest einstimmen kann, herangekommen.
Nun bin ich kein religiöser Typ und eine Konsumverweigerin, aber keine Weihnachtshasserin. Im Gegenteil gehen mir die, die in Bernhardscher Manier „Weihnachten ist das fürchterlichste vom fürchterlichsten!“, schreien, inzwischen auf die Nerven, weil ich denke, daß man die Festbeleuchtung, die geschmückten Auslagen und die kleinen Präsente über die man allenhalben stolpert, durchaus genießen kann.
Vom Stress sollte man sich nicht anstecken lassen. Denn man muß nichts schenken, backen, kaufen, man kann es aber und das ist dann sehr schön!
Daß die Festbeleuchtung gut gegen die Winterdepression tut, ist auch eine Idee, der die Psychologin viel abgewinnen kann.
So hole ich mir Jahr für Jahr die Weihnachtsdekorationen aus dem Keller und trage sie am Ende des Monats wieder hinunter. Schmücke meine Praxis-Wohnung und weil mein literarisches Geburtstagsfest zeitgleich mit der Eröffnung der Adventmärkte stattfindet, fallen öfter einige schöne Stücke für meine Sammlung an und heuer hat der Advent für mich überhaupt schon früh begonnen und zwar mit der Literatur im Herbst, denn als ich da über die Kärntnerstraße gegangen bin, gabs schon den Adventmarkt aus dem Salzkammergut mit den ersten Lebkuchen, Weihnachtskarten und Adventkalender. Dann gabs die Gutscheine von Leiner und Kika und da fiel auch einiges an Weihnachtsdekorationen an, so daß das Fensterbrett schon geschmückt war, bevor ich am Montag in den Keller ging.
Neue Adventhäferln für den Punsch im Renntierdesign gibt es auch. Dazu einen Früchtepunsch, den ich in die Rotwein-Wasser-Orangnensaftmischung gebe, Zimt und Orangenstückchen dazu, fertig ist der Winterdrink und vom Kurier gibts einen Sonnenuhr-Teeadventkalender. Den habe ich früher meist der Anna gekauft und mir selbst einen aus den vorhandenen Teepäckchen gebastelt. Aber diesmal ist alles original. Das Kletzenbrot von der Anna Bartunek aus der Konditorei Heiner ist schon aufgegessen, eine Lebkuchenmischung gibts aber noch und dank dem offenen Bücherschrank warten auch zwei Weihnachtsbücher, die ich demnächst zu lesen beginne. Habe ich doch in den letzten Monaten David Sedaris „Holidays on ice“ und von Georges Simenon „Weihnachten mit Maigret“ gefunden.
Auf die Idee, daß man zu Weihnachten Weihnachtsbücher lesen kann, bin ich durch Elisabeth von leselustfrust gekommen und ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob der Sedaris nicht vielleicht von ihr stammt. Und die hat auf ihren Blog einen großen Adventkalender angekündigt und dafür im Oktober in einem Gewinnspiel Ideen gesammelt. Ich habe meine, die ich auf meinen Blog auch beschreiben werde, nämlich den Ohrenschmaus mit der guten Zotterschokolade, der Adventumgang alles Gute durch den siebenten Bezirk und xxxxxxx-small im Amerlinghaus, bekanntgegeben, den Büchergutschein aber nicht gewonnen. Was gut ist, denn hätte ich mir dafür eines der Bürkl-Bücher gewünscht, hätte es vielleicht Ärger beim Besprechen gegeben.
Jetzt ist Leselustfrust aber auf Blogpause gegangen und an literarischen Adventkalendern gibt es, soweit mir bekannt ist, den von Klaudia Zotzmann und den vom literaturcafe.de.
Das Literaturadventkalender anschauen, mag vielleicht ein wenig kindisch sein, gefällt mir aber sehr, seit ich das vor zwei Jahren entdeckt habe.
Bei der Buch Wien habe ich auch noch so ein kleines Heftchen gefunden, nämlich Daniel Glattauer „Der Karpfenstreit – die schönsten Weihnachtskrisen“ und da ist die „Typologie der Vanillekipferl-Esser“ enthalten, die Daniel Glattauer vor ein paar Jahren im Literaturhaus beim Adventrundgang gelesen hat.
Einen eigenen Adventkalender mit Gewinnspiel oder jeden Tag ein Buch, wird es bei mir nicht geben. Obwohl das eine Idee sein könnte, jeden Tag ein Weihnachts- oder anderes Buch zu lesen. Dafür habe ich aber keine Zeit und das Vanillekipferlbacken habe ich auch aufgegeben, seit ich aufpasse, nicht zuviel Fett an die Hüften zu bekommen. Erhalte aber regelmäßig die guten Kekse aus der Hauskonditorei meiner Schwiegereltern und der Schwiegervater ist ja gelernter Konditor.
Also in einen schönen Advent und das Nichtkonsumieren genießen. Da hat es gestern mit dem Ohrenschmaus gut angefangen und wird so weiter gehen.
Es gibt zwar derzeit einiges an Diagnostik, so daß ich gleich sagen kann, daß der Korrigiermonat kein großer Erfolg geworden ist. Dafür habe ich bei der Literatur im Herbst in Marinko Stefanovic einen Dichter kennengelernt, der mir derzeit regelmäßig seine Konsum- und gesellschaftskritischen Gedichte schickt. Eines davon hat er auf den Blog gestellt. Wer also Lust hast, es zu lesen, dem kann ich es empfehlen. Selber lese ich, bevor ich zum Sedaris komme, gerade Dan Lungu „Wie man eine Frau vergisst“, dann warten noch Christopher Stainingers Liebes- und Hassgedichte.
Ich werde also, auch wenn ich nicht jeden Tag ein literarisches Fenster öffne, mit offenen Augen durch den Advent gehen und das, was ich dabei finde, ins Literaturgeflüster stellen. Wer Lust hat mich dabei zu begleiten, den lade ich herzlich ein, denn Weihnachten ist eine schöne Zeit, wenn man nicht über den Rummel schimpft, sondern schaut und genießt und sich von nichts und niemanden zu etwas drängen läßt.
Ja und eine alternative Zauberflötenproduktion aus dem Mozart Jahr 06 habe ich auch bekommen.

« Vorherige Seite

Bloggen auf WordPress.com.