Die letzten Tage habe ich mich ausgiebig mit meinen Büchern beschäftigt und da gibt es ja sehr viele. Den 1990 bei der Edition Wortbrücke herausgekommenen Roman „Hierarchien oder Kampf der Geräusche“ zum Beispiel und dann meine dreiundzwanzig Digitaldruckbücher, wie ich sie gerne nenne, mit denen ich seit 2000 unverdrossen gegen die Ströme schwimme und das auch erstaunlicherweise gut zusammenbringe. Zwar bekomme ich von den Lesern gelegentlich die mangelnde Qualitätskeule und die Rechtschreibfehler um die Ohren geschwungen.
Vor einer neuen Arbeit damit in die Badewanne zu steigen, tue ich ganz gern und das bringt auch immer wieder überraschende Erkenntnisse. So kann ich mich erinnern, das vor ein paar Jahren mit den „Hierarchien“ getan zu haben und da habe ich, da das Buch ja in einem Kleinstverlag erschienen, ein paar Rezensionen und die gaben Einblick in die Rezensionslandschaft, die sich seit damals wahrscheinlich gar nicht so verändert hat.
Ein paar Gute gibts da nämlich, die in völlig unbekannten Büchereizeitschriften erschienen sind, dann ein paar gelangweilte Zeilen eines Falter-Redakteurs, auf dessen Schreibtisch das von Jack Unterweger ausgesandte Buch gelandet ist und die Keule von Peter Zumpf in Literatur in Österreich, der das Buch derart herunter machte, obwohl ich, als ich es vorher seiner Edition angeboten hatte, den Eindruck hatte, daß er nicht so uninteressiert ist.
Nun ja, das sind gruppendynamischen Effekte und nicht so ernst zu nehmen. Trotzdem dachte ich, als ich das Buch vor ein paar Jahren in die Badewanne nahm, „Das ist einer meiner ersten Romane, 1989 geschrieben, schauen wir, wieviel sich inzwischen verändert hat!“ und dann war ich erstaunt, was ich darin gefunden hatte. Die Spuren waren gelegt, könnte man sagen, vielleicht noch nicht so routiniert, wie nach Digibuch zehn oder elf, aber interessant oder auch nicht, denn das könnte man auch gegen mich auslegen und „Viel besser bist du nicht geworden!“, sagen und so ging es mir auch dieses Mal, denn da hatte ich in der Harlander Badewanne zwei Aha Erlebnisse, um gleich mit den „Hierarchien“ zu beginnen, hat sich da mein Eindruck verfestigt, denn so schlecht ist dieses „Anfängerbuch“ nicht. Es ist sogar ein bißchen surreal mit den beiden Zwillingsschwestern, die sich dann als wohnungslos entpuppen.
„Canettiesk“ habe ich es genannt und es ist in der Gegenwart geschrieben, was 1990 würde ich jetzt einmal sagen, der gängige Stil war, wo man bezüglich des narrativen Schreibens ja noch etwas mißtrauisch war. Trotzdem würde ich die „Hierarchien“ nicht so abtun und dann habe ich seither ja wirklich viel geschrieben. Zwei Erzählbände und viele Romane und Erzählungen, die das prekäre Leben in Wien mehr oder weniger realistisch schildern. Denn da habe ich ja meine Ideen bzw. Macken, gehe ich ja sehr oft von einer sozial schwachen Ich-Erzählerin aus, die sicher ihre autobiografischen Züge hat, manchmal schreibt und meistens versucht ohne Geld zu leben und manchmal, das ist auch so eine Macke versucht, den Großen dieses Landes, die oft reale Vorbilder haben, ein wenig unter die Arme zu greifen. Da bin ich mir selber gegenüber auch sehr mißtrauisch und denke manchmal „Nicht schon wieder“. Am Samstag habe ich den „Wiener Stadtroman“ aber sehr interessiert gelesen und gedacht, daß mir die Schilderung eines Tags in Wien von acht Uhr früh bis Mitternacht eigentlich recht gut gelungen ist und ich auch ein paar interessante Typen drinnen habe. Robert Eglhofer hat in seiner Rezension zwar die mangelnde philosophische Tiefe beklagt und ich bin auch tatsächlich von James Joyce und seinem 16. Juni ausgegangen, auch wenn es bei mir am 9. November spielt und da war nicht nur die Reichskristallnacht, sondern auch mein Geburtstag.
Ähnlich geht es mir mit der kleineren Erzählung „Die Zusteigerin oder die Reise nach Odessa“, 2005 erschienen, da scheint mir die Zusammenstellung des prekären Wiener Lebens auch gelungen und da findet man auch die Werbefahrten wieder, die ich so gern mache und die ist dann auch übersteigert, denn zweimal zwei Tage nach Odessa deshalb zu fahren, ist der Wirklichkeit sehr weit entrückt. Die Anselma hatte dort aber etwas zu tun und die Titelfotos stammen von meiner Lemberg-Reise, die vielleicht ähnlich verrückt war, die habe ich aber mit dem akademischen Reisebüro unternommen und relativ viel dafür bezahlt.
Die anderen Bücher habe ich dagegen eher durchblättert, die Themen wiederholen sich natürlich, sehr oft spielen depressive Frauen eine Rolle und es konmmen auch häufig sehr alte Frauen und Männer vor. Der hundertste Geburtstag wird bei mir sehr gern gefeiert und die Verknüpfungen der verschiendenen Personen und Ebenen mag einmal mehr und einmal weniger gelungen sein.
Über das erfolglose Schreiben schreibe ich auch sehr viel und da gibt es auch einige Plagiatsgeschichten, wie beispielsweise im „Wilden Rosenwuchs“, die dann ein paar Jahre später von der Wirklichkeit perfekt eingeholt wurden, damals hatte ich mir das so ausgedacht.
Also insgesamt sehr viel, was sich in den fast vierzig Jahren, in denen ich schon literarisch schreibe, angesammelt hat. Da bin ich aber nicht allein, dem Peter Henisch und der Barbara Frischmuth geht es ähnlich, die haben auch ihre Themen und sehr viele Bücher. Der Unterschied zu mir ist, daß es bei mir noch sehr viel zu entdecken gibt, schreibe ich durch meine Digitalverlegung ja jenseits der Öffentlichkeit.
Ein paar Rezensionen gibt es und die Leseproben unter www.jancak.at. Ich habe auch meine Stammleser und da ich die Bücher ja gern als Präsent mitbringe, gibt es schon ein paar Personen, die sehr viel von mir gelesen haben.
Das habe ich in den letzten Tagen auch getan und war danach ein bißchen ratlos gewesen bezüglich der Frage, wie soll ich da jetzt weiterschreiben, es gibt doch schon so viel?
Nach der „Radiosonate“ vor zwei Jahren, die ja mit über dreihundert Seiten mein dickstes Buch ist, hatte ich auch den Eindruck ausgeschrieben zu sein und habe das, obwohl die „Sophie Hungers“ ja gut angenommen wurde, immer noch ein bißchen.
Soll ich die Katharina Hahnenpichler da wirklich nach Linz fahren lassen und das Ganze mit einem Begräbnis beginnen lassen, wo der neue Roman von Evelyn Grill, das ebenso tut?, habe ich mich gestern Abend gefragt und war eher demotiviert.
Inzwischen habe ich wieder ein paar neue Ideen, so könnte die Katharina ja wirklich gemütlich die Landstraße entlangfahren und um eine weitere depressive Heldin, die ihre alten Bücher liest, zu vermeiden, könnte die Lisbeth ihrer Schwester e-mails oder SMS, schicken. Und für den Notfall, könnte ich den neuen Roman überhaupt nur flüstern und via Blogbericht entstehen lassen, wie ich das ja in den letzten Wochen schon begonnen habe.
Das wäre dann was wirklich Neues, das Copyright bleibt natürlich bei mir und da würde man das mit dem Ausgeschriebensein nicht so merken.
Das Nächste ist dann das Kopf ausleeren, die fünfundzwanzig schon geschriebenen Bücher, die „Absturzgefahr“ gibt es ja auch, versuchen dort herauszubringen, das ließe sich mit einem Tag Straßenbahnfahren vielleicht so machen oder mit den Büchern der anderen und da bin ich schon bei den Frühjahrsneuerscheinungen, die es auch in großer Menge gibt.
Da habe ich ja schon eine Leseliste, aber von Linda Stift, von der in den Kommentaren bezüglich des Bachmannpreisbuchs soviel die Rede war, ist inzwischen „Kein einziger Tag“ erschienen und da habe ich, glaube ich, schon ein Stück in der Gesellschaft der Literatur gehört. Das könnte ich also auch zu besprechen versuchen, es haben aber auch Arno Geiger und Thomas Glavinic neue Bücher und deren letzte, haben es noch nicht einmal in mein Badezimmer geschafft, obwohl sie Alfreds bibliophile WU-Kollegin längst abverkauft hat und von der könnte ich mir wünschen, daß sie die beiden Unterweger Bücher liest und in einem Jahr auf ihre Flohmarktliste tut, bis dahin habe ich vielleicht meine Leseliste geschafft…
Das wären schon wieder ein paar Ideen für die Lisbeth Hahnenpichler und, daß es den anderen, was das Beachtetwerden auch nicht viel besser, als mir geht, weiß ich schon. Gibt es ja die, die einmal beim Bachmannpreis gelesen haben und inzwischen auch bei Bod oder im Eigenverlag verlegen und dann gibt es noch den Wespennestmitgründer E.A. Richter, der das Literaturgeflüster freundlicherweise entdeckte und der hat mir jetzt die Links geschickt, wo er täglich seine Texte der letzten Jahre stellt, die ich gerne weitergebe, hier und hier.
2011-02-14
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