Einblicke in „Naturgemäß III“ oder in das komplizierte Werk der 2007 verstorbenen Marianne Fritz in der Alten Schmiede und es begann mit einem Film von „Michael Pilz, der 2008 die Wohnung der Autorin mit seiner Kamera umrundet hat. Vorher hat der Fritzpunkt, das heißt Anne Marten und Fred Büchel, sowie der Lebensgefährte der Autorin, in der leeren Wohnung alles hergeräumt, es gibt zwei Tonspuren der Autorin aus dem Romanprojekt „Dessen Sprache die du nicht verstehst“ und während Marianne Fritz mit Punkt und Komma von Gott und seinen Erfüllungsgehilfen spricht, sieht man die Bücherberge, den Blick aus dem Fenster, einmal ein Stofftier mit einem roten Röckchen und eine Kanne mit Kaffee in der ansonsten sehr nüchternen Altbauwohnung. Und die 1947 geborene Autorin hat sich, wie Kurt Neumann in seiner Einleitung betonte und auch im Internet zu lesen ist, von der Öffentlichkeit offenbar genauso zurückgezogen, wie Elfriede Jelinek und nur für ihr Werk gelebt.
1977 gab es noch eine Lesung in der Alten Schmiede gemeinsam mit der Zeitschrift Löwenmaul, 1979 war Marianne Fritz Stipendiatin der Stadt Wien und ist zur Lesung nicht mehr erschienen. Dafür sind 1878 bei S. Fischer „Die Schwerkraft der Verhältnisse“ und 1980 „Das Kind der Gewalt und die Sterne der Romani“ herausgekommen, beide Bücher habe ich in Harland stehen.
Dann kam die Arbeit an dem Romanmonument „Dessen Sprache du nicht verstehst“, da ist Marianne Fritz schon zu Surhkamp gewechselt und ein Symposium zu Marianne Fritz zu dem Klaus Kastberger einen Materialband bei Sonderzahl „Nullgeschichte, die trotzdem war“ herausgegeben hat, das wie sich Kurt Neumann empörte, 1995 beim Österreich-Schwerpunkt in Frankfurt das Einzige war, was von Marianne Fritz erhältlich war. „Dessen Sprache du nicht verstehst“ gehört genauso wie „Naturgemäß I-III“ zu dem sogenannten Festungsprojekt in dem literarisch die Geschichte der ersten und zweiten Republick aufgearbeitet wird.
„Naturgemäß I“ und „Naturgemäß II“, jeweils mehrere tausend Seiten und je fünf Bänden in großen Schubern sind ebenfalls noch bei Suhrkamp erschienen, bei „Naturgemäß III“ hat sich der Verlag geweigert, was Kurt Neumann ebenfalls empörte, so daß er aufrief sich bei Suhrkamp zu beschweren und der sogenannte Fritzpunkt, Anne Merten und Fred Büchel, die sich seit 2002 mit dem Werk Marianne Fritzs beschäftigen und es immer wieder aufführen, lasen aus den zehn Seiten, die Marianne Fritz 2006 für ein Staatsstipendium eingereicht hat.
Klaus Kastberger, der sich wie Wendelin Schmid-Dengler sehr intensiv mit dem Werk auseinandergesetzt hat, hielt den Einführungsvortrag „Die Geschichte der Knochen“, wo er mit Werkausschnitten und Projektionen, das umfangreiche Werk erklärte.
Die alte Schmiede war sehr gut besucht. Ich habe wie erwähnt, die beiden ersten Bücher der Autorin gelesen, bei den Veranstaltungen des Fritzpunkts bin ich nie gewesen, so daß ich jetzt erst in das Hauptwerk der Marianne Fritz eingeführt worden bin, die eine sehr besessene Arbeiterin gewesen sein muß und ein großes Textarchiv besessen hat. Eine literarische Einzelkäpferin mit einem sehr komplizierten ineinandergeschachtelten Werk, von dem sich Klaus Kastberger sehr bemühte, es verständlich zu machen.
2007 ist Marianne Fritz an einer seltenen Blutkrankheit gestorben und das neue Werk wird es bei den Einsparbemühungen und der Mainstreamtaktik der Verlage wohl so bald nicht zu lesen geben, obwohl Marianne Fritz sowohl ihre Einzelkämpfer als auch ihr Publikum hat.
2011-02-18
Das Werk der Marianne Fritz
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