Literaturgefluester

2011-03-13

Friedhof der ungelesenen Bücher

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:20

Jetzt kommt wieder ein Schreibbericht bezüglich meines work on progress „Zwillingswelten“. Damit es nicht so unverständlich wird, verlinke ich mit den bereits vorhandenen Schreibberichten. Vor ca einem Monat habe ich damit angefangen und die Entwicklung läßt sich sehr gut verfolgen, da ich ja intensiv berichtet habe. Wie es dann wird, läßt sich dann wahrscheinlich in einem Jahr in meinem 25. Digitalbuch nachlesen. Schreibberichte gibt es hier 1 2 3 4 5 6 7 8.
Seit meinem letzten Eintrag vor ein paar Tagen, wo ich sozusagen in einer Krise war, hat sich viel getan. Das erste Kapitel habe ich ja in zwei Wochen ziemlich flott vor mich hingeschrieben und wußte dann nicht recht weiter, beziehungsweise kam ich zu der Frage, soll ich jetzt der Lisbeth eine eigene Stimme geben oder nicht?
Die Erzählung handelt von zwei Zwillingsschwestern, die eine reist in der Welt herum, die andere liest ihre Bücher. Im Kapitel 1 wird der erste Teil auf über siebzig Seiten erzählt, dann kam meine Hemmung, die ich hatte, ob ich schon wieder von einer depressiven Frau schreiben soll, die zu Hause sitzt und ihre Bücher liest? Denn das habe ich ja inzwischen schon ein paar Mal getan. In der „Radiosonate“, in der „Sophie Hungers“ u. u. u. Meine Hemmung war nicht, daß eine depressive Heldin vielleicht zu schwammig ist, denn das ist es, glaube ich nicht, obwohl eine Wald- und Wiesendepression nach all den Büchern, die darüber schon geschrieben wurden, vielleicht nicht mehr sehr spektakulär erscheint, sondern meine Angst mich zu wiederholen.
Andererseits scheint es mir wichtig zu sein. Und der Rohtext war auch so angelegt, daß es immer wieder Hinweise auf die Lisbeth gibt. So saß die Katharina dann in Trapani und bekam keine SMS von ihrer Schwester mehr, was soll ich tun?
Die Lösung ist wie meist, sehr schnell nach dem üblichen Satz „Ich kann es nicht!“ gekommen. Da habe ich mich entschloßen, das Ganze in drei Kapitel zu schreiben und das ist anders, als bei den meisten meiner bisherigen Texte, wo ich drei vier Personen habe, deren Schicksal ich szenenweise erzähle. Das erste, wo die Katharina von Wien nach Linz und dann nach Trapani fährt und sich dabei, sowohl an Martha Binder, als auch an Lenka Schwarz-Riegler erinnert, hat vorläufig ca siebzig Rohseiten. Daß die Lisbeth im 2. Kapitel eine eigene Schiene unter dem Titel „Friedhof der ungelesenen“ Bücher bekommt, habe ich Donnerstagabend festgelegt. Freitag und Samstag habe ich das dann geschrieben und es ist mir gelungen, mich sowohl von der Sophie Hungers, als auch von der Josepha Stock abzugrenzen. Die Lisbeth ist nämlich gar nicht depressiv, sondern durchlebt eine ganz normale Trauerreaktion und das auf ca sechzehn Seiten, die damit enden, daß ein SMS von Philomena Richter kommt. Damit bin ich nun fertig. Das 3. Kapitel, das wieder in Linz spielen wird, ist geplant und da ich so ungefähr weiß, wo ich damit hinwill, ist anzunehmen, daß ich in den nächsten Tagen fertig sein werde. Dann hätte ich wahrscheinlich ca 100 Seiten Rohtext mit in etwa 50.000 Worte und ein gutes Monat damit gebraucht. Also der klassische Nanowrimo. Mit meinen Themen und meiner Sprache und da ich sowohl vom Schreiben, als auch von meinen Berichten darüber lerne, wird es wieder ein bißchen flüßiger sein.
Thomas Wollinger, der ja ungefähr das Gegenteil von mir scheint, hat da am Freitag wieder ein wunderbares Video über die Freude am Schreiben herausgebracht. Er arbeitet fünf Jahre an einem Roman und an der 9. Fassung. Ich schreibe in dieser Zeit wahrscheinlich zehn Romane. Freude macht es mir ebenfalls und es ist mir wahrscheinlich genauso wichtig, wie Thomas Wollinger, sonst würde ich es nicht tun. Und während er an einem Stück korrigiert, bis er damit zufrieden ist, versuche ich es immer wieder neu. Welcher Stil ist besser? Keiner würde ich sagen, das ist so, wie bei den Abend- oder bei den Morgenmenschen. Der eine wacht um sechs Uhr früh auf, der andere geht, um vier am Morgen schlafen und wenn man sie daran hindert, stört man ihren Biorhythmus.
Natürlich würde ich gern einmal einen Tausendseitenroman schreiben und dafür zwei oder mehr Jahre brauchen. Ich kann es (jetzt) noch nicht. Daß sich das ändern kann, weiß ich, weil ich einmal ein Morgenmensch war, dem um acht Uhr Abends die Augen zufielen, jetzt kann ich vor Mitternacht nicht schlafen. Also ist es möglich, daß sich auch mein Schreibstil ändert und wenn nicht, denke ich, bin ich nicht allein damit. Ich kenne genügend andere Autoren, die auch ein bis zwei Bücher im Jahr schreiben. Das ist gut und ich jammere zwar ein bisschen im Literaturgeflüster darüber, akzeptiere es aber letztendlich und kämpfe auch nicht sehr dagegen an.
Also kann ich nur wieder schreiben, daß mir die Arbeit an den „Zwillingswelten“ ganz gut gelungen ist. Es war zügig und schnell und auch keine Wiederholung, da es vom Stil ziemlich anders und eher dem „Haus“ ähnlich ist, das ja auch aus drei Kapiteln besteht. Da kommt dann allerdings noch ein Prolog und ein Epilog dazu. Ob es so bleibt, weiß ich noch nicht. Habe ich das 3. Kapitel ja noch nicht geschrieben und dann korrigiere ich wahrscheinlich ein halbes Jahr oder länger und nehme mir diesbezüglich wieder vor, mir Zeit zu lassen und so viel wie nötig oder möglich zu verändern. Daß ich am Ende neun grundverschiedene Fassungen habe, glaube ich nicht. Aber was weiß man schon genau? Nur, daß mir das Schreiben sehr wichtig ist und daß ich sehr viel Zeit dafür verwende. Das Einzige, das mich an diesen Diskussionen etwas stört ist, daß es immer wieder zu dem Punkt kommt, daß etwas nicht gut genug ist und man es daher nicht machen darf, Keine Bücher besprechen, keinen LitBlog führen, nicht schreiben, etc. und das finde ich sehr schade, weil das ja natürlich jeder kann, darf und soll, der das will.
Und was die leidigen Rechtschreibfehler betrifft, an denen sich meine Leser immer wieder stoßen, die sind mir an sich egal, ich habe aber nichts dagegen, daß ein Lektorat sie in der alten oder beispielsweise auch auf die neue Rechtschreibung ändert und ich denke, dazu sind Lektorate da, wenn sie nicht aus Kostengründen eingespart werden, wo wir bei den gesellschaftspolitischen Fragen und bei einem ganz anderen Thema sind.

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