Obwohl ich eigentlich zu Hause bleiben und an meiner Listeliste weitermachen wollte, hat es mich dann doch in die Alte Schmiede verschlagen, denn da gab es ein interessantes Programm. Zwei tschechische Erzähler nämlich Edgar Dutkar und Emil Hakl, beide aus Prag, deren Bücher beim Braumüller Literaturverlag herausgekomen sind.
Kurt Neumann hat eingeleitet und den Braumüller Verlag als sehr innovativ gelobt, dann kam die Übersetzerin Christa Rothmeier, die ich von den IG-Autoren kenne und manchmal bei Literaturveranstaltungen treffe und hat ein bißchen was zu den Autoren erzählt.
Bei beiden Prosabüchern geht es um Alltagsprache, die dann auf eine entsprechende Art und Weise übersetzt wurde, bei Emil Hakl von einem Berliner, bei Edgar Dutkar von Julia Hansen-Löve, die einen österreichischen Slang verwendete und auch die deutsche Übersetzung gelesen hat.
Bei beiden geht es auch um autobiografische Elemente. So handelt „Waisenhausgasse 5“ des 1941 geborenen von der Kindheit des Autors in einem Waisenhaus, in das er 1947 kam, weil seine Mutter aus politischen Gründen verhaftet wurde, die über den eisernen Vorhang floh, nach Australien kam und dort handelt ein anderes schon übersetztes Buch des Autors „Fräulein, der Hundefänger kommt!“, von der Begegnung des Autors als Erwachsener mit seiner Mutter in Australien.
„Waisenhausgasse“ hat Edgar Dutkar, als junger Mann geschrieben, es konnte aber lange Zeit nicht unzensiert in Prag erscheinen, so ist es erst vor einigen Jahren herausgekommen und es ist, wie Christa Rothmeier betonte, ein vordergründig fröhliches Buch, handelt es ja von den Kindheitserinnerungen des siebenjährigen Bubens in dem Waisenhaus. Davon wie er mit seinen Freunden statt in die Schule auf eine Art Naturparadies geht und dort nach drei Grazien oder fetten Weibern sucht. Ja die Sprache ist manchmal etwas derb und auch ein bißchen frauenfeindlich, da gab es, sagte der Autor im Interview schon eine Beschwerde, aber was soll man machen, Buben sprechen nun mal so.
Das zweite Buch, des 1958 als Jan Benes in Prag geborenen Emil Hakel „Treffpunkt Pinguinhaus“- Spaziergänge mit dem Vater, handelt von solchen Spaziergängen zwischen Vater und Sohn in Prag, wo sie in deftiger Sprache Schnaps trinken und die Welt philosophisch erkunden.
Emil Hakel, den Christa Rothmaier mit Bohumil Hrabal verglichen hat, meinte, daß er kein Ploterzähler sei, weil ihn das nicht interessiere.
In der Diskussion ging es dann auch sehr viel um die neuen tschechischen Erzählweisen, deren Besonderheit hervorgehoben wurde.
Eine interessante Veranstaltung, weil ich von beiden Autoren noch nie etwas gehört habe, interessant auch in der zweisprachigen Lesung ein bißchen Tschechisch zu hören und das autobiografische Erzählen, das die jüngere tschechische Vergangenheit beleuchtet, ist sicher ebenfalls sehr interessant.
2011-03-25
Tschechische Erzähltradition
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