
Mit dem Gratisbuch am Herrenplatz in St. Pölten
Der Welttag des Buches, von dem ich, glaube ich, 1998 das erste Mal etwas hörte, erscheint mir inzwischen irgendwie eingeschlafen, denn damals kann ich mich erinnern, gab es überall Aktionen und Frauen, die vor Buchhandlungen mit Rosen und Buchgutscheinen winkten und beinahe jede Buchhandlung hatte ihr eigenes Gratisbuch. Es gab ein deutsches und eines vom Hauptverband des Buchhandels, der Libro hatte anfangs eines, u.s.w.u.s.f. Der Libro ist dann bald eingegangen, bzw. verkauft und übernommen worden, als wir 2007 die Radtour nach Bamberg machten, waren wir am Tag des Buches in Straubing bzw. in Regensburg, da habe ich versucht, die deutsche Anthologie, die es in Österreich inzwischen nicht mehr gab, zu bekommen, es gab aber nur mehr die Kinderausgabe und der österreichische Buchhandel begann auch mit dem Gratisbuch zu sparen, es gab nur mehr einige Buchhandlungen, die es verschenkten, weil die Buchhändler, wie mir der alte Herr in der Margaretenstraße, den es inzwischen auch nicht mehr gibt, sagte, dafür etwas bezahlen müßen. Seit zwei Jahren lese ich auf der Seite des Hauptverbandes, die Buchhändler können eine Spende dafür verlangen, beim Schubert gibt es das Buch aber immer noch problemlos gratis. Ein paar Jahre hat es die Evelyne Polt-Heinzl, wie ich finde unvergleichlich gut, zusammengestellt, heuer waren es Wolfgang Böck und Gerald Schantin, der Präsident des HVBs. Die Themen kommt mir vor, sind immer gleich, denn 2007, als wir kurz vor sechs aus dem Zug in St. Pölten ausstiegen und ich schnell zuerst zu Thalia dann zum Schubert lief, gings, um das Thema essen oder waren es damals die Buchhandlungen und ums Essen gings erst 2008 als es die Büchertramway noch gab und ich das einzige Mal mitgefahren bin?
Reisen ist auch so ein Generalthema, was eben viele Leute interessiert, aber wieviele Leute interessieren sich für den Tag des Buches und überhaupt wenn er am Ostersamstag ist? Wenn man das Internet hernimmt, erstaunlich viele, denn da saß ich am Mittwoch in meiner Osterfrische auf der Terrasse und bekam ein Mail von der literarischen Agentur der Doris Lind, die mich immer freundlich mit ihren Buchempfehlungen versorgt und die hatte den Tip ein Buch ins Osterkörbchen zu packen und hat gleich eine literarische Hausapotheke zusammengestellt und dann gibt es den duftenden Doppelpunkt der Petra Öllinger, ein Blog der beinahe an mir vorbeiging, zu unrecht aber, denn wer interessiert sich sonst für Arbeiterliteratur? Der duftende Doppelpunkt tut es, hat viele Tips und Anregungen und erstaunlich anspruchsvolle Gewinnspiele, so heute eins zum Tag des Buchs, da kann man das Buch, der Maria Leitner gewinnen, die auf der ersten Etappe der literarischen Spaziergänge, die derzeit auch veranstaltet werden, erraten werden mußte.
Ich habe mich gerade daran beteiligt und kurz darauf den Fehler auf meiner Osterferienseite ausgebessert, denn da hatte ich geschrieben, daß der Tag des Buches deshalb gefeiert wird, weil Shakespeare und Cervantes am 23. April geboren wurden, sie sind an diesem Tag aber gestorben und keiner meiner Leser hats bemerkt. Am tollsten von all den Aktionen ist aber sicher, daß Nina von Libromanie zusammen mit lovelybooks einen Lesemarathon zum Tag des Buches ausgerufen hat, das sind diese ein wenig merkwürdig scheinenden Veranstaltungen, wo ein Tag zum Gemeinschaftslesen ausgerufen wird, in diesem Fall von Mitternacht zu Mitternacht, kein Mensch muß die ganze Zeit lesen, er kann sich aber, wenn er es nur eine halbe Stunde tut, bei lovelybooks melden und auf seinen Blog darüber schreiben.
Nina hat eine ganze Liste von Blogs zusammengestellt, die sich gemeldet haben, die können die Nichtleser durchgehen und das habe ich inzwischen auch getan und werde es den Rest des Tags noch tun. Ich glaube da sind hundert Blogs oder so gelistet, die meisten kannte ich noch nicht und das ist irgendwie schon erstaunlich, wie viele meist deutsche Leute und meistes sind es, glaube ich, junge Frauen, sich für das Lesen interessieren, daß die dann meist noch Rezensionsexemplare beziehen, finde ich ich ebenfalls erstaunlich und wundere mich, daß es funktioniert, frage aber gelegentlich auch um solche an. Zu Weihnachten gab es ja eine große Diskussion bezüglich der Qualität der Blogs. Die Meisten sind sehr einheitlich und besprechen Bücher, die ich eigentlich nicht lese, das stimmt schon, man trifft aber immer wieder auf Überraschungen, so bin ich gestern auf den Blog einer jungen Frau gestoßen, die sich Mira Sun nennt, von ihren Hartz IV Erfahrungen berichtet, beim Nanowrimo, bei der Aktion Buchkauffrei, eine Art Bücherfasten und bei den Lesermarathons mitmacht und deren Blog ganz anders ist. Ich werde mich also demnächst bei den Marathonlesern ein wenig umschauen, habe mir vorhin das Buch zum Welttag geholt, kann damit in der Badewanne verschwinden und die Märta Tikkanen, das ist die skandinavische Autorin, die in den Siezbzigerjahren im Arbeitskreis schreibender Frauen mit ihrem Buch „Wie vergewaltige ich einen Mann“ aufgefallen ist, zu lesen beginnen. Sonst werde ich zum Marathonlesen nicht viel kommen, habe seit ich in der Osterfrische bin aber, den Orhan Pamuk und die Paula Fox gelesen und gestern, als mich Gerlinde Tamerl zu der Zoderer Lesung einlud, sein Buch angefragt, dann komme ich zwar mit meiner hundert Bücher Leseliste ins Schleudern, denn als ich am Donnerstag mit dem Rad nach Wilhelmsburg gefahren bin, bin ich an der Bücherkiste, die dort in der Hauseinfahrt eines Schreibwarengeschäfts steht, nicht vorbeigekommen und habe so je einen Euro der freiwilligen Feuerwehr für Judith Hermanns „Sommerhaus, später“ und Birgit Vanderbekes „Sweet sixteen“ gespendet und habe auf meiner Bücherliste schon Buch 94 aufgezählt. Die „Rote Lilo trifft Wolfsmann“-Anthologie des duftenden Doppelpunkts, die inzwischen gekommen ist, habe ich gar nicht mehr eingetragen.
Jeder hat so seine kleinen Schwächen und da man am Tag es Buches lesen soll, kann ich mich durch die Blogs der Marathonleser wühlen. Ich habe das am Morgen ein bißchen getan, bin dann aber mit dem Rad in die Stadt gefahren, bei Schubert, wie erwähnt das „Erlesene Menu“ problemlos bekommen und kann es mir nun sozusagen ins Körbchen mit den Eiern legen, denn da in St. Pölten bald Gemeinderatswahl ist, standen am Riemerplatz und in der Kremsergasse, die freiwilligen Helfer mit den Eiern, rot, blau und gescheckt, letztere von der ÖVP, die Grünen und die Kommunisten habe ich nicht entdeckt, dafür ließ sich Bürgermeister Stadler mit seiner Crew am Rathausplatz fotografieren und Alfred hat das mit seiner neuen Kamera am Markt- und Domplatz getan, denn da gibt es im Augenblick Ausgrabungen zu bewundern. Neben dem Gratisbüchlein gab es auch ein paar Buchjournale und den Thalia Osterprospekt. Also sehr viel Lesefutter für das Körbchen, Spargel, Pinzen, Bärlauchbrot, Erdbeeren für die Feiertage und bezüglich des Osterputzes bin ich über die Fenster hergefallen, so daß es wieder ein bißchen sauber ist und ich den Rest des Nachmittages gemütlich auf der Terrasse lesen, korrigieren etc kann und bezüglich E-Book, das jetzt wirklich im Kommen scheint, gibt es auch einiges zu vermelden. Da kann nämlich jeder, der die Rechte über seine Bücher hat, bei Amazon welche machen lassen und 70 % verdienen, so meldet es das Literaturcafe. Ich bin da zwar ein wenig skeptisch, daß das funktioniert, die Rechte meiner Bücher liegen aber bei mir, ich werde mir aber höchstwahrscheinlich keinen Kindle zulegen, wozu auch, gibt es ja genug in den Bücherschränken und meine Vorräte, die sich angesammelt haben sind auch intensiv, daß sich da aber, wie ich glaube, still und heimlich viel ändern wird, habe ich schon geschrieben, in diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Tag des Buches und frohe Ostern natürlich auch!
Als kleines Geschenk gibts noch das Archiv von 2009 und 2010. Vorher habe ich ja noch nicht berichtet.