„Der Mann, der den Flug der Kugel kreuzte“, Krimi von Heinrich Steinfest, ist das erste Buch das Alfred von seiner bibliophilen WU-Kollegin im Jänner kaufte, jetzt endlich komme ich zum Lesen dieser Bücher, die Reste von der Buch-Wien bzw. die Frühjahrsrezensionsexemplare hinderten bisher und es hat einen Grund, daß ich mir es als erstes der neun Flohmarktbücher aussuchte, wird Heinrich Steinfest ja mit seinem neuesten Buch, dem Krimi zu Stuttgart 21 „Wo die Löwen weinen“, im literaturcafe.de sehr genau besprochen, da gibt es einen mehrteiligen Podcast, wo die einzelnen Stationen abgegangen werden.
Heinrich Steinfests Namen kenne ich auch von diversen Bücherblogs und er hat eine interessante Biografie, ein Wiener, der in Australien geboren wurde und der Liebe wegen nach Stuttgart ging. Dort spielt auch „Der Mann, der den Flug der Kugel kreuzte“ und es beginnt mit einem Wiener, namens Szirba, einem erfolglosen Architekten, der der Liebe wegen nach Stuttgart ging und eine sehr seltsame Leidenschaft hat, nämlich eine umgekehrte Kleptomanie, er muß etwas dazulegen, in Zuckerlgeschäften den Kaugummi, im Buchgeschäft das Buch und so steht er am Stuttgarter Bahnof, interessant, daß der auch eine Rolle spielt, obwohl das Buch 2008 erschienen ist, in der Buchhandlung und beobachtet einen Mann, der das gleiche tut, in diesem Augenblick stürzt ein junger Grieche mit einer Pistole hinein und will auf ihn schießen. Der schmächtige Szirba stürzt sich vor den Lauf, um den Gesiinungsgenossen zu schützen und eine wahrlich abenteuerliche Geschichte beginnt, die noch dazu in zwei Perspektiven erzählt wird.
Im ersten Teil von Szirba, dann übernimmt der Berufskiller mit dem goldenen Herzen, der extra von Südafrika eingeflogen wird und am Schluß meldet sich noch der Autor zur Wort und erklärt, daß er Szirba 1999 in Johannesburg kennenlernte. Szirba wird jedenfalls am Finger verletzt, kommt in ein Spital, wird dort von einer litauischen Krankenschwester versorgt und bekommt Besuch von jenem Polizisten, der den Jugendlichen auf der Flucht erschoßen hat, der ist nämlich korrupt und hat Nebengeschäfte und so den Auftrag auch Szirba zu eliminieren, dann tritt eine dicke Psychiatrie Patientin oder Ärztin auf, so genau habe ich das nicht verstanden, nennt Szirba Rosenkohlrösle und erzählt ihm von dem Parasitologen Bötsch, das ist nämlich der andere umgekehrte Kleptomane, die Krankenschwester wurde inzwischen auch erschoßen und deren Mann, ein ehemaliger Ex-Boxer führt Szirba unter die Keller Stammheims, wo sich eine illegale Obdachlosensiedlung etablierte, da hat sich Bötsch versteckt, denn der hat bei einer Denkmalschützerparty erlauscht, daß eine Politikerin von jenem Auftragskiller beseitigt werden soll und der schmächtige Szirba sol das verhindern, der geht auch in das Hotel, wo der absteigt und ab da übernimmt der Südafrikaner Ludwig Jooß das Erzählen der Geschichte, der ein Profikiller mit Perfektion, goldenen Herzen und einer Abneigung gegen Literatur ist, jedenfalls stichelt er immer gegen Schriftsteller und hat auch die Angewohnheit alles ganz genau zu beobachten, so schaut er sich nicht nur die Ohrläppchen seiner potentiellen Opfer an, er beobachtet auch Bötsch beim Lauschen und weil er ein so gutes Herz hat, stellt er Szirba gegen Bezahlung bei einer Nobelnutte ab, die ihn mit Schlafpulver füttert, damit er ungestört seinen Auftrag erledigen kann, er erlebt dabei auch noch ein erotisches Abenteuer und läßt sich von einer Jugendlichen belehren, dann schießt er daneben, weil das Ohr nicht stimmt, holt Szirba wieder ab und geht zu mit ihm zu seinem Auftraggeber, dort werden noch einmal jede Menge Leute umgelegt, bevor die dicke Gerda aus der Psychiatrie des Hauptstätter Hospitals auftaucht, Szirba einen Kuß und ein Doppelticket nach Johannesburg gibt und es bleibt zwar ein Wust an Ungereimtheiten über, Joost und Szirba reisen aber ungestört ab, so daß der Edelkiller dem Schriftsteller die Geschichte schließlich erzählen kann.
Ein interessantes Buch, weil es so gar nicht dem Krimiklischee entspricht und auf eine sehr eigenartige, fast schon poetische Weise geschildert wird. Es bleiben zwar jede Menge Leichen über, aber die Literatur spielt eine gewisse Rolle, Buchhandlungen kommen vor und auch Leute mit seltsamen Leidenschaften. Manchmal erschien mir das Buch ein wenig langatmig, so hätte ich die Stelle mit der biertrinkenden Jugendlichen vor dem Attentat ausgelassen, Steinfest spielt aber gekonnt mit allen psychologischen Register und so bekommt man eine Hardcorekrimiparodie mit sehr vielen menschlichen und unmenschlichen Schwächen serviert.
2011-04-07
Der Mann, der den Flug der Kugel kreuzte
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