Atypische und typische Krimis in der Gesellschaft für Literatur „Alles was der Fall ist“ von Peter Clar und „Tödliche Tulpen“ von Sabine Scholl moderiert von Manfred Müller, der in der Einleitung erwähnte, daß Krimis derzeit sehr in Mode sind und gern sowohl gelesen als auch geschrieben werden.
Der 1980 in Kärnten geborene Peter Clar, den ich sowohl von der Elfriede Jelinek Forschungsgesellschaft als auch vom Linken Wort beim Volksstimmefest kenne, ist ja ein großer Genrezertrümmerer. So hat er sich in seinem ersten Buch „Nehmen Sie mich beim Wort“ gegen das Erzählen gewendet, weil man als Literaturwissenschaftler ja weiß, daß schon alles geschrieben und höchstwahrscheinlich auch mißtrauisch gegen das Erzählen ist, bei „Alles was der Fall ist“ versucht er ebenso, einen Antikrimi mit Zitaten aus der Werbung Schund und Hochkultur zu schreiben, wobei er sich vorher durch eine Diplomarbeit zum Antikrimi gelesen hat, er aber selber gerne Krimis liest. So gibt es einen Y und einen X und eine F. Der Y stürzt nach realen Vorbild aus dem Fenster, der Schriftsteller X wird für einen Detektiven gehalten und muß gegen seinen Willen die Handlung aufklären und das tut er in dem er sich durch die Genres erzählt.
Glauben Sie nicht, daß…“, dabei lustig vor sich hinzitiert von den „Enkelkinder der Toten“ bis zu Goethe und dabei den Spannungsbogen durchexerziert.
Amüsant sich auf diese Art und Weise durch die Zitate durchzulesen und sie zu erkennen, hat Sabine Scholl bei der Diskussion gesagt. Ihr Krimi „Ein Mord in der Modeszene – Gina Sonnenfels ermittelt im türkischen Wien“, hat aber eine Handlung und sie hat auch sehr viel dazu recherchiert. Die Ermittlerin ist eine Frau mit prekären Arbeitsverhältnissen und einigen Jobs, wie Sabine Scholl, das wie sie sagte aus Berlin kennt und auf die Idee mit der Modeszene ist sie durch eine bekannte Designerin gekommen, die ihr sagte „Du glaubst ja nicht wie kriminell es hier zugeht!“
Es scheint auch schon der zweite Krimi in diesem Milieu zu sein und Sabine Scholl, die ja an der Hochschule für Sprachkunst lehrt und die ich eigentlich eher für experimentell und kompliziert gehalten habe, aber noch nichts von ihr gelesen habe und auch nicht bei ihren Lesungen war, sagte in der Diskussion, daß sie sich sehr für die sozialen und politischen Aspekte interessiert, wie das bei guten Krimis ja so sein soll.
Es scheint auch eine Serie zu werden und in dem Stück, daß sie vorgelesen hat, ging es um ein Model, das in der Wohnung eines in der Türkei geborenen Historikers mit Staatsbürgerschaft, der sich taufen ließ, gefunden wurde, der einen Modeschöpfer zum Bruder hat, der sich wieder für den Islam interessiert und das Model offenbar nackt mit Kopftuch fotografierte und ins Internet stellte, um beide Elemente zu verbinden, dann ging es auch um Kopftücher mit Blumenmustern und darum, daß die Tulpen das türkische, die Narzissen das katholische Element vertreten und der Konflikt ist schon entbrannt.
Sowohl Sabine Scholl, als auch Peter Clar betonten, daß sie gerne Krimis lesen würden, dann wurde noch ein bißchen über die Genres diskutiert und darüber, ob das Krimi schreiben auch für die Studenten der Sprachkunst interessant wäre, wobei es zwei unterschiedliche Meinungen dazu gab.
Es hat an diesem Abend auch noch andere Veranstaltungen gegeben, so zum Beispiel ein Peter Rosei Symposium in der Alten Schmiede und beim Thalia stellte Anna Lindner ihr neues Donausagenbuch vor. Dort ist der Alfred hingegangen, um das Buch für die Anna zu kaufen und ich bin in der Gesellschaft für Literatur neben einer Frau gesessen, die schon darin gelesen hat und habe am Donnerstag auch ein Märchenbuch zugeschickt bekommen, nämlich zwei Ethno Märchen von Edith Darnhofer-Demar und da ist interessant, daß wir ihr einmal, als es noch den Dichterfasching in der Gesellschaft für Literatur gab, wo jeder lesen durfte, der das wollte, zwei Fotos schickten und beim wien.at Club gibt es auch einen Krimi zu gewinnen, nämlich die Anthologie „Gemischter Satz“, die von Sabine Naber herausgegeben wurde.
Ich lese ja ganz gerne Krimis, obwohl ich selber keine richtigen schreibe, habe auf meiner Liste auch einige Interessante stehen und Manfred Müller und Peter Clar haben auch recht, daß so viele geschrieben werden, daß man mit dem Lesen gar nicht mehr nachkommt, bzw. gibts in der Buchlandung in der Lerchenfelderstraße eine ganze Kiste von ein Euro Abverkaufskrimis von denen ich keinen einzigen Autor kannte. Das türkische Wien in Krimiform zu erleben und dabei einiges erfahren, was man noch nicht wußte, kann aber interessant sein und ich habe mir ja auch wieder vorgenommen, in meinem nächsten Text über die Schwiergikeiten zu schreiben, die junge in Wien geborene Türkinnen haben können.
2011-04-15
Krimis von Peter Clar und Sabine Scholl
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