Literaturgefluester

2011-04-08

Erzählungen von Bruno Schulz

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:43

Den Namen Bruno Schulz kenne ich seit 2008. Da wurden die „Zimtläden“ im Literaturhaus vorgestellt und bei der Literatur im Herbst, die der Ukraine gewidmet war, habe ich Daureen Daume, die Übersetzerin kennengelernt, danach auf Bruno Schulz vergessen, aber als ich im Februar einmal in die Alte Schmiede gegangen bin, in der übergebliebenen Buchhandlung auf der Wiedner Hauptstraße die „Zimtläden“ in der Abverkaufskiste gefunden und um zwei Euro gekauft. Das war in der Zeit als ich gerade meine Leseliste machte, also habe ich das Buch auf die damals letzte Stelle, auf Platz 72 gesetzt. Im Herbst werde ich es dann wahrscheinlich lesen.
Inzwischen hat die 1957 geborene Daureen Daume ein zweites Buch von Bruno Schulze aus dem Polnischen übersetzt „Das Sanatorium der Sanduhr“. Im Ex Libris hörte ich vor ein paar Wochen davon, jetzt wurde es in der Gesellschaft für Literatur vorgestellt. Daureen Daume hat daraus gelesen und mit der Literaturkritikerin Daniela Strigl darüber gesprochen. Ganz zufällig passen Buch und Autor thematisch gut zu der gestrigen Lesung von Aharon Appelfeld und Louis Begleys „Lügen in Zeiten des Krieges“, dem Buch das ich gerade lese.
Bruno Schulz wurde 1892 im galizischen Drohobycz als Sohn eines Tuchhändlers geboren, er studierte Architektur, war auch Zeichner und Maler und wurde 1942 von der Gestapo erschossen. Es gibt einige Erzählbände. Vor Daureen Daume wurden sie schon von Josef Hahn ins deutsche Übersetzt. Bei ihm heißt „Das Sanatorium zur Sanduhr“ „Das Sanatorium zur Todesanzeige.
Daureen Daume hat, wie sie erzählte sehr lang und sehr sorgfältig Bruno Schulz Werke übersetzt und schwärmte von den Stimmungen und Bildern, die sie fasziniert haben und die sie sich sehr gut vorstellen konnte. Sie las drei Ausschnitte aus drei Geschichten. In der ersten geht ein alter Mann wieder zur Schule und fliegt am Ende der Geschichte davon, der Lehrer sieht ihm nach, wie er im Himmel verschwindet und stellt lapidar fest „Wir werden ihn aus der Liste streichen müßen.“
Die zweite Geschichte „Das Sanatorium zur Sanduhr“ ist ähnlich kafkaesk, wenn auch, wie Daureen Daume betonte, in einer ganz anderen Stimmung geschrieben, ein Sohn fährt in einem leeren Zug in ein Sanatorium um seinen Vater zu besuchen, der eigentlich schon gestorben ist, aber in dem Sanatorium dreht man offenbar die Zeit zurück und gibt so den Patienten eine reale Chance zum Weiterleben, so erklärt es jedenfalls der Herr Doktor in dem Sanatorium in dem alle ständig schlafen, dem Sohn, zu dem ihm das Stubenmädchen führt, vorher befand er sich in einem leeren Restaurant, in dem das Buffet mit Torten und Pasteten gefüllt war, auf den Tischen aber nur Speisereste und Trinkgeld herumlagen. Also sehr skurril, phantastisch und unwirklich. Es gab noch eine dritte Geschichtenkostprobe von einer Erzählung, die „Das Buch“ heißt, da liegt ein Buch herum, aus dem das Dienstmädchen Seiten zum Einwickeln von Fleisch etc reißt, es enthält aber eine Fülle von Geschichten, durch die sich der Erzähler blättert, zum Beispiele eine von einer Frau mit spärlichen Haarwuchs, die durch ihr Gebet einen so fülligen Haarwuchs bekommt, daß ihre Haare bis zum Boden reichen und die Bärte der Männer ihrer Familie sind ebenfalls so lang, daß sie diesen damit aufwischen können. Da haben dann alle gelacht und Daniela Strigl erklärte im Gespräch, daß die Männer in Schulz Geschichten alle sehr poetisch veranlagt, während die Frauen viel praktischer sind. So verwandeln sich die Väter in verschiedene Gestalten und kauern auf Vogelstangen, die praktischen Dienstmädchen kommen dann und werfen sie aus dem Fenster oder reißen die Seiten aus den Büchern hinaus.
Sehr spannend also und sicher interessant zu lesen, autobiografisch, mythologisch, expressionistisch, surrealistisch, wie man heute vielleicht nicht mehr schreibt und gleich an Kafka denkt, der Vergleich fiel auch in dem Gespräch und Bruno Schulz Verlobte hat auch Kafkas „Prozess“ übersetzt und er hat seinen Namen dafür hergegeben.
Die Gesellschaft für Literatur war nicht so gut besucht, wie es gestern die Hauptbücherei gewesen ist. Ein paar Bekannte habe ich trotzdem getroffen, so bin ich neben der Übersetzerin Utta Roy-Seifert gesessen, die mir erzählte, daß sie in Rauris war, Christel Fallenstein hat mich begrüßt, Andrea Grill, der am Montag der Otto Stoessl Preis verliehen wird, war glaube ich, auch da und Dine Petrik, die ich ja zu den „Mittleren VI“ einladen will.

2011-04-07

Der Mann, der den Flug der Kugel kreuzte

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:05

„Der Mann, der den Flug der Kugel kreuzte“, Krimi von Heinrich Steinfest, ist das erste Buch das Alfred von seiner bibliophilen WU-Kollegin im Jänner kaufte, jetzt endlich komme ich zum Lesen dieser Bücher, die Reste von der Buch-Wien bzw. die Frühjahrsrezensionsexemplare hinderten bisher und es hat einen Grund, daß ich mir es als erstes der neun Flohmarktbücher aussuchte, wird Heinrich Steinfest ja mit seinem neuesten Buch, dem Krimi zu Stuttgart 21 „Wo die Löwen weinen“, im literaturcafe.de sehr genau besprochen, da gibt es einen mehrteiligen Podcast, wo die einzelnen Stationen abgegangen werden.
Heinrich Steinfests Namen kenne ich auch von diversen Bücherblogs und er hat eine interessante Biografie, ein Wiener, der in Australien geboren wurde und der Liebe wegen nach Stuttgart ging. Dort spielt auch „Der Mann, der den Flug der Kugel kreuzte“ und es beginnt mit einem Wiener, namens Szirba, einem erfolglosen Architekten, der der Liebe wegen nach Stuttgart ging und eine sehr seltsame Leidenschaft hat, nämlich eine umgekehrte Kleptomanie, er muß etwas dazulegen, in Zuckerlgeschäften den Kaugummi, im Buchgeschäft das Buch und so steht er am Stuttgarter Bahnof, interessant, daß der auch eine Rolle spielt, obwohl das Buch 2008 erschienen ist, in der Buchhandlung und beobachtet einen Mann, der das gleiche tut, in diesem Augenblick stürzt ein junger Grieche mit einer Pistole hinein und will auf ihn schießen. Der schmächtige Szirba stürzt sich vor den Lauf, um den Gesiinungsgenossen zu schützen und eine wahrlich abenteuerliche Geschichte beginnt, die noch dazu in zwei Perspektiven erzählt wird.
Im ersten Teil von Szirba, dann übernimmt der Berufskiller mit dem goldenen Herzen, der extra von Südafrika eingeflogen wird und am Schluß meldet sich noch der Autor zur Wort und erklärt, daß er Szirba 1999 in Johannesburg kennenlernte. Szirba wird jedenfalls am Finger verletzt, kommt in ein Spital, wird dort von einer litauischen Krankenschwester versorgt und bekommt Besuch von jenem Polizisten, der den Jugendlichen auf der Flucht erschoßen hat, der ist nämlich korrupt und hat Nebengeschäfte und so den Auftrag auch Szirba zu eliminieren, dann tritt eine dicke Psychiatrie Patientin oder Ärztin auf, so genau habe ich das nicht verstanden, nennt Szirba Rosenkohlrösle und erzählt ihm von dem Parasitologen Bötsch, das ist nämlich der andere umgekehrte Kleptomane, die Krankenschwester wurde inzwischen auch erschoßen und deren Mann, ein ehemaliger Ex-Boxer führt Szirba unter die Keller Stammheims, wo sich eine illegale Obdachlosensiedlung etablierte, da hat sich Bötsch versteckt, denn der hat bei einer Denkmalschützerparty erlauscht, daß eine Politikerin von jenem Auftragskiller beseitigt werden soll und der schmächtige Szirba sol das verhindern, der geht auch in das Hotel, wo der absteigt und ab da übernimmt der Südafrikaner Ludwig Jooß das Erzählen der Geschichte, der ein Profikiller mit Perfektion, goldenen Herzen und einer Abneigung gegen Literatur ist, jedenfalls stichelt er immer gegen Schriftsteller und hat auch die Angewohnheit alles ganz genau zu beobachten, so schaut er sich nicht nur die Ohrläppchen seiner potentiellen Opfer an, er beobachtet auch Bötsch beim Lauschen und weil er ein so gutes Herz hat, stellt er Szirba gegen Bezahlung bei einer Nobelnutte ab, die ihn mit Schlafpulver füttert, damit er ungestört seinen Auftrag erledigen kann, er erlebt dabei auch noch ein erotisches Abenteuer und läßt sich von einer Jugendlichen belehren, dann schießt er daneben, weil das Ohr nicht stimmt, holt Szirba wieder ab und geht zu mit ihm zu seinem Auftraggeber, dort werden noch einmal jede Menge Leute umgelegt, bevor die dicke Gerda aus der Psychiatrie des Hauptstätter Hospitals auftaucht, Szirba einen Kuß und ein Doppelticket nach Johannesburg gibt und es bleibt zwar ein Wust an Ungereimtheiten über, Joost und Szirba reisen aber ungestört ab, so daß der Edelkiller dem Schriftsteller die Geschichte schließlich erzählen kann.
Ein interessantes Buch, weil es so gar nicht dem Krimiklischee entspricht und auf eine sehr eigenartige, fast schon poetische Weise geschildert wird. Es bleiben zwar jede Menge Leichen über, aber die Literatur spielt eine gewisse Rolle, Buchhandlungen kommen vor und auch Leute mit seltsamen Leidenschaften. Manchmal erschien mir das Buch ein wenig langatmig, so hätte ich die Stelle mit der biertrinkenden Jugendlichen vor dem Attentat ausgelassen, Steinfest spielt aber gekonnt mit allen psychologischen Register und so bekommt man eine Hardcorekrimiparodie mit sehr vielen menschlichen und unmenschlichen Schwächen serviert.

2011-04-06

Aharon Appelfeld erzählt

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:09

Irgendwie habe ich, glaube ich, Aharon Appelfeld mit Hartmut Abendschein verwechselt, auf dessen Texte ich bei Christinae Zintzens
in/ad/ae/qu/at gestoßen bin, die Lesung war im Programm der Hauptbücherei angekündet und am Montag im Morgenjournal, so habe ich es mir angestrichen, dann wäre ich beinah doch nicht hingegangen, weil ich den Heinrich Steinfest Krimi auslesen oder korrigieren wollte und zweimal am Tag einen Literaturgeflüsterartikel, das geht doch nicht, bin dann doch gegangen und habe mich vor dem offenen Bücherschrank, dem man seine Beschädigung nicht mehr sehr ansieht, mit einem jüngeren Mann unterhalten, der mich fragte, ob ich mich für „Frauenliteratur“ interessierte, weil ich gerade Claudia Keller „Ich schenk dir meinen Mann“ in der Hand hielt, dabei hätte es auch Radek Knapp „Franjo“ gegeben, was ich, glaube ich, schon habe und den Fantasyroman „Die Ameisen“, den ich einmal zurückgebracht habe auf Französisch.
Als bei der Galerie Westlicht vorbeigekommen bin, in der es gerade eine Thomas Bernhard Ausstellung zu geben scheint, kam der Mann heraus, den ich immer bei Literaturveranstaltungen sehe und den ich, als es im Volkstheater die Widerstandslesungen gab, für einen Billeteur gehalten habe, er ist in die Straßenbahn eingestiegen, ich bin zu Fuß weitergegangen und in einen erstaunlich vollen Vortragesaal gekommen.
In der ersten Reihe ist Heinz Janisch wahrscheinlich neben Frau Appelfeld gesessen, der andere Platz war frei, so daß ich Glück hatte und Heinz Janisch erzählte mir, daß Aharon Appelfeld am 15. Mai in die Sendung „Menschenbilder“ kommt.
Es war eine Veranstaltung mit dem jüdischen Museum, den Rauriser Literaturtagen und dem Institut für Judaistik und Aharon Appelfeld ist ein 1932 in der Nähe von Czernowitz geborener, sehr freundlicher Mann, der aus der „Geschichte meines Lebens“ erzählte, daraus gelesen hat Robert Reinagl, den ich von den Literatur im März oder Herbst Veranstaltungen kenne, Doris Appel, die irgendwie einen ähnlichen Namen hat und eine ORF Abteilungsleiterin ist, hat moderiert und mit dem alten Herrn gesprochen, der mich schon bei der ersten Feststellung, daß er die Menschen liebe, aufhorchen ließ. Das wäre bei seiner Bigorafie nicht zu vermuten, hat er doch die Muttersprache Deutsch nur bis zu seinem achten Lebensjahr gesprochen, er entschuldigte sich auch dafür, daß er es nicht so gut könne. Er konnte es sehr gut, wenn das jiddisch darin auch nicht zu überhören war und erzählte, daß er mit seinen assimilierten Eltern sehr behütet in Czernowitz aufgewachsen ist, der Großvater war Gutsbesitzer und gläubig, die Eltern nicht, er hatte eine eigene Synagoge, wo der kleine Aharon beten lernte, ruthenisch und ukrainisch hat er auch gesprochen. Als er acht war, wurde die Mutter ermordet, er wurde mit dem Vater interniert, hat sich dann einige Jahre in den Wäldern der Ukraine durchgeschlagen, bei einer Prostiutierten gelebt, sich Kriminellen angeschlossen und in der Küche der russischen Armee gearbeitet, bevor er 1946 nach Israel kam, wo er bei Martin Buber studierte und Professor für hebräische Literatur war, spät zu publizieren anfing und eine Menge Romane geschrieben hat, die auch ins Deutsche übersetzt wurden. Doris Appel interviewte den alten Herrn, der seine Geschichte sehr freundlich und so schnell erzählte, daß Robert Reinagl mit dem Lesen gar nicht nachkam, der las dann zwei Stellen, eine wie der kleine Aharon mit dem Großvater in der Synagoge ist und nicht beten kann und dann noch eine über die Rolle der Sprache, Muttersprache Deutsch, die Kultursprache Hebraisch, wie e es nannte, die er, glaube ich, auch beim Großvater lernte, der Kafka und die Bücher von Max Brod auf Hebraisch hatte.
Doris Appel lobte den alten Herrn für sein Erzählen und meinte, daß es es in dem Buch nicht so chronologisch ist, „aber das ist Literatur“ sagte der dann bestimmt und meinte auch, daß man mit den Worten, die man von Gott bekommen hat, sparsam umgehen soll, er hat aber sehr viel erzählt und das war auch sehr interessant, weil der Name Aharon Appelfeld bisher offenbar an mir vorbei gegangen ist, er den vielen Leuten, die gekommen waren, aber durchaus ein Begriff gewesen sein dürfte, so daß es beim Büchertisch ein großes Gedränge gab.
Louis Begley, den ich vor einiger Zeit auch in der Hauptbücherei hörte und dessen „Lügen in Zeiten des Krieges“ als nächstes auf meiner Leseliste steht, ist ein ebenso charmanter älterer Mann, mit einem ähnlichen Schicksal und einer ähnlichen Bigorafie, ob es bei ihm auch so voll gewesen ist, kann ich mich nicht mehr erinnern.

Herzgeschichten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:49

Herzgeschichten scheinen groß in Mode zu sein, hat ja nicht nur Julya Rabinowich eine „Herznovelle“ geschrieben, sondern auch Peter Stephan Jungk den Roman „Das elektrische Herz“, das ich bei der literarischen Soiree im März gewinnen hätte könne, wenn ich schnell genug hinausgeschrieen hätte, daß er der Sohn des Zukunftsforschers Robert Jungk ist. Damals habe ich mit dem Buch nicht viel anfangen können, dann sah ich daß es am 5.4. in der Alten Schmiede vorgestellt wird und in Leipzig wurde es auch im Österreich-Cafe präsentiert und weil ich ja immer auf der Suche nach Neuem bin, bin ich in die Alte Schmiede, konnte dort aber fast nicht hinein, weil die Leute um den Autor herum vor dem Eingang standen. Evelyn Holloway rief mich an, Julya Rabinowich saß unten in der ersten Reihe. Die Sessel waren wieder umgestellt, jetzt standen sie so, wie sie bei der Lesung von Melinda Nadj-Abonji gestanden sind und es waren sehr viele Leute. Erstaunlich viel für einen unbekannten Autor, aber das schien er nur mir zu sein, las ich inzwischen ja bei Wikipedia, daß der 1952 in Kalifornien geborene ein amerikanisch deutschsprachiger Schriftsteller und Filmemacher ist und schon viele Veröffentlichungen hat. Er scheint auch einen Herzfehler zu haben, jedenfalls sprach er von zwei Operationen am offenen Herzen, die an ihm durchgeführt wurden, aber das war erst später. Zuerst gab es einen starken Applaus als er und sein Freund Christian Filitz vom ORF, der manchmal die französisch sprachigen Nachrichten im Morgenjournal liest, auftraten. Dietmar Grieser und Gabriele Madeja habe ich noch erkannt. Kurt Neumann hat eingeleitet und von drei unterschiedlich literarischen Registern gesprochen, die in diesem Roman aufgezogen wurden. Ist er doch sowohl Schelmenroman, Liebes-Heldengeschichte und Leidensbericht und es ist ein Dialog eines Mannes, dem Dramatiker Max David Vielanders mit seinem Herzen. Das Herz diktiert ihn den Roman und die beiden geraten während des Schreibens auch aneinander und so erzählen Max und das Herz ihre Lebensgeschichte, die vermutlich viel mit der von Peter Stephan Jungk gemeinsam hat. In Amerika geboren, in Wien zur Schule gegangen, dann viele Auslandsaufenthalte, denn Max ist der Sohn eines berühmten Regisseurs und einer etwas weniger berühmten Maman, die Schauspielerin war. In einem Schweizer Schwimmbad tritt die erste Krankheit auf, die dem Jungen fortan Sport zu betreiben verbieten, er wird dadurch zum Außenseiter, bekommt mit elf Jahren eine Schwester und wird erst als die Familie nach Berlin zieht, ein wenig anerkannt. Sie ziehen dann noch nach Salzburg um, weil sie dem Sohn eine Kifferexistenz ersparen wollen, der klaut aber einen Tausender aus dem Safe, fährt damit nach München, um sich mit Rauschgift zu versorgen, steckt das im Zug in eine Coladose und wirft es bei der Grenze aus dem Fenster, um sie nie wieder zu finden. Dann kommen die Operationen am offenen Herzen, die werden dann nur von dem Herzen erzählt, weil der Protagonist ist ja inzwischen in Narkose und in einem anderen Teil geht es um die Frauen, denn der Max ist ein großer Frauenheld und lebt inzwischen in Paris, Peter Stephan Jungk tut das seit dreiundzwanzig Jahren und Max wird dort von der Briefträgerin Farah hinausgeläutet, die an seiner Türe steht, sich von ihm Orangensaft auspressen läßt und mit ihm spazieren geht, weil sie sich für Literatur interessiert, küssen und anfassen, läßt sie sich, die aus Algerien stammt, von ihm aber nicht. So marschieren sie zum Jardin de Plantes, dort läßt sie sich von ihm ein Gedicht aufsagen, er kann nur eines auf Deutsch, daß das dann der „Panther“ von Rilke ist, ist wohl ein Zufall, Farah hat aber den Namen Rilke ohnehin noch nie gehört. Max will mehr von Farah, so läßt er sich von ihr beauftragen, das Buch zu schreiben und der Dialog mit dem elektrisierten Herzen beginnt.
Dem Publikum hat es gefallen, das Buch wurde auch viel gekauft, so hörte ich beim Büchertisch eine Dame ihren Begleiter fragen, ob sie es ihm schenken soll, weil sie schon eines hätte, Peter Stephan Jungk hat auch während der Leseung seine ebenfalls am Herzen schreibende Autorenkollegin begrüßt und erzählte noch, daß er wenn er in Paris frühstückt, Ö1 aufdreht und sich die Nachrichten von Christian Filiz vorlesen läßt.

2011-04-05

Hexen hexen heimlich

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:01

„Hexen hexen heimlich“, din Jugendroman von Nicole Engbers, habe ich auf der anderen Buchmesse vor einem Jahr gewonnen und nicht gelesen habe, weil ich seit die Anna erwachsen ist keine Kinder- und Jugendbücher mehr lese, die andere Buchmesse 2011 hat mich aber an ihn erinnert und die 1973 geborene, hat auch „höre nie auf an Zauberei zu glauben! – viel Spaß mit Tim und seinen verhexten Ferien in das Buch geschrieben.
Tim ist ein etwa zwölfjähriger Junge, Pfarrersohn eines deutschen Städtchens in dem es eine Bergstraße, Schulstraße, Kirchstraße und sonst nicht viel gibt, es beginnt mit dem Schulschluß. Tim hat drei fünfen oder sechsen, wie das in Deutschland so heißt, in seinem Zeugnis stehen, weil ihm anderes als das Lernen wichtig ist, eine davon in Religion, peinlich für den Sohn des Pastors. Er geht also ins Pfarrhaus, vor der Tür steht eine schwarze Limosine, im Haus ist Barbara, die Cousine seines Vaters mit ihrer Tochter Katja, die sie, weil es eine Ehekrise gibt, beim für zwei Wochen hierlassen will. Der Pfarrer verschiebt den Griechenlandurlaub der Familie und will Tim in ein teures Nachhilfeinstitut schicken, der büchst aber mit seiner Schwester Jule und seinem Freund Kai zu seiner Oma Berta aus, denn die wohnt in einem tollen Häuschen an einem See, wo es auch ein selbstgebautes Floß und dazu den Geschichtenerzähler Ferdinand gibt. Katja kommt den dreien nachgefahren und Oma Berta, die mit zwei Schafen und einer Katze in einem Häuschen mit Turm lebt, ist über ihre vier Besucher an sich auch erfreut, nur hat sie leider Besuch von ihrer Schulfreundin Walburga und daher keinen Platz für sie.
So ziehen sie ins Turmstübchen, das sie allerdings erst entrümpeln müssen, ihr Hund Aldi, der so heißt, weil sie ihm vor dem gleichnamigen Diskonter gefunden haben, kommt auch noch nach und Walburga ist eine rothaarig, merkwürdig angezogene, starkgeschminkte Person, die beim Mau-Mau-Spielen unbedingt gewinnen will und noch andere seltsame Sachen macht. So beobachtet Jule, die nachts wegen dem schnarchenden Kai nicht schlafen kann, wie sie in der Küche ein Ferkel schlachten will, am nächsten Abend sitzt sie auf der Hollywoodschaukel und murmelt Zaubersprüche vor sich hin, so daß Oberinspektor Tim, der ein berühmter Detektiv werden will, vermutet, daß sie eine Hexe ist und sich freiwillig Bücher aus der Dorfbücherei ausborgt.
Walburga wird auch von den alten Frauen im Dorf schief angesehen, die sich darüber mokieren, daß sie Unmengen von Post versendet, das Buch spielt 2004, wo es noch Telgramme gibt. Walburga plant auch eine Party, bei der sie sich offenbar ungestört dreizehn Hexen einladen will, so daß sie dafür Oma Berta in ein Spital bringt und die Kinder zur Jause zu dem Außenseiter Ferdinand schickt, der über dem See in einen Wohnwagen lebt. Inspektor Tim spinnt Intrigen, um die Hexe zu entlarven und die Sache aufzuklären, am Schluß sitzt aber die gesamte Familie mit der Oma in dem Häuschen und der Zauberspruch war nur ein auf Ungarisch gemurmeltes „Ich bin Diabetikerin!“
Oder doch nicht ganz, denn als Tim sich seiner vermeintlichen Pleiten schon geniert, sieht er die Hexe auf ihren Besen davonfliegen, die ihm auch ein Brieflein hinterläßt „Lieber Tim! Ich bin froh, daß du anders bist. Höre nie auf an Zauberei zu glauben.“
Nicole Engbers, die ich auf den anderen Buchmessen kennenlernte, wo die anderen Bücher anders vertrieben werden, hat schon, wie ich ihrer Biografie entnehme, geschrieben, bevor sie schreiben konnte, also als fünfjährige dem Opa Geschichten diktiert, sich später pädagogisch ausbilden lassen, als Lehrerin und Erzieherin gearbeitet, den Roman hat sie schon als Kind begonnen und jetzt zu Ende geschrieben.
Und noch einen Nachtrag zu der letzten anderen Messe gibt es, denn da hat mir Stefanie März Vampirroman „Blutiger Kuß“ ja sehr beeindruckt. Jetzt gibt es den in einem der Blogs zu gewinnen, mal sehen, ob ich Glück habe.

2011-04-04

Korrigierbericht

Filed under: Uncategorized — jancak @ 17:24

Nachdem ich Donnerstag und Freitag zwischen Veranstaltungen, Buchbesprechungen, Stunden, Diagnostik und Abrechnung hin- und her gehetzt bin, war das Wochenende in Harland bei wunderschönen Wetter geruhsamer und da bin ich auch mit den „Zwillingswelten“, die ja seit Dienstag liegen geblieben sind weitergekommen. Seit dem letzten Korrigierbericht hat sich einiges verändert. Inzwischen sind es zweiundneunzig Seiten bzw. 48.165 Worte. Ich habe es einmal händisch korrigiert und am Wochenende die Korrekturen übertragen. Die Fakten stimmen jetzt wahrscheinlich, die Namen, das Alter, die Haarfarben etc, das, wo sich die Fehler einschleichen. Ich habe außer der Sprache an der ich noch arbeiten will, weder große Recherchelücken noch Plotfehler gefunden. Sprachlich ist es noch sehr holprig, ein paar unverständliche Stolpersätze werden auch noch drinnen sein, es wird wahrscheinlich auch noch ein paar Wiederholungen geben, die hinauskommen, so daß die Endfassung vielleicht um eine Seite weniger haben wird. Große Plotveränderungen werde ich wohl auch hier nicht vornehmen, immer wenn ich da Ideen habe, lasse ich es dann doch, bzw. finde ich das ohnehin schon angedeutet.
Ich habe mir die zweiundneunzig Seiten ausgedruckt und überlegt, da ich heute nur bis zwei Uhr Stunden hatte, ob ich damit nicht spazieren gehe oder mich in die Straßenbahn setze, um eine Art Recherchekorrektur zu betreiben. Bei der „Absturzgefahr“ habe ich das im letzten September kurz nachdem ich mit dem Rohentwurf fertig wurde, so gemacht. Da bin ich mit den Bus an den Rändern Wiens und auf den Kahlenberg hinaufgefahren und habe mir in meinem grünen Buch je eine Seite pro Person angelegt, wo ich was darüber geschrieben habe. Schließlich habe ich es so gelassen und ein paar Monate am Feinschliff der Sprache und den Fehlern korrigiert. Jetzt hätte eine Recherchekorrektur eher etwas für einen Literaturgeflüsterartikel gebracht, da ein großer Teil der Handlung ja nicht in Wien spielt. Nach Linz zu fahren und dort herauszubekommen, ob es ein Kongreßhotel gibt und ob das an der Donau steht, will ich nicht und im Hotel Wolfinger haben wir während unserer Radtouren ein paarmal geschlafen. In Trapani war ich vor zehn bis fünfzehn Jahren zu Ostern einen Tag und auf unserer letzten Sizilienreise, da habe ich wie wild an der „Sophie Hungers“ geschrieben, sind wir nicht dorthin gekommen, weil uns vorher das Öl aus dem Auto ausgeronnen ist. Dafür waren wir ein paar Tage in Taormina und das kommt ja auch ein bißchen vor. In Wien spielt nur der zweite Teil, der „Friedhof der ungelesenen Bücher“ und da zum größten Teil in Lisbeths Wohnung in der Währingerstraße. Wenn ich einen Recherchegang machen würde, hätte ich dorthin gehen können. Da es aber eher an der Sprache als am Plot zu recherchieren gibt, brächte mich das nicht viel weiter und ich hätte mich wahrscheinlich mit einem Tagesfahrschein in den Bus gesetzt, das Manuskript korrigiert und dabei die Leute um mich herum beobachtet, in der Hoffnung der Lisbeth und der Katharina zu begegnen oder ich wäre eine Runde in die Hauptbücherei bzw. zu den Bücherschränken gegangen. Das habe ich bei der „Mimi“ letztes Jahr gemacht, aber das spielt ja dort, beim Bücherschrank in der Westbahnstraße, wo es kein Bankerl gibt und da ich um eins die letzte Stunde hatte, wäre es für eine große Straßenbahnrunde ohnehin schon zu spät gewesen, da wäre ich mit dem Korrigeren der zweiundneunzig Seiten nicht durchgekommen. Das Wetter war auch nicht so schön, zum hinsetzen und Bücherschrank beobachten und, daß die von Samstag auf Sonntag von Vandalen überfallen und zerstört wurden, habe ich auch noch anzumerken. Auch nicht zu verstehen, warum man so was macht. Frank Gassner hat mir gestern ein diesbezügliches Mail nach Harland geschickt. Dann hat die Frau, die um zehn ihren Befund holen sollte, kurz vor vier angerufen, daß sie das jetzt tuen wird und ich bin nicht stattdessen im Garten gesessen und habe in den Computer korrigiert, wie die zweite Möglichkeit wäre, sondern noch gar nicht angefangen, weil ich ja kurz für eventuelle Schreibprozeßinteressierte berichten will, daß ich jetzt das Ganze im Computer durchgehen werde. Da kann ich mir evenutelle Änderungswünsche immer noch aufnotieren und dann das Ganze wieder kapitelweise bis es sitzt. Dann kommt die letzte Phase, solange durchschauen bis ich keinen Fehler finde, dann bekommts der Alfred, wie gehabt und der schaut nach den Rechtschreibfehlern.
Das Kapitelweise korrigieren, wie ich es gerne mache, wird diesmal ein wenig schwieriger, bzw. anders sein. Da ich ja ein sehr langes erstes mit vierundsechzig einhalb Seiten und dann zwei kürzere, vierzehn einhalb und zehn Seiten, die ihre unterschiedlichen Zeiten brauchen werden. Beim zweiten Kaptiel habe ich mir vor ein paar Tagen gedacht, daß ich das beim Bachmannpreis lesen würde, wenn ich dazu eingeladen werden würde, also schaue ich mir das sprachlich besonders an.
Das ist vermutlich der letzte längere Bericht über das Schreiben an „Zwillingswelten“, weil ich ja bald nur mehr heute habe ich zehn, zwanzig etc Seiten korrigiert schreiben oder wie das bei „Absturzgefahr“ gewesen ist, berichten könnte „heute trödle ich schon wieder vor mich hin“. Das intensive Berichten darüber hat mir trotz der harschen Kritik einer deutschen LeserIn Spaß gemacht, weil man daran gut sieht, wohin man mit einer Anfangsidee kommt, welche Irrwege das nimmt und seit ich über meine Schreibprozesse berichte, weiß ich auch, es kommt immer irgendwann die Phase, wo ich denke, ich kann es nicht, ich kann es nicht, zwei Tage später gehts dann zügig weiter.
Wenns eine Vorschau mit Beschreibungstext und Umschlagbild gibt, werde ich das wieder ins Literaturgeflüster stellen, da werde ich auch auf die Schreibberichte hinweisen, das dauert aber noch, kommt da zuerst bei die „Absturzgefahr“ von der es noch immer kein Umschlagbild gibt und den Text muß ich auch erst schreiben.
Dafür gibts wieder eine Idee für ein eventuelles Nächstes, die allerdings höchstens für eine Nebenfigur gut ist, hat mich da ja ein Klient darauf gebracht, daß er Tag für Tag mit der Straßenbahn in einen unbekannten Teil Wiens fährt und dort Kaffee trinkt und spazierengeht. Da könnte ich ja eine meiner depressiven Heldinnen hinschicken und wenn die dann noch im Rathaus spioniert oder sich beim Bürgermeister als Wunderwuzzi verdingt…, nun ja, nun ja, das wäre wieder eine meiner spinnerten Ideen, aber vielleicht schreibe ich dann wirklich etwas anderes und gänzlich Neues, mal sehen, es ist ja noch nicht so weit. Jetzt werde ich sicher wieder über das Korrigieren stolpern, trödeln und mir auch noch öfter denken, ich kann es nicht, ich kann es nicht, obwohl ich schon glaube, daß ich es wenigstens ein bißchen kann.
Jetzt ists halb sechs und wenn ich an dem Artikel noch eine Stunde korrigiere, kann ich dann gleich auf den Spittelberg gehen, weil ich mich dort mit dem Alfred treffe, um mir den Film „Die Lust der Frauen“ anzuschauen, obwohl heute in den Textvorstellungen der Alten Schmiede sowohl die Hilde Langthaler als auch Lidio Mosca-Bustamante lesen und zum Korrigieren bin ich nicht sehr viel gekommen.

2011-04-03

Lyrik von E.A.Richter und Hans Lebert

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:43

Wieder eine Lyrik-Session in der Badewanne, meinem bevorzugten Leseort und ein Schmökern in den Gedichtbänden „Das leere Kuvert“ von E.A.Richter und dem 50. Podium Portrait mit siebendunddreißig Gedichten von Hans Lebert. Der Tag der Lyrik bzw der Monat März sind schon vorbei, auf meiner Leseliste findet sich aber beides und ich habe ja vor meine Lyrikbände zu lesen, obwohl ich eine Romanleserin und Schreiberin bin.
„Das leere Kuvert“ ist ein Fund aus einem der Büchertürme, als es die Literatur im März noch gab. Der Name E.A.Richter ist mir bekannt, weil er der Schwiegersohn meiner lieben Psychologenkollegin Ilse Pollack war, das Residenzbuch „Die Berliner Entscheidung“ habe ich in den Achtzigerjahren gelesen und längst vergessen, im November meldete sich E.A.Richter bei mir und lud mich zu der Präsentationes seines Korrespondenzen-Buches „Fliege“ ein, ich habe ihn auf der Buch-Wien getroffen und im Jänner im zufällig im Literaturhaus, seither sind wir in Kontakt, er hat mir auch seine Homepageadresse geschickt, auf die er täglich Gedichte stellt. Grund genug mich an „Das leere Kuvert“ zu erinnern, daß ja schon seit einigen Jahren in meinen Regalen steht. Es sind sechsundsechzig Gedichte in fünf Teilen.
Wendelin Schmidt-Dengler hat das Nachwort geschrieben. Seine Eindrücke decken sich mit meinen, obwohl ich es nicht so literaturwissenschaftlich ausdrücken kann.
Der Band schließt mit dem Gedicht „Verdünnung“, dessen letzte zwei Zeilen „Lösch dich nicht aus, lös dich ab, sei ganz dünn im Raum“ lauten, Wendelin Schmidt-Dengler beginnt seine Erklärungen damit und geht zur Struktur über, die jeder Gedichtband haben muß und damit an den Anfang zu Teil I. Da gibt es ein paar erstaulich aktuelle erscheinende Schlafgedichte und dann auf Seite 26, Schmidt-Dengler zitiert es auch, das Gedicht „In jenen Tagen“, wo der Autor von seinem Hund erzählt, der ihn dreizehn Jahre seines Lebens begleitete und man sieht die kindliche Idylle und das Aufwachsen am Land, meint Schmidt Dengler. Ich habe den eingesperrten Kettenhund vor mir gesehen, den die Hühner und die Katzen nicht ernst nahmen und auch den Autor, der selbst das Grab für den Hund aushob und dann den Hund in seinen Träumen bellen hörte
„Er starb völlig unspektakulär – unter einem der Hollerbüsche/am Zaun zu den dicken Nachbarn./Ich fand ihn flach unter dem räudigen Fell,/weißbestäubt, schon starr“
Der zweite Teil führt nach Paris und der „Pariser Morgen“ in ein Spital, wo „Häkelpölsterchen, Harnflaschen,Briefe, Familienfotos, Prospekte und unverbrauchte Medikamente“ herumliegen.
Dann geht es in den „Jardin de Plantes“, wo ja Rilkes berühmter Panther spielt
„Kein einziger Panther im Tanz/von Kraft, mit großen Willen/Nur schläfrig blinselnd ein Löwe,/ wie alle anderen Tiere in einem/baufälligen Käfig.
In Teil III gibt es ein „Therapie“ genanntes Gedicht und die Therapeutin sitzt „äußerst befremdet von solchen Reden,/mit gekreuzten Beinen, und sie mit ihrem Block/auf den sie mehr schrieb als sonst“. Wendelin Dengler spricht hier von philosophischen Fragen.
Im viertel Teil gibt es dann das titelgebende Gedicht „Das leere Kuvert“, das Schmidt-Dengler, als die Chance des Lesers sieht, da er es mit Inhalt auffüllen kann. E.A. Richter hat das aber ohnehin schon getan und so ziehen diese sechsundsechzig Gedichte einen weiten Bogen von der Kindheit, über Paris, bis zu den letzten Fragen und der Verdünnung auf der letzten Seite, sehr klar, erstaunlich modern und dicht und dann wieder in die Geschichte und in die Vergangenheit hinabgleitend, wie passen diese Gedichte des 1941 geborenen E.A. Richter zu dem 1919 geborenen Hans Lebert, der durch den Roman „Die Wolfshaut“ bekannt wurde, dessen erster Gedichtband vor kurzem als Podium Portrait erschienen ist, in dem siebenunddreißig in Zeitschriften und Anthologien meist in den Fünfzigerjahren erstveröffentlichte Gedichte wieder aufgelegt wurden, die sich zum größten Teil reimen?
Auf den ersten Blick überhaupt nicht und es ist ein Zufall, das beide auf meiner Leseliste standen und ich eine Schnellleserin bin, die sich beides geben wollte, auf den zweiten Blick besteht die Verbindung darin, daß E.A. Richter zum siebzigsten Geburtstag eines der nächsten Portrait-Bändchen bekommen wird und als ich in der Alten Schmide bei der Präsentation des Portrait 50 war, haben mich die Gedichte so beeindruckt, daß ich mir den Band besorgt habe. Jürgen Egyptien hat ihn herausgegeben und eingeleitet. Seinem Vorwort ist zu entnehmen, daß es einige Gedichtsammlungen geben hätte sollen, die alle aus irgendeinem Grund verhindert wurden. Wo und wann die Gedichte erschienen sind, ist jeweils nach dem Gedicht abgedruckt. Meistens sind es die „Neuen Wegen“, aber auch die Lyrik Anthologien von Rudolf Felmayer werden genannt.
Die Gedichte sind wie erwähnt bis auf einige Ausnahmen gereimt, in Jürgen Egyptiens Vorwort wird die Bildhaftigkeit der Sprache beschrieben und erklärt, daß es sich dabei um Landschafts- und Naturgedichte handelt. Die Gedichte sind sehr beeindruckend und mitreißend in eben dieser Bildhaftigkeit und manchmal sehr verblüffend in ihrem Inhalt und nicht so konventionell, wie es auf den ersten Blick scheint.
Ein paar Beispiele:
„Hafenserenade“
„Wo wir geliebt und geschlafen,
sind wir nun Fremde im Haus.
Wir gehen hinunter zum Hafen
und schauen nach Schiffen aus.“
Aus „Neue Wege 9 (Nov 1953)
sehr beeindruckend, da ich da ja geboren bin , die
„Elegie des Bildstocks“ ist da schon hintergründiger
„Langsam, breite Tage
verflimmern über dem Land-
Erstarrt in meiner Klage
steh ich am Straßenrand“
Aus „Neue Wege 19 (Sep 1954) und
„Abendschnellzug“
Signale – Maste -Drähte
Schatten ,am Fenster vorbei
Murmeln die Räder Gebete
in dies eilige Einerlei?“
Aus Neue Weg 10 (März 1955)

2011-04-02

Open Mike im Cafe Kafka

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:23

Daß es im Cafe Kafka eine Open Mike Veranstaltung gibt, weiß ich schon lange, wahrscheinlch habe ich von Peter Waugh während einer Poet Night einen diesbezüglichen Flyer bekommen und hatte ihn eine Zeitlang auf meiner Veranstaltunbgspinwand hängen. Robert Eglhofer, der pensionierte Englischlehrer hat mir, glaube ich, auch einmal gesagt, daß er dort gelesen hat. Ichwar da nie, obwohl die Capistrangasse eingentlich ziemlich in der Nähe ist und dann wieder sofremd, daß ich sie mit dem Stadtplan suchte.

Denn Peter Waugh hat mich auf der Frauenlesung dazu eingeladen. Jeden ersten Freitag im Monat um halb neun und da ich im Literaturgeflüster gerne über Neues berichten will, bin ich hingegangen. Obwohl die letzten zwei Tage sehr hektisch waren, nämlich Abrechnung, dreimal Diagnostik, ein paar Stunden, das ÖAAG Relexionstreffen, die Eröffnung des dritten offenen Bücherschranks über den ich schon berichtet habe, das Stermann Buch wolte ich auch besprechen, so habe ich die letzten vierundzwanzig Stunden ziemlich durchgearbeitet, ich bin ja eine sehr disziplinierte Arbeiterin, die alles gerne gleich hinter sich bringt und nur ungern etwas liegen läßt.

Bezüglich Open Mike habe ich eine Aktion der Bezirkszeitung vor Jahren in Erinnerung, wo Schreibende aufgerufen wurden, hinzukommen und vorzulesen und dann waren so viele da, daß ausgelost wurde und ich hatte natürlich kein Glück. Bei Peter Waughs Veranstaltung ist das anders, da gibt es keine Vorauswahl, „all languages welcome“ steht auf dem Kärtchen, daß er mir im Amerlinghaus in die Hand drückte und er forderte die Leute während der Veranstaltung auch öfter auf, sich in eine Liste einzutragen, wenn sie lesen wollen. Es gibt auch einen special guest, diesmal war es Evelyn Holloway, die ich ja von der GAV, bzw. dem Lesetheater kenne, die ihren neuen Gedichtband vorstellte.

Das Besondere an der Veranstaltung ist, daß alle Englisch reden. Die Veranstaltung fand auch nicht, wie erwartet in irgendeinem Hinterzimmer statt, sondern im Cafe selbst, das sich in einer kleinen Seitenstraße der Mariahilferstraße befindet.
Peter Waugh hatte ein Lesepult mit zwei Mikrofonen aufgebaut und da ich mich, schüchtern wie ich bin, am Zettel unten eingetragen habe, obwohl dazwischen noch Platz war, habe ich auch ziemlich am Schluß gelesen.

Peter Waugh hat zwischendurch auf eine Buchpräsentation und eine Allen Ginsberg Lesung hingewiesen, die nächste Woche in der Galerie Heinrich stattfindet.
Daniela Beuren von der Grauenfruppe hat ziemlich am Beginn gelesen, nach Evelyn Holloway gab es eine Pause, in der Gabriele Petricek hereinhuschte. Hanane Aad aus dem Libanon, Peter Waughs Frau hat uns freundlich begrüßt und am Schluß gelesen. Es gab ein paar interessante Poetry Slamer und viele englische Gedichte.

Ich bin ziemlich locker, die „Mimi“ und die „Heimsuchung“ mit meinen zwei letzten Büchern, die ich immer in der Handtasche habe, hingegangen und habe gedacht, daß ich, nachdem ich vom anderen Buchmesseslam wußte, daß die 4. Mimi Szene länger als zehn Minuten dauert, gedacht, daß ich vielleicht aus der „Heimsuchung“, die Geschichte die Stelle mit der Lesung aus dem Vampirroman lesen werde, habe dann aber umdisponiert und mich für eine der Herta Müller Szenen, nachdem der Alfred einmal meinte, daß die gut sind, entschieden.

Die Mikrofone haben zwar, wie ich hörte geknartscht und gerauscht und ich war auch ein wenig nervös, allein mit deutscher Prosa in einem Raum wo alle englische Gedichte lesen. Hanane Aad hatte aber drei Gedichte auf Arabisch, die Peter Waugh auf Englisch übersetzte. Also sehr interessant und ungewöhnlich, wieder etwas Neues gelernt.

2011-04-01

„sechs österreicher unter den ersten fünf“

Filed under: Uncategorized — jancak @ 11:50

Das ist eine Werbepostkarte, die in der Wohnung des Protagonisten hängt und der Roman einer Entpiefkenisierung des 1965 in Duisburg geborenen und seit 1987 in Wien lebenden populären Kabarettisten und TV-Moderator Dirk Stermann, ein Buch das 2010 erschienen ist, soviel ich weiß, noch immer in großen Stößen bei Thalia und Morawa zu finden ist, das von mir im Jänner im offenen Bücherschrank gefundene, ist die 7. Auflage und offenbar ein nicht passendes Weinachtsgeschenk, denn ein silbernes Sternchen verklebt noch immer den Preis. Aber das Duo Stermann und Griessemann aus dem Salon Helga von FM4 mag nicht jeder, mir waren die diversen Scherzchen, die ich hören mußte, wenn wir früher Freitagabend mit der Anna nach Harland gefahren sind, auch ein wenig zu plump, aber ich habe ja keine Vorurteile gegen Bücher und so habe ich das Buch gelesen und war angenehm überrascht, fand ich ja nicht den Superblödler, wie ich es eigentlich erwartet hatte, obwohl ein bißchen mit Vorurteilen fängts schon an.
Da beschreibt der Autor, wie er im Wintersemester 1987/88 mit dem alten Taxi eines Freundes von Düsseldorf nach Wien gekommen ist, da fuhren sie zuerst in den Süden, dann nach Osten und da kamen auch die Familienvorurteile auf, über die DDR und, daß den Ostberlinern Wien vertrauter als Westberlin ist und von der alten Tante Olga, die den kleinen Dirk im Westen besuchen durfte und für all die schönen Westgeschenke wie Jeans und Salami ein selbstgehäkeltes Taschentuchsackerl mitbrachte, von dem der Dirk im Taxi noch nicht wußte, daß es ein solches ist, denn die Deutschen oder Piefke sagen ja „Tüte“ dazu und so kommt er in das fremde Ausland und versteht erst einmal die Sprache nicht, da trifft er auf der Uni aber einen deutschen Kommilitonen und der drückt ihm ein Vokabelheft in die Hand, wo man lernen kann, wie es heißt.
„Links das österreichische Wort, rechts das richtige also Karfiol statt Blumenkohl, Fiolen statt Bohnen“, weil es hier aber um Österreich und nicht nur um das k u. k angekränkelte Wien geht, lernen wir auch daß die Kärrntner „Strankalen“ sagen. Trotzdem ist es schwer mit diesem Österreich, wo man statt Weißweinschorle einen Gespritzen trinkt, der Köllner Hartmut, der geizig ist, nimmt den Dirk erstmal auf eine Party in ein wunderschönes Altbauhaus, in eine WG mit Friedenszins mit,“ wo es zwölf Zimmer mit riesigen Flügeltüren und Doppelstock“ und einen uralten Aufzug in dem nur die Hausbewohner fahren dürfen, dafür aber mit Spiegel und mit roter Plüschsitzbank gibt, dort lernt er zwei Frauen kennen, betrinkt sich mit einem Viertel Sliwowitz und hört, wie es Hartmut mit dem Qualtinger versucht, den er natürlich nicht parodieren kann.
So schleppt der unbedarfte Dirk die zwei betrunkenen Frauen die Stockwerke hinunter, läßt sich an Mezzanin und Hochparterre verwirren und den goldenen Wienercharme trifft er dabei auch, er landet schließlich im Bett der einen, wo er seinen späteren Freund Robert kennenlernt und weil die Freundin Interviews für den Jugendsender macht, nimmt sie ihm am nächsten Morgen mit und Dirks Karrere als Radiomoderator beginnt.
Das Buch hat eine Rahmenhandlung, es beginnt mit der Fahrt nach Wien, führt zu Roberts dreißigsten Geburtstag, am Schluß steht er kurz vor dem Vierzigsten, das will Dirk feiern, in dem er für Robert die Rache in Cordoba nachinszenieren will, also ein deutsch-österreichisches Fußballspiel zusammenstellt.
Er ist inzwischen verheiratet, hat in Sophie eine friedliche Frau gefunden, die die Endemiten studiert und eine kleine Tochter nahmens Kina, da kann man jetzt philosophieren, wie sich das aussprechen läßt?
„Oachkatzerlschwoarf“, kann er inzwischen sagen und er ist auch von Papgenogasse, wo er ins Theater an der Wien hineinsah und immer die Darsteller bedauerte, die sich für „Cats“ schminken ließen.
„Daß die Mullahs im Iran Verbrecher vor die Wahl stellen: Hand ab oder Cats ansehen und sich die meisten für die Hand entscheiden“, ist ein böser Witz, aber zum Glück sind nur wenige in dem Buch enthalten, dafür ein paar treffende Charakterbeschreibungen, die so weit ich es nachvollziehen kann, auch Wahrheitsgehalt haben.
So gab es in der Wohnung in der Papagenogasse eine brustamputierte Alkoholikerin, die jeden Abend Männer nach Hause schleppt, aber keinen Schlüßel hat und eine mit Kleinkind die regelmäßig betrunken im Treppenhaus liegt, das wird vielleicht übertrieben sein, im Laufe der Jahre übersiedelt er in die Kettenbrückengasse in Schuberts Sterbehaus und schreibt da von der „Wie spät ist es Frau“, die immer aus dem Fenster nach der Zeit fragte und die habe ich gesehen und gehört, da ich ja auch öfter durch die Kettenbrückengasse gehe, ich glaube allerdings, sie rief aus ein paar Häusern weiter unten.
Dirk wohnt mit Kira und Sophie jedenfalls in dieser Gegend und trifft auch seine Freunde dort und das sind ein paar urige Typen, der ostdeutsche Rocco, der Geschichte studierte, dann in Tirol Gastarbeiter war und beim Fußballspielen über die Berge kullerte, so daß er in einem Gefangenenspital einen Zahnarzt kennenlernte, der sämtliche alte Zahnarztinstrumente aus sämtlichen Museen auf Bestellung stiehlt und dadurch reich und berühmt wurde, das mag vielleicht auch nicht stimmten, dann gibt es noch den patscherten Architekten, dem den Hund seiner Freundin aus dem Fenster springt und den sie dann ins Krematorium führen müßen.
So wird Wien und Österreich erklärt und sich dem fremden Land mit der ähnlichen Sprache angenähert, bzw. ein Verkaufserfolg erzielt, denn Bücher über Österreich werden ja auch in Deutschland gern gelesen, so erfährt man auch ein bißchen was über Vorarlberg und das, was die Deutschen immer schon über Wien und Österreich wissen wollen, daß der 71 zum Zentralfriedhof fährt, beispielsweise, vom Nachmarkt mit seinen Würstlfrauen, die die Gäste, die ihren Stand beschmutzen, mit der Zange in die Nase zwicken und dem Cafe „Donauwelle“, wo Dirk der nicht weich genug Frühstücksei aussprechen kann, seine erste Moderation verpatzt, er macht aber auch mit einem überheblichen Vorarlberger eine Sendung, wo sie die Wohnorte berühmter Persönlichkeiten vorstellen wollen, der H.C. Artmann nicht erkennt, sondern für einen Vollkoffer hält und auch keine Ahnung von Ernst Jandl hat und damit man aus dem Buch auch ein bißchen einen Reiseführer machen kann, wenn man sich schon von Ostfriesland oder Bayern etc hierher begibt, gibt es auch ein paar Original Torbergzitate und diese Geschichte von Corduba von der ich nicht viel Ahnung habe, weil ich mich nicht für Fußball interessiere, spielt auch eine wichtige Rolle. Also ein interessantes Buch, das die Wienkennerin mit dem literarischen Anspruch überraschte, das meiste scheint zu stimmen und ist charmant beschrieben und ich hoffe nur, daß sich die „Wie spät ist es Frau“ nicht wirklich umebrachte, ich habe sie aber schon länger nicht gehört.

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