Das gabs heute in der Alten Schmiede und in der Galerie Splitter, nämlich Wiederbegegnungen mit Gerald Bisinger und Elfriede Gerstl, die einmal ein Ehepaar waren und beide haben mich irgendwie gemocht. Ich behaupte ja immer, daß der 1936 geborene Gerald Bisinger ein Fan von mir war, gut das ist ein bißchen übertrieben, aber er brachte meine Vampirgeschichte einmal in den ORF und in die Rampe und ich habe den Dichter mit seinen einzigartigen Gedichten „Ich sitze im Zug nach Bratislava, trinke ein Glas Rotwein und denke an Karl August“ und das in hunderttausend Variationen auch sehr gemocht. Neben mir liegen die beiden Droschl Bände „Ein alter Dichter“ und „Dieser Tratsch“, aus den Büchertürmen der Literatur im März, vielleicht hat Alfred mir auch eines einmal gekauft, als wir bei einer Lesung waren und dann gabs 1999 diese Preisverleihung zum Würdigungspreis, wo ich noch eingeladen wurde. Alle waren schwarz angezogen ich auch, schwarze Hose, schwarzer Pulli, wie bei Vernissagen und Literaturveranstaltungen üblich, trotzdem war so eine komische Stimmung und den Preisträger habe ich auch nicht gesehen. Dann trat Ministerialrat Unger an das Podium und erklärte, daß der Preis posthum an die Witwe vergeben würde, weil sich das der Preisträger gewünscht hätte und bei der Lyrik im März danach las Gerald Kofler oder war es jemand anderer, eines der Gedichte zum Thema „Allerheiligen“ oder so.
„Sitze beim Ottakringer Friedhof, trinke ein Glas Rotwein und überlege, werde ich ich in mächsten Jahr innerhalb oder außerhalb des Grabes“.
Ich war bei der Beerdigung am Ottakringer Friedhof und im Jahr 2000 hat Maximillian Droschl, das war in der Zeit, wo die schwarz-blau Proteste besonders intensiv waren, zum ersten Todentag wahrscheinlich, zu einem Friedhofsbesuch und dann in die Zehnermarie zum Heurigen eingeladen. Ich bin irgendwie zu spät gekommen, also nur zum Glas Rotwein und zum Heurigenbuffet, nachher hatte ich auch die erste Widerstandslesung versäumt bzw. mich niemand dazu eingeladen und heute gabs eine “ Stunde der literarischen Erleuchtung“ in der Alten Schmiede und in dieser stellte Marie Therese Kerschbaumer unter dem Motto „Zwiesprache im Schönen“, den 1977 erschienenen Gedichtband „Poema ex Ponto“ -„Publius Ovidius Naso“ im Schmiedesaal vor, hinter ihr hing das von Eva Maria Geisler, die inzwischen auch schon gestorben ist, gemalte Portrait mit der Krone und der karierten Jacke und August Bisinger der Sohn, der in der Alten Schmiede, die Tonanlage betreut und den Autoren das Glas Wasser richtet, hatte Werke seines Vaters für einen Büchertisch zusammengestellt und da gab es wahre Gustostückerln.
Alte Herbstpressausgabe und andere Unikate und das typische Alte Schmiede Stammpublikum, die Wiener Dichteriege, die immer weniger wird, gab es auch, Lisa Spalt, Elfriede Czurda, Julian Schutting, Gerhard Jaschke, Hannelore Kofler Elisabeth Wäger-Häusle, Herbert W. Wimmer, Wolfgang Helmharth u.u.u.
Zu Marie Therese Kerschbaumer habe ich auch meine Beziehung, habe ich sie ja Ende der Siebzigerjahre im Arbeitskreis schreibender Frauen kennengelernt, den sie irgendwie betreute und durch den ich in den Literaturbetrieb hineingekommen bin, für mich war das damals sowas wie die Gruppe 47 und als ich 1987 in die GAV aufgenommen wurde, habe ich sie, glaube ich beim NIG getroffen und da hat sie mich mit „Jetzt bist du eine von uns begrüßt“, später hatte ich mit ihr Schwierigkeiten, denn als ich die Frauenlesung in St. Pölten machte und sie dazu einlud, habe ich gehört, daß es ihr gar nicht so recht war und mich und die anderen, die dort gelesen haben, Elfriede Haslehner, Ruth Aspöck, Hilde Langthaler, als schreibende Hausfrauen bezeichnet hat, mit denen sie nicht verwechselt werden will, sie war dann aber sehr gerührt, als nach der Lesung ein alter Mann auf sie zu kam und sich von ihr ihre Bücher signieren ließ, dann habe ich sie 1998 noch einmal in die Frauenlesung, die ich damals in der Alten Schmiede machte „Die mittleren Jahre oder fast ein Altweibersommer“, einladen wollten, aber da gabs vorher bei den IG Autoren Schwierigkeiten mit dem Staatssekretär Wittmann, der die Autoren irgendwohin einlud oder nicht einlud, worüber sie sich sehr empörte, da habe ich sie angesprochen, weil ich dachte, es geht ihr nicht gut, sie hat sich provoziert gefühlt, es gab ein hin und her, das bumms in einer Ohrfeige endete, nun ja, inzwischen geht es wieder und ich mag sie eigentlich sehr gern und habe auch einiges von ihr gelesen. Den Band aus diesem Österreich Koffer, den ich einmal in der Buchlandung gefunden habe, im Literaturgeflüster zu besprechen, bin ich ja irgendwie gescheitert und als in Frankfurt, der vorletzte dbp, nicht, wie ich mir sicher war, an Herta Müller vergeben wurde, hat sie in der Alten Schmiede ihre „Gespräche im Tusculum“ vorgestellt.Jetzt hat sie Gerald Bisinger die Ehre gegeben und aus dem 1975 geschriebenen Gedichtband gelesen, der mit einem lateinischen Zitat beginnt und dem Dichter Ovid gewidmet sind. Gerald Bisinger hat damals, wahrscheinlich mit Elfriede Gerstl in Berlin gelebt und den Sommer am Schwarzen Meer verbracht und so lauten die Gedichte mit den elf Verszeilen auch „Sitze in Konstanza, trinke ein Glas Bier, denke an Ovid, hinter mir liegt eine Moschee“ u. so. w. u. so. f.
Ich flüstere das jetzt so prosaisch realistisch, es könnte auch ein wenig schnoddering klingen, Marie Therese Kerschbaumer hat es viel poetischer ausgedurckt und auch das Versmaß erklärt und die lateinischen Zitate übersetzt, die Geschichte der Römer erklärt und erzählt, daß sich Gerald Bisinger damals das Buch eines rumänischen Dichters namens Ion Minulescu kaufte und mit einem anderen Dichter, der später Kulturminister war und den Hölderlin Preis bekommen hat, am Präsidentenpalast vorbei spazierengegangen ist.
Eine sehr beeindruckende Lesung, die nur sehr kurz war, um sechs hat sie begonnen, um sieben war sie schon vorbei, die Autoren sind noch irgendwohin, wahrscheinlich in Cafe Engländer gegangen, ich bin ein bißchen herumgestanden, denn ich wollte ja in die Galerie Splitter zur Finissage von Renald Deppes „Spiel(t)räume“, die Vernissage habe ich ja ziemlich versäumt, weil ich in der Alten Schmiede bei der „Tante Jolesch“ war, diesmal hatte ich aber viel Zeit, so bin ich ein bißchen in der Innenstadt herumgewandelt, habe Sabine Gruber und Walter Famler in Richtung Schönlaterngasse durch den Heiligenkreuzerhof gehen sehen und bin ein bißchen vor der Kirche Maria am Gestande „Heute“ und „Österreich“ lesend gesessen, einer der jungen Männer, die den Büchertisch in der Alten Schmiede betreuen ist grüßend an mir vorbeigegangen und als ich in die Salvatorgasse zurückkam, ist gerade Christian Katt auf mich zugekommen. Drinnen war es bald sehr voll und der andere harte Kern der Literatur ist zu der Finissage gekommen, seltsamerweise gab es keine Überschneidungen und seltsamerweise habe ich auch Herbert J. Wimmer nicht gesehen, aber Eva Dite, Andrea Pauli vom Lesetheater, einen der Stammkäufer der Galerie Lindner, Angelika Kaufmann etc.
Renald Deppe spielte Klarinette, eine junge Dame sang und sprach Gerstl Texte und wurde von Fransika Fleischanderl, Laura und Agnes Deppe begleitet und für nachher hatte Moritz Deppe ein paar Trüffel Variationen vorbereitet, denn einer der Gerstl Texte hat vom Schokolade essen gehandelt, ein anderer von der Sprache, „Odysseus du Arsch“ ist auch vorgekommen und Renald Deppe hat immer wieder an die Elfriede Gerstl erinnert.
„Frau Gerstl nicht vergessen!“, hat er gerufen, aber das wird man in Wien ohnehin nicht so schnell, ich jedenfalls nicht, denn sie war ja eine, die sehr freundlich zu mir war und als ich damals bei diesem Wespennest Event keine Eiladung hatte, weil ich nicht zu den hundert Auserwählten gehörte, hat sie mich einfach mitgenommen und mich deshalb sogar angerufen und einmal, ich glaube, das war 1999, als sie den Trakl und den Friedpreis bekommen hat, hat sie auch auf meinem Geburtstagsfest gelesen. Vor zwei Jahren ist sie gestorben, auch auf ihren Begräbnis war ich. Einige ihrer Bücher habe ich gelesen und einige habe ich auch mit ihr getauscht, bzw. hat sie mir eines zum Geburtstag geschenkt.
2011-05-30
Reise in die Vergangenheit
2011-05-28
Wochenendwiederholung
Eigentlich fahren wir ja nur jedes zweites Wochenende nach Harland. Da wir aber vorigen Freitag in Krems waren und sich da Harland sozusagen anbietet, sind wir hingefahren, obwohl Alfreds Eltern in Ungarn waren und diesen Freitag noch einmal, weil Alfred am Montag zwei Wochen mit dem Karli nach Portugal fliegt und es sich dann bis zur Sommerfrische wahrscheinlich ohnehin nicht mehr ausgeht, denn es kommt ja das Wanderwochenende mit Alfreds ehemaligen Lehrer Sladky. Obwohl in Wien ja Stadtfest ist und dort am Nachmittag am Jodok-Fink Platz Thomas Glavinic und Clemens Berger lesen bzw. lesen sollen, da es ja derzeit regnet.
Zum Stadtfest, obwohl von der ÖVP veranstaltet, gehe ich ja manchmal und voriges Jahr gab es im Schweizerhof von einer Grazer Literaturagentur gestaltet, ein eigenes Literaturprogramm, aber Clemens Bergers Lesung aus dem Streichelinstiut, habe ich schon im Sommer im Museumsquartier gehört und die Besprechung von Thomas Glavinic „Lisa“ in der Literarischen Soiree im Februar und da das Wetter nicht so schön ist, bin ich vorerst im Bett geblieben, um meinen Lesern und Leserinnen, die literarischen Kleindetails der letzten Woche oder überhaupt zu flüstern, die wären, das Alfred die „Absturzgefahr“ inzwischen ein zweites Mal durchgesehen hat und ich auch noch einen oder zwei Fehler gefunden habe. Schreibt man „Die Beiden“ jetzt groß oder nicht, ich bin dafür, aber dann sollte das einheitlich geschehen und muß mir diesbezüglich den Text, glaube ich, noch einmal durchsehen. Obwohl ich derzeit viel Diagnostik habe, bin ich auch bei den „Zwillingswelten“ ein bißchen weitergekomme und korrigiere jetzt Teil zwei, den „Friedhof der ungelesenen Bücher“. Da habe ich ja einmal kühn behauptet, daß ich mich das trauen würde, beim Bachmannpreis zu lesen. Tue ich natürlich nicht, weil mich niemand einlädt, ich keine Verlagsempfehlung habe und wenn, würde mir mit Sicherheit passieren, was einmal Linda Stift, Iris Schmidt, Pedro Lenz etc passiert ist, das muß nicht sein, trotzdem werde ich mir erlauben, den Text besonders sorgfältig zu korrigieren, ihn sozusagen „Bachmannfit“ zu machen, auch wenn er trotzdem mit Sicherheit so bleiben wird, wie ich eben schreibe und das soll auch sein.
Apropo Bachmannpreislesen, da habe ich ja schon kurz angedeutet, man weiß jetzt mehr, denn es gab da ja eine Pressekonferenz und seit Dienstag Abend stehen die Namen auch auf der offiziellen Website. Die drei Österreicher Maja Haderlap, Daniel Wisser und Julya Rabinowich habe ich schon erwähnt. Julya Rabinowich war für mich auch keine Überraschung, die beiden anderen schon, obwohl ich den Namen der Kärntner Slowenin ja schon lange kenne, da sie aber vorwiegend Lyrik schreibt, ist er eine Überraschung, ebenso Daniel Wisser, den ich von der fröhlichen Wohnzimmerumgebung kenne. Also wird es Anfang Juli, wenn ich wahrscheinlich schon in der Harlander Sommerfrische bin, spannend und noch einen Namen kenne ich, nämlich Thomas Klupp, der ja, glaube ich, vor ein paar Jahren Literaturkursteilnehmer war und vor zwei Jahren sein Debut „Paradiso“ bei einer Lesung während der Tage der deutschsprachigen Literatur vorgestellt hat, persönlich habe ich ihn im Literaturhaus bei den Veranstaltungen des Sprachlehrganges kennengelernt. Ansonsten habe ich im Radio gehört, daß acht der vierzehn Autoren Berliner sind oder dort leben, interessant, auch wenn ich persönlich es schade finde, das dieser österreichische Wettbewerb so deutschlandlastig ist.
Ansonsten kann ich ein paar Erfolgerln berichten, es tut sich ja immer noch literarisch nicht sehr viel bei mir, aber die Volksstimmeanthologie 2010 „Abgeschoben“ ist erschienen und eine Lesung hat mir Christoph Kepplinger geschrieben, wird es auch geben und noch eine andere Lesung 2012, da werde ich wahrscheinlich mit Wolfang Kauer, Margot Koller und Walter Baco in Salzburg lesen, was schön ist und ich schon einmal machte, hat mich ja Christine Haidegger 1993 zu dem Symposium „Sichten und Vernichten“ eingeladen, wo ich mit Ludwig Laher, Kathrin Röggla, Fritz Popp, Thomas Rothschild, Serafettin Yildiz und anderen meine „Geschichten vom lieben Gott“ gelesen habe, es ein Buch darüber, ein tolles Buffet und sehr wenige Besucher gab.
Es tut sich also schon ein bißchen, auch wenn ich bei dem Anfang Juni stattfindenden, von Petra Ganglbauer organisierten „Tag der Freiheit des Wortes“ nicht eingeladen bin und ich natürlich im Literaturbetrieb gerne präsenter wäre. Durch das Literaturgeflüster bin ich das aber schon ein bißchen und da habe ich in der letzten Zeit auch ein paar Kommentare bekommen und schöne Linksammlungen von Peter Handke und Paul Celan Forschern.
So sitze ich also an einem ziemlich trüben Wochenende in Harland, versäume das Stadtfest, aber nicht die Wiener Festwochen, denn da habe ich Karten für das Stück „Gang zum Patentamt“, über den Poeten und Perpetuum mobile Erfinders Paul Scheerbarth mit Musik des Schweizers Ruedi Häusermanns, gewonnen, das mir, obwohl es gestern im Kulturjournal besprochen wurde, noch immer nicht viel sagt und so werden wir morgen, ein bißchen früher nach Wien zurückfahren, um ins Theater Akzent zu gehen und zu lesen habe ich Wien Arno Geigers „Alles über Sally“, in Harland J.M.G le Clezios „Wüste“ begonnen und Gerlinde Tamerl hat mir geschrieben, daß sie mir Joseph Zoderers „Die Farben der Grausamkeit“ geschickt hat. Das wäre dann Buch 97 auf meiner Hundertbücherliste und da mich mir von den Residenz Herbsterscheinungen den neuen Henisch und den neuen Rosei wünsche, wäre, da ich bezüglich meiner neuen Roman-Recherche Yasir Kemals „Granatapfelbaum“ endlich lesen will, alles festgelegt und die Anthologien und die anderen Neuerscheinungen, kommen, wenn ich im November mit den hundert Büchern fertig bin, denn ich habe heuer ja schon über fünfzig Bücher gelesen.
2011-05-27
Männer sind wie Schokolade
Gleich das nächste Chic Lit, da habe ich mir auf meiner Leseliste ja eine kleine Auswahl bekannter Namen aus dem Bücherschrank zusammengestellt und Chic Lit und Schokolade scheinen ganz gut zusammenzupassen, zumindest gibts ein paar Bücher mit ähnlichen Titeln. Bei Tina Grube kommt der Titel, auf Seite Hundert, als ich mich schon fragte, was das Buch mit Schokolade zu tun hat, vor.
„Überhaupt – Männer sind wie Schokolade“, sinnierte ich. Lockende Versuchungen in Variationen ohne Ende. Einige hatten es gut drauf sich anfangs zuckersüß zu geben, um sich dann als dunkle Sorte mit bitteren Nachgeschmack zu entpuppen…“
Da hat Lina Lano, die Werbeagenturbetreuerin gerade ihren Freßanfall, denn sie hat am Wochenende in Sylt ihren Kunden Mike Badon, in dem sie sich verliebte, mit einer Frau getroffen, die sich als Susanne Badon vorstellte, so ißt sie Nudeln, Schokolade, Schafskäse, Erdbeer- Rharbarba- Dessert mit köstlicher Vanillesauce durcheinander, obwohl sie sich vorher doch so diszipliniert, die überflüßigen Fettpölsterchen, die sie sich zu Weihnachten bei Mama in Berlin anaß, herunterhungerte.
Linda ist dreißig Jahtre alt und arbeitet in einer Hamburger Werbeagentur, das Buch beginnt, als sie von ihrem Boß Peter zu einer Besprechung mit den drei Grafikern und Textern Karl, Hans und Tom gerufen wird, die gerade eine Kampagne für eine Frankfurter Uhrenfirma zusammenstellten, wozu ihnen nichts anderes, als ein schönes Mädchen mit einer Uhr am Strumpfband eingefallen ist. Linda findet das blöd, soll aber mit der Männerrunde nach Frankfurt fliegen, um dem arroganten Zentralmanager Mike Badon das Konzept erklären und bekommt den Auftrag. Dazwischen fährt sie zu nach Hause, versucht mit ihren zwei Freundinnen Simone und Ulrike Männer aufzureißen und wird von ihnen dazu gebracht sich auf ein Inserat zu melden und lernt den Traummann Gerhard Schilling kennen, der sie in einem Maserati abholt und zum Essen fährt. Die Freundinnen überwachen am Nebentisch das Date und weil Herr Schilling kultzurbeflissen ist, führt er Linda auch ins Theater. Die langweilt sich beim Shakespeare, geht aber mit in seine Wohnung um ein Glas Champagner auf den gelungenen Abend zu trinken, wo die Picassos, Miros und Manets herumhängen und gibt ihm, als er sie verführen will, entsetzt eine Ohrfeige.
Vorher mußte sie noch Mike Badon vom Flughafen abholen und als sie sich in ihm verliebt, trifft sie ihn in Begleitung in Sylt, beginnt kurzfristig sich zur Tonne anzufressen, bis sich das Mißverständnis klärt, daß Susanne nur die Schwester ist, bei der Courths-Mahler kommt das auch manchmal vor.
Linda wirft die Schokolade weg, bzw. gibt sie sie ihren Chef, bereitet alles emsig für die Schmuckmesse in München vor und läßt sich von den Freundinnen beraten, wie sie sich bezüglich Traummann weiter verhalten soll. Die raten ihr ihn in eine Disco zu locken, er ist aber zu müde dazu, so fährt sie mit ihm ins Hotel, sie wohnen im selben und schlägt ihm dann das Sektchen aus ihrer Minibar vor, das klappt, sie landen im Bett, nur am nächsten Tag weiß Lina nicht weiter und ist totunglücklich, bis Mike ihr mindestens zwanzig riesengroße Sonnenblumen in die Firma schickt und sich das Blatt gewendet hat.
In diesem Buch gibts keine rosa Bildchen und Schriftzüge, „Happy End“ steht aber trotzdem auf der letzten Seite und Tina Grube wurde 1962 geboren, arbeitete viele Jahre in der Werbung, heute lebt und schreibt sie in New York. Von ihr stammen, steht im Buch, die Bestseller „Ich pfeif auf schöne Männer“ und „Lauter nackte Männer“, alles bei Fischer TB erschienen.
Kleiner Nachsatz, bei einer Führung durch Josef Zotters Schokoladenmanufaktor habe ich gelernt, daß die dunkle Schokolade, weil viel Kakaobutter, die wertvollste ist, wenn auch mir die minderwertigere Milchschokolade besser schmeckt.
Die Ironie die im Beschreibungstext gelobt wird, dürfte sich vor allem auf die die Person des Wunderwuzzis Gerhard Schilling beziehen, denn Manets, Picassos und Miros hängen wohl kaum mehr frei in irgendwelchen Junggesellenwohnungen. Und im Unterschied zur Sandra Paura ist die Linda sicherlich ein wenig emanzipierter, denn sie passt zwar auch auf eine Katze auf, das Katzensitten ist wohl ein beliebtes Chick Lit Thema, geht aber wesenlich normaler und entspannter mit ihr um. Ansonsten habe ich einige Beschreibungen in dem Buch gefunden, die mir angelastet werden würden, so geht Linda wegen ihres Rücken zum Orthopäden, spielt Tennis und tut auch sonst so allerhand, was zwar Seiten füllt, die Leserin aber nicht wirklich vom Stockerl reißt.
2011-05-26
Frühling in der Via Condotti
In Gustav Ernsts 1987 im berühmten Europaverlag erschienen Roman „Frühling in der Via Condotti“ geht es ebenfalls um beste Beziehungen.
Ein Ernstsches Dauerthema offenbar, denn Marianne und Walter Guschelbauer machen sich auf, ihren zwanzigsten Hochzeitstag in Rom zu feiern, bzw. dort wieder zu erleben, was sie bei ihrer Hochzeitsreise gesehen haben. So nehmen sie den Zug und als der im Bahnhof Termini einfährt, „begann Marianne Guschelbauer ihren Mann dazu zu überreden, die Extrawurst aufzuessen.“
Damit sind wir gleich drinn im Geschehen, denn diese Marianne hat Züge der Lisa aus den „Besten Beziehungen“, allerdings ist er auch nicht so ohne, denn Taxifahren läßt er sie auch nicht gleich und es kommt auch sehr oft zum Streit zwischen beiden, die zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre verheiratet sind und auch eine Menge Probleme haben.
So gibt es einen psychotischen Sohn namens Ernsti und Schwierigkeiten mit dem Arbeitsplatz Walters gibt es auch, er ist nicht so befördert worden, wie er es wollte und Angst um diesen hat er auch. Ansonsten ist der Dreher ein Rapidfan und möchte wissen, wie das Fußballspiel, das er versäumte ausgegangen ist, so sucht er in Rom die Kioske nach einer Kronenzeitung ab und hat auch ihre Ansichten, nur, daß die Krone gegen Hainburg ist kann er nicht verstehen, denn „Wir brauchen ein Kraftwerk und die reden vom Sumpf, den man retten soll, die Trotteln.“
Auch sonst wird man gelegentlich mit längst verschwundenen Politikern, wie z.B. der ehemaligen U.S Botschafterin Helene von Damm konfrontiert. Walter zitiert öfter Kreisky und hat, wie erwähnt, sehr handfeste Ansichtren.
„Wenn einer nicht arbeiten kann, sagt Walter Guschelbauer, dann muß er es im Kopf haben, oder er will nicht, oder er sitzt im Rollstuhl“
Trotzdem haben Walter und Marianne Ideale und die sind, daß sie ihre Hochzeitsreise, bzw. den Beginn ihrer Liebe nacherleben wollten. So rennen sie, nachdem sie sich in der Pension Positano einquartiert haben, es gibt zu Mariannes Leidwesen kein Klo und Bad im Zimmer, mit dem Stadtplan herum und suchen den Weg, wo sie damals glücklich waren und finden ihn natürlich nicht.
Sie grasen aber alle Touristenattraktionen ab, Walter rät Marianne genau auf ihre Handtasche aufzupassen, damit sie ihr nicht von einem Mofadieb entrissen wird, er sucht an den Ständen nach der Kronenzeitung und findet, wieder typisch Ernst, so manchen Porno, während sich Marianne in die „Neue Post“ vertieft. Sie gehen, wie wohl alle Österreicher, bei ihren ersten italienischen Restaurantbesuchen zu früh essen, Marianne wird von einem Italiener angemacht, während Walter über ihren dicken Arsch schimpft, sie trinken auch viel zu viele Grappas, so daß sie betrunken in ihre Pension zurückkommen und der unfreundliche Sohn der Wirtin ihnen aufsperren muß.
Im zweiten Kapitel geht es weiter, mit der Suche nach der schönen Vergangenheit. Sie streiten wieder und werfen sich ihre Verfehlungen vor, schließlich trennen sie sich, weil sich Marianne Schuhe kaufen will, während der offenbar gefühlvollere Walter, immer noch „das Denkmal unserer Liebe sucht“.
So gibt Walter im Cafe de Paris zwei jungen Mädchen einen Sprachkurs, wie man auf wieviel Arten man „Schwanz“ und „pudern“ sagen kann (nachzulesen auf Seite 83) und erklärt ihnen was „Arschficken“ ist. Nachdem sie von zwei jungen Männer abgeholt werden, bleibt er zuerst allein, später wird von einer aschblonden gleichaltrigen Engländerin, die ihn an die Frau seines Arztes erinnernt, angesprochen, während Marianne ihre Schuhe in der Via Condotti kaufen will, aber von einem glutäugigen Italiener namens Mauro zum Essen eingeladen wird und die Nacht in seinem Auto verbringt, bzw mit ihm vögelt. Walter versucht das auch mit Mrs White, verläßt sie schließlich aber, denn „Du bist mir zu dünn, schrie er und schlug ihr die Hände weg, du bist mir zu alt“, um schließlich von drei Ragazzi, die seine Brieftasche mit den 13.000 Lira, die er noch hat, rauben, mit dem Messer verletzt zu werden.
So trifft sich das Ehepaar vor der Pension wieder. Marianne stellt Walter Mauro als ihren Bruder vor, der bringt ihn in die Ambulanz und das Paar schließlich zum Bahnhof, wo sie einen Tag früher als geplant nach Hause fahren. Marianne küßt Mauro zum Abschied und blickt dann in ihre „Neue Post“. Walter hat die Kronenzeitung wieder nicht bekommen und „als sie in Blogna sind, regnete es.“
Interessant in dem alten Buch, von einer längst vergangenen Zeit zu lesen und trotzdem so viel Bekanntes zu finden. Die selben Ansichten, die selben Themen, wenn man es mit dem neuen Roman vergleicht, wird man vieles wieder finden, bzw. bemerken, daß Gustav Ernst schon 1987 meisterhaft verstanden hat, vom Leben der kleinen Leute zu schreiben. Er tat es auch damals aus der männlichen Sicht, mit einer kräftigen Sprache und sehr viel Sex und Realismus, die Frauen kommen aber gar nicht so schlecht bei ihm weg und über das Leben hat man auch damals viel erfahren.
Ich glaube, ich war, als das Buch vorgestellt wurde, bei einer Lesung in der Alten Schmiede und habe es jetzt kurz nach Weihnachten im offenen Bücherschrank gefunden, „Johann Koplenig – Parteischule der KPÖ“ steht auf dem Pickerl und dem Stempel im und am Buch und das ist wohl der Name der Schule, da der kommunistische Politiker, schon 1968 gestorben ist. Das habe ich Gustav Ernst wahrscheinlich bei dem Sprachkunst Symposium erzählt und inzwischen auch, daß ich die „Besten Beziehungen“ gelesen habe. Jetzt habe ich noch „Herzgruft“, ebenfalls aus dem Europaverlag, das ich mir einmal in der Buchlandung Landstraße, als die kurz wiederbelebt wurde, kaufte, ungelesen in den Regalen, da das aber ein Drama ist, werde ich es wahrscheinlich so schnell nicht lesen.
Und zu mäkeln habe ich am Stil des Sprachkunstlehrers natürlich auch. Zwei Stellen gibt es, da scheint mir das „Show not tell!“, nicht ganz so gut gelungen, sondern zu sehr beschreibend zu sein.
„Man sah sie vor dem Koffer-Standl über die Preise reden“, auf Seite 63 beispielsweise. Aber sonst ist es ein hervorragend geschriebenes realistisches Buch, dessen Lektüre ich wirklich nur empfehlen kann. Das Problem wird nur sein, es zu bekommen, also in den Bücherschränken schauen oder sich auf die „Besten Beziehungen“ verlegen, die es ja noch gibt.
2011-05-25
Sujet, Hybris, Referenz
Wieder einmal Textvorstellungen mit Angelika Reitzer, die ja dieser Reihe einen eigenen ästhetischen Anspruch gibt und dieses Mal die neuen Bücher von Andreas Unterweger, Josef Kleindienst und Philip Hautrmann präsentierte. Alles in den Neunzehnhundertsiebzigerjahren geborene Männer und alles keine Unbekanten, hat Josef Kleindienst ja voriges Jahr beim Bachmannpreis gelesen, Andreas Unterweger kenne ich von verschiedenen Veranstaltungen mit Philip Hautmann, habe ich schon gelesen, nämlich bei der Präsentation der Volkstimmefestanthologie 2009 und in dieser sind auch Teile aus seinem Roman „Yorick oder ein Mensch in Schwierigkeiten“ enthalten.
Die Zusammenstellung der Autoren ist interessant, wie auch Angelika Reitzers Einleitungsreferat mit dem sie Verbindungen zu den drei Werken herzustellen versuchte. Sujet, Hybris, Referenz, sehr genau habe ich diese Verbindungsfaden nicht verstanden, drei originelle Bücher sind es aber allemal, die irgendwie aus der Reihe fallen, wobei meiner Meinung nach Philip Hautmann, der am wenigstens Professionellste ist, während die beiden anderen ja schon Kultcharakter haben.
1977 in Linz geboren und jetzt in Wien lebend und der Roman besteht aus drei Teilen, in der Diskussion erklärte Philip Hautmann auf Angelika Reitzers Frage nach der Rolle der Literatur, denn der Roman besteht aus einer Reihe von Zitaten und Anspielungen, das er einfach angefangen hat, dann hätte sich das Weitere schon ergeben. Shakespeares „Hamlet“ spielt dabei eine Rolle und dieser Yorick ist irgendwie ein lästiger Mensch, der zum Frühstück kommt und wenn man das Haus verläßt, um ihn auszuweichen, geht er einfach mit. Er will einen großen Roman über die Menschheit schreiben, aber nicht er allein, auch seine Freundin, die sinnigerweise Therapeutin ist, will das, dann kommen ein paar Seitenhiebe auf die Psychologen oder Therapeuten, wo und wie sie masturbien und die Fallbeschreibungen wurden einem Buch Kernbergs entnommen. Diese Therapeutin ist so selbstbezogen, daß sie sich nur für sich selber interessiert, weil sie aber nur Narzisten behandelt, merken die das nicht. Die anderen Teile, die sich auf die Künstler beziehen, werden vielleicht ähnlich ironische Anspielungen haben. Es gibt auch eine Abhandlung über den Neoliberalismus, die ist in der Volksstimmefestanthologie enthalten und Yorick schließt sich einigen Bankern an, bis die ihn entlarven, ein sehr originelles Buch und interessant, das Angelika Reitzer es mit Andreas Unterweger und Josef Kleindienst mischte oder auch nicht, denn Josef Kleindienst bei Sonderzahl erschienener Band „An dem Tag an dem ich meine Friseuse küßte sind viele Vögel gestorben“ ist ja auch ein sehr ungewöhnlich und wurde schon für den originellesten Titel nominiert, dann besteht es aus sechshundertneunzehn Miniaturen und einem Protagonisten, der einerseits, wie ein Tourist die Stadt erlebt oder „Am Fenster steht und spukte“, dabei hat „zwei Tage hat das Telefon nicht geläutet und ich habe die Welt vergessen“, dann taucht ein russischer Oberst auf, Affen spielen eine Rolle und Weltverschwörungstheorien. Eine Bankerin und scheint auch etwas mit ihm vorgehabt zu haben, was habe ich nicht ganz verstanden.
Angelika Reitzer hat in der Einleitung etwas von James Bond erwähnt und von einen Listenroman gesprochen, die Psychologin in mir hat es natürlich wieder auf die menschlichen Ausnahmesituationen bezogen und an eine Psychose gedacht, die der einsame Held, bei dem das Telefon nicht läutet, ja auch entwickeln kann und bei Weggehen habe ich eine eher konventionell gekleidete Frau Josef Kleindienst etwas von Drogen erzählen hören, man könnte es also auch als Drogenrausch deuten und so ergeben die sechshundetneunzehn Miniaturen verschienenen Sinn und man müßte natürlich das Ganze lesen, um es zu verstehen. Bei Andreas Unterwegers zweiten, bei Droschl erschienenen Buch „Du bist mein Meer“ erscheint es einfacher oder auch nicht. Hat mich ja schon die quadratische Form am Büchertisch verwirrt, weil ich das Buch zuerst für eine CD gehalten habe. Dann besteht es auch aus drei Teilen bzw. Listen, drei mal siebenundsiebzig Bildern und der erste Satz lautet „Er hat seinen Fotoapparat verloren“, der Protagonist, das „Er“, Andreas Unterweger betonte in der Diskussion, daß er nicht „Ich“ schreiben wollte, macht offenbar mit seiner schwangeren Frau oder Freundin Urlaub am Meer, verliert aber vorher seinen Fotoapparat, so daß er zu zeichnen beginnt und dann auch zu schreiben, er zeichnet den schwangeren Bauch der Frau, geht von einem Ort zum anderen, spricht mit dem „Du“ und philosophiert über das „zu Hause“. Am Ende kommt es zu einer totalen Liebeserklärung und das Ganze hat auch eine abgehakte kleinen Form. Jede Seite ein Kapitel und manchmal besteht es nur aus einem Satz, ähnlich wie Josef Kleindienst Miniaturen, der in dieser Form einen ganzen Spionageroman aufbaut und unähnlich zu Philip Hautmann, der sich in seinen drei Teilen nicht beschränkte. Eine sehr ungewöhnliche Lesung, die die Grenzen der Sprache und das Experimentieren mit den verschiedensten Formen deutlich machte und weil ich vorhin vom Bachmannpreis geschrieben habe, da weiß man inzwischen auch schon mehr, stehen die Namen der Auserwählten schon seit gestern auf der Bachmannpreishomepage, beziehungsweise wurden sie sie heute im Radiokulturcafe bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben und ich habe mich wieder einmal verschätzt, bzw. habe ich doch an viel zu junge Autoren gedacht und bin nur bei Julya Rabinowich richtig gelegen. Die 1961 geborene Maja Haderlap ist ja schon eine sehr etablierte Autorin, die ich, glaube ich, aus der GAV kenne, Daniel Wisser kenne ich von einer Ilse Kilic Veranstaltung im Amerlinghaus, er hat ein Buch bei Ritter herausgebracht. Damals habe ich gedacht, so ähnlich kann ich auch schreiben und habe meinen damals aktuellen Text an Ritter geschickt. Ilse Kilic war mit Fritz Widhalm heute auch in der Alten Schmiede. Dann habe ich noch Radek Knapp, Herbert J. Wimmer, den Sonderzahl Verleger und einige ältere Damen, die mit den Autoren vielleicht verwandt sind, gesehen und es war wieder einmal deprimierend zu beobachten, wer mich aller übersehen hat.
2011-05-24
Carlotta steigt ein
Nun wieder ein Krimi, denn ich lese ja, obwohl ich eigentlich gewaltlos bin, ganz gerne solche, Linda Barnes „Carlotta steigt ein“, lagert schon lang in meinem Badezimmer und weil das Buch Teil einer Serie ist und ich Serien mag, hatte ich mir sogar dasselbe Buch in einer anderen Ausgabe ein zweites Mal genommen und wieder zurückgebracht.
„Schnappschluß für Carlotta“, habe ich mir vor Jahren bei Libro in der Kremsergasse um zehn Schilling oder sogar zum Normalpreis gekauft und gelesen. Den Inhalt habe ich vergessen, der Titel hat sich mir eingeprägt und ich habe mich auf das Lesen schon gefreut, obwohl der Plot gar nicht so ungewöhnlich scheint, die Protagonistin Carlotta Carlyle, die Ex-Polizistin, ehemalige Taxifahrerin und nunmehrige Privatdetektivin, die in Cambrigde bei Boston wohnt, rote Haare hat, ein Meter achtzig ist und Schuhe Größe 43 trägt, mit der jüdischen Mamme, einem Kater namens T.C und einem Vogel namens Fluffy, ist das aber schon.
Eine sehr emanzipierte Detektivin mit der großen Schnauze und gesunden Ansichten über Gott und die Welt, sie wohnt in einem großen von ihrer Tante geerbten Haus, hat eine Untermieterin namens Roz, die bei ihr putzt und eine kleine Patenschwester Paolina und sie bekommt eines Tages, wie viele Krimis beginnen, als sie kein Geld hat und keine Klienten hat, Besuch von einer alten Dame, mit weißen Löckchen, die ihr den neuen Auftrag verschafft.
Sie soll ihr den vermißten Bruder suchen und der war zufälligerweise Taxifahrer in dem Betrieb, in dem Carlotta während ihres Soziologie-Studiums jobbte. So beginnt sie wieder Taxi zu fahren und besucht die dicke Gloria, die im Rollstuhl sitzt und die Taxizentrale schupft. So weit schon hundertmal gelesen, originell ist dagegen, daß es auch mit einem Preisausschreiben beginnt. Carlotta hat ein solches gewonnen, obwohl sie nie bei einem mitspielte und soll nun, wenn sie nur mit ihren Gatten Thomas C. Carlyle eine Immobilie besichtigt, eine Reise nach Italien oder zwanzigtausend Dollar bekommen, das kommt mir, da ich ja selber manchamal solche Briefe bekomme, bekannt vor und wow, eine Werbefahrt in einem Krimi ist spannend. Es hat nur einen Haken, Thomas C. ist ein Kater und so hält Carlotta, den Anwalt, der den Brief verschickte hin, wird abgehört und von verschiedenen Männern gesucht.
Sie sucht inzwischen Miss Devens Bruder, bekommt heraus, daß er Mitglied einer iriischen Vereinigung war, die für die IRA Gelder sammelte und Miss Devens wird auch noch zusammengeschlagen und verrät Carlotta im Krankenhaus, daß sie am Dachboden eine Kiste Geldscheine hat. Carlotta beginnt wieder Taxi zufahren, um Eugenes irische Kumpeln zu beobachten und sie beobachtet auch einen Dealer, der vor dem Haus bzw. der Schule ihrer kleinen Schwester steht.
Dann gibt es noch einen Polizisten namens Mooney, der in die Geschichte verwickelt ist und der verrät Carlotta, daß Thomas C. Boyle ein gesuchter Gangster ist, den sich das FBI schnappen will, so daß es schließlich zu einem drei Klappen auf einmal Schlag kommt, die irischen Kumpeln haben nämlich statt Geld zu sammeln, Rauschgift vertrieben und Carlotta taucht mit ihrer Katze am Busbahnhof auf, wo der FBI nicht nur den Dealer verhaften will und Mooney lacht sich ins Fäustchen. Am Ende wird noch Eugens Leiche gefunden und Carlotta behält das Geld in der Kiste, das sie zwischendurch im Katzenklo versteckte, das heißt, sie spendet einen Teil für ein Tierheim und verwendet einen anderen für Paolinas Ausbildung und alles wird gut.
„Carlotta steigt ein, hat ein wunderschönes Plot und einen eleganten Stil, aufregend, mitreißend und voller Witz“, schreibt Robert. B. Parker auf der Buchrückseite. Ich habe es dagegen ein wenig konventionell, langatmig und die Handlung etwas unglaubwürdig gefunden, denn ich denke, daß keine Privatdetektivin so einfach auf eine Polizeistation gehen und von den ehemaligen Kollegen Einsicht in die Akten und dann noch Aufträge bekommen kann.
Linda Barnes ist Jahrgang 1949, in Detroit georen, war Lehrerin für dramatische Künste, bevor sie sich der Schriftstellerei widmete und hat einige Krimiserien geschrieben.
„Carlotta steigt ein“ ist 1987 erschienen, „Schnappschuß für Carlotta“, das mich sehr beeindruckt hat, 1993, einen anderen Teil der Serie habe ich noch nicht gefunden, ein paar der zwölf Bände sind auch noch nicht auf Deutsch erschienen.
2011-05-23
Russische Literaturdebuts
Während wir gespannt auf Klagenfurt warten, präsentierte die Hauptbücherei, die Gewinner des russischen Debutpreises, die in der von Christiane Körner übersetzt und herausgegebenen, bei Suhrkamp erschienenen Anthologie „Das schönste Proletariat der Welt“, erschienen ist, und mit drei Autoren Alisa Ganieva, Denis Osokin und Aleksej Lukjanov derzeit auf Lesereise ist, vorige Woche fünf deutsche Städte, heute Wien, morgen Graz, ein sehr spannendes Unterfangen, wie Christian Jahl von der Hauptbücherei betonte und die Übersetzerin Christiane Körner erzählte in der Einleitung etwas über die Literatur der jungen Russen. Der Debutpreis ist eine russische Einrichtung, die sich an Autoren unter fünfundzwanzig wendet, sie war zuerst erstaunt, daß so junge Leute schon so gut schreiben, hat sich aber von ihrer Qualität überzeugt. Es ist die Generation nach der SU, die also weder dafür noch dagegen ist, sondern die Vergangenheit von außen betrachtet und in deren Werken das Reisen eine Rolle spielt, das Fhren mit dem Zug, das Erkunden der Welt, das Surfen durch das Internet. Stimmen, die nicht mehr aus Moskau oder Petersburg kommen, sondern aus Perm, Ufa, Kazan etc.
Dann stellte sie die drei Autoren vor und begann mit Aleksej Lukjanov, der 1976 in der Nähe von Solikamsk im Ural geboren wurde, von Beruf Schmid ist, mehrere Kurzromane und viele Kurzgeschichten geschrieben hat, zweimal Debut-Preis-Finalist war und auch den neuen Puschkin Preis gewonnen hat. Er hat in der Anthologie einen Text, der von sieben Leuten einer Brigade handelt, einer ist Schmid, also das Alter Ego des Autors und die, Aleksej Lukanov verwendet surrealistische Elemente in seinen Texten, verlernen plötzlich das Fluchen, danach bricht die Infrastruktur zusammen, die sieben wollen nach Paris auswandern, das das plötzlich aber alle tun, bleiben sie in Moskau hängen oder kehren in ihre Heimat zurück und fluchen können sie dann wieder auch. Eine Anspielung auf die Entvölkerung durch die Intellektuellen, die alle ins Ausland gehen, meinte Christiane Körner.
Robert Reinagl las wieder die deutsche Übersetzung und Christiane Körner, die in Frankfurt am Main lebt, hat sehr deutsch übersetzt, da wird geguckt und mit Aprikosen geworfen, etc, sehr hart für österreichische Ohren, seltsamerweise sprach das eine russisch sprechende Dame an und Christiane Körner, war darauf vielleicht ein bißchen befremdet, hats den jungen Russen aber übersetzt.
Na klar, auf Österreichisch hätte es anders geklungen und Robert Reinagl meinte auch, daß er kurz überlegt hatte, ob er aus den Aprikosen nicht Marillen machen soll. Dann ging weiter mit Alisa Ganieva, die zwar in Moskau geboren wurde, aber in Dagistan aufwuchs, am Gorki Institut Literatur studierte, dann schon eine bekannte Kritikerin war, sie ist 1985 geboren, so daß sie ihren Roman „Salam Dalgat!“ mit dem sie gewonnen hat unter einem männlichen Pseudonym einreichte. Dann wurde sie dafür gelobt, daß sich eine Frau so gut in einen männlichen Protagonisten einleben kann und der besucht eine Stadt im Kaukasus und schildert das dortige Leben, wofür Alisa Ganieva wieder getadelt wurde, daß sie ihr Nest beschmutzte und es ging in den gehörten Ausschnitten auch sehr orientalisch zu.
Denis Osokin wurde 1977 in Kasan geboren, studierte in Warschau Psychologie, in Kasan Literaturwissenschaft, gewann 2001 den Debutpreis und ist ein arrivierter Drehbuchautor, der vor kurzem in Venedig mehrere Preise gewonnen hat. Seine Texte, eine Art Kalendergeschichten, waren auch Titelgebend, hat er sich doch an die Zwanzigerjahre orientiert und Texte über das Proletariat geschrieben, in denen es von Teufel und Engeln nur so wimmelte.
Nachher gab es eine lebhafte Diskussion, was der Debut-Preis für die jungen Literaten bedeutet? Alisa Ganieva meinte, daß viele Autoren, die vorher ihre Texte einem Verlag anboten, erst nachher einen fanden. Die drei sind nur auf Deutsch und Englisch in einer Anthologie vereint, im Russischen haben sie Einzelveröffentlichungen, weil die Russen nicht so gerne Anthologien lesen und die Verlage das nicht drucken.
Sie wurden nach ihren Vorbildern gefragt und man erfuhr, daß es in Moskau eine lebhafte Lyrikszene gibt, was Christian Jahl etwas wunderte, was macht man da? Höchstwahrscheinlich Poetry-Slam würde ich meinen, darauf entspann sich eine Diskussion, daß die Clubs sehr klein wären, die Lyriker sich selber ihre Werke vorlesen oder vorhüpfen würden, was mich daran denken ließ, daß ich sowas bei den vorvorletzten Literatur im Herbst Verstaltungen gesehen habe, da gab es auch Performances von russischen bzw. ukrainischen Lyrikern, die irgendwo ihren eigenen Club haben, die mich sehr beeindruckten. Erich Klein, der das mitkuratiert hatte, war im Publikum und Alexander Nitzberg, der russische Dichter, den mir Christel Fallenstein einmal vorstellte und der auch seine Literaturperformanceprogramme hat. Sonst war die Veranstaltung nicht sehr gut besucht. Der Sascha hat aber wieder fotografiert und die Autogrammsammlerin Autogramme gesammelt.
2011-05-22
Der Windfisch
Die 1994 erschienene Erzählung, des 1953 geborenen Ralf Rothmanns, stammt aus der Thalia Abverkaufskiste vom Sommer 2008, in einem meiner ersten Literaturgeflüsterartikeln habe ich darüber geschrieben, der Titel bezieht sich sowohl auf ein Lied, das buntgkleidete Mulattinnen mit Muschelschmuck beim Kokusnüße verladen in Südamerika singen, als auch auf einen Privatdruck übel zusammengeschusteter Sonette und Lieder eines SS Mannes namens Karl Markus Streeler und ist, wie ich dem Klappentext entnehme, „eine stilistisch brillante, unterhaltsame, psychologisch wie politisch brisante und damit auf angenehme Weise un-deutsche Geschichte, die die spannende Erzählweise von B. Travens Mexiko – Romanen mit Albert Camus Philosophie und der vitalen Resignation Malcolm Lowrys Geoffrey Firmins verbindet.“
Die Geschichte beginnt in einem Flugzeug das über Mexico-City aufsteigt. Guntram Lohser, ein Fotograf, der keiner mehr ist, wurde ihm doch seine Ausrüstung gestohlen, hat drei Monate lang für eine Bildbandreihe eines Zigarettenkonzerns, das wilde rauhe Mexico fotografiert, jetzt will er um den Berliner Winter zu umgehen noch ein paar Wochen Ferien in Ecuardor anhängen. Er schreibt Abschiedsbriefe an seine Freundin Lydia, erkundigt sich telefonisch bei seinem Freund Benno nach dem Zustand seiner Wohnung und läßt sein Zimmer kündigen, dann beobachtet er, wie eine rotblonde Frau bestohlen wird, fährt mit einem Bus durch die Gegend, schläft mit einer Indianerin und will nach einem Ort namens Muisne, wo alle Männer, die er in den Kneipen trifft, Brüder haben, die dort Polizisten sind.
Er landet in einem Sumpf am Meer, wo es kein Hotel gibt, aber Don Armando kleine Hütten mit Duschen vermietet. Dort lernt er einen seltsamen alten Mann kennen, der einen tätowierten Arm und viele Ziegen hat, die ihm seine Uhren fressen und die er mit Namen nennt. Es gibt auch ein Spital mit einem versoffenen Arzt, dessen einziger Patient Don Armando ist, einen weißen und einen schwarzen Polizisten und die rotblonde Frau, die vorgibt Journalistin zu sein, taucht auch wieder auf und erzählt Lohser, daß sie, Französin und Tochter eines deutschstämmigen Juden ist, der mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert wurde und dort seine erste Frau und den dreizehn Monate alten Sohn verlor. In Bolivien fand seine 1955 geborene Tochter Jovita eine kleine deutsche Bibliothek, die in einem verstaubten Keller untergebracht war. „Ein Kinderstahlhelm, ein signiertes Foto von Marlene Dietrich und ein schmales spinnenwebverhangenes Bücherregal“, wo neben Weinheber und Löns sich auch der „Windfisch“ von Karl Markus Streeler befand, jenem SS Mann, der verantwortlich für den Tod vieler tausender Menschen aus Toulouse und Umgebung war, in Abwesenheit zum Tode verurteil wurde, aber in die große weite Welt untertauchte. Dort spürt ihm nun Jovita auf, bzw. werden auf diesen Namen lautetende Papiere gefunden bzw. gestohlen.
Am nächsten Tag fährt Jovita ab, während Lohser Don Amando besucht, um ihm nach den Papieren zu fragen, der winkt ab, erzählt etwas von Pflicht und mangelnde Verantwortung,“ weil man tun muß, was Gesetz ist, um seine Familie zu retten“ und führt ihn in einen Schweinestall, dann bietet er Lohser an, dort Aufseher zu werden, aber will wieder abreisen, vorher geht er aber am Meer spazieren, trifft dort Elvira, die Frau eines der beiden Polizisten und als er nachher in der Wirtschaft essen will, setzt sich der andere Polizist zu ihm und gibt ihm das Messer mit dem Perlmuttgriff, das Lohser mit fünzig Dollar gestohlen wurde. Weil damit aber zufälligerweise gerade Don Armando ermordet wurde, gerät Lohser in Bedrängnis, wird aber von der schönen Elvira gerettet und man erfährt auch, daß nicht Don Armando der SS-Mann war, sondern seltsamerweise der verrückte Ziegenhirt, denn den SS-Männern wurden, wie Lohser von seinem Vater, der ein harmloser SS-Lastwagenfahrer war, die Arme tätowiert und Don Armando lief immer mit freien Armen herum und Lohser wird die Gegend, da die Straße wieder frei ist, bald verlassen können.
Ralf Rottmann, den ich 2001 oder 2002 bei einer Literatur im März Veranstaltung noch im unfertigen Museumsquartier lesen und diskutieren hörte, erzählt diese Geschichte in einer sehr schönen Sprache und kommt vom Roadmovie wirklich excellent zu dem beschriebenen Politthriller. Immer wieder fallen schöne Wortwendungen, wie „die Schuhspitzen, die sich wie Hundeschnauzen durch den Sand schoben“ oder „Kopfschmerz in Flaschenform“ auf.
Das Ganze wird auch sehr geheimnisvoll und meiner Meinung nach mehr lyrisch als philosophisch existentiell in drei Kapitel „Platz der Schweine“ „Tangohammer“ und „Altes Jahr“ aufgebaut und von Ralf Rothmann habe ich schon „Flieh, mein Freund“ gelesen, das ich wahrscheinlich in Wien aus einer Ein-Euro-Kiste gezogen haben. 2009 wurde sein Roman „Feuer brennt nicht“ intensiv besprochen, woran ich mich noch erinnern kann und am Donnerstag habe ich bei der Buchlandung in der Mariahilferstraße wieder zwei Rothmann – Werke aus den Regalen bzw. aus der Kiste gezogen, nämlich die erste Erzählung „Messers Schneide“ und „Kratzer und andere Gedichte.“
Man sieht, der in Schleswig geborene, der schon die verschiendensten Literaturpreise bekommen hat, ist nicht nur ein vielseitiger Dichter, der nur Travens Mexiko Romane nachzeichnet, sich mit dem Leben von Bergarbeiterfamilien und Jugendcliquen auseinandersetzt, sondern seine bei Suhrkamp erschienenen Taschenbücher, landen auch sehr schnell und oft in den Abverkaufskisten und dann bei mir, wo ich sie langsam auflese und so das Werk eines Gleichaltigen kennenlerne, der sicher eine bessere Sprache als ich hat, aber auch nicht sehr verkäuflich zu sein scheint.
2011-05-21
Heimito von Doderer und Ruth Klüger
„Am 18. Dezember 1961 las Heimito von Doderer zur Erföffnung der Österreichischen Gesellschaft für Literatur aus einem Roman der noch keinen Titel hatte!, steht unter der Ankündigung des Doderer Gesprächss – Übersetzer Colleqium im Programm. Um welchen Doderer Roman es sich handelte, ist nicht angegeben, die Gesellschaft für Literatur bzw. die Übersetzergemeinschaft nimmt das aber, glaube ich, zum Anlaß, jedes Jahr eine Doderer Veranstaltung zu machen. Zumindest gab es im vorigen Jahr eine solche, die habe ich zwar versäumt, aber leselustfrust hat zu diesem Zeitpunkt die „Strudlhofstiege“ gelesen und ich war auch im Hotel Strudlhof, das einmal die Akademie der Gewerkschaft war und ich eine Zeitlang die Schreibwerkstatt dort besuchte, bei einer Pysychotherapieveranstaltung und bin auch ehrfüchtig mit Anna Lindners Wien Buch zu der berühmten Stiege gepilgert. Dieses Jahr hatte ich mir die Doderer-Veranstaltung, die von Donnerstag bis Freitag stattfand, zwar dick angestrichen, dann war der Donnerstag ein totaler Fortbildungstag und ich bin ein gewisserhafter Typ, der die dreißig Stunden, die ich pro Jahr nachweisen muß, wenn sie das Bundesministerium sehen will, auch getreulich sammelt und so bin ich von neun bis siebzehn Uhr im Festsaal des Stadtschulrats gesessen und habe ein Werkshop einer sehr empathischen Canaderin besucht, die mich über die neuesten Erkenntnisse der Eßstörungen unterrichtete, bin anschließend über die Mariahilferstraße, an der Gesellschaft für Literatur, die mit ihrem Symposium gerade begonnen hat, vorbei, ins Hotel Mercure gewandert, wo das Psychologenforum zuerst ein Vertragspsychologentreffen veranstaltete und dann über das neue Psychologengesetz informierte. Da bin ich natürlich bei der Buchlandung vorbeigekommen und wem es interessiert, da gibt es einen ein Euro Abverkauf, der sich gewaschen hat, ich bin mit fünfzehn Neuerwerbungen im Seminarzentrum angekommen und habe mir in einigen schlaflosen Stunden vorgenommen, meine Büchereinkäufe bzw. die Bücherschranktouren, wenn es geht, auf ein Buch pro Woche zu beschränken, bzw. die Bücherliste für 2012 mit fünfzig Altlasten, von denen ich schon fünfundreißig festgelegt habe, zu beginnen, dann jede Woche ein Buch aus dem Bücherschrank und zehn Rezensionsexemplare will ich mir auch noch gestatten. Keine Ahnung, ob ich das schaffe, so streng muß es auch sein, da ich meine Bücher aber auch lesen will, wird es nicht viel anders gehen.
Den Donnerstag also versäumt, am Freitag ging es weiter in der Gesellschaft für Literatur und die Fragen des Übersetzens sind auch wirklich interessant. Ein älterer Herr, den ich fragte, was ich versäuft hätte, antwortete mir zwar, daß er das als Leser ohnehin schon alles wisse, ich bin erst seit kurzem darauf gekommen, daß ich, wenn ich eine Übesetzung lese, mir unter Umständen viele Probleme einhandle und manchmal wie bei bei John Irvings „Laßt die Bären los“, den Inhalt nicht verstehe. Aber Heimito von Doderer habe ich ohnehin auf Deutsch gelesen und das vor langer Zeit sehr viel. Im Jahre 1977, als ich von zu Hause auszog „Die Dämonen“, die „Strudelhofstiege“ nicht.
„Das sollten Sie aber!“, mahnte mich der alte Herr, der mich ansonsten ziemlich ignorierte, ich habe mir aber vor dreißig Jahren, als ich mir noch Bücher kaufte, ziemlich viel von Doderer besorgt.
„Die Merowinger“ glaube ich und „Die Wasserfälle von Slunij“ und genau darum ging es auch am Vormittag. Um einen Übersetzer aus Estland, namens Mati Sirkel, der zwar ein Referat namens „Kafka und der Frühling“ hielt, aber die „Strudelhofstiege“ übersetzt hatte und mit einem estischen Freund Doderers befreundet war.
Es gab eine dreisprachige Lesung, dann kam die ungarische Germanistin Edit Kiraly, die „Die Wasserfälle von Slunij“ übersetzt hatte, ein bißchen was darüber erzählte, einen Zettel mit Übersetzerproblemen austeilte und eine Seite auf Ungarisch vortrug. Die deutsche Version las ein älterer Herr, der Hermito von Doderer noch gekannt hatte und ich denke, daß ich es bei meiner Bücherflut höchstwahrscheinlich nicht schaffen werde, die „Strudelhofstiege“ zu lesen, die „Dämonen“ haben mich aber im Sommer 1977, als ich mit dem Willi am Freitag immer in den Volksgarten tanzen ging, sehr beeindruckt. Heimito von Doderer war ein großartiger Dichter, ein etwas konservativer Mensch und eine Nazi Vergangenheit hatte er, glaube ich, auch und als er gestorben ist, soll sich, habe ich einmal hörte, Thomas Bernhard sehr gefreut haben, weil er keinen Konkurrenten mehr hatte, dabei haben Peter Handke und Elfriede Jelinek zu dieser Zeit, glaube ich, schon geschrieben.
Werner Grüner habe ich getroffen, der mir sagte, daß er am Abend nicht nach Krems fahren wird und Herrn Auinger von der Kunstsektion, den ich am Abend dort traf, ich bin aber schnell nach Hause, habe eine ADHD-Diagnostik begonnen, dann kam der Alfred und wir sind nach Krems gefahren, weil da der Theodor Kramer Preis an Ruth Klüger vergeben wurde, diesmal im Niederösterreichischen Literaturhaus und nicht in der Minoritenkirche, weil die, wie mir schon am Vormittag Werner Grüner sagte, eine Schweinegeld dafür verlangen, aber das Literaturhaus in Krems ist ja auch ein sehr schöner Ort. Wir hatten Plätze in der zweiten Reihe, gleich hinter Ruth Klüger und Konstantin Kaiser, neben Ute Bock, der Ruth Klüger, das Preisgeld spendete.
Von der 1931 in Wien geborenenen Ruth Klüger habe ich, glaube ich, in diesem Blog schon öfter geschrieben. 2008 war „Weiterleben“ die „Eine Stadt-ein Buch“ Aktion, in dieser Zeit erschien auch „Unterwegs verloren“ was ich nicht gelesen habe. Im vorigen November war ich im Literaturhaus, als sie ihren Rezensionsband „Frauen schreiben anders“ vorstellte. Eva Geber hielt die Laudatio, Sylvia Treudl eröffnete und der Salzburger Germanist , Karl Müller, der ebenfalls einleitende Worte hielt, spielte im Rahmen der musikalischen Begleitung in der „Quadrophonie“.
Ruth Klüger spendete, wie schon erwähnt, den Scheck Ute Bocks Flüchtlingsintiative und las Theodor Kramers Gedichte vor, die Juden als Protagonisten hatten, das heißt eigentlich hielt sie einen germanistischen Vortrag darüber und wieder interessant, sie trug ihren Vortrag von einem Kindle vor, irgendwo hatte ich schon gehört, daß sie keine Berührungsängste hat, sondern ihre Bücher elektronisch liest und begeistert davon ist.
„Wow“, eine achtzigjährige alte Dame, während wir anderen immer noch „Igitt, igitt!“ schreien. Es gab noch einen zweiten Teil, da las sie ihre eigene Lyrik und die hatte sie zum größten Teil auf Papier vorbereitet. Nachher gab es Brötchen und Wein und ich fand den Rahmen im Literaturhaus schöner, als in der Minoritenkirche und habe mich auch gut unterhalten, zuerst mit einer Theodor Kramer Verehrerin, dann mit der Gabi, mit der wir 2007 die Donau hinauf geradelt sind und die so begeistert davon war, daß sie sich in Schwallenbach ein Häuschen kaufte, dann gratulierte ich Ruth Klüger zu dem Preis und zeigte Konstantin Kaiser meine Bücher, der mich zu mehr Tempo mahnte, am Ende kam noch Eva Geber zu unserem Stehtisch, denn Christel Fallenstein hatte ihr von meinen Blog erzählt, es war also ein interessanter Abend mit interessanten Gesprächen und ein Tag mit sehr viel Literatur, der in Harland endete, wo ich hoffentlich wieder zum Korrekturen komme, denn dazu ist in dieser intensiven Woche nicht viel Zeit gewesen. Ein Theodor Kramer Preis Archiv gibt es inzwischen auch.
2011-05-19
Klagenfurt-Tratsch und mehr
Eigentlich habe ich ja Dienstag in die Gesellschaft für Literatur gehen und mir die Text.Begegnungen „Die Poesie, das Leben, der Humor – eine Verdichtung“ – Anton G. Leitner und Gerhard Ruiss lesen aus ausgewählten Arbeiten, anhören wollen, weil ich Anton G. Leitner aus dem Internet kenne, dann stand plötzlich während der zwei Uhr Diagnostik ein Mann mit einem Überweisungsschein vor der Tür und weil ich eine bin, die ihre Befunde gleich schreibt und nur ungern etwas liegen läßt, bin ich zu Hause geblieben und habe mir beim Befundschreiben, das YouTube Video angehört, das es heuer über die Pressekonferenz zum Klagenfurter Literaturkurs gibt. Ist es schon wieder soweit? Ja richtig, obwohl Klagenfurt, ich glaube, Fußballbedingt, igitt, wie kann man nur, heuer eine Woche später beginnt, las ich schon bei Cornelia Travniceks Blog, daß sie gleich verrät, daß sie heuer knapp daneben war und Sarah Wipauer schrieb dazu einen Kommentar und die hat mir ja gerade auch auf meine „Mondscheintarif“-Besprechung was geschickt. Die Bachmannpreisleser sind noch ein Geheimnis schrieb Cornelia Travnicek und, daß man derzeit bei denen, die nichts sagen, vermuten würde, sie wären vielleicht auserwählt, Sarah Wipauer meinte darauf, jetzt weiß mans aber schon und meinte den Literaturkurs und durch Sarah Wipauers sehr schönen China-Blog bin ich auch auf dieses Pressekonferenz Video gestoßen und darauf gekommen, daß Sarah Wipauer beim Literaturkurs lesen wird, Martin Fritz und noch sieben andere, aber diese beiden sind die einzigen, die ich kenne. Sind die zum Literaturkurs Auserwählten, meist sehr junge Leute. Dürfen sie ja nicht über Fünfunddreißig sein, so sagten mir die meisten Namen der früheren Auserwählten meistens zum Kurszeitpunkt nichts. Inzwischen weiß ich, Marlen Schachinger war einmal dabei, Thomas Klupp, Sandra Gugic und Dorothee Elmiger. Weil sich Klagenfurt aber heuer etwas einfallen läßt, gibt es inzwischen eine Pressekonferenz mit einer Skype Schaltung zu einigen der Teilnehmer und die stellen sich dann vor und sagen, was ich besonders interessant finde, ein paar Worte zu dem Text, den sie einreichen und lesen auch daraus vor. So kommt auch das in mein Wohnzimmer und ich bin ja eine, die die junge Literatur, das sind ja jetzt inzwischen Leute, die jünger als die Anna sind, sehr fasziniert und, daß Sarah Wipauer Ildiko von Kurthy liest, finde ich besonders interessant.
Es gibt also schon neun junge Frauen und junge Männer aus der Schweiz, Österreich und Deutschland, die Anfang Juli nach Klagenfurt fahren dürfen und in ein zwei Wochen werden wir die Namen derer wissen, die im ORF Theater lesen dürfen. Das Cornelia Travnicek wieder nicht dabei ist, finde ich sehr schade, ihr hätte ich das ja schon viel früher gewünscht und gedacht, sie schafft es schon vor zwei Jahren, aber das Leben ist ungerecht und der Literaturbetrieb sehr sehr hierarchisiert, worunter ich ja auch nicht wenig leide oder auch schöne Texte schreibe, wie den „Wundeschönen Tintentraum“ und die „Heimsuchung“ ist auch ein bißchen davon inspiriert. Ich bin ja eine die nicht gut im Prognosenstellen ist und sich leicht verschätzt, aber ich habe schon ein bißchen darüber nachgedacht, welche Namen wir in ein zwei Wochen oder so lesen werden? Und weil ich auch nichts verheimlichen muß, werde ich jetzt flüstern, von wem ich mir vorstellen könnte, daß er vielleicht dabei ist. Wer gehört zur jungen Szene und hat noch nicht glesen? Andrea Stift, Andreas Unterweger, Bernhard Strobel, Valerie Fritsch, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Judith Pfeifer, Sophie Reyer, Robert Prosser, Peter Clar, Sandra Gugic, Michaela Falkner, Stefan Schmitzer, Lale Rodgarkia-Dara, Anna Weidenholzer, Emily Walton, Regina Hilber, Nina Lucia Groß u. u. u.
Mir fallen da schon einige Österreicher ein, die jungen Deutschen und die Schweizer kenne ich ja vorher nicht, Mieze Medusa und Julyia Rabinowich haben, glaube ich, auch noch nicht gelesen, obwohl es den Österreichern ohnehin nicht sehr gut dort geht und außer Gert Jonke und Franzobel hat den Hauptpreis noch keiner gewonnen. Ich finde es ja spannend und habe schon darüber geschrieben, wie sehr sich der Bachmannpreis im Lauf der Jahre verändert hat. Jetzt ist er anerkannt und die jungen Autoren, reißen sich, glaube ich, dort lesen zu dürfen, als er 1977 gegründet wurde, sind die GAV und die IG-Autoren dagegen Sturm gelaufen. Die Initiatoren haben bei den damals Berühmten angefragt und alle haben „Nein!“, geschrieeen, jetzt kann man die Karriere fast wirklich schon daran ablesen. Anna Kim, Andrea Grill, Linda Stift, Clemens J. Setz,Thomas Stangl, etc, sie alle haben da gelesen und höchstens einen der kleineren Preise gewonnen oder sind überhaupt in der zweiten Reihe gestanden.
Ich orientiere mich aber am Bachmannpreis, höre ihn mir seit ein paar Jahren genau an und beziehe mein literarisches Wissen daraus her, der immer professioneller wird, jetzt schon eine Pressekonferenz zum Literaturkurs anbietet und ihn als Vorstufe für die Teilnahme propagiert. Bei Dorothee Elimiger war es ja auch so, vor zwei Jahren war sie dort, im vorigen Jahr hat sie gewonnen, dann Rauris und Schweizer Buchpreis Nominierung.
So ganz eindeutig ist das auch nicht, die meisten unter Fünfunddreißigjährigen werden sich wohl bei beiden bewerben und Martin Fritz ist auch schon Rauris Preisträger. Ja, richtig der FM4 Preis, der auch an mir vorbeigegangen ist, ist so ein Indikator, zuerst gewinnt man dort oder kommt in die Anthologie, dann kommt man zum Kurs und irgendwann in die zweite Reihe beim Bachmannpreislesens…
Man kann es auch ganz zynisch betrachten, aber ich habe mir jetzt auch vorgenommen, endlich die FM4-Anthologie „Ausgehen“ zu lesen. Wozu lasse ich die mir immer schenken, wenn ich dann die Texte nicht lese? Nur zum Kennenlernen der Biografien oder zum Veto Einlegen bei der GAV ist vielleicht zu wenig und bezüglich Anthologien, kommt jetzt eine Jubelmeldung, um zu meinen bescheidenen Erfolgen zurückzukommen. Die neue Volkstimmeanthologie ist schon da, zumindest hat mir Christoph Kepplinger das gemailt, die Belegexemplare sind dagegen noch nicht eingetroffen.