„Am 18. Dezember 1961 las Heimito von Doderer zur Erföffnung der Österreichischen Gesellschaft für Literatur aus einem Roman der noch keinen Titel hatte!, steht unter der Ankündigung des Doderer Gesprächss – Übersetzer Colleqium im Programm. Um welchen Doderer Roman es sich handelte, ist nicht angegeben, die Gesellschaft für Literatur bzw. die Übersetzergemeinschaft nimmt das aber, glaube ich, zum Anlaß, jedes Jahr eine Doderer Veranstaltung zu machen. Zumindest gab es im vorigen Jahr eine solche, die habe ich zwar versäumt, aber leselustfrust hat zu diesem Zeitpunkt die „Strudlhofstiege“ gelesen und ich war auch im Hotel Strudlhof, das einmal die Akademie der Gewerkschaft war und ich eine Zeitlang die Schreibwerkstatt dort besuchte, bei einer Pysychotherapieveranstaltung und bin auch ehrfüchtig mit Anna Lindners Wien Buch zu der berühmten Stiege gepilgert. Dieses Jahr hatte ich mir die Doderer-Veranstaltung, die von Donnerstag bis Freitag stattfand, zwar dick angestrichen, dann war der Donnerstag ein totaler Fortbildungstag und ich bin ein gewisserhafter Typ, der die dreißig Stunden, die ich pro Jahr nachweisen muß, wenn sie das Bundesministerium sehen will, auch getreulich sammelt und so bin ich von neun bis siebzehn Uhr im Festsaal des Stadtschulrats gesessen und habe ein Werkshop einer sehr empathischen Canaderin besucht, die mich über die neuesten Erkenntnisse der Eßstörungen unterrichtete, bin anschließend über die Mariahilferstraße, an der Gesellschaft für Literatur, die mit ihrem Symposium gerade begonnen hat, vorbei, ins Hotel Mercure gewandert, wo das Psychologenforum zuerst ein Vertragspsychologentreffen veranstaltete und dann über das neue Psychologengesetz informierte. Da bin ich natürlich bei der Buchlandung vorbeigekommen und wem es interessiert, da gibt es einen ein Euro Abverkauf, der sich gewaschen hat, ich bin mit fünfzehn Neuerwerbungen im Seminarzentrum angekommen und habe mir in einigen schlaflosen Stunden vorgenommen, meine Büchereinkäufe bzw. die Bücherschranktouren, wenn es geht, auf ein Buch pro Woche zu beschränken, bzw. die Bücherliste für 2012 mit fünfzig Altlasten, von denen ich schon fünfundreißig festgelegt habe, zu beginnen, dann jede Woche ein Buch aus dem Bücherschrank und zehn Rezensionsexemplare will ich mir auch noch gestatten. Keine Ahnung, ob ich das schaffe, so streng muß es auch sein, da ich meine Bücher aber auch lesen will, wird es nicht viel anders gehen.
Den Donnerstag also versäumt, am Freitag ging es weiter in der Gesellschaft für Literatur und die Fragen des Übersetzens sind auch wirklich interessant. Ein älterer Herr, den ich fragte, was ich versäuft hätte, antwortete mir zwar, daß er das als Leser ohnehin schon alles wisse, ich bin erst seit kurzem darauf gekommen, daß ich, wenn ich eine Übesetzung lese, mir unter Umständen viele Probleme einhandle und manchmal wie bei bei John Irvings „Laßt die Bären los“, den Inhalt nicht verstehe. Aber Heimito von Doderer habe ich ohnehin auf Deutsch gelesen und das vor langer Zeit sehr viel. Im Jahre 1977, als ich von zu Hause auszog „Die Dämonen“, die „Strudelhofstiege“ nicht.
„Das sollten Sie aber!“, mahnte mich der alte Herr, der mich ansonsten ziemlich ignorierte, ich habe mir aber vor dreißig Jahren, als ich mir noch Bücher kaufte, ziemlich viel von Doderer besorgt.
„Die Merowinger“ glaube ich und „Die Wasserfälle von Slunij“ und genau darum ging es auch am Vormittag. Um einen Übersetzer aus Estland, namens Mati Sirkel, der zwar ein Referat namens „Kafka und der Frühling“ hielt, aber die „Strudelhofstiege“ übersetzt hatte und mit einem estischen Freund Doderers befreundet war.
Es gab eine dreisprachige Lesung, dann kam die ungarische Germanistin Edit Kiraly, die „Die Wasserfälle von Slunij“ übersetzt hatte, ein bißchen was darüber erzählte, einen Zettel mit Übersetzerproblemen austeilte und eine Seite auf Ungarisch vortrug. Die deutsche Version las ein älterer Herr, der Hermito von Doderer noch gekannt hatte und ich denke, daß ich es bei meiner Bücherflut höchstwahrscheinlich nicht schaffen werde, die „Strudelhofstiege“ zu lesen, die „Dämonen“ haben mich aber im Sommer 1977, als ich mit dem Willi am Freitag immer in den Volksgarten tanzen ging, sehr beeindruckt. Heimito von Doderer war ein großartiger Dichter, ein etwas konservativer Mensch und eine Nazi Vergangenheit hatte er, glaube ich, auch und als er gestorben ist, soll sich, habe ich einmal hörte, Thomas Bernhard sehr gefreut haben, weil er keinen Konkurrenten mehr hatte, dabei haben Peter Handke und Elfriede Jelinek zu dieser Zeit, glaube ich, schon geschrieben.
Werner Grüner habe ich getroffen, der mir sagte, daß er am Abend nicht nach Krems fahren wird und Herrn Auinger von der Kunstsektion, den ich am Abend dort traf, ich bin aber schnell nach Hause, habe eine ADHD-Diagnostik begonnen, dann kam der Alfred und wir sind nach Krems gefahren, weil da der Theodor Kramer Preis an Ruth Klüger vergeben wurde, diesmal im Niederösterreichischen Literaturhaus und nicht in der Minoritenkirche, weil die, wie mir schon am Vormittag Werner Grüner sagte, eine Schweinegeld dafür verlangen, aber das Literaturhaus in Krems ist ja auch ein sehr schöner Ort. Wir hatten Plätze in der zweiten Reihe, gleich hinter Ruth Klüger und Konstantin Kaiser, neben Ute Bock, der Ruth Klüger, das Preisgeld spendete.
Von der 1931 in Wien geborenenen Ruth Klüger habe ich, glaube ich, in diesem Blog schon öfter geschrieben. 2008 war „Weiterleben“ die „Eine Stadt-ein Buch“ Aktion, in dieser Zeit erschien auch „Unterwegs verloren“ was ich nicht gelesen habe. Im vorigen November war ich im Literaturhaus, als sie ihren Rezensionsband „Frauen schreiben anders“ vorstellte. Eva Geber hielt die Laudatio, Sylvia Treudl eröffnete und der Salzburger Germanist , Karl Müller, der ebenfalls einleitende Worte hielt, spielte im Rahmen der musikalischen Begleitung in der „Quadrophonie“.
Ruth Klüger spendete, wie schon erwähnt, den Scheck Ute Bocks Flüchtlingsintiative und las Theodor Kramers Gedichte vor, die Juden als Protagonisten hatten, das heißt eigentlich hielt sie einen germanistischen Vortrag darüber und wieder interessant, sie trug ihren Vortrag von einem Kindle vor, irgendwo hatte ich schon gehört, daß sie keine Berührungsängste hat, sondern ihre Bücher elektronisch liest und begeistert davon ist.
„Wow“, eine achtzigjährige alte Dame, während wir anderen immer noch „Igitt, igitt!“ schreien. Es gab noch einen zweiten Teil, da las sie ihre eigene Lyrik und die hatte sie zum größten Teil auf Papier vorbereitet. Nachher gab es Brötchen und Wein und ich fand den Rahmen im Literaturhaus schöner, als in der Minoritenkirche und habe mich auch gut unterhalten, zuerst mit einer Theodor Kramer Verehrerin, dann mit der Gabi, mit der wir 2007 die Donau hinauf geradelt sind und die so begeistert davon war, daß sie sich in Schwallenbach ein Häuschen kaufte, dann gratulierte ich Ruth Klüger zu dem Preis und zeigte Konstantin Kaiser meine Bücher, der mich zu mehr Tempo mahnte, am Ende kam noch Eva Geber zu unserem Stehtisch, denn Christel Fallenstein hatte ihr von meinen Blog erzählt, es war also ein interessanter Abend mit interessanten Gesprächen und ein Tag mit sehr viel Literatur, der in Harland endete, wo ich hoffentlich wieder zum Korrekturen komme, denn dazu ist in dieser intensiven Woche nicht viel Zeit gewesen. Ein Theodor Kramer Preis Archiv gibt es inzwischen auch.
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