Literaturgefluester

2011-05-18

Das Leben der Wünsche

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:02

„Das Leben der Wünsche“ Thomas Glavinics 2009 erschienener siebenter Roman, ist, würde ich mal sagen, ebenso leicht und flott dahin geschrieben, wie man meinen Texten manchmal unterstellt. Er ist aber 2009 auf der dBP-Liste gestanden und war ein Beststeller, die Geschichte jenes Jonas, den die „Arbeit der Nacht“-Leser schon als Protagonisten kennen, des Mittdreißigers, der als Werbetexter arbeitet, ein Frau, eine Geliebte, eine Ex-Geliebte und zwei Kinder hat, die er vom Kindergarten abholt und sich von ihnen terrorisieren läßt und der eines Tages von einem Mann im Park angeboten bekommt, daß er ihm alle Wünsche erfüllen will.
„Wow!“
Ein Mann, wie Jonas fällt auf sowas nicht herein und blödelt dementsprechend herum „Ich könnte mir wünschen, mein Verhältnis zu Menschen richtig zu verstehen, Größe, Dramatik, Besonderheit, ein anderer zu werden, einen sinnvollen Tod, u u u.“
Sie einigen sich dann darauf, daß sich Jonas Wünsche alle fortan erfüllen, der Mann im weißen Anzug, rät noch die Sache ernster zu nehmen und verschwindet. Jonas bleibt noch etwas im Park, um zu fotografieren, was sein Hobby zu sein scheint, fertigt er doch schon seit Jahren jeden Tag ein Foto von sich an, dann geht er heim zu Frau und Kindern und beginnt sein joung urban Leben weiterzuleben, was nicht so einfach ist, will er sich doch von seiner Frau Helen nicht trennen und ist dennoch unsterblich in Marie verliebt, die Stewardesse, die Sohn und Mann und nur wenig Zeit für ihn hat und eine Ex-Geliebte mit Leberkrebs hat er auch und sein kleiner Sohn leidet an Wachstumsstörungen.
Was Jonas sich fortan wünscht, geht aus dem Buch nicht so richtig hervor, nur daß der kleine Sohn plötzlich anfängt zu wachsen, sowie Jonas Bankkonto, dann passieren auch Unglücksfälle, wie ein Gondelabsturz, ein Tankstellenüberfall u u u
Sachen, die auch wir Nichtwünscher kennen und täglich erleben. Jonas hetzt also vom Kindergarten zu seinem Arbeitsplatz, versucht zwischendurch Marie zu treffen, bzw. einen Babysitter zu engagieren, da sich Helen ein paar Tage auf Wellnessurlaub befindet. Das erweist sich als schwierig, Helen kommt wieder zurück und Jonas findet sie tot in der Badewanne. Hat er sich das gewünscht? Naheliegend, ist aber dem Text nicht wirklich zu entnehmen, dagegen findet Jonas beim Begräbnis heraus, daß nicht nur er Helen, sondern auch sie ihn mit einem Kim betrogen hatte, überflüßig zu erwähnen, daß so der Mann heißt, der ein paar Tage später von Eichhörnchen totgefressen im Wald aufgefunden wird.
Es gibt auch surreale Tendenzen, Wasser die übergehen und Überschwemmungen anrichten, geheimnisvolle Inschriften, also vielleicht doch der philosophische Untergrund, den Robert Eglhofer, in meinem Stadtroman vermißte. Jonas geht mit seinen Buben Ballonfahren, trennt sich von Marie, macht mit einem Arbeitskollegen und seiner Frau einen flotten Dreier, führt ernsthafte Gespräche mit Anne und besucht die Wohnung seines Vaters, der sich seit einem Jahr bereits in einem Pensionistenheim befindet.
Wo die Geschichte spielt, kommt auch nicht klar heraus, der Wien Bezug, der, wie ich vor einem Jahr hörte, in der „Arbeit der Nacht“ eine große Rolle spielt, scheint zu fehlen, jedenfalls habe ich keine Andeutungen gefunden und habe die Slums, wo Jonas und Marie ihre Kinderwohnungen finden, wieder etwas surreal empfunden, ebenso die Schluchten, wo Jonas zuerst allein später mit Marie herumklettert. Später fahren sie ans Meer und es steht nicht genau beschrieben, wie lange sie dort hinbrauchen. Dort scheint Jonas zu schnallen, daß die seltsamen Veränderungen, vielleicht mit seinen geheimen Wünschen zu tun haben, aber er gehört ja einer Generation an, die im Büro ständig die Joints vor sich liegen hat und Marie schickt ihm auch zu einem Arzt, als er von seinen Visionen spricht. Stattdessen fahren sie mit einem schnellen Boot auf eine Insel und dort verschwindet plötzlich das Wasser, stattdessen machen sich die Eidechsen und Vögel breit, „die Wellen rollen, die Sonne verdunkelt sich, es wird Nacht und Jonas nickt.“
So weit die sachliche Beschreibung meines Leseeindrucks, die Rezensenten haben schon viele Theorien und Deutungen in das Ganze hineingelegt und erklärt, daß man sich nicht so viel wünschen soll, weil das nur Verderben bringt.
Das ist nicht unbedingt das, was ich mir von der Lektüre mitnehme, ich bleibe schon bei meinen drei bis fünf Wünschen, die ich den guten Feen und den weißen Männern jederzeit entgegenschmettern könnte.
„Ich wünsche mir den Nobelpreis, den großen Roman, das Charisma, eine heile Welt und einen schönen Tod!“, also auch ganz schön umfassend und kenne den 1972 in Graz geborenenen Schriftsteller schon sehr lang. Durch „Herr Susi“ bin ich, glaube ich, auf ihn aufmerksam geworden oder war das schon beim „Carl Haffner“?
Über den „Kameramörder“ habe ich jedenfalls einmal im Literaturhaus mit ihm diskutiert und sosehr darauf bestanden, daß mir das zu negativ ist, daß die Anwesenden mir eine Angst davor unterstellten. Aus „Wie man leben soll“, habe ich ihn bei „Rund um die Burg“ lesen gehört. „Die Arbeit der Nacht“ ist ziemlich an mir vorbeigegangen. Dann kam „Das bin doch Ich“ und damit hatte ich ein Aha-Erlebnis, weil ich den Eindruck hatte, daß der Autor ganz in meiner Nähe leben müsse und wenn der sich vielleicht meine weggeworfenen Manuskriptseiten aus dem Mistkübel fischt?
Darüber habe ich schon vor zwei Jahren geschrieben, als „Das Leben der Wünsche“ erschienen ist. Spätestens seit da ist der Autor so berühmt geworden, daß seine Lesungen Eintritt kosten, ich habe ihn aber vor einem Jahr beim Stadt Fest Wien gehört und auch beim ersten Lesefest der Buch Wien. Jetzt ist „Lisa“ erschienen, da war ich bei der literarischen Soiree und habe mir im Literaturcafe einen Podcast darüber angehört, wo Wolfgang Tischer den Autor fragt, was er lesen würde und der sehr selbstbewußt antwortete, daß er dafür keine Zeit hätte und daß er natürlich seine Texte nicht als kostenloses E-Book ins Netz stellen wird, weil er ja verdienen will. Es gibt aber eine facebook Seite des Verlags, bei der er sich manchmal meldet und die ist sehr interessant.

2011-05-17

Monika Gillers Erzählungen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:03
Elisabeth Krön, Erika Parovsky, Hilde Schmölzer, Judith Gruber-Rizy, Hilde Langthaler, Elfriede Haslehner, Heidi Hagl, Angelika Raubek, Gabriela Schmoll

Elisabeth Krön, Erika Parovsky, Hilde Schmölzer, Judith Gruber-Rizy, Hilde Langthaler, Elfriede Haslehner, Heidi Hagl, Angelika Raubek, Gabriela Schmoll

Elisabeth Krön, Erika Parovsky, Hilde Schmölzer, Judith Gruber-Rizy, Hilde Langthaler, Elfriede Haslehner, Heidi Hagl, Angelika Raubek, Gabriela Schmoll

Elisabeth Krön, Erika Parovsky, Hilde Schmölzer, Judith Gruber-Rizy, Hilde Langthaler, Elfriede Haslehner, Heidi Hagl, Angelika Raubek, Gabriela Schmoll

Im Amerlinghaus gab es diesmal einen besonderen Leseabend, nämlich die Präsentation von Monika Gillers neuem Erzählband „Schwarzlicht“, von der Frauen lesen Frauen Gruppe des Lesetheaters und „fast alle Mitgliederinnen werden daraus wenigstens einen kurzen Text gelesen“, so hörte ich die Verantwortliche Judith Gruber-Rizy sagen, als ich kurz nach sieben in den Saal huschte. Oder eigentlich bin gerade zum letzten Satz zurecht gekommen und habe einen Platz neben Hans Jörg-Liebscher Monika Gillers Lebenspartner bekommen. Das Galeriezimmer war sehr voll, Ilse Kilic, Fritz Widhalm, Ruth Aspöck, Rolf Schwendter, Helga Eichler, Anita C. Schaub, Margit Heumann, Werner Grüner etc habe ich gesehen.
Alfred hat mit seiner neuen Kamera fotografiert, Judith Gruber-Rizy, Heidi Hagl, Elfriede Haslehner, Elisabeth Krön, Hilde Langthaler, Erika Parovsky, Angelika Raubek, Gabriela Schmoll und Hilde Schmölzer haben gelesen.
Ich kenne die 1941 in Wien Geborene schon sehr lang vom ersten Wiener Lesetheater. Bei den Poet Nächten ist sie mir durch ihre Texte aufgefallen, sehr beeindruckend der, wo sie ihr Totenbett beschreibt, habe auch ein bißchen dazu beitragen können, daß sie 2008 in die GAV aufgenommen wurde und habe bei der Frauenlesung in der Galerie Heinrich im November ein paarmal mit ihr gelesen.
Der soeben erschienene Erzählband „Schwarzlicht“ enthält, wie ich dem Programm entnehme, siebenundzwanzig Erzählungen, die von gebrochenen Individuen in einer immer mehr zerfallenden Welt handeln und die meist Frauen als Protagonistinnen haben. Circa elf wurden vorgetragen und haben mich sehr beeindruckt, denn Monika Giller, die Philosophie und Germanistik studierte und mehrere Jahre Schauspielerin, sowie Journalistin war, ist eine die mit der Sprache umzugehen weiß. So gibt es die Texte „Abwesenheit“ und „Wortvöllerei“, die sehr mit ihr spielen und jonglieren, von Wortschöpfung zu Wortschöpfung hetzen und es von „Wortdemenzen“ bis zu den „Alzheimersätzen“ gerade zu sprachregnet.

Hilde Schmölzer, Franz Kratzer, Elfriede Haslehner

Hilde Schmölzer, Franz Kratzer, Elfriede Haslehner

Erika Parovsky, Hilde Langthaler, Elisabeth Krön

Erika Parovsky, Hilde Langthaler, Elisabeth Krön

Nicht alle Metaphern stimmen, würde ich als Nichtgermanistin einmal vorlaut sagen und die realistische Schreiberin vermißt auch den Plot, die Handlung und die Sozialkritik oder aber wieder nicht, denn einige Texte haben sehr wohl etwas zu kritisieren, obwohl es um die Liebe geht.
Werden da ja die gebrochenen Frauen geschildert, die alles für ihre Liebe tun. Stufe um Stufe emporsteigen und wenn sie endlich oben sind, die Leiter fallen lassen und sich gar nicht darum kümmern, daß sie nun die Freiheit verloren hat, weil der Umklammerer schon auf sie wartet. „Denn wer braucht denn Freiheit, wenn er die Liebe hat?“
In der anschließenden Diskussion hat sich die Feministin Ruth Aspöck am konventionellen Frauenbild gestoßen, mir sind eher haben die beklemmenden Schilderungen aufgefallen, das zerstörte Frauen-Ich, das sich nach Liebe sehnt und immer blutend am Boden liegt, während der Mann über es hinwegsteigt. Aber die märchenhafte Geschichte von den drei Freundinnen oder Schwestern, die nur einen Mann haben, ist sehr beeindruckend. Zuerst warten sie ab, bis er eine nach der anderen ausprobiert und von ihrer Leidenschaft Zärtlichkeit und Liebe gelangweilt wird, bis sie endlich beschließen, ihn zu teilen, so daß sie fortan lange leben und viele wunderschöne Kinder bekommen, an denen sich die anderen stören.
„Das Glück der Kleeblätter“ heißt die Geschichte. „Die Musik hämmert der Frau das Hirn entzwei“ heißt es dageben in „Lärmleiden“. Eine starke Sprache, ein beeindruckender Ton, eine spannende Lesung. Nachher gab es was zu Trinken und zu Essen und eine intensive Diskussion.
Ruth Aspöck erzählte mir, daß ihre „Tagebücher“ im Herbst bei Löcker erscheinen werden und von ihren Reisen, die sie auf den Spuren Grillparzers noch nach London und Paris unternehmen wird.
Das Buch gab es zu kaufen, Judith Gruber-Rizy hat mir für das Literaturgeflüster freundlicherweise das Vorwort von Petra Ganglbauer zur Verfügung gestellt, die von „dicht gestrickten, emotional aufgeladenen Stücken Wirklichkeit spricht“ und auch den Satz „Der Staub liegt wie ein Sandstrand in den Zimmern“ zitiert, mit dem die Erzählung „Abwesenheit“ beginnt.

2011-05-16

Mondscheintarif

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:04

Das nächste Chick Lit aus dem Schrank, Ildiko von Kürthys „Mondscheintarif“, das mir einen verlängerten Sonntagvormittag in der Badewanne bescherte, erfüllt sein Klischee schon auf den ersten Blicken.
Das Titelbild halb rosa und blau, Meer mit rosa Himmel und einem halben Sonnen- bzw Mondscheibe in der Mitte. Im Buch gibt es, wahrscheinlich für die Analphabeten, viele rosa-graue Bilder, der Epilator ist zu sehen, auf einer Seite bin ich richtig erschrocken, da schminkt in der Buchmitte, die Protagonistin auf zwei kleinen Bildchen ihre Lippen rosa vor dem Spiegel. Das Buch entnahm ich dem Impresso, ist eine eine einmalige Sonderausgabe vom Juli 2005 und möglicherweise ein Preisausschreiben, sind doch immer ein paar Worte rosa angestrichen. Nur so eine Idee von mir, weil ich sonst keine Erklärung für die rosa Strichchen hätte, die angestrichenen Worte haben mir aber keinen Sinn ergaben.
„Happy birthday, Tante Hilde“, steht noch vor der ersten Seite rosa, was ebenfalls nicht erklärt wird, dann beginnts auf Seite sieben mit zwei Füßen.
„Der Fuß ist eine weitgehend unerschlossene weibliche Problemzone… So könnte ein Artikel in einer Frauenzeitschrift anfangen. … Ich heiße Cora Hübsch!“
Los gehts an einem Samstagnachmittag um 17.17 und schließt um 00.01. Dazwischen erzählt die dreiunddreißigjährige Cora, eine Fotografin, die Möbel für einen Katalog fotografiert, ihre Geschichte, bzw. weiß sie nicht, wie sie sich verhalten soll.
Samstagnachmittag und sie hat noch kein Date. Interessant herauszubekommen, wie sie es schafft auf ihrem Balkon bis 00.01 angerufen zu werden. Sie erwartet aber etwas Bestimmtes, nämlich den Anruf von Dr. med Daniel Hofmann und den lernte sie vor drei Wochen und drei Tagen vor der Türe einer Damentoilette kennen, als sie mit ihrer schönen und erfolgreichen Freundin Jo als Beiwerk bei einem Filmempfang war und sich während die Preisträger vorgestellt wurden, langweilte. So ist sie zwischendurch an dem schon vorbereiteten Buffet vorbei, aufs Klo gegangen und wollte, als sie von der Klofrau erfuhr, daß sie nicht mitessen darf, einen Teller mit Hummern und Austern für sie holen. Nur landete sie mit dem vollen Teller sinnigerweise auf Dr. Hofmanns Brust, wurde von seiner schönen Begleiterin, einer Schauspielschülerin namens Ute oder Carmen, angeschrieen und mit Klage bedroht. Als sie sich am nächsten Morgen beschämt krankschreiben lassen will und deshalb zu ihrem Allgemeinmediziner geht, ist Dr. Hofmann sein Vertreter, der ihr Einlagen verordnet. Sie schreibt ihm ihre Telefonnummer auf den Rezeptblock „Rufen Sie mich an, wenn Sie auch meine guten Seiten kennenlernen wollen!“, blöderweise hat sie aber Jos Telefonnummer erwischt, Handies hat es, als der Roman geschrieben wurde, offenbar noch nicht gegeben, nur Anrufbeantworter, so sitzt Cora wartend vor dem ihren, bis Jo anruft und erzählt, „Stell dir vor, da ist mir etwas Seltsames passiert!“
Cora schafft es auch Dr. Hofmann mit der richtigen Verzögerung zurückzurufen. Sie hat da einen Hausfreund, der sie berät, wie lange man einen Mann warten lassen muß, geht mit epilierten Beinen und dem richtigen Minikleid mit ihm essen. Dafür hat sie beim Italiener ein Katzentischchen bekommen, wie gut, daß Dr. Hofmann dort Stammgast ist, für den der schöne Tisch, den sie eigentlich wollte, bereitsteht. Sie hat auch Karteikärtchen mit den richtigen Gesprächsthemen in der Handtasche, dann fahren sie mit getrennten Taxis nach Hause. Dr. Hofmann hat sie aber ein paar Tage später in seine Wohnung eingeladen. Mit Schluckauf kommt sie dort an, der erst vergeht, als er meint, daß er ohnehin zu einem Patienten muß, das nennt sich nach Viktor Frankl paradoxe Intention und wirkt so gut, daß Cora, wenn sie wollte, in seinem Schlafzimmer landen hätte können, aber eine gute Frau macht sich rar und trifft sich erst ein paar Tage später, bei einem Fest eines Schönheitschirurgen, mit ihm, der selbst nicht so schön, aber reich und erfolgreich ist, so daß sich auch in seinem Nobelschuppen das Buffet biegt. Die Beiden fahren aber in Dr. Hofmanns Wohnung und haben schönen Sex und nun die Frage an Big Jim, den harmlosen Freund Coras, wie lange soll sie warten, darf sie oder muß er anrufen, damit sie sich nichts vergibt? So vergehen die Stunden an diesem Samstagabend. Cora macht sich schön, spricht mit der Nachbarin, die zum zweiten Mal schwanger wird und in Coras Wohnung, die schöne Vase aus China zerbricht, weil ihr Rüdiger nicht begeistert darauf reagierte. Die Traumfrau Jo kocht Spaghetti und bringt eine Flasche Champus mit und als Cora doch anruft, ist Dr. Hofmann nicht zu Hause. Was tut man in diesen Fällen? Den Christbaum, der noch von Weihnachten am Balkon liegt, ohne Schuhe im Park entsorgen, blöd nur, daß Cora dort ihren Daniel mit Ute Koszlowski oder Carmen Händchen haltend trifft.
Ach du liebe Scheiße, vorher hat sie Jo oder Jim noch gestanden, daß sie von Daniel gern „Meine Liebste!“, genannt werden will, nur die Männer sind so einfallslos, aber jetzt ist ohnehin alles aus und Cora Hübsch die „dämmlichste, unattraktivste, dümmste Nuß und Kuh!“, die sich nur noch in den klassischen Trennungsphasen üben kann. Oder nicht, denn auf dem Heimweg muß sie beim Italiener vorbei, wo alle Pärchen Händchen halten und Weißwein trinken. Da trifft sie Ute, trinkt mit ihr ein Mineralwasser, um von ihr zu erfahren, daß sie lesbisch ist und nur mit Daniel ausgeht, damit ihre Karriere als Schauspielerin nicht gefährdet ist.
In Wahrheit ist Daniel schwer in Cora verliebt, das hat er Ute gerade im Park erzählt und auch, wie sehr es ihm imponierte, daß Cora, am letzten Montag oder war es Mittwoch, nicht mit ihm ins Bett gegangen ist.
„Wow!“ und nun nichts als zum Telefon! Wem wunderts, daß sich um 00.01 Dr. Hofmann meldet und „Na endlich, Cora, meine Liebste!“, sagt.
Ildiko von Kürthy wurde 1968 in Aachen geboren, lebt in Hamburg, ist oder war Redakteurin beim Stern und alle ihre Bücher wurden Bestseller.

2011-05-15

Gold

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:55

„Gold“ sammelt Sybille Bergs Reiseberichte, Portraits und Artikel, die von ihr Ende der Neunzigerjahre in verschiedenen Zeitschriften erschienen oder nicht erschieden sind. Der Umschlag des KiWi Taschenbuchs, ein Fund aus dem Bücherschrank, trägt diese Farbe, deshalb heißt das Buch wahrscheinlich so. Einen anderen Grund wüßte ich nicht, es gibt aber ein Vorwort der Autorin, die schreibt „Das ist ein schönes Buch. Das Äußere ist dezent und wertig, und der Inhalt kann sich sehen lassen. ….Ein Buch, das Ihnen und Ihren Freunden bestimmt viel Freude schenken wird.“
Die 1962 in Weimar Geborene und in Zürich Lebende ist also sehr selbstbewußt. Ich kenne ihren Namen, seit ich, ich glaube, das war in Leipzig, „Das Nähkästchen des erfolgreichen Schreibens“, ein Schreiblernbuch der Cornelia Goethe Akademie von Claus Vainstain bekommen habe, denn der führt Sybille Bergs 1997 erschienenen Roman „Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“, als positives Beispiel für das erfolgreiche Schreiben an.
2009 stand sie mit ihrem Roman „Der Mann schläft“ auf der Longlist des dBps. Da habe ich von ihr ein Interview in einer Talkshow gesehen, das mir sehr trivial vorgekommen ist und jetzt hatte ich einen Reportagenband in der Hand, obwohl ich Kurzgeschichten ja eigentlich nicht so mag und bin sehr beeindruckt, das war Lesen sehr interessant und der Eindruck, daß Sybille Berg eine sehr ambivalente Autorin sein muß, hat sich bestätigt.
In dem Buch geht es, könnte man sagen, um Gott und die Welt, um die Liebe, um Städte, um Mode, um Gefühle, Tiere etc, um alles was Platz in Kolumnen des Zeitmagazins, Stern, Annabelle und anderer Zeitschriften hat und es sind zwischendurch immer wieder Leserbriefe abgedruckt, die als Fanpost bezeichnet werden.Hier zeigt sich wiedermal Sybille Bergs Ambivalenz, die Leserbriefe sind nämlich durchaus negativ, beschimpfen die Autorin, meinen sie wäre trivial, hätte die Sachen nicht verstanden, ein zu einfaches Weltbild, etc und fühlen sich durch den flapsigen Ton verarscht. Da gibt es beispielsweise einen „Tanz den Goethe“ genannten Artikel über Weimar, mit entsprechenden Leserbrief, in dem sie die Goethe Verehrung der kleinen Stadt schildert, die an jedem Haus eine Tafel hat „Hier hat der Meister gepinkelt oder einen Schuldfreund“ etc und den Bussen mit den mittelalten Damen, die dort hingefahren wurden, die die Ossis mit „Wissen Sie, wie ich Sie beneide, daß Sie in dieser Stadt leben dürften!“, ansprachen, die sich nur dachten, wie gerne sie mit den Bildungstouristen tauschen würden. Da ist mir erst klar geworden, daß Sybille Berg aus Weimar stammt, ich hatte sie eigentlich für eine Schweizerin gehalten und diesen Artikel, wie sehr viele anderen excellent und gut beschrieben gefunden, ein bißchen flapsig ja, aber ich habe verstanden, was sie meint und worum es geht. Dann kommt ein Artikel über Wien, der mich natürlich interessierte und hier lese ich, daß die Autorin an einem Bahnhof ankommt, mit einem Taxi fährt, alle Leute „Heil Hitler“ sagen und sie ein esoterisches Geschäft betritt, sonst kommt nichts vor, keine Mozartkugeln, kein Stefansdom, etc, nun bin ich in Wien schon sehr oft in Geschäfte gegangen, mit „Heil Hitler!“, hat mich noch niemand begrüßt, mit „Grüß Gott!“, sehr wohl und das sage ich immer noch oft genug, obwohl ich es mir eigentlich abgewöhnen will, das mag einen Deutschen, wenn er nicht aus Bayern stammt, vielleicht ungewöhnlich vorkommen, ansonsten würde ich aus dem Artikel Wien nicht erkennen, das könnte irgendeine Stadtbeschreibung sein und Sybille Berg muß nicht hiergewesen sein.
Es gibt einen Artikel über Gunilla von Bismark und die Reichen und die Schönen in Marbella, treffend beschrieben, obwohl ich noch nicht dort war, denke ich mir, das wird so sein, einen über Kambodscha, der auch Widerspruch erregte. Ein Glücksforscher hat behauptet, die Menschen in Bangladesch seien am glücklichsten, Sybille Berg beschreibt, die Armut dort und macht sich über den Glücksforscher lustig, brillant, brillant. Die Sinnlosigkeit des Lebens wird meiner Meinung nach auch sehr großartig und beeindruckend geschildert. Ein Artikel macht sich über den Jugendwahn lustig, einer über blasierte Verkäuferinnen in Nobelboutiquen, die nichts tun, als ihre Kundinnen verscheuchen, Sybille Berg wirds erlebt haben.
Ein paar Artikel habe ich nicht ganz verstanden, bzw. erschienen sie mir eher nichtssagend, wie zum Beispiel den über Wien. Wieso so hat sie sich nicht über die Morbidität und die Mozartkugeln etc lustig gemacht?
Einige Artikel sind Erstdrucke, weil sie vom Stern oder auch vom Suhrkamp abgelehnt wurden.
„Quietschende Städte“ beispielsweise, weil er als nicht modern genug empfunden wurde. Suhrkamp wollte „Hundert Worte des Jahrhunderts“ von ihr haben, lehnte den erhaltenen Artikel „Faschismus“ ab „weil er in keinster Weise den Leser und Höerererwartungen entsprechen würde“, bezahlt aber, da es eine Auftragsarbeit war, fünfhundert Mark dafür. Der Artikel beschreibt wieder etwas flapsig einen Kleinbürger, der das Haus seines Nachbars, der ihm störte, abbrannte und dabei sein triviales Leben schildert. Zahm würde ich sagen und schon hundertmal gehört, aber treffend im Bergschen Ton beschrieben und die muß über viel Humor verfügen, weil sie sich mit ihrer Fanpost und ihrem Vorwort über sich selber lustig macht. Und das findet man nicht sehr oft, diese Ehrlichkeit und hat mich sehr beeindruckt, so daß ich die schon etwas „antiquierten“ Reise- und Lebensbeschreibungen der Neunzigerjahre sehr genossen habe, reist Sybille Berg ja beispielsweise mit Kanzler Schröder auf Werbetour, wer war das noch? Mit Mark oder Schillingen bezahlen wir auch nicht mehr. Es gibt auch ein paar Rezensionen, beziehungsweise Autorenbeschreibungen, die über Amelie Frieds antifaschistischen Schutzwall im „Mann von nebenan“, das der Stern seltsamerweise auch nicht abdruckte und eine beinahe Liebeserklärung an Haruki Murakami, beispielsweise, den sie nach Tokio folgte.
Köstlich würde ich sagen, viel gelernt und Sybille Berg muß eine sehr intelligente Person sein, die mich irgendwie an Else Buschheuer erinnerte, die ja auch aus Ostdeutschland stammt und sehr selbstbewußt sein dürfte.

2011-05-14

Von Pennern und den Festwochen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:49

Am Freitag den 13. ging es los, der duftende Doppelpunkt hatte es schon angekündet, Säcke gebastelt, Bücherpäckchen geschnürrt und den sechsten Teil der literarischen Wanderung so intensiv gemacht, daß ich gepasst habe und in den Texten der Anthologie nicht nachgezählt habe, wo überall die Worte „Aufruf“ „Fleischwolf“ etc vorkommen. Habe ich ja ohnehin schon den ersten Teil der Anthologie gewonnen. Der zweite „Wir rufen auf! Penner, Fleischwölfe und arbeitsscheues Gesindel!“, wurde um 18 Uhr im Lesesaal der AK Bibliothek für Sozialwissenschaften vorgestellt, dort war ich schon vor einem Jahr, bei der Bibliothek der ungelesenen Bücher mit Julius Deutschbauer und Ilse Kilic und habe auch gleich eine literarisch interessierte Krankenschwester getroffen, bei der ich einmal Supervision machte. Das zum Wechsel meiner Rollen und Austausch meiner zwei Identitäten, das passiert mir ja manchmal, daß ich bei literarischen Veranstaltungen Leute treffe, die von Supervisionen etc kenne und manchmal sprechen mich auch Psychotherapeuten an und diesmal hat es auch gepasst, ist es ja um die Arbeitswelt gegangen.
Gerald Grassl hat die Zeitschrift „Tarantel“ verteilt, nach der in einem von Petra Öllingers Gewinnspielen gefragt wurde, Werner J. Grüner hat sich neben mich gesetzt und ein Herr vom ORF hat eröffnet und den duftenden Doppelpunkt und seine Atthologie vorgestellt. Und das ist ja ein bißchen kompliziert, den Blog gibt es seit 1. Mai 2005, also schon sehr lange und zum ersten Geburtstag ist Petra Öllinger und Georg Schober, der Literaturpreis zum Thema „Arbeitswelt“ eingefallen, was, das habe ich schon geschrieben, eine sehr wichtige Intitiative ist, geht meiner Meinung ja das realistische Schreiben im Literaturbetrieb unter und die beiden Standbeine, die es gab, den Max von der Grün Preis der OÖ Arbeiterkammer und den Luitpold Stern Preis gibt es schon lange nicht mehr.
Bei Beiden habe ich regelmäßig mitgemacht, beim Max von der Grün Preis wurde ich zweimal zu einer Schreibwerkstatt eingeladen, im Jahr 1887, ich bin gerade von der HNO-KLinik weggegangen, habe ich teilgenommen und einer der Juroren hat mir geflüstert, daß ich mit meinem „Slavica“-Text fast gewonnen hätte. Sehr tröstlich, das habe ich nur dreimal beim Luitpold Stern Preis in Wien, 2000, 2003 und 2005, wenn ich mich nicht irre, dann kam der BAWAG-Skandal, in deren Folge die Gewerkschaft den Preis einstellte, bevor sie das aber tat, hat sie mich 2000 in ihre Schreibwerkstatt eingeladen, die vierzehntägig im Palais Strudlhof, das jetzt ein Hotel ist, unter der Leitung von Eveline Haas stattfand, zu der ich sehr gerngegangen bin und dort auch Petra Öllinger kennenlernte. Auf deren duftenden Doppelpunkt, bin ich schon früher gestoßen, habe aber länger nicht mehr hineingeschaut und bin erst durch das sechsteilige Gewinnspiel wieder hingekommen und finde diese Inititative sehr löblich. Georg Schober hat die AK Bibbliothek vorgestellt, die 1922 gegründete wurde, einige bedeutende sozialistische Bibliotheken, darunter die Viktor Adlers aufkaufte, im Faschismus einen Teil ihrer Bücher verlor, 1960 in ein neues Haus zog, das 2006 renoviert wurde und seit 2008 AK-Bibliothek für Sozialwissenschaften heißt und mir schon deshalb bekannt ist, weil der Karli, Alfreds bester Freund, dort Bibliothekar ist. Zu dem Wettbewerb ist zu sagen, daß es diesmal ein bestimmtes Thema gab, daß die Teinahme niederschwellig ausgerufen wurde, also alle die noch keine eigenständige Publikation hatten, teilnehmen konnten, da wäre ich schon ausgeschlossen gewesen, zweihundert haben sich beteiligt, offenbar auch viele aus Deutschland, zehn Texte wurden in einer ersten Stufe ausgewählt, die bekamen einen Tutor und erarbeiteten mit ihm einen Text, die vier Preisträger mit ihren vier Tutoren wurden vorgestellt.
Interessante Texte und interessante Leute, wie Dr. Klaus Unterberger vom ORF launig erklärte, einen der zwei dritten Preise hat zum Beispiel eine sehr selbstbewußte Bankerin gewonnen, sie hat eine sehr beeindruckende Entlassung im Finanzjargon beschrieben. Ihr Tutor war ein ehemaliger Lehrer, dessen Text „Fristlos“ nach einer wahren Geschichte schildert, wie eine Kassierin vom Kaufhausdetektiv beim Stehlen erwischt wird, fristlos entlassen werden soll, aber sie ist bei der Gewerkschaft und ihr Freund, ebenfalls ein Kaufhausdetektiv, beseitigt das Beweismaterial. Alfred Ciperas „Zwischentöne“ schildert im Dialekt die Mulitkultigesellschaft der Arbeitswelt und die Tutorin Barbara Finke-Heinrich „Auszüge aus ihrem Pflegetagebuch“. Dann kam eine Clownin und Feuerschluckerin mit einem Text namens „zerschnipselt,“ wo aus Ersatzstücken und Werbetexte eine Zugfahrt geschildert wird. Ja richtig, das habe ich vergessen, das Thema war „Arbeitswelt und Sprache“, so ist vieles sehr kunstvoll gewesen, wie beispielsweise der Tutorentext „Marketing“, der von einer Steuerberaterin kam. Da hat eine Frau ein Date mit einem Mitarbeiter und sie geht es bilanztechnisch an, als Risikofaktor und high bzw. flate rate, wie gut, daß der letzte Satz der beratenden Freundin „Muß Liebe schön sein!“ laute.
Der erste Preisträger war ein Mann namens Sven Köther. Sein Text hieß „Die Frechheit“ und schloß thematisch an, da wird eine Verkaufsabteilung neu übernommen, der neue Chef will alles besser machen und verwendet dabei lauter englische Floskeln, so daß der Protagonist ihn mit einer Pistole besucht und als letzten Satz „Reden Sie Deutsch!“, zu ihm sagt.
Nachher gabs die Preisverleihung, die Preisträger bekamen die gebastelten Säcke, Bücherpakete und eine Ukunde. Ein Buffet der technisch gewerblichen Abendschule, Brötchen und in Schokolade getunktes Obst, ein bißchen Smalltalk mit Petra Öllinger und weil es so früh begonnen hat, war nicht nur Zeit für die Festwocheneröffnung am Rathausplatz, es ist sich sogar noch ausgegangen ins Museumsquartier zu schauen, wo gerade ein Bücherflohmarkt zugunsten Japans stattfindet. Eine diese seltsamen Aktionen, die Verlage spenden Bücher, die man um einen bis drei Euro kaufen kann und der Erlös soll den Erdbebenopfern helfen. Nun gut, zum Normalpreis würde ich sie nicht kaufen und neue Bücher um drei Euro sind sehr günstig, obwohl die Buchhandlung Kuppitsch dem offenen Bücherschränken eine Kollektion gespendet hat und da bin ich gestern offenbar richtig gewesen und habe einen der Wien Krmins von Gerhard Loibelsberger und „Drei starke Frauen“ von Marie NDiaye, 2010 bei Suhrkamp erscheinen, erwischt.
Leselustfrust hat den Flohmarkt auf ihren Blog sehr enthusiastisch angekündigt, dann war es halb so schlimm, ein paar Restposten auf langen Tischen, die Autoren an der Kasse schon weg, aber Helmut Schneider von Wien live, die das Ganze offenbar veranstaltet, hat mir die Bücher verkauft. Dan Lungu „Das Hühnerparadies“, der ersten Teil einer Trilogie, wo ich bei der Vorstellung von Teil II vor zwei Jahren ich in der Hauptbücherei gewesen bin und mich Herwig Bitsche noch nicht nach dem Buch fragen traute, habe ich aber bekommen und eine sehr zerfledderte „Pastetenlust“ von Pierre Emme, das Leselustfrust glaube ich, einmal sehr begeistert besprochen hat und dann noch Xaver Bayers 2008 erschienenen Geschichtenband, den ich für die Buchpreisjury durchgesehen habe und einen Ludweig Fels, ebenfals bei Jung und Jung erschienen. Vier Bücher um sieben Euro , wann ich die wohl lesen werde? Aber es war ja für eine gute Sache, kann ich mir einbilden und den Peter Handke habe ich ohnehin liegenlassen. Danach mit der U-Bahn, ab siebzehn Uhr gab es Freifahrt, zum Rathausplatz und da gab es auch ein Jubiläum, nämlich „Sechzig Jahre Wiener Festwochen“ Zu den Eröffnungskonzerten am Rathausplatz gehe ich ja gerne, jetzt war ich zwar schon länger nicht, weil voriges Jahr wahrscheinlich gleichzeitig der Theodor Kramer Preis, vor zwei Jahren habe ich, aber glaube ich, berichtet und es war interessant, nämlich eine große Chorvereinigung, mit diesmal drei Außenbühnen, die übertragen wurden, in Melk, Tirol und am Wörtersee. Dirk Stirmann hat moderiert, am Schluß haben alle Beethovens „Ode an die Freude gesungen.

2011-05-13

Der zweite KOLIKslam

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:09
Manfred Müller

Manfred Müller

Karin Fleischanderl

Karin Fleischanderl

Wieder einmal KOLIKslam in der Gesellschaft für Literatur, das gibt es schon, wie Manfred Müller wieder in seiner Einleitung erklärt, schon seit Jahren, da werden zweimal im Jahr von den beiden KOLIK-Herausgebern Gustav Ernst und Karin Fleischanderl meist drei Autoren ausgewählt, die Texte in der Zeitschrift KOLIK haben und vorgestellt. Einmal habe ich es geschaftt, hinzugehen und dabei Auszüge aus Linda Stifts neuem Buch gehört. Jetzt war ich wieder da und habe in Anne Jan eine Autorin kennengelernt, die ich noch nicht kannte, während ich Katharina Riese aus der GAV kenne und sie auch 1998 zu meiner Frauenlesung in der Alten Schmiede, statt Marie Therese Kerschbaumer eingeladen. Die dritte Autorin war Sandra Gugic, die Studentin der Sprachkunst, die ich das erste Mal 2008 bei der Exilpreisverleihung im Amerlinghaus kennenlernte, voriges Jahr bei den Textvorstellungen in der Alten Schmiede und im Jänner bei der Studentenlesung im Literaturhaus hörte. Sandra Gugic hat zu lesen begonnen, Karin Fleischanderl hat den Fehler ihrer Biografie, die im Programm abgedruckt hat, richtiggestellt und in ihrer Vorstellung hinzugefügt, daß sie 2010/11 ein Staatsstipendium für Literatur bekommen hat und vor kurzem den Hohenemser Förderungspreis. Der Text den sie gelesen hat, geht um Entfremdung erklärte Karin Fleischanderl noch, der eine Reise nach Mexiko beschreibt und von einer Demonstration erzählt, bei der Steine fliegen, die Sprache war sehr schön und weniger realistisch als „Zwischenräume“ von Anne Jan, die den Vormittag eines Zwangspatienten schilderte.

Sandra Gugic

Sandra Gugic

Anne Jan

Anne Jan

Von Anne Jan habe ich noch nichts gehört, im Programm steht kein Geburtsdatum, nur etwas von einer Lebens- und Sozialberaterin. Karin Fleischanderl hat es dann noch durch Organisationsentwicklerin und Supervisorin im Psychiatriebereich ergänzt. Der Text war sehr beeindruckend. Ich habe in „Taubenfüttern“ ja auch einen Zwangspatienten beschrieben und gelegentlich solche Kienten. Anne Jan erzählte von einem Felix, der von seinem Bruder betreut wird, zu seiner Therapeutin gehen soll, ständig zählt und über Ritzen springt und dabei ein junges Mädchen kennenlernt, das ihn auf einen Kaffee eindlädt, mit ihr statt zur Therapeutin in einen Park geht und sie sogar küßt, am Ende findet ihn die Putzfrau vom Mc Donald nackt am Klo, seine Kleider, die er zuerst gewaschen hat, hat er in den Müll geschmissen.

Katharina Riese

Katharina Riese

Katahrina Rieses Texte waren auch sehr interessant.Sie hat sehr verschiedene gelesen und nicht nur aus dem Buch „Vilma heiratet ihre Enkelin“, wie Karin Fleischanderl angekündigt hat. Katharina Riese ist 1946 geboren, GAV- Mitglied, war oder ist in der Frauenbewegung tätig und ihre Shortstory von ihrer Waschmaschine und dem Messer, das sprechen kann und beim Zwiebelschneiden immer „fuck fuck“ sagt und sie muß es belehren, daß es sich zu benehmen hat, denn mit einer solchen Sprache ist man sofort unten durch, außer man heißt George Bush.
Ein Stückchen aus dem dem Buch, das ihre Familiegeschichte erzählt hat sie auch gelesen und der Kolik-Slam, der diesmal nicht nur junge Autoren präsentierte war wieder interessant. Neben mir ist Claudia Erdheim gesessen und hat in einem Manuskript geblättert und spannend welch realistische Texte es inzwischen im KOLIK gibt.

2011-05-12

Jüdische Literatur aus Polen, Tschechien und Ungarn

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:18

Literature Night in der Hauptbücherei, das war zwar wieder übertrieben, war die Nacht doch vor neun schon aus und der Essay von Imre Kertez „Die Panne – Der Holocaust als Kultur“, der im Programm angekündigt war, wurde aus Zeit oder Konzentrationsgründen auch noch eingespart, die Literature Night ist aber eine Initiative des tschechischen Zentrums in Kooperation mit dem polnischen Instituts und dem Collegium Hungaricum im Rahmen des heuer zum fünften Mal stattfindenden in Prag inititierten internationalen Eunic Projekts und wurde unter dem Titel „Von der Unmöglichkeit nicht zu schreiben“ veranstaltet.
Das ist offenbar eine Reflexion Franz Kafkas und steht so im Programm, ansonsten hätte ich den Titel nicht verstanden und die jüdische Literatur von Jiri Langer, Imre Kertez und Andrezej Barth wurde von ihren Übersetzern präsentiert.
Moderiert hat die Veranstaltung Gabriele Kohlbauer-Fritz vom jüdischen Museum, das offenbar eine Kooperation mit der Hauptbücherei getroffen hat, ich saß in der zweiten Reihe neben der Autogrammjägerin, die ich manchmal bei Veranstaltungen sehe, eine kleine ältere Frau, die zwischendurch in der Zeitung „Österreich“ gelesen hat, aber immer sehr engagiert herumgeht und versucht Unterschriften von allen Lesenden einzusammeln, versehentlich hat sie auch den Leiter der Hauptbücherei erwischt und hat sich auch die Bilder der Übersetzer aus dem Internet ausgedruckt, so daß sie sich die Unterschriften inzwischen auf Autogrammkarten geben läßt.
Thematisch hat das Programm der kurzen langen Nacht sehr gut zusammengepasst, begann es doch mit dem 1894 geborenen Jiri Langer, der als junger Mann Prag in Richtung Stettel verlassen hat und das Buch „Neun Tore – Geheimnisse des Chassidim“ darüber geschrieben hat, das 2011 bei Arco neu herauskam oder kommt. Die Übersetzerin eine junge Frau namens Kristina Kallert, hat ein paar Stücke daraus gelesen und in der Diskussion sehr genau zu erklären gewußt, worin sich ihre Übersetzung von der bereits bestehenden unterscheidet und wie weit sich Jiri Langer von den chassidischen Texten Martin Bubers abgrenzt. Er ist spitzbübischer und ironischer erklärte sie und das war ihrer Lesung auch anzumerken, der vorige Übersetzer hat all das Unangepasste herausgestrichen. Ich kenne mich bei der chassidischen Literatur zwar nicht sehr aus und habe auch Martin Buber nicht gelesen, es schien mir aber zu Imre Kertez, dem Nobelpreisträger von 2002 und seinen Texten über den von ihm erlebten Holocaust sehr gut zu passen und so habe ich sehr bedauert, daß der Essay nicht gelesen wurde.
Den Übersetzer, György Buda, ein sehr ungarisch aussehender großer starker Mann mit kleinem Bärtchen, habe ich schon gesehen, er las ein Stückchen aus dem „Kaddish für ein nichtgeborenes Kind“.
Ansonsten habe ich „Schritt für Schritt“ – das Drehbuch zum „Roman eines Schicksallosen“ gelesen, das glaube ich, das zweite „Eine Stadt – ein Buch“ war.
Vom dritten Autor, bzw. Buch des 1951 geborenen Andrzej Barth „Die Fliegerfängerfabrik“ habe ich schon etwas gehört, wurde es doch vor ein paar Wochen in Ex Libris vorgestellt. Es wurde vom Übersetzer Albrecht Lempp gelesen und ist eine weitere sehr interessante Verarbeitung des Holocaust eines Vertreters der jüngeren Generation, die das ironischer als die, die es selbst erlebten, darstellen.
Es geht um das Ghetto von Lodz und um den Judenrat Chaim Rumkowski, dem vorgeworfen wurde, mit den Nazis kollaboriert zu haben. Andrzej Barth läßt den nun mit seiner Frau Regina und seinem Adopivsohn in der fiktiven Zeit 2006, Chaim Rumkowski ist in Auschwitz umgekommen, in einem Salonwagen ins Ghetto fahren, ein Journalist wurde von einem geheimnisvollen Besucher voher aufgefordert, dort dabei zu sein und es kommt zu einer Gerichtsverhandlung über die Schuld des Vorsitzenden, Staatsanwalt, Verteidiger, Richter sind ebenfalls im Holocaust Umgekommene, bzw. der liebe Gott persönlich.
Klingt sehr interessant, obwohl es vom Übersetzer als schwer lesbares Buch beschrieben wurde und ich mich bei der Ex Libris Vorstellung nicht recht ausgekannt habe. Es ist das erste in Deutsch übersetzte Buch des Polen, der Übersetzer meinte aber, daß der Verlag Schöffling mehr von ihm herausgeben wird und erzählte etwas von einem „Don Juan“, das ebenfalls sehr interessant sein soll. Mal sehen ob ich mal über das eine oder das andere Buch stolpere, jetzt habe ich mir von der kurzen langen Nacht jedenfalls sehr viel mitgenommen und einige interessante Autoren kennengelernt.

2011-05-11

Gestatten – mein Name ist Cox

Filed under: Uncategorized — jancak @ 11:31

Gleich die nächste Buchbesprechung, Krimis regen ja zum Lesen und ausgedehnteren Badezimmernächten an und wenn es dann noch so ein Oldie ist, den ich vor einiger Zeit im offenen Bücherschrank fand…
„Gestatten – mein Name ist Cox“ von Rolf und Alexandra Becker, das hatte ich im Kopf, denn das hatte ich als Kind im Radio gehört oder im Fernsehen gesehen. Ich hätte auf auf Hörspiele getippt, wenn man aber bei Wikipedia nachsieht, kommt man darauf, daß das eine der berühmtesten Fernseh- und Kinoverfilmungen des schreibenden Ehepaars war und in die Fünfzigerjahre zurückgeht. In meinem Buch, es ist eine Bertelsmann Lesering Ausgabe ist zwar keine Jahreszahl zu finden, wenn man aber im Buch nachrechnet, dürfte es 1953 spielen. Das Jahr in dem ich geboren bin, für eine an der Geschichte interessierte also besonders interessant und ich dürfte auch den ersten Band erwischt haben und so bin ich gestern und heute als in den Fünfzigerjahreserienerfolgskriminalroman zurückgestiegen.
Wie die Erfahrung war? Interessant und ganz anders, als das jetzt gewohnte.
Die Cox- Reihe ist von einem Mann und einer Frau geschrieben, der 1925 geborenen und 1990 gestorbenen Alexandra Becker und dem 1923 in London geborenen Rolf Becker, der nach dem Tod seiner Frau unter dem Namen Rolf A. Becker schrieb und das würde man, wenn es auf dem Buch nicht draufstünde, auf dem ersten Blick nicht merken.
Ist Paul Cox ja ein sehr männlicher Held, der Superwuzzi, der mit Charme und Hirn, wie das in den Fünfzigerjahren offenbar so war, als Gentlemangauner alle Fälle löst und die Frauen sind das schöne dümmliche Beiwerk, die mit Juwelen und Pelzmäntel ausgestattet Sex-verstrahlend herumlaufen und dabei schon mal eine Pistole zücken.
Es spielt in London und Paul Cox erzählt uns die Geschichte, die ihm da passierte locker plaudernd und steht am Beginn, so wie es der Umschlag zeigt, in einer Duschkabine, das Wasser tropft ihm auf dem Kopf und in dem Zimmer in dem er sich befindet, liegt der Mann, den er besuchen wollte, mit seinem Messer erstochen am Schreibtisch und die Hausfrau und der Nachbar kommen herein, entdecken den Toten und verständigen die Polizei.
Cox wird entdeckt und muß handeln, das heißt, er sperrt die Polizisten ein, flüchtet als Schornsteinfeger verkleidet und beginnt uns die Geschichte zu erzählen. Der Tote ist ein windschiefer Rechtsanwalt, der ihn erpresste, so wollte er aus seinem Zimmer die Beweislast holen, seine Freundin Margit, die er als Lockvogel angesetzt hat, hat ihm den Schlüßel übergeben und erzählt, der Rechtsanwalt ist nicht zu Haus. Nur spielte Margit leider mit falschen Karten und scheint auch einen Hausfreund zu besitzen, so verschweigt sie der Polizei, daß Paul das Taschenmesser verloren hat und entführt auch den kleinen Nachbarjungen, der es gefunden und Margit zurückgegeben hat. Jetzt taucht ein Taxifahrer namens Richardson auf, der alles weiß, Paul auf die richtige Fährte führt und ein Gorilla namens Nat, der bei der Entführung mitmischte.
Margit wird von einem Auto überfahren und der Polizeiinspektor Carter ißt sehr viele Pfirsiche, weil seine Frau behauptet, daß sie gesund wären. Das wäre vielleicht ein moderner Ansatz in der Geschichte und vielleicht es es auch der, daß Paul, der schließlich nach einigen Verwicklungen, er hat einige Tage nichts geschlafen und gegessen, von Richardson zu einer Traumfrau mit Pelz und Superfigur gebracht wird, von ihr aufgefordert wird, das Geschirr abzuwaschen. Es klärt sich auch alles auf. Der kleine Pit kehrt zu seinem Vater, dem klavierspielenden Nachbarn zurück, der nach dem Tod seiner Frau, den Jungen, alleine aufzieht, also noch ein moderner Ansatz und vielleicht der Einfluß von Frau Becker, ich weiß es nicht, denn sonst ist alles konventionell und strahlend, Paul klärt alles auf, Inspektor Carter hat sich von seiner Unschuld ohnehin schon überzeugt und so rasen sie mit dem Rettungswagen in dem sie von dem Mörder schließlich doch verfrachtet werden, nicht wie geplant, in den Abgrund, sondern werden gerettet und haben den Abend Zeit für sich. Paul will uns eigentlich noch von seiner Königin von Saba erzählen, die schöne Helena erklärt das aber zur Privatsache, so daß das Buch, wie Paul Cox meint, ohne Ende schließt und sich dafür entschuldigt. Bei Wikipedia habe ich gefunden, daß Helena Bernhardt noch in weiteren Folgen der Serien eine Rolle spielt, bis er sich von ihr trennt.

2011-05-10

Die Habenichtse

Filed under: Uncategorized — jancak @ 19:07

Die 2007 erschienenen „Die Habenichts“, für die die in Frankfurt am Main geborene Katharina Hacker, 2006 den deutschen Buchpreis bekommen hat, ein weiteres Buch des Abverkaufs von Alfreds bibliophiler WU-Kollegin, erzählt ein Stück unserer jüngsten Vergangenheit auf eine erfrischend neue Weise und sollte vielleicht eher die „Orientierungs-“ oder die „Ahnungslosen“ heißen, denn das Paar Jakob und Isabelle, in dem es darin geht, zählt eigentlich zur Erfolgsgeneration der Joung Urban Thirties und spielt in der Zeit nach nine elfefen bis zum Ausbruch des Irakkriegs.
„Jakob und Isabelle haben alles“, steht so auch im Klappentext, sie wohnen und arbeiten in Berlin, sie als Graphikerin, wo sie Kinderbücher illustriert, er ist Anwalt und spezialisiert auf die Ost-Deutsche Restitution, sie haben sich in den Neunzigerjahren kennengelernt und treffen sich auf einer Party am elften September wieder und beschließen zu heiraten. Da ein Kollege Jakobs im World Trade Center umkam, kann er seine Stelle in dem Anwaltbüro von Mister Bentham übernehmen. So ziehen sie nach London und geraten durch Zufall in eine nicht so tolle Wohngegend, ist der eine Nachbar Jim, doch ein ehemaliger Strichjunge und jetziger Kleindealer, der auf der Suche nach seiner verschwundenen Freundin Mae ist, das andere Reihenhaus oder Wohnung wird von einer Familie bewohnt, die offenbar trinkt und die zurückgebliebene bettnäßende Tochter Sara nicht in die Schule schickt und mißhandelt.
Dann kommen noch sehr viele Handlungsebene in diesen modern globalen Stadtroman, der Golfkrieg, wie erwähnt und Katharina Hacker schildert ein London, das sich dafür rüstet und den Einwohnern und auch Isabelle das Einlagern von Kerzen und Batterien empfiehlt.
Jakobs Chef, Mister Bentham, der als Jugendlicher vor den Nazis flüchtete und mit den Kindertransporten nach London kam, ist auch ein recht seltsamer Vogel, geht er doch sehr viel spazieren und manchmal verschwindet er in ein Strichhotel und wird von Jakob im Park in eindeutigen Situationen mit sehr jungen Männern beobachtet, außerdem hat er seinen Freund verloren und wird von seiner Sekretärin liebevoll bevormundet. In Isabelles Berliner Graphikbüro gibt es einen ungarischen Juden namens Andras, der als Kind von seinen Eltern nach Westberlin geschickt wurde und sich nicht entscheiden kann, ob er nach Budapest zurückgehen soll, er trauert auch Isabelle nach, die orientierungslos durch das Irak-Krieg alarmisierte London stolpert und dabei in Jims Arme fällt.
Der hat beobachtet, wie sie Saras Katze aus dem Fenster schmiß, erpreßt sie damit und läßt Dave, Saras Bruder bei sich wohnen und als Mister Bentham Jakob auf einen Flug nach Berlin mitnimmt, läßt er Isabelle zurück, hat sich das Paar in dem kriegsbereiten London doch entfremdet. Ein neuer frischer Ton in dem Katharina Hacker all das erzählt und sie führt auch in soziale Schichten ein, die man in der Buchpreis-Belletristik üblicherweise nicht findet, bzw. läßt sie sie zusammenkommen und aufeinander treffen, was für mich eine Erklärung ist, warum das Buch den deutschen Buchpreis bekommen hat, weil man darin etwas findet, das man vielleicht sonst noch nicht so oft gelesen hat.
Vielleicht nicht ganz so einfach durch seine abwechselnden Handlungsstränge, den verschiedenen Inhalten und Zeitensprüngen, aber faszinierend von einem London 2003 oder 2004 zu erfahren, das man eigentlich inzwischen schon vergessen hat, denn zumindest für mich ist der Irakkrieg inzwischen weit entfernt gewesen, so daß ich mich die Terrorängste, die man dort beim U-Bahn fahren oder auch im alltäglichen Leben erlebte, fast erstaunten.
Katharina Hacker ist 1967 geboren und hat, wie erwähnt, 2006 den deutschen Buchpreis bekommen, da habe ich zum ersten Mal den Namen gehört und der Titel hat mich, kann ich mich erinnern, neugierig gemacht, obwohl ich mir darunter wahrscheinlich etwas ganz anderes vorstellte. Inzwischen sind weitere Romane von ihr erschienen und sie hat, wie ich hörte, auch mit dem Suhrkamp Verlag Schwierigkeiten gehabt, der einen Roman von ihr, nicht so herausbrachte, wie sie es haben wollte, so daß sie zu Fischer wechselte und bei der Lese.Auslese voriges Jahr in der Gesellschaft für Literatur wurde auch eines ihrer Bücher vorgestellt.

2011-05-09

Die Enten, die Frauen und die Wahrheit

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:47
Katja Lange-Müller, Eva Jancak

Katja Lange-Müller, Eva Jancak

„Katja Lange-Müllers Erzählungen sind Kabinettstücke der genauen Beobachtung“, steht im Literaturhausprogramm und Erzählungen waren offenbar auch das Thema des Seminars das Katja Lange Müller den Studenten der Sprachkunst heute bei einem Seminar gehalten hat und die hat sie dann am Abend bei der allgemein zugänglichen öffentlichen Lesung im Literaturhaus gelesen. Vielleicht weil das Wetter so schön war, vielleicht auch aus anderes Gründen, sind gar nicht zu viele Leute zu der Lesung, der 1951 in Ostberlin geborenen Schriftstellerin gekommen. Das Literaturhausteam stand mit der Autorin aber schon vorm Eingang, als ich zehn vor sieben vom Bücherschrank gekommen bin. Ich habe mich eine Weile mit der lieben Bibiane unterhalten, bevor JuSophie auf mich zugekommen ist, die ich ja im Jänner bei der Studentenlesung im Literaturhaus kennenlernte. Ein paar der Studenten sind schon in der letzten Reihe gesessen, sonst ist es aber sehr leer gewesen, bis irgendwann Anita C. Schaub und noch später Gustav Ernst gekommen sind, was gut war, denn den wollte ich ja schon lange zu seinen „Besten Beziehungen“ etwas fragen und so weiß ich jetzt, daß er nur gute Rezensionen zu seinem Buch erhielt und es den Amoklauf mit dem das Buch endet, wirklich gegeben hat. Katja Lange-Müller kenne ich auch schon lang, ich glaube mich zu erinnern, daß ich in der Zeitschrift „Brigitte“, als ich noch in der Otto Bauergasse wohnte, von ihr und ihrem ihrer ersten Romane etwas gelesen habe und auch, daß sie das Buch in Westdeutschen Kaufhauscafeterien geschrieben hat. Katja Langen-Müller ist laut Wikipedia 1984 nach West-Berlin ausgereist und hat 1986 den Bachmannpreis gewonnen, meiner Erinnerung nach, wäre das schon in den Siebzigerjahren gewesen, aber Erinnerungen können täuschen und ich habe bis 1988 die Wohnung in der Otto Bauergasse gehabt und bin in dieser Zeit sicher auch noch ins Cafehaus gegangen, denn an das Cafe Ritter erinnere ich mich auch. „Kasper Mauser“ und „Wehleid – wie im Leben“, habe ich jedenfalls in Harland stehen und wahrscheinlich auch gelesen und ich erinnere mich auch an einen Erzählband und an eine Alte Schmiede Lesung vor mehr als zehn Jahren, den der Alfred für die Anna kaufte und eine Erzählung, wo eine Frau in einem Kaufhaus etwas klaut und dann vom Wachmann nackt in eine Toilette eingesperrt wird. Dann erinnere ich mich an eine Lesung in der Hauptbücherei, die wahrscheinlich 2007 war, wo es um, die ersten Texte ging, da hat Katja Lange-Müller, die sehr extrovertiert zu sein scheint, viel von ihrem Studium am Johannes R. Becher Institut, das sie irgendwie aus Verlegenheit machte, erzählt, ich habe die „Bösen Schafe“ für den Alfred gekauft, der sie der Ute nach Leipzig mitbrachte und signieren lassen und sie zeichnete eine Ratte hinein, was sie auch heute öfter tat. Dann kam diese Les.Art Literaturhaussendung, wo man „Wunschloses Unglück“ hinausschreien mußte, Christa Nebenführ hat es getan und „Die bösen Schafe“ gewonnen.
Ich habe Katja Lange-Müller wieder 2008 im Literaturhaus gesehen, als sie als einzige Jurorin für den Erich Fried Preis Alois Hotschnig ausgewählt hat, den sie in ihrer Einleitung den Studenten als begnadeten Erzähler pries, dann hat sie losgelesen mit einem Gedicht über Berlin und verschiedene Erzählungen, die alle viel von Berlin berichteten. Eine der ältesten war wohl die vom „Schweineladen“, wo sie das Viertel schildert, wo das Becher Institut, der Verlag Volk und Welt und noch ein paar Ost-Idyllen zusammenlagen und „Toter Winkel“ genannt wurde, dorthin geht sie nach einem Nachdienst im Krankenhaus einkaufen, kauft ein paar Flaschen ungarischen Rotwein und beobachtet einen ranghohen DDR Polizisten beim Käsestehlen. Die Titelgeschichte „Die Enten, die Frauen und die Wahrheit“ war auch dabei, dabei beobachtet die Erzählerin, wie ein Erpel eine tote Ente fikt und alle unterhalten sich und stellen Mutmaßungen darüber an. „Was war ist muß nicht gerecht sein“ oder so ähnlich lautete der letzte Satz. Es gab noch eine Geschichte übers Schwammerlsuchen, was ja in Berlin Pilze sammeln heißt, die Ich Erzählerin fährt mit lauter Leuten, die Körbe und ein Messer mithaben mit der S-Bahn an den Stadtrand, findet mit einem Mann ein paar Pilze, wirft sie aber weg, bevor sie mit ihm auf ein Bierchen geht. Das Trinken und die Kneipen spielen in den Texten eine große Rolle, aber auch die Tiere, die Enten, die Erpel, die Mäuse, die Schafe und die Ratten und am Schluß kam noch ein Text aus einem Erzählband, den Katja Lange-Müller gerade zusammenstellt, in dem es um Institutionen geht, die gerade verschwinden. Robert Huez verwies auf den Büchertisch, auf dem man einige der Erzählbände und auch den Roman „Böse Schafe“ kaufen konnte. Ottwald John hat ein Buch für Rolf Schwendter gekauft und die Ratte Alfred gezeigt. Ich habe mich lange mit Anita C. Schaub über den „Ohrenschmaus“ unterhalten und bin mit dem Alfred fast allein bei der Bibiane mit dem Glas Rotwein gestanden, weil alle anderen draußen rauchen waren. Die Autorin ist aber zurückgekommen, um in das Gästebuch eine Ratte zu zeichnen, sie zeichnet gerne Ratten, aber auch andere Tiere, hat sie mir erzählt, als ich sie nach Kerstin Hensel fragte, die ja auch in Berlin lebt und sie war auch so freundlich sich mit mir fotografieren zu lassen, so daß ich im Literaturgeflüster etwas Besonderes anbieten kann und der Abend hat auch mich angeregt über meine ungelesenen Erzählbände nachzudenken. Ich lese Erzählungen ja nicht so gern, weil sie mir zu kurz sind, sammle aber eifrig die Bände, so daß ich einiges aufzulesen habe.

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