Was sind so die Highlights einer konsumverweigernden Strohwitwe, richtig eine Bücherkastentour mit dem zu korrigierenden Mansukript in der Tasche, das lenkt vom sinnlosen Literaturquizklicken ab, denn irgenwie scheint es bei jedem Buch eine Trödel- oder „Es ist ohnehin egal“ – Phase zu geben, obwohl ich ja, wie meine Leser wissen, sehr gern schreibe und mit den „Zwillingswelten“ eigentlich auch zufrieden sind.
Aber sich vor den Bücherkasten hinzusetzen, am Zimmermannplatz kann man das und den Leuten beim Geben und Nehmen zuzuschauen, ist interessant und da hat man vielleicht auch die Chance das „Rosa Winkel Buch“ zu bekommen, aber ob dieser Arzt am Samstag in seiner Praxis ist und nicht vielleicht ohnehin auf Urlaub, wenn mich nicht alles täuscht, habe ich einen diesbezüglichen Zettel gesehen?
Ich war gestern auch sehr diszipliniert und bin mit den „Zwillingswelten“ schon in der Phase, wo ich immer denke, jetzt bin ich fertig und dann pro Durchgang einen Fehler finde, manchmal wieder mehr und das dann mehr oder weniger geduldig ungefähr eine Monat lang so betreibe, in dieser Phase, denke ich dann schon an das nächste Projekt und das soll ja im Arbeitstitel „Die Frau auf der Bank“ heißen und da soll es um drei Frauen, eine Psychiaterin in Ausbildung, eine Türkin und eine mit paranoiden Wahnvorstellungen gehen und dazu Material zu sammeln muß ich auch, außerdem habe ich mir schon ein bißchen Literatur vorbereitet, um mich in die türkische Mentalität einzulesen.
Weil ich gestern also so gut drauf war, habe ich mir gedacht, ich nehme mir die „Beyoglu Blues“- Gedichte zum Lesen mit, fand dann aber einen Fehler und beschloß das Heft zu Haus zu lassen, als ich nach zehn, mit einer Wasserflasche und dem Manuskript aufgebrochen bin.
Vorher habe ich in der Badewanne noch ein bißchen „Der Hahn ist tot“ gelesen und dann hinein in den Samstag. Für das nächste Wochenende, wo der Alfred nicht da ist, gibt es auch schon ein Ersatzprogramm für alle, die Pfingsten, nicht wegfahren können, wie die Galeristin der Edition Splitter am Montag sagte und die Eiladung zu ihrer „Zwanzigjahrfeier“ verteilte und ich bin ja eine, die sich gern Programme macht und auch gern feiert.
Ansonsten mache ich diese Bücherkastentouren, meistens, wenn ich Donnerstag oder Freitag zum klinischen Mittag gehe, da nehme ich dann alle drei Kästen mit und finde meist bei einem oder zwei etwas, sonst komme ich ja eher zu dem in der Westbahnstraße, denn der liegt am Weg, wenn ich ins Literaturhaus, in die Hauptbücherei oder ins Amerlinghaus gehe, üblicherweise mache ich die ganze Tour am Rückweg von der Klinik, diesmal habe ich gedacht, fange ich mit dem in der Westbahnstraße an, setze mich dann am Zimmermannplatz hin, um zu korrigieren und zu Mittag hole ich mir beim Mc Donald einen Cheeseburger und eine kleine Portion Pommes frites, das mache ich meistens, wenn ich „auswärts“ esse und in der Westbahnstraße habe ich auch einiges gefunden.
Das ist irgendwie mein liebster Bücherschrank und er ist auch, glaube ich, der am meist besuche, jedenfalls stehen immer Leute davor, schauen oder räumen und es waren diesmal auch noch ein paar Bücher von dieser Buchhandlung Kuppitsch Spende zu finden, zumindestens stelle ich mir vor, daß Rafael Yglesias „Glückliche Ehe“ davon stammen könnte, ein paar chick lits waren auch zu finden. Der Kasten am Zimmermannplatz war dann ziemlich leer und die meisten Bänke ohne Schatten, so bin ich etwa eine Stunde in der Sonne gesessen und habe ein paar Frauen beim Einräumen zugeschaut. Ein jüngerer Mann hat sich den „Dai Sijie“ aus dem Kasten geholt, sich damit neben mich gesetzt und ihn schließlich wieder zurückgegeben. Nach dem ich vom Mc Donald zurückgekommen bin, habe ich einen Platz im Schatten bekommen und festgestellt, daß eine der Frauen Polly Adler eingeräumt hat.
„Chaos de luxe – Auch Luder brauchen Liebe“, offenbar das, was Frauen gerne lesen und wieder hergeben, ich kenne die Kurier Kolumnistin ja von „Rund um die Burg“ und beim letzen Frauentag hat sie auch gelesen. Ein alter Mann mit einem Wagerl ist gekommen, ob das der ist, vor dem Frank Gassner im letzten Jahr mehrmals warnte und der mir zum Vorbild des Bernhard Listingers diente? Und ein jüngerer mit Rad und Radhelm setzte sich mit seiner Beute in die Sonne, während ein Mädchen stolz mit einem roten Buch verschwand, dazwischen habe ich eine Szene aufgeschnappt, die zwar nichts mit Bücher zu tun hat, aber vielleicht in mein nächstes finden kann. Ein Türke, eine Frau mit Kopftuch, langen Mantel und vielen Einkaufsackerln, der Mann schreit auf ein kleines lustiges Kind ein und geht mit ihm über die Straße, das Kind läuft davon, die Frau ihm nach, um es einzufangen und verliert dabei ihre Einkaufssackerln, jetzt müßen alle stehenbleiben, um sie einzusammeln, es kommt die Straßenbahn heran, das Kind ist schon auf der anderen Seite und der Mann schimpft weiter.
Ich gehe mein Manuskript zweimal durch und finde zwei Fehler auf der gleichen Seite, also wieder nichts mit den Gedichten, neben mir auf die zweite schattige Bank setzt sich eine Frau mit einem kleinen Mädchen, beide haben große weiße Hüte auf dem Kopf, es ist ja sehr sonnig und heiß. Ich beschließe mir ein Eis zu kaufen und über den Brunnenmarkt zurückzugehen und weil ich ja nicht schon genug Bücher habe, in die Buchlandung auf der Mariahilferstraße hineinzuschauen, denn die haben ja jetzt ausgemistet und verkaufen das Unverkäufliche um einen Euro, darunter viele Surhkamp TB Ausgaben mit Gedichten ehemaliger Bachmann- oder Bücherpreisträger. Das letzte Mal bin ich mit fünfzehn Büchern nach Haus gegangen, diesmal hatte ich schon einige in der Tasche und mir vorgenommen, bevor ich die Bücher zur Kasse trage, dreimal zu überlegen, werde ich das wirklich lesen? So habe ich nur einen frühen Roman des vorletzten Leipziger Buchpreisträger Georg Klein und Essays von Burkhard Spinnen, die zwar auch nicht wirklich nötig waren, aber in der Lerchenfelderstraße 2.95 kosten, der Bachmannpreis naht und Burkhard Spinnen ist da ja sicher wieder wortgewaltig und ein dickes Buch von Fey Weldon gekauft, damit bin ich nach Hause, habe im Garten das Wasser aufgedreht und mich noch einmal in die Badewanne gelegt.
Ein interessanter Tag, denn es ist ja spannend, was sich so auf dem sonst sehr ruhigen Zimmermannplatz tut. Am Brunnenmarkt gibt es auch Bänke und die sind auch sehr bevölkert, der Bücherkasten wird aber weniger angeschaut und war auch ziemlich leer, obwohl ich auch da schon interessante Sachen gefunden habe.
2011-06-04
Bücherkastentour
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