Als ich vor fast zwei Wochen bei der Finissage in der Galerie Splitter war, hat Batya Horn die Einladung zu den „Splitter 20 – Editionen“ verteilt und dazu gesagt, daß das als Zuckerl für die gedacht ist, die Pfingsten zu Hause bleiben müßen und ach ja, normalerweise verbringe ich Pfingsten in Harland bei St. Pölten und radle am Pfingstsonntag mit dem Alfred nach Nußdorf an der Traisen zum Pfingstfest, wo es in dem alten Schloß eine Menge zu essen gibt, Kaffee bei der Frau Herzinger und die Weinverkostung ist dann im Keller. Manchmal geht das nicht, weil der Alfred mit seinem Freund Karl in der Weltgeschichte herumfährt, wie weiland 2006, aber da wäre Frau Bachmann achtzig geworden und da gab es in Wien ein großes Symposium mit einer Menge von Veranstaltungen. Das Kriegstagebuch „Schreiben gegen den Krieg“, das jetzt herausgekommen ist, wurde im Palais Palfy ausgestellt und am Pfingstsonntag gab es einen Stadtspaziergang an die Orte in denen Ingeborg Bachmann lebte oder ihre Werke spielen ließ. Ich erinnere mich, daß wir uns am Heumarkt trafen, der Bruder Bachmann war dabei und ein junger Mann hat uns in die Ungargasse geführt, dann in die Blutgasse zu dem Haus, wo heute das Thomas Bernhard Archiv ist und dann noch zum Cafe Raimand, wo sich in den Fünfzigerjahren der Hans Weigel mit den jungen Künstlern trafen und der hat hat ja auch ein Buch über seine Bachmannbeziehung geschrieben. Das hat mich sehr beeindruckt und weil man zu der Führung einen Straßenbahnfahrschein brauchte, bin ich anschließend, die Führung endete im Pails Palfys nach Neuwaldegg hinausgefahren und wollte auf den Kahlenberg wandern. Leider bin ich nur bis zum Häuserl am Roah gekommen, dann habe ich den Weg nicht mehr gefunden, so daß ich bei der Kapelle, die in die Siedlung unserers Gartenhauses führte, herauskam, nach Salmannsdorf ging, von dort nach Grinzig fuhr und mit dem Bus auf den Kahlen- oder den Leopoldsberg, jedenfalls bin ich dann den Nasenweg hinuntergewandert und so auch nach Nußdorf gekommen. Und heuer wieder zu Pfingsten allein in Wien, aber da habe ich kein Problem mich zu beschäftigen und diese Woche gab es ja überhaupt ein besonders intensives literarisches Programm, bei dem sehr viel junge Literatur dabei war, aber auch in die Fünfzigerjahre auf die Spuren der jungen Bachmann und ihre Beziehung zu Hans Weigel führte und das Edition Splitter Zuckerl habe ich mir natürlich vorgemerkt. Die Editon Splitter wird zwanzig und das ist ein sehr engagierter experimenteller Kleinverlag, den ich, glaube ich, wenn ich mich nicht irre, im Literaturhaus kennenlernte. Denn da gab es einmal eine Buchpräsentation mit Stephan Eibl Erzberg mit dem ich ein Buch tauschte, das ich irgendwie schon hatte und an Batya Horn, die Verlegerin kann ich mich erinnern. Jetzt war ich bei der Elfriede Gerstl Veranstaltung „Spiel(t)träume und da hat Batya Horn auf die Installation von Josef Trattner zum zwanzigsten Geburtstag hingewiesen und als ich am Freitag mit E.A. Richter mailte und er mich um meine Innenstadtnähe beneidete, weil man da schneller zu Literaturveranstaltungen kommt, habe ich ihn scherzhaft eingeladen ihn am Sonntag dort zu treffen und auszuprobieren, ob er mit der U-Bahn nicht schneller als ich bin. Denn ich gehe als Stadtflaneurin ja alles zu Fuß und bin, um halb drei weggegangen und weil es schon zehn Minuten nach drei war, als ich ankam, gleich zum Judenplatz, wo die Veranstaltung stattfinden sollte, aber dort waren nur Touristen und vor dem Lessingdenkmal ein blauer Teppich und die zwanzig Würfel, auf die man sich dann setzen konnte, aber sonst niemand. Vor der Galerie standen Stephan Eibel Erzberg, Burghard Schmidt und Hannes Benedetto Pircher. Geplant war, daß alle um drei zum Judenplatz gehen und dort ihren Lieblingssplitter aus dem Werk eines anderen lesen, denn die Autoren neigen ja, wie Batya Horn vor zwei Wochen anmerkte, alle ein bißchen zur Nabelschau. Es kam auch eine junge Frau mit einem sehr dicken Buch, Hannes Benedetto Pirchers Opus und meinte fröhlich, damit könne sie jemanden erschlagen und E. A. Richter mit seiner Freundin, was mich besonders freute, denn normalerweise werden meine Einladungen nicht so ernst genommen. Es gab zuerst noch ein Gläschen Weißwein und ein Käsestangerl, in der Galerie war die Installation von Josef Trattner schon aufgebaut. Zwanzig Bücherstöße, die meisten verdeckt mit einem Spiegel, nur die neue Anthologie zum Thema „Handicap“, die noch vorgestellt werden mußte, war unbedeckt und einen großen und einen kleinen Spiegel gab es auch.
Josef Trattner erklärte sie und betonte, daß er für die Begehung öffentlicher Räume sei, deshalb müße jeder einen Stapel Bücher schnappen und zum Judenplatz tragen. Vorher erzählten noch Batya Horn und Burghart Schmidt ein bißchen was. Ich weiß ja eigentlich sehr wenig von der Edition Splitter und ihren Büchern, daß es ein experimenteller Verlag ist ja, aber sonst nicht viel, so waren die Einleitungen sehr hilfreich und ich erfuhr, daß Stephan Eibel Erzberg einer der Hausautoren ist und sein Buch „Gräber raus aus den Friedhöfen“ , aus dem Christian Baier ein bißchen was las, habe ich tatsächlich in meinen Regalen und es war auch das, was zweimal bei mir landete. Es ist auch ein besonderes Buch, denn es besteht aus visuellen Textpassagen, die der Deutiche Verlag nicht drucken wollte. Christian Baier scheint auch ein Hausautor zu sein und ich kann mich auch an den Text, in dem es um eine Ganzkörpertätowierung ging, den er 1992 für ein Nachwuchsstipendium einreichte, erinnern. Er dürfte zwei Bücher bei Splitter haben, eines das „Romantik“ heißt, habe ich hingetragen, das andere zurück und das stellte Hannes Benedetto Pircher vor und außerdem noch die Philosophie für Kinder von Burghard Schmidt. Es gibt auch mehrere Splitter-Anthologien „Stehlen und Rauben“ beispielsweise, aus der Stephan Eibel Erzberg las und die er mit meiner „Heimsuchung“ tauschte, weil ich ja die „Gräber aus den Friedhöfen“ schon habe. Von Elfriede Gerstl gibt es zwei Bücher „Kleiderflüge“ und die „Fliegende Frieda“, die durfte sich eine Frau zu ihrer Hochezeit aussuchen und erwischte ein Exemplar mit einer verkehrten Seite, das wie Batya Horn erwähnte, als Unikat besonders wertvoll sei, dann wurde die Installation wieder zurückgetragen.
Nächsten Sonntag gibts eine Wiederholung mit anderer Besetzung, es gab noch Wein, Brötchen und Gugelhupf und Gelegenheit zu plaudern bzw. in die Bücher hineinzuschauen. Annas ehemalige Zeichenlehrerin war wieder da und kündigte an, daß sie mit ihrer Kollegin Gertrude Moser-Wagner im September eine Ausstellung in der Galerie hat, alle lobten Batya Horns Engagemeint und erwähnten, daß „Lesen“, wie auf der Einladung steht „seit 7305 Tagen Splittern heißt“ und richtig Musikbegleitung von Burkhard Stangl und Franz Hautzinger gab es auch.
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