Aris Fioretos ist in Wien und stellt in der Alten Schmiede seinen Roman „Der letzte Grieche“ und in der schwedischen Botschaft, die von ihm mit herausgegebene Werkausgabe Nelly Sachs vor, da hatte ich mich angemeldet, das Sigmund Freud Museum feierte aber gleichzeitig seinen vierzigsten Geburtstag mit einem Open House und einem Festvortrag mit Otto Kernberg, so daß ich mich wieder abmeldete und in die Berggasse 19 gegangen bin, denn den 1928 in Wien geborenen Otto Kernberg kenne ich wegen seiner Studien zu Narzissmus und Persönlichkeitsstörungen, er gilt als der Doyen und Paradepsychoanalytiker, den man gehört haben muß, außerdem wurde er in Wien geboren. Seinen Klassiker „Borderline Störungen und klassischer Narzissmus“, habe ich gelesen. Außerdem habe ich mich in meinen Wiener Stadtroman, der ja im viertelstündigen Abstand in einem Tag in Wien spielt und verschiedene Personen aus verschiedenen Bereichen und Gesellschaftschichten zusammentreffen läßt und daher irgendwie ganz gut zum 16. Juni passt, auch damit beschäftigt, kommen da ja zwei Dozenten der Sigmund Freud Universität vor, ein Psychoanalytiker und ein Verhaltenstherapeut und Johannes Teufel hält am Abend in der Berggasse einen Vortrag über die Borderlinestörung bzw. seinen Klienten Werner Franthauser und wird dabei auch nach Kernberg gefragt. Da erwähne ich auch mein Erlebnis, das ich als Studentin hatte, als ich in das damaligen Sigmund Freud Räume zum psychoanalytischen Montag oder Samstag gegangen bin und im Vorzimmer Mütze und Stock von Sigmund Freund hingen, man seine Mäntel darüber warf und ich mich immer wunderte, daß das nicht gestohlen wurde.
Inzwischen wird das Sigmund Freud Museum immer größer, die Mütze ist unter Glas und als ich vor einem Jahr bei einer Sonderführung dort war, erklärte uns die Führerin, daß sie tatsächlich einmal gestohlen, aber zurückgegeben wurde.
Vor 40 Jahren wurde in Anwesenheit Anna Freuds, die auch einen Teil der Möbel und Bücher stiftete, am 15. Juni 1971 das Museum eröffnet, erklärte gerade die Direktorin Inge Scholz-Strasser von der heutigen Privatstiftung. Deshalb gab es eine große Festveranstaltung in der Lounge im Erdgeschoß. Der Bundespräsident hatte eine Videobotschaft, der Bundeskanzler, der Kulturstadtrat und noch einige andere Politiker und Vorsitzende des Freud Museums redeten. Dabei hörte ich von einer ÖVP Politikerin, daß nicht alle, die sich für Sigmund Freud interessieren Psychologie studieren müßen und man daher die Studienplätze ganz genau vergeben und verplanen muß. Zum Glück war das, als ich 1973 zu studieren begann, noch ganz anders, damals war man stolz auf den freien und kostenlosen Hochschulzugang, es gab die Freifahrt und die freien Schulbücher und ich bin jahrelang am Samstag in den Hörsaal 1 zur Strotzka Vorlesung gegangen, habe hier den Kontakt zu den logischen Denkern gefunden, meine inzwischen längst verstorbene Freundin Hansi Berger kennengelernt und Franz Schwawerda, der auch bei der Veranstaltung war, schließlich bin ich Verhaltenstherapeutin geworden und bekomme jetzt sowohl die Aussendungen vom Sigmund Freud Museum als auch die von der SFU und manchmal gehe ich zu Veranstaltungen von beiden, gibt es ja die Überschneidungen meiner zwei Identitäten und Sigmund Freud gilt auch als sehr guter Schriftsteller. 2006 zu seinem hundertfünfzigsten Geburtstag gab es viele Festveranstaltungen, da bin ich im Haus der Ärzte, wo man immer glaubt, es kommt dir gleich Arthur Schnitzler oder Sigmund Freud in der historischen Kulisse entgegen, gewesen, aber auch im MAK bei einer langen Nacht, wo Prominente aus Freuds Werken lasen.
Jetzt gab es einen Block Politikerreden, dann eine Pause mit Erfrischungen, wo ich den Martin, den alten Freud Alfreds aus seinen Studententagen traf, der eine schöne Wohnung in der Porzellangasse um die Ecke hat, in der er einmal in einer WG wohnte und ich 1983 von dort am Morgen manchmal in die HNO-Klinik gegangen bin.
Danach gabs das wissenschaftliche Programm und zu Freud und Inge Scholz-Strasser fällt mir noch Eva Rossmanns dritter Mira Valensky Krimi „Freudsches Verbrechen“ ein, der im Sigmund Freud Museum beginnt, weil dort die Leiche einer jungen Amerikanerin gefunden wird, die nach Wien gekommen ist, um nach ihren jüdischen Vorfahren zu forschen und das ist das Valensky Buch, das mir am besten gegfallen hat und das ich während unseres Toskana Urlaubs 2002 oder 2003 mehrmals gelesen habe.
Daß Otto Kernberg 1928 in Wien geboren wurde und 1938 mit seinen Eltern nach Chile emigrieren mußte, war mir, als ich mich, während meines Studiums oder später mit seinen Studien zur Borderlinepersönlichkeit beschäftigte, gar nicht so bewußt. Jetzt erwähnte es Martin Engelberg in seiner Einleitung. Der Vortrag „Some Mayor Contemporary Controversies within Psychoanalysis“ wurde auch in Deutsch gehalten und die Freud Kontroversen sind derzeit wieder besonders in, wurde vor kurzem ja ein neues „Anti-Freud“ Buch vorgestellt. Ich halte Sigmund Freud für den großen Gründer und Übervater ohne den es keine Psychotherapie geben würde und verstehe ansonsten nicht sehr viel von der Psychoanalyse. In den Siebzigerjahren führte ich große Kontroversen mit der Hansi Berger, einer Jüdin aus Prag, die von Israel mit ihrem zweiten Mann nach Wien gekommen ist, Jus studiert hat, sich aber sehr für die Analyse und für Freud interessierte und den logischen Denken, ob sie besser oder schlechter als die Verhaltenstherapie ist. Jetzt sind in Deutschland, wie Felix de Mendelsohn, ein anderer Paradeanalytiker, Schriftsteller und Sohn Hilde Spiels in seinen letzten Worten erwähnte, von der Krankenkasse nur die Analyse und die VT zugelassen, in Österreich ist das anders, da setzte das Psychotherapiegesetz von Anfang an auf eine Vielfalt der therapeutischen Schulen.
Dann gab es ein künstlerisches Programm in der ehemaligen Ordination oder in der Wohnung, wo einmal die Ausstellung „Freuds vergessene Nachbarn“ war, die ich 2003 besuchte, eine Lesung von Freud Zitaten durch Christoph Wagner-Trenkwitz und eine Lecture Performance der Protokolle der Mittwochsgesellschaft, hat Freud sich mit seinen Schülern ja jeden Mittwoch um 20.30 in seinem Wartezimmer getroffen, bevor sich die Psychoanalytische Gesellschaft gegründet hat.
Führung durch die Anna Freud Räume, die offenbar neu hinzugekommen sind, gab es auch und in der Lounge den Trailer von „A Dangerous Method“, eines Freud Films, der, glaube ich, vor einem Jahr im Freud Museum gedreht wurde, weshalb es einen Tag geschlossen war. Den habe ich versäumt, ich bin auch nicht mehr durch das Museum gegangen, der Alfred, der aus Portugal zurück ist und der sich interessanterweise auch sehr für Kernbergs Studien interessiert, obwohl er Netzwerkspezialist ist, ist nachgekommen und jetzt habe ich doch einen ganzen Artikel darüber geschrieben, obwohl ich die Veranstaltung, als nicht literarisch, nur streifen wollte, es gibt aber die berühmen Überschneidungen meiner Identität und das Stammpublikum habe ich auch getroffen
2011-06-16
Sigmund Freud statt Aris Fioretes
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