„Das Weibernest“ von Hera Lind ist offenbar die Fortsetzung ihres Bestsellers „Das Superweib“ und den habe ich vor Jahren in der Verfilmung mit Veronica Ferres gesehen, dann habe ich noch „Frau zu sein bedarf es wenig“ gelesen und Hera Lind ist ja auch so eine Bestsellerautorin, die offenbar einige Kinder ist und in der Regenbogenpresse öfter zu finden ist und in Wikipedia steht der Satz „Hera Linds stark autobiografisch geprägte Romane zählen- auch nach Aussage der Autorin – zur unterhaltenden Frauenliteratur“ und sind, wenn auch einiges davon übertrieben und sehr flott dahingeschrieben sind, spannend zu lesen, scheinen am Nerv der Zeit zu rühren und vielen Frauen aus der Seele zu sprechen, mir hat am besten das Nachwort „Alle Personen und alle Handlungensstränge dieses Romanes sind natürlich wie immer frei erfunden… Na ja. Nicht ganz. Manche Kulissen gibt es wirklich und es gibt tatsächlich Menschen wie… Aber den kläglichen Rest habe ich ich mir nun wirklich ausgedacht.“, gefallen.
Weil mich dieser offenbar notwendige Normsatz in den Büchern inzwischen zu nerven beginnt, wenn ich beim Lesen des Buches schon auf Seite zwei die Autobiografie erkenne und der Autor in Interviews auch zugibt, daß da nicht so viel erfunden ist und auch in meinen Büchern gibt es das Hotel Wolfinger in Linz, St. Pölten, Linz und auch die „Stadt des Kindes“ hat es einmal gegeben.
Aber zurück zu Franka Zis , der Hausfrau, die einen Bestseller namens „Die perfekte Frau“ geschrieben hat, sich dabei zufällig scheiden ließ und nun auf Seite sieben des neuen Buches, dabei ist mit ihren drei Kindern ein Schweizer Hotel zu beziehen, da sie gerade ihren Lebensgefährten Enno, von dem die kleine Fanny stammt und der auch ihr Scheidungsanwalt war, verlassen hat, weil er sie heiraten wollte. Das will die perfekte Frau, die sich zwischendurch auch manchmal Mama nennt, natürlich nicht, sondern beweisen, daß sie allein zurecht kommt, außerdem hat noch ein Programmdirektor angerufen, der sie für eine Talkshow engagieren will, so trifft sie ihn beim Abendessen, nur dort geht alles schief, denn die Kinder wollen in dem fremden Land, wo niemand Deutsch versteht und alles doof ist, nicht bleiben, der kleine Willi stopft solange Würstchen in sich hinein, bis ihm schlecht ist und er kotzen muß, so daß die genervte Mami den Buggy mit der kleinen Fanny einem fremden Ehepaar anvertraut, den ihr dann der Vater mit den zwei Kindern, der nebenan wohnt, suchen hilft. Trotzdem wird sie engagiert, aber als die Kinder am nächsten Tag unbedingt Boot fahren wollen, stirbt der Motor mitten am See ab und Herr Brüderli kommt ihr nachgeschwommen, während seine Bübli brav im Eissalon ihr Glace essen. Blöder geht es nicht, könnte man denken. Es kommt aber die Reportermeute, denn Franka hat einem Reporter erzählt, „daß sie ihre Kinder in der Bollerkammer einsperrt und sich mit fremden Männern trifft.“
Sie küßt auch Herrn Brüderli vor ihrem Zimmer, wird von der Meute überrascht und kommt als ehrgeizige Frau in alle Zeitungen und als Herr Brüderli dann doch nicht mit ihr schlafen will, reist sie mit ihren Kindern in ein Gulliver-Hotel ab, lernt dort Marie kennen, die mit ihren Kindern gemütlich Urlaub macht und gründet mit ihr und dem Kindermädchen Paula in weiterer Folge ein „Weibernest“ im Haus der ehemaligen „Nicht-Schwiegermutter“.
Der gute Enno, der als Scheidungsanwalt bestens zu empfehlen ist, heiratet inzwischen seine Mandantin Frau Gabernak, die sich so anreden läßt, keine Kinder will und die Kinder ihrer Gäste im geschmacklosen Partykeller verdammt und die Sauna zur zur Besichtigung hat und Franka fährt nach Berlin und beginnt mit ihrer Talkshow. Die wird zuerst zur Katastrophe, denn sie bekommt einen „Knopf“ ins Ohr und viele Anweisungen von der Chefredakteurin Frau Dr. Kaltwasser, die sie zuerst für eine Sekretärin hält, wird unmöglich geschminkt und angezogen und ihre Zähne muß sie sich auch ziehen lassen, weil sie „Schatten werfen“. Seltsamerweise tut das die Traumfrau auch, denn die ist ja nicht so unemanzipiert und will mit Marie, die sich von ihrem Super Ex-Gatten emanzipiert auch die Welt frauenfreundlicher machen. So gründet Marie ein Kampfsportstudiu und eine Modelinie für Frauen über vierzig, als Franka Zis ihr bei der Bewerbung helfen will, ist aber nur sie in den Gazetten, so daß Marie zurückschlägt und ihr auf Anraten Ennos die „versteckte Kamera“ schickt. Trotzdem wird die Show ein Erfolg und als beide Frauen schwanger werden, muß Marie zwar superschicke Umstandsmode für die berufstätige Schwangere entwerfen und Franka ihre Familie beim Supersender auch verlassen, das Weibernest lebt aber fröhlich weiter mit fröhlichen Frauen um die vierzig und vielen Kindern und die Männer kommen nur zu Besuchen oder helfen aus Krisen heraus.
Hera Lind wurde 1957 in Bielefeld geboren, war Sängerin, bevor sie in ihrer ersten Schwangerschaft, das erste Buch schrieb, das zum Bestseller wurde, dem viele folgten und Talkshows hat sie natürlich auch moderiert. Ein weiteres Buch von ihr habe ich im offenen Bücherschrank inzwischen auch gefunden und als ich gestern durch den „Morawa“ in die Alte Schmiede ging, bin ich auf den Bücherstoß des neuen Lind Buches „Der Überraschungsmann“ gestoßen, das Bibliomanie ausführlich besprochen hat. Ich habe es liegen lassen und mir nur in der Flohmarktkiste einen Peter Stamm Erzählband um einen Euro gekauft, obwohl ich Erzählungen gar nicht so mag.
2011-06-29
Das Weibernest
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