Literaturgefluester

2011-06-06

Anno Literatur Sonntag

Filed under: Uncategorized — jancak @ 01:00

Als ich Sonntagnachmittag beim Korrigieren auf der Terrasse ein bißchen herumsurfte, bin ich auf Sarah Wipauers Blog gestoßen, den ich seit ein paar Wochen verfolge, daß sie um 20. 30 im Cafe Anno liest und da ich ja am Dienstag und am Mittwoch die Literaturveranstaltungen versäumte und ich ihren Text aus der FM4 Anthologie noch immer nicht gelesen habe, habe ich die Woche mit junger Literatur beschließen könnte.
Im Cafe Anno war ich schon einmal, am 23. 2. bei den TextHobelSpänen, sonst geht der Literatur Sonntag, bei dem schon Mieze Medusa und Emily Walton gelesen haben, eigentlich an mir vorbei und das Cafe Anno ist, glaube ich, die Lesebühne der Literaturzeitschrift Radieschen, die auch an mir vorbei gegangen ist, da es sie noch nicht gegeben haben dürfte, als ich meine Texte regelmäßig herumschickte.
Die 1986 geborene Sarah Wipauer von der nicht ganz klar ist, ob sie sich mit „h“ schreibt oder nicht, beim Klagenfurter Literaturkursportrait steht das „h“, bei der „ALSO“-Ankündigung fehlt es, kenne ich durch Cornelia Travniceks Blog, da sie dort gelegentlich kommentiert und in der „How i fucked Yamal“ – Anthologie einen Text hat. Bei der letzten FM4-Ausschreibung ist sie in die Anthologie gekommen, vor drei Wochen hat sie mir einen Kommentar geschickt und am Abend habe in ihrem Blog gelesen, daß sie zum Klagenfurter Literaturkurs eingeladen wurde. Das interessiert natürlich, das YouTube Video, bei dem sie ihren Text vorstellte, klang auch sehr interessant, wie auch ihr Blog, der viel über das Leben in China berichtet, in dem die Sinologie und Komparatistikstudentin, ein Jahr lebte.
Den zweiten Lesenden, Andi Pianka, kannte ich, wie ich dachte, nicht, habe mir aber ergooglet, daß er ein Poetry Slamer ist.
Also bin ich nach halb neun in der Lerchenfelderstraße 132 eingetroffen, habe aber ein leeres Lesezimmer gefunden, so dachte ich, mache ich einen kurzen Abstecher zum Bücherschrank, am 23. 2. habe ich das ebenso gemacht, weil ich nicht zu früh hinkommen und herumsitzen wollte, als ich dann hingekommen bin, war es bummvoll, ich habe Thomas Wollinger, auch eine Blogbekanntschaft, gleich erkannt und Margit Heumann hat mich auch noch angesprochen.
Bei Sarah Wipauer war ich mir eigentlich sicher, daß sie mich nicht kennen wird, sie ist mir aber nachgelaufen und hat mich angesprochen, was ein schöner Beginn einer Bekanntschaft ist. Im Bücherschrank war dann nichts zu finden und als ich zurückkam, hatte es schon begonnen. So habe ich die Begrüssung Rentsniks, ich nehme an, daß sie es war, versäumt, Andi Pianka hatte gerade mit dem Lesen begonnen. Auf der Straße sagte mir Sarah Wipauer, Andi hätte mich auch erkannt und ich habe mich darüber gewundert, dann ist mir aber eingefallen, daß ein Andi P. regelmäßig bei Cornelia Travnicek kommentiert und sich mit ihr über das literarische Leben austauscht, wo ich immer schon den Nachnamen rätselte, vielleicht ist er auch schon auf das Literaturgeflüster gekommen.
Es waren nicht sehr viele Besucher da. Ich habe nur Christian Schreibmüller gekannt und als offenbar der zehnte Besucher eintraf, unterbrach Andi Pianka die Lesung und sagte, er hätte die Wette gewonnen.
Begonnen hat er mit einem apokalyptischen Text und es war sehr interessant, daß seine Texte sehr politisch und sehr anklagend waren. Sehr religionskritisch und mit vielen Anspielungen und Zitaten, „Arigonas Rehäuglein“ kamen vor und als ich dachte, daß ist aber jetzt ein Plagiat, erwähnte er schon den Karl-Theodor zu Guttenberg mit seiner Dissertation. Ein wahre Wortspringerei durch die Weltgeschichte von Marx zu Jesus, etc. Ein Texter für das Volksstimmefest, aber da gibt es ja diesmal eine reine Frauenlesung, in die „Abgeschoben“-Anthologie hätten seine Texte aber auch sehr gut gepasst, auch zwei persönliche kamen vor, wo es um Ängste und die Kindheit ging, der politische Bezug war aber immer da.
Sarah Wipauers Texte waren dagegen poetischer, ein Gedicht las sie auf chinesisch vor und eines handelte von einer Liebe, einem Serotoninabsturz und dem Nachschauen eines Zugs nach Budapest. Dann kam eine Pause, wo ich mich ein bißchen mit ihr unterhielt und ihr meine Bücher zeigte und wieder interessant, sie sagte mir, daß sie auch an einem Nanowrimo teilgenommen hat, dabei einen Roman begonnen hat, mit dem sie das Autorenstipendium bekommen hat, interessant deshalb, weil das ja unter den Literaten als nicht sehr professionell gilt.
Nach der Pause las sie eine sehr poetische Erzählung über eine Announcenbüro und eine Frau, die darin arbeitet, einem Opa, der in einem Boot ertrinkt und der Enkel ruft ständig in dem Büro an, die Frau fühlt sich verfolgt, erzählt Kollegin Nummer 1 und Nummer 3 davon, verwendet Nagelack und Lippenstifte, das alles mit vielen Wortneuschöpfungen, so nennt sie den Anrufer „Bootperversen“ und hat auch ihre Bezeichnungen für Tage und Orte, der Ort, wo die Sonne aufgeht kommt vor und ihr Verlauf wird auch als nicht richtig beschrieben. Als ich mit Sarah Wipauer darüber sprach, erzählte sie mir, sie hätte ihn in China geschrieben und die Fremdheit hätte sie interessiert.
Es war also eine sehr spannende Lesung, leider habe ich mich von Sarah Wipauer nicht verabschieden können, ich wünsche ihr aber alles Gute für Klagenfurt, vielleicht berichtet sie in ihrem Blog darüber, denn das ist sicher interessant.

2011-06-05

Der Hahn ist tot

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:29

Nun kommt die Besprechung von Ingrid Nolls ersten Roman „Der Hahn ist tot“, dessen Protagonistin, Rosemarie Hirte ich schon aus der „Apothekerin“ kenne, da liegt die neben einer alten Frau und erzählt ihre Geschichte, wie sie unschuldig, von den Männern ausgenützt wurde und zu einigen Morden kam, ähnlich hinterfotzig geht es weiter, bzw. fängt es so an, denn 1990 hat die Arzttochter und Arztgattin, als die Kinder aus dem Haus waren, zu schreiben begonnen und mit ihren hinterfotzigen Monologen von den armen Frauen, die von den Männern ausgenützt werden und dabei Gott und die Welt umbringen, großen Erfolg gehabt.
Im „Hahn ist tot“, ist Rosemarie Hirte die Heldin und erzählt blauäugig von ihrem Leben, zweiundfünfzig ist sie und bezeichnet sich selbst als alte Jungfer, sie hat Jus studiert, mit einem Kollegen gelernt und davon geträumt, mit ihm ein paar Kinder und eine gemeinsame Praxis zu haben, als er sie kurz vor dem Examen verließ, daraufhin schmiß sie dieses und wurde Versicherungsangestellte, hatte noch einmal eine Beziehung zu ihrem Chef, dann nur mehr ihre Freundin Beate und den Hund ihrer Arbeitskollegin Frau Römer, den sie betreut, als die ihren Krebs behandeln lassen muß.
Beate, die in einer Volkshochschule arbeitet, möchte mit Rosi, die mit dem dritten Namen Thyra heißt, einen Vortrag über Literatur besuchen, kann aber nicht, weil sie glaubt, daß ihre Tochter schwanger ist, so geht Frau Hirte allein und verliebt sich in die sanfte Stimme des Vortragenden, sie kauft sich dessen Buch und fährt mit dem Hund in den Ort und zu dem Haus in dem er lebt, ab da steht sie stundenlang in seinem Garten und sieht ihm beim Arbeiten zu, bis sie ihn einmal mit seiner alkoholkranken Frau trifft, es kommt zum Streit, sie zieht die Pistole, er nimmt sie ihr aus der Hand und schießt auf sie, jetzt tritt Rosi-Thyra auf, überredet ihn eine Flasche Whiskey zu trinken und dann zu sagen, er könne sich nicht mehr erinnern, während er das tut, kommt die Frau zu sich, so daß Thyra sie erschießen muß und Rainer Witold Engstern dann ins Bein schießt. Sie fährt nach Hause, besucht ihn aber wieder und sie beschließen sich unauffällig kennenzulernen, so daß sie mit Beate in ein Wirthaus geht, um sich von ihm ansprechen zu lassen. Nur leider scheint sich Witold in Beate zu verlieben, so daß Thyra nichts anderes überbleibt, als die von einem Turm zu stürzen, danach vertraut Witold Thyra an, daß es nicht Beate, sondern deren Tochter Vanessa ist, die er liebt, umsonst der Mord.
Rosemarie Thyra, die plötzlich ihre Macht genießt, beschließt Vanessa nicht umzubringen, sie fühlt sich auch ein bißchen krank und die Beziehung zu der Jüngeren geht ohnehin auseinander, so daß Witold, der eigentlich mit Vanessa wandern wollte, plötzlich sie, eine junge Kollegin und noch einen Freund mit seiner Frau dazu einlädt.
Die Wanderung wird irgendwie bizarr, weil niemand außer Witold und der jungen Kollegin dazu Lust hat, Thyra hat Magenschmerzen, bricht das französische Essen heraus, belauscht aber Witold, wie er sich mit der Frau seinen Freundes, die sich Scarlett nennen läßt, obwohl sie Pamela heißt, in der Nacht im Garten trifft und dann mit dem Auto davon fährt. Da die Frauen zusammenschlafen, erwischt Thyra Scarlett um drei Uhr früh in der Badewanne und weil sie sie als „alte Schachtel“ beschimpft, wirft sie den Lockenstab ins Wasser, die Polizei hat wieder alle Hände zu tun, einen mysteriösen Todesfall aufzuklären und Thyra rechnet sich aus, wievielen Kindern sie schon ihre Mütter nahm.
Sie will auch nichts mehr von Witold, bekommt aber Besuch von einem Polizisten, dem die vielen Ähnlichkeiten auffallen und der in ihrem Badezimmer, die Pistole entdeckt, die Thyra längst wegwerfen hätte sollen. Uberfüßig zu erwähnen, daß er kurz darauf in Thyras Badezimmer liegt, sie ruft Witold an und der kommt er auch, um ihr zu helfen, die Leiche zu beseitigen. Sie setzen sie in ein Auto, übergießen sie mit Benzin und rollen sie einen Steinbruch hinunter. Das heißt Witold tut das, Thyra schaut nur zu und sieht, daß er sich nicht retten kann, so fährt sie nach Hause, legt sich in Bett, denn es es ihr schlecht. Es wird bei ihr auch ein Krebs diagnostiziert und so bekommt sie nur nebenbei mit, daß Witold, an dem die Morde hängenbleiben, seine Sprache und sein Gedächtnis verloren hat, als Pflegefall im Rollstuhl sitzt und nach ihrer Genesung, sie bekommt einen künstlichen Darmausgang, geht in Pension, fühlt sich noch hilfloser und älter, besucht sie ihm zweimal in der Woche im Pflegeheim, um ihm im Garten spazieren zu fahren und ihm zu erzählen, daß sie ihn einmal liebte…
Ganz schön hinterfotzig, noch dazu, wo diese Thyra im dritten Roman einen Rückfall hat, von einer anderen unschuldigen Mörderin ihre Geschichte erzählt bekommt und ihr dann rät, einen weiteren Mord zu begehen…
Publikum und Rezensenten waren begeistert, Elke Heidenreich schreibt von „So viel Abstrusen, daß man sich vor Lachen wälzen möchte..“, das ist mir nicht passiert, es war aber spannend zu lesen, zwischen dem Mord an Beate und der Wanderung durch den Elsaß nimmt die Spannung etwas ab, es wird psychologisch theoretisch, wenn Thyra sich in ihrer Allmacht suhlt, sich Pralinen kauft und darin Digitalisltabletten probehalber placiert und es kommen auch Geschichten von Kindern vor, die nicht wirklich für die Handlung wichtig sind. Der Schluß ist gemein, endet der Mann, der zwar auch nicht nett zu ihr war und ständig was mit jungen oder älteren Frauen hatte, fürchterlich, weil er ihr in seiner Eitelkeit helfen wollte. Die Frau bleibt mit ihrem Krebs über und es geht ihr auch nicht wirklich gut.
Was soll ich dazu sagen? Das gibt es, daß Frauen betrogen werden und an Krebs sterben, so viele Morde zum Glück aber nicht, die denken wir uns nur aus oder lesen darüber und eine Frau mit zweiundfünfzig Jahren ist nicht wirklich alt, der gute Witold war nur drei Jahre jünger und wird nicht so bezeichnet und Ingrid Noll ist auch erst in diesem Alter berühmt geworden, als die Hausfrau und Arzthelferin begonnen hat, über das Elend der Welt tragisch böse Krimis zu schreiben, die wir offenbar sehr gern lesen.

2011-06-04

Bücherkastentour

Filed under: Uncategorized — jancak @ 19:00

Was sind so die Highlights einer konsumverweigernden Strohwitwe, richtig eine Bücherkastentour mit dem zu korrigierenden Mansukript in der Tasche, das lenkt vom sinnlosen Literaturquizklicken ab, denn irgenwie scheint es bei jedem Buch eine Trödel- oder „Es ist ohnehin egal“ – Phase zu geben, obwohl ich ja, wie meine Leser wissen, sehr gern schreibe und mit den „Zwillingswelten“ eigentlich auch zufrieden sind.
Aber sich vor den Bücherkasten hinzusetzen, am Zimmermannplatz kann man das und den Leuten beim Geben und Nehmen zuzuschauen, ist interessant und da hat man vielleicht auch die Chance das „Rosa Winkel Buch“ zu bekommen, aber ob dieser Arzt am Samstag in seiner Praxis ist und nicht vielleicht ohnehin auf Urlaub, wenn mich nicht alles täuscht, habe ich einen diesbezüglichen Zettel gesehen?
Ich war gestern auch sehr diszipliniert und bin mit den „Zwillingswelten“ schon in der Phase, wo ich immer denke, jetzt bin ich fertig und dann pro Durchgang einen Fehler finde, manchmal wieder mehr und das dann mehr oder weniger geduldig ungefähr eine Monat lang so betreibe, in dieser Phase, denke ich dann schon an das nächste Projekt und das soll ja im Arbeitstitel „Die Frau auf der Bank“ heißen und da soll es um drei Frauen, eine Psychiaterin in Ausbildung, eine Türkin und eine mit paranoiden Wahnvorstellungen gehen und dazu Material zu sammeln muß ich auch, außerdem habe ich mir schon ein bißchen Literatur vorbereitet, um mich in die türkische Mentalität einzulesen.
Weil ich gestern also so gut drauf war, habe ich mir gedacht, ich nehme mir die „Beyoglu Blues“- Gedichte zum Lesen mit, fand dann aber einen Fehler und beschloß das Heft zu Haus zu lassen, als ich nach zehn, mit einer Wasserflasche und dem Manuskript aufgebrochen bin.
Vorher habe ich in der Badewanne noch ein bißchen „Der Hahn ist tot“ gelesen und dann hinein in den Samstag. Für das nächste Wochenende, wo der Alfred nicht da ist, gibt es auch schon ein Ersatzprogramm für alle, die Pfingsten, nicht wegfahren können, wie die Galeristin der Edition Splitter am Montag sagte und die Eiladung zu ihrer „Zwanzigjahrfeier“ verteilte und ich bin ja eine, die sich gern Programme macht und auch gern feiert.
Ansonsten mache ich diese Bücherkastentouren, meistens, wenn ich Donnerstag oder Freitag zum klinischen Mittag gehe, da nehme ich dann alle drei Kästen mit und finde meist bei einem oder zwei etwas, sonst komme ich ja eher zu dem in der Westbahnstraße, denn der liegt am Weg, wenn ich ins Literaturhaus, in die Hauptbücherei oder ins Amerlinghaus gehe, üblicherweise mache ich die ganze Tour am Rückweg von der Klinik, diesmal habe ich gedacht, fange ich mit dem in der Westbahnstraße an, setze mich dann am Zimmermannplatz hin, um zu korrigieren und zu Mittag hole ich mir beim Mc Donald einen Cheeseburger und eine kleine Portion Pommes frites, das mache ich meistens, wenn ich „auswärts“ esse und in der Westbahnstraße habe ich auch einiges gefunden.
Das ist irgendwie mein liebster Bücherschrank und er ist auch, glaube ich, der am meist besuche, jedenfalls stehen immer Leute davor, schauen oder räumen und es waren diesmal auch noch ein paar Bücher von dieser Buchhandlung Kuppitsch Spende zu finden, zumindestens stelle ich mir vor, daß Rafael Yglesias „Glückliche Ehe“ davon stammen könnte, ein paar chick lits waren auch zu finden. Der Kasten am Zimmermannplatz war dann ziemlich leer und die meisten Bänke ohne Schatten, so bin ich etwa eine Stunde in der Sonne gesessen und habe ein paar Frauen beim Einräumen zugeschaut. Ein jüngerer Mann hat sich den „Dai Sijie“ aus dem Kasten geholt, sich damit neben mich gesetzt und ihn schließlich wieder zurückgegeben. Nach dem ich vom Mc Donald zurückgekommen bin, habe ich einen Platz im Schatten bekommen und festgestellt, daß eine der Frauen Polly Adler eingeräumt hat.
„Chaos de luxe – Auch Luder brauchen Liebe“, offenbar das, was Frauen gerne lesen und wieder hergeben, ich kenne die Kurier Kolumnistin ja von „Rund um die Burg“ und beim letzen Frauentag hat sie auch gelesen. Ein alter Mann mit einem Wagerl ist gekommen, ob das der ist, vor dem Frank Gassner im letzten Jahr mehrmals warnte und der mir zum Vorbild des Bernhard Listingers diente? Und ein jüngerer mit Rad und Radhelm setzte sich mit seiner Beute in die Sonne, während ein Mädchen stolz mit einem roten Buch verschwand, dazwischen habe ich eine Szene aufgeschnappt, die zwar nichts mit Bücher zu tun hat, aber vielleicht in mein nächstes finden kann. Ein Türke, eine Frau mit Kopftuch, langen Mantel und vielen Einkaufsackerln, der Mann schreit auf ein kleines lustiges Kind ein und geht mit ihm über die Straße, das Kind läuft davon, die Frau ihm nach, um es einzufangen und verliert dabei ihre Einkaufssackerln, jetzt müßen alle stehenbleiben, um sie einzusammeln, es kommt die Straßenbahn heran, das Kind ist schon auf der anderen Seite und der Mann schimpft weiter.
Ich gehe mein Manuskript zweimal durch und finde zwei Fehler auf der gleichen Seite, also wieder nichts mit den Gedichten, neben mir auf die zweite schattige Bank setzt sich eine Frau mit einem kleinen Mädchen, beide haben große weiße Hüte auf dem Kopf, es ist ja sehr sonnig und heiß. Ich beschließe mir ein Eis zu kaufen und über den Brunnenmarkt zurückzugehen und weil ich ja nicht schon genug Bücher habe, in die Buchlandung auf der Mariahilferstraße hineinzuschauen, denn die haben ja jetzt ausgemistet und verkaufen das Unverkäufliche um einen Euro, darunter viele Surhkamp TB Ausgaben mit Gedichten ehemaliger Bachmann- oder Bücherpreisträger. Das letzte Mal bin ich mit fünfzehn Büchern nach Haus gegangen, diesmal hatte ich schon einige in der Tasche und mir vorgenommen, bevor ich die Bücher zur Kasse trage, dreimal zu überlegen, werde ich das wirklich lesen? So habe ich nur einen frühen Roman des vorletzten Leipziger Buchpreisträger Georg Klein und Essays von Burkhard Spinnen, die zwar auch nicht wirklich nötig waren, aber in der Lerchenfelderstraße 2.95 kosten, der Bachmannpreis naht und Burkhard Spinnen ist da ja sicher wieder wortgewaltig und ein dickes Buch von Fey Weldon gekauft, damit bin ich nach Hause, habe im Garten das Wasser aufgedreht und mich noch einmal in die Badewanne gelegt.
Ein interessanter Tag, denn es ist ja spannend, was sich so auf dem sonst sehr ruhigen Zimmermannplatz tut. Am Brunnenmarkt gibt es auch Bänke und die sind auch sehr bevölkert, der Bücherkasten wird aber weniger angeschaut und war auch ziemlich leer, obwohl ich auch da schon interessante Sachen gefunden habe.

2011-06-03

Alles über Sally

Filed under: Uncategorized — jancak @ 20:54

Vom Literaturquiz losgerissen, wo ohnehin nichts weitergeht, habe ich jetzt Arno Geigers im Vorjahr erschienenen Roman „Alles über Sally“ ausgelesen, über den ich schon einiges gehört hatte, denn er wurde ja 2010 in Leipzig prominent vorgestellt und ich bin mindestens ein paar Minuten vor dem blauen Sofa dabeigesessen, dann war ich bei einer sehr vollen Lesung in der Alten Schmiede, eines der letzten Male im Parterresaal und habe dann noch die Sommerlesung im Museumsquartier gehört. Interessant, wie man sich bei einem Buch verschätzen kann, wenn man nur Lesungen daraus oder Diskussionen darüber hört.
Denn es war ein bißchen anders, als ich es mir vorstellte und wußte natürlich, es geht um eine Frau über Fünfzig, darüber hat Arno Geiger am blauem Sofa sehr viel gesprochen, daß heute eine Frau über Fünfzig alle Chancen hat, während sie vor fünfzig Jahren eine alte Frau gewesen ist, womöglich mit schwarzen Kleid und Kopftuch, die das Leben hinter sich hatte und, daß es um einen Englandurlaub geht, wußte ich auch, aber das war nur der Ausgangspunkt. Es beginnt in einem Hotelzimmer in England, wo die Englischlehrerin Sally und der Museumskustode Alfred, knapp sechzig, Urlaub machen. Alfred liegt mit Stützstrumpf am Sofa und trägt in sein Tagebuch ein und Sally, die eigentlich das Grab Sylvia Plaths suchen wollte, ärgert sich über seine Trägheit. Sally ist halbe Engländerin, kennt aber ihren Vater, einen Engländer nicht, die Mutter Risa war in England Hausmädchen, hat ihr Kind nach Wien zu den Großeltern zurückgeschickt und lebt jetzt in einem englischen Altersheim, Alzheimer hat sie höchstwahrscheinlich auch, deshalb auch der Englandaufenthalt. Das Paar muß ihn aber ohnehin abbrechen, denn in ihrem Haus, das wahrscheinlich in Hernals oder Währing liegt, wurde eingebrochen, das Freundespaar Erik und Nadja rufen an und teilen das mit, Sally und Alfred fliegen zurück und Alfred wird durch den Einbruch, der in dem Buch, der „Besuch“ genannt wird, noch mehr gebrochen, es wurde nämlich ziemlich herumgewütet, der burgenländische Kirschensirup ausgeleert und Alfreds Truhe, in der er seine Tagebücher und Plattensammlung aufbewahrte, aufgebrochen und in die Tagebücher hineingeschmiert.
Die aktive Sally, die ihren Mann immer schon mal betrog und das jetzt auch mit dem Ministeriumsbeamten Erik tut, hält das nicht aus, obwohl sie ihren Alfred liebt, sie leidet aber unter seinem sich gehen lassen, so täuscht sie Einkäufe vor, trifft Erik, geht mit ihm zuerst in ein Hotel, dann an die Alte Donau baden, denn sie ist ja eine sehr aktive Frau, die den Rest des Sommers dann dazu benützt, das Haus wieder instandzusetzen, während Alfred im Sützstrumpf am Sofa liegt und vor sich hinleidet.
Das Paar hat drei Kinder Alice, Emma, und Gustav, die Mädchen sind im Studentenalter, Gustav geht noch zur Schule und sie haben sich vor dreißig Jahre in Kairo kennengelernt, wo Sally als Sekretärin am Kulturinstitut arbeitete, Alfred für die Wiener Museen, die ägyptischen Schätze zusammenkaufte und dabei offenbar sehr erfolgreich war. Es gibt ein Kapitel, das im Rückblick diese Zeit schildert, dann gibt es noch einen Kollegen Sallys, der ihre Schildkröten mit Futter versorgt, aber ein Gerichtsverfahren wegen sexuellen Übergriff an einer Schülerin hat und sich am Ende erhängt und Erik verläßt sowohl Nadja als auch Sally, um sein Glück bei einer jüngeren blonden Russin zu suchen, das er höchstwahrscheinlich nicht findet. Am Ende bricht sich Alfred noch den Knöchel, so daß er den Sützstrumpf mit dem Gipfs wechseln muß, den Sally offenbar attraktiver findet und Alfred, der Sally nie betrogen hat und sie immer liebte, verzeiht ihr und sie findet wieder zu ihm zurück, so daß die Geschichte in dem Niemandsland zwischen Weihnachten und Neujahr vor dem Fernseher bei einer langweiligen Jahresrückschau endet, wie Kurt Neumann in der Alten Schmiede sagte, wie ich gerade im Literaturgeflüster nachgelesen habe. Leselustfrust hat das Buch im offenen Bücherschrank gefunden und auf Seite 59 abgebrochen, ich habe es durch meines Alfreds bibliophiler WU-Kollegin bekommen und bin weniger streng, bzw. eigentlich ein Arno Geiger Fan, den ich ja, als er noch sehr jung und literarisch unbedarft war, 1996 das erste Mal beim Bachmannpreis in Klagenfurt lesen hörte, er ist damals nur Martina Schmidt vom Deutike Verlag aufgefallen, hat aber trotzdem seine Karriere damit begonnen und mich hat die Geschichte von der „Käthe“ sehr beeindruckt, weil ich dachte, so ähnlich schreibe ich auch. Jetzt denke ich das wieder und Detail am Rande, die „Absturzgefahr“ handelt auch von einer Lehrerin, die den fünfzigsten Geburtstag feiert, aber die ist geschieden und laut Aussage ihrer Tochter Fritzi sexuell verklemmt und es ist wahrscheinlich auch sprachlich nicht so schön geschrieben. Trotzdem glaube ich zu verstehen, warum leselustfrust, das Buch langweilig gefunden hat, weil es meiner Meinung nach, ähnlich wie der Glavinic und auch meine Texte höchstwahrscheinlich an der Oberfläche blieibt und leicht locker plaudernd von den Vorstellungen, die sich der 1968 geborenene Arno Geiger von Frauen über Fünfzig macht und dabei ein bißchen einen altmodischen Romanstil zitiert, der vielleicht an Fontane erinnern könnte, aber den, gebe ich zu, habe ich nicht sehr gelesen und mein Romanstil ist ja auch ein bißchen altmodisch, wie mir immer gesagt wird und die „Käthe“ in Klagenfurt damals war es vielleicht auch. Interessant also, daß Arno Geiger, der inzwischen als großer Schriftsteller gilt, den ersten dBp mit einem Text übrigens, der in Klagenfurt auch nicht sehr aufgefallen ist, gewonnen hat und von dem jeder annahm, daß er heuer den Leipziger Buchpreis bekommen wird, damit so erfolgreich wurde und, um noch einmal zu Thomas Glavinic zurückzukommen, dessen „Leben der Wünsche“, ja auch von Alfreds bibliophiler WU-Kollegin stammt, das ich ebenfalls eher leicht und locker dahingeplaudert empfunden habe und die Verstörung, von denen die anderen sprachen, Sarah Wipauer z.B, nicht nachvollziehen konnte, da hat Leselustfrust, glaube ich, mit Franz Kafka verglichen, interessant, wie unterschiedlich man Bücher empfinden kann.

2011-06-01

Terminverwirrungen und Ablenkübungen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 18:08

Am Dienstag habe ich eigentlich ins Literaturhaus gehen wollen, denn da gab es wieder eine Lesart der Sprachkunst „Christoph Meckel – Gedichte und Prosa aus vielen Jahren“ und ich habe ich einige Meckel-Bücher in meinen Regalen stehen und die Lesart der Sprachkunst mag ich bekanntlich auch, aber das Monatsende nahte und damit die Abrechnung und ich bin ja eine, die nicht gern was liegen läßt, dann gab es noch Schwierigkeiten mit dem Epsilon bzw. einer falsch eingegebenen Rechnungsnummer und der Alfred ist ja nicht da.
Streß, Streß, Streß, die Anna hat mir dann geholfen und erklärt, wie ich das löschen kann, so daß ich alles fertig machen konnte und die Lesung versäumte.
Macht ja nichts, ich muß nicht überall sein und habe auch nur wenige Zuhörer bei meinen Lesungen, außerdem gibts am 1. 6. in der Alten Schmiede eine „Gedichtkonferenz“ mit Elke Erb, Hans Raimund und Christopher Whyte, klingt auch sehr interessant, nur zweimal Diagnostik auf dem Terminplan und dann geht sich das vielleicht nicht aus…
Dann habe ich den ersten Befund geschrieben, auf die Klientin, die um vier kommen sollte, gewartet und weil ich befürchtete, sie kommt um fünf habe ich sie angerufen und den Termin auf sieben verlegt, dann geht sich zwar die Lesung nicht aus, aber mit dem Befund werde ich sowieso nicht fertig, dann läutete um fünf das Telefon, der Klient sagte seine Diagnostik ab und ich habe mich geärgert, denn jetzt wäre sich alles ja so schön ausgegangen, außerdem habe ich wieder angefangen micht bei jokers.de abzulenken. Da war ich vor zwei Jahren, als ich die „Sophie Hungers“ geschrieben habe, ja ein bißchen suchtgefährdet, habe mich auf achtundzwanzigtausendundirgendwas Punkte mit Hilfe von Alfreds Laptop und einer Maus hinaufgespielt und dann aufgehört, als ich nicht schneller wurde und sie die Rangliste ohnehin nie löschten.
Jetzt habe ich wieder hineingeschaut und gemerkt, das ist eine gute Alzheimerprophylaxe, denn man vergißt ja sehr viel und ich habe auch eine Weile gebraucht, bis ich wieder alles wußte und fesselnd ist es auch, obwohl ich irgendwie nicht schneller werde und nicht weiß, wie das die anderen schaffen.
Derzeit liege ich auf Platz eins und noch weit unter meiner damaligen Geschwindigkeit und bin fast versucht, die Zeit von Alfreds Abwesenheit dazu zu nützen, mich damit abzulenken. Zwar habe ich zu korrigieren, aber da kommt ja leicht der Gedanke, wozu tue ich mir das an und suche Rechtschreibfehler, die mir ohnehin nicht wichtig sind, um dann als erstes zu hören, da ist schon wieder ein falscher Satz und es interessiert uns ohnehin nicht….
Da ich ja sehr diszipliniert bin, werde ich schon damit umgehen können und wenn ich wieder alles weiß, auch zu meinem Manuskript zurückzufinden, denke ich, surfe ich halt derzeit weniger in den Blogs der anderen und lese den Arno Geiger vielleicht nicht ganz so schnell und ich könnte mich auch morgen oder am Samstag auf eine Bücherkastentour machen und dazu mein Manuskript mitnehmen, denn korrigieren kann ich da ja auch, bei dem am Zimmermannplatz gibt es ja Bänke und kann da gleich das Geschehen um mich herum beobachten, vielleicht das rosa Winkel Buch bekommen und Frank Gassner hat mir auch geschrieben, er stellt jetzt ein paar Nitsch Bücher hinein.
Man sieht, ich komme wieder in eine Trödelphase und denke auch, daß ich das brauche, obwohl es schon ein bißchen entmutigend ist zu denken, wozu tue ich mir das an, es bringt ja ohnehin nichts, obwohl um nicht ganz so pessimistisch zu sein, es gibt wieder Lesetermine, Margot Koller hat mich für nächstes Jahr nach Salzburg eingeladen und von Christoph Kepplinger ist jetzt auch die Einladung für die Volksstimmefestlesung gekommen, das wird heuer zu hundert Jahre Frauentag eine reine Frauenlesung, ich habe mich für den Samstag angemeldet und überlege schon, was ich lesen soll. Zu dem Thema habe ich ja genug und läßt sich auch viel schreiben.
So und jetzt werde ich, während ich auf meine Klientin warte, wieder ein bißchen blöd herumspielen, ich bin ja eine, die sich sehr für Literatur interessiert und dann mit dem Arno Geiger in die Badewanne gehen, um auch das Lesen nicht zu vernachläßigen. Die Buchlieblingsgala im Rathaus ist heute, glaube ich auch, aber dazu habe ich ohnehin nicht versucht, eine Einladung zu bekommen.

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