Eigentlich wollte ich gestern etwas über meine Verwunderung, daß es mir nicht und nicht gelingt literarisch aufzufallen oder einen Verlag zu finden, was bei einer, die wahrscheinlich mehr und länger schreibt, als die meisten, die beim Bachmannpreislesen, schon ein wenig seltsam ist, schreiben, denn es sollte neben meinen Schreibberichten auch Bemühungen gebn, wie sich das verändern läßt.
Am Anfang meines Schreibens in den Siebzigerjahren war ich sehr unsicher und habe außer dem Arbeitskreis schreibender Frauen nicht viel literarisches Feedback gehabt. Da waren zwar Autorinnen, wie Marie Therese Kerschbaumer, Elfriede Haslehner, Christa Stippinger und Erika Danneberg dabei. Arthur West habe ich auch dort kennengelernt, in den Literaturbetrieb bin ich dadurch aber nicht gekommen. Zaghaft sind dann die ersten Informationen, welche Stipendien und Verlage es gibt, zu mir gedrungen, so daß ich ziemlich wahllos und sehr unsicher meine Texte an die mir vorhandenen Adressen schickte. Das war mir alles sehr unangenehm und ich wußte auch nicht recht, was und wie ich das hinschicken soll. Heute gibt es Seminare, wo man das Exposeschreiben beispielsweise lernen kann. Mir hat Elfriede Haslehner einmal gesagt, es wäre noch zu früh, mich für ein Stipendium zu bewerben, da war ich beleidigt, habe es trotzdem getan, keines bekommen und irgendwann aufgehört mich dafür zu bewerben. Ich kann mich noch erinnern, daß ich damals dachte, macht ja nichts, es braucht mich nur jemand für einen Preis vorschlagen, dann geht es weiter. Inzwischen beginne ich zu ahnen, daß das genau mein Problem ist, daß mich niemand vorschlägt und in den vierzig Jahren, die ich schreibe, dieses offenbar niemand aufgefallen ist.
Das verstehe ich ganz ehrlich eigentlich nicht und wenn ich mir meine fünfundzwanzig Bücher, die trotzdem entstanden sind, so anschaue, wird mir das auch nicht klarer. Zwar stimmt es sicher, ich habe in den Achtziger- und Neunzigerjahren zu schnell auch Unfertiges, Unkorrigiertes an den damaligen Residenzverlag und Droschl geschickt oder auch wahllos an den Gemüsegarten der Verlagslandschaft, deren Adressen, ich im Handbuch der IG Autoren gefunden habe, weil ich nicht wußte, wie das anders geht und ich auch niemanden hatte, der mich mit konstruktiver Kritik weiterbrachte, da ich die, die es im Arbeitskreis gab, als nicht als konstruktiv empfunden habe, sondern so empfand, als solle ich eigentlich zu schreiben aufhören und dagegen habe ich wahrscheinlich auch ein wenig stur angekämpft. Das Schwierigste war, glaube ich, meine Hemmung. Am Anfang hatte ich ziemliche Schreibblockaden, aber einen starken Willen und den Gedanken, ich muß schreiben, denn wenn ich es nicht tue, dann gibt es nichts von mir. Das ist besser geworden und das sehe ich als Lernprozeß. Wie ich auch glaube, daß man weiterkommt, wenn man nicht aufgibt, sondern es immer wieder versucht.
Die Schreibblockaden sind verschwunden und auch die quälenden Gedanken, mit denen ich mich zum Schreibtisch zwingen mußte. Jetzt weiß ich meistens über was ich schreibe und kann mit der Kritik, die kommt, auch etwas anfangen. Das heißt, ich glaube zu wissen, wo sie sie stimmt und wo nicht.
Da war ich am Anfang ziemlich überfordert und habe meistens „Wow!“, gedacht und nichts verstanden, obwohl ich sagen muß, daß mir der Herr Ammann, als ich 1989 die „Hierarchien“ an seinen Verlag schickte, einen sehr lieben Brief geschrieben hat und auch Karl-Markus Gauß hat das beim „Lieben Gott“ ein bißchen später getan und gemeint, ich sollte nicht so eins zu eins, sondern etwas erhöht und abgehoben schreiben, das würde ich mir jetzt so interpretieren und verstehe nun auch, wie er das meinte. Durch Erfahrung und Übung lernt man. Durch das Literaturgeflüster habe ich mir meine Hemmungen weggeschrieben und das regelmäßige Reflektieren, was ich hier praktiziere, ist auch sehr förderlich. Den ersten Erfolg habe ich noch in meinen Arbeitskreiszeiten gesehen, da saßen wir einmal im Wohnzimmer der Valerie in Grinzing bei Kaffee und Kuchen und sie sagte, „Mir fällt eigentlich immer was ein!“
„Wow!“, habe ich neiderfüllt gedacht“Mir nicht!“
Seit mehr als zehn Jahren tut es das bei mir aber auch. Ich würde sagen, als ich die „Hierarchien“ fertig hatte, die dann in der Edition Wortbrücke bei Jack Unterweger erschienen sind, war bei mir einmal Pause, weil ich ja bis 1995 ziemlich intensiv meinen Vater betreut habe, danach hat es angefangen zu fließen, möglicherweise mit „Thea Leitners verrückten Traum“ oder auch mit „Lore und Lena“, die schon etwas früher entstanden sind. Ich habe weiter herumgeschickt und war vor allem bei „Lore und Lena“ sehr erstaunt, daß das niemand wollte, denn da hatte ich beim Schreiben einen ziemlichen Rausch und bin mit den Franks, dem Alfred und der Anna auch um den Neusiedlersee gefahren und habe die anderen dabei mehrmals verloren, weil ich ständig an „Lore und Lena“ dachte. Es war auch die Zeit, wo mein „Verhaltenstherapie bei erwachsenen Stottern“, bei ORAC erschienen ist und da ging es auch.
Aber gut, im Literaturbereich ist es anders, ich habe also herumgeschickt, eine Zeitlang aufgehört mich um Stipendien zu bewerben, weil ich durch meine Praxis ja etwas verdiente und mir Waltraud Haas einmal sagte, daß man das dann nicht mehr machen soll, wieder angefangen und endgültig aufgehört.
2000 hielt ich mein erstes Digitaldruckbuch in Händen, dachte wieder „Wow, wie schön!“ und begriff erst später in welch fürchterliches Fettnäpfchen ich mich damit gesetzt habe, denn damit war es offenbar total aus „Eigenverlag, das geht doch nicht!“, obwohl ich es ja gar nicht nenne und auch kein Verlag bin, aber andere kenne, die das offenbar ein bißchen geschickter sehr wohl so machen. Aber geschickt bin ich wohl nicht sehr, sondern gradlinig und offen. Also irgendwann auch mit der Verlagssuche aufgehört, aber weitergeschrieben, immer mehr und immer besser auf der einen Seite, auf der anderen habe ich die leeren Kilometer und Themenwiederholung sicher drin, würde da vielleicht schon einen Lektor brauchen, der mich auf das aufmerksam macht, das merke ich dann beim Lesen in der Badewanne.
Die Möglichkeit des Literaturgeflüsters war wieder ein Schritt nach vorn oder auch einer nach hinten, wie man es nimmt, denn, daß die Kritiker, die Literatur in Blogs vielleicht nicht so ernst nehmen und sich nicht die Zeit, in sie hineinzuschauen, kann ich mir schon denken und auch, daß vieles da im Argen liegt. So stoße ich immer wieder auf Drohungen, ich kann es nicht anders nennen, daß, wenn man einmal etwas bei BoD oder sonstwo selbst verlegt, man niemals mehr eine Chance auf einen Publikumsverlag hat, denn kein solcher würde dann noch etwas nehmen. Nele Neuhaus hat, glaube ich bewiesen, daß das nicht stimmt, ist aber wahrscheinlich ein Einzelfall.
Das irritert dann sehr, wie es auch die Leute tun, die meine Bücher mit spitzen Fingern anfassen und gedehnt „Sehr schön!“, sagen. Wenn sie sie nicht lesen, können sie das nicht wissen. Seit 2004 schicke ich nichts mehr herum, denke aber immer, daß ich mich damit vielleicht selbst ins Abseits setze, was ich nicht will, so habe ich die „Radiosonate“ 2008 auf der Buch Wien dem Kitab Verlag angeboten und hingeschickt, aber leider keine Antwort bekommen. Ist kein so schlechter Roman, war sogar in Ö1, daß es aber gruppendynamische Effekte gibt, weiß ich natürlich und, daß der Literaturbetrieb sehr sehr hierarchisiert ist, auch, obwohl es bei literaturcafe.de ein Interview mit Daniela Strigl gibt, wo sie bedauert, daß man sowenig von den Produkten der Kleinverlage weiß und das sehe ich auch so, daß die meistens gar nicht wahrgenommen werden, wie auch das Beispiel von Judith Gruber-Rizys Buch Drift, das 2009 bei Edition Art Science erschienen ist zeigt, weil offenbar der Verleger von Michel Bozikovic gar nicht schaute, ob es nicht schon ein Buch dieses Namens gibt, obwohl ich bei dem Eigenverlagsseminar, das ich bei der Buch Wien machte, hörte, daß man, bevor man seinem Roman einen Titel gibt, das machen soll.
Es gibt offenbar eine oder zwei Handvoll Autoren, die von den Kritiker als anerkannt wahrgenommen werden, die sie auswählen und zitieren, das sind dann auch die, die ständig Preise bekommen und die überall lesen und die anderen interessieren offenbar nicht und das finde ich, wie Daniela Strigl schade, weil ich ebenfalls glaube, daß man dabei viel übersieht und fühle mich mit Recht oder Unrecht übersehen. Irgendwie werde ich da wohl in der Mitte liegen, bin froh, daß es das Literaturgeflüster gibt, wo ich mich präsentieren kann, habe dadurch, das hab ich schon geschrieben, viel gelernt und finde es auch schade, wenn es nur als Nachricht über den Literaturbetrieb, wo man Sachen findet, die es sonst nicht gibt, wahrgenommen wird, kann es aber nicht ändern, sondern nur selber besser machen, indem ich mich für die Literatur der anderen interessiere und es ist kein Schaden, denke ich, zu wissen, was in der Literatur außer bei Clemens J. Setz, Andrea Winkler etc noch passiert, denn die österreichische Literatur ist sehr vielfältig und es gibt ein paar tausend und nicht nur zehn Autoren und mindestens ein paar Hundert davon schreiben auch wirklich gut.
2011-07-18
Wieder einmal Schreibgedanken
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