Ilona Lütkemeyers „Mit 80 Seiten um die Welt“ – „schreiben unterwegs“, ist, wie im Untertitel steht, als „persönlicher Weg zum kreativen Reisetagebuch“ gedacht, hat hundertdrei Seiten, achtzig Schreibaufgaben und vier Kapitel, ist mit Zeichnungen von Dorothea B. Nolting ausgestattet und 2007 im Schibri-Verlag erschienen.
Ich habe das Buch im März im offenen Bücherschrank gefunden und mich sehr gefreut es auf meiner Polenreise zu lesen und ausprobieren zu können.
Literarisches Reiseschreiben wird in einigen Schreibeschulen angeboten, so hat es Ana Znidar vom writers studio im Programm und beim Tag der offenen Tür im vorigen Jahr habe ich ein solches Seminar auch ausprobiert, ebenso, die Reisereportagen „mit Sprache unterwegs“, ein Reisetagebuch führe ich meistens auch, so habe ich das kleine dünne Buch mit dem schönen roten Notizbuch, das ich einmal zum Geburtstag bekommen habe, eingepackt und im Auto mit dem Lesen und Schreiben begonnen.
Ilona Lütkemeyer steht am Buchrücken, „ist Schriftstellerin, Dichterin und Dozentin, studierte Sprach- und Literaturwissenschaft in München, gibt Seminare und Workshops und war mit ihrem Reisetagebuch schreibenderweise in aller Herren und Frauenländer unterwegs.“
In einer Einleitung gibt es einige Anleitungen zum Lesen und zur Ausrüstung, Ilona Lütkemyer meint, daß es „für den Einsatz am Ort geschrieben ist“ und empfielt, es schon vor der Abreise durchzublättern, die vier Kapitel sind in „Planung und Aufbruch“, „Unterwegs“ „Zurück“ und „Nach der Reise ist vor der Reise“ eingeteilt, wobei Kapitel zwei wahrscheinlich naturgemäß das längste ist.
Auf jeder Seite gibt es unter einer Überschrift ein Zitat zum Thema Reisen, eine Einleitung bzw. einen Reisetext von der Autorin und darunter eine Schreibübung, die man machen kann.
Der Einleitung ist zu Entnehmen, daß das Buch als Anleitung zum persönlichen Reisetagebuch gedacht ist, so empfielt die Autorin auch sich schöne Tinte zu besorgen und die erste Seite offen zu lassen, um später Bilder oder Blumen hineinkleben zu können.
Die Übungen führen ein in die Welt der Haikus, erklären was ein Elfchen sind, eine Seite ist dem Sex auf Reisen, eine andere dem Träumen gewidmet, eine widmet sich dem Koffer packen, eine andere empfieht die Reise nach dem Alphabet zu beschreiben, wie man da zu einem Reisetagebuch kommen kann, wurde mir zwar nicht ganz klar. Ich habe mein rotes Buch aber inzwischen ziemlich voll geschrieben, mit einem ganz gewöhnlichen Kugelschreiber, nicht mit Tinte, meine Träume und Sexerlebnisse habe ich nicht in ein Kuvert hineingeklebt, es ist aber dadurch, daß ich die Übungen direkt in das kleine Büchlein und dieses damit zu einem one-way Instrument machte, sicherlich viel intensiver geworden und die Leute, denen ich begegnete habe ich auch viel aufmerksamer beobachtet, so daß ich „Schreiben unterwegs“ für ein intensiveres Reiseerlebnis und einen ersten Eindruck in das kreative Schreiben sicherlich empfehlen kann.
Es enthält viele kleine Übungen, die meiner Meinung nach, nicht alle unbedingt in ein Reiseschreibebuch passen, man hat nachher aber ein bißchen über sich erfahren, einige kreative Übungen gemacht und vielleicht auch ein bißchen über das Schreiben und über Ilona Lütkemeyers Reisen erfahren, so daß ich es für eine gute Idee halte, ein solches Heftchen auf jede Reise mitzunehmen.
Man hat dann ein paar Worte Polnisch oder in einer anderen Sprache aufgeschrieben und „Ausländisch für Anfänger“ war auch eine Übung, die ich gern gemacht habe, denn dann kann ich später nachschauen, was Frühstück, Möbel oder „Guten Tag“ auf Polnisch heißt und auch die Idee, die Reise nach dem Alphabet zu beschreiben, führt vielleicht nicht zu einem Reisetagebuch, ist aber ein interessanter Einstieg sich mit dem Erlebten zu beschäftigen. Es gibt auch Anleitungen zum Zeichnen, fordert auf, sich mit den Zimmermädchen, Hotelportiers etc zu beschäftigen und Geschichten über sie zu schreiben. Da ist mir in Tschenstochau eine Schwester Agneta eingefallen, die mit dem Fahrrad von ihrem Kloster angeradelt kommt, dort vielleicht ihre Cousine trifft, die ihrem Onkel in einer der Imbißbuden hilft, etc und als besonders skurriles Erlebnis, Ilona Lütkemeyer nennt das Kapitel „Seemannsgarn und Jägerlatein“ und erzählt in ihrem Text, „daß sie auf der Raststätte in Steigerswald eine Klofrau traf, die ein Diadem im Haar trug, sich als Gräfin von Greiferswalden vorstellte, ihr eine vollgefüllte Krokogeldbörse in die Hand drückte und dann verschwindet, während die Polizei auftaucht und, na schöne Frau, was haben wir denn da?, fragt“, ist mir eingefallen, daß die rothaarige Berlinerin, die mit uns die Führung in der Marienburg machte und die wir bei der Schiffsfahrt in Elblag wiedertrafen, die Autorin sein könnte, die mir beim Schreiben über die Schulter sieht und ebenfalls „Was schreiben Sie denn da?“ fragt.
Noch ein „Haiku“ von mir, der in Elblag entstanden ist, obwohl ich ja an sich keine Haikus schreibe.
„Trübes Wetter hier
die Wolken ziehen zu
Sonntag ist es auch“
Wie man sieht, hat mir das Lesen und das Schreiben in das kleine Büchlein Spaß gemacht. Einige Übungen habe ich nicht gemacht, so zum Beispiel keinen Dialog geschrieben, einige sind anders geworden und viele auch viel kürzer, da ich immer aufgehört habe, wenn die Seite fertig war und kaum etwas davon in meinem Reisetagebuch zu finden ist. Ich habe aber einige Idee für Literaturgeflüster-Reportagen bekommen, so daß sich meine Leser genauere Eindrücke von meiner Reise machen können. 1 2 3 4
Auch hier hat der Alfred ein Foto zuviel hineingestellt, da man in das Reisetagebuch aber Fotos hineinstellen soll und sich die alte Kreuzritterburg sicher bestens für Geschichten eignet, bleibt es stehen, ich habe übrigens auch daran gedacht einen eigenen Artikel über die Führung, die deutsche Reisegruppe und das gute Mittagessen zu schreiben und als Geschichte ist mir eingefallen, daß man, wenn man sich den teuren Eintritt nicht leisten kann oder will auch draußen sein Picknick halten kann und auf die schöne Burg schauend, läßt sich sicher viel erleben….
Kommentar von jancak — 2011-08-14 @ 08:12 |