Daß wir auf unserer Reise nach Nikolaiken oder auf polnisch Mikolajki kommen werden, habe ich vom Alfred schon vorher gehört. Ich erkundige mich vor einer Reise nie so genau nach den Reisezielen, sondern schaue mir erst vor Ort genauer an, was es hier zu finden gibt. Der Name hat sich aber eingeprägt, da ich auf meiner literarischen Spurensuche, die ich am Piratencamp begann, nachdem wir am Wiechert-Haus vorbeigefahren sind und mich Alfred fragte, ob ich Arno Surminski kenne, von der „Reise nach Nikolaiken“ hörte und der alte Mann, der mir auf der Schifffahrt nach Osterode sein Leben erzählte, hat auch leicht abfällig gesagt, „Nikolaiken ist mir zu aufgeputzt!“ Das wäre ihm zu schikimicki. Da ich dafür aber etwas über habe, war ich gespannt, als wir Sonntagmittag von Wigri am Campingplatz Wagabunda eintrafen und hier gab es nicht nur Deutsche, sondern auch Holländer, sogar ein Auto aus Litauen und eines aus Weißrußland habe ich gesehen.
„Man kann zu Fuß zur Restaurantzeile gehen!“, klärte mich Alfred, der schon vorgangenes Jahr da war, auf. So sind wir losgezogen, wieder mal auf der Suche nach einem Mittagessen, was angesichts der Restaurantzeile nicht so schwierig war. Es gibt eine Stiege, die vom Campingplatz auf die andere Hafenseite, wo das Centrum liegt, führt, die wir allerdings erst später entdeckten.
Leute in kurzen Hosen und Sandalen kamen uns entgegen und auf der Brücke über die man gehen muß, um in den Ort zu gelangen, sind viele Souvenierstände aufgebaut auf denen man Ansichtskarten oder auch aus Holz Geschnitzes kaufen kann. Die kleinen bunten Störche hätten mich auch sehr gereitzt. Daß es den „Stinthengst“ gibt, das ist ein Plastikfisch mit einer Krone, der der Sage nach zum Reichtum des Dorfes führte, weil ihn die schlauen Dorfbewohner anketteten haben, damit sie immer viele Fische bekommen, habe ich am Abend im Reiseführer nachgelesen.
Es gibt in dem Ort das am Sonntagmittag natürlich sehr bevölkert war, aber auch zwei Brunnen, die darauf hinweisen. Ersteinmal sind wir die Restaurantzeile entlanggegangen, die im wesentlichen aus einem Haus mit vielen Rauchfängen besteht und haben in einem davon gegessen, Alfred Fisch, ich Salat mit Hähnchen, wie das hier heißt, wir befanden uns ja im ehemaligen Ostpreußen und viele Touristen sind Deutsche, die in ihre ehemalige Heimat kommen und dann den Peer hinunter. Die Waffeln mit dem Schlagobers und den Früchten darauf, die man hier überall bekommen kann, haben mich schon lange angezogen.
Am Hauptplatz wurde offenbar ein Fischfest gefeiert, jedenfalls war viel Security zu sehen und ein paar Buden, von denen man sich die Fische holen konnte. Schade, daß wir schon gegesen hatten. Alfred zeigte mir das Hotel, in dem er vor einem Jahr mit dem Karli gewohnt hat. Dann stiegen wir zur Kirche hinauf, die auf einen Hügel liegt und durch einen schmalen Turm auffällt, sie ist sehr modern und hat ein eigenes Prospekt. Daß es danbeben ein Museum gibt, das nur im Sommer, wenn die Touristen kommen, offen hat, werde ich auch am Abend lesen. Im Führer steht etwas von dem verschlafenen Dorf, in das sich Mikolajki gleich nachdem die Touristen verschwunden sind, wieder verwandelt. Da gibt es ein Fest im Juni, wo der Fisch gefeiert wird und sich das Dorf in das „Masurische Venedig“ verwandelt, wo die Touristen kommen und mit ihren Booten die Seenplatte hinunterfahren und ständig essen, denn die Restaurants scheinen nonstop das zu servieren, was du gerade willst, Pizza, Eis und Kuchen oder Coctaildrinks. Am Sonntag gab es eine große Bühne, die unseren Camp bis weit nach Mitternacht mit Musik beschallte und eine kleine Bahn fuhr die Kinder mit Musik begleitet herum.
Beim Essen habe ich einen jüngeren Mann beobachtet, der sich zuerst zwei Wodkas bestellte und danach gleich vier, die er sich in seinen Orangensaft kippte. Ich habe aber auch einen Mojito getrunken und am Abend einen Martini mit Orangensaft, weil es am Camp keinen Rotwein gab und am Morgen haben wir neben der Wechselstube eine Bäckerei, die eine Kaffeemaschine hatte, gefunden, die um halb sieben öffnete, so daß das Frühstück gerettet war, da die Bars auf den Campingplätzen ja erst spät öffnen.
Als wir Montag mit dem Schiff nach Gizycko fuhren, habe ich auch den Stinthengst unter der Brücke, gesehen, der Kapitän oder Schiffangestellte wies darauf hin, zeigte seine gestickten Decken und Reiseführer und riet gegen die Seekrankheit doch einen Wodka zu trinken, den er dann gleich verkaufte.
Wir fuhren an vielen Segelbooten vorbei und wenn man den Peer entlanggeht, kann man auch das Seglerleben beobachten und die Leute auf den Bänken ihre Streichwurstbrote essen sehen, während die jungen Mädchen mit Zahnbürsten und Handtüchern zur Dusche gehen. Die Dorfbewohner kann man im hinteren Dorfteil treffen, wo sie frühmorgens beim Bäcker ihre Semmeln kaufen oder davor stehen und sich unterhalten.
Mikolajki hat, wie ich schon geschrieben habe, aber auch eine in einer Art Container untergebrachte große Buchhandlung, die bis neun Uhr am Abend geöffnet ist und einen Markt auf dem man Kleider, Honig, Gemüse, aber auch Gewehre kaufen kann. Bernsteinketten und Silber gibts im Juwelierladen in dem sich praktischerweise gleich die Wechselstube befindet.
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