Die vorgeblich besten zwanzig Bücher des Jahres wurden um elf auf der Seite des deutschen Buchpreises bekanntgegeben und damit beginnt wohl auch der Kampf um das Weihnachtsgeschenk bzw um die deutschen Bücherleser. Für mich war es spannend, die Namen der zwanzig Bücher herauszubekommen, die seit April aus 173 Titel ausgewählt wurden, die Hälfte muß davon, glaube ich, aus der Frühjahrsproduktion, die anderen bei den Herbstneuerscheinungen sein. Ein bißchen habe ich in den letzten Tagen gerätselt, welche Bücher dabei sein werden, erscheinen ja die Herbstbücher und Peter Henisch hat da ein neues Buch, Josef Haslinger, Thomas Glavinic, Ilia Trojanow etc, das da einige dabei sein werden, habe ich mir gedacht und meistens sind das auch die Autoren, die man von den Bachmannpreislesungen kennt. Von den erwähnten österreichischen Neuerscheinungen ist aber nichts zu finden, dafür, eine Überraschung ist Ludwig Lahers „Verfahren“ dabei, Doris Knecht „Gruber geht“ und Marlene Streeruwitz „Die Schmerzmacherin“ ein Buch, das mir bisher entgangen ist.
Nun glaube ich nicht wirklich, daß es möglich ist aus den tausenden neuen Büchern die zwanzig besten oder auch das beste Buch auszusieben. So etwas kann nur Humbug sein und wird sofort die Kritiker auf den Plan rufen, die schreien „Und der neue Haslinger und der neue Henisch etc sind nicht dabei und wo bleibt das Buch der Bachmannpreisträgerin?“ und ist nur als gut gemeinte Förderaktion zu verstehen, um das Buch des Buchpreisträgers auf den Weihnachtstisch zu bringen.
Ich habe es ja schon einmal geschrieben, der Durchschnittsleser liest, glaube ich neun Bücher im Jahr, da geht sich das des deutschen Buchpreisträgers und vielleicht sogar die ganze Shortliste aus, daß viele Bücher dabei untergehen und vielleicht den Stempel, nicht „gut genug“ aufgedrückt bekommen, ist dabei schade und da habe ich bei der Klappentexterin, vor kurzem einen Bericht mit der Frage gefunden, ob man Bücher aus der Ramschkitste kaufen soll oder dabei ein schlechtes Gewissen haben muß? Die vielen Kommentare haben Zweiteres durchwegs verneint, man soll kaufen und braucht sich dafür nicht schämen, die Frage wurde aber aufgeworfen, ob so ein Buch nicht den Stempel eines Mängelexemplar hat?
Nicht gut genug um sich auf dem Buchmarkt durchzusetzten. Ich glaube nicht, daß das stimmt, sondern denke, daß viele Leute schreiben, viele Bücher erscheinen und immer weniger Leute lesen. Das Bücher unverkäuflich sind, denke ich mir angesichts der Rezensionsexemplardebatte, den Büchertürmen, den Ramschkisten und den offenen Bücherschränken immer wieder, profitiere davon, lese, bespreche und würde nicht in die Tasche greifen, um über hundert Euro für die künftige Shortlist hinzulegen.
Daß meine Konsumverzichttheorie mit dem mangelnden literarischen Erfolg korreliert, obwohl sie schon früher vorhanden war, ist mir schon bewußt, ich habe aber einige deutsche Buchpreisbücher gelesen und zum Teil zum Geburtstag geschenkt bekommen, Uwe Tellkamps „Turm“ gleich zweimal, das zweite hat die Anna, heute würde ich es in den Bücherschrank legen und nicht bei e-bay verkaufen und einiges auf Flohmärkten bekommen, die „Habenichtse“ durch Alfreds bibliophiler WU-Kollegin, die einiges verkaufte, was von Autoren stammt, die auf diesen Listen stehen, „Die Mittagsfrau“ stammt vom Stattersdorfer Flohmarkt. Ich bin auch eine der wenigen, die sich um das Lesebuch mit den Proben bemüht. Da bin ich ja vor zwei Jahren herumgerannt, habe versucht, das in Wien und St. Pölten zu bekommen und herausbekommen, der deutsche Buchpreis ist dem österreichischen Buchhandel ziemlich unbekannt.
Jetzt habe ich um ein Presseexemplar hingeschrieben, man kann sich die Leseproben, aber auch bei libreka.de herunterladen und „Verfahren“ habe ich ja schon gelesen. Spannend wer wird gewinnen, ist es für Bibliophile sicher, ich habe da immer Prognosen abgegeben, die meistens nicht stimmten und wenn ich mich bei den Bücherblogs so umsehe, so sind das keine Bücher, die dort gelesen werden. Aufmerksame Leser werden jetzt schreien, stimmt nicht, hat die Klappentexterin doch gerade „Adams Erbe“ von Astrid Rosenfeld besprochen und dann gibt es auch den Preis der Indepentverlage, wo andere gute Bücher draufstehen und natürlich auch, das was nicht in die Verlagswelt schafft, wie beispielsweise, die vor kurzem erschienene „Absturzgefahr“.
Ich habe jetzt bei meinen Wiener Bücherstapel weiter zu lesen begonnen und bin da gerade bei Paulo Coelhos „Elf Minuten“, ein Buch das, glaube ich, 2003 erschienen ist, zumindest kann ich mich erinnern, daß ich darin in römischen Buchhandlungen versucht habe, mich ein bißchen italienisch einzulesen und „Brida“ in der spanischen Ausgabe liegt auch im Regal, das werde ich allerdings zurücktragen, denn Italienisch habe ich zumindestest bei unseren Italienurlauben versucht mit einem Tausend Lektionen Buch zu lernen, Spanisch aber nicht.
2011-08-17
Literaturherbst
2011-08-15
Wien im Regen
Weil der Alfred in die WU mußte, sind wir schon zu Mittag nach Wien gefahren. Was gut war, denn nach einem Urlaub gibt es viel zu ordnen, das Spritzen im Garten erwies sich zwar als unnötig, da das schöne Sommerwetter mit dem ich noch am Vormittag an einer immer mehr verbarrikierte Traisen vorbei geradelt bin, bald dem angesagten Regen gewichen ist, was mich vorerst nicht tangierte, habe ich mir doch das Alte Schmiede Programm September/ Oktoberprogramm durchgesehen und die Veranstaltungen eingetragen, die mich interssierten. Und da gab es einiges, hat ja Ilia Trojanow ein neues Buch geschrieben „Eistau“, das sogar nicht der Hprspielsendung vorgestellt wurde, Peter Henisch und Peter Rosei, die beide im September im Theater an der Wien bzw. in der Nationalbank vorgestellt werden, da habe ich schon lange um die Rezensionsexemplare angesucht und um das des neuen Eva Rossmann Krimis, das blöderweise am selben Tag wie der Henisch vorgestellt wird.
Mal sehen, ob die Bücher kommen, wenn das klappt, wird es schwierig mit meiner Hundertbücherliste, die ja schon fixiert ist oder auch nicht, da ich schon bei Buch siebzig bin und dann einfach die Bücher lesen werde, aber in einer anderen Liste vermerke.
Statt „Literatur im Herbst“, gibt es diesmal eine im Fluß, gemeint ist eine Donaureise, nicht nur Ruth Aspöck fährt die hinunter, sondern auch die Alte Schmiede hat sie im Programm und da kann man am Nationalfeiertag von Bratlislava nach Wien mit dem Schiff fahren und am Abend gibt es eine Lesung.
Die Seite des Hauptverbandes hat die „Rund um die Burg Veranstaltung“ schon angekündigt, das genaue Programm habe ich im Internet noch nicht gefunden, kommt aber sicher und eine Woche später ist wieder Poetnight, dazu habe ich mich inzwischen angemeldet und für die Donaufahrt auch.
Außerdem ist wieder so eine Einladung zu einer kostenlosen Werbefahrt gekommen, da gab es im Jänner zwar Schwierigkeiten, ich versuche es trotzdem wieder und muß nur aufpassen, den Bus nicht zu versäumen.
Auch Psychologisches war zu ordnen und Anrufe entgegenzunehmen, so daß ich den Nachmittag beschäftigt war und kaum zu den drei S gekommen bin, denn da trödle ich, seit ich aus Polen zurückgekommen bin, ein bißchen. Das Reisetagebuch und die Artikeln habe ich in den letzten Tagen ja flott geschrieben, aber kaum war ich damit fertig, spürte ich Widerstand und wieder das Gefühl, ich kann es nicht und es wird wieder nichts werden. Mit diesen inneren und auch äußeren Zensor, da es ja immer Leute gibt, die mir das sagen, habe ich sehr zu kämpfen, obwohl die fünfzig Seiten, die ich bis jetzt habe, problemlos entstanden sind. Thomas Wollinger hat in seinem schönen Blog, da vor kurzem die Frage einer Bloggerin, wie man das Romanschreiben beginnt, auch sehr schön beantwortet und vor allem die Punkte sich Notizen zu machen, alles aufzuschreiben was zum Thema passt und darauf zu vertrauen, daß ohnehin alles vorhanden ist, sind auch sehr hilfreich.
Ich habe mir dann die Zeitschriften „Biber“ und die vom „Romano Centro“ herausgesucht und mich doch vom Regen irritieren lassen, denn ich wollte ja, bevor ich auf den Rathausplatz gehe, eine längere Bücherkastentour machen, denn da war ich schon länger nicht. Eigentlich nur zweimal seit der Sommer begonnen hat, nach dem Fest bei der Ruth Aspöck, die ja um die Ecke wohnt und vor drei Wochen, bevor ich zum Diana Krall Konzert gegangen bin, habe aber nichts gefunden, so daß ich schon ein bißchen ausgehungert bin, obwohl ich an keinen Büchermangel leide. Noch bevor wir nach Polen gefahren sind, ist ein Mail von Frank Gassner, dem Bücherkastenintitiator gekommen, daß der sich von den Schränken zurückzieht, weil die Stadt Wien sein Ansuchen um Förderung mit dem nicht sehr professionellen Satz, daß sie nicht nötig sind, weil die Stadt Wien ohnehin Büchereien betreibt, als ob das dasselbe wäre, beantwortet hat. Aber eine Stadt Wien nahe Gesellschaft hat sich die Idee abgekupfert und irgendwo in Simmering eine Telelonfzelle in einen Bücherschrank umfunktioniert und das mit großen Pomp und einer Markus Köhle Lesung gefeiert. Dort werde ich sobald nicht hinkommen, in die Zieglergasse bin ich um acht, verpackt in eine rote Ö1 Regenpellerine und Schirm aber eingetroffen und da gab es viel zu finden. Leider war ich mit dem Schirm so behindert, daß ich nicht merkte, daß Haruki Murakami und der Paul Coelho auf Spanisch waren, also habe ich wieder etwas zurückzubringen, obwohl ich den Murakami gern einmal lesen würde. Evelyn Grills „Schöne Künste“ gabs aber auf Deutsch und die liest mit ihrem „Antwerpener Testament“ bei „Rund um die Burg“ und dann ein kleines blaues BoD Büchlein „Mörderisches Wochenende“, das ich fast übersehen hätte, was sich als Arbeitsbericht über ein Wochenendseminar übers Schreiben von kriminalromanen entpuppte und das Lesen von Ilona Lütkemeyers Reisetagebuch so erfolgreich war, habe ich es es natürlich genommen, mal sehen was daraus wird, jetzt sollte ich, die letzten Sommerwochen dazu nützen wieder in meinen Roman hineinzukommen, beziehungsweise, das, was in mir ist ohne Zensor heraus lassen.
Die Bücherneuerscheinungen des Herbstes, die jetzt überall sichtbar werden, dämpfen zwar vielleicht die Euphorie, ich habe aber auch ein neues Buch, das ich ein wenig bewerben will. Dann bin ich mit meiner Regenpelerine auf den Rathausplatz gegangen, wo Bruckners fünfte Symphonie schon begonnen hat.
2011-08-14
Das Fanal
Jetzt kommt die Besprechung eines besonderen Gustostückerls aus dem Bücherschrank meiner Eltern, nämlich Ernst Fischers 1946 erschienenes „Fanal“, in dem der 1899 geborene und 1972 gestorbene österreichische Schriftsteller und Politiker „den Kampf Dimitroffs gegen die Kriegsbrandstifter“ beschreibt.
Es geht um den Berliner Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933, den die Nazis offenbar, um eine Wahl zu gewinnen provozierten und den Kommunisten in die Schuhe schieben wollten.
Es beginnt mit einem Vorwort „Die Völker haben gesiegt. Ein Krieg von apokalyptischen Dimensionen ist zu Ende gegangen“, das mit „Erster Jänner 1946“ datiert ist. Dann wird in sieben Kapiteln Georgi Dimitrow Michajlows, wie er jetzt geschrieben wird, der später Ministerpräsident Bulgariens war, Sieg gegen die Nazis erzählt.
Im ersten Kapitel wird der Reichstagsbrand geschildert und beschrieben, wer was wann gesehen hat, was die Polizei tat und was Göring dazu sagte. Als Schuldige wurden fünf Kommunisten gefaßt, der Niederländer Marinus van der Lubbe, der als einziger hingerichtet wurde, der Vorsitzende der KPD-Reichstagfraktion Ernst Torgler und drei Bulgaren, laut Buch wurde vom Kellner und NSDAP Mitglied Helmer, der ein Plakat gesehen hat, „das für die Entdeckung van der Lübbes Spießgesellen zwanzigtausend Mark Belohnung versprach, angezeigt, daß „Bolschewiken regelmäßig im bayrischen Hof verkehren“, so daß am 9. März „ein großer breitschultriger Mann mit einem dunklen Löwenhaupt und zwei andre, jünger, schmächtiger, unscheinbarer, verhaftet wurden.“
Im zweiten Kapitel „Der deutsche Imperialismus“ wird der politische Hintergrund erklärt, die nächsten „Der Mann in Ketten“ „Dimitroff züchtig die Bestie“ „Der Teufeskreis“ und „Der Sieg“ beschreiben, wie der 1882 geborene, proletarische Revolutionär, der in Bulgarien zum Tod verurteilt war und sich deshalb illegal in Deutschland aufhielt, Göring lächerlich macht, der in „hohen Stiefeln, die Beine gegrätscht, die Arme in die Hüften gestemmt, das stotzende Fleisch von einer SA-Uniform in stramme Haltung gepresst, so steht der preußische Ministerpräsident und Reichstagspräsident Hermann Göring im Gerichtssaal“ und die wahren Hintergründe der Tat aufzeigt, so daß er schließlich freigesprochen wird und bewiesen hat, daß die Kommunisten keine Brandstifter sind.“
Göring wollte ihn zwar ermorden und ließ ihn nach Berlin, der Prozeß fand in Leipzig statt, in die berühmten Katakomben der geheimen Staatspolizei bringen, was der Keller der ehemaligen preußischen Akademie der Künste war, „die in einem winzigen Häuschen Zuflucht nehmen mußte, während in ihrem Gebäude ein großes Gefängnis installiert wurde.“
„Es war aber die Sowetunion, die ihn den Händen des Todes entriß. Am 15. Februar 1934 verlieh sie dem großen Freiheitskämpfer die sowetische Staatsbürgerschaft und forderte seine Befreiung. Die deutschen Machhaber wagten nicht, die Forderung abzulehnen. Am 27. Februar wurde Dimitroff im Flugzeug nach der Sowetunion gebracht.“
Im letzen Kapitel „Die unauslöschliche Flamme“ wird der Sieg des Kommunismus noch einmalgepriesen und beschrieben, daß „am 22. Dezember 1943, zum zehnten Jahrestage des Sieges Dimitroffs vor dem Leipziger Reichsgericht, führende Intellektuelle wie Arturo Toscanini, Albert Einstein, etc in der „New York Times“ ein Bekenntnis zu der unsterblichen Flamme ablegten, die vor zehn Jahren in Dimitroff ihren todesverachtenden Hüter fand.“
Was dazwischen und danach passierte, ist bekannt und konnte ich auf meiner Polenreise zufälligerweise gerade jetzt ein bißchen nachvollziehen. Sind wir doch in Gliwize an dem Sender vorbeigefahren, wo am 31. August 1939 mit einer von der SS fingierten Aktion, der zweite Weltkrieg begann und auf der Wolfsschanze und in Mauerwald dem Hauptquartier des Oberkommando des Heeres waren wir auch. Und um Ernst Fischers Euphorie bezüglich des Siegs des Kommunismus ein wenig zu dämpfen, ist noch zu erwähnen, der Bau der Berliner Mauer jährte sich gestern zum fünfzigsten Mal.
Ernst Fischer war seit 1920 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, von 1927 – 1934 Redakteur der Arbeiterzeitung, nach dem Februaraufstand mußte er untertauchen und fuhr mit dem Schutzbundzug nach Moskau, wo er im Hotel Lux lebte, 1945 kam er nach Österreich zurück, wurde Mitglied der KPÖ, war in der provisorischen Staatsregierung Renners soetwas wie Unterrichtsminister, gab das Wiener Tagebuch heraus und wurde 1969, als er sich vom „Panzerkommunismus“ distanierte, von der KPÖ ausgeschlossen. Er war zweimal verheiratet, seine Tochter Marina Fischer – Kowalski, die Soziologin ist, kennen wir, weil ihr Sohn Boris auch in der freien Schule Hofmühlgasse war, sie hat auch in dieser Zeit eine Studie über Alternativschulen gemacht.
Ernst Fischer hat, wie man Wikipedia entnehmen kann, eine Reihe von Werken geschrieben, außer dem antiquarischen Gustostückerl, habe ich in der Bibliothek meines Vaters noch das im Europa Verlag, 1964 erschienene „Zeitgeist und Literatur“ gefunden und vor einigen Jahren gelesen. Im Wien habe ich, glaube ich, noch den von Bernhard Fetz herausgegebenen Materialenband über sein Leben, den ich bei einem der Büchertürme, die es eine Zeitlang bei der Literatur im März gegeben hat, fand.
2011-08-13
Langes Wochenende
Das lange Wochenende, am Montag ist ja Maria Himmelfahrt bzw. Ferragosto und daher Feiertag, läßt sich wunderbar zum Reisenachbereiten nützen, so habe ich inzwischen auch neun Artikel geschrieben, in denen man unsere Polenreise nacherleben kann.
In diesem Sinne kann ich das Führen eines Reisetagebuchs oder das Konsumieren eines diesbezüglichen Schreibratgebers wirklich nur empfehlen. Man hat länger von der Reise wenn man am nächsten Tag beschäftigt ist, alles aufzuschreiben und die Artikel einzuordnen, sie in die richtige Reihenfolge zu bringen war auch sehr spannend. Ich weiß nicht, ob meine Leser meinen Schreibprozeß beobachtet haben, ich habe mit dem allgemeinen Reisebericht, wie ich es schon bei meinen anderen Reisen machte, begonnen und als nächstes die „Achtzig Seiten“ besprochen, was eigentlich nicht ganz stimmt, da das Buch achtzig Schreibübungen, aber über hundert Seiten hat, aber ich weiß schon, das bezieht sich auf Jules Verne und seine achtzig Tage.
Aufmerksame Leser werden bemerken, daß die Besprechung auf dem Blog inzwischen weit zurückgerückt ist, denn es stellte sich ja gleich die Frage, wie werde ich es mit dem Berichten machen?
Ich lebe auf meinen Reisen meist sehr einfach, am Campingplatz ohne Strom und nehme mir den Computer nicht einmal nach Leipzig mit. Also blogge ich nachher, aber neun Artikeln, denn, daß ich über diese Reise Reportagen machen will, darauf bin ich wahrscheinlich durch das mit „Sprache unterwegs“- Projekt gekommen, das man diesen Sommer auch in Ö1 nachhören kann, auf einmal ist wahrscheinlich schwierig. Also kam mir die Idee mit dem Zurückdadieren, die Erlebnisse habe ich ja auch in den zwei Wochen gehabt, wo ich nicht gebloggt habe, denn nach vorverlegen, ist für eine Vielschreiberin nicht geeignet, da es ja sicher Neues zu berichten gibt.
Also habe ich während des Schreibens eifrig herumgerückt, damit die Reihenfolge stimmt und die Reisereportagen zwischen den Buchbesprechungen aufgeteilt sind. Nun bin ich fertig und damit wirklich zurückgekommen, es gibt aber noch einiges aufzuarbeiten.
Die Wäsche ist zwar schon gewaschen und eingekauft haben wir beim Hofer Donnerstagabend, diesmal nicht beim Tesco, auch. Wir haben aber Brot und Mehlspeisen aus Tschenstochau mitgebracht und eine Sammlerin, wie ich hat auch die Äpfel, die wir zwischendurch gefunden haben, aufgeklaubt, so daß ich Apfelkompott machen sollte. Das würde gut zu Kartoffelpuffern passen, um noch einen Tag polnisch zu essen. Es gab aber so schöne Zuchini beim Hofer und die hat der Alfred gestern mit Faschierten überbacken.
Mein schönes rotes Reisetagebuch muß ich auch noch fertig machen, das heiß entscheiden, ob ich die Mitbringseln, also die Visitenkarten und Tickets, wie Ilona Lütkemeyer und auch Judith Wolfsberger raten, einkleben oder extra ordnen soll. Dann kann ich auch den Sack mit den Prospekten verräumen und der Alfred muß natürlich, wenn er die tausend Fotos, die er während der Reise machte, aussortiert hat, einige davon in meine Reportagen stellen. Dann kann der Alltag beginnen. Ein bißchen hat er das auch schon, habe ich beim Radfahren an der Traisen ja die vielen Umzäunungen und diesmal auch die Schilder gesehen, die darauf hinweisen, daß der Traisenradweg ab 17. August ab dem Bootshaus gesperrt sein wird.
Uje, uje, die Frequency naht, wie werde ich da meine Milch bekommen? Aber diesmal bin ich ohnehin einen Tag länger in Wien.
Literarisch gibt es außer, daß mir Christoph Kepplinger das Programm der linken Wort Volksstimmefestlesung gemailt hat, nicht sehr viel zu berichten. Da werde ich am Samstag den 3. September um 16.10 als zweite lesen. Außer mir sind bei der reinen Frauenlesung zum besonderen Frauentag Judith Gruber-Rizy, Helga Pankratz, Ruth Aspöck, Grace Marta Latigo, Traude Veran, Susanne Ayoub, Renate Welsh, Angelika Reitzer und noch viele andere am Programm.
Ich lade alle herzlich ein zu kommen und werde mich wahrscheinlich für den Text entscheiden, den ich im Jänner für die Zeitschrift „Lichtungen“ geschrieben habe.
Ansonsten werden die Vorbereitungen für den Herbst laufen, am Mittwoch wird die Longlist für den deutschen Buchpreis bekanntgegeben, da muß ich mich auch wieder um die Anthologie kümmern, bzw. mir ein Rezensionsexemplar bestellen, wenn ich nicht wieder ziellos in den Wiener Buchhandlungen herumlaufen will. Spannend welche Bücher wir darauf finden werden und die Shortlist des FM4 Wettbewerbs, wo man die Stars von morgen erraten kann, soll es auch bald geben und, das hätte ich schon vorher schreiben können, es gibt wieder ein „Rund um die Burg“- Festival, das vom 16. bis 17. September stattfinden wird, da habe ich wieder versäumt mich anzumelden, obwohl ich ja, wie ich schon öfter geschrieben habe, sehr gern dort lesen würde, da ich bei den zwei drei mal, die ich es versuchte, aber außer dem ersten Mal keine Antwort bekommen habe, habe ich es gelassen, wenn aber etwas ausfallen sollte, ich bin sicher da, sitze in der ersten Reihe und ein Buch habe ich höchstwahrscheinlich auch in der Tasche, diesmal ist sogar eines frisch erschienen.
Dann gibts noch das Poetenfest dieses Wochenende in Laa an der Thaya, da war ich früher öfter dort und habe einmal sogar gelesen und zwar aus den „Wiener Verhältnissen“, während Eva Rossmann aus ihrem ersten Krimi „Wahlkampf“ las.
Wenn man die Seite des östereichischen Buchhandels aufschlägt, kann man auch die Namen der Leute lesen, die inzwischen Preise gewonnen haben, Josef Haslinger zum Beispiel, aber auch Erich Wimmer und der hat, glaube ich, bei Ruth Aspöck verlegt und auf der Donauradreise 2007 in Grein aus „SchadeZeit“ gelesen.
Ich werde jetzt mit Ernst Fischers „Fanal“, was ein besonderes Gustostück aus der Arbeiterbibliothek meines Vaters ist, in die Badewanne gehen und auch ein bißchen Radfahren an der St. Pöltner Seenplatte, bevor ich versuchen werde, wieder in meinen Roman hineinzukommen, da war ich ja weit weg, werde aber alles durchkorrigieren und den Handlungsfaden neu spinnen. Vielleicht gelingt es mir das Neue für die drei S, die Sevim, die Selma und die Svetlana zu finden.
2011-08-12
Zurück vom Urlaub
Nun kommt der ganze Reisebericht, nachdem ich schon einzelne Reportagen vorangestellt habe.
Donnerstag vor zwei Wochen sind wir über die Tschechai nach Tschenstochau oder Czestochowa gefahren, wo der Campingplatz gleich neben dem berühmten Heiligtum mit der schwarzen Madonna liegt. Alfred hat den Ort ausgesucht, weil er auf der Reiseroute liegt, über Krakau wäre es auch gegangen, das hat er im letzten Jahr so gemacht. Ein Abend und ein Morgen dort, beziehungsweise zwei davon, weil wir auf der Rückfahrt noch einmal hinkamen, kann aber ein Erlebnis sein, denn es ist sehr beeindruckend über die großen Parkplätze zu gehen und die Pilgergruppen mit ihren speziellen T-Shirts und Fahnen, die Nonnen und die Priester durch das Paulinerkloster gehen zu sehen. In der Seitenkapelle mit der berühmten Madonna, scheint es fast ständig Messen zu geben und auch sonst knien, beten und singen die Gläubigen dort. Beeindruckend eine Reise nach Polen damit zu beginnen und sehr interessant. Ich war bisher nur dreimal sehr kurz in Polen. Das erste Mal in den frühen Neunzigerjahren, als ich mit dem akademischen Reisebüro für vier Tage nach Lemberg und Kraukau gefahren bin, damals ein Wahnsinn, weil viel zu kurz, so sind wir überall zu spät hingekommen und die Reiseführer waren zum Teil nicht da. Ich habe aber meine „Reise nach Odessa“ nach diesen Eindrücken geschrieben, dann sind wir auch während unserer hohen Tatra Aufenthalte, ein paarmal über die polnische Grenze gefahren. Zakopane liegt ja gleich bei Tatranska Lomnika, so sind wir an einem Regentag einmal nach Auschwitz gefahren und voriges Jahr einen Tag nach Krakau und weil der Alfred voriges Jahr mit dem Karli zwei Wochen in den Masuren war, bin ich auf die Idee gekommen, dorthin zu wollen.
Also losgefahren, ausgerüstet einigen Büchern, darunter Ilona Lütkemeyers „Mit 80 Seiten um die Welt“, einen Reisetagebuchschreibratgeber, den ich im März im offenen Bücherschrank gefunden habe und einem schönen roten Buch mit Bleistift aus Büttenpapier, das mir die Brigitte einmal zum Geburtstag schenkte und habe auch im Auto eifrig die achtzig Schreibaufgaben gemacht. Reisetagebuch habe ich auch geschrieben und inzwischen einige Reisereportagen, so daß ich mich hier kurz halten kann.
Alfred hat einen genauen Reisplan erstellt, so sind wir am nächsten Tag nach Torun gefahren, dort an der Weichsel spazieren und in die Altstadt gegangen. Dann hatten wir schon die Masuren, diese ehemalige ostpreußische Seenplatte in Nordpolen erreicht. Das heißt nicht ganz, denn die nächste Station war Elblag, da sind wir drei Tage geblieben, haben die berühmte Marienburg besucht und sind einen Tag mit dem Schiff den oberländischen Kanal entlanggegfahren. Dann ging es in die Nähe von Olsztyn oder Allenstein, dort haben wir auf dem sehr kleinen Piratencamp direkt am See auf einer Hotelwiese übernachtet, wo ich mich ein bißchen in die Literatur Ostpreussens eingelesen habe. Ernst Wiechert wurde dort geboren, wir sind auch an dem Ort, wo es ein kleines Museum gibt, vorbeigefahren, haben es aber nicht besichtigt, daß ich „Die kleine Passion“ von ihm unlängst aus dem Bücherschrank gezogen habe, hatte ich fast vergessen. Den Namen Arno Surminski hat Alfred mir genannt, wir haben, habe ich gerade nachgeschaut „Jokehnen oder Wie lange fährt man von Ostpreussen nach Deutschland?“ von ihm,“Die Reise nach Nikoleiken“ nicht, aber dorthin sind wir erst ein paar Tage später gekommen.
Dann gibt es noch Günter Grass, in Danzig Geboren, dorthin sind wir nicht gekommen, Siegfried Lenz, von dem ich einige Bücher gelesen habe und die Gräfin Dönhoff. Ich habe mir aber nur den Grzgorz Kielawski mitgenommen und der ist in Walbrzych geboren. Es war aber ohnehin nicht als literarischer Urlaub gedacht, so sind wir weiter zum „Sonatacamp“ und da waren wir schon direkt bei der Seenplatte, ein sehr idyllischer Campingplatz, wo die Pfadfinder ihre Zelte hatten, von dem ich schon schrieb. Wir haben begonnen mit der Zeluga-Schifflinie die Seen abzufahren. Da wir ja nicht segeln und nicht paddeln, was man beides dort sehr gut kann, haben wir drei Schiffausflüge gemacht. Den ersten von Gizycko nach Wegorzewo, wo wir in einer urigen Schifferkneippe Fische gegessen haben. Am nächsten Tag haben wir die Festung Boyen bersichtigt, bei den Nazibunkern und der Wolfschanze waren wir auch und beim Schloß Steinort oder Szynort. Im Gasthof zum schwarzen Schwan, wo man laut Prospekt noch echt masurisch essen kann, sonst hat die italienische Küche schon sehr die Piroggen, die Kartoffelpuffer und das Bigos verdrängt, waren wir und im Storchendorf Zywkowo. Am Samstag sind wir nach Wigry zu dem ehemaligen Kamaldulenserkloster gefahren und wieder schön idyllisch direkt am See übernachtet, wo man mit einem Schiff eine Runde machen konnte, mit dem schon Johannes Paul II gefahren ist. Das Bild des letzten Papstes sieht man überhaupt an jeder Kirche und am Sonntag sind auch wir nach Mikolajki gekommen, dieses ehemalig verschlafene Fischerdorf, das sich zum Nobelort gewandelt hat und von dort noch zweimal mit dem Schiff gefahren. In Gizycko habe ich in einem italinenischen Restaurant einen sehr exquisiten Fisch in Salzkruste gegessen und am nächsten Tag in Ruciane gebackenen Zander in einem wieder urigeren Lokal.
Alfreds Geburtstag haben wir am Dienstag auch gefeiert und dann gings schon wieder zurück. Die „Sommergeschichten“, die ich im letzten Jahr in der hohen Tatra begonnen habe, habe ich zu Ende gelesen, den „Granatapfelbaum“, den ich ebenfalls mitgenommen habe, nicht. Dafür habe ich in Tschenstochau auf dem Klo einen englischen Krimi in deutscher Sprache gefunden. Mit den drei S bin ich nicht wirklich weitergekommen. Ich habe am Samstagnachmittag in Wigry zwar ein bißchen darin geblättert, die ostpreussische Seenlandschaft ist aber nicht wirklich inspirierend sich mit den Schicksal einer paranoiden Außenseiterin, einer Belgrad geborenen Psychiaterin und einer Austro Türkin zu beschäftigen. Da habe ich vor, das Manuskript, wenn ich mit den Buchbesprechungen und den Reisereportagen fertig bin, noch einmal von Anfang an durchzugehen, um wieder in die Handlung hineinzukommen, beziehungsweise sie weiter zu konzipieren.
Ja richtig, etwas Literarisches gibt es schon zu berichten, als wir Dienstag in Mikolaiki spazierengegangen sind, haben wir eine Buchhandlung gesehen, dort lagen die Bücher in großen Schachteln oder auf langen Tischen, da habe ich einen Wolf Haas auf Polnisch entdeckt, um welches seiner Bücher es sich gehandelt hat, habe ich zwar nicht herausgefunden, es könnte aber um klischeehaft zu schätzen „Silentium“ gewesen sein.
Als wir schon über der österreichischen Grenze waren, habe ich im Kulturjournal gehört, daß Josef Haslinger einen neuen Roman über einen tschechischen Eiskockeyspieler geschrieben hat, der am Donnerstag im Museumsquartier bei den O-Tönen vorgestellt wurde.
[Falls es wen interessiert: eine Auswahl (etwa 200 von über 1100 Bildern) gibts hier –alfred]
2011-08-11
Nikolaiken
Daß wir auf unserer Reise nach Nikolaiken oder auf polnisch Mikolajki kommen werden, habe ich vom Alfred schon vorher gehört. Ich erkundige mich vor einer Reise nie so genau nach den Reisezielen, sondern schaue mir erst vor Ort genauer an, was es hier zu finden gibt. Der Name hat sich aber eingeprägt, da ich auf meiner literarischen Spurensuche, die ich am Piratencamp begann, nachdem wir am Wiechert-Haus vorbeigefahren sind und mich Alfred fragte, ob ich Arno Surminski kenne, von der „Reise nach Nikolaiken“ hörte und der alte Mann, der mir auf der Schifffahrt nach Osterode sein Leben erzählte, hat auch leicht abfällig gesagt, „Nikolaiken ist mir zu aufgeputzt!“ Das wäre ihm zu schikimicki. Da ich dafür aber etwas über habe, war ich gespannt, als wir Sonntagmittag von Wigri am Campingplatz Wagabunda eintrafen und hier gab es nicht nur Deutsche, sondern auch Holländer, sogar ein Auto aus Litauen und eines aus Weißrußland habe ich gesehen.
„Man kann zu Fuß zur Restaurantzeile gehen!“, klärte mich Alfred, der schon vorgangenes Jahr da war, auf. So sind wir losgezogen, wieder mal auf der Suche nach einem Mittagessen, was angesichts der Restaurantzeile nicht so schwierig war. Es gibt eine Stiege, die vom Campingplatz auf die andere Hafenseite, wo das Centrum liegt, führt, die wir allerdings erst später entdeckten.
Leute in kurzen Hosen und Sandalen kamen uns entgegen und auf der Brücke über die man gehen muß, um in den Ort zu gelangen, sind viele Souvenierstände aufgebaut auf denen man Ansichtskarten oder auch aus Holz Geschnitzes kaufen kann. Die kleinen bunten Störche hätten mich auch sehr gereitzt. Daß es den „Stinthengst“ gibt, das ist ein Plastikfisch mit einer Krone, der der Sage nach zum Reichtum des Dorfes führte, weil ihn die schlauen Dorfbewohner anketteten haben, damit sie immer viele Fische bekommen, habe ich am Abend im Reiseführer nachgelesen.
Es gibt in dem Ort das am Sonntagmittag natürlich sehr bevölkert war, aber auch zwei Brunnen, die darauf hinweisen. Ersteinmal sind wir die Restaurantzeile entlanggegangen, die im wesentlichen aus einem Haus mit vielen Rauchfängen besteht und haben in einem davon gegessen, Alfred Fisch, ich Salat mit Hähnchen, wie das hier heißt, wir befanden uns ja im ehemaligen Ostpreußen und viele Touristen sind Deutsche, die in ihre ehemalige Heimat kommen und dann den Peer hinunter. Die Waffeln mit dem Schlagobers und den Früchten darauf, die man hier überall bekommen kann, haben mich schon lange angezogen.
Am Hauptplatz wurde offenbar ein Fischfest gefeiert, jedenfalls war viel Security zu sehen und ein paar Buden, von denen man sich die Fische holen konnte. Schade, daß wir schon gegesen hatten. Alfred zeigte mir das Hotel, in dem er vor einem Jahr mit dem Karli gewohnt hat. Dann stiegen wir zur Kirche hinauf, die auf einen Hügel liegt und durch einen schmalen Turm auffällt, sie ist sehr modern und hat ein eigenes Prospekt. Daß es danbeben ein Museum gibt, das nur im Sommer, wenn die Touristen kommen, offen hat, werde ich auch am Abend lesen. Im Führer steht etwas von dem verschlafenen Dorf, in das sich Mikolajki gleich nachdem die Touristen verschwunden sind, wieder verwandelt. Da gibt es ein Fest im Juni, wo der Fisch gefeiert wird und sich das Dorf in das „Masurische Venedig“ verwandelt, wo die Touristen kommen und mit ihren Booten die Seenplatte hinunterfahren und ständig essen, denn die Restaurants scheinen nonstop das zu servieren, was du gerade willst, Pizza, Eis und Kuchen oder Coctaildrinks. Am Sonntag gab es eine große Bühne, die unseren Camp bis weit nach Mitternacht mit Musik beschallte und eine kleine Bahn fuhr die Kinder mit Musik begleitet herum.
Beim Essen habe ich einen jüngeren Mann beobachtet, der sich zuerst zwei Wodkas bestellte und danach gleich vier, die er sich in seinen Orangensaft kippte. Ich habe aber auch einen Mojito getrunken und am Abend einen Martini mit Orangensaft, weil es am Camp keinen Rotwein gab und am Morgen haben wir neben der Wechselstube eine Bäckerei, die eine Kaffeemaschine hatte, gefunden, die um halb sieben öffnete, so daß das Frühstück gerettet war, da die Bars auf den Campingplätzen ja erst spät öffnen.
Als wir Montag mit dem Schiff nach Gizycko fuhren, habe ich auch den Stinthengst unter der Brücke, gesehen, der Kapitän oder Schiffangestellte wies darauf hin, zeigte seine gestickten Decken und Reiseführer und riet gegen die Seekrankheit doch einen Wodka zu trinken, den er dann gleich verkaufte.
Wir fuhren an vielen Segelbooten vorbei und wenn man den Peer entlanggeht, kann man auch das Seglerleben beobachten und die Leute auf den Bänken ihre Streichwurstbrote essen sehen, während die jungen Mädchen mit Zahnbürsten und Handtüchern zur Dusche gehen. Die Dorfbewohner kann man im hinteren Dorfteil treffen, wo sie frühmorgens beim Bäcker ihre Semmeln kaufen oder davor stehen und sich unterhalten.
Mikolajki hat, wie ich schon geschrieben habe, aber auch eine in einer Art Container untergebrachte große Buchhandlung, die bis neun Uhr am Abend geöffnet ist und einen Markt auf dem man Kleider, Honig, Gemüse, aber auch Gewehre kaufen kann. Bernsteinketten und Silber gibts im Juwelierladen in dem sich praktischerweise gleich die Wechselstube befindet.
2011-08-10
So wie du kann jeder aussehen
Was nimmt man in den Urlaub nach Polen als Reiselektüre mit? Ich habe mich für den 2010 bei der Edition Exil erschienenen Erzähl- und Fotografienband „So wie du kann jeder aussehen“, des 1981 in Walbrzych geborenen Grzegorz Kielawski entschieden, ein auch gerade Dreißigjähriger, obwohl das Buch nicht viel mit Ostpreußen zu tun hat und ich mich um das Lesen von Erzählungen meistens herumdrücke und ich war, kann ich mich erinnern, als ich das Buch von der letzten Buch-Wien mitgebracht habe, auch ein wenig enttäuscht, keinen Roman vor mir zu haben, aber den schreibt Grzegorz Kielawski, habe ich irgendwo gelesen, gerade und die autobiographischen Erzählungen lassen sich irgendwie auch als Fortsetzungen betrachten, obwohl in dem Wenigen, was sich über das Buch im Internet finden läßt, von Studenten und Studentinnen als Protagonistinnen geschrieben wird, habe ich beim Lesen das Ich des Autors vor mir gesehen und da ist vieles passend.
Grzegorz Kiewalski wurde in Walbrzych geboren, ich habe mir vom Alfred auf der Karte zeigen lassen, wo das liegt, in der Nähe von Breslau habe ich mir gemerkt und eine Zugfahrt nach Breslau, um sich von dort Beethooven CDs zu holen wird auch beschrieben, wie lange Kielawski schon in Wien ist, kann ich jetzt nicht finden, er hat dort jedenfalls Germanistik studiert, ist Redaktionsmitglied des „zeitzoos“, das ist eine experimentelle Kunst- und Literaturzeitschrift um Nikolaus Scheibner, hat 2007 beim Exil-Literaturwettbewerb gewonnen, ist seit 2009 in der GAV und hat 2009/2010 ein Staatsstipendium für Literatur bekommen. Ich kenne ihn seit der GAV Neuaufnahmelesung 2010, bzw. seit der Exil-Preisverleihung, 2009 habe ich seinen Lebenslauf nachgegooglet und 2010 hat er ich beim Tag der Freiheit des Wortes beim improvisierten Buffet den Wein ausgegeben.
Das Buch besteht aus acht Erzählungen und einen Fototeil, der Fotos aus Polen, Wien, Österreich und dann noch welche zum Thema „Abbau“ und „Rücken“ zeigen. Die Erzählungen haben immer ein Ich als Ausgang und sezieren, wie am am Buchrücken steht „in feinen Nuancen und genauen Zwischentönen seine Protagonisten, zeigen sie uns in ihrem Alltag, und führen uns in aufregend klarsichtiger Prosa voll sprachlicher Präzision und poetischer Kraft die Absurdität des Realen vor Augen“, das habe ich wie, bemerkt, gar nicht so empfunden, die sachlich distanzierte Darstellung schon und wenn man so will, kann man Zusammenhänge in den Texten sehen.
So wird in „Parallelen“ auch der Achtzehnjährige im polnischen Wohnblock, dem Dreißigjährigen, der „schon wochenlang einen ausgeschossenen, überbelichtigen Film mit sich herumträgt“ gegenübergestellt. Daß das Fotografieren für Kielawski wichtig ist, kommt auch in den anderen Texten, in denen er von seinen Eltern, seinen jüngeren Bruder mit dem er das Zimmer und manchmal auch die Freundin teilt, immer wieder vor. Da werden die Filme genau beschrieben, die er von seinen Eltern als Hauptdarstellern macht.
„Die Mutterphase beginnt mit einem Film, in dem meine Mutter eine Gemüsesuppe kocht. Sie schaut ab und zu in das Objektiv, rührt im Topf und beginnt nach einigen Sekunden leicht zu tanzen…“
Die Angina an die der Jugendliche leidet, wird beschrieben und die Trennungen von den Freuninnen.
In „Parallelen“ geht es auch um das Schreiben eines Romans in dem „die erste Szene am Anfang stehen würde“.
Kielawski experimentiert viel herum, macht sich Gedanken uber das Leben und beschreibt das Ganze sehr exakt. Die Absurdität des Lebens, habe ich wie erwähnt, nicht so empfunden, mehr die Genauigkeit, wie da einer, fast, wie mit einer Kamera sein Leben nachzeichnet und die Lebensphasen immer wieder in Parallelen nebeneinanderreiht oder auch vermischt.
In „Der Übertragene“ geht es über das Übersetzen und um die polnische Sprache, auch etwas das für Kielawski sicher autobiographisch ist.
„Das Verschwinden in der Fremdsprache ist einfach und genauso ungehört wie das Verschwinden in der Muttersprache. Am Anfang war die Frage nach meiner Herkunft nur eine Frage der Zeit. Um sie zu vermeiden, mußte die Übersetzung meiner Person sehr gut werden, vielleicht sogar kongenial. Seitdem ich vielleicht kongial übersetzt worden bin, höre ich die Frage „Woher kommst du?“ relativ selten.“
In „Adagio affettuoso ed appassionato und Sidney`s Sizzler“ geht es um Musik. Da beschreibt er wie erwähnt, daß er, nachdem er bei einem Freund ein Streichquartett Beethovens hörte, im Internet das Gesamtwerk bei einem Privatverkäufer bestellt und es am Hauptbahnhof von Wroclaw abholt.
„Zweihundert Zloty für vierzig neuverpackte Compact Discs. Der Zug brauchte von Walbrzych nach Wroclaw zwei Stunden hin, zwei Stunden zurück.“
In „Ich wünschte mir vor dem Einschlafen, die Nacht endet nie“, war der Handlungsfaden noch weniger, als in den anderen Texten zu finden, geht es da doch sehr abstrakt, um die Erinnerungen an die Sportstunden in der Schule, an die das Ich denkt, als es eine Ambulanz besucht. Sehr distanziert und genau, wird hier von der Schule erzählt. Die behauptete Absurdität findet sich vielleicht in Sätzen wie „In den Pausen wurde geredet, es wurden Hausaufgaben nachgeholt und schwächere beziehungsweise untypische Schüler gequält. Ich beteiligte mich nicht an diesen Torturen, weder als Mittäter, noch als Spaßverderber. Manchmal folgte auf die Sportstunde Chemie.“
In „Silvester 2006“ wird etwas konkreter mit „Alles ist melancholisch“ ein Silvesterabend beschrieben, den das Ich mit „Renate, Tomek und Gaja verbringt.“
So geht es durch das ganze Buch, das man eigentlich beliebig von vorne nach hinten oder auch zwischendrin lesen kann.
Am Schluß gibt es eine Zusammenfassung „1980 begann der polnische Liebessommer und endete drei Jahtre später mit einer guten Geburtenrate. Wie viele Kinder hast du? Zwei. Ich drei. Alle hatten Kinder. Die Zukunftssorgen schienen überschaubar. Es gab zwei Fernsehkanäle.“
Erin interessantes Buch eines interessanten Autors, der zeigt, daß man sein Leben auch sehr sachlich sezieren von hinten nach vorne erzählen kann. Ich habe das Buch, wie erwähnt an der masurischen Seenplatte gelesen und freue mich schon auf das Fertigwerden des Romans.
2011-08-09
Campingfreuden
Der Sonata-Camp liegt in einem kleinen Ort bei Sztynort, das ist dort, wo das Schloß der Grafen Dönhof ist, wo 1944 das Attentat auf Hitler geplant wurde und einer der Grafen auch hingerichtet wurde.
Er liegt am See, man fährt sozusagen auf einer Brücke zwischen zwei Seehälten durch. Der Campingplatz ist ebenfalls zweigeteilt, rechts gibts die Rezeption, das Restaurant und die Duschen, links ein paar hundert Meter weiter, direkt am See die Wiesen, wo man seine Camper und Zelte aufstellen kann. Am See gibt es Boote und Kanus, Kinder laufen herum, meist wird Deutsch gesprochen.
Auf der ersten Wiese steht links ein schwarzes Zelt, auf der anderen Seite vier fünf anderere. Das Quartier der Pfadfinder, die in ihren blauen Blusen leicht zu erkennen sind.
Einige der Zelte haben Griller aufgebaut, so werde ich an einem Abend einen Mann am Waschbecken einen Fisch aufschlitzen sehen, aber wir fahren zu der berühmten Wolfschanze, dem ehemaligen Führerhauptquartier, wo auch das Hitler Attentat stattfand. Dort kann man sich die Stelle anschauen auf der am 20. Juli 1944 Graf Stauffenberg die Aktentasche mit der Bombe deponierte. Führer führen durch die Bunker und erklären alles ganz genau, man kann aber auch alleine bei den Ruinen „Achtung nicht weiter, Einsturzgefahr!“, steht darauf geschrieben, woran sich allerdings keiner hält, herumgehen oder sich im Museumsraum das Modell der Anlage und einen Film ansehen.
Auf der Rückfahrt schauen wir uns das Schloß Sztynort an, das langsam verfällt, so daß sich jetzt eine Gesellschaft zur Erettung gebildet hat, die um Spenden bittet. Der Yachthafen ist dagegen gigantisch. An langen Peers kann man an den Segelbooten vorbeischlendern und den Leuten beim Essen und Weintrinken zuschauen.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Schiff nach Gizycko, am übernächsten essen wir zu Mittag im Gasthaus zum schwarzen Schwan. Der Kartoffelpuffer, den ich mir bestelle, ist so reichhaltig, daß die mitgenommene Hälfte für das nächste Frühstück reicht und das ist gut, denn am Campingplatz kann man zwar bis acht Uhr am Abend essen und auch Brötchen vorbestellen. Frühstücken aber nicht.
Als wir am ersten Abend vor dem Zelt sitzen, kommt eine ältere Deutsche erstaunt auf uns zu. Unsere österreichische Aussprache irritierte sie und auch unseren Campinganhänger hat sie noch nie gesehen. Ansonsten erzählt sie uns begeistert von ihrer Polenreise, bevor sie in Richtung Klo verschwindet.
Am nächsten Abend, während der Mann am Waschbecken seinen Fisch häutete, gehen wir zum Restaurant, hatte ich am Abend vorher doch den Wirt Heidelbeerpiroggen servieren sehen. Das wird der Alfred nun zwei Abende lang essen, während ich mich mit dem Kosten und einem Glas Wein begnüge.
Es ist gar nicht so einfach in Polen Rotwein zu bekommen, da hier alle Bier oder Wodka zu trinken scheinen, obwohl es Alkoholspezialgeschäfte gibt, die mindestens von sechs bis dreiundzwanzig Uhr, wenn nicht gar nonstop geöffnet sind.
Ein deutsches Paar mit zwei Hunden hat auf der Terrasse schon Platz genommen und bestellt Zander. Am nächsten Abend, sehen wir sie wieder. Das ist auch die gesamte deutsche Familie da, von denen wir am Abend davor, nur den Vater mit zwei kleinen Buben gesehen habe.
Einer der blonden Jungen heißt Theo, er wird eine große Portion Bratkartoffeln bestellen, sein kleinerer Bruder Eierkuchen mit Marmelade. Er hat sich davor nach den Namen der Hunde erkundigt, sie heißen Mini und Nelly, die halbwüchsige Schwester überlegt, was sie heute essen soll und entscheidet sich für Rührei mit Bratkartoffeln und Salat, der Vater schwenkt, da es die vom Schwein nicht mehr gibt, zu Kohlroulade hinüber, die Mutter bestellt Bigos und Bratkartoffeln, dazu Krautsalat. Ein freundlicher Pole hat einem der Buben inzwischen erklärt, daß er Mariusz heißt, worauf sich der Bruder wundert, daß er Deutsch spricht. Aber das spricht auch der Wirt sehr gut und empfiehlt das Abendprogramm, irgendwo gibt es ein Fest oder eine Ausstellung. Man kann aber auch Fernsehen oder Radfahren, was die Kinder vor allem interessiert und es ist ja auch eine spannende Sache mit dem Rad oder Auto zum Duschen oder Essen von der einen Campingseite zur anderen zu fahren.
2011-08-08
Ein reizender Job für eine Frau
Platz hundert auf meiner Leseliste P.D. James „Ein reizender Job für eine Frau“, kam völlig unerwartet, hatte ich bei dem letzten Buch auf meiner Liste doch an ein eventuelles Rezensionsexemplar gedacht und den Platz für diesen Fall freigehalten, dann bin ich vor zwei Wochen in Tschenstochau auf das Klo gegangen, das Taschenbuch dort liegen sehen und nicht widerstehen können es mitzunehmen und auf meiner Polenreise zu lesen, obwohl es noch weniger mit den Masuren als der Erzählband von Grzegorz Kielawski zu tun hat oder doch ein bißchen, gibt es bei Ilona Lütkemeyer doch eine Seite „Gekauft, gefunden, geklaut“, wo sie genau das beschreibt. Da hatte ich das Buch schon und ein auf einem polnischen Klo gefundener englischer Krimi in deutscher Sprache ist jedenfalls eine Reiseerinnerung und um „Beutestücke“ geht es in dem Schreiben unterwegs Buch auch.
P.D. James, von der ich noch nie etwas gehört habe, war auch, wie der deutsche Tagesanzeiger schreibt, ein „lockeres Lesevergnügen“ oder ein „unterhaltsames Lesefutter“, Kölner-Stadt-Anzeiger.
Phyllis White, die unter ihrem Mädchennamen schreibt, wurde jedenfalls 1920 in Oxford geboren, war in der Krankenhausverwaltung tätig und mit einem britischen Arzt verheiratet.
„Ein reizender Job für eine Frau“, der in den Siebzigerjahren spielt ist ein sehr eigenwilliger Kriminalroman mit einer überraschenden Wende, die eigentlich gar nicht so unterhaltsam locker ist und so beginnt es auch nicht. Fängt es doch mit einem echten Selbstmord an und zwar hat sich der Ex-Polizist und Inhaber einer schlechtgehenden Detektivagentur umgebracht, weil er Krebs hatte „und sich da er gesehen hat, was Behandlung den Menschen antut, auf dem bequemen Weg davon macht.“
Er macht das aber nicht mit seiner Waffe sondern eher unbequem mit einem Schnitt durch die Pulsadern, weil er alles, sein Büro, seine Schulden und auch die unangemeldete Waffe, seiner Partnerin, der zweiundzwanzigjährigen Cordelia hinterläßt. Die hatte auch ein eher unbequemes Leben, ist doch ihre Mutter kurz nach der Geburt gestorben, so daß sie, obwohl sie einen anarchistischen Vater hat und literarisch sehr bewandert ist, bei Pflegefamilien aufwuchs und nach einer Büroausbildung in Bernie Prydes schäbigen Büro landete, der sie zu seiner Partnerin machte. Es gibt aber keine Fälle, nur eine für Stunden bezahlte konventionelle Bürokraft, die Werbebriefe an sämtliche Anwälte schreibt und Bernies eher illegale Deals, über die Cordelia nur spekulieren kann. Jetzt ist Bernie tot und seine Parnterin will weiter machen, obwohl ihr in ihrer Stammkneipe alle sagen, daß das kein Job für eine Frau ist.
Wie das in Krimis so ist, kommt nach dem Begräbnis die erste Klientin und entführt Cordelia nach Oxford, denn dort ist wieder ein Selbstmord geschehen und zwar hat sich der begabte Student Mark Callender, Sohn eines berühmten Naturschützers, mit einundzwanzig Jahren umgebracht, nachdem er seine Universitätslaufbahn plötzlich abbrach und in einem Landhaus als Gärtner zu arbeiten begann. Der Vater will wissen, ob er schuld daran ist. So beginnt Cordelia auf unkonventionelle Art zu recherchieren, das heißt sie quartiert sich in der Gärtnerwohnung ein und fotografiert dort den bereits vergammelten Eintopf, den Mark sich zubereitete, bevor er sich erhängte. Tut man das?, lautet ihre unkonventionelle Frage, sie findet noch ein pornographisches Foto und das Gebetbuch von Marks Mutter aus dem sie herausbekommt, daß Sir Ronald eine andere Blutgruppe hat. Es gibt auch eine Gemeinsamkeit zwischen Cordelia und Mark, auch seine Mutter ist kurz nach der Geburt gestorben, vielleicht ist das der Grund für Cordelias unkonventionelles Handeln, er hätte aber von seinem Großvater an seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag ziemlich viel Geld geerbt. Das erfährt sie von der alten Nanny von Marks verstorbener Mutter, beziehungsweise von Marks Freunden, die mit der Nanny beim Begräbnis waren, von der Familie aber ziemlich geschnitten wurden. Cordelia bemerkt, daß ihr ein schwarzer Lieferwagen folgt und als sie einmal in das landhaus kommt, findet sie eine aufgehängte Attrappe an der Stelle, wo einmal Mark baumelte. Ein anderes Mal wird sie niedergeschlagen und in einem Brunnen gesperrt, die Schwester des Landgutbesitzer, die auch ihre unheimliche Beziehung zu dem Gartenhäuschen hat, findet sie und so kann sie Sir Ronalds Assistenten, als der zum Brunnen nachschauen kommt, beziehungssweise ihre Handtasche um einen Selbstmord vorzutäuschen, hineinwerfen will, entlarven, der daraufhin in eine solche Panik gerät, daß er bei einem Autounfall ums Leben kommt. Cordelia hat inzwischen herausgefunden, daß Marks Freundin, Marks Leiche stark geschminkt und in Unterwäsche bekleidet neben den pornographischen Darstellungen baumeln sah, als sie aber mit ihren Freunden zurückkam, um ihm die Unterwäsche auszuziehen, hatte er schon die Jeans an, in denen er später gefunden wurde. Cordelia fährt mitten in der Nacht zu Sir Ronald um ihm zu erzählen, daß Mark das Kind von seiner Freundin und Sekretärin Miss Leaming ist und er moralisch, wie man mit einundzwanzig Jahren eben ist, auf die Erbschaft verzichten wollte, was Sir Ronald nicht zulassen konnte. Der bestreitet das gar nicht, wieso er Cordelia überhaupt engagierte, ist nicht ganz klar, meint aber, daß er sie verleumden würde, wenn sie es der Polizei erzählt, worauf ihn Miss Leaming erschießt.
Der Fall ist gelöst, nun kommt aber das Unlogische, denn Cordelia lehnt es ab die Polizei zu holen, sondern täuscht mit Miss Leaming, obwohl ihr die unsympathisch ist, einen Selbstmord vor, dann will sie mit Marks Pullovern aus dem Gartenhaus verschwinden, der Polizeirat, der Schuld an Bernies Entlassung aus dem Polizeidienst war, holt sie aber zum Verhör, Cordelia schweigt verbissen, da sie von Bernie lernte, daß man das soll, da aber Miss Leaming zufälligerweise auch einen Autounfall hat und der Polizeirat ohnehin schon alles weiß, ist der Fall geklärt und Cordelia kann in ihr Detektivbüro zurückkehren, wo der nächste Klient schon wartet.
2011-08-07
Ins Storchendorf
Von Elblag fuhren wir nach Olsztyn oder Allenstein, das heißt wir blieben ein paar Kilometer davor, bei der Pirat Taverna einem Hotel-Restaurant stehen, das auf einer Wiese auch einen kleinen Campingplatz hatte, direkt am See gelegen, stehen. Es war kurz vor Mittag, wir stellten das Zelt auf und fuhren los zum Mittagessen. In dem Hotel kann man das zwar auch, aber dafür war es noch etwas zu früh und der Alfred hatte auch besondere Pläne, hat er in seinen Führern doch das Schloß Hotel in Galiny gefunden, beziehungsweise vor einem Jahr mit dem Karl dort schon gegessen.
„Das ist cirka eine Stunde entfernt!“, erklärte er mir. Danach wollten wir ins Storchendorf, um zu fotografieren und die Störche zu bewundern, die es hier in großer Menge gibt und man sie in ihren Nestern auf den Dächern stehen sieht. Wir befinden uns dicht an der russischen Grenze, nahe bei Kaliningrad, das früher Königsberg geheißen hat.
Wir fuhren los, in die Richtung Bartenstein und schauten zwischendurch immer nach den Storchennestern. Dann kommt das Dorf Galiny, aber eher wir ein Schloß gefunden haben, ist es es auch schon vorbei, mir ist nur aufgefallen, daß das l einen dieser polnischen Striche hat, aber nichts dabei gefunden. Es ist schon zwei vorbei und ich bin hungrig, das Schloß finden wir nicht, erreichten aber das Storchendorf, parkten das Auto auf einem Parkplatz ab und gingen an einigen Bauernhäusern in das Dörfchen hinein, das eine kleine Kirche hat, eine Bank, einen Postkasten und einige Schautafeln, die auf die Störche hinweisen, sonst nicht viel und außer einigen Bauern sind keine Menschen zu sehen.
Auch Störche sehe ich nicht besonderns viele, zumindest keine auf der Straße, nur ein paar auf den Dächern, dafür ein Schild, das auf ein Museum hinweist, dann kommt schon ein älterer Mann, der ein bißchen Deutsch versteht, führt uns in einen Schuppen, in dem auf einigen Tischen Mappen liegen, in denen er die Anzahl der Störche verzeichnet hat, die es gegeben hat und uns auch Spiegelartikel zeigt, die über das Dorf berichten, beziehungsweise die Bilder der Prominenten, die Zykowo besucht haben. Der freundliche Mann, ich glaube, es war ein Russe oder Ukrainer, zumindest steht so etwas in dem Führer, will uns auch Kaffee kochen, ein Restaurant scheint es in dem Storchendorf aber nicht zu geben und der Alfred hat inzwischen herausgefunden, daß das Schloß in einem Galiny ohne Strich am l liegt, das vierzig Kilometer entfernt ist.
Also schnell dorthin fahren, inzwischen ist es schon fast drei, der Alfred will aber fotografieren, ich gehe zum Auto zurück, dort wartet eine Frau mit Handy, die die Parkgebphr von zwei Zloty kassiert und dafür sehr schöne kleine Zeteln mit einem Storch verteilt.
Wir fahren nach Galiny, das ein Palastkomplex mit Gutshof ist, in dem man auch reiten kann, so befinden sich in dem sehr schönen Restaurant mit einer Galerie, um halb vier noch einige Frauen mit Kindern, die Pommes frites und rote Rübensuppe essen. Der Kellner verzieht auch keine Miene, sondern bringt die Speisekarte und das Frikassee mit Champignons, das in einem Kartoffelpuffer serviert wird, schmeckt auch wirklich gut.
An der Rezeption gibt es eine Broschüre mit vielen Bildern des Schloßes, das auf die Geschichte hinweist, es hat einmal dem Grafen Eulenburg gehört, wurde im zweiten Weltkrieg zerstört, vom Staat übernommen und zu einem Erholungsheim gemacht. Der Palast und die Parkanlagen zerfielen bis 1995, bekam dann einen neuen Besitzer, der es restaurierte und einen Hotelkomplex daraus machte.
Wir sind dann noch ein bißchen in dem Areal spazierengegangen, bevor wir zurückfuhren und die Stadt Olsztyn besuchten, weil der Alfred wechseln wollte. Kantor heißen dort die Wechselstuben, sie waren aber schon geschloßen, dafür gab es in der Stadt aber jede Menge Restaurants, so daß es leicht gewesen wäre, früher zu essen, das Essen in dem Palastkomplex hat aber gut geschmeckt.