Das von der Literaturwissenschaftlerin Iris Grädler herausgegebene Club Taschenbuch „Sommer am Meer und anderswo“ neue Geschichten aus aller Welt, das ich 2008 bei diesem Stattersdorfer Flohmarkt erstanden habe, habe ich mir schon vorige Woche an die hohe Tatra mitgenommen und ungefähr die Hälfte gelesen.
Sommergeschichten sind in der Bloggerszene sehr beliebt, so hat leselustfrust vor zwei Jahren, als ich ihren Blog kennenlernte, eine Aktion gestartet, wo sie in die Wiener Buchhandlungen ging und nach Sommerbüchern fragte, Lillyberry die gerne am Strand von Rostock unter einem Kugelzelt darin liest hat heuer eine Sommeraktion gestartet und auch die Klappentexterin, ein anderer interessanter Bücherblog, bespricht Sommerbücher. So bin ich wohl auf die Idee gekommen, mich auch für Sommerbücher zu interessieren, denn eigentlich habe ich ja nicht so gerne Kurzgeschichten. Kurt Tucholksys „Schloß Gripsholm“ zu lesen, habe ich aber schon lange vor, vielleicht schaffe ich es nächstes Jahr und setze es am besten gleich auf die nächste Leseliste. Weil ich bezüglich Bücherbloggen auf dem Campingplatz im vorigen Jahr unsicher war, habe ich den Geschichtenband mitgenommen, ihn angelesen und nicht besprochen, heuer wurde ich damit fertig und heuer passt es auch, hat dieser Sommer ja schon mit einem Reiseschwerpunkt begonnen, dann kam das Reiseschreibetagebuch der Ilonka Lütkemeyer und obwohl die Geschichten aus aller Welt weder in der Nähe der hohen Tatra noch in den Masuren spielen, machte das Lesen darin am schönen Campingplatz von Wigry großen Spaß und die Geschichten waren interessant. Wenn man genauer analysiert, ist auch die Zusammensetzung spannend, gibt es ja nicht nur bekannte Namen, sondern auch eine Themenvielfalt. Und zwar dominieren da einmal die Reisegeschichten, wo berühmte Autoren ans Meer oder anderswohin fahren und mehr oder weniger literarisch darüber schreiben.
„Migalu- der weiße Wal“ von der 1929 in Melbourne geborenen Patricia Shaw ist so ein Beispiel. Da fährt die Autorin oder sonstwer mit den Enkelkindern „an einem Wintertag im Juli bei einer Temperatur von 24 Grad Celsius auf eine Wal-Beobachtungstour. Das Boot tuckert bei St. Helena vorbei, die Passagiere haben zuviel gegessen, die Enkelkinder erfreuen sich an den üppigen Farmersandwiches und kreischen auf, weil sie mit scharfen Senf gefüllt sind. Die Größe der Buckelwale wird erklärt und am Schluß hat man noch das Vergnügen, den berühmten Migalus zu sehen.“
Hans Ulrich Treichel ist bei seiner „Ägypitschen Reise“, bei der er beschreibt, wie die Busreisenden an hupenden Taxifahrern und schnorrenden Kindern vorbei in die Hotelhallen getrieben werden, wo die Schuputzer warten und ein Chor „happy birthday“ singt, viel zynischer und wird dabei noch von Elke Heidenreich übertroffen, die bei ihrer „Kleinen Reise“ aus der Sicht einer Journalistin schreibt, die alles kennt, vom ständigen Jetset angeödet ist, Berlin haßt, aber dennoch von Frankfurt dorthin fliegen muß, um über einen Aufstand von Nutten zu schreiben.
Es gibt eben solche und solche Reisende. In einem Sommerlesebuch werden naturgemäß die schönsten Orte ausgewählt und die bekanntesten Namen ausgewählt, um, wie ich denke, die Leute am Strand zum Lesen zu bringen. So berichtet Wolf Serno von der Südsee und Rani Manicka hat sogar die weißen Berge von Katmandu bereist, dabei wird ihr am Airportschalter die Designersonnenbrille gestohlen. So kann es gehen, wenn man eine weite Reise macht, die manche machen müßen, Asylgeschichten und solchen von Leuten, die mit ihrem, vom letzten Geld gekauften neuen Rucksäcken das Untergeschoß eines Lastwagen besteigen, kommen in dem Band nicht vor, obwohl der sensible Tankwart in Manuel Rivas „Die Tankstelle“, verdächtige Geräusche aus einem Lastwagen hört und dann kommt zu ihm auch noch regelmäßig der Wagen, der die Nutten in die Bordelle der Umgebung verteilt und Hussain Al-Mozany hat eine solche Schlepperfahrt möglicherweise schon hinter sich, jetzt macht er sich nach zwanzig Jahren in Deutschland auf, um seine Mutter in einem Cafe in Amman zu treffen und begegnet dabei einen anderern Iraker, der einen Sarg dorthin bringen muß, weil der Verstorbene in der Heimat begraben werden will.
Barbara Frischmuth erzählt in „Die Fischer von Bodrun“ von Fanny und Franz, die während einer Türkeireise in Bodrun landen und berichtet dabei möglicherweise von eigenem Erlebten aus ihrer Studentenzeit, während Oleg Postnovs „Pferd“, die Reise in ein anderes Leben und eine Begegnung mit dem Tod schildert. Da sind wir schon weg von den gewöhnlichen Reiseberichten, die man vielleicht nach einem Reiseschreibratgeber schreiben kann, obwohl die Irinen Mary Ryan und Maeve Binchy bei ihren Italienreisen vom Ausbruch aus der katholische irischen Enge in die scheinbare italienische Freiheit der Fünfziger oder Sechzigerjahre berichten. Maeve Binchy macht in „Carissima“ noch das Besondere daraus, das für ihre Geschichten so typisch ist, denn Nora, die einmal in Italien war, liebt meistens verheiratete Männer und wird von ihrer Familie dafür verachtet, die kluge Freundin Brenda weiß aber mit einer Oberin eines Hospital Rat und die Lösung, wie Nora den Schikanen ihrer Schwestern entkommen kann.
In einem ordentlichen Sommerlesebuch muß es auch Krimis geben, so hat Harlan Coben in „Giftige Krschen“, einen besonders verwickelten geschrieben und die deutsche Krimiautorin Brigitte Riebe, schickt ihre Serienheldin Sina Teufel in „Schwarze Iris“ auch auf Ägyptenreise, wo sie in das „Mutti-Programm“ gerät. Tanja Kinkel, die ich durch die Bücherblogger kennengelernt habe, fehlt noch, Andreas Eschbach, bei dem das ebenfalls zutrifft und einige andere, die ich jetzt auslasse und das selber lesen empfehle. Andreas Eschbach hat in „Garten Eden“ natürlich eine Abenteuergeschichte, die in der Zukunft spielt, beigesteuert. Alles ist verplant und programmiert und die Wildnis gibt es nur mehr in alten Abenteuerbücher oder auf einer Landkarte, die Tonak im Haus seiner Tante im Amazonas findet. Obwohl es verboten ist, will er dorthin und kämpft auch mit einer Wildkatze, als er aber zusticht, um zu überleben, erkennt er auch sie ist inventarisert und gehört der Stadtverwaltung.
Eine spannende Reise in die Welt der Literatur, in die man am Strand und anderswo in einem Sommerlesebuch ein bißchen eintauchen kann und zum Weiterlesen animiert. Ich lese ja nicht so gerne Kurzgeschichten für einen Campingurlaub sind sie aber doch geeignet. Man auch darüber bloggen, sogar nach einem Jahr.
2011-08-06
Sommer am Meer und anderswo
2011-08-05
Das Schiff auf den Schienen
„In Nordostpolen zwischen den Tälern der unteren Weichsel und der Memel befinden sich drei verzweigte Schiffahrtswege, die die touristische Aktion der Gegend bilden, der Augustov Kanal, die Masurischen Seen und der oberländische Kanal, letzterer ein Baudenkmal der hydrograpischen Kunst, das es inzwischen nur mehr in Polen gibt“, lese ich im Reiseführer und der Alfred ist im Vorjahr schon auf dieser Strecke gefahren und hat die Fotos von dem Schiff, das auf Schienen durch den Kanal gezogen wird, gezeigt.
So sind wir auch nach Elblag gefahren. Direkt neben dem Kanal liegt der kleine Campingplatz, der hauptsächlich von älteren Deutschen mit ihren großen weißen Wohnmobils bevölkert ist, der Nachbar neben uns fährt mit seinem breiten Motorrad in der schwarzen Lederjacke ein, das er dann umständlich im eigenen Anhänger verstaut. Das Klo mit den Duschen ist geheizt, in den kleinen Vorgärten gibt es zwar keine Gartenzwerge, aber etwas Ähnliches auf polnische Art. Der Campingmeister fährt mit seinem Fahrrad seine Runden, um nachzuschaut, ob alles in Ordnung ist.
Wenn man den Kanal an den Anglern und den Liebespärchen vorbei, hinuntergeht, ist man bald an der Schiffsanlegestelle, am Abend stehen die kleinen schmalen Boote schon bereit, mit denen man an geraden Tagen, die halbe Strecke, an ungeraden die ganze fahren kann.
Wir entscheiden uns für die große Tour und warten einen Tag länger, was nichts macht, gibt es ja eine im Krieg zerstörte, wieder aufgebaute Altstadt zu entdecken und den kleinen Bäckerjungen, der mit seiner Schaufel vor dem Markttor steht, mit der hat er die Stadt im sechzehnten Jahrhundert vor den Angriffen der Kreuzritter gerettet, so kann man heute seine Nae angreifen, was angeblich Glück bringt, deshalb glänzt sie immer goldig und glatt. Auf den Markttorturm kann man hinaufsteigen und auf die Stadt hinuntersehen. Die Nikolauskirche kann man besichtigen und in einem der Lokale Piroggen essen, so geht der Tag herum, am Sonntag besichtigen wir die Marienburg, die ihre Gründung den Kreuzrittern verdankt und am Montag geht es um neun Uhr morgens los. Drei Schiffe stehen schon bereit, durch die man hindurchgehen kann, die Kapitäne haben ihre Listen, wo sie nachschauen können, wer sich angemeldet hat und auf wen man noch warten muß. Dann geht es los mit einem sehr vollbesetzten Schiff. Vor mir sitzt ein kleiner älterer Mann mit seinem Rucksack ganz allein, alle anderen Plätze sind besetzt, ein paar der mit dem Bus von Osterode hergebrachten, müssen unten Platz nehmen und kommen herauf, wenn das Schiff durch die Schleusen fährt oder den Berg hinaufgezogen wird. Dann springen alle auf, um zu fotografieren, seltene Wassertiere wie weiße Reiher und natürlich Biber gibt es auch. Im Führer steht, daß man sogar manchmal einen badenden Hirsch beobachten kann, den habe ich nicht gesehen, aber eine Landschaft, ähnlich wie der Neusiedlersee. Neben uns hat ein polnisches Ehepaar einen großen Sack mit Reiseproviant mitgebracht, Kaffee und Tee in einer Thormosflasche und beginnt ihn auszuteilen, ein kleines Mädchen mit einem dicken Zopf kommt herauf und wird fotografiert.
Die lange Strecke geht von Elblang bis nach Osterode achtzig Kilometer und dauert den ganzen Tag, so gibt es um zwei Uhr Mittagessen, das auf der Mittelstation eingeladen wird, drei Conainer und zwei Töpfe in denen der Krautsalat enthalten ist, werden hereingetragen und von der Frau, die die Getränke und die Würstel verkauft, ausgeteilt. Das Essen ist so gut isoliert, daß es noch sehr warm auf den Tisch kommt, es gibt Krautsuppe, Schnitzel mit Kartoffelpüree und Krautsalat. Wir essen es am Deck oben auf den Knie und zerteilen das Schnitzel mühsam mit den Plastikmessern.
Die meisten der Schleusen und der Schienenstrecken sind inzwischen vorbei, nun wird der See breiter, man kann die Landschaft sehen und natürlich auch die entgegenkommenden Boote, dann winken alle, fotografiert wird immer noch.
Dem alten Mann von mir, von dem ich schon gedacht habe, daß er Deutscher ist, ist sein Rucksack heruntergefallen, ich hebe ihn auf uns spreche ihn an, von diesen Moment an beginnt er zu reden und erzählt mir, daß er, seit er in Pension ist, er schon achtundsiebzig, viel herumreist und schon ganz Europa gesehen hat. Er wohnt auch auf dem Campingplatz und zwar in einem Dachzelt auf dem kleinen Auto, das dem Alfred schon vorher aufgefallen ist und nach Polen kommt er überhaupt sehr oft und hat hier auch viele Freunde. Nikoleiken mag er nicht so gern , erzählt er mir, weil ihm das zu protzig ist, da bevorzugt er die kleineren Orte und auch die Masuren, Neuland für mich, sind ihm schon bekannt. Er zeigt mir auch die Fotos von seinen Enkelkindern und erzählt mir von seiner sechundneunzigjährigen Mutter, die immer noch sehr rüstig, in einem Seniorenheim lebt und wir passieren die letzte Schleuse. Jetzt ist es nur noch eine Stunde oder zehn Kilometer bis Osterode. Wir haben schon Verspätung und sollten eigentlich schon angekommen sein, sind aber am Morgen später abgefahren. Osterode scheint auch ein emsiger Ausflugsort mit Strandcafes und einer Restaurantzeile zu sein, wir haben aber keine Zeit es anzusehen, wartet der Bus ja schon gegenüber dem Hauptpostamt, so daß wir gerade noch die Ansichtskarten, die wir in der Marienburg gekauft haben, einwerfen können. Dann wird eingestiegen und der Bus bringt uns nach Elblag zurück.
2011-08-04
Mit 80 Seiten um die Welt
Ilona Lütkemeyers „Mit 80 Seiten um die Welt“ – „schreiben unterwegs“, ist, wie im Untertitel steht, als „persönlicher Weg zum kreativen Reisetagebuch“ gedacht, hat hundertdrei Seiten, achtzig Schreibaufgaben und vier Kapitel, ist mit Zeichnungen von Dorothea B. Nolting ausgestattet und 2007 im Schibri-Verlag erschienen.
Ich habe das Buch im März im offenen Bücherschrank gefunden und mich sehr gefreut es auf meiner Polenreise zu lesen und ausprobieren zu können.
Literarisches Reiseschreiben wird in einigen Schreibeschulen angeboten, so hat es Ana Znidar vom writers studio im Programm und beim Tag der offenen Tür im vorigen Jahr habe ich ein solches Seminar auch ausprobiert, ebenso, die Reisereportagen „mit Sprache unterwegs“, ein Reisetagebuch führe ich meistens auch, so habe ich das kleine dünne Buch mit dem schönen roten Notizbuch, das ich einmal zum Geburtstag bekommen habe, eingepackt und im Auto mit dem Lesen und Schreiben begonnen.
Ilona Lütkemeyer steht am Buchrücken, „ist Schriftstellerin, Dichterin und Dozentin, studierte Sprach- und Literaturwissenschaft in München, gibt Seminare und Workshops und war mit ihrem Reisetagebuch schreibenderweise in aller Herren und Frauenländer unterwegs.“
In einer Einleitung gibt es einige Anleitungen zum Lesen und zur Ausrüstung, Ilona Lütkemyer meint, daß es „für den Einsatz am Ort geschrieben ist“ und empfielt, es schon vor der Abreise durchzublättern, die vier Kapitel sind in „Planung und Aufbruch“, „Unterwegs“ „Zurück“ und „Nach der Reise ist vor der Reise“ eingeteilt, wobei Kapitel zwei wahrscheinlich naturgemäß das längste ist.
Auf jeder Seite gibt es unter einer Überschrift ein Zitat zum Thema Reisen, eine Einleitung bzw. einen Reisetext von der Autorin und darunter eine Schreibübung, die man machen kann.
Der Einleitung ist zu Entnehmen, daß das Buch als Anleitung zum persönlichen Reisetagebuch gedacht ist, so empfielt die Autorin auch sich schöne Tinte zu besorgen und die erste Seite offen zu lassen, um später Bilder oder Blumen hineinkleben zu können.
Die Übungen führen ein in die Welt der Haikus, erklären was ein Elfchen sind, eine Seite ist dem Sex auf Reisen, eine andere dem Träumen gewidmet, eine widmet sich dem Koffer packen, eine andere empfieht die Reise nach dem Alphabet zu beschreiben, wie man da zu einem Reisetagebuch kommen kann, wurde mir zwar nicht ganz klar. Ich habe mein rotes Buch aber inzwischen ziemlich voll geschrieben, mit einem ganz gewöhnlichen Kugelschreiber, nicht mit Tinte, meine Träume und Sexerlebnisse habe ich nicht in ein Kuvert hineingeklebt, es ist aber dadurch, daß ich die Übungen direkt in das kleine Büchlein und dieses damit zu einem one-way Instrument machte, sicherlich viel intensiver geworden und die Leute, denen ich begegnete habe ich auch viel aufmerksamer beobachtet, so daß ich „Schreiben unterwegs“ für ein intensiveres Reiseerlebnis und einen ersten Eindruck in das kreative Schreiben sicherlich empfehlen kann.
Es enthält viele kleine Übungen, die meiner Meinung nach, nicht alle unbedingt in ein Reiseschreibebuch passen, man hat nachher aber ein bißchen über sich erfahren, einige kreative Übungen gemacht und vielleicht auch ein bißchen über das Schreiben und über Ilona Lütkemeyers Reisen erfahren, so daß ich es für eine gute Idee halte, ein solches Heftchen auf jede Reise mitzunehmen.
Man hat dann ein paar Worte Polnisch oder in einer anderen Sprache aufgeschrieben und „Ausländisch für Anfänger“ war auch eine Übung, die ich gern gemacht habe, denn dann kann ich später nachschauen, was Frühstück, Möbel oder „Guten Tag“ auf Polnisch heißt und auch die Idee, die Reise nach dem Alphabet zu beschreiben, führt vielleicht nicht zu einem Reisetagebuch, ist aber ein interessanter Einstieg sich mit dem Erlebten zu beschäftigen. Es gibt auch Anleitungen zum Zeichnen, fordert auf, sich mit den Zimmermädchen, Hotelportiers etc zu beschäftigen und Geschichten über sie zu schreiben. Da ist mir in Tschenstochau eine Schwester Agneta eingefallen, die mit dem Fahrrad von ihrem Kloster angeradelt kommt, dort vielleicht ihre Cousine trifft, die ihrem Onkel in einer der Imbißbuden hilft, etc und als besonders skurriles Erlebnis, Ilona Lütkemeyer nennt das Kapitel „Seemannsgarn und Jägerlatein“ und erzählt in ihrem Text, „daß sie auf der Raststätte in Steigerswald eine Klofrau traf, die ein Diadem im Haar trug, sich als Gräfin von Greiferswalden vorstellte, ihr eine vollgefüllte Krokogeldbörse in die Hand drückte und dann verschwindet, während die Polizei auftaucht und, na schöne Frau, was haben wir denn da?, fragt“, ist mir eingefallen, daß die rothaarige Berlinerin, die mit uns die Führung in der Marienburg machte und die wir bei der Schiffsfahrt in Elblag wiedertrafen, die Autorin sein könnte, die mir beim Schreiben über die Schulter sieht und ebenfalls „Was schreiben Sie denn da?“ fragt.
Noch ein „Haiku“ von mir, der in Elblag entstanden ist, obwohl ich ja an sich keine Haikus schreibe.
„Trübes Wetter hier
die Wolken ziehen zu
Sonntag ist es auch“
Wie man sieht, hat mir das Lesen und das Schreiben in das kleine Büchlein Spaß gemacht. Einige Übungen habe ich nicht gemacht, so zum Beispiel keinen Dialog geschrieben, einige sind anders geworden und viele auch viel kürzer, da ich immer aufgehört habe, wenn die Seite fertig war und kaum etwas davon in meinem Reisetagebuch zu finden ist. Ich habe aber einige Idee für Literaturgeflüster-Reportagen bekommen, so daß sich meine Leser genauere Eindrücke von meiner Reise machen können. 1 2 3 4