Die Literaturverein „Podium“ feiert heuer sein vierzigjähriges Bestehen mit mehreren Veranstaltungen und Publikationen, worüber ich schon berichtet habe. Dann gibt es noch die Portrait-Reihe, den Podium-Slam und die Sommer-Lesereihe im Cafe Prückl, die ich meistens versäume, da ich da ja Sommerfrische mache, bzw. ich mir die teuren Prückl-Preise nicht so einfach leisten will. Die Sommerlesereihe, wo unter anderen Thomas Northoff, Elfriede Haslehner etc lasen und die immer ein bestimmtes Thema hat, wurde, glaube ich, früher von Claudia Erdheim und wird jetzt von Christa Nebenführ organisiert. Ich habe ein paarmal versucht dort zu lesen, es ist aber eine Veranstaltung für die Vereinsmitglieder und ich bin derzeit außer in der GAV in keinen Verein und sonst nur für ganz besonders gute Gäste, zu denen ich nicht zähle.
Vor zwei Jahren war es in den GAV-Nachrichten ausgeschrieben, hat aber trotzdem nicht geklappt, so daß ich nur bei der Schlußveranstaltung in der Alten Schmiede war, voriges Jahr habe ich sie versäumt, heuer bin ich wieder hingegangen und das Thema war natürlich die Zahl „Vierzig“ bzw. hat Christa Nebenführ, die nach den Lesungen immer eine Diskussion moderiert, dazu das Thema „Verein“ gewählt, denn die vier zum Lesen Auserwählten: Haimo Handl, Gerhard Jaschke, Hilde Schmölzer und Reinhard Wegerth haben alle ihre diesbezüglichen Erfahrungen.
Im Publikum waren fast nur Podium-Mitglieder und andere Literaturbekannte zu finden, wie Ruth Aspöck, Thomas Northoff, Christl Greller, Marie Therese Kerschbaumer, Maria Gornikiewicz, Claudia Erdheim, Gabriele Petricek, Nils Jensen etc.
Haimo Handl, den ich nicht kannte, der aber die zeitschrift „Driesch“ herausgibt, begann mit einem sehr trendigen Text, in dem die Midlifecrisis, sowie das Lebensgefühl der Vierzigjährigen beschrieben wurde. Vierzig ist die Lebensmitte, wenn man vor hat Achtzig zu werden und da ist man heutzutage wenn man in der Szene und im Zeitgeist lebt, sehr beschäftigt.
Hilde Schmölzer hatte da natürlich einen ganz anderen Zugang mit ihrem Text „Von der Menschwerdung des männlichen Fötus ab dem vierzigsten Tag und der Zeitverzögerung bis zur Menschwerdung der Frau“, bei dem sie sich auf Aristoteles bezog und zeigte, was die männliche Wissenschaft im Laufe der Geschichte für Verrenkungen unternommen hat, um so etwas Natürliches zu erklären, wie, daß der Mann einen Penis und die Frau eine Vagina hat, weil nur so die Kinder auf die Welt kommen, die man braucht, damit die Menschheit übelebt.
Nein, die Herren Wissenschaftler haben sich da Theorien von der Minderwertigkeit der Frau, weil kältere Knochen und kleineres Gehirn etc ausgedacht und das noch wissenschaftlich widerlegt.
Hilde Schmölzer hat in ihrem Feminismus diesen Unsinn wieder hervorragend beschrieben.
Dann kam Reinhard Wegerth mit seinem „Stimmenroman“, über den ich auch schon geschrieben habe und hat drei Stellen gelesen, in denen es, um seine Tätigkeit bei den „Literaturproduzenten“ und der Zeitschrift „Frischfleisch“ ging. Die Stelle mit dem Leiberl, im „Stimmenroman“, erzählen verschiedene Gegenstände, das Leben Reinhard Wegerths in den Siebzigerjahren, hat er schon vor einem Jahr gelesen. Jetzt las er noch einen köstlichen Text aus seiner Zeit bei der „Edition Literaturproduzenten“, das sind die kleinen orangen Heftern mit den Löchern oder Kreisen im Umschlag, die in den Siebzigerjahren bei Jugend und Volk herausgekommen sind. Da habe ich mir in den Siebzigerjahren einen Stoß gekauft, darunter auch das, in dem Elfriede Jelineks Text enthalten ist. Das Gerstl-Heft mit den „Berechtigen Fragen“ habe ich vor kurzem im Bücherschrank gefunden. Die Hefte waren recht teuer, nämlich 39 Schilling im Jahr 1974, wie ich auf der beiliegenden Rechnung der Buchhandlung Hermann, im Gerstl-Heft sehe, die Edition Literaturproduzenten hat sich aber als sehr revolutionär verstanden und das schildert Reinhard Wegerth in seinem Text, aus der Sicht des Herausgebers. Elfriede Jelinek und Michael Scharang haben zwar für den Sinn der Literaturproduzenten vollstes Verständnis, verlegen ihre Romane aber bei Luchterhand und Rowohlt, während der Praktikant verspricht Lenin, Marx und Bakunin zu lesen und die Setzer des 1921 im roten Wien gegründeten Verlags „Jugend und Volk“ falsch setzen und der Herausgeber alles versteht.
Zum Schluß kam Gerhard Jaschke mit seinen Assoziationen zur Zahl Vierzig und der hat in den Siebzigerjahren auch eine Literaturzeitschrift nämlich das „Freibord“ zusammen mit Hermann Schürrer gegründet und hat auch die Nächte lang geklebt, getippt, gesetzt etc.
Christa Nebenführ wollte in der Diskussion dann von denen Männern einiges von ihren Zeitschriftenproduktionen wissen und von Hilde Schmölzer, warum sie im Jahr 2000 aus dem PEN aus und in die GAV eingetreten ist.
Die Siebzigerjahre sind inzwischen, genau wie die schwarz-blaue Regierung vorbei, die Edition Literaturproduzenten, gibt es genausowenig, wie den Wiener Frauenverlag, der ja auch in dieser Zeit von Elfriede Haslehner gegründet wurde, der heißt jetzt Milena, ist wahrscheinlich kein Verein mehr und auch kein Frauenverlag. „Frischfleisch und Löwenmaul“ gibt es nicht mehr, wohl aber „Freibord“ und „Podium“ und das hat ja heuer ein schönes Jubiläum gefeiert, ebenso wie die Galerie Chobot, die heute auch eine Jubiläumsausstellung hatte und Zeichnungen von Karl Anton Fleck zeigte, da bin ich anschließend noch mit Maria Gornikiewicz und Gabriele Petricek hingegangen und habe sogar noch ein Glas Wein bekommen und am Herbert von Karajan Platz wurde wieder Oper übertragen, so daß ich mir den Schluß von „Arabella“ anhörte, was zum „Grossen Finale für Novak“ hinüberleitet, das ich demnächst zu lesen beginne.
2011-09-08
Dichter-/-Verein
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