Es gibt wieder ein Jubiläum, das Literaturfestival ist zwanzig Jahre und ich kann mich erinnern, daß es beim ersten Mal, 1991 sehr viel Werbung dafür gegeben hat. Da war, glaube ich, der Gerhard Ruis im Fernsehen und ich habe das gesehen, weil das ja die Zeit war, in der ich meinen Vater intensiv betreute, so daß ich das erste Mal nicht rund um die Uhr dort war. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es die ersten Jahren wirklich so ganz non stop war und auch die Erotiknacht hat mich ein bißchen enttäuscht, gab es da ja eher was von Leopold Sacher-Masoch oder Herzmanovsky-Orlando, allerdings kann ich mich erinnern, auch mit einer Lehrerin gesprpochen zu haben, die mit ihren Schülern nonstop dort war. Ich habe es die ersten Jahre nicht geschafft und bin immer so zwischen zwei halb drei am fühen Morgen, wenn es kalt und ich müde war, gegangen. Seit ein paar Jahren schaffe ich es aber und die Erotik Nacht wird inzwischen auch von jungen Frauen, wie Mieze Medusa oder Valerie Fritsch bestückt und ich nehme mir einen Pullover, einen Flasche Kaffee und eine Tasche mit Proviant mit und weiß inzwischen auch, wie ich die frühen Morgenstunden überbrücken muß. Denn es ist ja ein Rekord, wenn ich nonstop bleibe, bin ich ja außer den Leuten, die das beruflich tun, die Einzige, die das macht und es ist für so etwas, wie mein Abenteuerurlaub.
Obwohl es gestern etwas hektisch war, denn ich hatte nach meiner Stunde doch beschlossen, den Arno Schmidt zu besprechen und das war auch eine Monsterleistung, so daß ich mich beeilen mußte, wenn ich pünktlich hinzukommen wollte. So ganz habe ich es auch nicht geschafft, hat doch Michael Köhlmeier, der eröffnet hat, schon aus seiner Sagensammlung „Sonntagskind“, gelesen. Dann kam die Eröffnung, in dem auch auf das Jubiläum hingewiesen wurde. Irgendwie hat sich die Veranstaltung in den letzten Jahren ein bißchen verändert, irgendwie ist sie auch gleichgeblieben, die Organisatoren Andy Gaiser und Claudia Wittrich sind gleich geblieben, die Sponsoren haben gewechselt und voriges Jahr gab es auch das Gerücht, daß es das nicht mehr geben wird. Ansonsten hat es die Lesungen im halb Stundentakt und die Mischung mit den Neuerscheinungen und immer auch ein bißchen Sachliteratur, Musik, Schule für Dichtung etc. immer gegeben. Früher gab es einen Volkstheaterblock, jetzt ist Poetry Slam dabei, die Krimi- und die Erotiknacht gibt es auch immer noch und das Literaturhauszeit, das der Buchkultur etc.
Der Kurier hat eine Programmbeilage, ganz früher, hat es eine Textwerkstatt mit Schülern gegeben, die ein eigenes Buch zusammengestellt haben, das gibt es nicht mehr, aber das Kinderzelt, vor ein paar Jahren wurden Pralinen verteilt und als es die CA noch gab, hatte die auch ein eigenes Zelt. Die Videoübertragung wurde eingespart und ein bißchen kleiner ist diesmal, glaube ich, auch gewesen, sonst lief die Eröffnung mit den neuen Sponsoren aber ziemlich ähnlich ab. Stadtrat Mailath Polorny, Robert Stocker vom Bumuk, ein Herr vom Wissenschaftsministerium und eine Dame von der Städtischen Versicherungen hielten große Worte von der Wichtigkeit des Lesens und der Leseförderung. Seit letztem Jahr moderiert Gerhard Ruis bis Mitternacht, ganz am Anfang hat das noch die legendäre Stimme Ernst Grissemann, glaube ich, getan.
Gegen die Programmauswahl ist, abgesehen davon, daß ich nicht lesen kann, was ich sehr bedauere, nichts zu sagen, außer, daß ich ein paar Bücher schon gelesen habe, es war aber eigentlich eine gelungene Zusammenstellung.
Nach dem Welcome kam Dietmar Grieser, der ja ein großer Publikumsliebling ist und Gertraude Portisch, die Frau vom Hugo, die Kinderbücher schreibt und sich „Der liebe Gott und die Großmama“ auseinandersetzte. Dann kam schon die Longlist Autorin Doris Knecht mit „Gruber geht“, Ivan Ivanji „Buchstaben von Feuer“ und „Friedrich Achleitner“, der einen wiederaufgelegten Dialektgedichtband präsentierte, aber auch aus seinen anderen Erzählbänden las. Ivan Ivanjis Buch ist die Fortsetzung „Vom Aschenmann von Buchenwald“, das ich schon gelesen habe, also eine wirklich interessante Mischung.
Das Zelt war auch sehr voll, die Zuzaks sitzen am Freitag Nachmittag immer da, dann gibt es einen Herrn mit weißen Haaren, der jedes Jahr ziemlich lang hier ist, aber nach Hause schlafen geht. Regina Alfery und Zdenka Becker habe ich gesehen. Das Literaturhaus hat Wolfgang Hermann mit seinen neuen „Faustini“-Band präsentiert. Diesmal hat Herr Faustini einen Riß in seiner Seele entdeckt, geht zu einer Psychotherapeutin und macht dann eine Reise, wo er die Frau mit dem wunderschönsten Gang der Welt entdeckt. Christoph Grissemann und Dirk Stermann haben in „Speichelfäden in der Buttermilch“ aus einem Tagebuch gelesen, wo sie sich zerfetzten, das ich, glaube ich, an dieser Stelle schon einmal hörte und Susanne Scholl berichtete in „Allein zu Haus“ von Rußland und der Asylwerberproblematik, letzteres kam am Samstagmorgen, mit Ludwig Lahers „Verfahren“ nochmals. Inzwischen hat Peter Rosei seinen neuen Roman „Geld“ vorgestellt und eine kleine Regelwidrigkeit hat es auch gegeben, ist Doron Rabinovicis „Andernorts“ ja schon im Vorhahr erschienen und die Stellen, die er gelesen hat, habe ich auch schon in der Hauptbücherei gehört, er hat aber brillant gelesen. Dann kam Musik, nämlich Ernst Molden, der früher dort seine Krimis vorgestellt hat, jetzt hat er sein neues Liederbuch vorgestellt und alte Songs z.B., den von der „Hammerschmidgassn“ gesungen und der Burgtheaterblock. Da war, glaube ich die Idee, daß die Schauspieler, wenn die Veranstaltung schon „Rund um die Burg“ heißt, sich nach der Vorstellung präsentieren konnten. Inzwischen gibt es eigene Literaturprogramme und da ging es diesmal um Künstler und Tiere. Bei der Kriminacht gab es diesmal nicht so viel Bekanntes und was mich ein wenig wunderte, Eva Rossmann, die eigentlich immer gelesen hat, fehlte mit ihrem neuen Krimi. Dafür eröffnete Stefan Slupetzky. Alfred Komarek „12 Mal Polt“ habe ich schon gehört, da bin ich ein bißchen herumgegangen und Peter Henisch, dessen Novak als Krimi galt, obwohl er keiner ist, es gibt aber eine Pistole am Cover, habe ich ja inzwischen zweimal bekommen. Christian Gruböck, das ist, glaube ich, ein Ex-Polizist, der einen Art Weltverschwörerroman der in Amerika spielt „Bis der Tod euch rettet“, geschrieben hat, kannte ich nicht. Aber Peter Clar „Alles was der Fall ist“ und das ist eigentlich auch kein Krimi und Rudolf Habringers neues Buch ist offenbar auch eher eine Dreieckgeschichte. Dafür hatte die Erotiknacht mit Valerie Fritsch aufzuweisen, deren Ärtzin, die einmal Hure war, inzwischen als Buch erschienen ist und das war sehr erotisch, ebenso aber ganz anders Christops Braedle „Wiener Decameron“, wo auch die Welt am Untergehen ist und sich die Senioren retten wollen, indem sie sich erotische Geschichten erzählen und die von dem Sexmenu im Riesenrad, wo ein schüchterner Junge entjungfert wird, war sehr amüsant. Das war auch die Zeit, wo ich überlegte, ob ich nicht doch nach Hause gehen will, ich habe aber Daniel Wissers Bachmanntext und Robert Prosser noch einmal gehört, beiden Bücher liefen als Erotik und beide sind bei Klever erschienen. Um fünf kam ein ORF Reporter und erzählte von nine elefen, damit war die Erotik dann beendet, ich frühstückte und hörte mir Ludwig Laher, Maya Haderlap und Josef Winkler an. Letzter hat ein neues Buch „Die Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär“, darüber hat er im Jänner in den „Tonspuren schon gesprochen, es geht um seine Kärtner Kindheit und den lieben Gott, der ihm ziemlich gewaltätig aufgezwungen wurde, um das Lesen und, wie das Bauernkind zu seinen Karl May-Büchern kam. Walter Baco war dann eine nicht so prominente Überraschung, das gibt es auch immer wieder, daß vereinzelt nicht so ganz bekannte Namen auftreten und das finde ich natürlich gut. Danach kam Mieze Medusa mit der Slam Poetry Stefan Abermann, Yasmin Hafdeh und noch einen dritten und da hätte ich fast ein Poetry Slam Buch gewonnen. Die Präsentation der Klassen der Schule für Dichtung war auch sehr interessant, vor allem da, glaube ich, zwei Studenten der Sprachkunst nämlich Anna Gschnitzer und Irmgard Fuchs in der Klasse von Julian Schutting dichteten. Bei den Sachbüchern stellte Niki Glattauer „Die Pisalüge“ vor und gab einen treffenden Einblick, was so in den Schulen abläuft und Florian Klenk vom Falter hat neue Sozialreportagen und erzählte, was sich in Favoriten tut. Dann kam noch Gustav Ernst, den ich schon kannte, Michael Stavaric mit einem Art Tierlexikon für Erwachsene mit erfundenen und realen Tieren, zum Beispiel dem „Biest, das dem Begräbnis folgt“, das alle auffrißt, aber auch den Titeltieren „Nadelstreich und Tintenzisch“.
Clemens J. Setz mit dem „Mahlstädter Kind“, das heißt er las die Geschichte von dem Mann, der eine Leiche in seiner Wohnung finde und ein paar Gedichte. Ansonsten erzählte er viel, zum Beispiel, daß er 2007 mit seinem ersten Buch, um sechs Uhr früh gelesen hat. Er meinte, daß da noch die Herren von der Erotiknacht in der ersten Reihe gesessen und gegangen sind, als er kam, da weiß ich nicht so recht, ob da nicht ein bißchen Fiktion dabei ist, da um sechs die Erotiknacht längst vorüber ist und Herren in Trenchcoats sind meistens nicht dabei, sondern nur ein paar Übergebliebene oder Freunde der Autoren, die dann aber gleich verschwinden. Gerhard Rühm und noch einige andere gab es auch und ich habe, obwohl ich gar nicht so wenig schon kannte, wieder einen guten Einblick in die österreichische Literatur bekommen.
Und hier das Archiv: 2008, 2009, 2010
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