Die Literaturhausfeiern gingen weiter mit einem Rechtsschwerpunkt am Nachmittag: Literaturhaus sozialrechtlich, steuerrechtlich, urheber- und vertragsrechtlich.
Da saß ich in meiner Praxis, machte meine Stunden und bin erst am Abend zur Literaturhausdiskussion „Ich zahl für mein Buch? – Verlagsvertrag, Verlag, Eigenverlag, Selbstzahlerverlag“ mit Sandra Czillag von der Literar Mechana und Benedikt Föger vom Hauptverband des österreichischen Buchhandels, moderiert von Gerhard Ruiss gegangen.
Ein wichtiges Thema, weil es viele Vorurteile trifft und da kann ich mich, um wieder aus dem Nähkästchen meines Gedächtnisses zu plaudern, an eine Veranstaltung in der Alte Schmiede vor dreißig oder so Jahren, als die noch im zweiten Stock in dem Hof stattfanden, der inzwischen wahrscheinlich eine Garage ist, erinnern, als ein Autor eine selbstgemachte Broschüre präsentierte und Kurt Neumann erklärte, daß so was keine Chance im Literaturbetrieb hat. Mein erster Kontakt mit diesem Thema, später las ich dann in Zeitschriften, daß man seine Sachen nicht selber machen darf, weil man dann weder in den Pen noch sonst wohin kann, weil solches als unseriös gilt. Damals hatte ich zaghaft meine Fühler nach der Verlagslandschaft ausgestreckt und 1989, die „Hierarchien“ an zweiundvierzig Verlage geschickt und zweiundvierzig Absagen bekommen. Da habe ich schon damals, dem damaligen Chef der BUMUK-Literaturabteilung Ministerialrat Unger einen Brief geschickt und um fünfzehntausend Schilling Zuschuß gebeten, damit ich es selber machen kann und das am nächsten Tag Jack Unterweger geschrieben. Der mir daraufhin sofort ein Formular schickte, daß er es in der Edition Wortbrücke machen wird. Dann kam das Buch mit einer ISBN-Nummer in einer fünfhundert Stück Auflage, die Schachteln habe ich noch immer in Harland, weitere Jahre der vergeblichen Verlagssuche, irgendwann wollten Valerie Szabo, Elfriede Haslehner Hilde Langthaler und ich ein Vier-Frauenbuch machen. Elfriede Haslehner schrieb einen Kremser Kleinverleger an, der mehrere tausend Schilling von jeder haben und sich die Subvention als Lektoratshonorar verrechnen wollte. Das ist an meiner Absage gescheitert. Inzwischen kam langsam das Book on Demand auf. 2000 schenkte mir Alfred „Die Wiener Verhältnisse“ in fünfzig Stück zum Geburtstag, die er bei Digibuch/Melzer drucken ließ.
Dann gab es eine von Gerhard Ruis veranstaltete Diskussion über Book on Demands im Literaturhaus und 2005 machte ich, als ich das noch durfte, dort eine Diskussion und Lesung „Selbstgemacht – Die Literatur neben dem Literaturbetrieb“, mit Uwe Bolius, der ein oder mehrere Bücher bei BoD herausgab, Margot Koller, die selbst verlegt, Ruth Aspöck mit ihrem Kleinverlag die Donau hinunter und mir, die ich die fünfzig Bücher, die ich mir jeweils drucken lasse, fünfundzwanzig gibt es, glaube ich jetzt schon, Digitaldruck nenne und mich weigere mich als Eigenverlegerin zu bezeichnen.
„Wow!“, habe ich beim ersten Buch gedacht.
„Wie schön, wie schnell, wie billig!“
Ist es auch, das Problem ist nur die Ignoranz des Literaturbetriebs und die Vorurteile, die es immer noch darüber gibt, daß man dann nicht in den PEN eintreten darf, was ich ohnehin nicht kann, weil ich aus der GAV nicht austrete oder nie mehr von einem Verlag genommen werden wird, etc.
Stimmt nicht, wie Beispiele, wie z.B. Nele Neuhaus und anderen beweisen, die ihre Bücher bei BoD machen und durch große Eigenwerbung, viel verkauften oder sogar irgendwann bei Ulstein landeten und die Sache mit den e-Books, die ja jeder selbst bei Amazon einstellen kann, macht das Ganze noch einmal anders. Vorurteile gibt es aber immer noch und wie meistens bei solchen Veranstaltungen ein volles Literaturhaus, denn es gibt ja sehr viele Leute die schreiben und nicht alle finden ein Verlag.
So hat mir gleich Elfriede Haslehner zugeflüstert, daß sie gerade über meine Bücher gesprochen hat, Margit Heumann hat mir zugewinkt und es waren glaube ich, mehrere Selbstverleger oder Verlagssucher im Publikum. Gerhard Ruis stellte das Podium vor und begann gleich mit einer Frage zu den Verlagsvertragen, auf was man achten muß und was einen seriösen Verlag ausmacht?
Das ist ganz einfach, ein seriöser Verlag verlangt kein Geld, hat ein Lektorat und einen Vertrieb und macht für das Buch auch Werbung. Das Problem ist nur, er ist nicht nur in Zeiten, wie diesen mit den täglich zwei bis drei unverlangten Zusendungen überfordert und nimmt einen nicht, wenn er einen nicht kennt und weil da einige überbleiben hat sich der Geschäftszweig der sogenannten Selbstzahler und Zuschußverlage herausgebildet, die auf die psychologische Schiene aufspringen und das Manuskript erst einmal loben. Sie machen es, wenn man so und so viele tausend Euro dafür zahlt. Da muß man dann einen Vertrag unterschreiben, wo man alle Rechte verkauft und sich vielleicht verpflichtet sein Leben lang dem Verlag alle Bücher anzubieten und von der Literaturwelt erntet man Spott und Hohn, kein Rezensent bespricht einen, man darf nicht im Literaturhaus lesen etc.
Eine miese Sache, die abgelehnten Autoren scheinen sich trotzdem darum zu reißen und fahren ein, was mir unverständlich ist, da man es mit BoD oder mit der nächsten Druckerei viel schneller und billiger machen kann.
Daß man damit auch ein bißchen Spott und Hohn ernten kann, erlebe ich gelegentlich im Literaturgeflüster. Förderung, Buchprämien und wahrscheinlich Preise lassen sich damit auch nicht bekommen. In der Autorensolidarität gibt es aber eine Portraitreihe, wo ich einmal präsentiert wurde, das Resultat war Streit mit der B., die ihren Ruf gefährdet sah, weil sie auf einem Foto mit mir abgelichtet war.
So schlimm ist es zum Glück nicht, habe ich mit der Sophie Hungers ja sogar eine Literaturhausrezension bekommen und auch in der Alten Schmiede gelesen.
Die Vorurteile halten aber lang und manche Autoren scheinen auch wirklich so unerfahren zu sein, daß sie bei einem der Zuschußverlage bezahlen. Ich denke mir, daß sich das ändern kann, wenn die Leute über die Bods aufgeklärt werden und habe das auch in die Diskussion eingebracht.
Benedikt Föger erzählte auch von einem Nachbarn Thomas Bernhards, der ein Buch über den großen Meister schrieb, es selbst veröffentlichte und daran so gut verdiente, daß er es gar nicht mehr bei einem Publikumsverlag machen wollte.
Das gibt es also auch, obwohl sich das Dilemma zeigte, in der die Sache steckt. Denn ein Zuschuß- und ein Publikumsverlag sind zwei verschiedene Dinge, der erstere ist ein Dienstleister und verkauft den Autoren Bücher, der andere kauft sie ihnen ab. Wenn das Erstere seriös geschieht ist nichts dagegen zu sagen, tut es derzeit offenbar nicht, obwohl der Novum Verlag, bei dem ich mir zwölf Bücher drucken ließ und lange damit zufrieden war, bis mir der Digitaldruck.at ein Gratisbuch in Aussicht stellte, einen Wirtschaftspreis bekommen hat, weil er Autoren fördert und Arbeitsplätze schafft.
Für Bücher zahlt man nicht, man bekommt für sie bezahlt, ist das Argument. Nur was tut man, wenn man, aus welchen Gründen auch immer, keinen Verlag findet und trotzdem schreiben will?
Da sind die Bods und der Digitaldruck ein wahrer Segen, finde ich. Mit der Häme muß man umgehen lernen und die Fragen aus dem Publikum zeigten, daß ich nicht die einzige verlagslose Schreiberin bin. Soll man es nicht mit einer Agentur versuchen? Klar, nur die seriösen Agenturen suchen einen genau, wie die Verlage aus und nehmen nicht jeden, die schlechten veranstalten Preisausschreiben, wo ich einmal ein Stipendium mit „Tauben füttern“ gerade nicht gewonnen habe. Weil mein Text aber so „gut“ war, ihn um neunhundert statt um zweitausendfünfhundert Euro lektorieren lassen hätte können und weil ich das nicht wollte, einen kostenlosen Agenturvertrag bekam, nur im Erfolgsfall wären fünfzehn Prozent zu zahlen gewesen. Ich bekam auch ein Angebot eines Renaissance-Verlags. Ich glaube, ich hätte viertausend Euro für tausend oder so Bücher zahlen müßen. Im „Wilden Rosenwuchs“ habe ich darüber geschrieben und das Buch bei der „Grundeinkommendiskussion“, die ich nicht mehr im Literaturhaus machen durfte, im Amerlinghaus vorgestellt.
So ist der Stand der Dinge ein wenig hatschert, denn es schreiben offenbar mehr Leute, als die Verlage Kapazitäten haben und die Zuschußverlage gelten nicht als Dienstleister, sondern als Verlage, sind also Mitglied beim Hauptverband und haben, weil sie an ihren Autoren viel verdienen, große Stände in Leipzig, Frankfurt und bei der Buch-Wien. Fangen die Autoren, die mit ihren Manuskripten dort herum gehen auch gleich ein oder verteilen große Plastiktaschen, von denen ich einge zu Hause habe.
Eine Lösung konnte die Diskussion nicht bringen. Irgendwie scheinen die erfolglosen Autoren überzubleiben, die Literarmechana kann sie nur beraten, die IG Autoren ihre Bücher nicht in ihren Katalog aufnehmen, allerdings wurde ein Ehrenkodex beschlossen, den Hauptverband, Literarmechana und IG-Autoren herausbringen wollen.
Nachher gab es Wein, Knabbergebäck und Small talk zum Thema. Ich habe mich mit Helga Schwaiger, Elfriede Haslehner und einem Lyriker unterhalten, der auch gestern bei der Bibliotheksführung war und die „Absturzgefahr“ einige Male herumgezeigt. Am meisten ärgert mich da, wenn die Leute „schön“ sagen, ohne in das Buch hineinzusehen. Denn wenn man das nicht tut, weiß man nicht was drinsteht. Wenn man es nicht kaufen will, heute habe ich gehört, daß Eigenverleger ihre Bücher verkaufen dürfen, während Gerhard Ruis früher sagte, daß das den Autoren eigentlich verboten und es eine Grauzone ist, wenn sie sie auf Lesungen mitnehmen, kann man auf meiner Homepage nachsehen und Probelesen. Im Literaturgeflüster gibts den Entstehungsbericht.
2011-09-27
Verlagsvertrag, Verlag, Eigenverlag, Selbstzahlerverlag
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