Gestern Morgen weckten mich die Kulturnachrichten im Morgenjournal, mit dem Hinweis, daß ein neues Buch des letzten Nobelpreisträgers Mario Vargas Llosa erschienen ist, was ich schon vom blauen extra Sofa wußte, weil ich ja eine eifrige Buchmessensurferin bin und, daß um zwölf Uhr Mittag in der Hauptbücherei das zehnte „Eine Stadt.Ein Buch“, nämlich Mario Vargas Llosas „Der Geschichtenerzähler“, verteilt wird. Was ich ebenfalls schon wußte und den zwölf Uhr Termin in meinen Kalender eingetragen hatte. Vorher erwartete ich noch eine Klientin, die nicht kam und hatte eine Befundbesprechung, die etwas länger dauerte, so daß die Eröffnungszeremonien schon vorüber waren, als ich um halb eins die Hauptbücherei erreichte und mir die Menschen entgegen kamen, die ein, zwei oder vielleicht sogar mehr Exemplare ergattert hatten. Ein junger Mann mit wahrscheinlichen Migrantenhintergrund, lief sogar darin lesend an mir vorbei und unser Bürgermeister kann sich freuen, daß es ihm gelungen ist, die Wiener Bevölkerung zum Lesen zu bringen.
Ich stehe dieser Aktion ja etwas skeptisch gegenüber, obwohl ich mir alle Bücher geholt habe und mich einmal auf der Buchwoche mit den Veranstaltern gestritten habe, weil sie es nicht vorher hergaben, sondern man auf den Bürgermeister warten mußte. Der Bürgermeister hält ja viel von dem pädagogischen Aspekt eine Stadt mit einem Buch zu beschenken und es ist auch ein erhebender Gedanke sich vorzustellen, daß jetzt eine Weile lang die Wiener und Wienerinnen Varga Llosas lesend in den U- und Straßenbahnen sitzen.
In der Realität spielt es das wahrscheinlich nicht so und es gibt auch einen Film der Werkstatt für Kunstberufe, wo sie den Weg von Nick Hornby „Fever Pitsch“ bis zu den Flohmärkten bzw. zu den E-bay Verkäufen verfolgten. Da bin ich auch wieder skeptisch und denke, daß das Buch für die nächsten Jahre wahrscheinlich unverkäuflich ist, sehe die bisherigen Bücher aber regelmäßig im Bücherschrank und fand sie auch schon in so mancher Flohmarktkiste.
Ob die Wiener dadurch mehr lesen, weiß ich nicht. Ich denke, das Lesen geht ohnehin zurück und wenn ich an die zwanzig Prozent sekundären Analphabeten denken, die unsere Schulen so verlassen, ist diese Aktion sicher löblich. Allerdings könnte einem auch die Zumutung stören, daß die Wiener so arm oder kulturell uninteressiert sind, daß sie sich ohne „echomedia“ keine Bücher leisten können oder wollen.
Sei es wie es sei, ich habe mir jedes der Bücher geholt, auch Toni Morrisons „Sehr blaue Augen“, obwohl ich das schon gelesen hatte und habe alle gelesen, auch Nick Hornbys „Fever Pitsch“, das aber sehr ungenau, da ich Fußball ja nicht so mag. Also wieder ein neues Buch, von dem ich nicht weiß, in welche meiner Leselisten ich es stellen soll, die von 2011 ist ja schon ziemlich voll und 2012 auch schon zur Hälfte verplant. Lesen werde ich es bestimmt, denn ein Nobelpreisträger interessiert mich ja. Und der war vorige Woche in Frankfurt, weshalb das Buch wahrscheinlich jetzt und nicht erst zur Buch Wien verteilt wird und hielt am Abend eine Lesung in der Fernwärme, ein große Konkurrenz zu den anderen literarischen Veranstaltungen und dort wird es wahrscheinlich auch sehr voll gewesen sein, da man sich ja gleich ein Autogramm holen konnte. In den letzten beiden Büchern, habe ich eines, denn die wurden ja in der Buch-Wien vorgestellt und bei „Fever Pitch“ war ich zwar bei der Lesung im Rathaus, aber da bin ich ganz vorne, wieder neben Peter Henisch gesessen und hatte kein Buch dabei und hinauszugehen, um mir eines zu holen, konnte ich nicht, denn dann wäre nicht mehr hinein gekommen. Bei Frederic Morton war ich vor zehn Jahre in der Volkshochschule Brigittenau, ob ich mir das Buch unterschreiben habe lassen, müßte ich erst nachsehen, aber diesmal hatte ich nicht vor mich bei der Fernwärme, einem der Sponsoren, zu drängen, sondern wollte eigentlich ins Amerlinghaus, wo die Anthologie „Weg-Kreuzungen“ vorgestellt wurde, wo Emily Walton einen Text hat. Dann habe ich aber ins Programm der Gesellschaft für Literatur geschaut und umdisponiert, denn da wurden zwei Bücher aus dem Haymon Verlag nämlich Irene Pruggers „Letzte Ausfahrt vor der Grenze“ und Wolfgang Hermanns „Die Augenblicke des Herrrn Faustini“ vorgestellt. Wolfgang Hermann habe ich zwar schon bei „Rund um die Burg“ aus seinem dritten „Faustini“-Roman lesen hören. Irene Pruggers „Letzte Ausfahrt vor der Grenze“ interessiert mich aber sehr, so habe ich umdisponiert und bin in die Herrengasse gegangen. Da war es dann sehr tröstlich fünf Minuten vor sieben zu erscheinen und auch nur eine Handvoll Zuhörer zufinden. Insgesamt habe ich, glaube ich, zehn Personen gezählt. Christl Greller, die auch eine eifrige Veranstaltungsbesucherin ist, war da. Helmuth A. Niederle hat eingeleitet und Wolfgang Hermann entschuldigt. Für ihn hat eine Burgschauspielerin gelesen, aber zuerst kam die 1959 geborene Tiroler Autorin an die Reihe und stellte ihren Geschichtenband vor. Sechzehn Erzählungen, die wenn ich Helmut A. Niederle richtig verstanden haben, von der Liebe und vom Tod handeln, aber alle Erzählungen tun das ja und so lobte er besonders die Pruggerische Sprache und erwähnte, daß die Geschichten an besonderen Orten, wie in einer Therapiestunde, in einem Thermalbad ect spielen. Irene Prugger las drei Geschichten an, die erste heißt „Die Therapiestunde“, da geht ein Paar in Paartherapie, weil es mehr Zeit für einander haben will, aber sonst ist es eigentlich ohnehin sehr glücklich und verliebt, was die Therapeutin, die selbst nicht so eine gute Beziehung hat, ein bißchen verwirrt, so daß sie nach den Drops auf ihren Tisch greifen muß und am Ende stellt sich noch heraus, das Paar ist zwar verheiratet, aber nicht miteinander.
„Welche Ehe wollen Sie retten?“
„Alle drei!“
Die zweite Geschichte war die, die in Thermalbad handelte, da schwimmt ein Aal im Naturbasin und die Männer trennen sich von den Frauen, jagen ihn, während sich die Frauen mit einem Oberstudienrat vergnügen, eine sehr erotische Geschichte und so blieb es auch, denn die letzte Erzählung handelt von vier Morden und den Messern, die die Geliebte, dem Geliebten, sich selbst oder seiner Frau ins Herz sticht.
Dann folgte die Burgschauspielerin mit dem „Herrn Faustini“, die ja auch bei einer Therapeutin, nämlich Angela Nußbächle, beginnt. Herr Faustini entdeckt bei sich einen Riß, fährt nach Dornbirn ins Therapeutenhaus und erzählt der Therapeutin so lange davon, bis die auf Urlaub fährt, worauf sie beschließt, daß er sich selber helfen muß. Er fährt dann auch auf Urlaub. Bei „Rund um die Burg“ hat Wolfgang Hermann die Stelle gelesen, wo er sich von einer Telefonistin die beste Zugsverbindung nach Edenkoben, den Ort, den er mit dem Finger auf der Landkarte gefunden hat, erklären läßt und am Bahnhof eine Frau mit einem wunderschönen Gang trifft. Die Schauspielerin hat von einem kleinen Mann mit roter Jacke, den Faustini in einem Supermarkt trifft, gelesen, der dort unglücklich herumsteht, weil es nichts zu essen gibt, weil ja alles vakuumverpackt und tiefgekühlt und dann noch eine Stelle, wo beide Lottospielen.
Es ist schon der dritte „Faustini“-Roman, den Wolfgang Hermann geschrieben hat. Und weil ich mich viel im Literaturbetrieb herumtreibe und mich früher auch um den Siemens Literaturpreis beworben habe, habe ich auch den Vorläufer Faustini kennengelernt, mit dem Wolfgang Hermann 2002 bei Siemens gewonnen hat.Dann ist „Herr Faustini verreist“ und „Herr Faustini und der Mann im Hund“ erschienen. Alles schrullige Geschichte um einen schrulligen Mann, mit einer sprachlichen Genauigkeit und einer großen Naivität erzählt, die eine köstliche Satire auf dieses Leben geben. Bei ein paar Wolfgang Hermann Lesungen bin ich schon gewesen.
Nachher gabs ein Glas Wein und eine interessante Diskussion, weil man in der kleinen Runde schnell ins Gespräch gekommen ist. Irene Prugger hat Christl Greller und mich von den GAV- Sitzungen erkannt und eine andere schreibende Dame gab es auch, die erzählte, daß sie zwar mehr an der französischen Literatur interessiert ist, aber viel Intimes vom Literaturbetrieb zu berichten wußte.
2011-10-19
Drei Bücher
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